Laser 2020

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Interview

Magdalena Gschnitzer Umweltaktivistin

Wie würden Sie sich selbst als Person beschreiben? Ich bin eine Träumerin voller Hoffnung für eine bessere Zukunft unseres Planeten. Hoffnung ist sehr wichtig, Hoffnung alleine wird uns aber nicht retten. Es reicht nicht zu hoffen, es ist jetzt notwendig zu handeln und sich einzusetzen für den Frieden in unserer Welt. Wir müssen für die Gerechtigkeit aufstehen. Seit sieben Jahren setze ich mich genau für diese faire und tierleidfreie Welt ein, denn ich möchte mithelfen, eine Welt zu gestalten, in der ich selbst leben möchte. Um das zu erreichen, musste ich beginnen hinzuschauen. Ich durfte lernen, meine Verantwortung wieder in meine eigene Hand zu nehmen. Heute ermutige ich Menschen dazu, nicht mehr länger wegzuschauen und daran zu glauben, dass ihre Stimme wertvoll und wichtig ist. Ich bin eine Frau voller Energie, Enthusiasmus und Begeisterung, welche ihre Lebensaufgabe darin gefunden hat, andere Menschen mit genau dieser Begeisterung anzustecken. Wie hat alles begonnen? Was hat Sie inspiriert zu Ihren Projekten bzw. Ihrer Teilnahme an Aktionen? Gab es ein einschneidendes Erlebnis? 2013 war ich als Touristin zum Tauchen in Thailand und habe bei einem Tauchgang einen Zackenbarsch gesehen, der in einem Geisternetz gefangen war. Geisternetze sind die Netze, welche bei der Fischerei absichtlich oder unabsichtlich verloren gehen und nun lose in den Meeren herumtreiben oder sich um Korallen wickeln. Diese Netze schwimmen zu Tausenden in den Meeren und fangen weiterhin viele Tiere, welche darin sterben - für nichts. Dort in Thailand verstand ich zum ersten Mal in meinem Leben, dass dieser Fisch auch wegen meiner Entscheidungen in diesem Geisternetz gefangen war, denn ich hatte mich bis dahin nie über

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die Hintergründe und Auswirkungen der Fischerei informiert, hatte selbst Fisch gegessen und keinen Schimmer davon, wie sich das auf diese Welt auswirkt. Ich konnte ab diesem Anblick, ab dem Moment, wo ich den Fisch in dem Netz sah, meine Verantwortung nicht mehr abschieben und wollte diesem Fisch helfen. Da wir kein Messer und auch keine Schere bei uns hatten, konnten wir den Fisch erst beim zweiten Tauchgang aus dem Netz befreien. Als wir das Netz aufgeschnitten hatten, schwamm der Fisch sofort weg und versteckte sich unter einem Korallenblock. Wir nahmen alles vom Netz, was wir von den Korallen entfernen konnten, unter den Arm und tauchten mit großer Freude weiter, glücklich darüber, dass der Fisch nun frei war. Dann passierte jedoch etwas Wunderschönes: Nach einigen Minuten kam der Fisch aus seinem Versteck hervor, schwamm zu uns, Seite an Seite mit uns mit und blickte mir direkt in die Augen. Dieser Moment veränderte mein Leben und stellte meine Glaubenssätze komplett auf den Kopf. Ich spürte, dass der Zackenbarsch sich bei mir für seine Befreiung bedankte. Von da an wusste ich genau, warum ich auf dieser Welt bin und was ich in Zukunft tun wollte. Ich erkannte meine Aufgabe und nahm sie dankend an. Seitdem setze ich mich für die Meere, die Tiere und einen fairen Umgang mit der Natur ein. Wie wurden Sie bzw. wie wird jemand Mitglied bei Sea Shepherd? Ich bin seit 2014 Frei-

willige bei Sea Shepherd, da ich mich damals für die Kampagne „Operation Grindstop“ auf den Färöer Inseln beworben hatte. Mittlerweile war ich bei sieben Kampagnen weltweit dabei. Sea Shepherd macht viele verschiedene Kampagnen zum Schutz der Meere weltweit und jede*r, die/der mitmachen will, kann sich ganz einfach auf der Sea Shepherd Webseite informieren. Dort gibt es Informationen zu jeder Kampagne und auch die Möglichkeit, sich als Freiwillige*r zu melden. Dafür braucht man lediglich ein Anmeldungsformular ausfüllen und es an Sea Shepherd schicken. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, freiwillig mitzuarbeiten, entweder bei Infoständen vor Ort oder bei Land- und Seekampagnen. Da die Sea Shepherd-Schiffe meistens schnell


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