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Birgit Pichler
from Laser 2020
by TFO Bruneck
Gründerin der Schülerzeitung Laser
Wie geht es Ihnen in Ihrem neuen Beruf als Direktorin? Es geht mir sehr gut. Ich arbeite seit dem 1. September 2019 an den Oberschulen J.Ph.Fallmerayer in Brixen und wurde vom Team der Lehrpersonen, dem Verwaltungspersonal und den Schulwartinnen sehr herzlich aufgenommen.
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War es schon immer Ihr Traum, Direktorin an einer Schule zu werden? Ich war 20 Jahre lang begeistert Lehrerin und habe großen Respekt vor diesem Berufsbild. Vor zwei Jahren habe ich mir das Ziel gesetzt, mich beruflich weiterzuentwickeln und als 2018 der Wettbewerb für Schulführungskräfte ausgeschrieben wurde, habe ich darin eine gute Möglichkeit gesehen, um mich zu verändern.
Sie leiten eine Schule mit verschiedenen Schultypen. Welche Herausforderungen ergeben sich daraus? Die Schule hat ein Realgymnasium, das Realgymnasium mit angewandten Naturwissenschaften, das Sprachengymnasium und eine Technologische Fachoberschule der Fachrichtung Informatik. 1945 war „das Fallmerayer“ das einzige deutschsprachige Lyzeum in Südtirol und ein Novum, denn bis dahin hatte es als Sekundarstufe nur das Humanistische Gymnasium gegeben. 1987 kam das Neusprachliche Gymnasium dazu und 1992 die TFO. Es ist in den letzten Jahren gelungen, aus den Lehrpersonen ein Kollegium zu formen, das gut zusammenarbeitet. Dieses Zusammenspiel kann noch verbessert und ausgeweitet werden. Weitere Herausforderungen sind sicherlich die klare Profilierung der Schule, den Prozess der Schulentwicklung und den Umbau der Schule voranzutreiben, zumal der Schulbau aus dem Jahre 1975 in vielen Bereichen nicht mehr den aktuellen Anforderungen entspricht. Was sind Ihre Ziele als Direktorin? Haben Sie schon einige davon umgesetzt? Meine Ziele als Direktorin für dieses Schuljahr bestanden darin, genau hinzuschauen und hinzuhören, wo die Bedürfnisse der Lehrpersonen, der Schüler*innen und des Verwaltungspersonals sind. Das habe ich gemacht und davon ausgehend habe ich mir gemeinsam mit meinem Team Ziele gesetzt. Zwei Beispiele: Für das Sekretariat haben wir die Öffnungszeiten reduziert, damit die Sekretärinnen 1,5 Stunden am Stück in Ruhe arbeiten können. Im Sommer wird ein ungenutzter Raum zu einem Aufenthaltsraum umgebaut, wo sich Lehrpersonen, Schüler*innen und Schulwartinnen über Mittag bzw. bei Bedarf zum Essen, zum Reden oder Kochen zurückziehen können.
Was hat Ihnen besonders an unserer Schule gefallen? Die TFO Bruneck hat sehr viele motivierte Lehrpersonen, die sich nicht nur um die fachliche Qualifikation ihrer Schüler*innen bemühen, sondern auch um eine ausgewogene Allgemeinbildung. An der TFO werden jedes Jahr viele spannende Projekte verwirklicht, die durch die nötige Freiheit und viel Vertrauen von Seiten der Schulführungskräfte zustande gekommen sind.
Die Schülerzeitung „Laser“ feiert heuer ihr 10-jähriges Jubiläum. Wie sind Sie dazu gekommen, die Schülerzeitung „Laser“ zu gründen, und wie hat sich das Ganze im Laufe der Zeit weiterentwickelt? Da ich in meiner Studienzeit selbst bei einer Zeitung gearbeitet habe und diese Arbeit eines Journalisten als spannend, verantwortungsvoll und sehr abwechslungsreich empfunden habe, wollte ich diese Erfahrung auch an meine Schüler*innen weitergeben. An der TFO (damals GOB) gab es bereits ein Jahrbuch, das damals niemand weiterführen wollte. Werner Sporer - damals Direktor der Schule - hatte ein offenes Ohr für unser Anliegen und so habe ich gemeinsam mit Martin Dapunt, damals Rechtskundelehrer, die erste Schülerzeitung herausgegeben. Wir wollten die Realität des Schulalltags widerspiegeln, gute Fotos abdrucken, informieren und unterhalten. Viele Lehrpersonen haben das Projekt jedes Jahr unterstützt und mitgetragen. Im Laufe der Jahre hat sich mit Lioba Koenen und Maria Luise Kreithner ein eingespieltes Team entwickelt, das sich einmal pro Woche am Vormittag mit Schüler*innen trifft, die gerne schreiben, recherchieren, und kreativ sein wollen.
Sie haben die Schülerzeitung ja für mehrere Jahre geleitet: Haben Sie einige Tipps, die Sie uns weitergeben möchten? Eine Schülerzeitung zu gestalten ist eine spannende und lohnende Arbeit. Es braucht von Seiten der Lehrpersonen Mut, Gelassenheit und ein gutes Zeitmanagement. Die Schüler*innen benötigen Freude am Schreiben, Kreativität, Sorgfalt und Durchhaltevermögen.
Können Sie uns drei Schlagwörter nennen, die die „Schule der Zukunft“ prägen werden? Ich nenne euch vier Schlagwörter, die gleichzeitig jene Kompetenzen sind, die für Lernende in Zukunft von herausragender Bedeutung sein werden: Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken.
Plastikfluten
Die Welt versinkt in Plastik und wir sehen nur zu
Wissen Sie, wie viel Kilogramm allein an Verpackungsmüll jede*r EU-Bürger*in pro Jahr produziert? Vermutlich nicht. 28 kg pro Kopf und Jahr (Stand 2016). Aktuell leben in Europa 512,6 Mio. Einwohner. Also kann ganz einfach ausgerechnet werden, wie viel Verpackungsmüll in Europa produziert wird. Das wären 14,35 Mio. Tonnen Verpackungsmüll pro Jahr. Das könnte jetzt in manchen Ohren nach nicht sehr viel klingen, aber im Vergleich wären das 115.000 FLIRT-Züge. Da stellt sich die Frage, woher der ganze Verpackungsmüll kommt. Wenn Sie das nächste Mal in einen Supermarkt gehen, achten Sie bewusst darauf, wie viele Produkte in Plastik eingehüllt sind. Sie werden feststellen, dass die absurdesten Produkte in Plastik verpackt werden, aber die Menschen werden sie trotzdem kaufen, weil Ihnen einfach nicht bewusst ist, wie schädlich Plastik für unsere Umwelt ist. Oder es stehen keine plastikfreien Alternativen zur Verfügung.
Warum Plastik so gefährlich ist
Die für die Herstellung verwendeten Chemikalien wie Bisphenol-A (BPA), Weichmacher (Phthalate), Polyvinylchlorid (PVC) oder Polycarbonat (PC) schaden Mensch, Tier und Umwelt. Dazu kommt noch, dass Plastik im Schnitt 450 Jahre benötigt, um abgebaut zu werden. Und Plastik löst sich nicht komplett auf. Es zerfällt mit der Zeit in winzige Partikel. Das sogenannte Mikroplastik landet in der Erde, den Gewässern und im Meer. Diese Plastikpartikel sind viel zu klein, um gefiltert zu werden. Das Mikroplastik wird z.B. von Tieren aufgenommen, die wiederum auf unserem Teller und damit in unserem Körper landen. Dadurch können gesundheitliche Schäden, wie z.B. Allergien, Krebs, hormonelle Schwankungen, Unfruchtbarkeit, Fehlgeburten, Herzerkrankungen, Organversagen usw. entstehen.

Warum Plastik oft nicht recycelt wird
In Europa werden gerade einmal 30% der Kunststoffabfälle recycelt. 31% werden deponiert und 39% verbrannt. Die Verpackungsverordung der EU schreibt vor, dass die Hersteller mitverantwortlich für die Entsorgung der Verpackungen sind. Daraufhin wurde der Grüne Punkt eingeführt, der darauf hinweist, dass diese Verpackung recycelt werden kann. Jedoch ist dieser Grüne Punkt nicht die Endlösung. Kunststoffe müssen zur Wiederverwendung sortenrein sein. Zu erschwerten Bedingungen kommt es durch Verunreinigung der Recyclingcontainer durch andere, nicht recycelbare Abfälle, die aufwändig aussortiert werden müssen. Die Folgen sind erhöhte Kosten für die Hersteller, die nicht bereit sind, diese zu bezahlen. Deshalb liegt die Nachfrage von recyceltem Plastik europaweit bei gerade einmal 6%. Ein anderes Problem besteht auch darin, dass Menschen recycelbare Produkte oft in den Restmüll werfen. Auf diese Weise wird ein Viertel der im
Restmüll gelandeten recycelbaren
Plastikflaschen verbrannt.
Plastikalternativen
Die Wissenschaft arbeitet bereits mit Hochdruck an einer guten und günstigen Alter-
native. Es gibt bereits Prototypen aus Zuckerrohr, Bambus, Pilzen und sogar Hanf. Doch bis jetzt scheitern diese Ansätze hauptsächlich daran, dass sie nicht serienreif sind, da die Verarbeitung zu kompliziert und damit zu teuer ist oder die Materialien noch nicht die richtigen Eigenschaften aufweisen. Japanische Wissenschaftler der Universität Greifswald haben nun ein Bakterium entdeckt mit dem Namen Ideonella sakaiensis 201-F6. Dieses Bakterium zerlegt den Kunststoff PET, welcher sehr weit verbreitet ist, in Terepthalsäure und Glykol, beides ungiftige Stoffe. Ob sich diese Forschungsergebnisse zur praktischen Umsetzung eignen, wird sich zeigen.
Was unternimmt die italienische Regierung gegen Plastik?
Ab 1.Juni 2020 führt die italienische Regierung eine sogenannte Plastiksteuer für Unternehmen ein. Je produziertem Kilogramm Plastik, das nicht recycelbar ist, wird eine Steuer in der Höhe von einem Euro verrechnet. So wird versucht, Einwegprodukte zu verringern, wie z.B. Plastikflaschen, Polyethylen-Verpackungen für Lebensmittel und Tetrapak für Milch. Im Gegenzug plant Italien Steueranreize für Plastikunternehmen, die mit kompostierbaren Materialien produzieren. Bereits im April 2019 hat Italien ein Gesetz verabschiedet, welches Fischern die Möglichkeit gibt, Plastik, das aus Versehen in den Netzen gelandet ist, mit an Land zu bringen und es dort kostenfrei zu entsorgen. Bisher mussten sie die Abfälle zurück ins Wasser werfen, da sie sonst wegen illegalen Mülltransports angezeigt werden konnten und für die Entsorgungskosten aufkommen mussten.
Beispiele für unnötige Plastikverwendung in unseren Supermärkten
Kokosnüsse eingepackt in Plasik Eine Leiter eingewickelt in Plastik Was kann der Einzelne gegen Plastikmüll unternehmen?


Jeder Einzelne kann dazu beitragen, Plastikmüll zu verringern und so die Welt vor einer unnötigen und übermäßigen Präsenz von Plastik zu bewahren. Einfachste Ansätze gegen unnötige Plastikmüllproduktion sind z. B. das Verwenden einer Glasflasche statt immer wieder neuer Plastikflaschen, das bewusste Einkaufen von Produkten, die nicht in Plastik verpackt sind, oder das Verwenden einer Stofftüte beim Einkaufen. Denn eine Plastiktüte wird im Durchschnitt ca. 25 Minuten lang verwendet, braucht aber je nach eingesetztem Kunststoff zwischen 100 und 500 Jahren, bis sie die Natur wieder abgebaut hat. Grundsätzlich sollte jeder sein Konsumverhalten kritisch überdenken und Sachen, die er sich anschafft, möglichst lange verwenden.
Plastik in den Weltmeeren Abertausende Meerestiere verlieren jedes Jahr ihr Leben, z. B. Vögel und Fische, die Plastikteile mit ihrer natürlichen Nahrung verwechseln. Ihre Mägen füllen sich mit Abfall, der nicht verdaut werden kann. Schildkröten und andere Meeresbewohner verheddern sich in Müllansammlungen und können sich nicht mehr befreien. In den 1950er-Jahren wurden gerade einmal 1,5 Mio. Tonnen Plastik pro Jahr produziert. Heute landen jedes Jahr 10 Mio. Tonnen Plastik im Meer. Da mittlerweile so viel Plastik im Meer herumtreibt, ist es nicht mehr möglich, diese Mengen an Müll zu berechnen, deshalb gibt es nur Schätzungen des Ausmaßes. Nach Angaben der UNEP (Umweltprogramm der Vereinten Nationen) treiben inzwischen auf jedem Quadratkilometer Meeresoberfläche bis zu 18.000 Plastikteile unterschiedlicher Größe umher, 90% davon sinken jedoch auf den Meeresboden und bleiben uns daher verborgen. Ein besonderes Phänomen sind sogenannte Müllstrudel. Unterwasserwirbel sammeln gigantische Müllteppiche an. Der bekannteste ist der „Great Pacific Garbage Patch“, der sich im Pazifik zwischen Hawaii und Kalifornien befindet.
