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Magdalena Gschnitzer

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Kolibri

Kolibri

Umweltaktivistin

Wie würden Sie sich selbst als Person beschreiben? Ich bin eine Träumerin voller Hoffnung für eine bessere Zukunft unseres Planeten. Hoffnung ist sehr wichtig, Hoffnung alleine wird uns aber nicht retten. Es reicht nicht zu hoffen, es ist jetzt notwendig zu handeln und sich einzusetzen für den Frieden in unserer Welt. Wir müssen für die Gerechtigkeit aufstehen. Seit sieben Jahren setze ich mich genau für diese faire und tierleidfreie Welt ein, denn ich möchte mithelfen, eine Welt zu gestalten, in der ich selbst leben möchte. Um das zu erreichen, musste ich beginnen hinzuschauen. Ich durfte lernen, meine Verantwortung wieder in meine eigene Hand zu nehmen. Heute ermutige ich Menschen dazu, nicht mehr länger wegzuschauen und daran zu glauben, dass ihre Stimme wertvoll und wichtig ist. Ich bin eine Frau voller Energie, Enthusiasmus und Begeisterung, welche ihre Lebensaufgabe darin gefunden hat, andere Menschen mit genau dieser Begeisterung anzustecken.

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Wie hat alles begonnen? Was hat Sie inspiriert zu Ihren Projekten bzw. Ihrer Teilnahme an Aktionen? Gab es ein einschneidendes Erlebnis? 2013 war ich als Touristin zum Tauchen in Thailand und habe bei einem Tauchgang einen Zackenbarsch gesehen, der in einem Geisternetz gefangen war. Geisternetze sind die Netze, welche bei der Fischerei absichtlich oder unabsichtlich verloren gehen und nun lose in den Meeren herumtreiben oder sich um Korallen wickeln. Diese Netze schwimmen zu Tausenden in den Meeren und fangen weiterhin viele Tiere, welche darin sterben - für nichts. Dort in Thailand verstand ich zum ersten Mal in meinem Leben, dass dieser Fisch auch wegen meiner Entscheidungen in diesem Geisternetz gefangen war, denn ich hatte mich bis dahin nie über die Hintergründe und Auswirkungen der Fischerei informiert, hatte selbst Fisch gegessen und keinen Schimmer davon, wie sich das auf diese Welt auswirkt. Ich konnte ab diesem Anblick, ab dem Moment, wo ich den Fisch in dem Netz sah, meine Verantwortung nicht mehr abschieben und wollte diesem Fisch helfen. Da wir kein Messer und auch keine Schere bei uns hatten, konnten wir den Fisch erst beim zweiten Tauchgang aus dem Netz befreien. Als wir das Netz aufgeschnitten hatten, schwamm der Fisch sofort weg und versteckte sich unter einem Korallenblock. Wir nahmen alles vom Netz, was wir von den Korallen entfernen konnten, unter den Arm und tauchten mit großer Freude weiter, glücklich darüber, dass der Fisch nun frei war. Dann passierte jedoch etwas Wunderschönes: Nach einigen Minuten kam der Fisch aus seinem Versteck hervor, schwamm zu uns, Seite an Seite mit uns mit und blickte mir direkt in die Augen. Dieser Moment veränderte mein Leben und stellte meine Glaubenssätze komplett auf den Kopf. Ich spürte, dass der Zackenbarsch sich bei mir für seine Befreiung bedankte. Von da an wusste ich genau, warum ich auf dieser Welt bin und was ich in Zukunft tun wollte. Ich erkannte meine Aufgabe und nahm sie dankend an. Seitdem setze ich mich für die Meere, die Tiere und einen fairen Umgang mit der Natur ein.

Wie wurden Sie bzw. wie wird jemand Mitglied bei Sea Shepherd? Ich bin seit 2014 Freiwillige bei Sea Shepherd, da ich mich damals für die Kampagne „Operation Grindstop“ auf den Färöer Inseln beworben hatte. Mittlerweile war ich bei sieben Kampagnen weltweit dabei. Sea Shepherd macht viele verschiedene Kampagnen zum Schutz der Meere weltweit und jede*r, die/der mitmachen will, kann sich ganz einfach auf der Sea Shepherd Webseite informieren. Dort gibt es Informationen zu jeder Kampagne und auch die Möglichkeit, sich als Freiwillige*r zu melden. Dafür braucht man lediglich ein Anmeldungsformular ausfüllen und es an Sea Shepherd schicken. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, freiwillig mitzuarbeiten, entweder bei Infoständen vor Ort oder bei Land- und Seekampagnen. Da die Sea Shepherd-Schiffe meistens schnell

voll sind, ist es wichtig, alle Skills auf dem Anmeldungsformular anzugeben, welche in irgendeiner Form hilfreich für die Kampagne sein könnten (Erfahrungen im Tauchen, mit Booten, in Fotografie oder Film, veganes Kochen…)

Sie ernähren sich vegan. Wie stehen Sie zu Menschen, die öfters Fleisch essen? Ich habe früher selbst Fleisch gegessen und weiß deshalb, warum viele Menschen auch heute noch Fleisch essen. Das System, in dem wir leben, will nicht, dass wir damit aufhören, denn es wird zu viel Geld mit tierischen Produkten gemacht. Deshalb wurde es uns lange Zeit auch nicht leicht gemacht, uns gegen tierische Produkte zu entscheiden. Erst seit einigen Jahren findet man auf dem Markt etwas mehr Auswahl an veganen Produkten neben frischem Obst und Gemüse. Ich hatte viele Erlebnisse mit Tieren, welche mich auf meinen Weg zur Vegetarierin brachten und mir dann aufzeigten, dass die rein pflanzliche Ernährung die richtige für mich ist. Ich weiß aber auch, dass nicht jeder Mensch solche Erlebnisse hat, deshalb verurteile ich niemanden, weil er/sie diese Entscheidung nicht getroffen hat, aber ich setze mich stark dafür ein, dass die Menschen die nötigen Informationen erhalten und vielleicht auch diese Verbundenheit zu Tieren und zur Natur spüren, um ihre eigene Entscheidung zu treffen. Ohne diese Informationen, welche uns vom System sehr oft vorenthalten werden, kann man sich gar nicht entscheiden, sondern es sind immer auferlegte Glaubenssätze, welche unsere Entscheidungen beeinflussen.

Sie halten viele Vorträge, auch in Schulen. Welche Schwerpunkte setzen sie in Ihren Vorträgen und wie reagieren die Zuhörer darauf? Ich halte verschiedene Vorträge, einmal den Workshop „Plastikkoffer“ der OEW, Vorträge über Meeres- und Umweltschutz, Konsum, die Plastikthematik, vegane Ernährung und darüber, den Mut zu finden, den eigenen Weg zu gehen. Meine Schwerpunkte sind jedoch immer dieselben: Ich möchte mit meinen erlebten Geschichten die Menschen im Herzen berühren und Gefühle wecken, welche oft unterdrückt werden. Dabei liegt der Fokus tatsächlich immer auf Erlebnissen aus meinem Leben, denn ich finde, dass die persönliche Geschichte immer die beste ist. Die Reaktionen darauf sind extrem schön, Menschen weinen manchmal, bedanken sich bei mir fürs Teilen und ich spüre ganz fest, dass sich bei meinen Vorträgen etwas in ihnen verändert.

Wir haben auf Ihrer Internetseite in Erfahrung gebracht, dass Sie einen Dokumentarfilm drehen möchten, der die Held*innen für unseren Planeten zeigen soll. Wie steht es zurzeit mit Ihrem Film, dem sie den Titel HOPE geben möchten? 2018 begann ich den Film in Thailand und Indien zu drehen und war dafür drei Monate unterwegs. Da ich mich vor 1,5 Jahren dafür entschieden habe, nicht mehr zu fliegen, wenn es nicht unbedingt sein muss, habe ich begonnen, viel mehr Projekte in meiner Nähe zu filmen. Weil ich aber alleine (manchmal mit Hilfe meines Freundes) an der Produktion arbeite, wird es wohl noch 1-2 Jahre dauern, bis der Film vollkommen fertig ist, denn durch meine vielen Vorträge habe ich nicht immer Zeit, mich darauf zu konzentrieren. Die Produktionskosten sind zwar überschaubar, allerdings liegen diese bei mir, was die Arbeit ebenfalls etwas verlangsamt. Ich freue mich extrem darauf, am Ende eine Tour mit dem Film zu planen und ihn in verschiedenen alternativen Kinos zu zeigen.

Der Gletscherforscher Georg Kaser sagt, die Folgen des Klimawandels seien nicht mehr aufzuhalten. Jetzt müsse man den Schaden begrenzen. Haben Sie noch Hoffnung, dass die Menschheit den Schaden noch begrenzen und zu einem späteren Zeitpunkt vielleicht wieder reparieren kann? Hoffnung hatte ich immer, auch dann, als ich mich in einem tiefen Loch befand. Die Hoffnung habe ich niemals aufgegeben, ansonsten hätte ich nicht weitermachen können, mit dem, was ich soeben tue. Ich glaube an die Menschen. Ich denke einfach, dass wir uns auf unserem Weg teilweise komplett verirrt haben und für viele Jahre rumgeirrt sind. Jetzt gerade spüre ich, wie wir Schritt für Schritt wieder zu unserem Weg finden. Das geht zwar leider ziem-

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