Action in den Tessiner Bergen Das Magazin der Schweizer Paraplegiker-Vereinigung I Herbst 2022

PM-21968 The Coloplast logo is a registered trademark of Coloplast A/S. © 2022-06. All rights reserved Coloplast A/S, 3050 Humlebaek, Denmark. Kristian, ISK-Anwender »Man kann das SpeediCath® Flex Set überall verwenden, ohne sich Sorgen machen zu müssen.« NEU * unentgeltlich JETZT MUSTER* BESTELLEN › Neu mit integriertem Beutel › Bewährte hydrophile Beschichtung mit Triple Action Coating Technology Entdecken Sie das neue SpeediCath® Flex Set Sanft, einfach und hygienisch – überall Unser Katheter SpeediCath® Flex ist nun auch als Set erhältlich. Wir von Coloplast berücksichtigen Ihre Bedürfnisse ganzheitlich, da Sie für uns als Anwender immer im Mittelpunkt stehen. Überall einsetzbardiskretIntuitiv und einfach zu handhaben Für eine hygienische ISK-Routine Flexibel, sanft und gleitfähig Bestellen Sie Ihr persönliches Produktmuster* unter de.coloplast.ch/inserat_scfs oder scannen Sie den oben stehenden QR-Code.




































Paracontact I Herbst 2022 3 EDITORIAL
Action, das Titelblatt, verrät es schon. Der Frühling und der Sommer hatten es in sich. Viele Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer waren voller Unter nehmungslust – im Sport sowie an kulturellen Anlässen! Die Freizeitangebote der SPV wurden genutzt. Es ist so schön, wieder in lachende und fröhliche Gesichter zu blicken, die gemeinsam einer aktiven Tätigkeit nachgehen. Wie grossartig das Leistungsnetz der gesamten Schweizer ParaplegikerGruppe ist, zeigt sich einmal mehr am Projekt «Safe House» in Polen, nahe der ukrainischen Grenze. Geeint und zielstrebig können wir, dank der viel fältigen Kompetenzen, die vorhanden sind, einen aktiven Beitrag leisten, um in Not geratenen Menschen im Rollstuhl, die seit Kriegsausbruch in der Ukraine auf der Flucht sind, zu helfen und sie zu unterstützen. Wie immer sind auch unsere Mitarbei tenden im Bereich der Dienstleistungen aktiv. Die interessanten und bereichern «Aktiv und voller Tatendrang» den Beiträge in den Bereichen Recht, Lebensberatung und Hindernisfreies Bauen beantworten Fragen zu essenziel len SchonThemen.baldgeht unsere neue Webseite online. Die Vorfreude auf unseren neuen Internetauftritt ist gross. Wir sind über zeugt, auch Sie werden die neue Webseite schätzen. Wie aktiv alle Beteiligten sich ins Projekt eingeben, ist wunderbar.
Im Interview erzählen Thomas Köppel und Hugo Müller, wie das Amt des Präsi diums für sie zur Lebensschule wurde. Man wächst mit der Zeit und an der Aufgabe.Bleibenwir auch in Zukunft aktiv und beweglich – wie es ein moderner Ver band sein soll – für unsere Mitglieder. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spass bei der Lektüre dieser spannenden Ausgabe. Ich freue mich, Sie bald wieder zu treffen.HerzlichstLaurentPrince, Direktor
Geschätzte Leserinnen und Leser


4 Paracontact I Herbst 2022 orthotec.ch #Bewegungsfreiheit bedeutet für mich mehr als nur Mobilität. Es geht auch darum, Träume und Ziele zu verwirklichen und bestenfalls andere zu //inspirieren.Walter 22_201_ORTH_INS_ParaContact_182x128_2022_df.indd 1 16.02.22 13:24 ENTDECKEN SIE DIE VONPOWERELLE Warum zwischen Funktion & Design entscheiden? Entdecken Sie LoFric® Elle™ - die neue Generation LoFric für den intermittierenden Selbstkatheterismus. Unsere neueste Innovation wird es Frauen ermöglichen, ihre Katheterisierung auf eine völlig neue Art und Weise durchzuführen. Bestellen Sie Ihre persönliche Musterbox unter +41 (0) 800 620 240 oder hier: wellspect.ch reserved.rightsAllWELLSPECT.2019©73522-CHDE-2020-04-14 WELLSPECT verzichtet nicht auf Markenrechte, wenn die Symbole ® oder ™ nicht verwendet werden. 73522-DE-2004 LoFric Elle Ad A5 Grip 1_Paracontact_mit QR-Code.indd 1 31.03.2021 12:07:10





























Paracontact I Herbst 2022 5 IMPRESSUM INHALT Herausgeberin Schweizer TelefonKantonsstrasseParaplegiker-Vereinigung40,6207Nottwil0419395400E-Mailspv@spv.chwww.spv.ch Chefredaktorin Evelyn Schmid Redaktion Laurent Prince, Nadja Venetz, Felix Schärer, Roger Getzmann, Daniela Vozza, Michael Bütikofer, Peter Birrer, Tina Achermann Koordination, Grafik, Inserate Tina Achermann Fotos SPV, SPS, Adobe Stock Bilder, Peter Birrer, Fotografie Manufaktur, Tobias Lackner, Swiss Paralympic/Gabriel Monnet/ Sam Buchli, World Wheelchair Rugby/ Damian Veazey, Euro 2022 Rugby Fauteuil, Peter Rauch, nextherapy, Christoph Läser, Antje Giger, swiss handicap Druck Brunner Medien AG, www.bag.ch Redaktionsschluss Ausgabe Winter 2022: abgeschlossen Ausgabe Frühling 2023: 10.11.2022 Auflage 8100 Exemplare deutsch 4 250 Exemplare französisch Wir bemühen uns um gendergerechtes Schreiben, verwenden zur besseren Lesbarkeit manchmal die weibliche oder männliche Form stellvertretend für alle AlleGeschlechter.Beiträgesind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Fremdbeiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung der SPV wieder. Ein Abdruck von unverlangt eingesendeten Manuskripten ist nicht gewährleistet. WIR BEWEGEN AKTUELL 6 UKRAINE-KRIEG Flucht im Rollstuhl 8 NACHGEFRAGT Emotionen, die bewegen 11 LEBENSBERATUNG ÜBERLASTUNG Zum Glück hat Nils die Notbremse gezogen 12 ABLEISMUS G Wenn Sprache behindert 15 RECHTSBERATUNG RENTENREVISION ZUM DRITTEN Es gibt also doch Grenzen 16 GESETZESÄNDERUNG Das (gelöste) MiGeL-Chaos 19 MEDIZIN UND WISSENSCHAFT IG KIDSEMPOWERMENT Die Selbstständigkeit eröffnet neue Perspektiven 20 HINDERNISFREIES BAUEN CHALET Zurück in die Berge 22 FREIZEIT PARAREISEN Erleben, Erholung und Geselligkeit! Highlights 2023 24 IN KÜRZE 26 SCHULUNG «Erste Hilfe können alle leisten» 27 AUSFLUG Streifzug durch Biel 28 ROLLSTUHLSPORT MOUNTAINBIKE Rock ’n’ Roll in Airolo 30 IN KÜRZE 32 KIDS CAMP Kids im Lego-Dschungel-Fieber 35 RUGBY World Games – fast olympisch 36 LEICHTATHLETIK Die Gejagten 37 BASKETBALL DAMEN Steiniger Weg zum Nationalteam 39 FOKUS VERMISCHTES 40 IM GESPRÄCH Thomas Köppel und Hugo Müller 42 UNSERE HELFER Bruno Weibel 45 SWISS HANDICAP Eine Messe für alle 47 WISSENSTRANSFER Aus Schrott entstehen Hilfsmittel 48 FÜR SIE DA Evelyn Schmid 50 28 35


Die IG St. Galler Sportverbände kürte den Rollstuhlclub St. Gallen zum Verein des Jahres 2021.
UNTERSTÜTZUNG
AngehörigePflegendeWennAngehörige die Pflege für eine Person mit Querschnittlähmung übernehmen, kann das rasch zur Mammut aufgabe werden. Die Community der an. Mobilität – Fahrzeugumbau Lebensberatung SPV Montag, Ein*e15.00–17.0017.10.2022,UhrMitarbeiter*in der Lebensberatung informiert über Vergünstigungen im ÖV, Autokauf und -umbau sowie Mobilität ganz allgemein.
DerSport-verein-t.zehnköpfige
Vorstand durfte den Preis an der IG-Sportgala entgegennehmen. Die Auszeichnung beinhaltet CHF 5000.– für die Clubkasse. Der finanzielle Zustupf sei jedoch zweitrangig, betont Clubpräsident Thomas Köppel: «Wir durften uns als Ver ein mit unserem Angebot einem breiten Publikum präsentieren.
Was wir alles machen, hat die Gäste beein druckt. Im Verlaufe des Abends kamen mehrere Personen auf mich zu, ob wir nicht mal ein gemeinsames Training an bieten wollen. Der Vertreter eines Fecht clubs äusserte die Idee, Rollstuhlfechten in die Region zu bringen. Die schönen Ge spräche und die vielen Kontakte sind für uns als Club weit wertvoller als das Geld.» Ehre für RC St. Gallen Über die www.igsgsv.chIG
ThemenAnLinksammlungParaplegiker-GruppeSchweizerhateinezusammengetragenmitunterstützendengeboteninderSchweiz:vonBeratungundWeiterbildungüberfinanzielleEntschädigungbiszuEntlastungsdienstenundFerienangeboten.DieAngebotefindenSiehierUmnäherbeidenMenscheninderWestschweizzusein,unterhältdieSPVneueinenfranzösischenFacebook-Kanal.NebenausderSportweltpräsentierenwirIhnenregionaleNewsundGeschichtenausderRomandieunddemTessin.DerdeutscheKanalbleibtwiegewohntbestehen. ZusätzlichhabenwirunserenInstagram-Kanalthematischauf-geteilt.NeugibtesnebendemSportkanaldenallgemeinenKanal«Paraplegikervereinigung». Facebook ASP: associationdesparaplegiquesfacebook.com/ Instagram: SOCIALparaplegikervereinigung/instagram.com/MEDIA Neue Kanäle der SPV LEBENSBERATUNG DieSPV-HöckSPVbietet in der Uniklinik Balgrist regelmässig Info veranstaltungen
AUS DEN CLUBS
Offene Runde: Stammtisch und Ferienkatalog 2023 Lebensberatung SPV Donnerstag, 17.11.2022, 16.00–18.00 Uhr Interessierte treffen sich im Restaurant der Uniklinik Balgrist zum Austausch. Ein*e Mitarbeiter*in der SPVLebensberatung ist NOMINATIONSKOMMISSIONanwesend. Sue gewähltBertschy
An der Delegiertenversammlung vom 7. Mai 2022 wählten die Delegierten der 27 Rollstuhlclubs Sue Bertschy als Vertreterin der SPV in die Nominationskommission der Schweizer ParaplegikerStiftung (SPS). Die seit 2019 bestehende Kommission schlägt Mitglieder für den Stiftungsrat der SPS vor. Sue Bertschy ist als Mitglied der International Spinal Cord Society (ISCOS), als Wissenschaftlerin und als Frau im Rollstuhl bestens geeignet für diese Funktion.
RUBRIK 6 Paracontact I Herbst 2022 AKTUELL
Der Club trage mit seinem vielfältigen Sportangebot und dem regen Vereinsleben einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft, begründete die Jury ihre Entscheidung. Zudem trägt der Verein das Qualitätslabel


Am Leichtathletik Grand Prix, der vom 26. bis 29. Mai 2022 in Nottwil stattfand, trumpfte die Schweiz auf. Catherine Debrunner startete in sie ben Rennen und knackte vier Welt rekorde. Marcel Hug startete fünf Mal und blieb fünf Mal ungeschlagen. Beat Bösch und Fabian Blum lieferten sich harte Duelle. Beide konnte je zwei Sie ge für sich verbuchen. Auch Patricia Eachus und Alexandra Helbling zeig ten starke Leistungen.
Vom 24. bis 26. Juni 2022 fand zum ers ten Mal in der Romandie das beliebte Sport- und Freizeitcamp «move on» statt. Rund zwanzig Rollstuhlfahrerin nen und Rollstuhlfahrer entdeckten während zweieinhalb Tagen in Yverdon eine Vielzahl von Aktivitäten. In der Turnhalle konnten die Teilnehmenden fechten, Badminton, Unihockey und Tischtennis spielen. Draussen gab es einen OL-Parcours und die Möglichkeit, Sit-up-Paddle, Handbike und GOTRYKE auszuprobieren. Die Wagemu tigen stürzten sich von den Rampen und Side-Bars des Skateparks. Im Mo bilitätskurs verbesserten die Teilnehmenden ihre Rollstuhltechnik und be sichtigten die Stadt Yverdon. Vor der Heimreise beruhigten Boccia, Yoga und Meditation Körper und Geist.
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Simone von Rotz Koordination Breitensport –Freizeit – Gesundheit Seit Mai organisiert Simone von Rotz Angebote des Bereichs Breitensport –Freizeit – Gesundheit. Als aktive Badmin tonspielerin absolvierte sie das SportKV. Anschliessend arbeitete sie in den Bereichen Treuhand und Tourismus. Nach einem Pflegepraktikum im SPZ engagierte sie sich als Schulassistenz an einer heilpädagogischen Schule. Matterhorn Zermatt ist einer der Lieblingsorte der Zugerin, die gerne mit ihrem Hund wandert. Städtetrips sind aber auch sehr
YVERDON «move on»
CFR Lausanne Aude
NEUEwillkommen.CLUBPRÄSIDENTIN
NEUE MITARBEITERIN
Geburtsdatum:Jardin 17.7.1981 Beruf: Naturheilpraktikerin/Reflexologin Hobbys: Gartenarbeit, Schwimmen, Ornithologie Im Club seit: 2014 Aktuelle Projekte: Neue Webseite, Zusam menarbeit mit anderen Akteuren stärken Angebote des Clubs: Curling, Fechten, Ausflüge und bald Gymnastik und Tango PARATHLETICS Schweizer Topresultate




Augenschein vor Ort Anfang April fanden bereits die ersten Geflüchteten Unterschlupf. SPV-Direktor Laurent Prince fuhr gemeinsam mit Stif tungsratspräsidentin Heidi Hanselmann und Stefan Dürger, Geschäftsführer von Orthotec, den ersten Materialtransport nach Polen. «Die SPG stellt zusammen mit der FGQ den Betrieb des Safe House si cher, finanziell wie personell. Ganz viele Personen helfen hier sehr engagiert mit. Wir wollten uns persönlich und vor Ort überzeugen, dass wir eine gute Sache un terstützen», sagt Laurent Prince. Das Haus dient als Durchgangsstation. Hier sollen die Menschen kurz durch atmen können. Danach reisen sie weiter. Alle, die hier ankommen, wissen das. In der Regel wird die Person im Rollstuhl von ein bis zwei Personen begleitet. «Es kann aber auch mal vorkommen, dass eine ganze Familie vor der Tür steht», weiss
WIR BEWEGEN 8 Paracontact I Herbst 2022 UKRAINE-KRIEG Flucht im Rollstuhl
ESCIFDieEuropean Spinal Cord Injury Federation ESCIF ist das euro päische Netzwerk der natio nalen Organisationen der Querschnittgelähmten. Die insge samt 32 Mitgliedsverbände aus 28 Ländern tauschen Wissen und Erfahrungen aus. Die SPV betreibt das Sekretariat. www.escif.org
Im polnischen Cyców finden querschnittgelähmte Flüchtende einen sicheren Zufluchtsort. Die ganze Schweizer Paraplegiker-Gruppe engagiert sich im Projekt des europäischen Dachverbands ESCIF.
Im Safe House Albert Marti (links) und Pflegefachfrau Sara Muff Im SPV-Car in die Schweiz
Von Nadja Venetz Am 24. Februar 2022 überfiel Russland die Ukraine mit einem grossangelegten An griff. Seither herrscht Krieg. Millionen von Menschen flüchten, unter ihnen auch Per sonen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Tagelang sind diese Menschen unter wegs, weder Transportmöglichkeiten noch Notunterkünfte sind auf ihre Bedürfnisse «Ichausgerichtet.sahinden Nachrichten einen Bericht über Flüchtlingsaufnahmezentren an der Grenze und dachte mir, meine Güte, wenn man im Rollstuhl durch ein solches Zen trum muss. Eigentlich müsste es ein eigenes Zentrum für Menschen im Rollstuhl ge ben», erläutert Albert Marti, Sekretär der ESCIF die Geburtsstunde des Projekts. Der Vorstand der ESCIF sowie die Gesellschaf ten der Schweizer Paraplegiker-Gruppe waren schnell überzeugt. Die Schweizer Paraplegiker-Stiftung (SPS) sprach Gelder, um das Projekt zu finanzieren. Es galt rasch zu handeln, ohne dabei planlos zu sein. Ein Steering Committee bestehend aus Mit gliedern von ESCIF und den deutschen Kollegen der Fördergemeinschaft der Quer schnittgelähmten (FGQ) managen das Pro jekt. Die FGQ war bereits kurz nach Kriegs ausbruch im polnischen Grenzgebiet aktiv und fuhr Betroffene in Sicherheit. Nun suchten sie an der Grenze eine geeignete Unterkunft und fanden diese nach etlichen Besichtigungen und viel Herumfragen in einem Altersheim. Dieses wurde 2019 neu gebaut und komplett eingerichtet, wegen der Coronapandemie aber nie in Betrieb genommen.



Das klappt bisher ganz gut», erklärt Albert Marti. Die Personen sind froh, an einem sicheren Ort zu sein. Die Stimmung sei ge mütlich und entspannt, könne aber schnell kippen. Ein Youtube-Video aus der zerstör ten Heimat reicht, damit die Verzweiflung wieder überhandnimmt.
«Wie sich die Leute nach kurzer Zeit ver ändern, hat mich am meisten beeindruckt. Viele trafen zermürbt und fahl bei uns ein und nach zwei Wochen hatten sie wieder Farbe im Gesicht. Ruhe, gutes Essen, Er holung und medizinische Grundversor gung; das hat viel bewirkt, auch wenn die Personen mit schwierigen Situationen zu kämpfen haben», berichtet er.
Aus Eigeninitiative hat sich ergeben, dass die Bewohnerinnen und Bewohner ge meinsam kochen. Feste Hausregeln gibt es keine. «Wir wollen den Leuten den Aufent halt so angenehm wie möglich machen.
«Die Menschen sind froh, an einem sicheren Ort zu sein.» Quo vadis? Im Durchschnitt bleiben die Leute zwei Wochen. Gemäss Albert Marti wäre ein Aufenthalt von drei bis zehn Tagen ideal.
Ukrainische Partner Dass es diesen Zufluchtsort gibt, erfahren die Betroffenen mehrheitlich über Social Media. Wichtige Mittler sind die Rehakli nik AGAPE im westukrainischen Luzk so wie die Selbsthilfeorganisation Active Reha bilitation Ukraine. Letztere sei das ukrai nische Pendant zur SPV, aber sehr lose organisiert. Active Rehabilitation sorgt da für, dass die Flüchtenden vor Ankunft einen Fragebogen ausfüllen. «Damit wir planen können, hilft es uns zu wissen, wer kommt. Wir fragen nach dem Zustand der Per sonen, der Anzahl Begleitpersonen usw. Aus Angst, zurückgewiesen zu werden, verschweigen uns einige wichtige Infor mationen, zum Beispiel wenn jemand vie le Druckstellen hat», erklärt Albert Marti. So kann es sein, dass das Haus zwar voll belegt ist, aber die Situation dennoch ent spannt, da alle Bewohnerinnen und Be wohner in einer guten gesundheitlichen Verfassung und in Begleitung sind. Benöti gen zwei, drei Personen jedoch viel Pflege, ist das kleine Team des Safe House stark gefordert. Eine Übersetzungs-App über brückt die Sprachbarriere.
Albert Marti. Platz hat es für rund 30 bis 35 Personen. Ein kleines Team, bestehend aus Personal der SPG und der FGQ, be treut die Ankömmlinge. Darunter befindet sich jeweils eine Pflegefachkraft. Die Be legschaft wechselt nach mehreren Wochen. Albert Marti koordiniert die Dienstpläne und kümmerte sich in den ersten Wochen vor Ort um den Betrieb der Einrichtung.
Versorgung nach den Strapazen der Flucht Austausch bei gemeinsamen Mahlzeiten
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Unterstützen Sie das nothilfe-fuer-die-ukrainewww.paraplegie.ch/de/Projekt
Insbesondere die Personen in schlechtem Gesundheitszustand müssten rasch weiter in ein Krankenhaus, aber die Transporte gestalten sich als schwierig. Die Distanzen sind gross. Und es braucht Unterkünfte, Transportbusse und Freiwillige, die diese fahren. Viele Landesverbände der ESCIF haben keine Mittel, um Transfers zu orga nisieren. «Wir würden uns wünschen, dass jedes der 28 Mitgliedsländer Flüchtende aufnehmen kann», sagt Sekretär Marti. Die Mitgliedsländer kommen für die Weiter reise auf. Deshalb gelangt im Moment die Mehrheit nach Deutschland, die übrigen in die Schweiz. Der SPV-Partner Gössi Car reisen zeigt sich unkompliziert und gross zügig. Und so fährt der SPV-Reisecar für einmal Kriegsflüchtlinge nach Nottwil statt Mitglieder an den Strand. Nach Nottwil kommen vor allem Personen, die medizi nische Hilfe benötigen. Im Schweizer Para plegiker-Zentrum sind sie bestens aufge hoben. «Die ganze SPG unterstützt die Geflüchteten; jede Gesellschaft dort, wo ihre Kompetenzen liegen. Das SPZ bietet medizinische Versorgung, die SPS fördert das Projekt finanziell und die SPV hilft ihnen, sich in der Schweiz zurechtzufin den», fasst Laurent Prince zusammen. Mindestens 200 Menschen mit Querschnitt lähmung sollen in europäischen Ländern Zuflucht finden, bis sich die Lage in ihrer ukrainischen Heimat normalisiert. Die Fi nanzierung des Projekts ist vorerst für ein halbes Jahr sichergestellt. Ziel ist es, das Haus so lange zu betreiben, wie Menschen aus der Ukraine flüchten müssen.



NACHGEFRAGTBEWEGEN
Die SPV bekommt eine neue Webseite. Weshalb ist das nötig? Die aktuelle Webseite ist schon fast reif für das His torische Museum. Der In halt ist seit der Erstellung vor 17 Jahren laufend gewachsen und gleicht einer Wikipedia-Seite. Mit der unstrukturierten Fülle an Informationen ist der Besucher der Webseite überfordert. Kurzum: Unsere neue Webseite wird ein Erlebnis bieten, ist vermehrt barrierefrei und führt die Besucherinnen und Besucher mit wenigen Klicks zu ihrem Ziel. Die emo tionale, bewegte Bildwelt lädt förmlich dazu ein, den Inhalt zu entdecken.
Emotionen, die bewegen
Wie habt ihr dieses Projekt angepackt? Das Projekt ist Teil der Unternehmensund der Digitalisierungsstrategie der SPV. Digitale Projekte sind sehr dynamisch, wes halb wir den agilen Weg gewählt haben. Mit diesem Vorgehen bleiben wir flexibel und können auf neue Anforderungen und Ideen, die während der Erstellung der Web seite auftauchen, schnell reagieren. Nach ei nem intensiven Auswahlverfahren haben wir mit Internezzo die passende WebAgentur evaluiert. Und ein externer Bera ter mit grosser Erfahrung gibt uns wert volle Schulterblicke. So sind wir sehr gut und breit aufgestellt.
Worin bestehen die grossen Herausforderungen? Wir wollen das Leben unserer Mitglieder verbessern und vereinfachen. Sie sollen künftig schneller und einfacher Informa tionen finden oder eine Leistung buchen können, z. B. eine Reise oder einen Kurs. Dazu brauchen wir Schnittstellen zu an deren Systemen, beispiels weise zu unserer Adressund Eventverwaltung. Das sind komplexe Prozesse. Die Anforderungen waren zudem sehr unterschiedlich, die Anwälte set zen die Webseite anders ein als der Roll stuhlsport oder das Reisebüro. Wie seid ihr dies angegangen? Kommunikation war und ist der Schlüssel zum Erfolg. Wir haben uns nicht nur in tensiv mit allen internen Leistungserbrin gern und den externen Partnern ausge tauscht, sondern haben einen Kreis von Betroffenen miteinbezogen. Es ist wichtig zu wissen, wie unsere Mitglieder die Seite nutzen und sich darauf bewegen. Die pri märe Zielgruppe der Webseite sind nämlich
Rebecca Steiner ist als Projektleiterin dafür verantwortlich, dass diesen Herbst die neue Webseite der SPV online geht. Im Gespräch verrät sie, worauf Sie sich freuen können.
Was kannst du bereits heute verraten? Worauf dürfen wir uns freuen? Auf welche Features bist du besonders stolz?
Aus Sicht der Besucher ist die elastische Volltextsuche eine tolle Geschichte. Sie ist prominent auf der Startseite platziert. Je der beliebige Suchbegriff wird automatisch ergänzt und man erhält passende Seiten vorschläge zum Thema. Neu können damit auch unsere jährlich mehr als 400 News durchsucht werden. Und da ist der neu ge staltete «Trainingsfinder». Er hilft heraus zufinden, welcher Rollstuhlclub welche Trainings anbietet. Stolz bin ich zudem auf das emotionale, bewegte und aufgeräumte Design. Die Webseite macht Lust, mehr über die SPV zu erfahren. Und immer wie der reinzuschauen.
Mit Volltextsuche schneller zum Ziel Wonach suchen Sie? Suche nach News, Sportarten und Beratungen Das Sport- und Freizeitcamp «move on» ist die Chance, verschiedene Sportarten kennenzulernen. Jetzt Sportartenverschiedenetesten SPORT
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WIR
Menschen mit einer Querschnittlähmung, die in der Schweiz wohnen, arbeiten oder Sport machen.
Von Evelyn Schmid Paracontact I Herbst 2022



12 Paracontact I Herbst 2022
Von Peter Birrer Es ist der 28. Juni, als Nils Eisele erfreuli che Post erhält. An diesem Dienstagmorgen erfährt er, dass er die Abschlussprüfungen seiner vierjährigen Lehre als Hochbauzeich ner erfolgreich bewältigt hat – und das mit einem starken Notenschnitt von 5,1. «Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet», sagt Nils, «ich bin mehr als zufrieden.»
In Winterthur absolviert er zuerst eine Schnupperwoche, erhält die Lehrstelle und einen Chef, für den Nils ein Lehrling ist wie jeder andere, Rollstuhl hin, Beeinträchti gung her. Markus Bellwald, Inhaber des Unternehmens, erkennt das Potenzial in Nils, darum gibt er ihm die Chance. Be harrlichkeit, Ehrgeiz, Wille – das zeichnet den jungen Mann aus. Und für ihn ist eines klar: Er strebt den Abschluss an, nichts und niemand soll ihn davon abhalten können.
Zum Glück hat Nils die Notbremse gezogen Er mutete sich viel zu – zu viel: Nils Eisele stiess an die Grenzen der Belastbarkeit, sah aber rechtzeitig ein, dass er Hilfe braucht. Ein halbes Jahr später schloss er seine Lehre als Hochbauzeichner mit beeindruckendem Erfolg ab.
Das Architekturbüro Bellwald Architekten AG in Winterthur befindet sich im zweiten Stock. Als Nils ein paar Wochen vor dem offiziellen Beginn der «Stifti» die Arbeit aufnehmen möchte, ist der Treppenlift im Gebäude aber noch nicht installiert. Nur darf das laut Markus Bellwald kein Grund sein, Nils auf später zu vertrösten, und das hat einen guten Grund. Er erinnert sich nämlich an den eindrücklichen Dokumen tarfilm «Sur le chemin de l’école», und vor allem an die Szene, in der indische Kinder einen Kameraden in einem rostigen Roll stuhl durch unwegsames Gebiet schieben.
Die Freude des 22-Jährigen ist gross, sein Stolz berechtigt. Aber Nils musste viel in vestieren und oft auch leiden, bis er das Ziel Ererreichte.beginnt eine Ausbildung zum Zimmer mann, aber nach zwei Monaten muss er die Lehre aufgeben – ein tragischer Unfall im Oktober 2015 hat ihn zum Tetraplegiker (C5) gemacht. Während seiner Rehabilita tion im Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ) in Nottwil befasst er sich mit Optio nen, die Berufsberatung unterstützt ihn dabei. Architektur interessiert ihn, und es bietet sich tatsächlich eine Möglichkeit, Kreativität auf diesem Gebiet auszuleben: als Hochbauzeichner.
LEBENSBERATUNGÜBERLASTUNG
Kein Lift? Kein Problem!
Diese Hilfsbereitschaft und dieses gemein same Überwinden von Hürden imponie ren ihm. Darum findet er, dass das Prob

tale und physische Spuren. Immer wieder fällt er aus, weil er sich im SPZ behandeln lassen muss. Das heisst: Er fehlt am Arbeits platz und in der Schule. Den Stoff muss er im Selbststudium nachholen. Im Büro hat er das Glück, dass sein Chef ihn nicht un ter Druck setzt. Nils macht sich viele Gedanken und geht enorm selbstkritisch mit sich um. Bis er an den Punkt gelangt, an dem er sich einge stehen muss, dass es so nicht weitergehen kann. Ende 2021 fühlt er sich leer, ausge brannt. Die einzige Option in seiner Lage: die Notbremse ziehen. Er über windet sich, in Nottwil einer Psychologin seine Proble me offenzulegen. Dazu wird mit Reto Eith ein Jobcoach von der Parawork beigezogen. Nils Eisele handelt zwar spät, aber glück licherweise nicht zu spät. Er sagt offen: «Wenn ich nochmals von vorne beginnen könnte, würde ich von Anfang an mit ei nem Jobcoach zusammenarbeiten und um psychologische Unterstützung bitten.»
Ihm wächst alles über den Kopf Anfänglich lebt er noch bei den Eltern, er hat dadurch meistens jemanden an seiner Seite, der helfen kann. Als er nach zwei Jahren aber seine eigene Wohnung bezieht, sieht er sich auf einmal mit Dingen kon frontiert, die Zeit kosten: sich um den Haushalt kümmern, einkaufen, waschen. Das stellt ihn vor ungeahnte Herausforde rungen, und schliesslich wächst ihm alles über den Kopf. Immer wieder kämpft Nils mit körperli chen Schwierigkeiten. Lange schaffte er es, Grenzen zu verschieben. Er stellt hohe An sprüche an sich, er möchte auf beruflicher Ebene den Lehrmeister und sich nicht ent täuschen. Das hinterlässt deutliche men
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Ein halbjähriges Praktikum
lem, Nils über ein paar Stufen ins Büro zu tragen, kein Problem sein darf. Solange der Treppenlift nicht installiert ist, packt die gesamte Belegschaft an: Die Mitarbeiten den tragen Nils am Morgen jeweils hoch –und am Abend wieder herunter. Für Nils ist klar, dass er liefern muss, zu hundert Prozent. Er will keine Ausnahme sein oder bevorzugt behandelt werden. Eine warnende Stimme gibt es nicht, auf die Gefahr einer drohenden Überbelastung weist niemand hin. «Auch für uns war vie les Neuland», sagt Markus Bellwald, «wir wussten nicht, was ihm zuzutrauen ist.» Nils braucht viel Energie, um das happige Pensum zu bewältigen. So anstrengend das auch ist: Irgendwie klappt es immer. Er denkt: Eine Lehre ist einfach anspruchsvoll, da muss ich durch wie andere das auch müssen.
In den vier Lehrjahren fehlte er alles in al lem nahezu die Hälfte davon am Arbeits platz oder in der Schule, weil immer wieder gesundheitliche Probleme einen Spitalauf enthalt erforderten. Aber wo immer er ge rade war: Er setzte sich mit seinem Beruf auseinander, in der Endphase der Ausbil dung lernte er intensiv für die Prüfungen. Der Ehrgeiz hat nie nachgelassen. Nun ist er also gelernter Hochbauzeichner. In seinem Lehrbetrieb erhält er eine vorerst bis Ende Januar 2023 befristete Anstellung für ein halbjähriges Praktikum, das Pensum beträgt 50 Prozent. Es ist so etwas wie eine Findungsphase. «Wir müssen ausloten, was möglich ist und was nicht», sagt Geschäfts führer Markus Bellwald. Nach den Erfahrungen während der Lehre ist er sensibilisiert. Nils ist es auch, und eine Lehre aus der Lehre wird die sein: Er wird sich nicht mehr schweigend durch eine Krise kämpfen, sondern offen melden, wenn ihm alles zu viel wird. Nach den Ab schlussprüfungen hat er sich erst einmal ein paar Wochen Ferien gegönnt. Jetzt hat er auch mehr Zeit für den Austausch mit Beat Bösch. Ob Haushaltsführung, Mobi lität oder Freizeit – Nils Eisele profitiert von der Erfahrung des Peer-Beraters.
Im Winter lernt er Leichtathlet Beat Bösch kennen, der bei der Schweizer ParaplegikerVereinigung in der Lebensberatung ar beitet. Bei ihm erkundigt sich Nils nach Sportangeboten – aber nicht nur. Der PeerBerater trifft Nils regelmässig und gibt ihm zahlreiche Tipps für den Alltag.
Unterstützung von Peer-Berater Beat Bösch und Chef Markus Bellwald (Bild links)
«Ein mega Lehrblätz für mich»
Er erhebt auch im Nachhinein keine Vor würfe, weil niemand die Überlastung er kannt habe und eingeschritten sei. Die Ver antwortung sieht er in erster Linie bei sich: «Ich wollte nicht einsehen, dass ich in mei ner Verfassung nicht gleich viel leisten kann wie andere.» Er blendete aus, dass er nicht dieselben Voraussetzungen mitbringt wie ein Fussgänger. Dankbar ist er, dass sich al les zum Guten gewendet und die Psycholo gin ihm die Augen geöffnet hat. Heute sagt er: «Es war ein mega Lehrblätz für mich. Zum Glück habe ich realisiert, dass ich Lö sungen nicht finde, indem ich mit dem Kopf durch die Wand will.» Und: «Ich wür de niemandem empfehlen, alles so durch zustieren wie ich es getan habe.»
Seit vergangenem Winter hat Nils sein Pen sum kontinuierlich bis auf 60 Prozent re duziert und dadurch auch die Gefahr, über mässigem Stress ausgesetzt zu sein. «Es geht mir gut, psychisch wie physisch», sagt er, «ich habe das Zeitmanagement im Griff und bin weitgehend in der Lage, meinen Alltag mit hoher Selbstständigkeit zu be wältigen.»

Es heisst ja Spitex und nicht Bürex.
Ihr zuverlässiger Partner für Beratung und Lieferung medizinischer Hilfsmittel Wir übernehmen so viel wie möglich von Ihrer administrativen Arbeit: Direkte Abrechnung mit den Kostenträgern, Limitenüberprüfung, nach Bedarf Unterstützung bei Kostengutsprachen und Bearbeitung von Rückweisungen. publicare.ch
ABLEISMUS
Wenn InklusionbehindertSprachehatauchdamitzutun,wie wir über Behinderung sprechen. Ein Pausengespräch im Team Lebensberatung.
Am Ende der Pause sind wir uns einig, ob mit oder ohne Fachbegriffe, was für uns beide zählt, ist der respektvolle Umgang miteinander.
Angela: Um die Stille zu durchbrechen, ant worte ich: «Ja für mich hat alles gut ge passt, jedoch …» Silvia: «Entschuldigung, ich meine barrierefrei», unterbreche ich und stelle die zwei Tassen unter die Kaffee maschine. «Ich beschäftige mich mit Able ismus (siehe Box), da will ich schon sehr auf meine Wortwahl achten. Immer wieder passiert es mir, dass ich behindertenge recht anstatt barrierefrei sage.»
Silvia: «Wie oder wo erlebst du denn Aus sagen, die deiner Meinung nach diskrimi nierend sind? Wenn ich zum Beispiel zu dir sage: ‹Angi, ich finde es super, dass du trotz deiner Behinderung Auto fahren und klettern kannst›?»
Angela: «Mmh, also den Begriff Ableismus habe ich bis jetzt noch nie gehört. Eigent lich wollen wir doch alle einfach eine wert schätzende Unterhaltung. Für alles, was ich mir erkämpft habe, was mir ein Aufwand ist, habe ich noch gern ein bisschen Be wunderung. Für alles, was für mich selbst verständlich ist, möchte ich jedoch nicht gelobt werden. Dass ich zum Beispiel Auto fahren kann, hat nicht viel mit meinen Fähigkeiten zu tun, sondern damit, dass Autos entsprechend umgebaut werden kön nen und der Gesetzgeber diese bewilligt. Ich glaube, die meisten meiner Kollegin nen und Kollegen mit Behinderung wür den nicht verstehen, weshalb gewisse Wör ter ein Problem darstellen.»
Silvia: «Behindertengerecht schränkt den Menschen auf seine Behinderung ein und ist abwertend. Barrierefrei bedeutet, dass der Zugang durch bauliche Anpassungen für alle Menschen erleichtert wird», erklä re ich, laufe mit den beiden Tassen in der Hand zum Pausentisch und schiebe gleich zeitig mit einem Fuss den Stuhl beiseite, um Platz zu machen. «Bei der SPV haben wir einen Sprachleitfaden, auch Agile Suisse hat einen solchen veröffentlicht. Und in den sozialen Medien stosse ich immer wie der auf das Thema Ableismus in der Spra che. Mir ist die Auseinandersetzung damit wichtig.»
Silvia: «Und, war dein Hotel behinderten gerecht?» Kaum habe ich die Frage ausge sprochen, ist sie mir peinlich.
Paracontact I Herbst 2022 15 LEBENSBERATUNG
Angela: «Das ist doch eh dasselbe; aber was ist denn Ableismus?», frage ich und rolle mit dem Tetrapak Milch auf dem Schoss Richtung Tisch.
Von Silvia Affentranger und Angela Fallegger Wir, Silvia Affentranger, Sozialarbeiterin, und Angela Fallegger, Peer-Beraterin, war ten an der Kaffeemaschine und unterhalten uns über die Ferien.
Angela: «Ich finde es spannend, dass du als Fussgängerin damit kommst.»
Je nachdem wie nahe ich jemandem stehe, in welcher Beziehung ich mit meinem Ge genüber bin oder wie ich mich an diesem Tag in diesem Moment fühle, nehme ich Äusserungen oder Fragen verletzend wahr oder eben nicht. Die eigentliche Diskrimi nierung besteht in meinen Augen darin, dass man ein Dossier erstellen muss, eine Anleitung, wie man von bzw. mit behinder ten Menschen spricht.»
Silvia: «Du meinst, wir machen uns even tuell zu viele Gedanken? Trotzdem, in den sozialen Medien äussern sich viele Men schen mit einer Behinderung dazu.»
Angela: «Mag sein, aber nur weil ich gerne auf eine Art und Weise angesprochen wer de, weiss ich noch nicht, ob es für meinen Kollegen im Rollstuhl auch okay ist. Able ismus … Wieso gibt es kein deutsches Wort für dieses Thema? Dann würde ich es wohl besser verstehen. Wenn man aus meiner Sicht über solche Kleinigkeiten diskutiert, werden die relevanten Sachen vergessen.
AbleismusDEFINITIONist ein sozialwissen schaftliches Konzept, dass aus der US-amerikanischen Behin dertenbewegung stammt. Der Begriff bezeichnet die Beurteilung von Menschen anhand ihrer Fähigkeiten (engl. able = fähig). Fehlen Fähigkeiten, kann dies zu einer Abwertung oder gar Diskriminierung von Menschen mit Behinderung führen.

Ein Schriftenwechsel mit der Unfallversi cherung sowie ein anschliessendes Ein sprache-Verfahren verliefen für Jan W. er gebnislos: seine Unfallversicherung blieb standhaft und hielt an ihrer erst Jahre spä ter verfügten Rentenkürzung fest. Mit Un terstützung des IRB entschied sich Jan W., den abschlägigen Einsprache-Entscheid seiner Unfallversicherung anzufechten. Dazu liess er Beschwerde vor dem zustän digen Kantonsgericht erheben. Doch auch dies nützte nichts. Mit Urteil vom 25. Mai 2021 wies das Kantonsgericht die Be schwerde von Jan W. ab.
Mit dem abschlägigen Einsprache-Ent scheid der Unfallversicherung und dem negativen Urteil vom 25. Mai 2021 des Kan tonsgerichts stand Jan W. im Frühling 2021 unter grossem Druck. Die einzige Hoff nung, die ihm blieb, war der Gang an das Bundesgericht. Die letzte Hoffnung Am 29. Juni 2021 liess Jan W. das Urteil des Kantonsgerichts mit Beschwerde in öffent lich-rechtlichen Angelegenheiten vor dem Bundesgericht anfechten. Im Verfahren vor dem höchsten Gericht der Schweiz war im Wesentlichen folgen de Frage entscheidend: durfte sich die Un fallversicherung und mit ihr das Kantons sen, zumal ihn diese finanziell hart traf. Er schaltete deshalb das Institut für Rechts beratung der SPV (IRB) ein. Unter grossem Druck
Taggeld gestützt auf Art. 37 Abs. 2 UVG gekürzt habe, habe sie Art. 37 UVG «un richtig angewendet», und es liege «bei der unrichtigen Anwendung einer massgeben den Bestimmung eine zweifellose Unrich tigkeit vor». Nach Auffassung des Kantons gerichts seien deshalb die strengen Wiedererwägungs-Voraussetzungen von Art. 53 Abs. 2 ATSG erfüllt. Die Unfallversicherung von Jan W. sei folglich ermächtigt, seine Rente auch neun Jahre nach dem verhäng nisvollen Töffunfall noch um 20% zu kür zen. Das Kantonsgericht vertrat zudem die Auffassung, dass sich bei diesem Ergebnis eine Prüfung erübrige, ob die Unfallversi cherung allenfalls auch gestützt auf Art. 17 ATSG auf ihre ursprüngliche Rentenver fügung hätte zurückkommen können.
16 Paracontact I Herbst 2022 RECHTSBERATUNG
RENTENREVISION DRITTEN
ZUM
Es gibt also doch Grenzen
In den Herbstausgaben 2020 und 2021 habe ich über den Fall von Jan W. berichtet, dessen Rente von der Unfallversicherung neun Jahre nach seinem schweren Töffunfall erstmals gekürzt worden ist. Mit Urteil vom 1. März 2022 hat das Bundesgericht dem langen Verfahren nun ein positives Ende gesetzt.
In seinem 37 Seiten umfassenden Urteil stellte sich das Kantonsgericht auf den Standpunkt, dass Jan W. den invalidisieren den Motorradunfall im Jahr 2009 gleich zeitig grobfahrlässig und bei Ausübung eines Vergehens gegen das Strassenverkehrsgesetz (Überholen trotz Gegenver kehr, Überholen in einer unübersichtlichen Kurve und mangelnde Aufmerksamkeit) herbeigeführt habe. Aus diesem Grund, so das Kantonsgericht, hätte die Unfallversi cherung von Jan W. dessen Geldleistungen (d. h. namentlich sein Unfalltaggeld und die Rente) zwingend in Anwendung von Art. 37 Abs. 3 UVG kürzen müssen. Weil jedoch die Unfallversicherung «bei der ursprünglichen Leistungsfestsetzung» das
Von Michael Bütikofer, Rechtsanwalt und Notar Zur Erinnerung: Auf dem Weg zur Arbeit erlitt Jan W. einen fatalen Töffunfall. Die zuständige Staatsanwaltschaft stellte das gegen Jan W. gerichtete Strafverfahren we gen Betroffenheit ein. Die Invalidenver sicherung richtete Jan W. bei einem IVGrad von 41% eine Viertelsrente aus. Seine Unfallversicherung edierte die Akten der Staatsanwaltschaft und entschied sich, ge stützt auf Art. 37 Abs. 2 UVV die Taggelder von Jan W. während den ersten zwei Jahren nach dem Unfall um 20% zu kürzen. Weil sich der Gesundheitszustand von Jan W. verschlechterte, richtete ihm die IV ab dem Jahr 2016 bei einem IV-Grad von neu 100% eine ganze Rente aus. Auch die Unfallver sicherung ging über die Bücher: sie erhöhte die Unfallrente ab Februar 2018 von 41% auf 55%, kürzt diese aber gleichzeitig um 20%. Diese Rentenkürzung verfügte die Unfallversicherung neun Jahre nach dem folgenschweren Motorradunfall zum aller ersten Mal. Jan W. wollte diese überra schende Kürzung nicht auf sich sitzen las

Die Bundesrichter folgten damit der Argumentationslinie von Jan W. Dieser hat im Laufe des über fünf Jahre dauern
Die Bundesrichter nahmen im Wesentli chen den Standpunkt ein, dass es nicht zweifellos unrichtig gewesen sei, dass die Unfallversicherung von Jan W. nach dessen Unfall lediglich seine Unfalltaggelder ge kürzt habe. Die Bundesrichter erwogen, dass die Frage, ob ein Kürzungstatbestand vorliegen würde, einen zeitlich abgeschlos senen Sachverhalt betreffen würde, «der ei ner neuerlichen Überprüfung im Rahmen eines Revisionsverfahrens entzogen» bleibe (vgl. BGer 8C_466/2021 vom 1. März 2022, E. 6.3).
Urteil des Bundesgerichts Am 1. März 2022 fällten fünf Bundesrich ter ihr Urteil im Fall Jan W. Dabei hiessen sie die Beschwerde von Jan W. bezüglich der Frage der Rentenkürzung gut. Der Fall war gewonnen und Jan W. sehr erleichtert.
Dieser Auffassung ist das Bundesgericht in seinem Urteil vom 1. März 2022 gefolgt und hat die Unfallversicherung von Jan W. zu rückgepfiffen.
Paracontact I Herbst 2022 17 gericht auf den Standpunkt stellen, dass der Entscheid, lediglich das Unfalltaggeld von Jan W. für die Dauer von zwei Jahren zu kürzen, offensichtlich unrichtig war?
DasURTEILhier besprochene, zur Publikation vorgesehene Urteil vom 1. März 2022 des Bundes gerichts ist unter www.bger.ch und dort unter der Verfahrensnummer 8C_466/2021 auffindbar.
Für Jan W. ging es vor Bundesgericht also um sehr viel: entweder würde bestätigt werden, dass die Unfallversicherung auch neun Jahre nach dem verheerenden Unfall und für den Rest seines Lebens seine Un fallrente um 20% kürzen kann oder eben nicht. Anzumerken sei zudem, dass ob schon die strittige Frage nach der Kürzung ja noch nicht rechtskräftig entschieden war, die Unfallversicherung Jan W.s Rente mit Wirkung ab dem 1. Juni 2016 dennoch be reits um 20% gekürzt und ihm fortan nur noch 80% seines eigentlichen Rentenan spruchs bezahlt hatte. Wenn also das Bun desgericht Jan W.s Beschwerde gutheissen würde, müsste ihm die Unfallversicherung rückwirkend ab dem 1. Juni 2016 die volle Rente zuzüglich eines Verzugszinses ver güten.
den Rechtsstreits mit seiner Unfallversiche rung stets argumentiert, dass im Rahmen eines Revisionsverfahrens nur überprüft und allenfalls angepasst werden könne, was sich im Laufe der Zeit auch verändern könne. Mit anderen Worten: Jan W. stellte sich auf den Standpunkt, dass eine Sozial versicherung im zeitlichen Verlauf eine Rente dann anpassen können muss, wenn sich bspw. der Gesundheitszustand oder die Arbeitsfähigkeit des Rentenbezügers ändert. Denn sowohl der Gesundheitszu stand als auch die Arbeitsfähigkeit können sich im Laufe der Zeit verändern. Folge dessen muss es der Sozialversicherung möglich sein, ihre einmal zugesprochenen Leistungen an veränderte Umstände an passen zu können. Dahingegen war Jan W. jedoch der Meinung, dass die Sozialversi cherungen nicht beliebig auf sogenannte «statische» Sachverhaltselemente zurück kommen können. Elemente also, die sich im Laufe der Zeit nicht verändern. Dazu gehören beispielsweise die Unfallumstän de. Die Umstände, welche zu einem Unfall geführt haben, werden in der Regel von den Polizeiorganen bzw. der Staatsanwalt schaft abgeklärt und stehen irgendeinmal fest. Wenn eine Versicherung in Kenntnis dieser festgestellten Umstände ihre Leistun gen verfügt, kann sie Jahre später nicht auf ihren (Taggeld- oder gar Renten-)Entscheid zurückkommen. Denn dies korreliert mit dem Prinzip der Rechtskraft von einmal erlassenen Verfügungen, mithin mit dem Prinzip der Rechtssicherheit. Zwar soll es den Sozialversicherungen möglich sein, ihre einmal verfügten (Renten-)Leistungen zu überprüfen und allenfalls an veränderte Umstände anzupassen, jedoch nicht gren zenlos. Auf Umstände, «welche den Sozial versicherungen bei Erlass ihrer Verfügun gen bekannt gewesen sind, sollen sie nicht ohne Weiteres zurückkommen können.»
Die persönliche Tragweite von Prozessen Jan W. hat vor Bundesgericht obsiegt und seine Unfallversicherung musste letztlich von der Kürzung seiner Rente absehen. Die Unfallversicherung von Jan W. wurde zu dem verpflichtet, ihm mit Wirkung ab Juni 2016 eine ungekürzte Unfallrente auszu richten. Alles in allem ist der Prozess, der sich vom Einspracheverfahren vor der Un fallversicherung über das Beschwerdever fahren vor dem Kantonsgericht bis hin zum Beschwerdeverfahren vor dem Bundesge richt erstreckt hat, positiv ausgegangen. Was trotz dieses positiven Ausgangs aber nicht vergessen werden darf, ist die Tatsa che, dass sich das Verfahren über mehr als fünf Jahre erstreckt hat. Während dieser Zeit stand für alle Beteiligten offen, wie der Fall ausgehen würde. Diese Ungewissheit auszuhalten, erfordert von den versicherten Personen Mut und kostet Nerven. Jan W. hatte den Mut, einen langen und nervenauf reibenden Weg zu gehen. Dass er am Ende Recht erhalten hat, ist eine grosse Genug tuung und Erleichterung zugleich. Jan W., der aufgrund seines Unfalles ohnehin mit unglaublichen Tiefschlägen fertigwerden musste, gebührt daher der Respekt des Ver fassers dieses Artikels.
Nur wenn diese Frage mit Ja beantwortet werden konnte, durfte die Unfallversiche rung auf ihre ursprüngliche Taggeldverfügung zurückkommen, diese in Wiedererwägung ziehen und neu – d. h. neun Jahre nach ihrem ersten Entscheid und nota bene zeitlich unbefristet – auch die Unfallrente von Jan W. um 20% kürzen.

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GESETZESÄNDERUNG Das MiGeL-Chaos(gelöste)DieNeuerungeninderListefürMittel und Gegenstände (MiGeL) des Bundes seit 1. Oktober 2021. Von Claudia Kobel, MLaw, Rechtsanwältin
Diesen wiederum bekamen häufig die Pfle gebedürftigen zu spüren.
– Absauggeräte – Applikationshilfen – Bandagen – Bestrahlungsgeräte – Elektrostimulationsgeräte – Gehhilfen/Rollstuhl/Rollstühle(KoordinationmitAHV/IV/UV) –
– Kompressionstherapiemittel – Messgeräte für
Die Folgen dieser Haltung waren hohe un gedeckte Kosten sowie mehrere Gerichts verfahren bis vor Bundesverwaltungsge richt. Mit zwei Entscheiden im Jahre 2017 kam eben dieses zum Schluss, dass die Fi nanzierung des Pflegematerials der SpitexOrganisationen wie auch der Pflegeheime nicht zusätzlich durch die Krankenversi cherungen zu vergüten sind. Dies führte zu den unbefriedigenden Ergebnissen, dass mancherorts die Gemeinden die Zusatz kosten bezahlten, mancherorts die Kanto ne, mancherorts beide; und mancherorts niemand, was die Pflegeinstitutionen unter grossen finanziellen Druck geraten liess.
Die MiGeL Die Vergütung von Mitteln und Gegenstän den, die der Untersuchung oder Behand lung einer Krankheit und ihrer Folgen die nen (vgl. Infobox), ist in der Mittel- und Gegenständeliste des Bundes geregelt. Die Mittel und Gegenstände sind nach Produk tegruppen abschliessend aufgeführt und deren Vergütung wird mittels eines Höchst vergütungsbetrages (HVB) vom Eidgenös sischen Departement des Innern festgelegt.
Neu geregelt ist aber nicht nur die Frage des Kostenträgers, sondern auch die MiGeL selber wurde überarbeitet und neu struktu riert. Hierbei sind auch die HVB vor allem bei häufig eingesetzten Produkten teilweise deutlich herabgesetzt worden. Konnte bis anhin bei totaler Inkontinenz bspw. Pflege materialien von jährlich max. CHF 1601.40 in Rechnung gestellt werden, sind es seit dem 1. Oktober 2021 nur noch CHF 1263.20.
Der in der MiGeL für die einzelnen Pro duktegruppen aufgeführte HVB stellt den Betrag dar, der für die jeweiligen Produkte maximal von den Versicherern vergütet werden muss. Falls der Produktpreis den HVB übersteigt, geht der Mehrbetrag zu Lasten der betroffenen Person. Auslöser für das «MiGeL-Chaos» Ursprünglich übernahmen die Kranken kassen die Kosten für das Verbrauchsma terial, welches in der Langzeitpflege benö tigt wird und in der MiGeL aufgelistet ist, vollumfänglich. Das per 1. Januar 2011 geän derte Krankenversicherungsgesetz (KVG) wurde von den Krankenversicherungen jedoch – sehr zum Missfallen der Pflegeins titutionen – neu dahingehend verstanden, dass die Kosten für von Heimen oder von Spitex-Organisationen verwendetem Pfle gematerial bereits in den Pflegetarifen ent halten und deshalb nicht noch zusätzlich zu vergüten sei.
– Prothesen (Koordination
(bspw.
– Stomaartikel – Therapeutische
Eine Betreuungs- und Pflegebedürftigkeit zieht in der Regel nicht unbeachtliche Kos ten für Pflegematerialien nach sich. De ren Finanzierung erfolgt gestützt auf die Mittel- und Gegenständeliste (sog. MiGeL) des Bundes. Die MiGeL litt in den letzten Jahren unter einer chaotischen Anwen dung. Per 1. Oktober 2021 wurde sie nun angepasst. Zeit, sich einen Überblick dar über zu verschaffen, ob mit den Änderun gen das «MiGeL-Chaos» beseitigt werden konnte.
Die Folgen sind frappant: Reicht der HVB nicht aus, erfolgt die Rechnungsstellung für die ungedeckten Kosten direkt an die betroffene Person.
PRODUKTE
– Inhalations-
– Seehilfen/Brillen(Koordinationmit
Paracontact I Herbst 2022 19 RECHTSBERATUNG
usw.
Gesetzesänderung per 1. Oktober 2021 Der Gesetzgeber hat auf diese unbefriedi gende und chaotische Situation reagiert und per 1. Oktober 2021 das Bundesgesetz über die Krankenversicherung erneut an gepasst. Neu muss die Krankenversiche rung wiederum zusätzlich zum Pflegetarif auch die Kosten für die vom Pflegeperso nal verwendeten Pflegematerialien über nehmen.
– Orthesen
– Inkontinenzhilfen –
– Tracheostoma-Hilfsmittelverbandmaterial – Weiteres
Die Gesetzesänderung per 1. Oktober 2021 hat somit zwar das «MiGeL-Chaos» gelöst und klargestellt, dass die im Rahmen von Pflegeleistungen für die Untersuchung oder Behandlung dienenden Mittel und Gegen stände grundsätzlich von den Kranken versicherungen übernommen werden müs sen. Gleichzeitig hat der Gesetzgeber die Vergütung von Mittel und Gegenstände aber insofern verschärft, als er die Höchst vergütungsbeträge zum Teil beachtlich he rabgesetzt hat. DER MIGEL LISTE Hörhilfen/Hörgerät/Hörgeräte(KoordinationmitAHV/IV/UV) und Atemtherapiegeräte Kälte- und/oder Wärmetherapiemittel Körperzustände/ -funktionen (z. B. Fieberthermometer)Blutzucker/ (Koordination mit AHV/IV/UV) mit AHV/IV/UV) AHV/IV/UV) Bewegungsgeräte Verbrauchspflegematerial Pflaster)
«Wenn man das in jungen Jahren schon be herrscht, eröffnet das ganz neue Perspekti ven», sagt Andrea Violka, Leiterin Beratung bei ParaHelp, «ein Kind kann bedenkenlos sein Gspänli besuchen und dort auch über nachten, die Schulreise mitmachen oder in ein Ferienlager verreisen, weil es weiss, dass es ohne fremde Hilfe aufs WC kann.»
Sie trägt an diesem Wochenende im Em mental die Verantwortung eines Kurses, der sich hoher Beliebtheit erfreut. 19 Teil nehmende im Alter von 6 bis 15 Jahren sind dabei, alle haben ein Geburtsgebre chen, die meisten von ihnen Spina bifida. Sie werden für das Thema sensibilisiert, beginnen vor Ort mit praktischem Üben, und Fortgeschrittene vertiefen ihre Kennt nisse. Die Herangehensweise geschieht auf spielerische Weise. Die Kinder und Jugend lichen lernen ihren eigenen Körper besser kennen, sie erfahren, wie Selbstkatheteri sierung funktioniert und weshalb dabei die Hygiene eine bedeutende Rolle spielt.
Verwandlung Die Kinder haben Spass am Schminken IG KIDSEMPOWERMENT
MEDIZIN UND WISSENSCHAFT
Die SelbstständigeröffnetSelbstständigkeitneuePerspektivenkatheterisieren,dasDarmmanagementbeherrschen–undsichsodenAlltagerleichtern:AmISK-WeekendinSumiswaldbeschäftigtensich19KindermitdiesenbedeutendenThemen.UndhattendanebenvielSpassamRahmenprogramm.
Vor dem Schminktisch bildet sich ein Stau, aber niemand drängelt. Die Frage, mit der sich die Kinder im Rollstuhl beschäftigen, ist vielmehr die: Welches Motiv möchte ich mir aufs Gesicht malen lassen? Soll es ein Panther sein? Vielleicht doch lieber ein nett in die Welt blickendes Büsi mit roter Nasen spitze und Glitzer zwischen den Augen? Die Kinder sind stolz auf ihre temporäre Verwandlung, und natürlich bietet es sich an, diese Kunstwerke zu verewigen. In ei nem Raum steht eine Fotokamera, die mit einem grossen roten Knopf bedient werden kann. Sekunden später ist das Ergebnis auf Papier ausgedruckt. Es herrscht eine ausgelassene Stimmung, das Gewusel und Gekicher in den Gängen erinnert an ein Klassenlager. Aber die Kin der treffen sich in Sumiswald nicht, um während drei Tagen miteinander nur Spass zu haben. Sie beschäftigen sich intensiv mit Themen, die für sie in Zukunft wichtig sind: Es geht um das selbstständige Katheteri sieren und das Darmmanagement.
Eine 1:1-Betreuung Die Theorie ist ein wesentlicher Bestand teil des Kurses, aber genauso wichtig ist auch die praktische Anwendung und Um setzung des vermittelten Wissens. Selbst redend passiert das nicht in der Gruppe, sondern individuell in privater Sphäre. Pfle gefachleute aus verschiedenen grossen Kin derkliniken und Organisationen, die sich zur sogenannten IG Kidsempowerment zusammengeschlossen haben, sind nach Sumiswald gereist und sorgen für eine 1:1-Betreuung. Ein wichtiger und fester Bestandteil besteht darin, dass die Teil nehmenden in ihren Zimmern das selbst
Der organisatorische Lead des ISK-Week ends liegt bei ParaHelp, einem Tochter unternehmen der Schweizer ParaplegikerStiftung (SPS) in Nottwil. Die Abkürzung «ISK» steht für «intermittierender Selbst katheterismus»: Wer eine neurologische Blasen- und Darmfunktionsstörung hat, ist in der Lage, einen Katheter einzuführen und die Blase zu entleeren, ohne dabei auf Unterstützung einer angehörigen Person oder Pflegefachkraft angewiesen zu sein.
Von Peter Birrer 20 Paracontact I Herbst 2022
Bedenkenlos ins Ferienlager

Paracontact I Herbst 2022 21 ständige Katheterisieren oder die Darm entleerung üben. Die Bezugsperson ist stets dabei – für Tipps und Tricks oder für ZumHilfestellungen.Stoff,dervermittelt wird, gehört nicht nur die Technik, wie ein Katheter richtig eingeführt wird, sondern auch Verantwor tungsbewusstsein.
Marcel Müller aus Steinhau sen ZG sitzen im Saal, sie sind die Eltern der elfjährigen Leonie, die mit Spina bifida und einem Wasserkopf, einem sogenann ten Hydrocephalus, zur Welt gekommen ist. Für Leonie ist der Kurs nicht Neuland, schon zweimal war sie dabei. Und für das Ehepaar Müller ist es eine Selbstverständ lichkeit, dass es der Tochter zur Seite steht. «Wir sind ein starkes Team, die Beeinträch tigung von Leonie hat uns noch stärker zu sammengeschweisst», sagt Séverine Müller; «diese drei Tage tun uns allen gut. Der Aus tausch unter Leuten, die alle mehr oder we niger die gleichen Sorgen, Fragen und An liegen haben, ist ungemein wertvoll. Man schnappt immer wieder einen Ratschlag auf.»
Das ISK-Weekend ist für Séverine und Marcel Müller so lehrreich wie für Leonie. Aber es ist auch anstrengend. Umso mehr geniessen sie ein paar Momente der Zwei samkeit. Weil sie wissen, dass Leonie bes tens aufgehoben ist und mit ihren Gspänli unbeschwerte Stunden beim Schminken oder beim Basteln verbringt. ParaHelp,Auskünfte info@parahelp.ch
Fachvorträge für Erwachsene In Sumiswald sind die Kinder die Protago nisten, aber sie verbringen die Tage nicht allein. Sie werden begleitet von mindestens einem Elternteil oder einer betreuenden Bezugsperson, denen ein besonderes Rah menprogramm geboten wird. Während der Nachwuchs lernt, übt oder spielt, haben die Erwachsenen die Möglichkeit, Fachvor trägen beizuwohnen. Da ist zum Beispiel der von Thomas Rütti, der bei der IV-Stelle des Kantons Bern für Sachleistungen zuständig ist. Er gibt Ant worten auf Fragen wie: Wann gilt mein Kind als hilflos? Er sagt, was eine Kosten gutsprache beinhaltet, für welche Leistun gen eine separate Kostengutsprache benö tigt wird, wann Anspruch auf einen Intensivpflegezuschlag besteht und erklärt, wie vorgegangen werden muss, um von der In validenversicherung eine Leistung zu be kommen. Da ist das Referat von Thomas Forster über Spina bifida – der Leiter des Wirbelsäulenzentrums im Kantonsspital St. Gallen ist unter anderem auf die kind lichen Wirbelsäulendeformitäten speziali siert. Maja Horst, Leitende Ärztin Urologie des Kinderspitals Zürich, befasst sich mit der neuropathischen Blase; Carole Hänni, die Leiterin Services von ParaHelp, spricht über das Gesamtangebot der ParaWG; und das Referat von Anna Giambonini, Pflegeberaterin Kontinenz des Kispi Zürich, trägt den Titel «Förderung der sexuellen SéverineGesundheit».und
Ist die Kontrolle der Bla se gestört, ist auch selbstständig kontrol liertes Harnlassen nicht mehr möglich. Wenn die Blase nicht regelmässig entleert wird, bildet sich ein Rückstau von Urin, was zu Blasenentzündungen oder Harnwegs infektionen und letztlich auch zu einer Schädigung der Nieren führen kann. Men schen mit einer Blasen- und Darmfunk tionsstörung erhalten also nicht automa tisch das Signal: «Achtung, Blase ist voll!» Darum muss ihnen die Wichtigkeit aufge zeigt werden, alle drei, vier Stunden zur Toilette zu gehen, um höchst unangeneh me Folgen zu vermeiden.
Starkes Team Leonie mit ihren Eltern Theorie gehört auch dazu Hygiene Wie desinfiziere ich meine Hände?
«Käthle» ist selbstverständlich Unter Gleichgesinnten sein – das heisst auch: Man muss nicht ständig erklären, welche Einschränkung das Kind hat. Und: Man darf auch emotional sein. «Wenn es mir schlecht geht, kann ich diese Gefühle in dieser Umgebung eher zeigen als im All tag», sagt Séverine Müller, «ich muss nicht alles erklären, sondern werde verstanden.»
Das ist es, was sie sich wünscht: Verständ nis, nicht Mitleid. Besonders schmerzvoll sind die Momente, in denen es aus Leonie herausbricht: «Wieso habe ich Spina bifida? Warum kann ich nicht gehen wie die an deren Kinder?» In Sumiswald aber merkt sie, dass sie mit ihrem Schicksal nicht al lein ist. In dieser Gesellschaft fühlt sie sich sichtlich Sprechenwohl.dieEltern vom «Käthle», verzieht sie keine Miene – es ist für sie eine Selbst verständlichkeit, das zu tun. Mit «Käthle» ist das Katheterisieren gemeint, das für die Tochter zur Routine geworden ist. «Und wenn Leonie das ganz ohne fremde Hilfe schafft, ist das eine enorme Entlastung für uns», sagt Marcel Müller.



Zurück in die Berge
Von Gerald Pappe Wenn ein Unterländer eingeladen wird, eine Liegenschaft in einer bekannten Berg region auf ihre Rollstuhlgängigkeit zu prüfen, verschlagen ihm die imposanten Dreitausender schon mal die Sprache. So erging es mir, als ich im April 2020 im Ort und dann zu Fuss beim Gebäude an stei ler Hanglage ankam.
20 Meter langer und mit 25% Neigung rela tiv steil ansteigender Naturweg sowie eine Aussentreppe mit fünf Stufen überwunden werden. Und dann ist erst das Unter geschoss erreicht. Weiter führt eine Innentreppe vom Untergeschoss ins Erdgeschoss. Obschon auch im Untergeschoss mehrere Zimmer und ein Sanitärbereich vorhanden sind, befinden sich im Erdgeschoss alle zum Wohnen, Schlafen und Leben dienenden Räumlichkeiten wie auch der Zugang zum DieGarten.Aussicht auf die Dächer des Ferienorts und die umgebenden, mit Schnee bedeck ten Riesen ist phänomenal. Uns war klar, dass wir mit allen Mitteln versuchen muss ten, eine sinnvolle Erschliessungslösung zu finden, damit die Familie diesen Ort nicht aufgeben muss. Drei Varianten stellen wir der Familie vor. Der Witterung ausgesetzt Variante 1 verlängert den Zugangsweg, wo durch die Neigung verringert wird. Zudem wird der Weg mit einem Hartbelag verse hen. Damit könnte dieser zumindest mit einem Elektro-Vorspanngerät bewältigt werden. Zusätzlich wird je ein PlattformTreppenlift bei der Aussentreppe wie auch bei der Innentreppe montiert. Vorteil die ser Lösung ist, dass alle Geschosse der Lie genschaft mit dem Rollstuhl zugänglich sind. Nach dem Parkieren des Autos das Vorspanngerät anzuhängen und vor dem Haus wieder abzukuppeln, wäre jedoch mühselig. Bei viel Schnee wäre der Weg auch mit Zuggerät nicht zu überwinden. Auch müsste Herr M. vom einen Treppen lift auf den anderen umsteigen. noch die Ergotherapeutin des SPZ anwe send sein. Herr M.s Sohn empfing mich herzlich. Gemeinsam gingen wir durchs Haus. In einem Konferenzgespräch präsen tierten wir Herrn M. die ersten Anpassungs ideen. Wie beim ZHB üblich, erstellten wir im Anschluss ein detailliertes Protokoll mit dokumentierendem Bildmaterial. Knacknuss Hauszugang Wie für Liegenschaften in Bergregionen typisch, sind horizontale Flächen rar. Nach dem Parkieren des Autos muss ein rund
Der bald 80-jährige Herr M. wohnt seit vielen Jahren mit seiner Frau während der Sommermonate in einem Ferienort in den Bergen. Dank eines in den steilen Hang gebauten Liftturms konnte die Familie wieder in ihr geliebtes Paradies zurückkehren.
22 Paracontact I Herbst 2022 HINDERNISFREIES BAUEN CHALET
Während Herr M. im Schweizer Paraplegi ker-Zentrum in der Reha weilte, fand die Hausbegehung statt. Es durften jedoch pan demiebedingt weder der Hauseigentümer
Ein Lift verbindet die Zufahrt mit dem Garten und dem neuen Hauseingang

Paracontact I Herbst 2022 23 AUS DER SICHT DES BAUHERRN
Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich als Zehnjähriger mit meinen Eltern und meinen beiden Geschwistern zum ersten Mal unser neues Ferienhaus in den Bergen betrat. Das zweistöckige Holzhaus und der zugehörige Garten machten auf uns Kinder einen imposanten Eindruck: All die Zimmer und kleinen Winkel, die es zu entdecken gab – ein regelrechtes Abenteuer! Schnell wurde das Haus zu einem zweiten Daheim: ein Platz, an dem man nicht nur seine Ferien, sondern regelrecht jede freie Minute verbringen wollte. Auch als ich etwas älter wurde, fuhr ich gerne rauf, besonders zum Skifahren, aber auch im Sommer, wo es mir in den Bergen besser gefiel als in der Stadt. Erst mit Studienfreunden, später mit meiner Ehefrau und meinem damals kleinen Sohn, der übrigens am gleichen Hügel das Skifahren erlernte wie ich.
Parkplatz Der Liftzugang befindet sich auf Strassenniveau
Ein Feuerwerkskörper sprengte ein Loch in den Rasen.
Als ich den ersten Schock meines Unfalls überwunden hatte und in Nottwil an meiner Reha arbeitete, dachte ich oft an den Ort: Würde ich das Haus jemals wiedersehen, geschweige denn, darin wohnen können? Meine Ergotherapeutin Mélisande Fantoni und auch meine Sozialberaterin Silvia Lötscher stimmten mich zuversichtlich und verwiesen mich ans ZHB.
Gerald Pappe feilte geduldig an den Feinheiten und machte mich auf so manches bauliche Detail aufmerksam, das mir damals noch nicht unmittelbar bewusst war. Auch die ausge wählten Arbeitskräfte, allesamt aus der Region und zum Teil alte Familienbekannte, machten eine ausgezeichnete Arbeit.
Ein erstes Orientierungsgespräch mit dem Architekten Gerald Pappe machte die Idee noch weiter fassbar. Schliesslich ent schieden wir uns gemeinsam für die aus unserer Sicht nicht nur praktischste, sondern auch nachhaltigste Variante.
Meine Freude am Tag des Einzugs war riesig und ich bin mit der Entscheidung durchwegs zufrieden! Ich kann mit meiner Frau nun wie bisher die Sommermonate in den Bergen geniessen, und unser Sohn kommt oft zu Besuch. Einzig der Golfparcours ist weg; ob wir uns am nächsten 1. August einen neuen kreieren?
Variante 2 sieht vor, anstelle von Treppen liften einen neuen befestigten Weg anzu legen, der vom Untergeschoss rund ums Haus ins Erdgeschoss führt. Die ganze Wegführung ab Autoparkplatz via Unter geschoss bis ins Erdgeschoss wäre mit dem Elektro-Vorspanngerät zu bewältigen. Der neue Hauseingang erfolgt dann via Garten und angepasster Gartenzugangstüre. Ohne Installation eines Treppenlifts im Hausinnern wäre für Herr M. jedoch nur das Erdgeschoss zugänglich. Variante 3 besteht aus einem Liftturm, der das untere Strassenniveau mit dem Gartenniveau verbindet. Der neue Hausein gang erfolgt auch hier via Garten und ange passter Gartenzugangstüre.
Ohne Installation eines Treppenlifts im Haus bleibt nur das Erdgeschoss erschlossen. Weiter ist eine längere Planungs-, Bewilligungs- und Um setzungsphase nötig. Nach Austritt aus der Reha bedarf es einer Übergangslösung. Der Vorteil dieser Lösung ist aber, dass Herr M. vom Parkplatz das Erdgeschoss der Liegen schaft relativ bequem und weitgehend vor Witterung geschützt erreichen kann. Langfristig die bessere Lösung Herr M. hat die Varianten im Familienrat besprochen und sich für die etwas aufwän digere, aber langfristig geeignetere und da mit sinnvolle Liftturmvariante entschieden. Das ZHB wurde mit der Planung und Um setzung beauftragt. Das hat mich ganz be sonders gefreut. Denn solche Aufgaben in traumhafter Umgebung planen und ausfüh ren zu dürfen, ist nicht alltäglich. Ich war von diesem Ort und der Umgebung so angetan, dass ich dort mit meiner Frau und unseren Hunden im Sommer 2020 die Wanderferien verbrachte.
Es ist für Architekten eine schöne Aufgabe und ein Anspruch, einerseits für Personen im Rollstuhl das Richtige zu tun, damit nach langem Reha-Aufenthalt eine Rück kehr ins gewohnte Umfeld möglich ist, und andererseits eine architektonische Lö sung zu finden, die dem sensiblen Berg dorf gerecht wird. Während meiner Ferien in dieser Gemeinde konnte ich dafür ein gutes Verständnis für den Ort entwickeln. Dank einer guten Zusammenarbeit mit Herrn M., seiner Frau und vor allem auch seinem Sohn sowie der Kurzentschlossen heit bei anfallenden Entscheiden konnte das Bauprojekt inklusive Umbau des Bade zimmers und weiteren kleineren Anpas sungen im Gebäudeinnern effizient, frist gerecht und innerhalb der veranschlagten Kosten abgeschlossen werden.
Im Juli 2021 konnte die Familie nach zirka 12-monatiger Übergangslösung in der Wohn- und Pflegeinstitution Tertianum in der Nähe von Zürich in ihren Sommersitz zurückkehren.
Als meine Eltern verstarben, durfte ich das Chalet erben. Im Winter fuhren wir praktisch jedes Wochenende hoch. Hätte es damals schon Homeoffice gegeben, wir hätten noch viel mehr Zeit hier verbracht. Im Sommer spielten wir im Garten Tischtennis, bauten Vogelhäuser und sogar einen kleinen Golfparcours. Der allerdings entstand aus Versehen.


PARAREISEN Erleben, Erholung und Geselligkeit!
DESTINATIONEN 2023 Aktivferien für alle Mitglieder Basel Sommerplausch 5.–12.8.2023 Rundreise für alle Mitglieder Kanada 19.8.–1.9.2023 Regionenreisen für alle Mitglieder Südtirol 10.–17.6.2023 Istrien 9.–16.9.2023 Städtereisen für alle Mitglieder Marrakesch 24.–31.3.2023 Sevilla 21.–28.4.2023 Berlin 6.–13.5.2023 Badeferien für alle Mitglieder Grado 23.–30.9.2023 Badeferien für Mitglieder mit Tetraplegie Grado 2.–9.9.2023 Rhodos 14.–21.10.2023 Lanzarote 29.10.–5.11.2023 Regionenreisen für Mitglieder mit Tetraplegie Südfrankreich 6.–13.5.2023 Allgäu 3.–10.6.2023 Slowenien 1.–8.7.2023 Bodensee*Spezialwoche 16.–23.9.2023 Städtereisen für Mitglieder mit Tetraplegie Madrid 22.–29.4.2023 Mailand 17.–24.6.2023 Brüssel 30.9.–7.10.2023 * Anmeldung mit fixer Betreuungsperson Benötigen Sie weitere Informationen oder haben Sie noch Fragen zu einer bestimmten Reise? Gerne geben wir Ihnen HabenAuskunft.wir Ihre Reiselust geweckt? Unsere Reisen sind ab dem 6. November 2022 nach dem «Fototreff» online buchbar. 24 Paracontact I Herbst 2022 FREIZEIT
Von Silvana Hegglin Unser Katalog «ParaReisen 2023» wird Sie begeistern. Ob Städtereise, Regionenreise, Badeferien oder Rundreise –wählen Sie aus einem vielfälti gen Angebot. Tanken Sie Ihre Energiereserven auf und stil len Sie Ihre Sehnsucht nach der Ferne. Auf attraktiven und gut organisierten Ausflügen bringen wir Ihnen Land und Leute näher.
Die Seele baumeln lassen, neue Leute kennenlernen und den Alltag vergessen. Erleben Sie mit uns entspannte und einzigartige Ferien.


Datum 19.8.–1.9.2023 Gruppe max. 9 Rollstuhlfahrer Inklusive Direktflug ab Zürich, 12 Übernachtungen im Doppelzimmer, (12 Nächte inkl. Frühstück, 2 Abendessen und 4 zusätzliche Picknicks), Ausflüge und Transfers
Datum 1.–8.7.2023 Gruppe max. 10 Rollstuhlfahrer Inklusive An- und Rückreise mit SPVBus, 7 Übernachtungen im Zweibettzimmer mit Früh stück, Ausflüge und Transfers I 2022 25 AbAnmeldendem6. November 2022 nehmen wir Ihre Reservationen entgegen.
Tadoussac: Das Dorf mitten im Paradies bietet Naturerlebnis vom Feinsten: ein Mee resarm, ein Fjord, Berge, der Borealwald, Klippen, Dünen und lange Strände. Viel leicht entdecken Sie gar einen Wal.
Jeden Freitag, wenn es das Wetter erlaubt, verwandelt sich Ljubljanas zentraler Markt platz zum extravaganten Ort für Streetfood. Die slowenische Küche ist wunder bar vielfältig und hat für jeden Geschmack etwas zu bieten.
Herbst
Region Charlevoix: Das UNESCO-Bio sphärenreservat zeichnet die Region aus –ein grünes Land, in dessen Tälern alte, tra ditionelle Dörfer liegen.
Datum 24.–31.3.2023 Gruppe max. 8 Rollstuhlfahrer Inklusive Direktflug ab Zürich, 7 Übernachtungen im Doppelzimmer mit Halbpen sion, Ausflüge und Transfers
Paracontact
RUNDREISE KANADA
Montréal: Die kosmopolitische Grossstadt ist das kulturelle Zentrum Kanadas. Ent decken Sie auf einem Spaziergang die un terschiedlichen Viertel.
Highlights 2023
Québec-City: Eine historische Kleinstadt am Ufer des Sankt-Lorenz-Strom. In der Nähe der Stadt erinnern uns die Wasser fälle im Parc de Montmorency daran, dass es die Naturgewalten sind, die oft den Cha rakter eines Landes bestimmen.
REGIONENREISE SLOWENIEN Für Mitglieder mit Tetraplegie Neben Hügellandschaften und smaragd grünen Seen trifft man in Slowenien auch auf enge Gassen, Burgen, Patrizierhäuser und Jugendstil. Ljubljana ist die bekannte Stadt am Fluss mit ihren malerischen Brü cken und dem Marktplatz. Hier springt Ih nen ständig ein Fotomotiv vor die Kamera.
STÄDTEREISE MARRAKESCH
Die slowenische Hauptstadt trifft den Ge schmack fast aller Besuchenden. Ihr Wahr zeichen ist ein Drache. Dieser ist überall zu sehen, vor allem an der bekannten Dra chenbrücke. Die Stadt ist von Bergen umge ben und hat zwei Flüsse, welche sich durch das Zentrum schlängeln. Diese Kombina tion aus Fluss- und Meeresklima macht Ljubljana zum wahren Reiseziel.
Für alle Mitglieder In zwölf Tagen erleben Sie alle wichtigen Highlights der Provinz Québec. Lassen Sie sich an vier Standorten verzaubern.
Ein besonderes Highlight wird zudem ei ne abenteuerliche Fahrt mit dem Buggy oder Quad durch die Agafay-Wüste. An ders als typische Sandwüsten kann die Agafay-Wüste von karg und steinig zu einer grünen Oase werden.
Für alle Mitglieder In weniger als vier Flugstunden sind Sie in einer ganz anderen Welt. Dies kommt vor allem an den traditionellen arabischen Souks zum Ausdruck. Staunen Sie über die traditionelle Handwerkskunst der bun ten Welt. Die Märkte bezaubern zudem mit ihren Düften und Klängen. Erleben Sie Marrakesch bei organisierten Führungen durch Moscheen, Paläste und Gärten. Bei einem traditionellen süssen Pfefferminztee in einem kleinen Restau rant können Sie dem Treiben in den engen Gassen Orientalischeszuschauen.Gebäck ist eine ganz be sondere Kunst, es mischt Ästhetik und Aro men mit Noten von Honig, Datteln und Mandeln. Bei einem Kochkurs werden die Köche mit Ihnen ihre kleinen Geheim nisse teilen.



AUSBILDUNG Leiteranerkennung Starte deinen Weg oder erwei tere dein Trainerportfolio mit einem Besuch eines Aus- oder Weiterbildungskurses bei der WählenSPV. Sie aus zahlreichen spannenden Modulen aller Stufen. Ob in Französisch oder Deutsch, die Kurse können durch Teilnahme an zwei auf einanderfolgenden Tagen ab geschlossen werden. Wie wäre es z. B. mit dem Esa Einfüh rungskurs am 21./22. Oktober 2022 in Nottwil? Es hat noch wenige freie
26 Paracontact I Herbst 2022 Rollend, schwitzend, diskutierend und gut gelaunt hat die Fachschaft Bewegung und Sport der Pädagogischen Hochschu le Zürich zwei Tage in Nottwil verbracht. ERFAHRUNGSBERICHT
Thomas Hurni und das Team von Rollstuhl sport Schweiz haben ein abwechslungsrei ches Programm zusammengestellt. Neben praktischen Sequenzen in der Sporthalle, bei denen die Teilnehmenden die Sportar ten Rollstuhl-Basketball und -Badminton kennenlernten, wurde intensiv diskutiert und praktisch ausprobiert, wie inklusiver Sportunterricht umgesetzt werden kann.
www.spv.ch/ausbildungJetztveranstaltungenwww.spv.ch/Information/Anmeldunganmelden
HERBSTPROGRAMMPlätze! Kurse WohlbefindenVeranstaltungenund Ob Yoga, Ernährungskurs oder ein Workshop zu Farben und Stil – tun Sie sich im Monat September etwas Gutes! Alle Kurse finden im Hotel Sempa chersee in Nottwil statt. Aktivität Sie wollen Ihre Mobilität im Rollstuhl verbessern? Nehmen Sie am 23./24. September an unserem Mobilitätskurs in Nottwil teil. Wir bewegen uns in der Turnhalle, im Aussen bereich des SPZ Nottwil und machen einen Ausflug in die Stadt Luzern.
Ausbildung PH Zürich ZUSAMMENKUNFT Gelungener KF-Ausflug
Diese beiden Tage haben die Teilnehmen den sensibilisiert und den Verantwortli chen viele Denkanstösse geliefert, wie künf tig das Thema vermehrt in die Ausbildung integriert werden kann.
Am Wochenende vom 11./12. Juni 2022 trafen sich die Kultur- und Freizeitver antwortlichen der Rollstuhlclubs in Ein siedeln. Gerade zu Beginn erlebten wir ein High light – in der Milchmanufaktur konnten die Teilnehmenden unter Anleitung einer Käserin eigene Bergmutschli herstellen so wie Joghurts und Käse degustieren. Bei ei nem Aufenthalt in Einsiedeln darf natürlich die Besichtigung des Klosters nicht fehlen. Nebst dem Klosterbesuch nahmen wir an einem Gottesdienst der Mönche teil. Im Hotel nahe des Sihlsees liessen wir den Tag bei einem wunderbaren Essen und herrlicher Abendstimmung ausklingen. Am folgenden Tag stand auf der zweistündigen Schiffrundfahrt auf dem oberen Zürichsee der Austausch unter den Kultur- und Frei zeitverantwortlichen im Fokus.
Die diesjährige Klausur der PHZH stand im Zeichen der Inklusion. Wie kann ein Sportunterricht für alle aussehen?
FREIZEIT


Bloss: Funktioniert das mit ihrer körperli chen Einschränkung? Die Antwort: natür lich! «Erste Hilfe geht alle an», sagt Helge Regener, Geschäftsführer des Schweizer Instituts für Rettungsmedizin (SIRMED).
Von Peter Birrer ressiert, stellen Fragen und diskutieren mit. Das ist es, was Katrin Frei anstrebt: «Es geht oft auch darum, gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Denn alle Teilnehmenden mit Handicap haben individuelle Möglichkei ten, Erste Hilfe zu leisten.» Genau das zeigt sich im praktischen Teil, der in zwei Grup pen stattfindet. Einander Tipps geben, die Werkzeuge, über die zuvor nur gesprochen wurde, anwenden – es zeigt sich, wie Men schen im Rollstuhl als Erstversorger genau so bedeutende Unterstützung leisten kön nen wie Fussgänger.
Dynamische Gruppe
Ein Mann liegt regungslos am Boden, der Grund dafür ist unbekannt, aber offensicht lich ist: Er benötigt dringend eine Erstver sorgung. Sofort! Eine Frau im Rollstuhl trifft als erste Person ein und will helfen.
Oder warum vor Ort allein mit den richti gen Anweisungen zur Ersten Hilfe wichtige Schritte eingeleitet werden können.
Aktuell sind zwei Kurse pro Jahr geplant. Für Katrin Frei war jener Tag im April sehr gelungen. Und einer, der ihr die Bestä tigung geliefert hat, dass in einem Notfall alle auf ihre Weise helfen können. Wenn sie denn über entsprechendes Wissen ver fügen.
Im Notfall richtig reagieren Nächster 30.9.2022KurstaginNottwil, (kurzfristigespv.ch/veranstaltungen/kurseSIRMEDAnmeldungmöglich)
Besseres Verständnis Andrea Emmenegger ist eine der Kursteil nehmerinnen, sie arbeitet im Büro der Spitex Dagmersellen. «Mit dem Stoff, der in diesem Erste-Hilfe-Kurs vermittelt wird, verstehe ich Zusammenhänge noch bes ser», sagt sie. Übertragen auf ihren beruf lichen Alltag bedeutet das: «Wenn etwa ein Klient bei uns anruft und seine Situation schildert, kann ich diese besser nachvoll ziehen und vielleicht einen ersten Ratschlag geben, bis weitere Hilfe eintrifft.»
Jede und jeder kann im Notfall einen wert vollen, vielleicht gar lebensrettenden Dienst Nuntun. hat im Frühling ein Kurs speziell für Menschen im Rollstuhl stattgefunden, in dem aufgezeigt worden ist, welche Mass nahmen und Techniken trotz körperlicher Einschränkungen machbar sind. Wie auch Personen beispielsweise mit einer Para plegie reanimieren und beatmen können.
Wie schaffen es Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung, wertvolle Hilfe bei der Erstversorgung von Personen in Notfallsituationen zu leisten? Eine Gruppe absolvierte einen ganztägigen Kurs und setzte theoretisches Wissen in die Praxis um.
SCHULUNG
Teilnehmer Louis Amport schätzt den in tensiven Austausch mit der Kursleitung und den anderen Teilnehmenden. Der Berner, der als Fachperson Mobilitätseinschrän kung arbeitet und Kindern mit Handicap Tanzunterricht erteilt, wünscht sich, dass die Erste-Hilfe-Schulung beibehalten und weiterentwickelt wird: «Idealerweise ge schieht das in Zusammenarbeit mit Direkt betroffenen.» Und er fügt an: «Ich kann In teressierten nur empfehlen, sich anzumelden. Das, was ich erlernt habe, geht weit über den Nothelferkurs hinaus.»
Der ganztägige Kurs bei der SIRMED in Nottwil beginnt mit Theorie. Die Teilneh menden lernen, welche Symptome poten ziell auf einen Schlaganfall hinweisen. Sie beschäftigen sich mit dem Thema Defibril lation und erfahren, wie sie in ihrer Wohn gemeinde am schnellsten einen Automati schen Externen Defibrillator (AED) finden. Oder sie bekommen mit, wie sich Erste Hilfe bei Kindern unterscheidet.
«Erste Hilfe können alle leisten»
Paracontact I Herbst 2022 27 FREIZEIT
Katrin Frei ist als stellvertretende Bereichs leiterin Erste Hilfe der SIRMED die Refe rentin, und sie hat eine dynamische Grup pe vor sich. Die Teilnehmenden sind inte-

Frisches Angebot und guter Service
Von Nadja Venetz
Biel ist weit mehr als nur eine Stadt mit See. Rollstuhlfahrerin Verena Kümin zeigt uns ihre liebsten Ecken.
AUSFLUGFREIZEIT
Verena Kümin wartet sodann auch mit ih rem liebsten Begleiter am Burgplatz auf uns, ihrem Swiss-Trac. «Ein Zuggerät ist schon nötig, wenn man hier vorwärtskom men will», antwortet die 59-Jährige auf unsere Bedenken. Gleich am Burgplatz findet ein Obst- und Gemüsemarkt statt. Jeweils Dienstag, Donnerstag und Sams tag bieten Produzenten aus der Region hier ihre Waren an. Die Stadt achte sehr darauf, dass die Qualität stimmt, erklärt uns Verena Kümin und kauft eine Schale Erdbeeren. Zuvorkommend geht der Ver käufer um den Stand herum und verstaut die Früchte gleich in der Einkaufstasche auf dem Swiss-Trac. «Das hat er jetzt nicht nur gemacht, weil ihr gefilmt habt», kom mentiert sie sein Verhalten. Die Händler seien sehr aufmerksam im Umgang mit Personen im Rollstuhl. Kopfsteinpflaster
Die Bieler Altstadt liegt etwas abseits des geschäftigen Zentrums. Kleine Läden, Ca fés und Restaurants verstecken sich in den engen Gassen. Historische Brunnen stehen auf lauschigen Plätzchen. Die mittelalter lichen Zunfthäuser sind in einem Ring an geordnet. Verena Kümin holpert mit ih rem Swiss-Trac über die Pflastersteine und empfiehlt den Besuch bei schönem Wetter: «Die Restaurants in der Altstadt sind lei der kaum rollstuhlgängig, aber bei gutem Wetter werden Stühle und Tische rausge stellt und man kommt trotzdem zu seinem Kaffee.» Auf dem Platz hinter der Kir che schweift der Blick auf die Untergasse. «Während oben die Obrigkeit residierte, hauste hier das einfache Volk.» Engagement für Barrierefreiheit Biel scheint uns bis jetzt wenig rollstuhl freundlich. Es sei aber viel passiert, versi chert uns Verena Kümin. Zurückzuführen
28 Paracontact I Herbst 2022 «Ganz schön steil», finden wir, als wir in die Bieler Altstadt einbiegen, um uns mit Verena Kümin zu treffen. Sie wird uns heu te ihre Wahlheimat zeigen und uns Tipps geben, was man in Biel und Umgebung im Rollstuhl alles erleben kann. Nach unserem ersten Eindruck hegen wir allerdings Zwei fel, wie rollstuhlgängig die Stadt im Seeland wirklich ist.
Streifzug durch Biel

SchauenVideoclipSiesichdenAusflugan im Schrebergarten
Erholung
Bei klarer Sicht erblickt man von der Ter rasse des Bundesamts für Sport ein herrliches Alpenpanorama. Volle Kraft voraus Am liebsten ist Verena Kümin mit dem Swiss-Trac unterwegs. Sie gehört zu den Nutzerinnen der ersten Stunde und stellt mit Vorliebe Touren zusammen, die sie auf www.swisstractours.ch der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Das Bieler Seeland bietet schier unbegrenzte Möglichkeiten.
Wer lieber von oben auf die Seenland schaft blickt, fährt hoch nach Magglingen. Die Standseilbahn sei für Gäste im Roll stuhl eingerichtet und das Personal eben falls nett und zuvorkommend, berichtet Verena Kümin. «Es kann vorkommen, dass die Bahn voll ist und man warten muss. Aber das geht den Fussgängern genauso.»
Paracontact I Herbst 2022 29 ist das auch auf ihren eigenen Einsatz. Seit sie von Affoltern am Albis als junge Er wachsene nach Biel zog, hält sie hartnäckig den Finger auf die Missstände. Die Früchte ihres Einsatzes zeigen sich beispielsweise an den zahlreichen Rollstuhlparkplätzen, die in Biel vorhanden sind. Die Expo.02 gab der Stadt auch hinsichtlich Rollstuhl gängigkeit einen ordentlichen Schub. So wurden etwa die Velowege verbreitert, die auch dem See entlangführen, damit sie zeitgleich von Menschen im Rollstuhl, mit dem Velo oder auf Inlineskates genutzt werden können.
Abseits Die Altstadt von Biel
Die Heilpädagogin schwärmt vor allem vom Aareweg. Wer Ausdauer hat, kann auf dem Radweg von Biel bis nach Solothurn fahren. «Das dauert aber schon rund sechs Stunden», weiss Verena Kümin. Besonders reizvoll sei aber eine Kombination aus Swiss-Trac und dem Schiff, das im Som mer ebenfalls mehrmals täglich von Biel nach Solothurn fährt. Kultur Biel und Umgebung bieten nicht nur viele Freiluftaktivitäten. Das ganze Jahr über finden zahlreiche kulturelle Veranstaltun gen statt. Gleich mehrere Museen widmen sich der Uhrmacherei. Besonders im Win ter geht Verena Kümin gern ins Stadt theater und hört sich ein Konzert an. Das kleine Lokal verfügt über zwei Rollstuhl plätze. Oase im Grünen Viel lieber als im Konzertsaal aber sitzt Verena Kümin in ihrem Garten. Im Verein Familiengarten Mösli-Madretsch bewirt schaftet die Heilpädagogin eine Parzelle, die sie zugleich mit ihren Schülerinnen und Schülern nutzt. Die Beete befinden sich in kniehohen Kisten und sind so für die Rollstuhlfahrerin gut erreichbar. «Ich habe zunächst für den Verein die Buchhal tung gemacht. Der Vorstand hat schon etwas schräg geguckt, als ich sagte, dass ich auch einen Garten haben will», erinnert sie Zursich.idyllisch in einer Waldlichtung gelege nen Schrebergartenanlage gehört das Ver einslokal «Mösli Bistro». Neben Mitglie dern bewirtet das Lokal auch Gönner und vorbeiwandernde Passanten. Das Bistro verfügt gar über ein Rollstuhl-WC und einen Rollstuhlparkplatz. «Ich bin gerne hier. Oft treffe ich jemanden, den ich kenne. Und mir schmeckt das Essen. So muss ich nicht selber kochen», sagt Verena Kümin. Das Schnitzel und die Burger seien beson ders lecker.
Auf und am Wasser Bekanntestes Highlight der grössten zwei sprachigen Stadt der Schweiz ist natürlich der See. Hier lässt sich wunderbar flanie ren. Mit dem Schiff lohnt sich ein Ausflug auf die St. Petersinsel. Wer lieber längere Zeit auf dem Wasser verbringt, hängt auf ei ner Schiffrundfahrt grad noch den Neuen burger- und Murtensee mit an. Sowohl die Schifffahrtsgesellschaft von Biel als auch von Neuenburg bieten diese Tour an. Wo man aus- und einsteigen will, darf man frei wählen. «Die Schiffe sind alle zu 70 bis 100% rollstuhlgängig. Ich war mitbeteiligt bei der Schulung des Personals. Die Ange stellten sind sensibilisiert und extrem hilfs bereit», versichert uns Verena Kümin.



ROLLSTUHLSPORTMOUNTAINBIKE
Tatsächlich wird der Kurs ein spektakulä res Erlebnis, bei dem sich die Teilnehmen den auf kompetentes Fachpersonal verlas sen können. Kursleiter Murat Pelit setzt auf Praxis statt Theorie. Natürlich erklärt er Neulingen, worauf sie zu achten haben, wie sich die Stufe der Unterstützung ändern lässt oder Kurven zu meistern sind. «Aber am effizientesten lernt man unterwegs», sagt er. Sein Wagenpark hat einen durchaus stattlichen Umfang. Acht Bikes kann er zur Verfügung stellen, jedes hat einen Wert von 11 000 bis 12 000 Franken. Und alle sind mit einem 500 Watt starken Motor ausge Sechsstattet.Anmeldungen hat der Tessiner er halten, nach vier kurzfristigen Absagen geht die Reise mit einem Duo los. Das tut der Stimmung keinen Abbruch. Lou Brunner taucht in die Bikewelt ein, in der es für sie kaum Grenzen zu geben scheint. Auf der Strada degli Alpi gewinnt sie schnell an Si cherheit, bewältigt mühelos Anstiege wie jenen zur Alpe di Cristallina, wo es zur Stär kung Alpkäse gibt. Und sie demonstriert Furchtlosigkeit, wenn es in bemerkenswer ter Geschwindigkeit talwärts geht. Ihr Vater Rolf begleitet sie auf der Tour, der passio nierte Mountainbiker hat Spass am Aus flug. Just diese Konstellation ist das, was sich Murat Pelit eigentlich wünscht: Men schen mit Beeinträchtigung und Fussgän ger gemeinsam unterwegs. «Das verstehe ich unter Inklusion», sagt er.
FREIZEIT 30 Paracontact I Herbst 2022
Der Mountainbike-Kurs
Die junge Frau aus Emmenbrücke, die in Schönenwerd SO lebt, mag Action. Früher kletterte sie, machte Karate oder stand auf dem Snowboard. Bis im November 2016 eine funktionelle neurologische Störung einsetzte. Seither benötigt sie einen Roll stuhl. Aber deswegen resignieren? Keine Abenteuer mehr wagen? Kein Thema.
An der Talstation der Seilbahn AiroloPesciüm steht für sie ein Mountainbike bereit, «Modell Rock ’n’ Roll», wie Murat Pelit sagt. Lou Brunner sitzt nicht aufrecht hinter dem Lenker, sondern winkelt die Beine an, legte sich mit dem Oberkörper auf ein Polster und fährt Kopf voran.
Der 40-Jährige, der im April seine Mono skibob-Karriere beendete, ist mit seinem Verein «Ti-Rex Sport» der Organisator des Events. «Unser Bestreben ist es, möglichst viele Menschen mit körperlicher Beein trächtigung in die Berge zu bringen», sagt er, «wir wollen ihnen die Gelegenheit bie ten, die wunderbare Natur zu entdecken und etwas zu erleben.»
unter der Leitung des früheren Monoskibob-Fahrers Murat Pelit wird für eine kleine Gruppe zum grossen Erlebnis. Von Peter Birrer Lou Brunner weiss nicht so recht, was auf sie zukommt. Was die 21-Jährige aber weiss: Sie mag das Biken. Darum hat sie keine Sekunde gezögert, sich für diesen Kurs in Airolo anzumelden. Sport bedeute für sie Freiheit, sagt sie, ein Loslassen vom Alltag.
Rock ’n’ Roll in Airolo
Ab in die Berge

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Das freut Murat Pelit, den unermüdlichen Athleten mit den vielen Ideen und Plänen. Er war an Winter-Paralympics dabei, er möchte auch im Sommer einmal teilneh men – als Tontaubenschütze. Seine Leiden schaft für den Sport vermittelt er, wo und wann immer er kann. Und das mit Erfolg. Lou Brunner fährt mit ihrem Vater glück lich wieder in die Deutschschweiz: «Meine Erwartungen sind übertroffen worden.»
Tessiner Idylle Die Teilnehmenden posieren für ein Gruppenfoto
Weitere spv.ch/breitensportSportangebote
Mit seinem Unternehmen Ti-Rex pflegt die Schweizer Paraplegiker-Vereinigung (SPV) eine enge Zusammenarbeit wie mit Défi sport im Wallis und dem Wasserskiclub Walensee. Diese drei Partner übernehmen im Auftrag der SPV die Organisation und Durchführung von Sportevents und liefern danach einen Rapport ab. «Weil die Res sourcen nicht vorhanden sind, um alles von Nottwil aus abzudecken, sind wir diese Partnerschaften eingegangen», sagt Thomas Hurni, Leiter Breitensport – Freizeit – Ge sundheit, und fügt an: «Es lohnt sich. Wir haben es mit höchst zuverlässigen Leuten zu tun.» Mit Leuten wie eben Murat Pelit, den Thomas Hurni als Topmotivator ken nengelernt hat. In Airolo fährt er vorneweg, gefolgt von Lou Brunner – und Teodosio Margherita. Auch der 60-jährige Italiener, der im Südtessin lebt und nach einer Kin derlähmung auf Krücken angewiesen ist, schlägt ein flottes Tempo an. Und hat Spass daran. Velofahren ist für ihn nicht neu, bis zu dreimal pro Woche trainiert er mit dem Handbike oder E-Bike. Im Juni erst hat er an einer Veranstaltung teilgenommen, die um Mitternacht losging, und dabei mit dem E-Bike 100 Kilometer von Ferrara bis zum Meer entlang des Flusses Po zurück Dassgelegt.es happige Passagen zu überwinden gilt und manchmal steil abwärts geht, das treibt ihm keine Schweissperlen auf die Stirn. Das Mitglied des Tessiner Rollstuhl clubs InSuperAbili fühlt sich wohl in der Gruppe, was ihn aber nicht überrascht: «Wir Velofahrer sind unkompliziert.» Rund zweieinhalb Stunden dauert die ers te Runde, über 17 Kilometer zeigt der Ta chometer an. Und nach dem gemeinsamen Mittagessen mit Blick auf den Sasso della Boggia und den Pizzo Mezzogiorno geht es erneut auf die Piste. Das kostet zwar Substanz, aber das Vergnügen ist grösser als die Müdigkeit. Tessiner schmieden Pläne Teodosio Margherita ist nicht alleine an gereist. Begleitet wird er von zwei Freun den: Moreno Sassi, ebenfalls Mitglied im Club InSuperAbili, und Damiano Zemp, Sportchef der Gruppo Paraplegici Ticino, dem zweiten Rollstuhlclub im Kanton. Bei de sind Fussgänger, beide ziehen ein über aus positives Fazit des Tages. «Da war ziem lich viel Adrenalin dabei», sagt Moreno Sassi. Und Damiano Zemp lobt die Orga nisatoren: «Sie überzeugen mit ihrer Kom petenz und coolen Art.» Zemp sucht in sei ner Rolle als Sportchef immer wieder nach neuen Angeboten für die Mitglieder. Jetzt hat er wieder eines gefunden. «Wir planen, im nächsten Jahr einen MountainbikeKurs auszuschreiben. Ich kann allen nur empfehlen, selber herauszufinden, wie toll das ist.»
Paracontact I Herbst 2022 Verlässliche Partner der SPV
Spass total Lou Brunner ist mit Begeisterung unterwegs


PARA TOP POTENTIAL Sandra HandbikeStöckli, 37-jährig, wohnhaft in Jona, SG. Sandra gehört «ParaAthlet*innenfördergefässzumTopPotential»vonRollstuhlsportSchweiz.
SOCIAL MEDIA Hautnah dabei!
SPORTSCHIESSEN
Bei Rollstuhlsport Schweiz laufen die Fäden des sitzenden Sports zusammen. Damit die Action förmlich spürbar ist, haben wir unsere Social-Media-Kanäle für Sie überarbeitet. Quintessenz der Überarbeitung ist die in haltliche Trennung zwischen Sport-Con tent und anderen Dienstleistungen der Schweizer Paraplegiker-Vereinigung. «Die Kadenz des rollstuhlsportlichen Gesche hens ist extrem hoch. Andererseits sind nicht alle unsere Mitglieder sportlich inte ressiert. Der Rollstuhlsport zieht aber auch Fans und Interessierte aus der Öffentlich keit und den Medien an, die z. B. nicht an unseren Beratungsleistungen interessiert sind. Eine inhaltliche Trennung machte da her Sinn,» erklärt Nicolas Hausammann, Verantwortlicher für Sportvermarktung bei der SPV.
Dein Lieblingsessen? Selbstgemachtes Pilzrisotto. Ich liebe es! Dein Soundtrack fürs Training? Ich höre nur vor einem Wett kampf Musik. Egal welcher Musikstil, Hauptsache es gibt mir Power. Deine Hobbys neben dem Handbiken? Familie und Freunde und natürlich meine vier Schildkröten. Das müssen unsere Leser unbedingt über dich wissen. Bei Gewittern ergreife ich die Flucht. Netflix oder SRF? SRF. Ich habe keinen NetflixAccount. Insta oder Whatsapp? Insta für Social-Media Aktivitäten und Whatsapp für Kontaktpflege. Handyfoto oder Spiegel reflexkamera? Handyfotos, das Handy habe ich immer
ROLLSTUHLSPORTdabei. WM Al Ain SKI ALPIN FIS ParaübernimmtSkiAlpin An den Paralympics im März wurde der internationale SkiVerband (FIS) für eine Über nahme der drei Para-Schneesportarten (Ski Alpin, Langlauf, Snowboard) angefragt. Am 25. Mai beschloss die FIS anlässlich des 53. Internatio nalen FIS-Kongresses, die Füh rung des Para-Schneesports vom IPC Komitee)(Paralympischeszuübernehmen. Der Übergabe-Vertrag zwischen dem IPC und der FIS wurde nun unterzeichnet und per 1. Juli 2022 hat die FIS die Verantwortung übernommen.
Als Austragungsort der WM vom 3. bis 18. November 2022 hat World Shooting Para Sport Al Ain (UAE) festgelegt. Neben den paralympischen Disziplinen mit Ge wehr und Pistolen gehört auch Tontauben schiessen ins Wettkampfprogramm.
Mit dem Quotenplatz für die Paralympics 2024, den Nicole Häusler bereits im Juni für die Schweiz gesichert hat, stehen ihre Chancen sehr gut, für die WM selektioniert zu werden. Stefan Amackers Fokus (Pistole) liegt in dieser Saison auf dem Weltcup in München. Eine gute Leistung vorausge setzt, könnte dieser Anlass für ihn die Se lektion für die erste WM-Teilnahme in seiner Karriere bedeuten.
RUBRIK 32 Paracontact I Herbst 2022
Unter @RollstuhlsportSchweiz bleiben Rollstuhlsportlerinnen und Rollstuhlsportler sowie ihre Fans auf Facebook und Insta gram in Punkto Wettkämpfe, Trainings, Camps und Kurse immer auf dem neues ten Stand. Emotionale Bilder, Live-Content, Resultate und Statements rücken sowohl unsere Top-Athlet*innen, aber auch Camps wie ein «kids camp» oder «move on» in den Mittelpunkt. Facebook «gefälltAm@RollstuhlsportSchweizbestengleichmir»klicken Instagram Am@RollstuhlsportSchweizbestengleichfolgen



Das Schweizer Rugby-Team spielt sich seit einem Jahr von Highlight zu High light. Nach dem Aufstieg in die höchste konti nentale Liga an der Europameisterschaft in Polen 2021 und den überzeugenden Leistungen an der Europameisterschaft der A-Division in Paris im Februar, erwar tet das Team um Headcoach Adrian Moser vom 8. bis 17. Oktober 2022 die grösste und gleichzeitig schönste Aufgabe der vergan genen Jahre: die Weltmeisterschaft im dä nischen Vejle. Die Schweiz befindet sich zusammen mit Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Neuseeland und den USA in einer Gruppe. Mit Grossbritan nien und Frankreich, dem Sieger der Pa ralympics 2020 und dem Goldmedaillen gewinner der Europameisterschaft in Paris, sind spannende Spiele garantiert.
Para lympics 2021 mit Doppelpart nerin Cynthia Mathez kehren die beiden nun zurück ins Land der aufgehenden Sonne –jedoch unter neuer Ausgangs lage. Karin als Co-Nationaltrainerin, Cynthia mit Ilaria Renggli als neuer Partnerin an ihrer Seite. Dank starken Resultaten im ersten Halbjahr haben auch Luca Olgiati und Marc Elmer Chancen auf eine Selektion für die BadmintonWM in Tokio JPN vom 1. bis 6. November.
BADMINTON BlickErwartungsvollernachTokio Aufgrund von Covid datiert die letzte WM von 2019 in Basel. Karin Suter-Erath krönte damals ihre Leistung mit der NachBronzemedaille.denerfolgreichen
RUGBY Highlight WM
Neubeginn mit der B-WM WCMX «High in the Park» Der legendäre Event in Bulle ist zurück. Vor zwei Jahren hatte der Organisator «Stones Family» WCMX als Gast-Diszi plin mit der ersten inoffiziellen Schweizer Meisterschaft eingeführt. Dieses Jahr wurde der WCMX Teil als Open mit inter nationaler Beteiligung ausge tragen. Je zwei Jungs und Mädchen aus Deutschland sowie ein Brite rollten mit über den Parcours. Für die Schweiz waren Emiglio Pargätzi, Lorraine Truong und Dimitri Gross am Start, letz tere zwei holten den Sieg in ihrer Kategorie.
Nach den enttäuschenden Resultaten an der A-WM (Peking Oktober 2021) und den Paralympics (Peking März 2022) steht die Sportart vor einem Neuaufbau. Die erste Herausforderung steht mit der B-WM vom 3. bis 10. November an. Zurzeit sind weder Austragungsort noch das Nationalteam bestimmt. Der Weg zu den nächsten Para lympics (Turin 2026) beginnt auf Feld eins. Mitte Juli starteten die Sichtungs- und Ka dertrainings, woraus sich bis Ende Septem ber das Nationalteam bilden wird. Im Ok tober nimmt das Team zur Vorbereitung auf die B-WM an zwei internationalen Tur nieren in Wetzikon und Stirling (SCO) teil.
Auf mindestens einen Gegner der zweiten Gruppe (Australien, Brasilien, Dänemark, Japan, Kanada und Kolumbien) wird das Team in der zweiten Phase des Turniers stossen. Für die Schweiz bedeutet die Teil nahme an dieser Weltmeisterschaft ein zentraler und überaus wichtiger Meilen stein in der langfristig angesetzten Ent wicklung des Rugby-Teams.
ParacontactRUBRIK I Herbst 2022 33Paracontact I Herbst 2022 33
CURLING

34 Paracontact I Herbst 2022 Weiherstrasse 20 4800 Zofingen Tel. 062 751 43 www.reha-hilfen.ch33 Täfernstrasse 11 5405 Baden-Dättwil Tel. 056 493 04 info@reha-hilfen.ch70 ...GRENZENLOSIGKEIT MIT DEN NEUEN VORSPANN POWERGERÄTEN VON BEREITERLEBENSTRICKER!SIE...FÜREINEPROBEFAHRT? Wir erleichtern Ihnen das Leben. Mit Sicherheit. Kontinenzversorgung ist Vertrauenssache. Wir bieten Ihnen dazu seit über 19 Jahren Kompetenz, erstklassige Produkte und persönlichen Service. Damit Sie sicher und mit Leichtigkeit das Leben geniessen können. Wir sind für Sie da. Ortho Medica GrabenhofstrasseAG 1 Postfach 2242 6010 Kriens 2 Tel 041 360 25 44 Fax 041 360 25 www.orthomedica.ch5404136025info@orthomedica.ch44 InseratOrthomedicaParacontact182.128D.indd 1 23.06.2015 08:24:58


Kleine Lego-Masters am Werk Nach einer kurzen Nacht rauschten bereits vor neun Uhr die ersten Kids mit ihren Dschungel-Rollis über die Rampe des SPZ und brachten so viel Leben in die SPZBude. Sie waren kaum zu bremsen. Das Dschungel-Programm führte die Kids ins Hallenbad zum Kajakfahren und Plan schen. Danach wurde in der Sporthalle fleissig am technikvonRugbynebenstattlichedassreSpielenLeweitergebaut.Kids-Camp-Lego-DschungelMehrals100KilogrammgosstellteSwissLUGdenKindernzumzurVerfügung.VieleexotischeTieundPflanzenwurdenkonstruiert,soderDschungelamSonntagmittageineGrösseangenommenhatte.DadurftendieElternsichimRollstuhl-versuchenodervonPhilippGerritsderOrthotecdurchdieOrthopädieführenlassen.
kräften durch die Katakomben des SPZ, die Dschungel-Äffchen schwangen eifrig die Lianen und sammelten emsig Kokos nüsse, mit dem Floss wurden mit viel Ge bläse Bananen transportiert, mit Legos Tiere konstruiert und erraten sowie mit den Rollis durch den Dschungel gekurvt. Wie jedes Jahr wurden die erzielten Punk te bei den Stationen mit dem Würfelglück verrechnet. Am Schluss waren alle Sie gerinnen und Sieger. Zum 29-jährigen Be stehen des Kids Camps konnten alle Kids einen Tiger von Lego Technics mit nach Hause nehmen.
Von Thomas Hurni Unter dem Motto «Dschungel» starteten die Kids am diesjährigen Kids Camp zu erst hoch zu Ross. Sie orientierten sich dann auf dem Campus Nottwil und fan den mithilfe der neuen OL-Karte des SPZ alle Posten. Mit den Swiss LUG-Männern (Swiss LEGO® Users Group) konnten die kleinen Lego-Fans ihrer Fantasie freien Lauf lassen, um einen eigenen Kids-CampDschungel mit Lego zu bauen. Während dessen strapazierte Jeanloup am Humor Workshop die Lachmuskeln der Eltern. Es wurde aber nicht nur gelacht, sondern auch tiefsinnig über Humor philosophiert und diskutiert. So erlebten die erwachsenen Be sucherinnen und Besucher des Camps, was ein Gummiband an Gesicht- und Lach muskeln aktivieren kann. Dr. Wolle, wie Jeanloup als Spitalclown genannt wird, kann nicht nur Kinder, sondern auch Er wachsene verzaubern.
Und wie wird ein solch toller Event been det? Natürlich mit unserem unvergleichli chen Kids-Camp-Ohrwurm: Kids Camp –is where we’re going, Kids Camp – is where we’re showing, Kids Camp – we’re rolling by the lakeside. Bis zum nächsten Mal! Hier finden Sie die Impressionen zum Kids Camp 2022 Hoch zu Ross Spass beim Teamwork
Paralympics im Dschungel Zum traditionellen Abschluss des Kids Camps starteten nach dem Mittag die «Paralympic Kids Camp Summer Games» wiederum als Gruppenwettkampf mit den Kids und deren Eltern. Zehn Posten waren zu absolvieren: So schrie Tarzan aus Leibes
ParacontactROLLSTUHLSPORTIHerbst2022 35 KIDS CAMP Kids im Lego-Dschungel-Fieber «Jedes Johr im Juni gets vell Spass in Nottwil. Mier träffid Familie ond Frönde. De ganzi Tag esch Action, Sport ond Spiel. Am Obig gmüetlich zäme sii ond singe.» So tönte es am Samstag, 18. Juni in der Sporthalle, als das Kids Camp 2022 eröffnet wurde.
Am Abend besuchte Tante Carmen mit ih rem Bus «Jimmy Brumm» das Kids Camp und brachte mit fetzigen Liedern und coo len Tanzeinlagen nochmals viel Stimmung in die Aula. Die Kids tanzten, sangen und rollten, was das Zeug hielt. Schlussendlich landeten alle Kinder auf der Bühne und Tante Carmen in den Zuschauerrängen. Zum Abschluss intonierte Tante Carmen zusammen mit den Eltern, Kindern und Helferinnen den Kids-Camp-Song.



Von Martin Wenger Zeit beworben. Da diese Form (noch) nicht Bestandteil des paralympischen Sportpro gramms ist, erfüllt sie die Voraussetzungen der World Games. Im Lowpoint Rugby sind nur Spielerinnen und Spieler mit einer Klassifikation von 0.5, 1.0 und 1.5 Spieler punkten teilnahmeberechtigt.
Ziel verpasst Coach Christian Härdi äusserte sich un mittelbar nach der Rückkehr zufrieden.
36 Paracontact I Herbst 2022 ROLLSTUHLSPORT
RUGBY
«Eine tolle Veranstaltung mit starken Geg nern», fasste er den knapp einwöchigen Aufenthalt in den USA zusammen. Die Schweiz beendete das Turnier auf dem fünf ten Platz und erreichte das Ziel, eine Me daille zu gewinnen, nicht. Grossbritannien mit seiner schnellen und sehr agilen Spiel weise brillierte in vollen Zügen und darf sich nicht nur den letztjährigen Sieg der Paralympics, sondern auch denjenigen der World Games auf die Fahne schreiben. Unerwartet positiv aufgefallen ist das dritt platzierte Deutschland. Für die Schweiz von grosser Bedeutung waren die zwei Siege ge gen die USA.
Positive Entwicklung erwartet Die Integration in die diesjährige Austra gung der World Games ist für die weitere Entwicklung von Lowpoint Rugby sehr wertvoll. Der internationale Verband ist nun jedoch gefordert, diese Form mit ei nem durchdachten Wettkampfsystem zu versehen und bei Veranstaltern beliebt zu machen, damit ein attraktiver Wettkampf kalender entsteht.
TEAMJonathan Baltensperger, Andreas Brändli, Christian Hähnel, Patrick Gosteli, Yves Langhard, Adrian Moser, Peter Roos, Roger Suter Christian Härdi (Coach), Roland Wieland (Mechaniker), Renate Kurmann (Physio), André Thalmann (Betreuung)
Die World Games sind ein internationaler Grossanlass mit Sportarten, die nicht Teil des olympischen Programms sind, jedoch weltweit verbreitet sind. Die Veranstaltung wird alle vier Jahre jeweils im Jahr nach den olympischen Sommerspielen an wechseln den Orten ausgetragen. Die diesjährige elfte Durchführung fand vom 7. bis 17. Juli in Birmingham (USA) statt mit insgesamt 3600 Athletinnen und Athleten aus 100 Ländern. Erstmals in der Geschichte der Veranstaltung war mit Rollstuhl-Rugby eine Behindertensportart vertreten, und zwar in der Lowpoint-Variante.
Lowpoint Rugby ist eine Abwandlung des paralympischen Rollstuhl-Rugbys und wird vom internationalen Verband seit einiger World Games –fast olympisch
Das Schweizer Rugby-Team sieht nach den World Games 2022 grosse Chancen für die Entwicklung von Lowpoint Rugby.
Schweizer Werdegang Lowpoint Rugby ist in der Schweiz seit vie len Jahren in der Rugby-DNA verankert. Nicht nur als Veranstalter des attraktiven «Low Point Tournament» haben wir uns international einen guten Namen gemacht, sondern auch mit der mannigfaltigen Teil nahme an Turnieren, deren Anzahl in der Vergangenheit jedoch leider markant ge schrumpft ist. Unbekannte, bekannte Gegner Neben der Schweiz sicherten sich die Topdrei-Nationen der Weltrangliste im Roll stuhl-Rugby – Japan, Grossbritannien und die USA – sowie Kanada und Deutschland einen der begehrten Startplätze. Im Bereich des Lowpoint Rugby blickte jedoch keiner der fünf Schweizer Gegner auf eine lange sportliche Vergangenheit. Wie sich die geg nerischen Teams zusammensetzten, blieb daher unklar. Diese Ungewissheit prägte die Vorbereitung der Schweizer in einem ohnehin schon vollen Wettkampfkalender.

Die Gejagten Marcel Hug und Manuela Schär sind die Stars der Stunde auf der 42,195 Kilometer langen Marathonstrecke –doch der Erfolg hat wie so oft eine Kehrseite.
An sonsten gefällt ihr die Rolle als Mara thon-Queen eigentlich, auch wenn sie be stätigt: «Der Druck ist viel grösser als zuvor, als ich noch in der Rolle der Jägerin war. Denn es sind oft nur ganz kleine Mo mente, die über Sieg und Niederlage ent scheiden. Da muss man jederzeit hellwach und topfit sein.»
Abbott World Marathon elite-seriesworldmarathonmajors.com/Majors
Alle Gegner wollen ihr bestes Rennen zei gen, um unsere Schweizer MarathonCracks von der Spitze zu verdrängen und das begehrte Preisgeld der «Abbott World Marathon Majors Elite Series» abzufangen. «Mich regt es auf, wenn die Leute plötzlich aufhören, die Ar beit, die hinter dem Erfolg steckt, wertzuschätzen», findet Manuela Schär. Oft höre sie dann Aussagen wie: «Du gewinnst ja sowieso.»
LEICHTATHLETIK
Von Nicolas Hausammann
Paracontact I Herbst 2022 37 ROLLSTUHLSPORT
machen wird. «Die Strecke im japanischen Marathon-Mekka ist einfach superschön, ultraschnell und für mich ein Genuss», er klärt Hug sein Marathon-Programm.
Die Fuchsjagd Für Marcel Hug ist es grund sätzlich ein gutes Gefühl, in sei nem OT FOXX auf der Flucht vor seinen Jägern zu sein. Er sieht seine Dominanz als «heraus fordernd», aber auch als «motivierend», in jedem Rennen seine beste Leis tung abzurufen. Dass auch immer wieder sein Renn gerät zum Thema wird, stört ihn nicht – im Gegenteil: «Ich bin stolz darauf, bei der Entwicklung dieses Meisterstücks mitgewirkt zu haben», ent gegnet der Nottwiler auf Anfragen zu sei nem OT FOXX aus dem Hause Orthotec. Hug wie auch Schär bestreiten ab Ende September die grossen Marathons in Ber lin, Chicago und New York, wobei Marcel Hug auch noch einen Abstecher nach Oita
Nach den Bahnwettkämpfen sind die Vo raussetzungen für die Herbstsaison auf den Strassen der Weltmetropolen unter schiedlich. Der eine freut sich auf sein Lieblingsrennen in Oita, die andere liebt eigentlich den Herbst, da man nach den Bahnrennen im Som mer immer noch etwas spritziger sei. Da Manuela Schär die Bahnsaison dies mal verletzungsbedingt auslassen musste, wird dieser Aspekt jedoch nicht zum Tragen kommen.
Wie es sich anfühlt, nicht fit oder gar ver letzt zu sein, erfuhr die Krienserin diesen Sommer am eigenen Leib. Sie brach sich bei einem alltäglichen Boden-Rollstuhl-Trans fer das Bein. «Es war eine Geduldsprobe sondergleichen für mich. Erst hiess es sechs Wochen keinen Sport. Dann war ich beim Kontroll-Röntgen. Dort hiess es plötzlich, nochmals für sechs Wochen kein Rennroll stuhl fahren. Klar konnte ich an der Hand kurbel meinen Puls pushen, aber die Schlä ge am Rad und die damit verbundene Belastung auf die Handmuskulatur ist durch nichts zu simulieren.» Einfach nur am Start zu stehen, passt jedoch nicht zu Manuela Schär. Sie will vorne mitfahren – Verletzung hin oder her.
Erfolgs-Mindset trotz Verletzung
Zahltag auf der Langdistanz Natürlich bedeutet die Marathonsaison für die beiden Spitzenathlet*innen auch die Möglichkeit, ihren Verdienst als ProfiSportler mit Preisgeldern zu sichern. Den noch ist für beide klar, die Marathondistanz ist eine «Liebesgeschichte», die – wie im echten Leben – manchmal mit «Leiden» verbunden ist, jedoch so viel mehr zu rückgibt als nur ein Preisgeld. Daher wer den sie auch diese Marathonsaison wieder mit voller Leidenschaft in Angriff nehmen.
Marcel Hug gejagt, nicht nur an den ParAthletics



GBY.SWISS 38 Paracontact I Herbst 2022 rossfeld.ch/berufsbildung Sind Sie interessiert an einer Umschulung? Oder möchten Sie ohne Barrieren beruflich durchstarten? In der Stiftung Rossfeld bilden wir Sie zur/zum Kauffrau/Kaufmann EFZ und EBA aus. Stellen Sie aus dem modularen Angebot ein Ausbildungspaket nach Ihren Bedürfnissen zusammen: – Gezielte Vorbereitung auf eine Ausbildung – Verschiedene Wohnangebote – Physio- und Ergotherapie – Abwechslungsreiches Freizeit- und Sportangebot Erfahren Sie mehr im Erklär-Video! Wir sind am Puls der Zeit und lieben Qualität. Un sere Spezialist:innen liefern Antworten zu all dei nen individuellen Bedürfnissen beim kostenlosen Hilfsmittel Check-Up. VEREINBARENTERMIN T. 031 388 89 checkup@ortho-team.ch89 GRATIS QUALITÄTSHILFSMITTELCHECK-UP








Steiniger Weg zum Nationalteam
Die 14-Punkte-Guillotine Dank der grossen finanziellen Unterstüt zung der SPV und der Teilnahme an der Schweizer Meisterschaft haben es die Swiss Ladies bereits weit gebracht. «Das Team kann erste taktische Vorgaben umsetzen, oft fehlt aber noch die Konstanz in der Treffsicherheit und die Ausdauer. Zusam men mit den Spielen in ihren Stammclubs kommen die Frauen nun aber auf ausrei chend Spielminuten. So gesehen ist jedes Spiel ein zusätzliches Training», sagt Eliane Keller. Auch am Einsatz rund ums Team mangelt es nicht. Es helfen beispielsweise Spieler der Nachwuchsförderung als Spar ringspartner in den Trainings und Eltern organisieren Verpflegung oder Transporte und organisieren Charity-Aktionen, um weitere Trainings zu finanzieren. Doch die 14-Punkte-Grenze für Nationalteams ist gnadenlos. Es braucht noch zwei bis drei Spielerinnen mit passenden Klassifizie rungspunkten, die sich mit vollem Einsatz dem Team anschliessen. Ein weiterer Fo kus des Teams liegt daher auf Werbeakti vitäten, wie z. B. einem geplanten Doku mentarfilm.
Von Nicolas Hausammann
Wohin die Reise der Swiss Ladies geht, ist seit der Idee im Frühjahr 2020 klar: «Wir gründen eine Damen-Basketball-Nationalmannschaft!»
Paracontact I Herbst 2022 39 ROLLSTUHLSPORTBASKETBALLDAMEN
Die Schweizer Rollstuhl-Basketballerinnen arbeiten hart daran, sich ausserhalb ihrer Clubeinsätze zu verbessern. Das zeigte das erste Training der Swiss Ladies. Eine Spie lerin brauchte ungewöhnlich lange, bis sie in ihrem Sportrollstuhl sass. Auf die Frage, warum sie heute so lange brauche, zeigte sie ihre mit acht Blasen übersäten Hände. Das Training auszulassen kam für die extra aus Genf angereiste Teilnehmerin nicht in Frage. Trotz oder gerade wegen dieses Ein satzes braucht es das Förderprojekt für Da menbasketball, wie das Coaching-Gespann Eliane Keller und Christian Rosenberger erklärt: «Mit rund 25 lizenzierten Frauen hat die Schweiz schlichtweg zu wenig Spie lerinnen für eine eigene Frauen-Liga. In Europa gelingt dies momentan nur in Eng land.» Zudem fiel Christian Rosenberger als ehemaliger Coach der Fussgänger-Bas ketballerinnen auf, dass die Frauen in den gemischten Teams einfach zu wenige Spiel minuten bekommen, um sich optimal wei terzuentwickeln. Damit war die Grund idee für die Swiss Ladies geboren und das Ziel klar: Teilnahme an internationalen Titelwettkämpfen. Mutiger Fünfjahresplan Wohl in keinem Team der Welt findet sich eine solche Heterogenität an Spielerinnen. Diese ergibt sich einerseits aus den unter schiedlichen Mobilitätseinschränkungen, andererseits aus den Leistungsniveaus. Bei den Swiss Ladies treffen sich Anfängerin nen und Nachwuchskader, die in einer Sportschule sind und semiprofessionell trainieren. Trotz dieser Herausforderung liegt man heute «überraschend genau» im mutig aufgestellten Fünfjahresplan. Mitt lerweile haben die Swiss Ladies die erste vollständige Saison als «Fanionteam» in der Schweizer Meisterschaft absolviert, was sie auf ihrem Weg zum Nationalteam einen grossen Schritt weitergebracht hat. Nun gilt es, sich zum Schlussspurt dieses Weges zu bekennen. Dieser wird hart, denn die Damen müssen sowohl an teamtaktischen und technischen Feinheiten als auch an individuellen Fähigkeiten arbeiten. Im kon ditionellen Bereich sind die Spielerinnen stark gefordert, und die erlernten techni schen Grundlagen müssen über Repetitio nen gefestigt werden.
LustInteressiert?bekommen, mitzumachen oder die Swiss Ladies zu basketball.spv.ch/SwissLadiesunterstützen? Swiss Ladies Ein Team mit grossen Zielen

Das Schweizer Para-Cycling-Team blickt auf eine erfolgreiche EM zurück. Die 15 Athlet*innen gewannen drei Gold-, zwei Silber- und zwei Bronzemedaillen an den Wettkämpfen, die vom 25. bis 29. Mai 2022 in Oberösterreich stattfanden.
POLITIK
Sandra Stöckli holte Silber im Zeitfahren und Bronze im Strassenrennen Auch Benjamin Früh fuhr im Strassenren nen auf den dritten Platz. Heinz Frei prä sentierte sich in der MH3-Kategorie in starker Verfassung und erreichte den sieb ten Rang in einem 24er-Feld. Fabian Recher und Felix Frohofer wurden in der MH4Kategorie Fünfter und Siebter.
In der Sommersession stimmte der Na tionalrat für faire Tabellenlöhne bei der Berechnung der IV-Grads.
Die grosse Kammer hat die Motion der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit (SGK-N; 22.3377) ohne Gegen stimme angenommen. Bei der Motion geht es um die Ermittlung des Einkommens, das ein Mensch mit gesundheitlichen Be einträchtigungen zumutbarerweise erzie len kann. Dieses Einkommen wird bei der Berechnung des Invaliditätsgrads meist mit Hilfe von statistischen Werten (Tabellen löhnen) bestimmt. Diese sind oft realitäts fern. Der Nationalrat hat die Motion ohne Gegenstimme angenommen. Damit hat er den Bundesrat unmissverständlich aufge fordert, zu handeln. Die Motion geht nun an den Ständerat. Die ständerätliche Sozial kommission bestätigte den Handlungsbe darf bereits klar. Eine Weiterentwicklung der Tabellenlöhne ist dringend notwendig.
Sieben Medaillen an der EM SKI ALPIN Neuer Headcoach Das Swiss Paralympic Ski Team wird neu von Mauritz Trautner trainiert. Die Schweizer ParaplegikerVereinigung und TrautnerTeamVonBehindertensportPluSportSchweizkonntenfürdieKaderderkörper-undsehbehindertenalpinenSkisportler*innendenbisherigenCo-BundestrainerderDeutschenNationalmannschaftverpflichten.denletztenParalympischenSpielenkehrtedasmiteinerMedaillezurückunderreichtedamitdasangestrebteMinimalziel.ImNachgangreiftebeidenbeidenVerbändenderEntscheid,dassdieWettbewerbsfähigkeitgestärktwerdenmuss,umin-ternationalamBallzubleiben.«DieProfessionalisierungimBereichSkiAlpinistaufinternationalemLevelextremhoch.DieSchweizmusshierihreStrukturenundAngeboteverbessern,umkünftigmithaltenzukönnen.MauritzTrautneristderrichtige,umgenaudasum-zusetzen»,stelltRogerGetzmann,BereichsleiterRollstuhl-sportSchweiz,klar.AlsausgebildeterTrainermitvielpraktischerErfahrungbringtdiebestenVoraussetzungenmit,dasSchweizerKaderintensivzufördern.
Die Schweiz hatte zuvor noch nie eine so grosse Cycling-Delegation an einen inter nationalen Titelwettkampf geschickt wie 2022 nach Oberösterreich. Das Team setzte sich aus sechs Handbiker*innen und neun stehenden Athlet*innen zusammen. Die ehemalige Spitzenathletin Sandra Graf hat te die Handbiker*innen als Assistenztraine rin Handbikerinbegleitet.
40 Paracontact I Herbst 2022 VERMISCHTES
HANDBIKE
Faire Invaliditätsbemessung


Nextherapy ist ein neues ambulantes Hightech-Rehabilitationszentrum für Kinder und Erwachsene in Zürich. Mithilfe modernster Technologien wie Ro botik und Neurogaming sowie konventio nellen Therapien kümmert sich ein multi disziplinäres Team um Menschen mit un terschiedlichen Einschränkungen aufgrund einer Schädigung des Gehirns oder des Rückenmarks. Die individuell zugeschnit tenen Therapieprogramme von bis zu fünf Stunden an sechs Tagen pro Woche sind von Schweizer Kranken- und Unfallversi cherungen akzeptiert.
REHABILITATION
Paracontact I Herbst 2022 41
SPORTFÖRDERUNG
J+S feiert seinen Geburtstag mit zahlrei chen Anlässen und einem Wettbewerb. Dazu gehörte auch das Jubiläumslager in Tenero. Vom 31. Juli bis 6. August trieben 700 Jugendliche mit und ohne Behinde rung gemeinsam Sport. Zusammen mit PluSport und Procap führte Rollstuhlsport Schweiz einen Sensibilisierungsworkshop durch.
INKLUSION AktionstageimKantonZürich
Vom 27. August bis 10. Sep tember 2022 werden im Kan ton Zürich zum ersten Mal Aktionstage AktionstageOrganisationen(UNO-BRK)zurWochendurchgeführt.BehindertenrechteWährendzweifindendiverseAktionenstatt,welcheeinenBeitragUmsetzungderUNO-Be-hindertenrechtskonventionleisten.Über80beteiligensich.DieAktionsollaufzeigen,dassmitderUNO-BRKkeineSonderrechtefürMenschenmitBehinderunggeschaffenwurden,sondernumRechte,diefüralleMenschengeltensollen.GleichzeitigschaffendieeinePlattformfürdenAustauschunterPersonenundOrganisationen,diesichfürdieUmsetzungderUNO-BRKengagieren.DiesesNetzwerksollinspirieren,gemein-samneueWegezugehenundsichfüreineinklusiveZukunftstarkzumachen. zukunft-inklusion.chWeitereschwimmbadhoernli.chSchwimmbadInformationen
Neues Zentrum in Zürich
Weitere nextherapy.chWeiterejugendundsport.chInformationenInformationenZum
In Kreuzlingen gibt es neu einen Rollstuhllift direkt in den Bodensee. Er ermöglicht Personen im Rollstuhl, ohne fremde Hilfe ins Wasser zu gelangen. Die Fernbedienung für den Lift ist im Schwimm bad Hörnli erhältlich.
SchwimmenimBodensee
50 Jahre J+S
Das Sportförderprogramm Jugend+Sport (J+S) feiert sein 50-jähriges Bestehen. J+S entwickelte sich zum grössten Sportför derprogramm des Bundes und zählt heute über 600 000 aktive Kinder und Jugendli che. Ihnen stehen jährlich 80 000 Sport kurse oder Lager in 85 Sportarten zur Ver fügung. Im Rahmen von J+S bietet Rollstuhlsport Schweiz das interdisziplinäre Modul «Sport und Handicap» durch, um integrative Angebote für Kinder mit und ohne Behinderung zu fördern.
AUSFLUG

Von Nadja Venetz und Peter Birrer Was macht für euch den Reiz des Clublebens aus?
«Dieses Amt ist eine Art Lebensschule»
Darum war für dich immer klar, dass du Mitglied eines Clubs wirst? Thomas Köppel: Ja. Nach meinem Unfall im Jahr 2000 kam ich in die Reha nach Nottwil und dort in Kontakt mit dem Rollstuhl fahrer Erwin Zemp, der als Bereichsleiter der Lebensberatung bei der Schweizer Pa raplegiker-Vereinigung arbeitete. Er sagte mir, dass es in der Nähe meines Wohn ortes den Rollstuhlclub St. Gallen gebe, der verschiedene Sportarten und Freizeit aktivitäten anbiete. Und noch während der Reha in Nottwil schaute dessen damaliger Präsident Hanspeter Bieri bei mir vorbei und stellte mir den Club näher vor. Einen jungen Kerl wie mich könnten sie im Bas ketball gut brauchen, sagte er. Nach dem Ende der Reha besuchte ich gleich ein ers tes Training – und seither bin ich bei den Rolling Rebels dabei. Das sind mittlerweile 22 Jahre. Hugo Müller: Ich bin wie Thomas seit jeher ein Vereinstyp. Auch mich hat Erwin Zemp ins Clubleben eingeführt, und mit ihm zu sammen habe ich angefangen, Rennroll stuhl zu fahren. Sport war für mich die beste Therapie. Das Clubleben besteht aus Treffen, aus dem Austausch mit anderen Leuten, angeregten Gesprächen und schö nen Ausflügen. Das müsste meines Erach tens auch den Nachwuchs reizen, sich rege
42 Paracontact I Herbst 2022 IMFOKUSGESPRÄCH
Sie engagieren sich nicht nur mit Leiden schaft und ehrenamtlich für ihre Clubs, sondern scheuen sich auch nicht vor der Verantwortung: Thomas Köppel ist Präsi dent des Rollstuhlclubs St. Gallen, Hugo Müller des Rollstuhlclubs Zentralschweiz. Die beiden reden über Herausforderungen der Vorstandsarbeit, sagen, warum das auch in der heutigen Zeit spannend ist – und er klären, dass der Austausch untereinander ein zentraler Punkt ist. Mit Herzblut dabei Hugo Müller (links) und Thomas Köppel
Thomas Köppel: Miteinander Sport zu trei ben und Ausflüge zu machen sind wesent liche Bestandteile. Aber genauso reizvoll ist das gesellige Beisammensein nach einem Training in der Beiz. Oft ist es einfach auch lustig. Ich bin seit jeher ein Teamsportler und als Vereinsmensch schätze ich es, wenn man füreinander da ist und sich gegensei tig hilft. Hugo Müller: Mit Gleichgesinnten Sport machen und Ausflüge unternehmen, das macht das Clubleben aus. Miteinander und nicht gegeneinander!
Zwei Präsidenten, ein Gespräch: Thomas Köppel und Hugo Müller diskutieren über ihre Rollen. Und sagen, wie sie versuchen, Neumitglieder zu gewinnen.

Thomas Köppel: Oft geht es darum, Dinge zu delegieren und später nachzufragen, ob alles geklappt hat oder noch Hilfe von meiner Seite benötigt wird. Die Gesamtver antwortung trägt halt der Präsident, darum möchte ich stets auf dem Laufenden sein.
Thomas Köppel: Unser vorheriger Präsident «Hampi» Bieri sagte mir nie offen, dass ich einmal für ihn nachrutschen sollte, aber ich spürte schon, was er vorhatte (lacht). Ich hatte das Glück, gut vorbereitet zu sein. Während drei Jahren konnte ich Hampi über die Schulter schauen. Dass ich mich mit voller Überzeugung und Lust enga giere, hat nicht zuletzt mit unserem her vorragenden Vorstand zu tun, in dem man sich gegenseitig hilft und grosser Wert auf Zuverlässigkeit gelegt wird. Die Aufgaben sind fair auf die Ressortchefs verteilt.
Thomas Köppel: 2018 gab es in unserem Vorstand einen Todesfall, und die Verant wortlichen kamen auf mich zu: Thomas, du bist schon lange dabei, kennst alle und alles, hast eine eigene Meinung – hast du Lust, Vizepräsident zu werden? Für mich war innert fünf Minuten klar, dass ich das mache. Hugo Müller: Ich bin seit 1991 im Club, konnte viel profitieren und lernte viele gute Leute kennen, die mir das Leben im Rollstuhl vereinfachten. Seit 2016 bin ich im Vorstand. Und jetzt seid ihr beide gar Präsidenten. Gewollt oder ungewollt?
Thomas Köppel: Bei uns ist der Sport sehr wichtig, aber grosse Bedeutung hat auch das Kulturelle. Wir sind 200 Aktiv- und rund 100 Passivmitglieder. An der Haupt versammlung sind jeweils etwa 50 Leute dabei, an den Ausflügen 30 bis 40 und meis tens dieselben. Wir werben intensiv darum, dass es mehr werden. Was wir ebenfalls feststellen: Es ist schwierig, die Jungen zu begeistern. Als ich Mitglied wurde, hätte ich es cool gefunden, zum Beispiel einen Baumwipfelpfad entdecken und anschlies send gemeinsam grillieren zu können.
Thomas Köppel: Ich habe den Vorteil, ge nügend Zeit zu haben, weil mein Arbeits pensum nur 50 Prozent beträgt. Die Mails rufe ich jeden Tag ab. Pro Woche investie re ich in ruhigen Zeiten etwa eine Stunde.
Hugo Müller: Das ist bei uns nicht anders. Aber eigentlich kann man als Präsident ja gut delegieren (lacht).
Paracontact I Herbst 2022 43 zu beteiligen. Dem ist leider nicht so. Das Interesse am Sport ist da, daneben hält es sich in Grenzen. Es wäre schön, wenn die Jüngeren auch an Clubaktivitäten aktiver mitmachen würden. Was führte euch dazu, im Vorstand mitzumachen?
Thomas Köppel: Man begegnet vielen span nenden Menschen und lernt vieles. Ich würde sogar von einer Art Lebensschule reden. Hugo Müller: Es ist wirklich wie eine Le bensschule. Zu Beginn gab es Zweifel, aber vieles hat sich danach eingependelt. Ich war früher sportlich sehr aktiv und wurde vom Club tatkräftig unterstützt. Nun kann ich dem Club etwas zurückgeben. Auch wenn es heute noch Sachen gibt, die mich fordern und manchmal überfordern.
Wie gross ist der zeitliche Aufwand?
Hugo Müller: Das kommt hin. Manchmal gibt es auch Wochen, in denen der Auf wand deutlich grösser ist, etwa im Vorfeld einer Generalversammlung. Oder wenn der nächste Jahresbericht ansteht (lacht)
Welche Aufgaben bleiben bei euch als Präsidenten hängen?
RC St. Gallen beim Spanferkelessen und im Austausch mit dem BuspersonalderStadt
Thomas Köppel: Ich sah mich anfänglich mit verschiedenen Fragen konfrontiert wie zum Beispiel: Wie produziere ich einen Jah resbericht? Was gehört alles dazu? Oder wie trete ich vor Leuten auf? Zu Beginn machte ich fast in die Hosen, wenn ich vor einer Zuhörerschaft reden musste. Inzwi schen schnellt der Puls nicht mehr in die Höhe. Oder wenn ich am Ende eine sau bere Broschüre in der Hand halte, ist die Freude umso grösser. Mir macht dieser Job einfach Spass.
Hugo Müller: Nicht ganz ungewollt! Aber ich liess mich mit dem Wissen in den Vor stand wählen, dass ich ab 2018 die Nach folge von Andrea Emmenegger überneh me, die zehn Jahre lang Präsidentin war.
Ihr habt Erfahrungen gesammelt und dürft nun ein bisschen die Werbetrommel rühren: Warum ist es cool, Präsident eines Rollstuhlclubs zu sein?
Wann ist das der Fall? Hugo Müller: Strategien und Statuten sind nicht mein Ding. Bei der Schweizer Para plegiker-Gruppe den Durchblick zu behal ten, das ist nicht ganz einfach. Zum Glück sind sehr gute Leute im Vorstand. Es ist spannend, zusammen Lösungen zu finden.
Thomas, du sagtest vorhin, du würdest viel lernen. Was vor allem?
Was bietet ihr in euren Clubs alles an?
Hugo Müller: Schwimmen, Turnen 50 plus, Leichtathletik, Basketball, Tischtennis und natürlich auch kulturelle Angebote. Ein grosser Vorteil ist zweifellos unsere geogra fische Nähe zu Nottwil, denn wir profitie ren von der Topinfrastruktur. Demnächst wollen wir uns an einer Tagung mit Fra gen auseinandersetzen: Wie soll die Zu kunft im Club aussehen? Ist unser Angebot noch zeitgemäss? Wie können wir jüngere Leute ins Clubleben oder auch in den Vor stand einbinden? In den verschiedenen Rie gen besteht eine Überalterung, ausser im Sportbereich.


Thomas Köppel: Freude und Spass an der Sache. Dass alle gesund bleiben. Und dass es nicht zu einer neuerlichen Coronapause kommt. Was wünscht ihr euch von der SPV?
Thomas Köppel: Grundsätzlich sind wir zufrieden. Und wir sind froh, dass wir der SPV angehören. Und es ist super, dass Kur se aufgegleist werden: Wie sieht die Rolle eines Präsidenten aus? Was muss ein Kas sier können? Bei uns in St. Gallen läuft es hervorragend, aber ich höre von anderen Vereinen, bei denen der Vorstand aus ei ner Person besteht. Darum finde ich es gut, wenn die SPV unterstützend zur Seite steht.
Hugo Müller: Wir und die SPV sind nicht immer gleicher Meinung. Die neue Mitglie derverwaltung (genannt OM) für den Ver sand der Vereinsrechnung oder der Mitglie derverwaltung läuft nicht nach unseren Vorstellungen. Anfragen von Schülern oder Schulen sollten über die SPV laufen oder koordiniert werden. Ich glaube aber, dass mit dem neuen Direktor Laurent Prince vieles auf dem richtigen Weg ist. Wir sind im Dialog, das ist schon einmal gut. Ins gesamt können wir uns glücklich schätzen, eine Vereinigung und eine Stiftung im Rü cken zu haben. Thomas Köppel: Wir haben auch ein gutes Gefühl mit Laurent Prince und dem gan zen Team der SPV. Wir werden ernst ge nommen, der Austausch klappt, und ihr kämpft für uns Clubs um Rechte. Ihr seid mit Herzblut dran und probiert, das Beste für uns Rollstuhlfahrer herauszuholen.
Hugo Müller: Ich wünsche mir viel neuen Schwung nach unserer Tagung, die wir im Herbst in Angriff nehmen.
44 Paracontact I Herbst 2022 RC Zentralschweiz an einer Feier in Kriens und in den Bergen
Thomas Köppel: Jungen Menschen, die zum Basketball kommen, sage ich immer: Kommt mit uns nach dem Training auf ein Getränk. In dieser Runde erfahrt ihr Inte ressantes von den Routiniers. Beim Bier drehen sich die Diskussionen beispiels weise um Ferien, und vielleicht hat einer einen guten Tipp: ein rollstuhlfreundliches Hotel mit barrierefreiem Zugang zum Pool, solche Sachen. Oder einer kennt jeman den, der ein umgebautes Auto zu günstigen Konditionen verkauft. Mehrmals schon habe ich erlebt, dass die Zuhörenden mit geschrieben haben, wenn jemand aus der Runde etwas Spannendes erzählt hat. Da mals mit 18 staunte ich als Grünschnabel selber, wenn die älteren Füchse referierten. Amortisationsbeitrag! Skifahren! Ferien! Aha! Ich hätte nie so viel erfahren, wenn ich nicht mitgegangen wäre. Hugo Müller: Am meisten lernt man von Rollstuhlfahrern, wenn man zusammen unterwegs ist. Die Angst vor dem Unge wissen wird so überwunden. Man sammelt gemeinsam Erfahrungen, sieht, wie Kolle ginnen und Kollegen vorgehen, und man hilft einander. Wenn ich einem Fussgänger von Inkontinenz oder Katheterisieren er zähle, verstehen die meisten nur Bahnhof. Worin besteht im Jahr 2022 die Aufgabe eines Rollstuhlclubs?
Wie versucht ihr, Mitglieder zu aktiverem Mitmachen zu bringen?
Thomas Köppel: Wir haben eine stets ak tuelle Mitgliederliste, kennen die Art der Behinderung sowie den Jahrgang der Per sonen, und dann telefonieren wir mit ih nen. Bei einem Jungen meldet sich vielleicht der Zuständige des Ressorts Basketball, wenn einer 40 oder 50 ist und zum Beispiel halbseitig gelähmt ist, ruft der CurlingVerantwortliche an. Manchmal bekommen wir zu hören: «Super, was ihr macht. Aber ihr müsst nicht mehr anrufen.» Dann wis sen wir, dass diese Leute im Club sind, weil sie von den Vorzügen profitieren wollen. Doch es gibt auch viele andere.
Liegt es nicht am mittlerweile riesigen Freizeitangebot?
Junge Leute wollen Argumente hören. Warum lohnt es sich, am Vereinsleben teilzunehmen?
Hugo Müller: Das fängt eigentlich schon in der Erstrehabilitation an. Die SPV hat Peers angestellt, welche die Frischverletz ten besuchen und ihnen die SPV vorstellen, ihnen den Rollstuhlclub in ihrer Nähe vor stellen und die vielen Vorteile aufzeigen, wenn sie einem Club beitreten.
Thomas Köppel: Sicher darin, eine breite Pa lette an sportlichen und kulturellen Akti vitäten anzubieten. Wir müssen aber auch alte Strukturen überdenken und neue, at traktive
Dinge ins Programm aufnehmen. Es gehört auch dazu, Überzeugungsarbeit zu leisten, innovativ zu sein. Ein Thema ist zudem die Digitalisierung. Und wir haben die Webseite aufgefrischt, wir achten da rauf, dass regelmässig News aufgeschaltet werden.
Hugo Müller: Strukturen und Angebote im Club zu überdenken, dazu die Angebote anzupassen – da sind wir gefordert. Was wünscht ihr euch als Club präsidenten für die Zukunft?
Thomas Köppel: Doch, es ist der Lauf der Zeit: Früher konnten wir im Dorf wählen zwischen Fussball, Turnen und Velofahren. Heute haben wir etwa 60 verschiedene Vereine. Und es will sich auch kaum mehr jemand zu irgendetwas verpflichten. Was wir ebenfalls merken: Die Coronazeit hin terlässt Spuren. Als alles wieder aufgegan gen war, blieben einige, die vorher regel mässig dabei waren, dem Training fern. Wieso das? Thomas Köppel: Sie füllen ihre Freizeit an ders aus, bleiben daheim, sind vielleicht be quem geworden oder haben ein FitnessAbo abgeschlossen. Wir müssen sehr viel Überzeugungsarbeit leisten, um wieder die Zahlen vor der Pandemie zu erreichen.


René Künzli, Leiter Logistik, erkannte Brunos Potenzial und liess ihn nicht mehr gehen. Bereits am zweiten Einsatztag ernannte René ihn zu seinem «Korporal». «Ich bin noch heute Korpo ral, ein schlechtes Zeichen», lacht Bruno. Dass er eine andere Beförderung erhalten hat, gibt er nur so nebenbei und fast etwas verlegen zu. Bis anhin war er einer der sogenann ten «Edelhelfer». Das sind jene, die seit Jahren automatisch mit dabei sind. Jetzt ist er von René Künzli zum Obmann der «Edelhelfer Baucrew» ernannt worden. Akribische Dokumentation Es habe von Anfang an gestimmt zwischen ihm und René, meint Bruno. Er geniesst Renés volles Vertrauen und wenn man seinen Ordner mit den Arbeitsblättern sieht, versteht man, warum dieser ihm oft freie Hand lässt. Da ist alles aufgelistet und festgehalten, was den Auf- und Abbau auf und neben dem Wettkampfgelände be trifft. Vor dem Anlass sitze er jeweils stun denlang am Computer, da komme das Privatleben schon etwas zu kurz, meint seine Frau, re lativiert aber sofort: «Er macht es unheimlich ger ne, und es ist auch eine grosse Wertschätzung da seitens der Organisatoren.»
Achse
Wenn man auf dem Wettkampfgelände in Nottwil nach Bruno fragt, weiss jeder, wen man meint. Bruno Weibel ist seit sieben Jahren nicht mehr wegzudenken als freiwilliger Helfer.
Bruno liegt auch das Wohl seiner Crew am Herzen: Nach dem Essen gibts jeweils ei nen «Café Comestibles». Nein, keinen «ess baren» Kaffee, sondern einer mit Beigabe aus einer Flasche, die in seinen Gummi stiefeln (eben «Comestibles») versteckt ist.
FOKUS
Das hat sich auch an den diesjährigen ParAthletics gezeigt, als er innert kürzester Zeit doch noch die Siegerpodeste organi sieren musste, obwohl man ihm versichert hatte, es brauche sie nicht. «Manchmal wirds kurz hektisch, aber das legt sich auch wieder», meint Bruno lakonisch.
UNSERE HELFER Baumeister Bruno
Der ehemalige Polier Bruno Weibel schrieb sich im Jahr 2015 auf Anraten eines Freun des als freiwilliger Helfer für die UCI-Paracycling-Weltmeisterschaft ein. Er kreuzte alle aufgelisteten Daten an und wurde gleich für acht Einsätze aufgeboten.
Von Bucher Bruno Weibel auf
Gabi
immer
Die Ruhe selbst Bruno prüft, ob seine Anweisungen richtig ausgeführt werden und springt ein, wenns Probleme gibt. Ihn könne nichts überra schen, auch nicht kurzfristige Änderungen, meint OK-Vizepräsident Roger Getzmann.
Bei Bruno ist es nicht Herzblut, es ist eher eine Art Berufung. Er kennt jede Ecke, je den Schleichweg, er kümmert sich mit der selben Sorgfalt um die Infrastruktur wie um fehlendes Klopapier, befreit Kinder aus einer zusammenfallenden Hüpfburg, bringt Wasserflaschen in den Callroom.
Bei Fragen und Problemen kontaktiere man zwar in erster Instanz René, «aber er kann oft nicht so schnell reagieren wie ich, da er ja seiner Arbeit im SPZ nachgeht. Ich bin auf dem Wettkampfplatz, mich sieht und findet man sofort.»
«Vorbereitung ist alles», bestä tigt Bruno. So gibt es Pläne mit ge nauen Einteilungen, wo welches Zelt in welcher Grösse mit wie viel Abstand zu stehen hat, welches Material wann wo an geliefert werden muss, wann wer wo was auf- und abbaut, dazu eine minutiöse Liste über den Ablauf der vier Wettkampftage. Zudem sei unter Brunos «Bauherrschaft» in den Jahren ein grosses Materiallager entstanden, weiss René Künzli: «Vom Ab sperrgitter über Gewichtssteine, Festzelte, Zurrgurten bis hin zum Kabelbinder ist alles vorhanden.» Und es wird nichts dem Zufall überlassen. Es gibt Fotos von der An lage und nach jedem Anlass erstellt Bruno eine Liste mit Verbesserungsvorschlägen. Wünsche und Rückmeldungen der Athle tinnen und Betreuer werden ebenfalls no tiert, auch wenn er diese nicht immer gleich sinnvoll findet.
Paracontact I Herbst 2022 45


Rollstuhlpiktogramme Dynamik und Modernität aus. Es zeigt den Rollstuhlfahrer als aktiven Menschen in Bewegung. Sie erhalten die Aufkleber bei der Schweizer ParaplegikerVereinigung. Informieren Sie sich auf www.rolliwelt.ch über das gesamte Angebot und die Bestellmöglichkeiten.
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46 Paracontact I Herbst 2022 Schneller unterwegs mit dem neuen Modell SWT-1S. Jetzt Probefahren! Händler in Ihrer Nähe: www.swisstrac.ch Ihr Ostschweizer Partner für Aktivrollstühle, Elektrorollstühle, Zuggeräte und Sportrollstühle. Naropa Reha AG Hauptstrasse 82a 9422 Staad T +41 (0)71 845 24 www.naropa-reha.ch04 Rehatec AG – Die Experten für mehr Lebensqualität. Vertrauen Sie unserer langjährigen Erfahrung in der Rollstuhl-Sitzversorgung. Wir bieten alles, was Sie für Ihr Wohlbefinden brauchen, aus einer Hand. Rehatec AG Ringstrasse 15 | 4123 Allschwil +41 61 487 99 11| office@rehatec.ch Besuchen Sie unsere www.rehatec.ch/de/rehabilitationWebsite: Oder rufen Sie uns an – wir freuen uns darauf, Sie zu beraten!













FOKUSSWISS
Direkter Kontakt Das Konzept mit möglichst viel Interaktion überzeugt. So bewies die Standfläche der Schweizer Paraplegiker-Vereinigung be reits in den vergangenen Jahren ihre An ziehungskraft als Publikumsmagnet und so mancher Erstkontakt mit Eltern oder Be troffenen selbst kam zustande. Bereits ha ben sich wieder zahlreiche Sportarten ge meldet, die ihre Angebote zeigen und die Chance auf den direkten Kontakt zum Messepublikum nutzen wollen. Dieser un mittelbare Dialog mit den Cracks und Trai ner*innen der Sportarten ist durch nichts zu ersetzen. Rollivision inkludiert in Swiss Handicap Nach 19 Austragungen geht 2022 die Rolli vision by Orthotec in der Swiss Handicap auf. Zuvor fand die Hausmesse der Ortho tec auf dem Campus Nottwil statt. Nun wird die beliebte Messe für Rollstuhlfah rerinnen und Rollstuhlfahrer in einer neu en Form weiterleben, indem das Format der Messe Luzern übergeben und so in die Swiss Handicap überführt wird. Die Posi tion der Messe als Erlebnis für alle wird so weiter gestärkt – sie wird zu dem nationa len Branchen- und Publikumsevent. Betroffene finden in einer Halle Innovatio nen auf dem Hilfsmittelmarkt. Die Ortho tec wird dort weiterhin als Ausstellerin bei spielsweise mit dem Handbike-Prototypen oder dem OT FOXX-Rennrollstuhl von Marcel Hug präsent sein. Die andere Halle steht ganz im Zeichen der Mobilität auf der Strasse und Bewegung. Dort wird sich Roll stuhlsport und Freizeit mit ihren aktiven Angeboten präsentieren und die Orthotec rundet ihre Präsenz mit dem Fahrzeugum bau ab. Mehr swiss-handicap.chErfahren
Eine Messe für alle
Von Nicolas Hausammann Die Swiss Handicap hat sich einen Namen gemacht, Menschen mit und ohne Behin derung sowie Fachpersonen aus dem Ge sundheits- und Sozialwesen zusammenzu führen. Sie tut dies seit ihrer Geburtsstunde äusserst erfolgreich. Mit rund 10 000 Be suchenden ist die Messe ein wahrer Begeg nungsort mit 120 Ausstellerinnen und Aus stellern, die sowohl Mobilitätslösungen, Hilfsmittel als auch Services und Trends präsentieren. Da darf der Rollstuhlsport seit Stunde null nicht fehlen. Hände an die Sportgeräte Der Rollstuhlsport ist mit einer knapp 300 Quadratmeter grossen «Try Out Area» in der Sport- und Eventhalle präsent. Die Fläche wird nach dem Grundsatz «anfas sen und ausprobieren vor Zuschauen und Staunen» bespielt. Das heisst, es werden sich wiederum verschiedene Sportarten in Demos präsentieren. Der Fokus liegt aber hauptsächlich darauf, Betroffenen, Angehö rigen wie auch Fachpersonen wie Physio therapeuten, Pflegenden oder Sozialpäda gogen, ein Erlebnis zu bieten. Die gesehene Sportart soll gleich in Top-Sportgeräten ausprobiert werden können. Egal ob dies ein Crash im Rugby-Rollstuhl, ein Tisch tennismatch im Sitzen oder das Erfahren der unglaublichen Beschleunigung in ei nem Powerchair-Hockey-Elektrorollstuhl ist – es soll faszinieren, Spass machen und in Erinnerung bleiben.
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Nach Corona-bedingter Absenz feiert die Swiss Handicap in der Messe Luzern vom 2. bis 4. Dezember ihr Comeback. Die SPV ist in der Sport- und Eventhalle als Ausstellerin mit dabei.
Sensibilisierung Ausprobieren, was rollt
HANDICAP


Von Nadja Venetz Der achtjährige Nicoloz hat eine fort schreitende Rückenmarkserkrankung. Ge hen kann er kaum noch. Sein Rollstuhl steht mit platten Reifen auf dem Hof. Die Fussstützen fehlen, verschiedene Teile sind Lasha,abgebrochen.einjunger
Mann mit Cerebralpare se und einer Streckspastik, liegt statt zu sit zen in einem viel zu breiten Gefährt, gebet tet auf unzähligen Kissen und Decken. Vor seiner Tür ein neuer, unbenutzter Rollstuhl, doch niemand, der ihn anpassen kann. Wir befinden uns in Georgien. Das osteu ropäische Land führt ein staatliches Pro gramm zur Abgabe von Rollstühlen an Kin der bis 18 Jahre. Drei Standardgrössen ste hen zur Auswahl, doch kann das Programm insgesamt nur 40 Rollstühle pro Jahr zur Verfügung stellen. Theoretisch haben Kin der wegen des Wachstums alle zwei Jahre Anspruch auf einen neuen Rollstuhl. We gen der langen Warteliste klappt das fast nie. Die wenigsten können es sich leisten, privat einen zu kaufen. Es fehlt an finan ziellen Mitteln, aber auch an Wissen, wie Rollstühle korrekt angepasst werden. Fehl haltungen, Schmerzen und Druckstellen sind die Folge. Wissen vermitteln Orthotec unterstützt mit Fachwissen das Hilfe-zur-Selbsthilfe-Projekt des Vereins MTE Georgien. Gemeinsam mit den Pro jektleitenden Martin Haug und Fenja Läser reiste Rehatechnikerin Antje Giger im März 2022 in die Hauptstadt Tiflis, mit im Ge päck zahlreiche Ersatzteile, Sitzkissen und Material für Sitzanpassungen sowie 30 Jah re Berufserfahrung. MTE steht für meet (dt. treffen), train (dt. ausbilden) und en courage (dt. ermutigen). Familien, die ein Kind mit einer Behinderung haben, bekom men Besuch von Fachkräften. In Work shops erhalten sie Wissen, wie sie ihr Kind pflegen, es unterstützen und wie sie geeig nete Hilfsmittel beschaffen. Acht solcher Hausbesuche standen für die Fachfrau von Orthotec auf dem Programm. Acht Men schen. Acht Geschichten. Acht Rollstühle. Zugleich gab Antje Giger ihr Wissen an lo kale Rollstuhltechnikerinnen und -techni ker weiter.
FOKUS
MitarbeitendeentstehenSchrottHilfsmittelvonOrthotecbringenKnow-howinsländlicheGeorgien und bieten Hilfe zur Selbsthilfe. Rehatechnikerin Antje Giger flickte kaputte Rollstühle und fertigte aus wenig nützliche Hilfsmittel.
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WISSENSTRANSFER
Aus



Die Bilder zeigten teilweise riesige Roll stühle, die so kaputt waren, dass man kaum wusste, wo man anfangen sollte mit Repa rieren. Einer war garantiert nicht mehr zu retten, das war schnell zu erkennen.»
Fantasie ist gefragt Obwohl Antje Giger aus der Schweiz Ma terial mitbrachte, war Improvisation ge fordert, wie die Rehatechnikerin erläutert: «Ich lernte, wie man aus Schrott und wenig mitgebrachtem Material nutzbare Hilfsmittel macht. Es gibt zum Beispiel pannen sichere Pneus. Doch auch die gehen kaputt, wenn man mit ihnen in einen heissen Ofen fährt. Der alte Pneu hatte sich mit der Kunststofffelge verbunden. Ein neuer Pneu dieser Sorte war in Georgien nicht zu kriegen, unser mitgebrachter war zu breit. So schnitten wir ihn kurzerhand mit dem Skalpell zurecht. Wir schnitzten, klebten, nähten, machten aus alten Sitzkissen wel che, die passen. Wir fertigten aus Holz und Schaumstoff Sitzschalen an und massschnei derten Beckengurte für besseren Halt.» Lokale Fachkräfte Die Betroffenen und ihre Familien nah men die getane Arbeit mit viel Freude und Dankbarkeit entgegen. Es gab aber auch Ausnahmen. «Der Grossvater eines Jungen stellte sogar in Frage, ob man Rollstühle überhaupt anpassen muss. Da fehlten mir kurzfristig die Worte. Offenbar ist nicht al len klar, welche Vorteile ein gut angepass ter Rollstuhl für die Betroffenen hat», sagt Antje Giger. Ein zentraler Aspekt des Pro jekts ist auch die Weitergabe von Wissen, nicht nur an die Betroffenen und ihre Fa milien, sondern auch an die Fachkräfte vor Ort. «Wir drehten während der Arbeit verschiedene Lernvideos. Eine Sitzschale konnte ich nicht mehr selbst fertigstellen. Ich instruierte die Mechanikerin und den Mechaniker, die uns während unseres Auf enthaltes begleiteten, zu den nötigen Schrit ten. Einen Tag nach meiner Heimreise er hielt ich Fotos: Zufrieden lächelte der junge Mann in seinem neuen Rollstuhl mit Sitzschale. Die erste selbstständige Arbeit der beiden war ein voller Erfolg.» Nach ihrem zehntägigen Aufenthalt in Georgien zieht Antje Giger ein positives Fazit: «Ich lernte sehr aufgeschlossene, nette und en gagierte Menschen kennen. Ich erlebte gra vierende Unterschiede zwischen Stadt und Land und sah Menschen in totaler Erschöp fung und Armut. Mit der Ausbildung und Schulung von Personen vor Ort wird ein grosser Schritt in die richtige Richtung getan – auch wenn der Weg noch lang ist.» Im Juni reiste mit Philipp Gerrits ein weite rer Techniker von Orthotec nach Georgien und setzte das Engagement von Antje Giger fort. Schliesslich vereinbarten Orthotec und das Hilfsprojekt MTE Georgien eine län gerfristige Zusammenarbeit.
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Totalschaden
Das Projektteam reiste in die ländliche Provinz Kachetien und richtete vor Ort eine provisorische Werkstatt ein. «Zuerst besuchten wir alle acht Familien und nah men auf, was wir verbessern konnten. Da nach liessen wir durch Helferinnen und Helfer und mit Taxis die Rollstühle in un sere Werkstatt bringen. Die Menschen in Georgien sind sehr hilfsbereit. Einfach alle um uns herum packten in irgendeiner Wei se mit an. Wir reparierten, optimierten und improvisierten und lieferten später die Hilfsmittel wieder zu Hause ab», fasst Antje Giger ihren Einsatz zusammen. Bei den Familien vor Ort nahm das Team die finalen Anpassungen vor und erklärte, wie der Rollstuhl richtig genutzt wird, wie die Person im Rollstuhl am besten transferiert oder wie Kissen und Tücher an der richti gen Stelle die Sitzposition stützen. «Zum Glück entschied ich mich kurzfristig vor der Abreise, einen Ersatzrollstuhl mitzu nehmen. Wir erhielten in Vorfeld Fotos.
SeitHILFSPROJEKT2017unterstützt der Schweizer Verein MTE Georgien in Zusammenarbeit mit lokalen Partnerorganisa tionen Familien mit behinder ten Kindern in ländlichen Regionen, wo kaum medizinische und therapeutische Angebote existieren. Das Projekt finan ziert sich durch Spenden. Weitere Informationen www.mte-georgia.ch Teamwork Fenja Läser näht und Antje Giger repariert mit dem georgischen Fachmann den Rollstuhl von Nicoloz


Ihr Arbeitsgebiet wurde laufend ausge baut, irgendwann war klar, dass sich all die neuen Aufgaben nicht mehr in ihr 60%Pensum «reinwürgen» lassen, wie sie la chend sagt. «Die Zahl unsere Kanäle ist ge stiegen und damit auch die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Früher hatten wir zu den Paralympics etwa zwei Dutzend Me dienberichte, heute sind es mehr als 2000.»
Evelyn Schmid trat vor 15 Jahren ihre Stelle bei der SPV an. Sie sollte den Ausbau der Kommunikation vorantreiben, Events ver markten und das Qualitätsmanagement betreuen. «Anfänglich gabs vor allem das Paracontact und die Webseite als Informa tionskanäle, von Social Media sprach man noch kaum», erinnert sie sich.
mit einem sensationellen Team arbeiten», meint sie begeistert, «es sind alles Spezia listinnen auf ihrem Gebiet, sie ergänzen und unterstützen sich gegenseitig, sind sehr eigenständig, offen im Denken, vernetzt und mehrdimensional.»
Von Gabi Bucher
Professionell unterwegs Als Leiterin des Teams unterliegt Evelyn Schmid vor allem die Themensteuerung. «Es ist sehr wichtig, zu planen, wie wir uns crossmedial organisieren.» Daneben be gleitet sie Grossevents und ist beteiligt an der Weiterentwicklung von Social Media.
Nur keine Routine Evelyn Schmid, Mutter zweier Töchter und passionierte Reiterin, braucht viel Flexibi lität und Organisationstalent, um alles un ter einen Hut zu bringen. Aber sie mag es so. «Ich mache nicht gerne Routinearbeit und bin nicht glücklich, wenn ich heute schon weiss, was ich in zwei Wochen tun werde. Ich habe kein Problem damit, wenn der Tag nicht so läuft, wie er am Morgen geplant war.» Dass der Apéro, welchen sie jeweils zum Jahresbeginn für ihr Team or ganisiert, dieses Jahr erst im Mai stattge funden hat, beweist ihre These: nur keine Routine!
mit Direktor Laurent Prince betreut sie die Arbeitsgruppen zur Ver bandsentwicklung. «Dieses Projekt wird noch vier Jahre laufen und ist eigentlich keine klassische Aufgabe der Kommunika tion.» Und dann war da noch Corona, ein Thema, das sie zusätzlich sehr beschäf tigte. «Wir mussten die Situation laufend analysieren, Entscheide treffen und zeitnah kommunizieren.»
FÜR SIE DA
Die Zusammenarbeit mit der Schweizer Paraplegiker-Stiftung ist über die Jahre in tensiver geworden. «Dank eines Newsroom können wir Themen untereinander besser steuern. Zudem packen wir wichtige Pro jekte organisationsübergreifend an.» Bei spiele für diese Zusammenarbeit sind das ParaForum oder die bald erscheinende SPG-App. «Ein professioneller Auftritt ge genüber aussen ist sehr wichtig», bekräftigt sie. «Manchmal bin ich auch ein Wachhund über unsere Corporate Identity», meint sie Zusammenlachend.
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Und dieses Jahr wird eines ihrer lang ge hegten Anliegen umgesetzt: «Wir werden endlich unsere Webseite ablösen.»
Themen,EinOrganisationstalentInteresseanneuenMedienundunterschiedlichstenschnellesReagierenundsicheresKommunizieren,dasallesgehörtzumProfilderLeiterinMarketingundKommunikation.
Sie gab die Betreuung des Qualitätsmana gements ab, stockte auf 70% auf und erhielt personelle Unterstützung. «Ich darf heute




Geniessen Sie Ihre Unabhängigkeit – schnell und einfach Wir von Teleflex wissen, wie wichtig es ist, Menschen dabei zu helfen, ihr Leben so einfach und komfortabel wie möglich zu gestalten und gleichzeitig ihre Unabhängigkeit und Ansprüche zu berücksichtigen. Aus diesem Grund haben wir ein innovatives intermittierendes Kathetersystem entwickelt: Das Liquick X-tremeKathetersystem ist ein gebrauchsfertiger Katheter für die intermittierende Katheterisierung, intuitiv und einfach in der Anwendung und praktisch überall einsetzbar - für X-treme Unabhängigkeit und Komfort. Das neue Liquick X-treme Plus Kathetersystem verfügt über einen bereits angeschlossenen Urinauffangbeutel, damit Sie es jederzeit bequem verwenden können, wenn Sie sich selbst katheterisieren müssen. Kostenlose Muster und weitere Produktinformationen erhalten Sie bei: Grabenhofstrasse 1 · 6010 Kriens · Telefon 041 3602764 Fax 041 3602718 · info@expirion.ch · www.expirion.ch Scannen Sie den QR Code, um zur Expirion Website zu gelangen B LA SEN M ANAGEMEN T Liquick X-treme und Liquick X-treme Plus Voraktivierte, sofort einsatzbereite intermittierende Kathetersysteme








