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Die Gejagten
LEICHTATHLETIK
Marcel Hug und Manuela Schär sind die Stars der Stunde auf der 42,195 Kilometer langen Marathonstrecke – doch der Erfolg hat wie so oft eine Kehrseite.
Von Nicolas Hausammann
Alle Gegner wollen ihr bestes Rennen zeigen, um unsere Schweizer MarathonCracks von der Spitze zu verdrängen und das begehrte Preisgeld der «Abbott World Marathon Majors Elite Series» abzufangen. «Mich regt es auf, wenn die Leute plötzlich aufhören, die Arbeit, die hinter dem Erfolg steckt, wertzuschätzen», findet Manuela Schär. Oft höre sie dann Aussagen wie: «Du gewinnst ja sowieso.» Ansonsten gefällt ihr die Rolle als Marathon-Queen eigentlich, auch wenn sie bestätigt: «Der Druck ist viel grösser als zuvor, als ich noch in der Rolle der Jägerin war. Denn es sind oft nur ganz kleine Momente, die über Sieg und Niederlage entscheiden. Da muss man jederzeit hellwach und topfit sein.»
Die Fuchsjagd
Für Marcel Hug ist es grundsätzlich ein gutes Gefühl, in seinem OT FOXX auf der Flucht vor seinen Jägern zu sein. Er sieht seine Dominanz als «herausfordernd», aber auch als «motivierend», in jedem Rennen seine beste Leistung abzurufen. Dass auch immer wieder sein Renngerät zum Thema wird, stört ihn nicht – im Gegenteil: «Ich bin stolz darauf, bei der Entwicklung dieses Meisterstücks mitgewirkt zu haben», entgegnet der Nottwiler auf Anfragen zu seinem OT FOXX aus dem Hause Orthotec.
Hug wie auch Schär bestreiten ab Ende September die grossen Marathons in Berlin, Chicago und New York, wobei Marcel Hug auch noch einen Abstecher nach Oita machen wird. «Die Strecke im japanischen Marathon-Mekka ist einfach superschön, ultraschnell und für mich ein Genuss», erklärt Hug sein Marathon-Programm.
Nach den Bahnwettkämpfen sind die Voraussetzungen für die Herbstsaison auf den Strassen der Weltmetropolen unterschiedlich. Der eine freut sich auf sein Lieblingsrennen in Oita, die andere liebt eigentlich den Herbst, da man nach den Bahnrennen im Sommer immer noch etwas spritziger sei. Da Manuela Schär die Bahnsaison diesmal verletzungsbedingt aus lassen musste, wird dieser Aspekt jedoch nicht zum Tragen kommen.
Zahltag auf der Langdistanz
Natürlich bedeutet die Marathonsaison für die beiden Spitzenathlet*innen auch die Möglichkeit, ihren Verdienst als ProfiSportler mit Preisgeldern zu sichern. Dennoch ist für beide klar, die Marathondistanz ist eine «Liebesgeschichte», die – wie im echten Leben – manchmal mit «Leiden» verbunden ist, jedoch so viel mehr zurückgibt als nur ein Preisgeld. Daher werden sie auch diese Marathonsaison wieder mit voller Leidenschaft in Angriff nehmen.
Abbott World Marathon Majors worldmarathonmajors.com/ elite-series
Erfolgs-Mindset trotz Verletzung
Wie es sich anfühlt, nicht fit oder gar verletzt zu sein, erfuhr die Krienserin diesen Sommer am eigenen Leib. Sie brach sich bei einem alltäglichen Boden-Rollstuhl-Transfer das Bein. «Es war eine Geduldsprobe sondergleichen für mich. Erst hiess es sechs Wochen keinen Sport. Dann war ich beim Kontroll-Röntgen. Dort hiess es plötzlich, nochmals für sechs Wochen kein Rennrollstuhl fahren. Klar konnte ich an der Handkurbel meinen Puls pushen, aber die Schläge am Rad und die damit verbundene Belastung auf die Handmuskulatur ist durch nichts zu simulieren.» Einfach nur am Start zu stehen, passt jedoch nicht zu Manuela Schär. Sie will vorne mitfahren – Verletzung hin oder her.