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Berufswahl

Interessen und Fähigkeiten

Das Magazin der Schweizer Paraplegiker-Vereinigung I Frühling 2023

Ganz ehrlich:

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Ganz ehrlich: Jason hatte erwartet, dass das Katheterisieren sein Leben erschweren würde – SpeediCath® Flex konnte ihn jedoch vom Gegenteil überzeugen. Lassen auch Sie sich von den Vorteilen und der leichten Anwendung begeistern.

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PM-25722 The Coloplast logo is a registered trademark of Coloplast A/S. © 2023-02. All rights reserved Coloplast A/S, 3050 Humlebaek, Denmark.
Jason, ISK-Anwender
Ich hatte Angst, mich zu verletzen.
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Geschätzte Leserinnen und Leser

Der Innovationsgeist ist seit jeher Teil der SPV. Als es noch keine Sportgeräte für Personen im Rollstuhl gab, ertüftelten kreative Köpfe Rennrollstühle, Skibobs und Langlaufschlitten. Heute schauen wir, welche Neuerungen es am Markt gibt. Seit Ende 2022 ist die SPV Besitzerin des TetraSki. Dieser in den USA entwickelte Skibob ermöglicht Personen mit hoher Lähmung ein autonomes Skierlebnis, gesteuert mit einem Joystick oder einem Mundstück. Mit diesem innovativen Gerät übernimmt die SPV erneut eine Pionierrolle: Neben Sörenberg kann der TetraSki erst in Frankreich und in einer Skihalle der Niederlande genutzt werden.

sem Anspruch gerecht werden. In einer breit aufgestellten Arbeitsgruppe diskutieren wir intensiv und angeregt alternative Formen der Mitgliedschaft.

Wir unterstützen unsere Mitglieder nicht nur mit Beratungen, Sport­ und Freizeitangeboten, sondern vertreten ihre Interessen in Politik und Gesellschaft. 2023 tragen zwei politische Ereignisse die Anliegen von Menschen mit Behinderung in die breite Öffentlichkeit: die erste Behindertensession der Geschichte und der Start der Unterschriftensammlung für die Inklusionsinitiative. Gemeinsam mit den Verantwortlichen werden wir uns voller Elan für die Rechte unserer Mitglieder stark machen.

Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre.

Innovationsgeist ist auch in der Entwicklung unseres Verbands notwendig. Es ist unser Ziel und unser Auftrag, landesweit alle Menschen mit einer Querschnittlähmung oder ähnlichen Behinderung lebenslang umfassend zu beraten, zu begleiten und zu unterstützen. Selbstkritisch müssen wir uns die Frage stellen, ob wir mit den jetzigen Strukturen die­

Herzlichst

Paracontact I Frühling 2023 3 EDITORIAL
«Neue Möglichkeiten schaffen»

Die Leidenschaft zur innovativen Orthopädie- und Rehatechnik treibt uns täglich an. Wir sind schweizweit für Sie da. Überall da wo Sie uns brauchen.

KREIEREN
GRATIS BERATUNG T. 041 367 70 info@gelbart.ch17 4 Paracontact I Frühling 2023 orthotec.ch #Bewegungsfreiheit bedeutet für mich Selbständigkeit im Alltag. // Susi 22_201_ORTH_INS_ParaContact_182x128_2022_df.indd 4 16.02.22 13:28
WIR
LEBENSQUALITÄT

Herausgeberin

Schweizer Paraplegiker-Vereinigung

Kantonsstrasse 40, 6207 Nottwil Telefon 041 939 54 00

E-Mail spv@spv.ch www.spv.ch

Chefredaktorin

Evelyn Schmid

Redaktion

Laurent Prince, Nadja Venetz, Felix Schärer, Roger Getzmann, Daniela Vozza, Michael Bütikofer, Peter Birrer, Tina Achermann

Koordination, Grafik, Inserate Tina Achermann

Fotos

SPV, SPS, SPF, Adobe Stock Bilder, SRF Valeriano Di Domenico, HSLU Horw, Peter Birrer, Margreth Bosshard, IBSF Girts Kheris, Tobias Lackner, Dominik Rüedi, bindaphoto.ch, ParaHelp, Swiss Paralympic, Helen Lustenberger

Druck

Brunner Medien AG, www.bag.ch

Redaktionsschluss

Ausgabe Sommer 2023: abgeschlossen

Ausgabe Herbst 2023: 15.5.2023

Auflage

8100 Exemplare deutsch

4 250 Exemplare französisch

Wir bemühen uns um gendergerechtes Schreiben, verwenden zur besseren Lesbarkeit manchmal die weibliche oder männliche Form stellvertretend für alle Geschlechter.

Alle Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Fremdbeiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung der SPV wieder. Ein Abdruck von unverlangt eingesendeten Manuskripten ist nicht gewährleistet.

Paracontact I Frühling 2023 5 IMPRESSUM INHALT
WIR BEWEGEN AKTUELL 6 MITGLIEDERUMFRAGE Wo drückt der Schuh? 8 NACHGEFRAGT Mode, die im Sitzen sitzt 10 DELEGIERTENVERSAMMLUNG Zwei Kandidaten für den Zentralvorstand 11 LEBENSBERATUNG ARBEITSLEBEN Die Drop­out­Rate senken 12 INTERDISZIPLINÄRE BERATUNG Wieder studieren 14 RECHTSBERATUNG INVALIDENVERSICHERUNG Erläuterungen zum Assistenzbeitrag 16 MEDIZIN UND WISSENSCHAFT BERUFSFINDUNG Das Job­Matching­Tool 18 HINDERNISFREIES BAUEN STROMKRISE Energiemangellage 20 MOBILITÄT E­Tankstellen und E­Autos 23 FREIZEIT RUNDREISE Krokodile, Wellen und andere Abenteuer 24 IN KÜRZE 26 UNTERKÜNFTE Jugendherbergen ohne Barrieren 27 KOPFKINO Wunderwaffe Mentalcoaching 29 ROLLSTUHLSPORT SCHNEEVERGNÜGEN Dank Joystick die Piste runterkurven 30 IN KÜRZE 32 PARATHLETICS 2023 Stars hautnah erleben 34 MARATHONSERIE Überfliegerin Catherine Debrunner 35 TRAINER IM ROLLSTUHLSPORT Basil Kululendila, zwei Meter null fünf 36 BASKETBALL Die Vorfreude ist riesig! 37 FOKUS VERMISCHTES 38 IM GESPRÄCH Daniel Galliker 40 UNSERE HELFER Der Idealist hat alles im Bild 43 FELDENKRAIS Lernen, sein Potenzial auszuleben 45 FÜR SIE DA Dominik Widmer 46 12 30

Neuer Chefarzt Paraplegiologie

Per 1. Juli 2023 tritt PD Dr. med. Dr. sc. nat. Björn Zörner das Amt als Chefarzt Paraplegiologie im Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ) in Nottwil an.

Der SPZ-Verwaltungsrat hat den 46-Jährigen nach einem eingehenden Selektionsverfahren gewählt. Er wird damit der Nachfolger von Dr. Michael Baumberger, der nach 29 Jahren im SPZ in den verdienten Ruhestand gehen wird.

Seit 2018 ist Dr. Björn Zörner leitender Arzt im Ambulatorium des Zentrums für Paraplegie in der Universitätsklinik Balgrist.

2017 habilitierte Dr. Björn Zörner in der Paraplegiologie an der medizinischen Fakultät der Universität Zürich. Kürzlich schloss er eine Weiterbildung im «Systemischen Management im Gesundheitswesen» an der Universität St. Gallen (HSG) ab.

FORSCHUNG

Teilnahme an Trike­Studie

Möchten Sie ein Dreirad (Trike) ausprobieren, das Arm- und Beinbewegungen kombiniert? Dann nehmen Sie an unserer Studie teil.

Eine Studie der Schweizer ParaplegikerForschung will die Erfahrungen von Menschen mit Querschnittlähmung bei der Nutzung des Trikes im Alltag erforschen.

Wir suchen interessierte Studienteilnehmer*innen, die gerne aktiv sind. Sie werden gebeten, das Trike im Alltag zu nutzen, ein Tagebuch darüber auszufüllen und an

zwei Online­Interviews mit einer Forscherin teilzunehmen. Die Studie dauert zehn Wochen.

Durch die Teilnahme erhalten Sie die Möglichkeit, ein neuartiges Gefährt zu testen. Zudem tragen Sie mit Ihrer Erfahrung dazu bei, das Gerät besser an die Bedürfnisse der Nutzer*innen anzupassen. Das Trike wird Ihnen geliefert.

Haben Sie Fragen oder sind interessiert? Kontaktieren Sie Dr. Claudia Zanini, claudia.zanini@paraplegie.ch, 041 939 65 82.

Auf Wiedersehen im Jahr 2024

Die Teilnehmenden der inklusiven Biketour «Giro Suisse» sind in den letzten Jahren quer durch die Schweiz geradelt. Die nächste Austragung findet 2024 statt.

Entstanden ist der Giro Suisse 2020 zum 40­jährigen Jubiläum der SPV. Der Erfolg war so gross, dass der Anlass auch in den beiden Folgejahren durchgeführt wurde. In der Planung für 2023 mussten die Ver­

antwortlichen der SPV abwägen, ob und wie sie die Tour im Rahmen des umfassenden Breitensportangebots umsetzen können. Nach langen Überlegungen war klar, dass der Aufwand sehr gross und mit den bestehenden personellen Ressourcen der SPV nicht realisierbar ist. Schweren Herzens wurde beschlossen, den Giro Suisse fortan alle zwei Jahre durchzuführen. Die nächste Austragung findet somit 2024 statt.

RUBRIK 6 Paracontact I Frühling 2023 AKTUELL SPZ

SWISS PARALYMPIC

Präsidium

SPV-Direktor Laurent Prince ist seit 1. Januar 2023 Präsident von Swiss Paralympic. Als Nachfolger von René Will (PluSport) wird er die nächsten zwei Jahre den Vorsitz haben und die paralympischen Sommerspiele 2024 in Paris begleiten.

Rollstuhlsport Schweiz und PluSport sind die beiden Trägerverbände. Beide Trägerverbände wechseln sich im Präsidium im Zweijahresturnus ab. Swiss Paralympic se­

NEUE MITARBEITENDE

lektioniert die Schweizer Athletinnen und Athleten für Paralympics, Welt­ und Europameisterschaften. Dazu gehören auch die Finanzierung und Organisation dieser Teilnahmen.

Als nationales Komitee ist die Organisation Mitglied und Ansprechpartnerin des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) in Bonn, dem Pendant zum Internationalen Olympischen Komitee (IOC).

SPORTS AWARDS

Marcel Hug ausgezeichnet

Marina V’Kovski

Rechtsanwältin

Seit September 2022 ist Marina V’Kovski Teil des Anwaltsteams im Institut für Rechtsberatung. Hier hat sie bereits von 2020 bis 2021 ein Anwaltspraktikum absolviert. Die gebürtige Waadtländerin studierte Rechtswissenschaft an den Universitäten Fribourg und Zürich. Im Februar 2022 erlangte sie ihr Anwaltspatent.

Geniesserin

Marina V’Kovski besucht gerne Konzerte oder hört Podcasts. Auch gutes Essen mag sie und testet mit Vorliebe neue Restaurants. Die 29-Jährige ist bilingue, spricht deutsch und französisch.

Am 11. Dezember 2022 wurden an den «Sports Awards» die besten Athletinnen und Athleten des Landes geehrt. Marcel Hug erhielt die Auszeichnung «Paralympischer Sportler des Jahres».

LEBENSBERATUNG

SPV-Höck

Die SPV bietet in der Uniklinik Balgrist regelmässig Infoveranstaltungen an.

Offene Runde: Stammtisch Lebensberatung SPV

Donnerstag, 30. März 2023, 16.00 –18.00 Uhr

Donnerstag, 25. Mai 2023, 16.00 –18.00 Uhr

Interessierte treffen sich im Restaurant der Uniklinik Balgrist zum Austausch. Ein*e Mitarbeiter*in der SPVLebensberatung ist anwesend.

AUS DEN CLUBS

Jubiläen

Folgende Rollstuhlclubs feiern 2023 ein Jubiläum. Wir gratulieren ganz herzlich!

Rollstuhl-Taucher Zürich

40 Jahre

RC Thurgau

25 Jahre

RTC Aargau

25 Jahre

ROLLSTUHLCLUBS

Austausch

Nominiert war mit Catherine Debrunner, Manuela Schär und Marcel Hug ein Spitzentrio aus der Rollstuhl­Leichtathletik.

Am 28. Januar diskutierten die Präsident*innen der Clubs in Nottwil die Verbandsentwicklung der SPV und bereiteten die Delegiertenversammlung vor.

Paracontact I Frühling 2023 7

Wo drückt der Schuh?

Die SPV will alle Menschen mit einer Querschnittlähmung oder ähnlichen Behinderung unter ihrem Dach und dem der Rollstuhlclubs vereinen. Doch nicht alle sind dabei.

Die SPV erhält seit Längerem das Feedback, dass es schwierig ist, frischverletzte Personen für eine Aktivmitgliedschaft und damit für einen Clubbeitritt zu begeistern. Zu viele andere Fragen beschäftigen sie in ihrer neuen Lebenssituation und viele hoffen, wieder in ihr gewohntes Leben zurückkehren zu können. Oft warten sie mit einer Mitgliedschaft zu. Dies führt dazu, dass es eine recht grosse Gruppe von Menschen mit einer Querschnittlähmung gibt, die letztlich nicht Mitglied der SPV werden. Ende Juni 2021 waren bei der SPV 1176 Personen erfasst, bei welchen eine Behinderung vermerkt ist, jedoch keine Aktivmitgliedschaft besteht. Die SPS geht davon aus, dass es weitere Menschen mit einer Querschnittlähmung gibt, die weder in einem Austausch mit der SPV noch mit einem Club stehen.

2021 hat der Zentralvorstand daher eine Arbeitsgruppe beauftragt herauszufinden, weshalb diese Menschen nicht Mitglied der SPV sind und wie wir diese künftig gemäss dem Auftrag der Schweizer ParaplegikerStiftung optimal beraten und begleiten können. Dabei sollen auch neue Mitgliedschaftsformen diskutiert werden.

Als Grundlage wurde eine Umfrage bei bestehenden Mitgliedern und eine bei obenerwähnten Nicht­Mitgliedern durchgeführt. Abgeholt wurden die Zufriedenheit mit den Strukturen und den Angeboten der SPV und der Rollstuhlclubs, aber auch die Wünsche an eine Weiterentwicklung. Von 3772 Angeschriebenen haben 587 Mitglieder an der Umfrage teilgenommen, bei den Nicht­Mitgliedern waren es 104 von 1112.

Hohe Zufriedenheit

Das Gute vorweg: Die Weiterempfehlungsrate und die Zufriedenheit mit der Mitgliedschaft sind sehr hoch, auch wenn es eine Gruppe gibt, die Verbesserungen wünscht. In Zahlen ausgedrückt heisst das: 61 % sind sehr zufrieden, 21% sind zufrieden, sehen allenfalls ein kleineres Verbesserungspotenzial, 9% sind unzufrieden, für sie muss sich etwas ändern, und 4% sind absprunggefährdet, da sie die SPV nicht empfehlen können. Die Zufriedenheit mit den Rollstuhlclubs ist etwas tiefer.

Auch die Zufriedenheit mit den Angeboten und Leistungen ist sehr hoch. Vier von fünf Mitgliedern sind sehr zufrieden respektive zufrieden. Die Zufriedenheit mit den SPV­Angeboten ist minim höher als mit den Angeboten der Rollstuhlclubs. Die wichtigsten Aufgaben der SPV sehen die

Befragten in der Rechts­ und Bauberatung, der Vermittlung von Informationen und der Interessenvertretung.

Wenn man die Antworten nach Altersklassen auswertet, ist festzustellen, dass Personen, die in jungen Jahren eine Querschnittlähmung erleiden (unter 35 Jahren), zwar sehr zufrieden mit der Dachorganisation der SPV sind, jedoch nicht mit den Rollstuhlclubs. Gerade jüngere Menschen tun sich schwer, sich einem Club anzuschliessen. Die Zufriedenheit bei den über 65­Jährigen ist dagegen signifikant höher.

Club oder Dachverband?

Jedes SPV­Mitglied muss sich für einen der 27 Rollstuhlclubs entscheiden und wird dann dort Mitglied. So kann es von Angeboten beider Seiten profitieren. Eine Mehrheit der Befragten wünscht, dass viele Leis­

Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit der Arbeit, den Angeboten und Leistungen des Dachverbands respektive Ihres Rollstuhlclubs?

Skala: 1 = sehr schlecht, 10 = ausgezeichnet (gewichteter Durchschnitt)

WIR BEWEGEN 8 Paracontact I Frühling 2023 MITGLIEDERUMFRAGE
8,0 7,8 7,6 7,4 7,2 7,0 6,8 6,6 6,4 6,2 6,0 Dachverband Rollstuhlclubs 7,71 7,41

tungen sowohl von der SPV als auch von den Clubs angeboten werden. Allerdings sind Beratungen (Bauen, Rechtsdienst, Sozialarbeit) primär von der SPV gewünscht, während regelmässige Treffen und Breitensportangebote eher von den Clubs erwartet werden.

In den ersten vier Jahren der Mitgliedschaft scheint die Zufriedenheit mit der SPV am höchsten zu sein, anschliessend pendelt sie sich auf hohem Niveau ein. Die Zufriedenheit mit den Clubs ist in den ersten vier Jahren etwas tiefer, aber auch hier pendelt sie sich auf einem hohen Niveau ein. Das Geschlecht der Befragten hat keinen Einfluss auf die Zufriedenheit mit der SPV als Dachorganisation. Frauen sind im Vergleich zu Männern aber unzufriedener mit den Rollstuhlclubs und fühlen sich dort nicht so wohl.

Identifikation

85% der Umfrageteilnehmer wissen, bei welchem Club sie Mitglied sind. 15% wissen es nicht oder können ihren Club nicht nennen. Rund 25% können nicht angeben, wie hoch ihr jährlicher Mitgliederbeitrag ist. Anhand der angegebenen Beiträge sehen wir hingegen, dass Mitglieder, die einen höheren Betrag bezahlen, gleich stark zufrieden sind wie Mitglieder der günstigeren Clubs. Daraus lässt sich schliessen, dass die Höhe des Beitrags kein Kriterium ist, ob jemand Mitglied wird oder nicht.

Etliche Clubs bekunden Mühe, Vorstände zu besetzen, und beklagen mangelnde Teilnahme an den Clubaktivitäten. Auch dies spiegeln die Antworten in der Umfrage wider. 40% der Mitglieder gibt an, nie ein Angebot eines Clubs wahrzunehmen. Und nur jede(r) vierte Antwortende nimmt regelmässig (wöchentlich oder monatlich) am Leben des Clubs teil. 34 % nehmen zwischen ein bis drei Mal pro Jahr am Clubleben teil.

Welche Anpassungen würden diese Situation verbessern? Eine(r) von zehn würde etwas an der Clubstruktur verändern. Von diesen 10% wünschen sich die meisten (90%) grössere Clubs. 45% finden die aktuellen Clubstrukturen gut. 30 % haben keine Meinung zu dieser Frage.

Ich würde Mitglied (m)eines Clubs bleiben Ich würde nur noch Mitglied der SPV sein Weiss nicht

Gut 20% aller befragten Mitglieder würden eine Direktmitgliedschaft beim Dachverband wählen, falls sie dies könnten. Diese Personen «zwingen» wir bislang zur Clubmitgliedschaft, denn es besteht keine Wahlfreiheit. Es ist davon auszugehen, dass es sich dabei um Mitglieder handelt, die sich nie oder nur sehr selten in einem Club engagieren. Zusammen mit den Unentschlossenen sind es rund 40%, die lieber nicht Mitglied eines Clubs wären.

Nicht-Mitglieder schätzen die SPV Erwartungsgemäss war die Rücklaufquote der Umfrage bei den Personen, die keine

Mitgliedschaft haben, etwas geringer (9% im Vergleich zu 16 % bei den Mitgliedern). Die Zufriedenheit mit der SPV ist allerdings vergleichbar hoch. Die meisten (78 %) geben an, die SPV zu kennen. Von den 104 Antwortenden waren allerdings 44 der Ansicht, dass sie Mitglied der SPV sind. Das mag auf den ersten Blick überraschen. Es ist aber so, dass es sich hier um Personen handelt, die keine Leistungen der SPV oder Clubs in Anspruch nehmen (können) und daher mit grosser Wahrscheinlichkeit die Strukturen in Nottwil kaum kennen. Sie sind vermutlich Mitglied der Gönnervereinigung der Schweizer Paraplegiker­Stiftung und verwechseln die Organisationen.

40% der Befragten waren früher Mitglied in einem Rollstuhlclub und 14% haben sich über eine Mitgliedschaft informiert. 34% könnten sich vorstellen, Direktmitglied bei der SPV zu werden (ohne Clubmitgliedschaft). Interessant ist, dass sie die Angebote der SPV sowie der Rollstuhlclubs immer noch als sehr wichtig erachten. Auch bei Ihnen stehen Information und Interessenvertretung zuoberst auf der Liste der gewünschten Leistungen. Ihnen ist insbesondere wichtig, dass sich die SPV dafür einsetzt, dass die Lebensqualität der Menschen mit Querschnittlähmung steigt.

WIE WEITER?

Die 20-köpfige Arbeitsgruppe diskutiert aufgrund der Umfrageergebnisse verschiedene Mitgliedschaftsformen und stellt diese den Clubpräsident*innen vor. Im Zentrum stehen dabei folgende zwei Anliegen: Alle Menschen mit Querschnittlähmung sollen Zugang zu den Dienstleistungen der SPV haben. Jedes Mitglied entscheidet, in welcher Form es sich am Verbands- und Clubleben beteiligt. Bis zur Delegiertenversammlung 2024 werden mehrheitsfähige Lösungen entwickelt.

Paracontact I Frühling 2023 9
Beteiligen Sie sich aktiv am Leben Ihres Rollstuhlclubs?
In der Regel wöchentlich (z. B. Kurs) Rund 1 bis 2× pro Monat 2 bis 3× pro Jahr pro Jahr
niemals
Würden Sie Mitglied in Ihrem Rollstuhlclub bleiben, wenn Sie Direktmitglied bei der Dachorganisation der SPV sein könnten?
17,06 8,61 17,40 17,23 39,70 18,40 59,47 22,13

Mode, die im Sitzen sitzt

Die Schweizer Paraplegiker­Stiftung lanciert ein Projekt über Mode. Projektleiterin Cathérine Gasser erklärt, was es damit auf sich hat.

Wie kam es dazu, dass ihr euch als Stiftung mit Mode befasst?

Wir haben festgestellt, dass adaptive Mode immer mehr zum Thema wird, unter Rollstuhlfahrerinnen und ­fahrern, aber auch medial. In der Community der Schweizer Paraplegiker­Forschung haben

wir Betroffene gefragt: Was vermisst ihr bei Mode?

Was wünscht ihr euch?

Aufgrund dieser Rückmeldungen haben wir entschieden, dass wir uns dem Thema annehmen möchten. Auch im Sinne der Rehabilitation sind wir überzeugt, dass alles, was schön ist, gut tut.

Welche Wünsche habt ihr aus der Community erhalten?

Es gibt Menschen, die interessieren sich für Mode, andere nicht; ganz egal ob jung oder alt, dick oder dünn, zu Fuss oder im Rollstuhl unterwegs. Für Personen, die sich im Rollstuhl modebewusst kleiden möchten, ist die Auswahl sehr limitiert. Kleider, die gezielt für Rollifahrer konzipiert sind, werden oft als hässlich empfunden. Hier geht es um Funktionalität, nicht um Ästhetik. Wer Lust auf Mode hat, kommt zu kurz, denn coole Kleider werden oft an stehenden Personen entworfen. Sitzend sind die Hosenbeine zu kurz, hinten am Rücken fehlt Stoff, während es vorne zu viel hat. Dasselbe bei Oberteilen. Zudem gibt es Stoffe und Materialien, die Druckstellen begünstigen.

Wo setzt euer Projekt an?

Uns geht es primär um Sensibilisierung. Wir wollen dem Thema ein Gesicht geben

und ins Bewusstsein rufen, dass Menschen im Rollstuhl auch modische Kleider tragen möchten. Wir wollen Studierende und junge Modeschaffende sensibilisieren, damit sie künftig bei ihren Kreationen mitdenken, ob das Kleidungsstück auch von Personen im Rollstuhl getragen werden kann.

Wie geht ihr konkret vor?

Bereits im Herbst führten wir einen Austausch mit Studierenden der Schweizerischen Textilfachschule durch. Zwei Personen im Rollstuhl berichteten, was für sie bei der Kleiderwahl wichtig ist und was sie sich wünschen. Danach haben die Studierenden zwei Looks entworfen. In einem ersten Workshop im Februar geht es dann darum, diese Prototypen zu beurteilen. Rollstuhlfahrerinnen und ­fahrer sollen die Stücke anfassen und probieren können. In einem zweiten Workshop dreht sich alles um Materialien und Stoffe und am Ende eines dritten Workshops haben wir hoffentlich ein Ober­ und ein Unterteil, das wir präsentieren können. Diesen Prozess werden wir auf unseren Kanälen kommunikativ begleiten.

Wer ist am Projekt beteiligt?

Fix dabei ist ein kleiner Kreis von Personen im Rollstuhl, unterschiedlichen Geschlechts und mit unterschiedlichen Einschränkungen. Sie geben dem Projekt nach aussen ein Gesicht. Als Fachleute engagieren sich Modedesignerin und Labelinhaberin Lilla Wicki und Yannick Aellen, Gründer und Direktor der schweizweit grössten Modeschau «Mode Suisse». Sie

bringen Wissen und ein grosses Netzwerk mit. Ulrich Kössl, Leiter Design und agile Methoden im SPZ, bringt sein Know­how ebenfalls mit ein.

Welchen Zeithorizont verfolgt ihr?

2023 mit den drei erwähnten Workshops haben wir als Pilotjahr definiert. Wir möchten das Modethema aber langfristig verfolgen und auf ein Umdenken in der Modeindustrie hinwirken. Dazu benötigen wir

aber Partner. Es kann und soll nicht Aufgabe der Stiftung sein, Mode zu entwerfen und zu vertreiben – sondern wir weisen auf die Problematik hin in der festen Überzeugung, dass Mode für Menschen im Rollstuhl von den Medien thematisiert, von der Bevölkerung wahrgenommen und von den Verantwortlichen der Mode­, Designund Textilbranche künftig anders gewichtet wird. Zugunsten von Menschen im Rollstuhl.

WIR BEWEGEN 10 Paracontact I Frühling 2023
NACHGEFRAGT
Austausch mit Studierenden

Zwei Kandidaten für den Zentralvorstand

An der Delegiertenversammlung vom 7. Mai 2023 stellen sich Daniel Stirnimann und Alessandro Viri zur Wahl in den Zentralvorstand. Wer sind die beiden?

Nach dem Rücktritt von Claudia Hüttenmoser 2020 und Walter Lisetto 2023 können gemäss dem neuen Kompetenzmodell zwei neue Mitglieder gewählt werden. Der Zentralvorstand ist überzeugt, dass beide Personen mit ihrem Know­how und Erfahrungsschatz die aktuelle Zusammensetzung ideal ergänzen.

Daniel Stirnimann

Seit April 2022 ist er offiziell im Ruhestand, aber unverändert voller Tatendrang: Daniel Stirnimann aus Spiez hat grosse Lust, aktiv im Zentralvorstand Einfluss zu nehmen. «Ich will mithelfen, geeignete Strukturen und Abläufe zu schaffen, die den Rollstuhlclubs ermöglichen, ein attraktives Angebot zusammenzustellen», sagt er. Und: «Mir ist eine aktive, lebendige Community wichtig.» Er ist bereit, einigen Aufwand auf sich zu nehmen: «Ich habe seit meiner Pensionierung ausreichend zeitliche Ressourcen.»

Daniel Stirnimann ist kein Unbekannter. Der Paraplegiker ist aktives Mitglied des RC Zentralschweiz, bei dem er einst auch im Vorstand sass; ausserdem gehört er dem RSC Bern an, bei dem er das Ressort Kultur und Freizeit unter sich hat.

Führungserfahrung im Balgrist Beruflich bringt er reichlich Erfahrung als klinischer Psychologe mit, in dieser Funktion war er ab 1989 an der Universitätsklinik Balgrist in Zürich angestellt. Daniel Stirnimann arbeitete in seiner Karriere lange mit Menschen mit Querschnittlähmung und leitete von 2008 bis 2022 die Beratenden Dienste im Balgrist. Er führte auch interimistisch das Wohnheim Balgrist und managte dessen aufwändige Schliessung. Er verfügt zudem über vertiefte Kenntnisse in der Behindertenpolitik. Von 1991 bis 1995 war er Mitglied der Fachkommission für Behindertenfragen des Kantons Luzern.

Daniel Stirnimann spricht neben Deutsch auch Französisch und Englisch. Sein Italienisch beschreibt er als «mässig». Für die Aufgabe im ZV fühlt er sich nicht nur körperlich fit, sondern auch «mobil, kommunikativ und mediengewandt».

Alessandro Viri

Der Tessiner, der am 9. April 2023 seinen 42. Geburtstag feiert, amtet beim Rollstuhlclub InSuperAbili als Vizepräsident und kümmert sich um die Buchhaltung und die Aktivitätsplanung. Mit Finanzen beschäf­

tigt er sich auch in seinem beruflichen Alltag: Alessandro Viri verfügt über einen Executive Master in Business Administration und ist Controller bei einer grossen Organisation im Tessin.

Alessandro Viri engagiert sich aus besonderem Grund bei den InSuperAbili. Der Fussgänger hatte einen Cousin, der im Rollstuhl sass und inzwischen verstorben ist. «Ich hätte ihm mehr Zeit widmen sollen», sagt er, «darum wuchs in mir das tiefe Bedürfnis, in einem Rollstuhlclub mitzuhelfen.»

Mit genügend Energie

Nun kandidiert er für den frei werdenden Sitz im Zentralvorstand und damit als Nachfolger von Walter Lisetto, mit dem er befreundet ist. Alessandro Viri erklärt seine Motivation: «Ich bringe eine ökonomische Sichtweise mit und glaube, dass ich mit meinem Know­how einen wertvollen Beitrag leisten kann. Und ich besitze genügend Energie, um die Aufgabe im Zentralvorstand engagiert wahrzunehmen.»

Sprachliche Hürden überwindet er dank guter Kenntnisse: Italienisch ist seine Muttersprache, daneben verständigt er sich mühelos auf Englisch, Deutsch und Französisch.

In seiner Freizeit ist der Tessiner vor allem sportlich unterwegs. Er ist Fussballer bei den Senioren des FC Lugano, spielt Tennis, fährt Mountainbike, surft, taucht und kurvt als ausgebildeter Skilehrer verschneite Hänge hinunter. Zudem hat er längst auch das politische Parkett betreten: Er sitzt im Gemeinderat seines Wohnorts Vezia.

WIR BEWEGEN DELEGIERTENVERSAMMLUNG
Paracontact I Frühling 2023 11
Daniel Stirnimann Der Routinier Alessandro Viri Der Ökonom

Die Drop­outRate senken

Die berufliche Integration von Menschen mit einer Querschnittlähmung gelingt immer besser durch gezieltes Jobcoaching.

In jüngerer Vergangenheit zeigte sich, dass bis zu einem Fünftel der Menschen mit Querschnittlähmung nach initialer Rückkehr zur Arbeit wieder aus dem Arbeitsprozess ausscheiden. Auf Basis dieser Erkenntnis entwickelte ParaWork ein umfassendes Angebot an stationären und ambulanten Leistungen, das die Betroffenen während und nach ihrer medizinisch­therapeutischen Erstrehabilitation unterstützt. Kernziel ist es, die Personen in eine individuell passende und zufriedenstellende Tätigkeit einzugliedern, die es ihnen erlaubt, langfristig im Arbeitsprozess zu verbleiben, ohne sich dabei gesundheitlich zu überlasten.

Situation vor 2010

Eine im Jahr 2012 als Teil der Schweizer Kohortenstudie SwiSCI durchgeführte Befragung ergab, dass zwar 74 % der Betroffenen nach Eintritt der Querschnittlähmung initial wieder in den Arbeitsprozess zurückkehrten, zum Befragungszeitpunkt aber nur noch 56 % einer bezahlten Arbeit nachging. Das bedeutet, dass fast 20% der Betroffenen wieder aus dem Arbeitsmarkt ausschieden.

Bis ins Jahr 2010 wurde berufliche Unterstützung am Schweizer Paraplegiker­Zentrum (SPZ) ausschliesslich stationär als Teil der medizinisch­therapeutischen Erstrehabilitation angeboten. Ziel war es, für die Klientinnen eine berufliche Anschlusslö­

sung aufzugleisen wie etwa die Rückkehr in die bisherige Tätigkeit, eine Weiterbildung oder eine Umschulung. Auch wenn in der Regel eine Anschlusslösung zustande kam, war diese selten nachhaltig und die niederschwellige Weiterbetreuung durch die IV unzureichend. Vielen Betroffenen fehlte bei einem Stellenverlust oder Problemen am Arbeitsplatz ein geeigneter Ansprechpartner.

Eine qualitative Nachbefragung von Personen, die zwischen 2000 und 2010 am SPZ beruflich unterstützt wurden, deckte weitere Herausforderungen für eine nachhaltige Integration auf:

1. Viele Betroffene benötigen nach der Erstrehabilitation zunächst Zeit, um mit der Querschnittlähmung leben zu lernen und sich im Alltag zurechtzufinden, bevor der Einstieg in den Arbeitsprozess gelingen kann.

2. Beim bisherigen Arbeitgeber eine stabile Situation zu schaffen, ist oft schwierig. Der Wiedereinstieg in das gewohnte Arbeitsumfeld mit der veränderten persönlichen Situation bedeutet eine Herausforderung.

3. Die Behandlung beruflicher Themen während der medizinisch­therapeutischen Erstrehabilitation wird von den Betroffenen

oft als schwierig empfunden, da es ihnen entweder an Zeit oder Energie fehlt, sich fundiert mit ihrer beruflichen Zukunft auseinanderzusetzen.

Die Erkenntnisse aus Forschung und Eingliederungspraxis zeigten die Wichtigkeit einer beruflichen Weiterbetreuung nach Ende der Erstrehabilitation. Besonders zentral ist für die Klientinnen und Klienten, dass sie ausreichend Zeit haben, um wieder in den Arbeitsprozess einzusteigen, dass sie auch nach dem Einstieg weiterhin begleitet werden und dass sie eine Anlaufstelle haben, falls sie aus dem Arbeitsmarkt rausfallen.

Erfolgreicher Wiedereinstieg durch Coaching

Den ersten Schritt zum Ausbau des beruflichen Unterstützungsangebots am SPZ bildete das Jobcoaching von ParaWork. Dieses beginnt mit der Auftragsklärung und der Erstellung eines standardisierten Fähigkeitsprofils. Die initiale Kontaktaufnahme mit potenziellen Arbeitgebern geschieht meist durch den Coach. Nach Beginn des Arbeitsverhältnisses finden regelmässig Gespräche mit allen in den Eingliederungsprozess eingebundenen Anspruchsgruppen statt. Der Coach nimmt dabei die Scharnierfunktion zwischen Klientin, Arbeitgeber, Versicherungen und weiteren Schlüsselpersonen aus dem medizinisch­thera­

12 Paracontact I Frühling 2023 LEBENSBERATUNG ARBEITSLEBEN

peutischen Netzwerk ein. Das setzt Organisationstalent und eine hohe Kommunikationskompetenz voraus. ParaWork­Coaches formulieren zudem realistische Ziele, legen zeitliche Pensen fest, definieren adäquate Arbeitsinhalte, identifizieren nötige Interventionen und lösen berufliche Schwierigkeiten.

Berufsorientierte Integration (BOI) Schon bald zeigte sich weiterer Handlungsbedarf. In der stationären Erstrehabilitation, die von immer kürzerer Dauer ist, finden berufliche Themen oft nicht genügend Platz. Auch können oder wollen sich viele Betroffene so kurz nach einem schweren Schicksalsschlag noch nicht fundiert mit ihrer beruflichen Zukunft auseinandersetzen. Viele sind zudem durch den Wiedereinstieg in die Arbeit wenige Wochen nach Ende der Erstrehabilitation überfordert, da sie zeitgleich eine Vielzahl ambulanter Therapien wahrzunehmen haben und lernen müssen, zuhause möglichst selbstständig ihren Alltag zu meistern.

Aufgrund dieser Erkenntnisse entwickelte ParaWork im Jahr 2017 das Angebot BOI. BOI steht für Berufsorientierte Integration und bezeichnet ein mehrstufiges, berufsorientiertes Training im SPZ. Es besteht aus individualisierten Förderprogrammen, die teils im Einzel­ und teils im Gruppensetting stattfinden und die Moti­

vation der Klienten stärken. An etwa 50 Trainingsarbeitsplätzen können dabei verschiedene Tätigkeitsfelder erprobt werden. Klientinnen lernen selbstorganisiert oder gestalten an einem der sechs 3­D Drucker ein eigenes individualisiertes Hilfsmittel. Weiter besteht die Möglichkeit, auf einem Baumaschinensimulator Arbeitstrainings zu absolvieren und die Leistung detailliert auszuwerten.

Solche Massnahmen bilden oft den Anfang des ambulanten berufsbezogenen Integrationsprozesses. Sie stehen für eine niederschwellige sozialberufliche Arbeitsgewöhnung und beinhalten eine berufsbezogene Aufbauphase, die ein halbes Jahr bis ein Jahr dauert. Die umfassende berufsspezifische Abklärung dauert zwei bis drei Monate und dient der Eruierung geeigneter beruflicher Perspektiven. Die berufsspezifische Vorbereitung auf eine Ausbildung oder auf eine Tätigkeit im ersten Arbeitsmarkt dauert mehrere Monate, in seltenen Fällen bis zu einem Jahr.

Langfristig ausgerichtet

Kernziel der ParaWork­Leistungskette ist es, Menschen mit Querschnittlähmung möglichst nachhaltig einzugliedern. Sämtliche Angebote fokussieren auf die Integration in eine bezahlte Tätigkeit im ersten Arbeitsmarkt, weshalb ParaWork nach erfolgter stationärer Basisabklärung oder

BOI­Phase in der Regel auch ein Coaching empfiehlt. Nicht selten begleitet ParaWork Betroffene während zwei oder mehr Jahren. Neben der Vernetzung mit einer Vielzahl von Anspruchsgruppen ist es besonders zentral, dass alle Angebote durch die IV finanziert werden. Eine entsprechende Leistungsvereinbarung beschreibt die inhaltliche Ausgestaltung und die Vergütung der Angebote.

Angebot den Bedürfnissen anpassen Zur Evaluation und kontinuierlichen Optimierung des Angebotes arbeitet ParaWork eng mit der Schweizer ParaplegikerForschung zusammen. Die Zahlen einer bislang unveröffentlichten Begleitevaluation belegen den positiven Effekt des Angebotes. Fast 80% der Klientinnen und Klienten konnten initial auf dem ersten Arbeitsmarkt integriert werden und gut fünf Jahre später beträgt die Drop­out­Rate in dieser Gruppe nur 11%. Die Zusammenarbeit mit der Forschung dient aber nicht nur der Evaluation des ParaWork­Angebotes, sondern auch der Erarbeitung von Instrumenten, die eine individualisierte und nachhaltige Integration der Klienten unterstützen (siehe S. 18/19).

Paracontact I Frühling 2023 13
Gelungene Integration ist individuell Trainingsarbeitsplatz Interessen und Belastbarkeit herausfinden
ParaWork Weitere Informationen zu den Angeboten auf www.parawork.ch
Baumaschinensimulator Virtuelles Arbeitstraining

Wieder studieren

Im Frühjahr 2021 verunfallt Marco Michel schwer. Im September 2022 nimmt der junge Tetraplegiker sein Studium in Maschinentechnik an der Hochschule Luzern wieder auf.

Von Nadja Venetz

Der junge Mann mag Ziele. Vor dem Unfall macht der heute 25­Jährige eine Lehre zum Polymechaniker. Er wird Schweizermeister in seinem Beruf, reist an die Weltmeisterschaft und holt sich den Vize­Weltmeistertitel. «Nach der Weltmeisterschaft habe ich ein neues Ziel gebraucht.» Er ab­

Reha habe er wieder an seine beruflichen Möglichkeiten gedacht. Er hat gelernt, wie er trotz Einschränkungen den Computer bedienen kann. «Maschinentechnik besteht zu einem grossen Teil aus CAD­Zeichnen am Computer. Ich habe festgestellt, dass ich das nach wie vor tun kann. Daraufhin habe

Eine Operation an den Händen soll ihm weitere Handfunktionen zurückgeben. Zwischen dem Ende der Erstreha und dem OP­Termin verstreichen fünf Wochen, die der Obwaldner im Elternhaus verbringt. Eine schwierige Zeit. «Ich bin fast in ein Loch gestürzt. Mir fehlte eine Aufgabe.»

Durchblick im Versicherungswesen Während seines zweiten Klinikaufenthalts findet ein Übergabegespräch statt, an dem die Sozialberatung der Klinik sein Dossier an die Lebensberatung der SPV abgibt. Diese nahtlose Zuständigkeit ist wichtig, damit der oder die Betroffene stets eine Ansprechperson hat und weiss, an wen er oder sie sich bei Fragen wenden kann. Im Fall von Marco Michel ist dies Sozialarbeiterin Silvia Affentranger. Zu klären gab es zunächst vor allem administrative Angelegenheiten. «Als erstes haben wir das Gespräch mit dem Vater gesucht. Verunfallt jemand im jungen Erwachsenenalter, übernehmen die Eltern oftmals wieder viel Verantwortung. Wir möchten die Betroffenen befähigen, ihre Versicherungsfragen mit unserer Unterstützung eigenständig zu managen.»

solviert die Berufsmatur und beginnt das Studium der Maschinentechnik. Dann passiert der Unfall. Eine komplette Tetraplegie ist die Folge.

Marco Michel verbringt mehrere Monate im Schweizer Paraplegiker­Zentrum (SPZ) in Nottwil. Bereits in der zweiten Hälfte der

ich mir Gedanken gemacht, ob und wie ich mein Studium an der Hochschule Luzern fortsetzen kann», erinnert sich Marco Michel. Schon während der Reha lernte er Personen mit ähnlichen Einschränkungen kennen, die im Ingenieurwesen arbeiten. «Da habe ich gesehen: Doch, das sollte gehen.»

Gemeinsam mit Marco Michel und seinen Eltern prüft Silvia Affentranger IV­Entscheide und welche Hilfsmittel ihm zustehen. Im Zentrum stehen Themen der Sozialversicherungen. «Wir nehmen oftmals eine Vermittlerrolle ein», erklärt Silvia Affentranger. Sie stellte fest, dass Marco Michel keine Taggelder erhält, obwohl er in einer beruflichen Massnahme ist, und dass die IV sich stärker am Autoumbau hätte beteiligen sollen. Sie vermittelte ihren Klienten daraufhin ans Institut für Rechtsberatung der SPV.

LEBENSBERATUNG
14 Paracontact I Frühling 2023
Marco Michel dank ParaWork wieder an der Hochschule
INTERDISZIPLINÄRE BERATUNG

Zurück in die Vorlesung Seine beruflichen Perspektiven erarbeitet der gelernte Polymechaniker mit seinem Jobcoach Nicolas Egger. Nachdem er sich von der Hand­OP erholt hat, beginnt er im Juni 2022 mit einer Integrationsmassnahme bei ParaWork. Die Massnahme simuliert die Struktur des Arbeitsalltags. Marco Michel beginnt mit einer AchtStunden­Woche und steigert schliesslich auf fünf volle Tage. Es geht darum herauszufinden, wie belastbar er ist. Er möchte sein Studium wieder aufnehmen, doch was ist möglich?

Marco Michel, Jobcoach Nicolas Egger und eine Ergotherapeutin schauen sich auf dem Campusgelände in Horw an, wie der Rollstuhlfahrer ins Gebäude kommt, wo die Parkplätze und die Toiletten sind. Nicolas Egger trifft Abklärungen mit der Hochschule Luzern. Er führt Gespräche mit der Schulleitung und den Dozierenden. «Diese Unterstützung durch ParaWork ist sehr wertvoll», betont Marco Michel. Gemeinsam entscheiden die beiden, dass Marco Michel im September sein Studium wieder aufnimmt. Testweise an zwei Nachmittagen pro Woche. Praktischerweise ist das Studium der Maschinentechnik modular aufgebaut. «Ich kann auswählen, wie ich meinen Stundenplan gestalte.» Eine Anpassung des Pensums ist aber nur semesterweise, sprich halbjährlich möglich. Eine Steigerung soll schrittweise erfolgen.

Von der ParaWG in Schenkon fährt er mit dem Auto zum Campus in Horw. Dieses Auto verhindert beinahe, dass die IV seinen Platz in der ParaWG finanziert. Mit dem Auto könne er auch vom Elternhaus nach Horw fahren, lautete die Begründung. Die in der ParaWG erlangte Selbständigkeit kommt Marco Michel aber auch bei einer späteren Anstellung zugute, ist er überzeugt: «Wenn ich in der ParaWG lerne, wie ich meinen Alltag eigenständig meistere, hilft mir das auch auf der Arbeit.»

Bedingt hindernisfrei

Die Hochschule muss ihre Infrastruktur barrierefrei zugänglich machen. Da der Standort Horw jedoch in den kommenden Jahren umfassend renoviert werden soll, beschränken sich die baulichen Anpas­

sungen auf das Notwendigste. «Es ist alles einigermassen rollstuhlgängig, aber natürlich nicht so barrierefrei wie in Nottwil», kommentiert Marco Michel die Gegebenheiten vor Ort. Der Student reist mit dem eigenen Auto an. «Würde ich den Weg mit dem öffentlichen Verkehr zurücklegen, nähme das viel zu viel Zeit in Anspruch.» Der Lift, den er benutzen muss, ist ein alter Warenlift. Eine rollstuhlgängige Toilette gibt es nur auf einem Stockwerk.

Zurück im Vorlesungssaal ist der Student darauf angewiesen, Lösungen zu finden. Weil er nicht so schnell schreiben kann, bekommt er eine Kopie der Notizen eines

mit die Energie für die ganze Woche reicht, haben Marco Michel und sein Coach die Belastung an den drei Tagen bei ParaWork reduziert. Dennoch, der 25­Jährige will mehr.

Mitstudenten. Die Prüfungen diktiert er einem Dozenten. «Bei praktischen Modulen mache ich die Arbeiten, die ich kann.» Damit Marco Michels Leistungen gleichwertig anerkannt werden, trifft Coach Nicolas Egger im Hintergrund die nötigen Vereinbarungen mit der Hochschule.

Fordernd

Gegen Ende seines «Probesemesters» zieht Marco Michel ein klares Fazit: «Die zwei Tage in Horw sind strenger als die Tage bei ParaWork. Gleich Vollzeit ins Studium zurückzukehren, wäre zu viel gewesen.» Da­

Das nächste Semester möchte Marco Michel an fünf Tagen studieren. Die Integrationsmassnahme der ParaWork endet damit. Sein Coach begleitet ihn aber weiterhin. Sein Fernziel: eine Anstellung als Ingenieur.

Maschinentechniker seien gefragt. Lediglich an verfügbaren Teilzeitstellen hapere es noch. Und das zweite Ziel: selbständig wohnen. Damit er hier Unterstützung erhält, hat er mit Silvia Affentranger bereits die Selbstdeklaration für einen Assistenzbeitrag ausgefüllt. «Ich kann vieles selbst, es dauert einfach länger. Allein schaffe ich es nicht, einen Haushalt zu führen.» Der junge Mann mag Ziele.

Paracontact I Frühling 2023 15
Einigermassen rollstuhlgängig Der Campus der HSLU in Horw
«Ich gestalte meinen Stundenplan selbst.»

Erläuterungen zum Assistenzbeitrag

Das standardisierte Abklärungsinstrument FAKT2 ist laut Bundesgericht nicht geeignet zur Ermittlung des gesamten Hilfebedarfs im Bereich «Erziehung und Kinderbetreuung». Unser oberstes Gericht kommt damit teilweise auf seine frühere Rechtsprechung zurück.

Der Assistenzbeitrag soll die Selbstständigkeit von hilfebedürftigen Personen verbessern, indem er ihnen das Leben in der eigenen Wohnung ermöglicht. Mit dieser Leistung der Invalidenversicherung (IV) sollen die Betroffenen die Möglichkeit erhalten, Hilfestellungen Dritter zur Bewältigung des Alltags ausserhalb einer Heimstruktur in Anspruch zu nehmen. Der Anspruch auf einen Assistenzbeitrag unterliegt grundsätzlich drei Voraussetzungen.

Ein Anspruch besteht, wenn die Person:

1 volljährig ist

2 zu Hause lebt: Der Assistenzbeitrag ist Personen vorbehalten, die in der eigenen Wohnung leben. Wer im Heim lebt, kann keinen Assistenzbeitrag erhalten.

3 eine Hilflosenentschädigung (HE) der Invalidenversicherung bezieht: Um einen Assistenzbeitrag zu erhalten, muss die betroffenen Person eine HE der Invalidenversicherung erhalten. Bezüger ei­

ner Hilflosenentschädigung, die von einer anderen Versicherung (Unfallversicherung, Militärversicherung, Alters­ und Hinterlassenenversicherung) ausgerichtet wird, haben grundsätzlich keinen Anspruch auf einen Assistenzbeitrag.

Der Anspruch volljähriger Personen mit eingeschränkter Handlungsfähigkeit und Minderjähriger auf diese Leistung unterliegt besonderen Voraussetzungen (vgl. Art. 39a und 39b der Verordnung über die Invalidenversicherung, IVV).

Berechnung des Assistenzbeitrags

Der Assistenzbeitrag wird mithilfe eines standardisierten Instruments berechnet, das FAKT2 genannt wird. Diese Leistung wird folgendermassen berechnet:

1 Bestimmung des gesamten Hilfebedarfs (A) der betroffenen Person in Stunden mithilfe von FAKT2. Der Hilfebedarf wird pro Bereich und Tag berechnet und anschliessend in einen monatlichen Hilfebedarf pro Bereich umgerechnet.

In folgenden Bereichen wird der Hilfebedarf geprüft:

– alltägliche Lebensverrichtungen

– Haushaltsführung

– gesellschaftliche Teilhabe und Freizeitgestaltung

– Erziehung und Kinderbetreuung

– Ausübung einer gemeinnützigen oder ehrenamtlichen Tätigkeit

– berufliche Aus­ und Weiterbildung

16 Paracontact I Frühling 2023 RECHTSBERATUNG
INVALIDENVERSICHERUNG
Marina V’Kovski, MLaw, Rechtsanwältin

– Ausübung einer Erwerbstätigkeit im ersten Arbeitsmarkt – Überwachung während des Tages – Nachtdienst

2 Bestimmung des anerkannten Hilfebedarfs in Stunden (B). Art. 39e IVV sieht Höchstansätze vor. Dies bedeutet, dass eine maximale monatliche Stundenzahl berücksichtigt werden kann.

Für die folgenden Schritte wird vom kleineren Betrag (A oder B) ausgegangen:

3 Abzug der Anzahl Stunden bereits erbrachter Leistungen (Hilflosenentschädigung, von Dritten erbrachte Leistungen und Pflegebeiträge der Krankenversicherung).

4 Die verbleibende Stundenzahl wird mit dem Stundenansatz für den Assistenzbeitrag multipliziert (grundsätzlich CHF 34.30), was den auszurichtenden Assistenzbeitrag ergibt.

Einreichung eines Gesuchs

Um einen Assistenzbeitrag zu erhalten, muss die betroffene Person bei der IV­Stelle ein entsprechendes Gesuch einreichen. Das Gesuch ist möglichst früh zu stellen, denn diese Leistung kann nicht rückwirkend ausgerichtet werden.

Auch wer im Heim wohnt und beabsichtigt, daraus auszutreten, kann bereits ein Gesuch stellen, denn es kommt ein spezielles Verfahren zur Anwendung. Die betroffene Person wird eine ablehnende Verfügung erhalten, weil sie nicht zu Hause lebt. Darin ist aber auch angegeben, wie viele Assistenzstunden anerkannt würden und wie hoch der Assistenzbeitrag beim Austritt aus dem Heim wäre. So kann die betroffene Person in Kenntnis der Sachlage entscheiden, ob sie das Heim verlassen möchte oder nicht. Sobald die betroffene Person das Heim verlässt und die IV­Stelle informiert ist, erlässt die IV eine positive Verfügung.

Verändern sich die Umstände (z. B. Erhöhung des Hilfebedarfs), ist die IV­Stelle zu informieren, damit die Leistung neu berechnet und gegebenenfalls angepasst werden kann.

PRÄZISIERUNG DER RECHTSPRECHUNG

Im Jahr 2014 gelangte das Bundesgericht zur Ansicht, das standardisierte Abklärungsinstrument FAKT2 sei grundsätzlich geeignet, um den Hilfebedarf einer versicherten Person zu ermitteln. Im Urteil 9C_538/2021 vom 6. September 2022 ist unser oberstes Gericht teilweise auf sein Urteil von 2014 zurückgekommen und hat seine Rechtsprechung präzisiert.

Das Bundesgericht hatte darin über die Beschwerde von Frau T. zu befinden, einer Paraplegikerin und alleinerziehenden Mutter von zwei Kindern. Über ihren Anwalt hatte diese Frau um einen höheren Assistenzbeitrag ersucht, als er von der IV-Stelle mithilfe von FAKT2 berechnet worden war. Eines ihrer Argumente vermochte das Bundesgericht zu überzeugen: Im Bereich «Erziehung und Kinderbetreuung» sind die von FAKT2 ermittelten Werte zu niedrig, wenn man sie mit den Werten der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) vergleicht.

Jährlich durchgeführte SAKE

Ihr Hauptziel ist die Erfassung der Erwerbsstruktur und des Erwerbsverhaltens der ständigen Wohnbevölkerung. Die Erhebung von 2020 zeigte, dass in jenem Jahr der durchschnittliche Zeitaufwand für die Kinderbetreuung bei Frauen 23 Stunden pro Woche betrug. Bei Männern betrug er 14,8 Stunden pro Woche.

Laut FAKT2 hingegen beträgt der maximale Hilfebedarf im Bereich «Erziehung und Kinderbetreuung»

14 Stunden pro Woche. Mit anderen Worten anerkennt FAKT2 einer Person, die umfassende Dritthilfe benötigt, wie dies bei Frau T. – Paraplegikerin und alleinerziehende Mutter von zwei Kindern – der Fall ist,

lediglich 14 Stunden pro Woche. Laut Bundesgericht sind deshalb die Standardwerte von FAKT2 im Bereich «Erziehung und Kinderbetreuung» zu tief.

Ausserdem stellt das Bundesgericht im Urteil beteffend Frau T. fest, dass FAKT2 weder die Anzahl der Kinder noch die An- oder Abwesenheit des anderen Elternteils berücksichtigt.

Aus diesen Gründen kam unser oberstes Gericht zum Schluss, FAKT2 sei kein geeignetes Instrument zur Ermittlung des Hilfebedarfs im Bereich «Erziehung und Kinderbetreuung». Das Bundesgericht hat die Beschwerde dementsprechend teilweise gutgeheissen und die Sache an die IV-Stelle zurückgewiesen. Die IV-Stelle muss nun im Bereich «Erziehung und Kinderbetreuung» zusätzliche Abklärungen vornehmen und darf sich nicht ausschliesslich auf das Instrument FAKT2 stützen. Anschliessend hat die IV-Stelle den an Frau T. auszurichtenden Assistenzbeitrag neu festzusetzen und eine neue Verfügung zu erlassen.

Zusammenfassend: Entgegen dem Bundesgerichtsurteil von 2014 ist FAKT2 kein geeignetes Instrument zur Ermittlung des gesamten Hilfebedarfs einer versicherten Person.

Wie weiter mit FAKT2?

Im Oktober 2022 hat das Bundesamt für Sozialversicherungen erklärt, die nötigen Anpassungen würden geprüft und das Instrument FAKT2 entsprechend angepasst, was jedoch eine gewisse Zeit erfordere.

Das Institut für Rechtsberatung empfiehlt Müttern und Vätern, die einen Assistenzbeitrag benötigen, die Verfügungen der IV-Stellen eingehend zu prüfen. Unsere Rechtsanwältinnen und -anwälte stehen ihnen gern beratend und unterstützend bei.

Paracontact I Frühling 2023 17

Das Job­Matching­Tool

Ein von ParaWork und der Schweizer Paraplegiker­Forschung entwickeltes Tool hilft, dass Menschen eine Arbeitsstelle finden, die zu ihnen passt und mit der sie langfristig glücklich sind.

Von Urban Schwegler und Stefan Staubli, ParaWork

Wenn Fähigkeiten, Interessen und Bedürfnisse einer Person mit den Anforderungen ihres Jobs übereinstimmen, sprechen wir von Job Matching (engl. match = zusammenpassen). Für Menschen mit Behinderung ist Job Matching der Schlüsselindikator nachhaltiger Integration in die Arbeitswelt. ParaWork entwickelte zusammen mit der Schweizer Paraplegiker­Forschung in einem staatlich geförderten Projekt ein webbasiertes Job­Matching­Tool, das eine individualisierte und auf Nachhaltigkeit ausgerichtete berufliche Eingliederung unterstützt.

Abbild der Schweizer Arbeitswelt

Das Tool enthält standardisierte Profile der Anforderungen aller Berufe im Schweizer Arbeitsmarkt und erleichtert sowohl die Wiedereingliederung beim bisherigen oder einem neuen Arbeitgeber als auch die Wahl individuell passender Ausbildungsberufe.

Berufstätige Menschen haben in der Regel eine bessere Gesundheit und eine höhere Lebensqualität. Ungünstige Arbeitsbedingungen können sich auf Dauer aber negativ auf die körperliche und psychische Gesundheit auswirken. Arbeitssituationen zu schaffen, in denen Menschen langfristig zufrieden und produktiv sind und sich weiterentwickeln können, ist daher eine zentrale Aufgabe der beruflichen Integration.

Job Matching ist ein individualisierter Prozess, der die Fähigkeiten, Interessen und Bedürfnisse einer Person mit den Anforderungen ihres Jobs in Einklang bringt. Arbeitspsychologische Studien zeigen, dass eine gute Person­Job­Passung die Arbeits­

leistung und ­zufriedenheit verbessert. Die Person bleibt länger im Job, was zu einer besseren Gesundheit und einer günstigeren Laufbahnentwicklung beiträgt und somit eine nachhaltige Integration entscheidend fördert.

Wie das Tool funktioniert

Betroffene sind nach einem Unfall nicht einfach nur in den Arbeitsprozess zurückzuführen, sondern in einen individuell passenden Job, der ihnen den dauerhaften Verbleib im Arbeitsmarkt erleichtert. Als Leitziel im Eingliederungsprozess kann die Person­Job­Passung durch Interventionen auf Ebene der Person (z. B. bei medizinischtherapeutischen Interventionen) und des Jobs (z. B. Anpassung der Arbeitsumgebung) verbessert werden.

Menschen mit einer Querschnittlähmung sind ein Paradebeispiel für die Notwendigkeit, die Passung zwischen Person und Job umfassend zu bestimmen und zu fördern. Oft ist das Spektrum an geeigneten Berufen für die Betroffenen reduziert, da bestimmte Tätigkeiten mit ihren Einschränkungen und Bedürfnissen nicht kompatibel sind. Aufgrund unpassender Jobs scheiden viele Betroffene trotz initialer Rückkehr zur Arbeit im weiteren Verlauf wieder aus dem Arbeitsmarkt aus. Für eine nachhaltige Integration ist es daher zentral, mit den Betroffenen berufliche Perspektiven zu eruieren, die sowohl ihren gesundheitsbedingten Bedürfnissen als auch ihren Interessen und Neigungen gerecht werden.

Das webbasierte Tool wurde zwischen 2013 und 2021 entwickelt und ist bei ParaWork im Einsatz. Es enthält standardisierte Profile, welche die Anforderungen von rund 2000 Berufen im Schweizer Arbeitsmarkt mittels 250 Parametern beschreiben und auf einer Skala von 0 (nicht gefordert) bis 5 (extrem gefordert) quantifizieren. Das Tool umfasst stabile Dimensionen (Grundfähigkeiten, Berufsinteressen, Arbeitswerte, Arbeitsstile), trainierbare Dimensionen (Fertigkeiten, Wissen) sowie Faktoren des physischen, strukturellen und interpersonellen Arbeitskontexts. Zudem werden spezifische Faktoren der Querschnittlähmung wie die Zugänglichkeit des Arbeitsplatzes erhoben. Das Instrument kann sowohl für die Eingliederung in eine bekannte Tätigkeit als auch für die Berufswahl verwendet werden. Seine Anwendung umfasst drei Phasen:

– Assessment (Einschätzung PersonJob­Passung)

– Intervention (Planung und Durchführung von Massnahmen zur Optimierung der Person­Job­Passung)

– Evaluation (Aufzeigen der Veränderung der Person­Job­Passung über die Zeit)

Zurück in die Arbeitswelt

Bei der Wiedereingliederung in eine bekannte Tätigkeit bei einem alten oder neuen Arbeitgeber wird ein jobspezifisches Matching­Profil erstellt, bei dem die standardisierten Anforderungswerte im Tool auf die Zieltätigkeit angepasst und die potenziell eingeschränkten Fertigkeiten sowie die gesundheitsbedingten Bedürfnisse

«Es braucht individuell passende Jobs.»
MEDIZIN UND WISSENSCHAFT BERUFSFINDUNG
18 Paracontact I Frühling 2023

der Person und deren Abdeckung am Arbeitsplatz beurteilt werden. Offensichtliche Diskrepanzen, sogenannte Mismatches, zwischen Person und Job bestimmen, welche Interventionen nötig sind, um die Fertigkeiten der Person oder die Anforderungen des Jobs zu optimieren. Bei der Evaluation werden die Ausgangs­ und Endwerte der Person­Job­Passung verglichen und so die Wirkung der Massnahmen dargestellt. Ebenso wird aufgezeigt, wo Verbesserungspotenzial und der Bedarf für weitere Interventionen bestehen.

Berufswahl

Wenn es um eine Umschulung oder eine geeignete Erstausbildung geht, steht die Wahl eines individuell passenden Zielberufs im Zentrum. Dazu werden die Fähigkeiten und Charakteristika der Person umfassend beurteilt und mit den standardisierten Werten der Tool­Berufe verglichen. Durch die Verrechnung der resultierenden Über­ und Unterqualifikationen werden für die Berufe Passungswerte generiert, auf deren Basis die individuell passendsten Berufe eruiert werden. In der Interventionsphase ist das Ziel, zentrale Mismatches in

LEHRSTELLE

Mehr zu Silvanos Ausbildung

modifizierbaren Faktoren zu reduzieren, um die Person bestmöglich auf die Ausbildung oder den Zielberuf vorzubereiten.

Mit dem Tool zum Traumberuf Silvano ist ein junger Mann, der in seiner frühen Kindheit eine Querschnittlähmung erlitt und den Wunsch hatte, nach der Schule eine Mechanikerausbildung zu absolvieren. In einer Erstabklärung bei ParaWork wurden Silvanos berufliche Fähigkeiten und Interessen im Tool erfasst und mit den standardisierten Profilen der Schweizer Lehrberufe verglichen. Der Beruf Mechaniker fand sich zuoberst auf der Passungsrangliste. Mismatches zum Zielberuf zeigten sich bei Silvano bei den Items «Sitzen», «Stehen», «Arbeitspensum», «Schutzausrüstung», «Mathematik» und «Zugänglicher Arbeitsplatz». Eine mehrjährige Interventionsphase widmete sich der Behebung dieser Mismatches. Zunächst erfolgte eine Wirbelsäulen­Aufrichtungsoperation am Schweizer Paraplegiker­Zentrum, um Silvanos Sitzfähigkeit im Rollstuhl zu stabilisieren. In der Folgephase stand die Vorbereitung auf den ersten Arbeitsmarkt mit der Förderung seiner Belastbarkeit und seiner Mathematikkenntnisse im Fokus.

Nachdem ein Ausbildungsplatz gefunden war, folgte ein mehrjähriges Coaching, bei dem unter anderem der Ausbildungsplatz

mit einem Treppenlift ausgestattet sowie eine Spezialschürze für Schweissarbeiten und ein Stehrollstuhl organisiert wurde. Silvano schloss seine Lehre mit Auszeichnung ab. Sein Fall ist ein Paradebeispiel gelungener Inklusion, bei dem alle Beteiligten ihr Bestes gaben. Das Job­MatchingTool unterstützte die Kommunikation zwischen den Parteien, erlaubte eine systematische Fallkoordination und diente als Orientierungshilfe.

Weitreichendes Potenzial

Als einziges Instrument, das die Anforderungen der Berufe im Schweizer Arbeitsmarkt standardisiert und umfassend abbildet, erlaubt das Job­Matching­Tool eine ganzheitliche Beurteilung der Person­JobPassung und bietet eine valide Systematik zur individualisierten Koordination und übergreifenden Dokumentation eines zielorientierten Eingliederungsprozesses. Der Fokus auf die Person­Job­Passung als Kernindikator nachhaltiger Integration begünstigt den Langzeiterfolg der Eingliederung, während das transparente Monitoring des Eingliederungsprozesses die Kommunikation zwischen den involvierten Parteien erleichtert. Da das Tool auf standardisierten Berufsinformationen basiert, ist es für die berufliche Integration von Menschen mit unterschiedlichsten Arten von Behinderungen anwendbar.

Paracontact I Frühling 2023 19

Energiemangellage

Ein Stromunterbruch hat für Menschen mit einer Behinderung gravierende Auswirkungen. Viele von ihnen sind auf elektronische Hilfsmittel angewiesen.

Mit einer langfristigen Energiestrategie wird die Absicht verfolgt, jene Bereiche, die heute noch mit fossilen Energien betrieben werden, nach und nach zu elektrifizieren. Diese sinnvolle Entwicklung hat jedoch zur Folge, dass wir immer mehr Strom benötigen; dies auch dann, wenn vermehrt auf die Energieeffizienz geachtet wird. Der Mehrbedarf soll aus Klimaschutzgründen mehrheitlich durch erneuerbare Energien gedeckt werden. Der Ausbau der erneuerbaren Energien wie Solarstrom und Windenergie nahm in der Schweiz jedoch nie wirklich Fahrt auf, unter anderem wegen komplizierten Bewilligungsverfahren

und Widerständen von Bevölkerung und Organisationen. Mittlerweile ist das Problem sichtbar und Installationsfirmen von Solaranlagen und Wärmepumpen können sich vor Anfragen kaum retten.

Zur aktuell schwierigen Situation trägt auch bei, dass viele Atomkraftwerke wegen Reparaturen ausser Betrieb sind oder altersbedingt, aus politischen oder aus Sicherheitsgründen vom Netz genommen werden. Kohlekraftwerke kommen wegen den Emissionen sinnvollerweise ebenfalls nicht als Alternative in Frage und werden, zumindest in Westeuropa, ebenfalls stillge­

legt. Verschärft durch die politische Lage mit dem Krieg in der Ukraine und den Sanktionen gegen Russland führt dies zu gravierenden Umwälzungen auf dem Energiemarkt und zu einer möglichen Energiemangellage im Winter und Frühjahr.

Der Bund hat einen Stufenplan ausgearbeitet, mit dem auf diese mögliche Mangelsituation reagiert werden soll. In einer Vorstufe, in der wir uns derzeit befinden, setzt er auf Sparappelle und Information. Sollte dies zu wenig bringen, greift ein vierstufiger Massnahmenplan. In der ersten und zweiten Stufe soll vor allem durch Senken

HINDERNISFREIES BAUEN 20 Paracontact I Frühling 2023 STROMKRISE
Manche Treppenlifte verfügen über einen Akku

der Heiztemperatur und Abschaltung unnötiger Verbraucher der Energieverbrauch reduziert werden. In der dritten Stufe würde der Stromverbrauch bei Grossverbrauchern kontingentiert, Öffnungszeiten gekürzt und einzelne Anlagen ausser Betrieb genommen. In der vierten Stufe würde auch der Betrieb gewisser Anlagen im Sportund Kulturbereich verboten.

Wenn all dies zu wenig wirkt, sind als letztes Mittel Netzabschaltungen für einige Stunden vorgesehen. Solche Stromunterbrüche würden insbesondere Menschen mit Behinderung und mobilitätseingeschränkte Personen am härtesten treffen, da sie ohne technische Hilfsmittel wie Lifte und automatische Türen viele Orte nicht erreichen oder nicht mehr verlassen könnten.

Wie reagieren Hilfsmittelfirmen?

In einer kleinen Umfrage bei Firmen im Bereich Liftanlagen und Türantriebe haben wir uns erkundigt, ob die drohende Stromknappheit auf ihre Tätigkeit einen Einfluss hat und wie sie darauf reagieren. Bieten die angefragten Firmen in ihrer Palette bereits Produkte an, die von Menschen mit Behinderung auch bei Stromausfällen genutzt werden können? Die Zugänglichkeit von Gebäuden ist ein zentrales Thema für unsere Kundschaft. Müssten bei Stromausfällen Gehbehinderte nicht gleiche Chancen haben wie Menschen ohne Behinderung?

In grossen Unternehmen hat die Thematik oberste Priorität, und das nicht erst seit kurzem. Der Energieverbrauch der Anlagen ist genauso im Fokus wie der Energieverbrauch in den Firmen selbst. Der Hersteller Schindler in Ebikon LU hat beispielsweise in den letzten Jahren viel in den Umbau der Energieversorgung investiert. Statt auf Gas setzt die Firma auf Fernwärme von der Kehrichtverbrennungsanlage. Strom liefern Solaranlagen auf dem Dach. Der Gesamtenergieverbrauch konnte massgeblich gesenkt werden.

Bei den Aufzugs­ und Beförderungsanlagen wurde der Stromverbrauch in den letzten Jahren stark reduziert. Neuere Aufzugsanlagen benötigen etwa so viel Strom wie eine Waschmaschine und können beim Bremsen teilweise sogar Strom ins Netz zu­

rückspeisen. Schindler entwickelt mit der Hochschule Luzern in einer studentischen Projektarbeit sogenannte Use Cases im Umgang mit Aufzügen. In einem agilen, dynamischen und nutzerzentrierten Arbeitsprozess mit und für Menschen mit Einschränkungen (Personen im Rollstuhl und mit einer Sehbehinderung) werden Lösungskonzepte erarbeitet. Die Zeichen stehen gut, dass dabei auch das Thema Liftbetrieb bei Stromausfall berücksichtigt wird.

der Akku wieder geladen werden muss. Bei Anlagen ohne Akkubetrieb kann in der Regel ein Akkupaket als Option installiert werden, um den Betrieb für eine gewisse Zeit aufrechtzuerhalten. Bei vielen Anlagen ist eine solche Installation auch nachträglich möglich. Ein Plattform­Treppenlift verbraucht etwa so viel Strom wie eine Kaffeemaschine, ein Sitzlift noch deutlich weniger, was einen Akkubetrieb für eine gewisse Zeit ermöglicht. Auf diese Weise können Stromunterbrüche von wenigen Stunden in der Regel überbrückt werden.

Offene Türen dank Akku

Türantriebe können bei Stromunterbruch nicht weiterbetrieben werden, es ist aber trotzdem jederzeit möglich, die Türen manuell zu benutzen. Da die Unterstützung des Antriebs jedoch wegfällt, ist dies für Personen mit körperlichen Einschränkungen ein Problem, da sie die Türen nicht mehr ohne fremde Hilfe öffnen können.

Mit Batterie in die nächste Etage

Lift und Stromausfall Kunden informieren sich bei Herstellern in letzter Zeit häufiger über den Stromverbrauch und die Möglichkeiten, bei Stromunterbrüchen die Anlagen weiter zu betreiben, zum Beispiel für die Evakuierung von eingeschlossenen Personen. Die allermeisten Anlagen sind jedoch bei Stromausfall nur sehr beschränkt einsetzbar. Neuere Liftanlagen fahren dann zum Beispiel einmalig mit Hilfe einer Batterie in die nächstgelegene Etage und öffnen die Türen. Gewisse Lifte können auch von dafür geschulten Personen manuell in eine Etage bewegt werden. Eine Notstromanlage wird bei Aufzügen selten bis nie verwendet, es sei denn, eine Einrichtung verfügt für den ganzen Betrieb über eine Notstromversorgung. In den meisten grösseren Spitälern ist dies der Fall.

Viele Treppenliftanlagen, vor allem Sitzlifte, funktionieren heutzutage mit einem Akku, der bei Nichtbenutzung in der Parkposition wieder aufgeladen wird. Bei Stromunterbrüchen können solche Anlagen noch für einige Fahrten genutzt werden, bevor

Bei Türantrieben ist eine Notstromversorgung und der Betrieb bei Stromunterbrüchen noch selten ein Thema. Aufgrund des eher geringen Strombedarfs ist es jedoch mit einem vertretbaren Mehraufwand auch bei solchen Anlagen möglich, diese mit einem Akku als Notstromversorgung aufzurüsten. Bei Stromunterbruch kann damit die Türe etwa 15­mal bewegt werden. Die Nachfrage nach solchen Akkus ist jedoch nach Auskunft verschiedener Firmen eher klein. Vor allem von institutionellen Kunden und Firmen wird in letzter Zeit aber häufiger danach gefragt. Gemäss Angaben eines Lieferanten werden die Kosten für solche Akkus leider nicht in jedem Fall von der Invalidenversicherung übernommen.

Durch den sparsamen Umgang mit Energie, egal welcher Art, können wir alle ohne grosse Komforteinschränkungen einen Beitrag zur Verhinderung von Stromabschaltungen leisten. Leisten auch Sie Ihren Beitrag dazu und helfen Sie mit, unangenehme Situationen wie eine Fremdrettung durch Angehörige, Personal oder Feuerwehr zu vermeiden.

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Paracontact I Frühling 2023 21

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22.04.23

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22 Paracontact I Frühling 2023

E­Tankstellen und E­Autos

E­Mobilität ist ein Thema, das viele beschäftigt. Sind die Reichweite und Tankstellen von Elektroautos immer noch eine Herausforderung für Menschen mit Handicap?

Elektroautos gewinnen an Popularität. Die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel und der Energiegewinnung schärfte das Bewusstsein, dass wir Menschen für unsere Umwelt verantwortlich sind. Dies führt zu einem Umdenken auch bei Rollstuhlfahrerinnen und ­fahrern. Sind womöglich Elektroautos die Lösung? Für uns Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer gelingt diese Umstellung noch nicht perfekt.

Ist das E­Auto für mich eine geeignete Lösung? Diese Frage haben sich schon etliche Menschen mit Behinderung gestellt. Zurzeit gibt es verschiedene Probleme, die leider noch nicht gelöst sind und so die Benutzung von Elektroautos erschweren. Im Moment sind E­Fahrzeuge in der Grösse eines VW Bus oder einer Mercedes­Benz V Klasse, die auch eine gute Reichweite haben, noch nicht auf dem Markt. Deshalb sind viele Personen mit einem Handicap nach wie vor mit herkömmlichen Verbren­

nerfahrzeugen unterwegs. Viele E­Autos sind zudem leider mit kleineren Kofferräumen ausgestattet. Grund dafür ist der grosse Platzbedarf der Batterien.

Mechaniker der Autoumbaubranche erwähnen zudem die Problematik, dass der Boden im Fondbereich der E­Autos teilweise erhöht ist, was den Umbau solcher Fahrzeuge für Autofahrerinnen und ­fahrer, die ihren Rollstuhl im Fondbereich verladen, erschwert. Wer jedoch gewillt ist, flexibel zu sein, wird sicher eine gute Lösung für sich finden.

Einmal volltanken

Ein bisschen zu schnell sind die Ladestationen für E­Autos wie Pilze aus dem Boden geschossen, sodass die barrierefreie Architektur vergessen ging. Leider sind daher viele Ladestationen nicht behindertengerecht und dementsprechend zeitgemäss gebaut. Laut Berichten von E­Autofahrerin­

Aufladen Nicht alle E-Tankstellen sind gut zugänglich

nen und ­fahrern mit Behinderung fehlt es bei vielen E­Tankstellen an Zugänglichkeit und Platz für die Benutzung der Ladesäule. Die Säulen sind meist auf einem erhöhten Podest fixiert. So wird sichergestellt, dass die Säulen nicht an­ oder umgefahren werden. Für uns Personen im Rollstuhl ist das leider ein Hindernis. Die Kabel sind schwer und selbst wenn man sie zu fassen kriegt, ist es schwierig, das Kabel wieder in die Verankerung zu stecken. Je nach Einschränkung kommt das Handling des Steckers und das Erreichen der Ladebuchse am Fahrzeug erschwerend dazu.

Zugang schaffen

Die Richtlinie «Merkblatt 150» der Schweizer Fachstelle «Hindernisfreie Architektur» unterstützt Planende und Betreiber bei der Planung und Umsetzung hindernisfreier E­Tankstellen. Für die Dimensionierung und Ausstattung rollstuhlgerechter Ladeplätze sind die Grundanforderungen der Normen SIA 500 «Hindernisfreie Bauten» und SN 640 075 «Hindernisfreier Verkehrsraum» anzuwenden. Leider werden diese Normen beim Bau von E­Tankstellen noch nicht konsequent umgesetzt.

Auf Nummer sicher

Kann das E­Auto zu Hause geladen werden, sind Menschen mit Behinderung unabhängiger von E­Ladestationen. Das Auto ist so am Morgen immer vollgetankt und Transfers lassen sich vermeiden. Vorzugsweise besitzt man also eine eigene Ladestation zuhause.

Bei weiten Reisen sollte man vorausplanen, um unschöne Überraschungen an der E­Tankstelle zu vermeiden. Je nach Handicap ist es vorteilhaft, nicht allein auf eine längere Reise zu gehen, sodass eine Begleitperson das Auto bei Bedarf laden kann.

Induktionsladestationen

Dass es auch anders geht, zeigt ein Blick nach Schweden. Hier testet Volvo in Göteborg Ladeflächen. Das Auto lädt, sobald es auf dieser Fläche steht. Kabel ist keines nötig. Ein ähnliches System kennen wir bereits für Smartphones. Für Menschen mit Behinderung ist das einen sehr gute Weiterentwicklung. So könnten Induktionsladestationen zukunftsweisend sein.

Paracontact I Frühling 2023 23 HINDERNISFREIES BAUEN
MOBILITÄT

Krokodile, Wellen und andere Abenteuer

Costa Rica verzaubert seine Gäste mit einer vielfältigen Tier­ und Pflanzenwelt.

Diesem Zauber erlag auch die Reisegruppe der SPV.

Der Winter hatte die Schweiz im Griff. Frühmorgens warteten am 2. Dezember sieben Ferienhungrige im Rollstuhl mit ihren Begleitpersonen und der Gruppenleitung am Zürcher Flughafen auf den Abflug nach San José. Ab nach Costa Rica, ab in die Wärme.

Die SPV­Reise war rasch ausgebucht. «Destinationen in der Ferne sind gefragt; da muss man schnell sein», weiss Reisefach­

frau Manuela Schär, die den Trip nach Costa Rica organisiert hat. Das Reiseziel in Zentralamerika lockte aber auch mit einem actionreichen Programm. Es war diese Kombination aus Ort und Aktivitäten, welche die Rollstuhlfahrerin Karin SuterErath reizte. Für gewöhnlich organisiert sie ihre Ferien auf eigene Faust, aber hier konnte sie nicht widerstehen. Kajak, Zipline, Surfen: Das Programm versprach Adrenalin und neue Erfahrungen.

Leguane am Pool

«Die Vegetation und die Tiere haben mich sehr beeindruckt. Die Vielfalt ist unglaublich», antwortete Karin Suter­Erath, als ich sie ein paar Tage nach der Rückkehr in die Schweiz am Telefon nach ihren Highlights fragte. In Costa Rica, spanisch für «reiche Küste», leben 500 000 Tierarten. Einige davon erlebte die Reisegruppe bereits am zweiten Tag. Nach der Sightseeingtour in der Hauptstadt San José besuchten die

24 Paracontact I Frühling 2023 FREIZEIT
RUNDREISE

Reisegruppe

Viele neue Freundschaften und unzählige Eindrücke

des Regenwalds. Gesichert mit einem Klettergurt und mit der Hand zum Bremsen am Seil schwebten die Reisegäste von Plattform zu Plattform. Bei sieben Personen im Rollstuhl waren die Mitarbeitenden stark gefordert: die Person einhängen und wieder abhängen und zwischen den Plattformen für geeignete Sitzmöglichkeiten sorgen. Schliesslich blieben die Rollstühle am Eingang stehen. Das Personal sei sehr hilfsbereit gewesen, erinnerte sich Karin SuterErath. «Zur Not haben wir improvisiert.» Etwa als die Reisegruppe den Veranstaltern klar machte, dass sie die Personen mit Querschnittlähmung zwischen den Plattformen nicht einfach auf harten Plastikstühlen absetzen können. Rasch waren Kissen organisiert. Die Zipline sei ein Erlebnis gewesen, aber auch ganz schön anstrengend. Zum Glück war auch der eine oder andere Strandtag zur Erholung vorgesehen.

dernisfreiheit in Kraft traten, erzählte Karin Suter­Erath. «Was wir vorfanden, war mal mehr, mal weniger geeignet, aber es ging immer irgendwie.»

Gesellige Truppe

Die meisten Teilnehmenden hatten sich als Paar angemeldet. Karin Suter­Erath reiste mit einer Freundin. Gleich als zweites Highlight nannte sie die Reisegruppe. Die Stimmung untereinander sei fabelhaft gewesen, und der ein oder andere Kontakt werde sicher über die Reise hinaus erhalten bleiben. Und so flogen die 15 Personen, die sich vorher nicht kannten, am 17. Dezember als Freunde wieder in die Schweiz. Vom tropischen Klima an der Pazifikküste in die Kälte.

Reisegäste das ZooAve Rescue Center, ein Zentrum für gerettete Wildtiere. «Ganz besonders war, dass wir gewisse Tiere zuerst in der Auffangstation gesehen haben und später in freier Wildbahn», erzählte Karin Suter­Erath. Auf der Bootstour durch den Nationalpark sichtete die Gruppe Krokodile und zahlreiche exotische Vögel.

Für Schweizer Verhältnisse ungewöhnlich waren auch einzelne Gäste der Hotelanlagen. «Dass bunte Papageien rumfliegen wie bei uns Spatzen, war für uns spektakulär», berichtete Karin Suter­Erath. «Oder die Leguane, die durch den Hotelgarten streiften. Zuerst war mir das etwas unheimlich. ‹Machen die auch wirklich nichts?›»

Nervenkitzel

Am Strand von Jaco erhielten die Reiseteilnehmenden Surfunterricht. Eigens geschulte Lehrpersonen zeigten, wie es geht, anschliessend gings ins Wasser. Ein paar Schlucke salziges Meerwasser gehören dazu, wenn man lernt, Wellen zu reiten.

Am Fusse des Vulkans Arenal brauste die Reisegruppe auf einer Seilrutsche, einer sogenannten Zipline, durch die Baumwipfel

Der Ausflug mit dem Kajak musste leider abgesagt werden. Zu hoch waren die Wellen und dadurch zu unsicher das Vorhaben. «Das war schade», meinte Karin SuterErath, «gerade darauf hatte ich mich besonders gefreut.»

Kulinarik

Neben Natur und Erlebnis machte sich die Reisegruppe mit Land und Leuten vertraut. Kaffee ist ein wichtiges Exportgut für das zentralamerikanische Land. Auf einer Plantage erfuhr die Gruppe, wie Kaffee angebaut und weiterverarbeitet wird. Und in einem Kochkurs legten die Teilnehmenden selber Hand an und zauberten regionale Gerichte. Reis, Bohnen und Mais finden fast überall Verwendung.

Rollstuhlgängig? Ja, aber … Organisiert hat die SPV die Rundreise gemeinsam mit einer Partnerorganisation. «Wheel the World» ist spezialisiert auf Reisen für Personen im Rollstuhl, stellt jedoch primär Individualreisen zusammen. «Wheel the World» gestaltete das Programm, suchte Unterkünfte aus und organisierte Transfers. Im Land selbst war die Gruppe mit einem Bus unterwegs, der über eine Hebebühne verfügte. Doch wie rollstuhlgängig ist Costa Rica? Leute vor Ort hätten berichtet, dass in den letzten Jahren einiges passiert sei, weil Gesetze zur Hin­

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Karin Suter-Erath an der Zipline Exotisch Vielfältige Tierwelt Hängebrücke durch das Dickicht

YOGA Namasté

Die Seele baumeln lassen und sich intensiv mit sich selbst auseinander setzen.

Jeden Montagabend, vom 8. Mai bis am 12. Juni 2023 (ausser 29. Mai, Pfingstmontag), können Sie vor Ort in Nottwil oder online von zu Hause am Yogakurs von Karin Roth teilnehmen. Vorwissen ist nicht notwendig. Seien Sie mutig und probieren Sie etwas Neues.

SOMMERPLAUSCH Action, Spass und Adrenalin

Der Sommerplausch 2023 garantiert ein abwechslungsreiches Programm.

Auf fitte junge Erwachsene (U30) wartet vom 22. bis 29. Juli eine Woche Aktivferien in Basel. Übernachtet wird in der Jugendherberge, welche zentral und in der Nähe des Rheins liegt. Egal ob Graffitisprayen, ein Besuch im Europapark oder Aktivitäten im nahe gelegenen Schwarzwald, es ist für alle etwas dabei. Sichern Sie sich Ihren Platz.

Mobil unterwegs

Haben Sie bereits einen Swiss-Trac und wollen Ihre Fahrpraxis verbessern oder sind Sie interessiert, das funktionale Gerät zu testen?

Dann ist der Swiss­Trac­Kurs am 6. Mai 2023 in Küssnacht am Rigi genau richtig für Sie. In einer kleinen Gruppe lernen Sie das An­ und Abkuppeln und wie Sie unterschiedliche Hindernisse überwinden. Profis sind vor Ort und zeigen Ihnen, welche Adaptionen für Sie hilfreich sein könnten.

GESUNDHEIT Workshop Ernährung

Essen und trinken Sie clever? Ernährung ist einer der Grundpfeiler unserer Gesundheit und Basis unseres Wohlergehens. Holen Sie sich nützliche Tipps zur einfachen Umsetzung im Alltag.

Am 28. April 2023 erklärt Ihnen Ernährungsberaterin Bettina Senft in einem halbtägigen Kurs, worauf Sie achten sollten. Ausserdem erhalten Sie eine praktische Broschüre, die Sie im Alltag unterstützt. Der Kurs findet im Hotel Sempachersee in Nottwil statt und die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Tun Sie sich etwas Gutes und lernen Sie genussvoll gesunde Ernährung kennen.

Jetzt anmelden spv.ch/veranstaltungen

FREIZEIT Farbenfroh und stilsicher

Welche Farbe passt zu mir? Womit kann ich sie kombinieren? Was sind die passenden Accessoires?

Diese und weitere Fragen beantwortet Ihnen Fabienne Thali, Farb- und Stilberaterin. Am Dienstag, 9. Mai 2023 ist sie in Nottwil im Hotel Sempachersee und taucht mit Ihnen in die Welt der Mode ein. Auch Tipps und Tricks für den Alltag sind Teil des Kurses.

Nach diesen zwei Stunden wissen Sie, wie Sie sich individuell und vorteilhaft kleiden können.

ERSTE-HILFE-KURS Richtig helfen

Egal ob für die Autoprüfung, im Alltag oder bei der Arbeit, fundiertes Wissen in der Ersten Hilfe kann im Ernstfall Leben retten.

Die Sirmed in Nottwil bietet am 20. März 2023 und am 15. September 2023 je einen ganztägigen Kurs an. Hier erfahren Sie, wie Sie im Rollstuhl optimal Erste Hilfe leisten können. Der Tag enthält nebst Theorieteilen auch praktische Übungen, bei welchen das Gelernte direkt angewendet wird.

In unterschiedlichen Gefahrensituationen üben Sie, was Sie tun sollen, ohne sich dabei selbst in Gefahr zu bringen. Ein spannender, nützlicher und hilfreicher Tag erwartet Sie.

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SWISS-TRAC KURS
FREIZEIT

Jugendherbergen ohne Barrieren

Rund die Hälfte der Jugendherbergen sind hindernisfrei und somit optimal geeignet für wundervolle Ferien in der Schweiz.

Von Silvana Hegglin

Die Inklusion aller ist und war für die Schweizer Jugendherbergen schon immer von zentraler Bedeutung. Weil die Schweizer Jugendherbergen alle Gäste optimal beherbergen möchten, beziehen sie die Hindernisfreiheit bei jedem Projekt beziehungsweise bei jedem Umbau schon während der Planungsphase mit ein. Barrieren sollen verschwinden, sowohl im Alltag als auch im Kopf.

Rund die Hälfte der Jugendherbergen in der Schweiz sind hindernisfrei. Um welche es sich handelt, finden Sie auf der Webseite der Schweizer Jugendherbergen. Hier gibt es zu jedem Hostel eine eigene Seite mit sehr detaillierten Informationen. Unter dem Menüpunkt «hindernisfreier Aufenthalt» finden Sie Angaben zur Zugänglichkeit des jeweiligen Hauses. Sie erfahren unter anderem, wie viele hindernisfreie Zimmer zur Verfügung stehen, ob es einen Lift hat, wie breit die Türen und wie steil die Rampen sind oder wie Sie am besten anreisen. So können Sie Ihren Aufenthalt optimal planen.

Alle hindernisfrei zugänglichen Jugendherbergen sind zudem in der ginto­App erfasst. Hier finden Sie Angaben zur Unterkunft und Aktivitäten in der Umgebung.

Die Schweizer Jugendherbergen teilen ihre Unterkünfte in diese zwei Kategorien ein: «Hindernisfrei geeignet» und «Hindernisfrei bedingt geeignet». Während die erste Kategorie vollumfänglich barrierefrei ist, gibt es bei Häusern der zweiten Kategorie gewisse Einschränkungen, etwa wenn der Zutritt mit dem Rollstuhl wegen Stufen am Haupteingang über einen Seiteneingang erfolgen muss.

Unsere Hostel-Tipps

Basel

Die preisgekrönte Jugendherberge bringt innovative Baukunst an den romantischen St.­Alban­Teich in gleichnamigen Quartier. Von hier aus sind Sie rasch im Stadtzentrum oder am Rhein. Da der Weg von der Jugendherberge in die Stadt etwas steil ist, empfiehlt sich ein Zuggerät. Die Unterkunft hat keine Parkplätze, Ein­ und Ausladen ist jedoch vor Ort möglich.

Laax

Wellness für die Sinne, Kulinarik für den Gaumen und die perfekte Ausgangslage für Abenteuer in der Natur, das ist das wellnessHostel3000 in Laax. Das hindernisfrei zugängliche Wellness Aua Grava umfasst auf 1835 m2 ein Hallenbad (mit Poollift) und alles, was das Herz begehrt. Mit dem hauseigenen rollstuhlgängigen Shuttle lässt sich der längste Baumwipfelpfad der Welt unkompliziert erreichen.

Schaan-Vaduz

Die Jugendherberge liegt zwischen Vaduz und Schaan. Perfekt für alle, die einmal Liechtenstein kennenlernen möchten. Ein Ländle voller Gegensätze, Kultur und Kulinarik. Alle Zimmer in dieser Jugendherberge sind barrierefrei zugänglich. Ab dem 3. März hat das Hostel wieder geöffnet.

Rapperswil-Jona

Ein ruhiges Plätzchen im Grünen mit Blick auf den See. Das familienfreundliche Hostel in Rapperswil­Jona liegt ausserhalb der Altstadt. Ein Besuch im Kinderzoo Rapperswil oder ein Abstecher zum Erlebnisbauernhof Bächlihof sind lohnenswert und in unmittelbarer Nähe des Hostels. Ein Zuggerät empfiehlt sich. Zimmer können ab dem 3. März gebucht werden.

Schweizer Jugendherbergen www.youthhostel.ch oder ginto-App

24 hindernisfreie Jugendherbergen

8 Hindernisfrei: bedingt geeignet

Jugendherbergen

24 hindernisfrei

bedingt geeignet nicht hindernisfrei

hindernisfreie Jugendherbergen

UNTERKÜNFTE
FREIZEIT Paracontact I Frühling 2023 27 Zermatt Saas-Fee Leissigen Grindelwald Interlaken Brienz Engelberg Seelisberg Luzern Beinwil am See Zug Zürich Brugg Richterswil RapperswilJona Basel Avenches Gstaad Saanenland Châteaud’Oex Delémont Saignelégier Bern Lausanne Montreux Locarno Sils i.D SchaanVaduz St Gallen Romanshorn Stein am Rhein St Moritz Pontresina Valbella Bellinzona Davos Scuol Lugano Fällanden Crans-Montana Trin Mariastein Solothurn Baden Kreuzlingen Scha hausen Laax Burgdorf St-Luc Nicht hindernisfreie Jugendherbergen 24 hindernisfreie Jugendherbergen 8 Hindernisfrei: bedingt geeignet Zermatt SaasLeissigen Interla Brien Bei am Brugg Basel Avenches Gstaad Saanenland Château-
d’Oex Delémont Saignelégier Bern Lausanne Montreux
Crans-Montana Mariastein Solothurn Burgdorf St-Luc 24 hindernisfreie Jugendherbergen
Solothurn Burgdorf St-Luc 24
Jugendherbergen 8 Hindernisfrei: bedingt geeignet Zermatt Saas-Fee Leissigen Grinde wa d Interlaken Brienz Engelberg Seelisberg Luzern Beinwil am See Zug Zürich Brugg Richterswi RapperswiJona Basel Avenches Gstaad Saanenland Châteaud’Oex Delémont Saignelégier Bern Lausanne Montreux
8 Hindernisfrei: bedingt geeignet Zermatt SaasLeissigen Interla Brien Bei am Brugg Basel Avenches Gstaad Saanenland Châteaud’Oex Delémont Saignelégier Bern Lausanne Montreux Crans-Montana Mariastein
hindernisfreie
Locarno Sils i.D SchaanVaduz St Gal en Romanshorn Stein am Rhein St Moritz Pontresina Valbella Bellinzona Davos Scuo Lugano Fällanden
Crans-Montana Trin Mariastein Solothurn Baden Kreuzlingen Scha hausen Laax Burgdorf St-Luc Nicht
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Anwendung -

• Die Schutzhülse hilft, den Katheter vor Kontakt mit Bakterien in den ersten 15 mm der distalen Harnröhre zu bewahren und hilft, das Risiko eines Bakterientransfers in den Harntrakt zu reduzieren

• Die Schutzfolie ermöglicht es, den Katheter überall anzufassen und stellt eine Barriere dar, die hilft, Keime vom Katheter fernzuhalten

Benötigen Sie weitere Informationen oder möchten Sie ein Testprodukt anfordern? Dann besuchen Sie uns auf www.hollister.ch/VaPro.

Lesen Sie vor der Verwendung die Gebrauchsanleitung mit Informationen zu Verwendungszweck, Kontraindikationen, Warnhinweisen, Vorsichtsmassnahmen und Anleitungen.

Das Hollister Logo und VaPro sind Warenzeichen von Hollister Incorporated. ©2022 Hollister Incorporated.

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Schutz durch 100% berührungsfreie
was Sie auch berühren, berührt nicht Ihren VaPro Einmalkatheter.
Switzerland / DE

Wunderwaffe Mentalcoaching

Auch die Gedanken lassen sich trainieren. Mentaltraining hat das Leben des Autors ziemlich auf den Kopf gestellt.

Von Karl Emmenegger

Als ehemaliger Spitzensportler hat mich Mentalcoaching schon immer fasziniert. Leider war es zu meiner Aktivzeit noch nicht sehr verbreitet, trotzdem wurde es auch schon damals ab und zu als legales Doping eingesetzt. Durch Zufall bin ich vor gut einem Jahr auf eine Ausbildung zum Mentalcoach gestossen. Als meine Familie davon erfuhr, schenkte sie mir die Ausbildung zum 70. Geburtstag. Eine grossartige Idee!

Neue Tagesroutine

Was danach mit mir passierte, überraschte mich sehr. Mit 44 Jahren Erfahrung im Rollstuhl besass ich eine hohe Lebensqualität. Eigentlich bestand für mich kein Grund zur Veränderung.

Während der Ausbildung nahm ich Selbstversuche an mir vor, die sich auf meinen Tagesrhythmus auswirkten. Die Zeit für meine Körperhygiene reduzierte ich von einer Stunde auf viereinhalb Minuten. Ich fühlte mich morgens nach dem Aufstehen um ein Vielfaches fitter dank positiver Gedanken vor dem Einschlafen. Zudem habe ich vor zwei Jahren mit dem Saxofonspielen begonnen. Wenn ich heute ein neues Stück einübe, führe ich zuerst ein gezieltes Mentaltraining durch. Dies verkürzt die Lernzeit bei mir um fast die Hälfte. Diese positiven Auswirkungen auf mein Leben haben mich bewogen, ein gezieltes Mentalcoaching für Menschen mit Behinderung zu entwickeln.

Ich bin, was ich denke Wer einen Unfall hat oder schwer erkrankt, erleidet einen Verlust, der meist klar sichtund fühlbar ist. Die Ängste und Schmerzen nehmen überhand, und die körperlichen und seelischen Verletzungen sind häufig mit viel Leid verbunden. Das Selbstvertrauen schwindet, sehr viele Hoffnungen zerbrechen und Selbstzweifel sowie Hilflosigkeit machen sich breit.

Um mit negativen Erfahrungen und Gefühlen zu arbeiten, verfügt ein gut ausgebildeter Mentalcoach über zahlreiche Techniken. Damit die Übungen ihre Wirkung zeigen, benötigt es regelmässiges Training. Eine solche Übung ist beispielsweise die Arbeit mit der Lebenslinie. Unser bisheriges Leben ist in Form von Bildern und Geschichten in unserem Unterbewusstsein abgespeichert. Gemeinsam mit dem Mentalcoach kann die Klientin diese Bilder und Geschichten hervorrufen und bei Be­

WAS IST MENTALCOACHING?

Mentalcoaching hilft, Gedanken bewusst zu lenken. Dadurch können wir unser Verhalten verändern oder ergänzen.

Alles, was wir erlebt haben, ist in unserem Unterbewusstsein abgespeichert. Bewusst auf dieses Wissen zuzugreifen, bedarf jedoch tägliches Training. Verschiedene Techniken unterstützen die Entspannung oder helfen bei negativen Gedanken.

Mit Mentalcoaching kommen Veränderungsprozesse schneller in Gang und werden erfolgreicher umgesetzt. Auch die Verarbeitung von schlechten Erlebnissen kann gezielter angegangen werden. Mentalcoaching kann unterstützend verändern, jedoch nicht heilen.

darf verändern. Negative Erlebnisse lassen sich so anders abspeichern und eine neue Lebenslinie entsteht.

Ausprobieren

Sind Sie neugierig geworden? 2023 biete ich in Zusammenarbeit mit der SPV an drei Terminen in Nottwil eine Einführung ins Mentaltraining an.

Zu den drei Workshops www.spv.ch/veranstaltungen (unter Freizeit/Mentalcoaching)

Paracontact I Frühling 2023 29 KOPFKINO
FREIZEIT
Karl Emmenegger Mentalcoach

SCHNEEVERGNÜGEN

Dank Joystick die Piste runterkurven

Ein Traum geht in Erfüllung: Ab sofort können auch Menschen mit hoher Lähmung wieder autonom Ski fahren.

Der TetraSki macht es möglich: Dank der elektronischen Steuerung des neuen Skibobs über einen Joystick oder per Mundstück erobern auch hochgelähmte Personen die Pisten. Das an der University of Utah entwickelte Gerät TetraSki wurde in Sörenberg Mitte Dezember 2022 zum ersten Mal eingesetzt. Pilot Martin Friedli war begeistert.

Für Menschen mit hoher Lähmung gibt es eher wenig Möglichkeiten, Sport zu treiben und sich aktiv zu betätigen. Winteraktivitäten im Schnee beschränkten sich bisher auf ein passives Erlebnis: Jemand anderes fuhr mit ihnen den Hang hinunter. Ein selbstständiges Gestalten der Abfahrt war ausgeschlossen. Mit dem TetraSki ist das jetzt vorbei.

Freiheitsgefühl

Martin Friedli, der für uns und für das Schweizer Fernsehen den Skibob testete, war anfangs noch skeptisch. Er war in seiner Jugend zusammen mit Beat Feuz Skirennen gefahren, weshalb er sicher einen kleinen Vorteil hatte, aber auch einen gewissen Anspruch an das Skierlebnis stellte. Schon nach wenigen Abfahrten glänzten

FREIZEIT 30 Paracontact I Frühling 2023 ROLLSTUHLSPORT

seine Augen vor Freude. Vor fünf Jahren sei er erstmals seit seinem Unfall wieder auf der Piste gewesen. Dies in einem Dualskibob, der von einem Freund gesteuert wurde. Das Erlebnis mit dem TetraSki sei aber etwas ganz anderes: «Ich fahre selbstständig, muss schauen wie der Schnee beschaffen ist, ob es eisige Stellen hat und kann entscheiden, an welcher Stelle ich eine Kurve ansetze.»

Mit jeder Fahrt wurde er besser und sicherer. Er schien den Skilehrer hinter sich manchmal fast zu vergessen und brauchte immer weniger Anweisungen. Die Handhabung des Joysticks sei recht einfach und der Sitz bequem, auch dank eines angenehmen Sitzkissens, das vor Druckstellen schützt. Martin Friedli genoss das neue Freiheitsgefühl: «Es ist ein tolles Erlebnis, selbstständig zu kurven und das Tempo zu bestimmen. Das hat meine Erwartungen mehr als übertroffen. Am liebsten würde ich morgen gleich wieder fahren.»

Innovation mit Potenzial Rollstuhlsport Schweiz schaffte den TetraSki zur Skisaison 2022/2023 an und gehört damit zu den Pionieren. Entdeckt hat Thomas Hurni, Leiter Breitensport – Freizeit –Gesundheit, das Gerät an einem Workshop der Para­Ski­Alpin­Weltmeisterschaft 2019 in Kranjska Gora (Slowenien). Er konnte den TetraSki selber testfahren und war von Beginn weg hell begeistert: «Seit Jahren begleite ich Menschen mit Querschnittlähmung beim Skifahrenlernen und weiss, dass viele es sehr geniessen, Schwünge in den Schnee zu ziehen und mit Freunden oder der Familie Zeit draussen zu verbringen. Bislang musste man zum Selberfahren aber eine gute Rumpfstabilität und gute Armfunktionen haben. Ich wusste daher sofort, dass der TetraSki einer weiteren Zielgruppe diese gesunde Freizeitaktivität ermöglicht. Wir schliessen damit zudem eine Angebotslücke in unserer BreitensportPalette.»

Das in den USA entwickelte Gerät kommt auf Europas Pisten nur in der Schweiz und in Frankreich zum Einsatz. Auch in den Niederlanden können Personen mit dem Skibob fahren, doch mangels Bergen nur in Schneehallen.

Auch das Schulen will gelernt sein Vom 25. bis 27. November instruierten die Entwickler, die eigens aus den Vereinigten Staaten angereist waren, neun Skilehrerinnen und Skilehrer der Behindertensportorganisationen Rollstuhlsport Schweiz, PluSport, Handiconcept und Différences solidaires im Umgang mit dem Gerät. Denn aus sicherheitstechnischen Gründen werden die Fahrten im TetraSki von einem ausgebildeten Skilehrer begleitet, der im Notfall per Fernbedienung oder durch ein Seil eine Bremsung oder Richtungsänderung durchführen kann. Die Fernsteuerung und das Bremsseil werden aber nur eingesetzt, wenn die Sicherheit für die Fahrerin oder den Fahrer nicht mehr gewährleistet ist.

Bei den ersten Versuchen stellten auch die erfahrensten Disabled­Ski­Spezialisten fest, wie anspruchsvoll es ist, jemanden im TetraSki zu begleiten. Der Skilehrer kontrolliert und unterstützt bei schwierigen Fahrmanövern und muss zeitgleich immer die Piste im Auge behalten, um Zusammenstösse zu vermeiden. Der Transport am Skilift ist mit dem gewohnten Zugriemen möglich und den Sessellift benutzt man, indem das Fahrgestell aufgeklappt wird wie beim Mono­ oder Dualskibob.

Skilehrer Fabian Emmenegger, der Martin Friedli auf dem Gerät schulte, sieht grosses Potenzial: «Der TetraSki ist eine grossartige Innovation für Personen mit starken Einschränkungen der Oberkörperfunktionen. Die Steuerung erfolgt per Hand über einen Joystick oder per Atmung am Mundstück, je nach Einschränkungen der jeweiligen Person.» Er ist begeistert von seinem

ersten Skitag und freut sich, dass sein Gast so rasch Fortschritte machte. «Für uns Instruktoren ist es sehr anspruchsvoll, denn wir müssen immer aufmerksam sein. Eine Hand hält das Seil, die andere die Fernbedienung, da muss man sich konzentrieren und wenn nötig sofort reagieren.» Nötig war das zum Glück nur einmal, als die erste Kurve nach dem Skilift nicht richtig gelingen wollte und plötzlich ein Baum im Weg stand. Gut, dass beide rechtzeitig bremsen konnten.

Neues Angebot ab 2023/24

Der TetraSki steht seit Januar 2023 in Sörenberg bereit. Der Einsatz des neuen Geräts wird aber erst in der nächsten Saison offiziell angeboten. Bis dahin werden die ausgebildeten Skilehrer mit den Gästen situativ über den Einsatz des TetraSkis entscheiden. Die TetraSki­Crew in Sörenberg mit Richard Studer, Fabian Emmenegger, Franz Schöpfer und Davide Bogiani werden diesen Winter so viele Pistenkilometer wie möglich sammeln, damit das Gerät in der kommenden Saison möglichst viele neue Skifahrerinnen und ­fahrer glücklich macht.

Videos

Martin Friedlis Abfahrten im TetraSki

TetraSki in Action

Play SRF: Skifahren trotz stark ausgeprägter Querschnittlähmung

Paracontact I Frühling 2023 31
Festgehalten Die SPV filmt Martin Friedlis Abfahrten für Social Media

FREIZEIT «move on» Yverdon

Das Sport- und Freizeitlager «move on» in Yverdon findet vom 9. bis 11. Juni 2023 statt.

Lust, eine Sport­ oder Freizeitaktivität zu entdecken, die eigene Rollstuhltechnik zu verbessern oder einfach gemeinsam mit den anderen Teilnehmenden Spass zu haben? Für jeden Geschmack hat es etwas dabei. Von Tennis bis Kajak zu Salsa, das Angebot ist breit gefächert.

Informationen und Anmeldung www.spv.ch (Sport/Breitensport)

BILDUNG

Neues lernen

Die Aus- und Weiterbildungskurse der SPV bieten spannende und informative Tage für alle motivierten Trainerinnen und Trainer. Egal ob Sie bereits im Rollstuhlsport tätig oder ein Neuling sind, bei uns finden Sie das passende Kursangebot. Die Grundausbildung beginnt mit dem Basis- und Praxismodul, welches an zwei aufeinanderfolgenden Tagen stattfindet.

Mehr dazu Infos zu Ausbildungsmöglichkeiten gibt es auf www.spv.ch unter Sport/Ausbildung.

Ilaria Renggli, Badminton

23-jährig, wohnhaft in Hottwil AG, gehört zum Athletenfördergefäss «Para Top Potential» von Rollstuhlsport Schweiz.

BILDUNG

Schneesport­Ausbildung

Die Mono- und Dualski-Ausbildung, die vom 9. bis 11. und 12. bis 14.1.2023 stattfand, war trotz Schneemangel ein Erfolg.

Sieben Skilehrer, drei aus dem Tessin und vier aus der Deutschschweiz, nahmen daran teil. Der Weg zum Ausbildner in

Mono­ oder Dualski führt zunächst über den dreitägigen Kurs in Sörenberg. Nach fünf Tagen Praxis, die von einem Spezialisten begleitet werden, erfolgt die Anerkennung als Guide. Schliesslich wird eine Prüfung abgelegt, um selbst als Spezialist anerkannt zu werden.

Dein Lieblingsessen?

Lasagne von meinem Grosi.

Dein Soundtrack fürs Training?

Querbeet – ausser Schlager und klassische Musik. Oft höre ich Rock- oder Popmusik.

Deine Hobbys neben dem Badminton?

Ich backe und koche viel oder treffe meine Familie und Freunde, um etwas zusammen zu unternehmen.

Das müssen wir unbedingt über dich wissen. Ich lache sehr viel und kriege in den unmöglichsten Situationen einen Lachanfall.

Netflix oder SRF?

SRF, ich habe keinen Netflixaccount.

Insta oder Whatsapp?

Whatsapp, für den Austausch mit Freunden und Familie.

Handyfoto oder Spiegelreflexkamera?

Handyfoto. Die Spiegelreflexkamera nehme ich nur für gezielte Fotos.

ROLLSTUHLSPORT 32 Paracontact I Frühling 2023
PARA TOP POTENTIAL

TENNIS

Grosses Ziel: Finaleinzug

Eine Schweizer Delegation wird erneut am Qualifikationsturnier für die Mannschafts-Weltmeisterschaften teilnehmen.

Auch dieses Mal geht es vom 21. bis 26. März 2023 in Antalya (TUR) um einen Platz in den Finalrunden.

Die Frauenmannschaft wird vor allem darauf bedacht sein, ihre her vorragende Leistung von 2022 zu wiederholen.

Damals besiegte die Schweiz Mexiko, Litauen und Südkorea und sicher te sich so den Einzug ins Finale. Im Finale musste sie sich nur Frankreich geschlagen geben. Mit zwei Spielerinnen in den Top 40 der Welt ist der Optimismus für 2023 gross.

Die Herren, welche im letzten Jahr mit einem Sieg und drei Niederlagen den achten Platz belegten, stehen vor einer schwierigeren Aufgabe. «Pandemiebedingt fand die WTCQualifikation 2022 weltweit mit allen Teams statt, 2023 werden wieder kontinentale Gruppen eingeteilt», erklärt Eva Stutzki, Nationaltrainerin, und fährt fort: «Die Schweiz muss sich in der ausserordentlich starken europäischen Gruppe behaupten. Trotz allem sind wir zuversichtlich, dass wir uns für die Finals im Mai qualifizieren können.»

Drücken wir den beiden Schweizer Teams die Daumen!

Informationen www.itftennis.com

Vom 22.1. bis 5.2.2023 stand das Engadin ganz im Zeichen des einzigartigen Bob-, Para-Bob- und Skeletonsports.

Mit dabei waren auch die erfolgreichen Schweizer Para­Bob­Sportler Jonas Frei und Christopher Stewart – mit grossen Zielen im Gepäck. Schliesslich trat Jonas Frei als amtierender Weltmeister an und Christopher Stewart ist seines Zeichens vierfacher Weltcupsieger.

Der Saint Moritz Bobsleigh Club (SMBC) entführte das Publikum mit einem historischen Schlittenrennen im Rahmen ihres

125­Jahr­Jubiläums in «gute, alte Zeiten». Und das Jubiläum des ältesten Bobclubs der Welt war nicht das einzige. Auch der IBSF (International Bobsleigh & Skeleton Federation) feiert Jubiläum. Der Bob­ und Skeletonverband besteht seit nunmehr 100 Jahren. Toll, dass auch der Para­Bobsport Zugang zum Traditionsverband gefunden hat und Teil des grossen WM­Festes mit spannenden Rennen und Konzerten bekannter Schweizer Acts war.

Resultate www.wm2023.ch

WM Mixed Doubles

Zum zweiten Mal findet eine RollstuhlCurling-Weltmeisterschaft Mixed Doubles statt.

Richmond (CAN), ein Vorort von Vancouver, wird vom 4. bis 12. März 2023 Austragungsort sein. Es werden gemischte Zweierteams, eine Frau und ein Mann, aus über 20 Nationen erwartet. Aktuell gibt es noch keine Details von Seiten der World Curling Federation (WCF). Ende Januar 2023 si­

cherten sich Beatrix Blauel und Marcel Bodenmann den Titel an der ersten Schweizer Meisterschaft Mixed Doubles 2023 in Wetzikon. Die beiden werden die Schweiz an der WM im März vertreten. Parallel zur WM Mixed Doubles findet in Richmond die Team­ A­WM statt, für welche sich die Schweiz leider nicht qualifizieren konnte.

Informationen und Resultate www.worldcurling.org

Paracontact I Frühling 2023 33
BOB
CURLING
Inklusive Para­Bob­WM St. Moritz

Stars hautnah erleben

Im letzten Jahr haben Marcel Hug und Catherine Debrunner bei den ParAthletics die internationale Konkurrenz mit fünf Welt­ und zwei Europarekorden überstrahlt. Was liegt dieses Jahr drin?

schen, beides wichtige Faktoren für schnelle Zeiten. Ein Jahr vor den Paralympics in Paris kann zudem davon ausgegangen werden, dass alle grossen Namen hier sein werden. Schliesslich geht es bereits darum, sich im Hinblick auf die Quotenplätze eine gute Ausgangsposition zu schaffen. Und Konkurrenz stachelt bekanntlich an.»

Die Schweiz hat viele Trümpfe in der Leichtathletik. Die beiden auf Kurzdisziplinen spezialisierten Tetraplegiker Beat Bösch und Fabian Blum lieferten sich 2022 jeweils hart umkämpfte Duelle. Zweimal trug Beat Bösch und zweimal Fabian Blum den Sieg davon. Bei den Frauen zeigten Patricia Eachus und Alexandra Helbling mit mehreren Podestplätzen, dass sie zur Weltelite gehören. Ein Heimwettkampf bietet zudem die Möglichkeit, dass der Nachwuchs Erfahrungen auf dem internationalen Parkett sammeln kann.

Rahmenprogramm

Wenn Sie es im letzten Jahr verpasst haben, dann sollten Sie dieses Jahr vom 25. bis 27. Mai wirklich dabei sein, wenn in Nottwil wieder mehr als 300 Para­Leichtathletinnen und ­Leichtathleten aus der ganzen Welt um Podestplätze kämpfen. Mit Schweizer Spitzenergebnissen ist erneut zu rechnen, insbesondere weil neben den beiden Überfliegern vom letzten Jahr auch die damals verletzte Manuela Schär mittun wird.

Die ParAthletics finden bereits zum neunten Mal in der Sport Arena Nottwil statt. Der Anlass ist Teil einer Wettkampfserie mit sieben Grand Prix auf dem ganzen Globus. An den Start gehen Topathletinnen und Topathleten mit einer Querschnitt­

lähmung oder Amputation, mit cerebraler Lähmung, Kleinwuchs, einer Seh­ oder Lernbehinderung.

Spektakel garantiert Wenn man den Grand Prix in Nottwil mit anderen vergleicht, fällt auf, dass fast nirgendwo sonst so viele Bestergebnisse zu verzeichnen sind. Andreas Heiniger, Leiter Leistungssport bei der SPV, erklärt dies so: «Die schnelle Bahn in Nottwil verleitet Athletinnen und Athleten dazu, bestehende Rekorde zu attackieren. Daher sind gerade die Bahnrennen hier immer sehr spektakulär. Der Zeitpunkt der ParAthletics wurde von uns vor Jahren bewusst auf Ende Mai gelegt, da in dieser Zeit oft ideale Wetterbedingungen und Temperaturen herr­

Nicht nur wegen des Sports lohnt es sich, nach Nottwil zu kommen. Auch neben dem Platz wird etwas geboten, wie OK­Präsident Erwin Grossenbacher erklärt: «Die Stimmung ist immer hervorragend und die Besucherinnen und Besucher kommen miteinander ins Gespräch. Wir bieten zudem ein eigenes Programm für Kinder mit Hüpfburg und Rollstuhlparcours. Und unsere Speaker kommentieren die Leistungen mit vielen spannenden Hintergrundinformationen.» Wer nicht vor Ort dabei sein kann, hat die Möglichkeit, auf parathletics.ch alle Wettkämpfe im Livestream zu verfolgen.

Lust auf mehr Leichtathletik?

Auch in Arbon TG gibt es eine schnelle Bahn. Dort finden im Rahmen von «Weltklasse am See» am 18., 20. und 21. Mai das Daniela Jutzeler Memorial und die Schweizer Meisterschaften statt. Viele Athletinnen und Athleten nutzen die Gelegenheit, innert so kurzer Zeit mehrere Wettkämpfe zu bestreiten, ohne weit reisen zu müssen.

www.parathletics.ch und www.weltklasse-am-see.ch

ROLLSTUHLSPORT 34 Paracontact I Frühling 2023 PARATHLETICS 2023
Von Evelyn Schmid
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Überfliegerin Catherine Debrunner

Sie ist schnell, sehr schnell. Ob Bahn oder Strasse, Sprint oder Langstrecke, Catherine Debrunner hat spätestens 2022 allen gezeigt, dass sie zur Weltspitze gehört. Im Interview erzählt sie von ihrer Weltrekord­Saison und gibt Einblick in ihre Zukunftspläne.

Von Linda Wiprächtiger

Seit 20 Jahren betreibt Catherine Debrunner Leichtathletik auf der Bahn. An den Paralympics 2021 in Tokio holt sie Gold und Bronze, im vergangenen Jahr folgen gleich mehrere Weltrekorde. «Ich brauchte etwas Neues, eine Challenge», erzählt die gebürtige Thurgauerin. 2022 trainierte Catherine mehrheitlich im Olympiazentrum in Papendal (NED) bei ihrem Trainer Arno Mul. Gemeinsam mit ihm und ihren Trainingspartnern Jetze Plat und Rens van de Waterlaat stellten sie ein neues Ziel für die Saison 2022 auf: eine Marathon­Teilnahme. «Ich habe grosse Freude am Marathonfahren. Es ist genau das, was ich im letzten Jahr gebraucht habe – und es hat mir total den Ärmel reingenommen», schwärmt die 27­Jährige.

Motivation durch neuen

Trainingsalltag

Es habe schon eine gewisse Zeit gedauert, sich an die neuen Trainingsformen zu gewöhnen, gibt Catherine zu. Ein erstes Ziel war, zwei Stunden im Rennrollstuhl sitzen zu können. «Zu Beginn war es sehr unangenehm. Ich hatte Schmerzen im Rücken. Aber mit jedem Training ging es besser.» Step by step wurden die Distanzen verlängert und unterschiedliche Kurse absolviert. Ebenfalls wurde das Techniktraining intensiviert, um Kurvenverhalten, Abfahrten und Steigungen zu verbessern. So konnte Catherine Vertrauen in sich und ihren Rennrollstuhl auf der Strasse aufbauen.

«Ein Marathontraining ist um einiges abwechslungsreicher», meint die bisher als Sprintspezialistin bekannte Ostschweizerin. «Auf der Bahn gibt es meist einen guten Belag und es rollt. Man muss nicht auf Löcher schauen. Beim Training auf der Strasse gibt es viel mehr zu beachten», erzählt sie. «Die Strassenverhältnisse müssen berücksichtigt werden, es gibt teils enge Kurven und Steigungen. Es fordert enorme mentale Stärke in vielen Bereichen. Das ist anstrengend.» Ein wesentlicher Unterschied sei auch das Verhältnis zur Distanz. «Fünf Kilometer fühlen sich auf der Strasse ganz anders an als auf der Bahn. Die Zeit auf der Strasse vergeht wie im Flug.»

Exploit verdoppelt

Gleich bei ihrer Marathon­Premiere setzt Catherine ein Ausrufezeichen. In Berlin vermag sie sich gegen Landsfrau Manuela Schär durchzusetzen. Sie holt nicht nur den Sieg, sondern glänzt mit einem neuen

Streckenrekord. Bei ihrem zweiten Marathon in London doppelt sie nach: Sieg und Streckenrekord für Catherine! Durch die Erfahrungen im Marathon fühlt sich Catherine nun auch stärker für die Rennen auf der Bahn. «Ich kann die Rennen besser lesen und einteilen und es gelingt mir einfacher, durchzuhalten. Wenn man Schmerzgrenzen wirklich verschieben kann, wie es beim Marathon der Fall war, dann hilft mir dies auch auf der Bahn.»

Ja, Catherine Debrunner gehört definitiv zu den schnellsten Rennrollstuhlfahrerinnen der Welt. Sie hat gelernt, sich abzuschotten und auf sich selbst zu konzentrieren. «Die Dosierung ist wichtig: Wann bin ich unter Leuten und wann allein.»

Wie geht es weiter?

In London wolle sie unbedingt am Start sein, erzählt die Profisportlerin. «Das wird bestimmt ein spezielles Erlebnis für mich, da ich dort den Streckenrekord verbessert habe.» Auch Berlin, Chicago und New York stehen im Jahresprogramm. «Es herrschen ganz andere Dimensionen als bei Bahnwettkämpfen. Besonders gefällt mir die Inklusion in der Marathonszene – wir nehmen zusammen mit den olympischen Athletinnen und Athleten teil. Das ist sehr beflügelnd.» Catherine Debrunner hat es in kurzer Zeit von der Jägerin zur Gejagten geschafft. Wir sind gespannt auf ihre nächsten Exploits.

Mehr Infos Abbott World Marathon Majors www.worldmarathonmajors.com

ROLLSTUHLSPORT Paracontact I Frühling 2023 35 MARATHONSERIE
Catherine Debrunner Neue Liebe Marathon

Basil Kululendila, zwei Meter null fünf

So stellt sich der ehemalige angolanische Nationalspieler scherzend vor und lacht von einem Ohr zum anderen. Er trainiert die Rolling Rebels des RC St. Gallen.

Er ist «gechillt», so scheint es, doch kaum beginnt das Spiel, drängt das wahre Temperament von Basil an die Oberfläche: Wild gestikulierend hüpft er die Seitenlinie auf und ab, versucht seinem Team, den Rolling Rebels, mit Leidenschaft letzte Anweisungen auf den Weg zu geben. «Ich habe versucht, ruhig zu bleiben auf der Bank, musste aber merken, dass das Team dann nicht dieselbe Energie auf den Platz bringt.»

pischen Spielen 1992 und das Aufeinandertreffen mit dem Dream­Team der USA ist eines der Highlights seiner Karriere.

Basil, wie bist du zum RollstuhlBasketball gekommen? Eines meiner fünf Kinder besuchte eine Spezialschule. Dort hatte es eine Kollegin im Rollstuhl, die gerne Basketball spielen wollte. Kurzerhand fragte mich meine Tochter, warum ich immer nur Fussgänger trainiere und mich nicht im RollstuhlBasketball engagieren würde. Nach kurzer Überlegungsphase nahm ich Kontakt zu Rolf Acklin vom RC Züri Oberland auf, wo ich das Team in der Folge trainierte. Doch ich wollte mehr und kam so zu den Rolling Rebels.

Du bist durch und durch Basketballer, was sind Unterschiede beim Rollibasket?

zu machen, war erst schwierig. Ausserdem muss ich oft aufstehen und laut werden, damit die Jungs richtig Gas geben.

Hast du einen Lieblings-Drill?

Defense eins gegen eins, alles baut darauf auf. Ausserdem habe ich von einem Spielzug geträumt, dem gekreuzten Trailer, den wir nun erfolgreich umsetzen, um unsere Centerspieler freizukriegen.

Der 56­jährige Coach arbeitet als X­Ray Inspector am Flughafen Zürich. Er kam nach seiner Profikarriere im FussgängerBasketball über die Stationen Napoli, Udinese via Bellinzona in die Schweiz, wo er bei den Reussbühl Running Rebels mit Roger Getzmann, dem heutigen Leiter von Rollstuhlsport und Freizeit, auf Korbjagd ging. Der Auftritt Angolas bei den Olym­

Zu Anfang war es sehr undiszipliniert, was ich vom Fussgänger­Basketball her nicht unbedingt kannte. Hinzu kam, dass ich viel zu lernen hatte, was Stuhlhandling und Positionierung angeht. Ausserdem kommen zu den körperlichen Unterschieden die Kapazitäten je nach Einschränkungsgrad, die Klassifizierung hinzu. Das war alles neu und schien kompliziert. Zu Beginn hat es mir reichlich Kopfzerbrechen bereitet.

Was ist die grösste Herausforderung als Trainer?

Die Mannschaft so zusammenbringen, damit sie sich weiterentwickeln kann, um so ihr volles Potenzial ausschöpfen zu können. Als Fussgänger, der nicht sitzt, die Taktik

Du warst bereits mit einem Swiss-Selection-Team an einem Turnier in deiner Heimat Angola, nun startest du wieder ein Projekt. Erzähl uns mehr davon. Richtig, 2018 hat uns der Verband aus meiner Heimat eingeladen und wir haben ein Schweizer Team zusammengestellt. Danach wurde ich gar angefragt, ob ich die angolanische Nationalmannschaft übernehme. Ich fühlte mich dafür aber sowohl als Trainer als auch von meiner familiären Situation her nicht bereit. Nun wollen wir unbedingt im November 2023 wieder mit Spielerinnen und Spielern aus der Schweiz am Turnier teilnehmen. Diesmal haben wir ein stärkeres Team am Start mit vielen Nationalspielern und wollen den Sieg holen.

Was sind deine Ziele mit den Rolling Rebels?

Wir nehmen den Schweizer­Meister­Titel ins Visier. Mit den Reussbühl Rebels bin ich als Spieler Meister geworden in der NLB. Nun will ich wissen, wie sich so ein Erfolg im Rollstuhl­Basketball anfühlt. Es sieht gut aus, wir konnten die Dragons diese Saison bereits zweimal bezwingen.

TRAINER IM ROLLSTUHLSPORT
36 Paracontact I Frühling 2023 ROLLSTUHLSPORT
Basil Kululendila peilt Gold an

Die Vorfreude ist riesig!

Für zwei Tage wird die Sporthalle des SPZ Nottwil am 10. und 11. März 2023 endlich wieder zum Event­Tempel der besten europäischen Rollstuhl­Basketballer. Der IWBF EuroCup kehrt zurück an den Sempachersee.

Auch wenn die Austragungsorte des EuroCup jedes Jahr wieder neu vergeben werden, Nottwil ist gesetzt. Wann immer sich die Pilatus Dragons mit ihrem engagierten sechsköpfigen OK rund um Teammanager

INFO BOX

Walter Spuler bewerben, macht der europäische Rollstuhl­Basketball­Verband IWBF Europe Freudensprünge. Denn nirgends ist die Infrastruktur optimaler, die Organisation perfekter und die Gastteams glücklicher als in der Heimat des amtierenden Schweizer Meisters und Cupsiegers aus der Zentralschweiz.

Doch Verband und Gastteams sind nicht die einzigen, die das Turnier kaum erwarten können: «Die Vorfreude ist riesig», bestätigt Teammanager Spuler, «endlich ist der EuroCup zurück in Nottwil und wir können uns zu Hause in der renovierten Sporthalle mit der internationalen Konkurrenz messen. Das ist beste Werbung für den Rollstuhl­Basketball­Sport und bietet den Fans eine spannende Abwechslung.» In der Tat kann es bei den wenigen Teams in der Schweizer Meisterschaft schnell mal zu einem Déjà­vu kommen, dagegen bieten die internationalen Spiele Spannung und Spektakel gegen unbekannte Gegner aus Europas Top­Ligen.

Fünf Teams kämpfen um Qualifikation

Dieses Mal reisen Teams aus Frankreich (CTH de Lannion), Israel (Beit­Halochem Haifa), Italien (ASD Handicap Sport Varese) und die Only Friends aus den Niederlanden in die Schweiz. Erstmals seit Pandemiebeginn wird es wieder um offizielle, internationale IWBF­Europe­RankingPunkte gehen. Denn die Turniere im letzten Jahr wurden ausser Konkurrenz gespielt. Im Round­Robin­System werden in zehn Partien die drei besten Teams ermittelt, welche an eines der drei Finals in Cantù (ITA), Badajoz (ESP) oder Yalova (TUR) reisen.

Vorbereitung unter Freunden

Um von der oft physischeren Spielweise der Konkurrenz nicht überrascht zu werden, holt sich das Heimteam Sparringspartner aus Wien nach Nottwil und macht selbst eine Reise in die österreichische Hauptstadt. «Früher brauchten wir oft ein Spiel, bis wir auf Touren kamen», erklärt Coach Christian Rosenberger. Dies soll mit den Spielen gegen die Sitting Bulls und Kielce verhindert werden. Mit den Sitting Bulls verbindet die Dragons eine langjährige Freundschaft und auch niveaumässig sind die Österreicher ein ebenbürtiger Trainingspartner. Die Polen aus Kielce sind gänzlich Neuland. So können auch gleich die In­Game­Anpassungen trainiert werden, gegen Gegner, die vorher kaum beobachtet werden konnten.

Paracontact I Frühling 2023 37 ROLLSTUHLSPORT BASKETBALL
EUROCUP
5 Teams 100 Athlet*innen und Staff 10 Spiele 100 Volunteer-Einsätze 22 Stunden Livestream 3 Finalplätze Wissenswertes zum EuroCup www.pilatusdragons.ch
Doppelrolle Wädi Spuler besticht als Spieler und OK-Präsident

BEISPIELHAFT

Move-Award 2022

Alljährlich zeichnet die Stiftung MOVE Gemeinden und Städte aus, die sich besonders um Gleichstellung von Menschen mit Behinderung bemühen.

Partnerschaft mit Spitex

Ab dem 1. Januar 2023 ist ParaHelp offiziell Mitglied der Spitex Schweiz. Seit vielen Jahren besteht bereits eine erfolgreiche Zusammenarbeit.

Preisträgerin 2022 ist die Baselbieter Gemeinde Arlesheim. Die Gemeinde macht sich auf vielen Ebenen für Inklusion stark, von der barrierefreien Webseite, über hindernisfreie Infrastruktur hin zu inklusiven Kulturveranstaltungen.

Über den Preis www.move-stiftung.ch

GESUNDHEIT

Globaler Bericht

Im Dezember veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation WHO erstmals einen globalen Bericht über die gesundheitliche Chancengleichheit von Menschen mit Behinderung. Trotz Verbesserungen in den letzten Jahren zeigt der Bericht, dass Menschen mit Behinderung nach wie vor früher sterben, in schlechterem Gesundheitszustand sind und im Alltag mehr Einschränkungen erfahren.

Zum englischsprachigen Bericht

Wenn in der Schweiz ein Mensch mit Querschnittlähmung oder ähnlicher Symptomatik zu Hause betreut, begleitet und gepflegt wird, spannen die beiden Organisationen zusammen. Mirjana Bosnjakovic, Geschäftsführerin von ParaHelp, spricht von einem Meilenstein, von dem alle Beteiligten profitieren. ParaHelp vermittelt Fachwissen und macht Spitexorganisationen mit den Besonderheiten bei der Pflege

von querschnittgelähmten Menschen vertraut und unterstützt mit paraplegiologischer Kompetenz. Durch die Mitgliedschaft entsteht eine stärkere Vernetzung der beiden Organisationen und eine optimale Versorgung für Betroffene.

Bild (v. l. n. r.)

Sonja Bietenhard, Verwaltungsratspräsidentin ParaHelp; Marianne Pfister, Co-Geschäftsführerin Spitex Schweiz; Mirjana Bosnjakovic, Geschäftsführerin ParaHelp; Thomas Heiniger, Präsident Spitex Schweiz

Aus der Wintersession

Der Nationalrat hat mit überwältigender Mehrheit zwei Vorstösse angenommen, die dazu beitragen, unnötige Heimaufenthalte für Menschen mit Behinderung nach Erreichen des AHV-Alters zu verhindern.

Die soziale Absicherung von Menschen mit Behinderung ist nach Erreichen des Rentenalters deutlich eingeschränkt. Für pensio­

nierte Menschen gibt es keine Unfall­ oder Invaliditätsversicherung mehr. Zudem ist die Hilfsmittelliste der AHV sehr viel weniger ausgebaut als jene der IV. Schliesslich haben Menschen nach Erreichen des Rentenalters keinen Anspruch auf Assistenzbeiträge. Diese mangelhafte Versicherungssituation führt in vielen Fällen dazu, dass Menschen mit Behinderung viel zu früh in Pflegeheime gehen müssen.

38 Paracontact I Frühling 2023 VERMISCHTES POLITIK
PARAHELP

Swiss Paralympic Night 2022

Die elf erfolgreichsten Para-Sportlerinnen und -Sportler des Jahres 2022 wurden Ende November an der Swiss Paralympic Night für ihre Medaillen und hervorragenden Leistungen geehrt.

Der Allianz Newcomer Award 2022 ging an die Aargauer Rollstuhl­Badmintonspielerin Ilaria Renggli. Sie gewann bei ihrer WMPremiere in Tokio Bronze im Einzel so­

wie Bronze im Damendoppel mit Cynthia Mathez. Cynthia Mathez wiederum wurde in Tokio Vizeweltmeisterin im Einzel.

Neben den beiden Badmintonspielerinnen wurden im Rollstuhlsport die Handbikerin Sandra Stöckli für ihre beiden WM­Bronzemedaillen und den Gesamtweltcupsieg sowie Handbiker Benjamin Früh für EMBronze geehrt.

ARBEITSMARKT

Inklusive Jobbörse

Obwohl der gleichberechtigte Zugang zum Arbeitsmarkt ein wichtiger Punkt der UNO-Behindertenrechtskonvention ist, sind ein Drittel der Menschen mit Behinderungen in der Schweiz nicht erwerbstätig.

Das österreichische Sozialunternehmen myAbility und die Schweizer Stiftung MyHandicap (Betreiberin enableme.ch) haben

nun die grösste deutschsprachige Jobbörse für Menschen mit Behinderung und chronischen Erkrankungen in der Schweiz lanciert. Das barrierefreie Portal soll die Jobsuche für Menschen mit Behinderung möglichst einfach gestalten und sie befähigen, ihre beruflichen Ziele zu erreichen.

Zur Stellenbörse enableme.myability.jobs

POLITIK Behindertensession

Am 24. März 2023 debattieren Menschen mit Behinderung im Bundeshaus über ihre Möglichkeiten der politischen Teilhabe.

Für die 44 Sitze konnten sich alle Menschen mit Behinderung zur Wahl stellen. Es ist möglich, der Session als Gast beizuwohnen.

Informationen

www.proinfirmis.ch/ ueber-uns/behindertensession.html

POLITIK

Inklusionsinitiative

An der gemeinsamen ausserordentlichen Delegiertenversammlung haben die Behindertendachverbände Inclusion Handicap und AGILE.CH mit ihren über fünfzig Mitgliederverbänden die Mitlancierung der Inklusionsinitiative beschlossen.

Die Initiave verfolgt zwei Hauptanliegen: Den Anspruch auf personelle und technische Assistenz und die freie Wahl der Wohnform und des Wohnorts. Die beiden Dachverbände wollen zusammen mit weiteren Kräften der Zivilgesellschaft die rechtliche und tatsächliche Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen voranbringen. Geplant ist, die Initiative Ende April 2023 zu lancieren und mit der Unterschriftensammlung zu starten. Die SPV wird sich aktiv an diesem Prozess beteiligen.

Paracontact I Frühling 2023 39 EHRUNG

Badeferien und Städtereisen

Daniel Galliker zählt zur Stammkundschaft der SPV­Reisen. Den 50­jährigen Aargauer erfüllen Tetra­Ferien mit Zufriedenheit – und unterwegs entstehen schöne Freundschaften.

Er liebt die Sonne von Teneriffa und das Pulsierende von London; er geniesst die Abende in geselliger Runde und lässt sich so schnell nicht aus der Ruhe bringen; und er hat sich nicht nur zu einem Reise­Routinier entwickelt, sondern auch zu einem Experten in Sachen Kofferpacken: Daniel Galliker.

Der 50­jährige Tetraplegiker aus Oberentfelden ist ein Stammgast, wenn es mit der Schweizer Paraplegiker­Vereinigung in die Ferien geht. Zweimal pro Jahr ist der Hochbauzeichner in der Regel dabei. Daniel Galliker, der am 1. Oktober 1990 als erster Patient überhaupt im SPZ registriert wurde, gehört zu den dankbaren, zufriedenen Kunden – und fühlt sich an vielen Orten wohl.

Unbedingt möchte er einmal nach Paris. Aber zuerst eröffnet er das Reisejahr 2023 mit einem Abstecher nach Spanien: Daniel Galliker taucht zum zweiten Mal in die Hauptstadt Madrid ein.

Dani, du bist unbestritten ein ReiseRoutinier. Was war das Verrückteste, das du bislang erlebt hast?

Das liegt nicht so lange zurück. An einem Samstag im Juni 2022 sassen wir bereits im Flugzeug, das uns nach Portugal hätte bringen sollen. Auf einmal hiess es: Ein Start ist nicht möglich, der Abflug erfolgt erst am frühen Sonntag. Dann fing das grosse Organisieren an: Wo übernachten wir? Wann geht es am anderen Morgen genau los?

Schnellt in solchen Momenten dein Puls in die Höhe?

Das hält sich in Grenzen. In diesem Fall dachte ich kurz: Muss das sein? Aber als ich draussen wieder im Rollstuhl sass, legte sich das wieder. Ich lasse mir die Vorfreude nicht so schnell verderben. Ausserdem müssen wir selten so improvisieren wie an jenem Tag in Kloten. Die Reisen sind alle bestens geplant und organisiert. Und die Fachkräfte von Parahelp sorgen mit ihrer Anwesenheit

erst recht dafür, dass wir Teilnehmenden völlig ruhig und entspannt bleiben können, wir wissen: Wir sind in besten Händen, es kommt gut.

Wo hat es dir am besten gefallen?

Grundsätzlich bin ich gerne unterwegs. Ich finde es überall schön. Wenn ich aber doch eine Destination wählen müsste, würde ich wohl Teneriffa nennen, allein des Klimas wegen. Ich mag die Wärme. Was ich weni­

40 Paracontact I Frühling 2023 FOKUS IM GESPRÄCH
Entdeckerlust Daniel Galliker verreist zweimal im Jahr

ger mag, sind überaus lange Busreisen. Zehn, zwölf Stunden in einem Car, das muss nicht mehr sein. Ideal sind Ferien mit dem Flugzeug wie nun nach Portugal oder eben die Kanarischen Inseln.

Woher kommt dein ausgesprochenes Reise-Gen?

Ich fuhr als Kind mit den Eltern liebend gern in die Campingferien nach Frankreich oder Italien. Und auf eigene Faust zog ich vor meinem Unfall eigentlich nur einmal los – ins Tessin. Das Reise­Gen entwickelte sich erst, als ich im Rollstuhl sass. Angefangen hat alles 2002 mit einer Fahrt ins Piemont.

Welche Erinnerungen hast du daran?

Ich dachte mir, dass etwas Abwechslung nicht schaden würde. Nach dem Unfall hatte ich bis dahin keine Ferien ausserhalb meiner eigenen vier Wände gemacht oder machen können. Bis ich das Inserat entdeckte, das Ferien für Tetraplegiker im Piemont bewarb. Ich wollte herausfinden: Ist das etwas für mich?

Die Antworten hast du schnell erhalten. Ja. Obwohl ich mit einem mulmigen Gefühl nach Nottwil fuhr, weil ich ja keine Ahnung hatte, was mich erwartet, was für Leute dabei sind, ob ich es packe. Aber ich brauchte nicht lange, um herauszufinden: Das passt. Spätestens nach 24 Stunden war die Nervosität total verflogen. Im Piemont unternahmen wir verschiedene Ausflüge, besuchten die Stadt Alba oder machten Abstecher in die Weinberge. Wenn ich mich richtig erinnere, waren wir etwa zehn Leute. Es hat mir so zugesagt, dass ich regelmässig buchte. Je nach Angebot bin ich zweimal pro Jahr dabei, auf Städtetrips oder bei Badeferien.

Was ziehst du vor?

Ich mag Badeferien – obwohl ich nicht gerne bade.

Das musst du erklären … (Lacht.) es klingt doof, aber es ist so: Badeferien sind gemütlich, man kann ausschlafen, sich erholen und sich einen feinen Drink auf dem Liegebett am Pool oder Meer gönnen. Städtereisen sind anstrengender. Aber das hat eben auch seinen Reiz: Man

will ja etwas mitbekommen von einer Stadt. Darum geht es am Morgen rechtzeitig los. Es ist sicher von Vorteil, wenn man unkompliziert, flexibel und offen für Neues ist. Das bin ich.

Wie ist es beim Kofferpacken: Bringst du das mittlerweile in ein paar wenigen Minuten hinter dich?

Wir packen mit System und relativ zügig. Ich habe zwei Listen angefertigt, eine für Badeferien und eine für Städtereisen. Bevor wir packen, drucke ich je nach Destination die entsprechende Liste aus, auf der detailliert steht, was in den Koffer gehört. Meine Assistentin packt anhand dieser Liste. Ein zweiter Koffer wird mit Pflegematerial gefüllt. Das ändert sich praktisch nie. Beim Packen bin ich ziemlich pedantisch. Aber es ist wichtig, dass nichts fehlt.

Bist du kein überaus anspruchsvoller Kunde?

Nein. Ich bin relativ bescheiden. Wenn ein Hotel einmal nicht optimal ist, beschwere ich mich nicht gleich. Ich schlafe ja nur dort. Wenn das Essen nicht super schmeckt,

geht man in ein anderes Restaurant. Es gibt für alles eine Lösung, man muss sie nur wollen. Und man muss nicht stur an irgendwelchen Gewohnheiten festhalten. Kritisch wird es erst, wenn die Tür zum Badezimmer zu eng für den Rollstuhl wäre. Dann würde ich das beanstanden. Aber das habe ich bis jetzt nie erlebt.

Wo ist es für dich mit dem Rollstuhl besonders angenehm, und wo ist es eher schwierig, was die Infrastruktur angeht? Problemlos ist es in den USA. Ich war schon in Florida und Kalifornien. Da muss man sich keine Sorgen um einen grossen Parkplatz machen, die Hindernisfreiheit ist auch angemessen. Schwieriger ist es in Städten wie Florenz, Siena oder Madrid: So wunderbar es da ist, auf dem Kopfsteinpflaster wirst du schön durchgeschüttelt. Das hält mich trotzdem nicht von einem Besuch ab. Man muss einfach etwas mehr Zeit einrechnen und sich darauf einstellen, dass es holpert. Zudem hat sich die Situation an vielen Orten in den vergangenen Jahren verbessert, sei es in den U­Bahnen oder in Sachen Rollstuhl­WC oder Rampen.

Paracontact I Frühling 2023 41
Busfahrten Bitte nicht allzu lange

Teneriffa ist deine bevorzugte Destination für Badeferien. Welche Stadt hat es dir besonders angetan?

London bietet unheimlich viele Sehenswürdigkeiten und ein pulsierendes Leben. Es läuft immer etwas. Und erwähnen möchte ich auch Hamburg, die lockere und gemütliche Atmosphäre in der Stadt und am Hafen, das fand ich toll.

Und welche Stadt steht auf deiner Bucket List?

Paris. Ich nehme zwar an, dass es dort auch ziemlich viel Kopfsteinpflaster hat. Aber das ändert nichts daran: Paris ist ein Ziel.

Sind Tage in einer so grossen Stadt nicht auch ermüdend?

Doch. Nach einer anstrengenden Woche in London zum Beispiel bin ich froh, wenn ich nach der Rückkehr zwei ruhigere Tage habe, an denen ich mich erholen kann. Ich bin schon ziemlich auf den Felgen, aber das ist mir bewusst, bevor es losgeht. Gleichwohl kommt es für mich nicht infrage, einen Programmpunkt auszulassen und im Hotelzimmer zu bleiben. Dort bin ich nur in der Nacht. Ansonsten will ich etwas sehen und meine Neugier stillen. Und am Abend bin ich selten der Erste, der ins Bett geht, Energie habe ich jedenfalls genügend. (Schmunzelt.)

Lässt du dich auch kulinarisch überraschen?

Ich tue mich mit Neuem gar nicht schwer und probiere Dinge, die ich nicht kenne. Was sicher immer geht: Tapas in Spanien. Ich esse gern gut und schön.

Gibt es Momente, in denen ihr auf Reisen mit der Gruppe Blicke von fremden Leuten erntet?

Ja, die gibt es. Zum Beispiel, wenn wir in einer Bar etwas trinken wollen. Da glaubt man, in den Köpfen einiger Leute lesen zu können: Was wollen die denn da? Aber das ist mir völlig egal. Sowieso nehme ich solche Blicke mehrheitlich gar nicht mehr wahr.

Was gibt dir das Reisen?

Zufriedenheit, ein Stück weit auch Glück. Ich erlebe mit der Gruppe sehr schöne Momente, die in Erinnerung bleiben. Und

das Reisen gibt mir auch das Gefühl, immer noch sehr viel unternehmen zu können, trotz Einschränkung und Rollstuhl. Natürlich gibt es Hindernisse, und es ist halt nicht möglich, ganz alles zu machen, zum Beispiel ein Schloss besichtigen, in dem kein Lift installiert ist. Oder den Ausblick von einem Turm zu geniessen. Aber so oft kommt das ja nicht vor. Wenn ein Fussgänger dabei ist, kann er zwei, drei Fotos mit dem Handy machen, dann kenne ich die Perspektive von da oben ja auch (Schmunzelt.)

Entstehen unterwegs auch Freundschaften in der Gruppe?

Ja. Man trifft regelmässig die gleichen Leute an. Inzwischen ist es so, dass ich mit dem einen oder anderen telefoniere, sobald das neue Programm vorliegt. Vor allem Sadmir Mujanovic ist ein richtiger guter Freund geworden. Wir machen jeweils zusammen ab, für welche Reise wir uns anmelden. Inzwischen ist es für mich ein wichtiges Kriterium, dass ich nicht zu lange im Bus oder Flugzeug sitzen muss.

Wer so viel reist wie du, erlebt sicher auch Kurioses. Erzählst du die eine oder andere Episode?

Vor vielen Jahren fuhren wir einmal mit dem Bus nach Amsterdam. Auf halber Strecke meldete der Chauffeur, er müsse bei nächster Gelegenheit bei einem Supermarkt anhalten und Bier einkaufen, wir hätten den ganzen Vorrat leergetrunken. Er meinte noch, das habe er noch nie erlebt … Oder ein Kollege, der aus der Ostschweiz stammt,

bringt stets eine Flasche Weisswein mit an den Flughafen. Dann stossen wir gemeinsam vor der Abreise auf schöne Ferien an. Und befremdlich war einmal, dass wir am Zoll gebeten wurden, uns aus dem Rollstuhl zu erheben, um uns zu kontrollieren.

Wie hast du reagiert?

Gelassen. Ich sagte ganz ruhig: Sorry, geht nicht … Es gibt Leute, die meinen, ich könne doch sicher rasch aufstehen und ein paar Schritte zurücklegen. Bis ich sie aufkläre und ihnen verständlich mache, dass ich Tetraplegiker bin. Ich rege mich nicht auf, das bringt nichts.

Gibst du Neulingen auch Tipps?

Wenn ich Auskunft geben kann, tue ich das. Am Flughafen etwa, wenn es nicht läuft, wie es laufen sollte, und es darum geht, Geduld zu bewahren. Und wenn jemand, der noch nie dabei war, nicht so recht weiss, ob er sich anmelden soll, sage ich: Komm mit, es lohnt sich.

Dir steht in den Ferien eine betreuende Person an der Seite, die du vor der Reise aber nicht kennst. Stört dich das nicht?

Nein. Erstens sind wir nur eine Woche zusammen. Und zweitens kann man sich ein bisschen arrangieren. Daraus muss sich ja keine Freundschaft auf Lebzeiten ergeben.

Wie ist es mit dem Schlaf?

Kein Problem. Wenn ich mich hinlege, schlafe ich ein. Und wenn jemand von uns beiden schnarcht, bin ich das. (Lacht.)

42 Paracontact I Frühling 2023
Malta 2018 Spass in der Gruppe

Der Idealist hat alles im Bild

Tobias Lackner musste wegen einer Verletzung mit Leistungssport aufhören, aber blieb dem Sport in anderer Funktion verbunden: Der 28­Jährige hat sich das Fotografieren selbst beigebracht – und ist an vielen Parasport­Events vor Ort.

Ein bisschen sieht es danach aus, als sei er auf dem Weg in die Ferien. Tobias Lackner zieht einen Koffer hinter sich her, trägt einen Rucksack und eine Tasche in der Hand. Aber in seinem schweren Gepäck finden sich weder Kleider noch Schuhe, sondern Utensilien, die er für einen Einsatz in der SPZ­Halle benötigt: Tobias Lackner ist als Fotograf angereist und fängt Bilder von einem Rollstuhlrugby­Turnier ein.

Der 28­Jährige aus Meggen verbringt den Sonntag freiwillig bei einem Sportanlass und übt dabei eigentlich ein Hobby aus. Aber es ist inzwischen mehr als ein Zeitvertreib, es ist eine Passion, für die er zwei Tage pro Woche investiert. Und: einiges an Geld. Denn die Ausrüstung kostet eine schöne Stange. Allein für das 400­mmObjektiv hat er 15 000.– Franken bezahlt, das Gesamtpaket mit drei Kameras und mehreren Objektiven hat einen Wert von rund 50 000.– Franken.

Fleissig wie als Sportler

Tobias Lackner arbeitet zu 60 Prozent als IT­Spezialist in Luzern, absolviert ein Masterstudium in Wirtschaftsinformatik und findet beim Sport den Ausgleich. Früher galt er als talentierter Tischtennisspieler, doch eine Fussverletzung zwang ihn zum Rücktritt. Aber er wollte in der Welt des Sports irgendeine Rolle übernehmen. Er fand sie – als Fotograf. Zögerlich war er gewiss nicht: Mit 19 kaufte er für 1000.–Franken eine Kamera.

Als eine Agentur, die sich auf Leichtathletik spezialisiert hat, Freelancer suchte, meldete er sich und ist inzwischen auch an

internationalen Meetings vor Ort. Beigebracht hat er sich die Kunst des Fotografierens selbst. «Es ist wie beim Sport», sagt er, «man muss üben, üben, üben.»

Der Fotograf entdeckte auch den Reiz des Parasports. Er taucht beim Basketball auf, beim Rugby und in der Leichtathletik. Nicht, um Geld zu verdienen, sondern weil er Spass hat und den Ehrgeiz, besser zu werden. Oft stellt er interessierten Athletinnen und Athleten seine Bilder kostenlos zur Verfügung: «Mich freut es, wenn ich damit jemandem einen Gefallen tun kann. Ich bin ziemlich idealistisch unterwegs.»

Einen festen Platz in seinem Kalender hat nun auch das «move on», ein einwöchiges Sportcamp der SPV in Nottwil, an dem Betroffene verschiedene Sportarten ausprobieren können. 2023 will er wieder dabei sein, das Datum hat er sich reserviert.

Der Traum: Olympia 2024

In den vergangenen Jahren sind viele Fotos zusammengekommen, archiviert hat er eine Menge Bilder, «gegen 300 000», schätzt er. Viele davon stammen aus dem Parasport. Und die Lust, spezielle Momente festzuhalten, vielleicht auch einmal eine Auszeichnung zu gewinnen, ist unvermindert. 2024 möchte er an den Olympischen Spielen in Paris dabei sein, nach Möglichkeit auch an den anschliessenden Paralympics.

Bis dahin wird er an unzähligen kleineren Events zugegen sein, oft als einziger Fotograf, und zwischendurch verlässt er die Bühne des Sports, weil er alles ablichtet, was die Feuerwehr Meggen betrifft.

Einen kleinen Fotoapparat hat er ständig bei sich, wenn er aus dem Haus geht, weil er sich nie die Fragen stellen will: «Warum hast du die Kamera nicht mitgenommen?»

Trägt er auch ein Paparazzo­Gen in sich? Er lacht und winkt ab: «Niemals! Ich bin alles andere als ein Paparazzo.»

Übrigens: Zu den Anlässen reist er ausschliesslich mit dem öffentlichen Verkehr. Er hat zwar die Bootsprüfung absolviert, besitzt aber keinen Führerschein fürs Auto. «Ich komme gut ohne durch», sagt Tobias, packt seine sieben Sachen – und bereitet sich auf seinen Einsatz beim Rollstuhlrugby vor.

FOKUS
HELFER
Tobias Lackner am Spielfeldrand
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Paracontact I Frühling 2023 43
Von Peter Birrer

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Lernen, sein Potenzial auszuleben

Feldenkrais ist eine bewegungstherapeutische Methode, die im SPZ zwei Praktizierende mit grosser Erfahrung anbieten: Angelika Gassner Odermatt und Taís Mundo.

Feldenkrais – es ist ein Begriff, den viele schon einmal gehört haben. Nur: Wer weiss auch, was sich wirklich dahinter verbirgt? Um welche Therapieform es sich handelt?

Die zwei Praktizierenden Angelika Gassner Odermatt und Taís Mundo teilen sich im SPZ eine Vollzeitstelle und gehören zum Team der Psychologie. Oft wird Feldenkrais mit Physiotherapie in Verbindung gebracht, mit Übungen, die helfen sollen, eine möglichst optimale physische Funktionsfähigkeit zurückzugewinnen. In solchen Momenten ist Aufklärung notwendig.

Feldenkrais fassen die beiden Praktizierenden so zusammen: «Es handelt sich um eine bewegungstherapeutische Methode, die von der Voraussetzung ausgeht, dass der Mensch über das Bewusstsein von Bewegungsabläufen seine Lebensqualität verbessern kann.»

Ein zentraler Punkt bei der Behandlung ist die Identität der Betroffenen: Wer bin ich? Was will ich? Ein anderer ist die Frage, wie überlastet das Nervensystem ist und wie sich der Zustand ändern lässt. Dann bemühen sich die Praktizierenden, neue Bewegungsmuster zu entwickeln.

Das Körperbild vervollständigen

Der Name der äusserst komplexen Methode stammt von Moshé Feldenkrais, einem israelischen Naturwissenschaftler und Kampfsportler. Im Grundsatz geht es um Selbstwahrnehmung. Feldenkrais selber

sagte einst: «Ich schaffe Bedingungen, damit Menschen ihr Potenzial ausleben können.»

Das funktioniert über gezielte Bewegungen. Manchmal lösen Berührungen Impulse und damit ein positives Körpergefühl aus. «Feldenkrais ermöglicht die Ver vollständigung des Körperbildes – Körper und Geist sollen eine Einheit bilden», sagt Taís Mundo.

Die Methode hilft Menschen, die Freude an der eigenen Beweglichkeit zu fördern. Sie unterstützt Leute, deren Körper stark beansprucht wird oder die präventiv etwas für ihr Wohlbefinden tun wollen. Und sie eignet sich für Personen mit einer Querschnittlähmung, die ihre Beine nicht mehr spüren, diese aber durch entsprechende Bewegungen wahrzunehmen vermögen. «In solchen Fällen kann man ein Gefühl entwickeln, wo die Beine sind», sagt Angelika Gassner Odermatt, «wenn sie das schaffen, wirkt sich das positiv auf ihr Wohlbefinden aus.» Ein anderes Beispiel: Die Therapeutin führt einer Person mit Tetraplegie behutsam deren Hand auf die Stirn. «Das ermöglicht ein Erlebnis und stellt eine Beziehung innerhalb der Körperstruktur her.»

Dazu liefert sie ein Stichwort, das Grundlage ihres Schaffens ist: Neuroplastizität. Das Gehirn hat die Fähigkeit, sich durch Training zu verändern und anzupassen, durch eine Therapie wie Feldenkrais. Die Praktizierenden gehen nicht von einem

physischen Defizit aus, vielmehr versuchen sie, die Qualität einer angenehmen Bewegung kontinuierlich zu steigern.

Innere und äussere Orientierung

fördern

Ein bedeutendes Thema in der Therapie ist der Schmerz. Feldenkrais unterstützt das Erkennen von Schonhaltungen und die Entwicklung neuer Bewegungsvarianten. Es geht auch darum, sich seiner inneren Haltung bewusst zu werden, die sich wiederum in der äusseren Haltung spiegelt. «Je vollständiger das Körperbild ist, desto grösser ist der Einfluss auf das Schmerzempfinden», sagt Taís Mundo, «wir versuchen, die innere und äussere Orientierung zu fördern.»

Unmögliches möglich machen Feldenkrais im SPZ mit Taís Mundo und Angelika Gassner Odermatt (v. l.)

Beide haben einen Hintergrund als Pflegefachfrauen. Längst ist das Duo ein fester Bestandteil im Therapieprogramm des SPZ. Eine Sitzung dauert 45 bis 60 Minuten und findet idealerweise einmal pro Woche statt.

Die Feldenkrais­Praktizierenden gehen auf die individuellen Bedürfnisse ein und sind dank ihrer riesigen Erfahrung in der Lage, Inhalte einer Sitzung anzupassen. Und an einem Grundsatz von Moshé Feldenkrais orientieren sie sich immer wieder: «Mache das Unmögliche möglich, das Mögliche einfach, und das Einfache elegant und mit Leichtigkeit.»

Paracontact I Frühling 2023 45 THERAPIE FELDENKRAIS

Mit Feuer und Flamme

Architekt Dominik Widmer ist beim Zentrum für hindernisfreies Bauen für die Westschweiz zuständig.

Der Mann hat eine Menge Erfahrung, er beschäftigt sich Jahr für Jahr im Schnitt mit 40 Projekten, in denen seine Expertise gefragt ist oder er den Umbau eng begleitet. Und doch kommt keine Routine auf: Dominik Widmer stellen sich immer wieder neue, überraschende Aufgaben. So etwas wie Langeweile kann gar nicht erst aufkommen.

Der 53­Jährige ist zuständig für die Romandie. Ein bis zwei Tage verbringt er am Sitz des ZHB in Muhen AG, ansonsten arbeitet er daheim in Marly FR. Oder er ist auf Kundenbesuch. Das bedeutet auch: Es kommen jährlich im Schnitt rund 40 000 Autokilometer zusammen.

Per Zufall zum ZHB

Dominik Widmer wächst in Freiburg auf, studiert an der ETH in Zürich Architektur und fängt an, seinen praktischen Rucksack zu füllen. Als er einer neuen Herausforderung nicht abgeneigt ist, spielt – wie so oft im Leben – der Zufall mit. Seine Frau

hört von einer Kollegin, dass im ZHB ein Architekt für die Westschweiz gesucht wird. 2005 ist es, als sich Dominik Widmer bei Gabriel Peissard meldet, auch er ein Freiburger und damals Bereichsleiter des ZHB.

Dominik Widmer erhält den Zuschlag und kümmert sich fortan um alle Projekte, die in der Romandie anfallen. Der Beruf bleibt derselbe wie vorher, aber es kommt eine wesentliche Komponente dazu. «Der soziale Aspekt hat eine hohe Bedeutung», sagt er, «das Sinnstiftende ist ein grosser Antrieb.» Er spürt eine enorme Dankbarkeit von Menschen, denen ermöglicht wird, in die vertraute Umgebung zurückzukehren.

Was er vor allem schätzt, ist der direkte Kontakt zur Kundschaft. «Die Bedürfnisse der Betroffenen bestimmen primär, wie eine Anpassung aussehen soll», sagt er, «es geht nicht darum, dass ich etwas vorschlage, das vielleicht schön, aber völlig unpraktisch ist.» Wobei die Ästhetik natürlich schon auch Gewicht haben darf: «Das

wichtigste Kriterium ist und bleibt die Barrierefreiheit. Aber wir bemühen uns darum, dass die Architektur bei aller Zweckmässigkeit auch eine gute Falle macht.»

Eishockey als sportliche Passion

So funktioniert Dominik Widmer: lösungsund kundenorientiert, ob es nur um einen Umbau des Badezimmers geht oder eine aufwändigere Geschichte in einem Einfamilienhaus, das einen Liftschacht benötigt. Ob sich die Kosten auf ein paar Tausend oder eine halbe Million Franken belaufen –er ist mit Feuer und Flamme bei jeder Sache. Anfragen von Mitbewerbern lehnte er stets ab, was auch damit zu tun hat, dass ihm beim ZHB Handlungs­ und Gestaltungsfreiraum gewährt wird.

Und was macht der dreifache Familienvater, wenn er nicht Pläne zeichnet oder auf einer Baustelle zu tun hat? Sport ist eine Passion. Dominik joggt gerne, und er spielt Eishockey. Der ehemalige Junior von Fribourg­Gottéron spielte einst in der 2. Liga, heute trifft er sich einmal pro Woche mit Kollegen zum Plausch­Hockey.

Dominik Widmer strahlt Gelassenheit aus. Und Zufriedenheit. Er ist sicher auch geprägt von seiner Arbeit und den vielen Begegnungen mit Menschen, die ihr Leben umstellen müssen: «Sie strahlen trotz ihres Schicksals etwas Positives aus und schauen vorwärts. Von ihnen lerne ich ungemein viel.»

46 Paracontact I Frühling 2023 FOKUS
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