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Lernen, sein Potenzial auszuleben

Feldenkrais ist eine bewegungstherapeutische Methode, die im SPZ zwei Praktizierende mit grosser Erfahrung anbieten: Angelika Gassner Odermatt und Taís Mundo.

Von Peter Birrer

Feldenkrais – es ist ein Begriff, den viele schon einmal gehört haben. Nur: Wer weiss auch, was sich wirklich dahinter verbirgt? Um welche Therapieform es sich handelt?

Die zwei Praktizierenden Angelika Gassner Odermatt und Taís Mundo teilen sich im SPZ eine Vollzeitstelle und gehören zum Team der Psychologie. Oft wird Feldenkrais mit Physiotherapie in Verbindung gebracht, mit Übungen, die helfen sollen, eine möglichst optimale physische Funktionsfähigkeit zurückzugewinnen. In solchen Momenten ist Aufklärung notwendig.

Feldenkrais fassen die beiden Praktizierenden so zusammen: «Es handelt sich um eine bewegungstherapeutische Methode, die von der Voraussetzung ausgeht, dass der Mensch über das Bewusstsein von Bewegungsabläufen seine Lebensqualität verbessern kann.»

Ein zentraler Punkt bei der Behandlung ist die Identität der Betroffenen: Wer bin ich? Was will ich? Ein anderer ist die Frage, wie überlastet das Nervensystem ist und wie sich der Zustand ändern lässt. Dann bemühen sich die Praktizierenden, neue Bewegungsmuster zu entwickeln.

Das Körperbild vervollständigen

Der Name der äusserst komplexen Methode stammt von Moshé Feldenkrais, einem israelischen Naturwissenschaftler und Kampfsportler. Im Grundsatz geht es um Selbstwahrnehmung. Feldenkrais selber sagte einst: «Ich schaffe Bedingungen, damit Menschen ihr Potenzial ausleben können.»

Das funktioniert über gezielte Bewegungen. Manchmal lösen Berührungen Impulse und damit ein positives Körpergefühl aus. «Feldenkrais ermöglicht die Ver vollständigung des Körperbildes – Körper und Geist sollen eine Einheit bilden», sagt Taís Mundo.

Die Methode hilft Menschen, die Freude an der eigenen Beweglichkeit zu fördern. Sie unterstützt Leute, deren Körper stark beansprucht wird oder die präventiv etwas für ihr Wohlbefinden tun wollen. Und sie eignet sich für Personen mit einer Querschnittlähmung, die ihre Beine nicht mehr spüren, diese aber durch entsprechende Bewegungen wahrzunehmen vermögen. «In solchen Fällen kann man ein Gefühl entwickeln, wo die Beine sind», sagt Angelika Gassner Odermatt, «wenn sie das schaffen, wirkt sich das positiv auf ihr Wohlbefinden aus.» Ein anderes Beispiel: Die Therapeutin führt einer Person mit Tetraplegie behutsam deren Hand auf die Stirn. «Das ermöglicht ein Erlebnis und stellt eine Beziehung innerhalb der Körperstruktur her.»

Dazu liefert sie ein Stichwort, das Grundlage ihres Schaffens ist: Neuroplastizität. Das Gehirn hat die Fähigkeit, sich durch Training zu verändern und anzupassen, durch eine Therapie wie Feldenkrais. Die Praktizierenden gehen nicht von einem physischen Defizit aus, vielmehr versuchen sie, die Qualität einer angenehmen Bewegung kontinuierlich zu steigern.

Innere und äussere Orientierung fördern

Ein bedeutendes Thema in der Therapie ist der Schmerz. Feldenkrais unterstützt das Erkennen von Schonhaltungen und die Entwicklung neuer Bewegungsvarianten. Es geht auch darum, sich seiner inneren Haltung bewusst zu werden, die sich wiederum in der äusseren Haltung spiegelt. «Je vollständiger das Körperbild ist, desto grösser ist der Einfluss auf das Schmerzempfinden», sagt Taís Mundo, «wir versuchen, die innere und äussere Orientierung zu fördern.»

Unmögliches möglich machen Feldenkrais im SPZ mit Taís Mundo und Angelika Gassner Odermatt (v. l.)

Beide haben einen Hintergrund als Pflegefachfrauen. Längst ist das Duo ein fester Bestandteil im Therapieprogramm des SPZ. Eine Sitzung dauert 45 bis 60 Minuten und findet idealerweise einmal pro Woche statt.

Die Feldenkrais­Praktizierenden gehen auf die individuellen Bedürfnisse ein und sind dank ihrer riesigen Erfahrung in der Lage, Inhalte einer Sitzung anzupassen. Und an einem Grundsatz von Moshé Feldenkrais orientieren sie sich immer wieder: «Mache das Unmögliche möglich, das Mögliche einfach, und das Einfache elegant und mit Leichtigkeit.»

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