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Überfliegerin Catherine Debrunner
Sie ist schnell, sehr schnell. Ob Bahn oder Strasse, Sprint oder Langstrecke, Catherine Debrunner hat spätestens 2022 allen gezeigt, dass sie zur Weltspitze gehört. Im Interview erzählt sie von ihrer WeltrekordSaison und gibt Einblick in ihre Zukunftspläne.
Von Linda Wiprächtiger
Seit 20 Jahren betreibt Catherine Debrunner Leichtathletik auf der Bahn. An den Paralympics 2021 in Tokio holt sie Gold und Bronze, im vergangenen Jahr folgen gleich mehrere Weltrekorde. «Ich brauchte etwas Neues, eine Challenge», erzählt die gebürtige Thurgauerin. 2022 trainierte Catherine mehrheitlich im Olympiazentrum in Papendal (NED) bei ihrem Trainer Arno Mul. Gemeinsam mit ihm und ihren Trainingspartnern Jetze Plat und Rens van de Waterlaat stellten sie ein neues Ziel für die Saison 2022 auf: eine MarathonTeilnahme. «Ich habe grosse Freude am Marathonfahren. Es ist genau das, was ich im letzten Jahr gebraucht habe – und es hat mir total den Ärmel reingenommen», schwärmt die 27Jährige.
Motivation durch neuen
Trainingsalltag
Es habe schon eine gewisse Zeit gedauert, sich an die neuen Trainingsformen zu gewöhnen, gibt Catherine zu. Ein erstes Ziel war, zwei Stunden im Rennrollstuhl sitzen zu können. «Zu Beginn war es sehr unangenehm. Ich hatte Schmerzen im Rücken. Aber mit jedem Training ging es besser.» Step by step wurden die Distanzen verlängert und unterschiedliche Kurse absolviert. Ebenfalls wurde das Techniktraining intensiviert, um Kurvenverhalten, Abfahrten und Steigungen zu verbessern. So konnte Catherine Vertrauen in sich und ihren Rennrollstuhl auf der Strasse aufbauen.
«Ein Marathontraining ist um einiges abwechslungsreicher», meint die bisher als Sprintspezialistin bekannte Ostschweizerin. «Auf der Bahn gibt es meist einen guten Belag und es rollt. Man muss nicht auf Löcher schauen. Beim Training auf der Strasse gibt es viel mehr zu beachten», erzählt sie. «Die Strassenverhältnisse müssen berücksichtigt werden, es gibt teils enge Kurven und Steigungen. Es fordert enorme mentale Stärke in vielen Bereichen. Das ist anstrengend.» Ein wesentlicher Unterschied sei auch das Verhältnis zur Distanz. «Fünf Kilometer fühlen sich auf der Strasse ganz anders an als auf der Bahn. Die Zeit auf der Strasse vergeht wie im Flug.»
Exploit verdoppelt
Gleich bei ihrer MarathonPremiere setzt Catherine ein Ausrufezeichen. In Berlin vermag sie sich gegen Landsfrau Manuela Schär durchzusetzen. Sie holt nicht nur den Sieg, sondern glänzt mit einem neuen
Streckenrekord. Bei ihrem zweiten Marathon in London doppelt sie nach: Sieg und Streckenrekord für Catherine! Durch die Erfahrungen im Marathon fühlt sich Catherine nun auch stärker für die Rennen auf der Bahn. «Ich kann die Rennen besser lesen und einteilen und es gelingt mir einfacher, durchzuhalten. Wenn man Schmerzgrenzen wirklich verschieben kann, wie es beim Marathon der Fall war, dann hilft mir dies auch auf der Bahn.»
Ja, Catherine Debrunner gehört definitiv zu den schnellsten Rennrollstuhlfahrerinnen der Welt. Sie hat gelernt, sich abzuschotten und auf sich selbst zu konzentrieren. «Die Dosierung ist wichtig: Wann bin ich unter Leuten und wann allein.»
Wie geht es weiter?
In London wolle sie unbedingt am Start sein, erzählt die Profisportlerin. «Das wird bestimmt ein spezielles Erlebnis für mich, da ich dort den Streckenrekord verbessert habe.» Auch Berlin, Chicago und New York stehen im Jahresprogramm. «Es herrschen ganz andere Dimensionen als bei Bahnwettkämpfen. Besonders gefällt mir die Inklusion in der Marathonszene – wir nehmen zusammen mit den olympischen Athletinnen und Athleten teil. Das ist sehr beflügelnd.» Catherine Debrunner hat es in kurzer Zeit von der Jägerin zur Gejagten geschafft. Wir sind gespannt auf ihre nächsten Exploits.
Mehr Infos Abbott World Marathon Majors www.worldmarathonmajors.com