Hausärzt:in medizinisch
Mit ganzem Herzen bei der Sache
Der Innsbrucker Kardiologie Kongress* legt viel Wert auf den Praxisbezug – 2022 stand zusätzlich die Digitalisierung im Fokus
© shutterstock.com/PopTika
S KA eri RD e IO
Anfang März verfolgten rund 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Vorträge zum Thema Herzgesundheit per Livestream aus dem Innsbrucker Congress. Pandemiebedingt wählte man heuer wieder eine virtuelle Veranstaltung – zudem hat die Digitalisierung thematisch Einzug gehalten: Namhafte Expertinnen und Experten stellten neue Erkenntnisse in puncto „digitaler Medizin“ und in den Bereichen Herzinsuffizienz, koronare Herzerkrankung, Herzklappenerkrankungen, Rhythmologie und Angiologie vor – stets mit konkretem Bezug zur klinischen Praxis.
Den wachsenden Herausforderungen begegnen In ihrem Eröffnungsvortrag sprach die Tiroler Gesundheitslandesrätin Mag.a Annette Leja die bereits bestehenden sowie die zukünftigen Herausforderungen für das Gesundheitssystem an. Bei einem stetig steigenden Pflegekräftemangel gelte es, die klinische Infrastruktur weiter aufrechtzuerhalten, zu verbessern und die Forschung voranzutreiben. Ein Hoffnungsträger könnte – zumindest in der Kardiologie – die fortschreitende Digitalisierung sein. Univ.-Prof. Dr. Axel Bauer, Direktor
6
April 2022
der Innsbrucker Universitätsklinik Innere Medizin III und Mitglied des Organisationskomitees, präsentierte beispielsweise die Ergebnisse der von ihm geleiteten SMART-MI-Studie1, die erst kürzlich im Fachjournal Lancet Digital Health veröffentlicht wurde. Mit dieser konnte nachgewiesen werden, dass ein implantierbarer Herzmonitor der herkömmlichen Nachsorge deutlich überlegen ist, indem er schwerwiegende Komplikationen nach einem Herzinfarkt anzeigt. Mit dem fingernagelgroßen Chip (SMART-MI) können elektrische Informationen des Herzens kontinuierlich über mehrere Jahre aufgezeichnet, gefährliche Rhythmusstörungen erkannt und einem Zentrum telemetrisch übermittelt werden. Nun möchte man die Risikomodelle mit modernen Verfahren wie der künstlichen Intelligenz optimieren. Damit kann in weiteren Studien untersucht werden, ob sich durch diese telemedizinische Strategie langfristig eine Verbesserung der Prognose der Patienten ergibt. Die Vorteile der Digitalisierung bestehen Prof. Bauer zufolge vor allem darin, mit komplexen computerbasierten Technologien intelligente Entscheidungen zu treffen: „Damit können wir schwere Verläufe verhindern, indem wir präventiv gezielte Maßnahmen einleiten.“
Ein Blick in die Zukunft Darüber hinaus widmete sich der Kongress der optimalen Herzinfarktversorgung. Von Bedeutung ist diese vor allem in Hinblick auf die steigende Anzahl von Patienten, die aufgrund eines Infarktes behandelt werden müssen: „Je älter die Menschen werden, desto mehr Herz-Kreislauf-Erkrankungen treten auf. Zudem können wir heutzutage auch hochbetagte Patientinnen und Patienten schonend und minimalinvasiv mit einem exzellenten Nutzen-Risiko-Verhältnis behandeln“, schilderte Priv.-Doz. Dr. Christoph Brenner, stv. Klinikdirektor und Mitorganisator des Kongresses. Ebenso kommen mittlerweile in der jüngeren Bevölkerung Herzinfarkte gehäuft vor. In puncto Versorgung der Zukunft ist insbesondere der medizinische Nachwuchs gefragt. Auf dem Kongress berichteten daher außerdem die „Cardiologists of Tomorrow“ über ihren noch jungen Klinikalltag. PA/InR * Von 3. bis 5. März 2022 fand der 24. Innsbrucker Kardiologie Kongress in virtueller Form – mittels LiveÜbertragung aus dem Innsbrucker Congress – statt. 1 Bauer A. et al, Lancet Digital Health, Feb. 2022, doi.org/10.1016/S2589-7500(21)00253-3