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Immer besser (individuell behandelbar

Zystische Fibrose: Von der symptomatischen hin zur kausalen Therapie – ein Update

Jährlich kommen in Österreich etwa 25 Kinder mit Mukoviszidose (Zystische Fibrose, CF) zur Welt. Es handelt sich somit um eine häufig vererbte Stoffwechselerkrankung – auch wenn diese in der Medizin als „seltene Erkrankung“ geführt wird. Mittlerweile hat sich die Lebenserwartung dank einer frühen Diagnose und neuer Therapiemöglichkeiten deutlich erhöht. Die frühe Krankheitserkennung ist unter anderem auf die Einführung des Neugeborenenscreenings mit dem flächendeckenden Früherkennungstest auf CF im Jahr 1998 zurückzuführen. Mit der steigenden Lebenserwartung nehmen jedoch Herausforderungen wie die hohe Alltagsbelastung für Betroffene und Angehörige oder der Bedarf an speziellen Betreuungsangeboten für Erwachsene zu.

Leben mit Mukoviszidose

Menschen mit Mukoviszidose weisen einen beeinträchtigten Wasser- und Salzhaushalt der Schleimhäute auf. Aufgrund einer gestörten oder fehlenden CysticFibrosis-Transmembrane-ConductanceRegulator(CFTR)-Funktion werden die Körpersekrete zäh, lebenswichtige Organe können deshalb nicht mehr richtig arbeiten und werden dauerhaft geschädigt.1 Beispielsweise können sich durch den Sekretstau in der Lunge Bakterien und Pilze ansiedeln und schwere rezidivierende Pneumonien auslösen. Die Symptome können vielfältig sein und neben der Lunge unter anderem die Bauchspeicheldrüse, das Verdauungssystem oder die Leber betreffen. Mit zunehmendem Alter treten weitere Beschwerden auf: Ältere Betroffene leiden vermehrt an Diabetes – auch Typ-3Diabetes oder Cystic-Fibrosis-RelatedDiabetes (CFRD) genannt. Zu möglichen Folgeerkrankungen zählen zudem Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit sowie Veränderungen des Knochensystems wie Osteoporose und Arthritis.

Neue Behandlungsmöglichkeiten

Das Therapieziel bei Mukoviszidose besteht in der Verbesserung der Lebensqualität und -erwartung. Dabei ist die Stabilisierung der Lungenfunktion und des Körpergewichtes hervorzuheben. Weil die Symptome sehr unterschiedlich sein können, richtet sich die Behandlung insgesamt nach dem Beschwerdebild.2 Des Weiteren gibt es einen kausalen Behandlungsansatz mit CFTR-Modulatoren, der jedoch nicht für alle Patienten in Frage kommt. Die Therapie mit CFTRModulatoren erfordert die Berücksichtigung der Vielzahl von Sequenzvariationen im CFTR-Gen. Es sind diverse Patientenkollektive mit verschiedenen Komorbiditäten betroffen – mit Unterschieden im Alter und der Ausprägung der Krankheit. Daraus resultiert eine hohe Komplexität bzw. Multidimensionalität. Um dieser zu begegnen, ist eine Living Guideline für die CFTR-Modulatortherapie bei Mukoviszidose geplant, welche voraussichtlich Ende 2024 fertiggestellt wird und eine Orientierung für individuelle Therapieentscheidungen geben soll.3 Eine Leitlinie zu diesem Thema ist außerdem im englischsprachigen Raum erschienen und wurde zuletzt im April 2019 auf ihre Aktualität überprüft.4 Je früher mit der Behandlung der Erbkrankheit begonnen wird, desto größer sind die Chancen, Folgeerkrankungen wie irreversible Lungenschäden und weitere Organmanifestationen zu verzögern sowie insgesamt die Prognose der Betroffenen zu verbessern. Aus diesem Grund nimmt die Therapie ab den ersten Lebensjahren einen hohen Stellenwert ein. CFTR-Modulatoren können bereits im Kindesalter zum Einsatz kommen, beispielsweise erhielt erst im Jänner ein Medikament die pädiatrische Zulassungserweiterung zur Behandlung von CF-Kindern mit mindestens einer F508del-Mutation ab sechs Jahren. F508del zählt zu den häufigsten Mutationen bei Zystischer Fibrose – mittlerweile sind über 2.000 Mutationen des CFTR-Gens bekannt, von denen etwa 350 krankheitsverursachend sind.2

Mag.a Ines Riegler, BA

Quellen: 1 Cystic Fibrosis Foundation. Types Of CFTR-Mutations.

Online verfügbar unter: cff.org/What-is-CF/Genetics/

Types-of-CFTR-Mutations (abgerufen am 30.3.22). 2 AMBOSS: Zystische Fibrose. Stand: 03/2022. 3 AWMF: awmf.org/leitlinien/detail/anmeldung/1/ ll/020-026.html 4 Ren CL et al., Ann Am Thorac Soc. 2018 Mar;15(3):271280. doi: 10.1513/AnnalsATS.201707-539OT. PMID: 29342367.