Hausärzt:in 04/2025 ohne FKI

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VON VORSORGE BIS SCHADENSBEGRENZUNG

Was soll die Ärzt:innenschaft den Patient:innen vermitteln?

Organisation und Lagersysteme für Ärzte und Ärztezentren

als Allrounder für jedes Ärztezentrum

H+H SYSTEM GmbH

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5350 Strobl/Austria

Tel.: +43 6137 21793-0

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Das flexible Regalsystem

Im Ärztezentrum ist eine effiziente Organisation unabdingbar, um den reibungslosen Ablauf von medizinischen Prozessen sicherzustellen.

Optimale Organisation

Das FlexShelf ist vielseitig einsetzbar. Ob Lagerregal oder Arbeitsstation – in der Konfiguration gibt es zahlreiche Möglichkeiten.

Beispiele im Ärztezentrum:

Statten Sie Ihr gesamtes Ärztezentrum mit dem umfangreichen Produktsortiment aus

ISO Modulsystem

Medikamente, Ampullen, Verbandsmaterialien etc. werden übersichtlich und platzsparend aufbewahrt. Die Module sind vollständig auszieh-, abklapp- und unterteilbar.

Schubladen-Unterteilung

Die flexiblen Unterteilungen sparen in jeder Schublade bis zu 30% Platz. Sie lassen sich an jedes Produkt heranschieben und sorgen für noch mehr Übersicht.

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Die Lagerung von Medikamenten, Blut oder Plasma muss sicher und übersichtlich sein. Das gelingt mit unserer Kühlschrank-Organisation und den AluCool® Schubladen.

Beschriftung und Logistik

Das vielfältige Beschriftungssystem ist für alle Produkte erhältlich. Beschriftungsschienen und Kartenhalter bieten eine schnelle Übersicht und dienen als Logistikhilfsmittel.

Editorial

Luft

nach oben

Zum Thema Gesundheit und Awareness gibt es unzählige Zitate. Einer der wohl bekanntesten Aussprüche – „Gesundheit ist das höchste Gut des Menschen“ – wird dem amerikanischen Schriftsteller Mark Twain zugeschrieben. Von Sebastian Kneipp stammt: „Wer nicht jeden Tag etwas für seine Gesundheit aufbringt, muss eines Tages sehr viel für die Krankheit opfern.“ Und von William Shakespeare: „Wenn die Krankheit verzweifelt ist, kann ein verzweifelt Mittel nur helfen oder keins.“

Traditionell wurden Mediziner:innen in China bezahlt, solange die Menschen gesund waren. Dieses Prinzip steht bekanntlich auch heute noch in der TCM im Vordergrund. Die Patient:innen bzw. Klient:innen kommen nicht erst in die Praxis, wenn sie krank sind. Sondern schon, um gar nicht krank zu werden, beispielsweise um zu erfahren, welche Ernährung ihrem Typ entspricht (siehe unseren Artikel „Gesund trotz Schichtarbeit“ ab Seite 56).

Prävention und Gesundheitskompetenz

Leider ist für den besagten Vorsorgeaspekt in unseren westlichen Gesundheitssystemen nur spärlich Platz. Sie sind auch deshalb so teuer, weil sie sich vorrangig auf die „Reparaturmedizin“ konzentrieren. Auf diese können wir stolz sein, die Entwicklungen in den vergangenen Jahrzehnten waren gigantisch und sind zu einem großen Teil der Pharmaindustrie zu verdanken (siehe z. B. unseren Jubiläumsartikel zum Thema ab Seite 6). Eine positive Folge: Die Lebenser wartung in Österreich befindet sich 2025 unter den höchsten in Europa.

„Gesundheit ist das höchste Gut des Menschen“
Mark Twain

Eine weniger gute: Die Zahl der gesunden Lebensjahre liegt hierzulande nur im schwachen Mittelfeld. In puncto Vorsorgemedizin gibt es also noch sehr viel zu tun. In puncto Gesundheitskompetenz ebenso. Das zeigen leidige Impfdiskussionen, der hohe Anteil an Raucher:innen oder an Personen mit Adipositas in der Bevölkerung u. a. m. Oftmals geht es in der Praxis gar nicht mehr um Primär-, sondern um Sekundär- und Tertiärprävention (Lesen Sie dazu unsere Titelgeschichte „Von der Vorsorge zur Schadensbegrenzung“ ab Seite 14). Was die neue Bundesregierung rund um die Themen Prävention und Gesundheitskompetenz plant?

Dazu stand uns die neue Gesundheitsstaatssekretärin Ulrike Königsberger-Ludwig Rede und Antwort (siehe Interview Seite 18).

Last, but not least möchte ich Sie darauf hinweisen, dass die Sommerausgabe der Hausärzt:in eine Jubiläumsausgabe sein wird: Unser Fachmagazin widmet sich schon seit 35 Jahren voller Herzblut Medizin- und Gesundheitsthemen. Wir wollen einen Blick in die Vergangenheit ermöglichen und gleichzeitig voller Tatendrang – gemeinsam mit unseren Wegbegleiter:innen – in die Zukunft schreiten.

Ihre

„Wer nicht jeden Tag etwas für seine Gesundheit aufbringt, muss eines Tages sehr viel für die Krankheit opfern.“

© shutterstock.com/olhahladiy

Redaktionsleiterin RegionalMedien Gesundheit,

„WenndieKrankheit kannverzweifeltist, Mitteleinverzweifelt nurhelfenoderkeins.“
William Shakespeare

Bei Libidoverlust in der Menopause erweist sich Reden als gute Therapie.

Drei Säulen bei der Behandlung einer Sensibilisierung.

Gesundheitskompetenz und Vorsorge sind erklärte Eckpfeiler im Regierungsprogramm.

06 „Von einer rein operativen zu einer integrativen Disziplin“

Jubiläumsserie, Teil 4: Die Gefäßmedizin einst und jetzt

09 Die koronare Herzerkrankung in all ihren Facetten Von Quantenphysik und künstlicher Intelligenz

12 Diabetesmanagement ist Teamarbeit Ein Brückenschlag zwischen den Versorgungsdisziplinen

21 DFP-Praxiswissen: Das schmerzhafte Handgelenk Ursachen, Diagnostik und Therapie

26 Sexualität im Wechsel „Oft ist der fehlende Stimulus das Problem …“

pharmazeutisch

45 Die Top-Vasoprotektoren-Produkte nach Menge und Wert Marktanalyse von Beatrix Linke, Associate Director bei IQVIA

50 „Allergiker:innenkarriere“ frühzeitig bremsen

Durch raschen Therapiebeginn Exazerbation verhindern

53 Zu viel Gas im Darm? Blähungen hängen nicht nur mit der Menge an Flatus zusammen

34 Management der schweren atopischen Dermatitis

Anhaltende Krankheitsstatt Schubkontrolle durch zielgerichtete Medikamente

36 In den Entzündungsprozess eingreifen Therapieoption für Patient:innen mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis

38 Bewusstsein für Vitiligo schaffen Österreich hat nun Leitlinien zur Behandlung von Vitiligo

39 Intervallfasten und Haarausfall Studie deckt Risiken auf – Nährstoffmängel sind möglich

54 Neustart für junge Menschen Adipositas-Reha im kokon

14 Von Vorsorge bis Schadensbegrenzung Gesundheitskompetenz: Was soll die Ärzt:innenschaft den Patient:innen vermitteln?

18 „Die Eigenverantwortung in der Prävention fördern“

Staatssekretärin Mag.a Ulrike Königsberger über die Pläne der Bundesregierung politisch

28 Gutartig vergrößert Benigne Prostatahyperplasie: Moderne Therapieoptionen

Chronodisruptionen lassen sich managen.

56 Gesund trotz Schichtdienst Mit integrativer Ernährung gegen die Belastungen des Arbeitsalltags

59 ORDI-GEFLÜSTER Praxis-Website mit Wow-Effekt

60 SPRECHStunde „Brüchige Knochen und schwere Gewichte –ist das nicht gefährlich?“

63 Termine Aktuelle Kongresse und mehr

59 Impressum extra

40 Digitalisierung im Wundmanagement Einsatzmöglichkeiten in der Pflegepraxis

42 Phytotherapie für die Haut Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu traditionellen Naturprodukten

Pflanzliche Arzneimittel sind wertvolle Alternativen zu Antibiotika und Cortison.

Prävention im Fokus

Aktuelle Ansätze und bewährte Methoden

Samstag, 4. Oktober 2025

Haus der Ingenieure, Eschenbachgasse 9, 1010 Wien

Kosten

Mitglieder: 80 €

Nicht-Mitglieder: 95 €

Anmeldung

arztassistenz.at/mitglieder/ fortbildungen/fortbildungskalender/bda-termine/ tagungen-kongresse/ 10-bda-kongress-wien-2

6 BdA Fortbildungspunkte

„Von

einer rein operativen zu einer integrativen Disziplin“

Jubiläumsserie, Teil 4:

Die Gefäßmedizin einst und jetzt

Priv.-Doz. Priv.-Doz. OA Dr. Reinhard B. Raggam, Klin. Abteilung f. Angiologie, Universitätsklinik für Innere Medizin, Med Uni Graz, Präsident der Österr. Gesellschaft für Internistische Angiologie (ÖGIA), im Interview.

HAUSÄRZT:IN: Die Angiologie anno 1990 und heute: Wie war es damals, und was hat sich seither verändert?

Prim. RAGGAM: In den frühen 1990er Jahren standen nur begrenzte Optionen für die Behandlung von Gefäßerkrankungen zur Verfügung, die sich im Wesentlichen auf Symptomlinderung und chirurgische Eingriffe beschränkte. Atherosklerose galt schlicht als unvermeidliche Begleiterscheinung des Alterns und wurde nur bedingt als „ Erkrankung“ wahrgenommen, Amputationen waren eine relativ häufige Maßnahme bei Vorliegen einer pAVK, endovaskuläre Therapieoptionen noch nicht etabliert. Bei Thrombose und Lun-

genembolien setzte man auf Bettruhe, Kompressionstherapie und das Hochlagern der betroffenen Extremität, medikamentös kam unfraktioniertes – und später dann niedermolekulares – Heparin im akuten Setting zum Einsatz, danach wurde eine Vitamin-K-Antagonisten-Therapie (Marcoumar oder Sintrom) zumindest für drei bis sechs Monate durchgeführt.

Heute sind eine hochauflösende Bildgebung, endovaskuläre Eingriffe und spezifische medikamentöse Therapien ein fixer Bestandteil der Diagnostik und Therapie von Gefäßerkrankungen – sowohl im arteriellen als auch im venösen System.

Serie KARDIO/ANGIO

Können Sie uns Beispiele für Meilensteine rund um die Behandlung von Gefäßerkrankungen nennen?

Akute proximale Thrombosen im iliofemoralen Abschnitt und zentrale, schwere Lungenembolien werden heute immer öfter auch interventionell behandelt. Die kathetergestützte Thrombolyse, die mechanische Aspirationsthrombektomie oder die Kombination beider Verfahren sowie das Beckenvenenstenting sind Beispiele für endovaskuläre Techniken, die über die letzten Jahre entwickelt wurden und erfolgreich in der klinischen Zentrumsmedizin angewendet werden. Für die medikamentöse Behandlung von Thrombosen und Lungenembolien stehen mit den direkten oralen Antikoagulantien (DOAKs) seit den 2010er Jahren hochwirksame Alternativen zu Vitamin-K-Antagonisten zur Verfügung, sie sind seit gut zehn Jahren als Erstlinientherapie etabliert. DOAKs weisen wichtige Vorteile für Patient:innen und Behandelnde auf: Die Dosierung von DOAKs ist fix und richtet sich nicht nach Gerinnungslaborwerten, die auch nicht mehr bestimmt werden müssen. Das periprozedurale Management unter DOAKs kommt ohne Bridging mit Heparin aus und wird so auch deutlich vereinfacht, es wird nur pausiert. Die sorgfältige Nutzen-RisikoEvaluierung einer unbefristeten Antikoagulationstherapie durch Fachärzt:innen für Angiologie berücksichtigt einerseits patient:innenbezogene Risikofaktoren und Risikosituationen, die das VTE-

Ereignis ausgelöst haben, andererseits das mögliche Blutungsrisiko durch die Blutverdünnungstherapie. Etablierte Scores wie z. B. der VTE-Predict Score tragen hier dazu bei, eine individuelle, maßgeschneiderte Therapie zu finden, Niedrigdosis-Schemata für DOAKs sind meist die erste Wahl.

Als weiterer Meilenstein wäre wohl die Therapie der pAVK zu nennen … Genau. Die pAVK, die früher oft in einer Amputation endete, kann heute ab dem Stadium IIb (lebensstillimitierende pAVK) mit komplexen endovaskulären Verfahren wie dem intravaskulären Ultraschall (IVUS), der Ballonangioplastie bzw. der Lithoplastie +/- Stenting behandelt werden. Entscheidend ist hierbei auch die Sekundärprophylaxe nach solchen Eingriffen im Sinne des optimalen Risikofaktorenmanagements, um die Offenheitsraten günstig und langfristig zu beeinflussen. Die dauerhafte antithrombotische Therapie ist ein entscheidender Grundpfeiler, auf eine meist kurzzeitige duale Thrombozytenfunktionshemmung von max. ein bis drei Monaten folgt neuerdings oft eine dauerhafte duale antithrombotische Therapie aus einem niedrigdosierten DOAK (Rivaroxaban in der vaskulären Dosis) sowie ASS 100 mg, das sogenannte COMPASS-Schema. Dadurch lässt sich auch die kardiovaskuläre Mortalität langfristig signifikant senken, vorausgesetzt, das Blutungsrisiko per se ist nicht hoch. >

Für die Optimierung des Cholesterinstoffwechsels zur Erreichung der strengen LDL-Zielwerte (< 55 mg/dl bzw. < 40 mg/dl bei Höchstrisikopatient:innen) stehen mit den PCSK9-Inhibitoren und Inclisiran potente Medikamente als Alternative bzw. Ergänzung zu einer Statintherapie zur Verfügung. Ganz neu und sinnvoll bei diesen Höchstrisikopatient:innen ist die Erweiterung der Lipidtherapie mit Eicosapentethylsäure wenn hohe Triglyceride >150mg/dl vorhanden sind. Für die optimale Einstellung des Blutzuckers bei diabetischer AVK kommen SGLT-2-Inhibitoren und GLP-1-Analoga zum Einsatz.

„Um die Bedeutung der Angiologie im Gesundheitssystem zu steigern, braucht es eine bessere Sichtbarkeit dieser Fachrichtung – sowohl in der Öffentlichkeit als auch innerhalb der Medizin.“

Wie hat sich die Angiologie zu einem eigenen Fachgebiet entwickelt?

Entwicklungen und Fortschritte in der diagnostischen Bildgebung, bei interventionellen, endovaskulären Möglichkeiten bzw. Techniken und medikamentösen Maßnahmen zur Behandlung von Gefäßerkrankungen wie venösen Thrombosen und Embolien (VTE), peripheren arteriellen Verschlusskrankheiten (pAVK) sowie entzündlichen Erkrankungen (Großgefäßvaskulitiden) haben maßgeblich dazu beigetragen, dass sich die Angiologie zu einem eigenständigen Fachgebiet entwickelt und als Sonderfach der Inneren Medizin etabliert hat. Diese Entwicklungen spiegeln auch den Wandel des Berufsbildes wider: von einer rein operativen Disziplin hin zu einer integrativen Angiologie, die diagnostische, therapeutische und präventive Ansätze kombiniert und so die Gefäßpatient:innen ganzheitlich behandelt.

Können Sie das konkretisieren? Welche Rolle spielen z. B. die Leitlinien in diesem Zusammenhang? In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich

die Wahrnehmung von Gefäßerkrankungen von einer engen Sichtweise, die sich auf altersbedingte Verschlechterungen konzentriert, zu einem breiteren, multidimensionalen Verständnis gewandelt, das in Genetik, kardiovaskulären Risikofaktoren, Lebensstil, sozialen Faktoren und systemischen Entzündungen wurzelt. Fortschritte in der Diagnostik und groß angelegte epidemiologische Studien haben vaskuläre Erkrankungen wie die periphere arterielle Verschlusskrankheit, den Herzinfarkt und den Schlaganfall neu definiert – nicht einfach als isolierte Ereignisse, sondern als Manifestationen komplexer systemischer Funktionsstörungen. Diese sich entwickelnde Sichtweise wurde maßgeblich durch die Veröffentlichung klinischer Leitlinien geprägt, die als evidenzbasierte „ Fahrpläne“ für Diagnose, Behandlung und Prävention dienen. Die im September 2024 erschienenen pAVK-Leitlinien der ESC1 postulieren genau diesen holistischen Ansatz und sind wortwörtlich wegweisend für die Risikostratifizierung, Diagnostik, Therapie und Prävention von Gefäßerkrankungen. Sie sind aus dem klinischen Alltag nicht mehr wegzudenken.

Auch momentan hört man regelmäßig von Innovationen in der Gefäßmedizin, Stichworte Diagnose, Therapie, KI. Was würden Sie diesbezüglich hervorheben?

KI-Technologien werden wahrscheinlich eine zentrale Rolle in der bildgebenden Diagnostik von Lungenembolien und anderen Gefäßveränderungen spielen. Auch im Langzeitmanagement, in der Rezidivprävention und bei Diseasemanagement-Programmen wird vermehrt KI zum Einsatz kommen, wobei sie komplexe Daten aus Bildgebung, elektronischen Gesundheitsakten und Biomarkern nützen und verknüpfen kann. In weiterer Folge wird das Feld „digitale Zwillinge, tragbare Biosensoren und prädiktive Modellierung“ womöglich eine wichtige Rolle dabei spielen, die Gefäßmedizin weiter zu individualisieren.

Was erwarten bzw. erhoffen Sie sich noch von der Zukunft?

Trotz der großen Fortschritte in der Gefäßmedizin bleibt die Weiterent-

wicklung der Angiologie eine kontinuierliche zentrale Aufgabe. Die Österreichische Gesellschaft für Internistische Angiologie (ÖGIA, siehe INFO) setzt sich dafür ein, die Früherkennung von Gefäßerkrankungen weiter zu verbessern und das Bewusstsein für vaskuläre Risiken frühzeitig zu schärfen. Um die Bedeutung der Angiologie im Gesundheitssystem zu steigern, braucht es eine bessere Sichtbarkeit dieser Fachrichtung – sowohl in der Öffentlichkeit als auch innerhalb der Medizin. Dazu gehört ebenso eine engere Zusammenarbeit mit Hausärzt:innen und niedergelassenen Fachärzt:innen, um eine nahtlose Versorgung von der Prävention bis zur spezialisierten Therapie sicherzustellen. Die Vision ist klar: eine moderne, interdisziplinäre und patient:innenzentrierte Gefäßmedizin.

Das Interview führte Mag.a Karin Martin.

Quelle:

1. Mazzolai L et al., 2024 ESC Guidelines for the management of peripheral arterial and aortic diseases. Eur Heart J. 2024 Aug 30:ehae179.

INFO

Die Österreichische Gesellschaft für Internistische Angiologie (ÖGIA) wurde gegründet, um die Forschung und Weiterbildung im Bereich der Gefäßmedizin zu fördern. Als Mitglied des 2010 ins Leben gerufenen Österreichischen Verbandes für Gefäßmedizin vereint sie Ärzt:innen mit besonderem Interesse an der Gefäßmedizin. Zu den zentralen Aufgaben der ÖGIA zählen die Verbreitung neuer Erkenntnisse, der Erfahrungsaustausch unter Fachkolleg:innen sowie mit anderen medizinischen Disziplinen, die Unterstützung wissenschaftlicher Projekte und die Entwicklung standardisierter Vorgehensweisen bei Gefäßerkrankungen. Ausgehend von den fachlich gegliederten Sektionen der ÖGIA, werden diese Ziele durch regelmäßige Sitzungen, Symposien, Podcasts und Workshops verfolgt. In enger Zusammenarbeit mit der Deutschen und der Schweizerischen Gesellschaft für Angiologie trägt die ÖGIA zur Qualitätssicherung und Fortbildung in der Gefäßmedizin bei

Weitere Infos: gefaesse.at Hier geht es zur ÖGIA-Infobroschüre:

ÖGIA-Podcast-Reihe: Stethoskop – Medizin zu m Nachhören: kostenlos abrufbar über die Plattformen spotify, iTunes etc.

Koronare Herzerkrankung in all ihren Facetten

Von Quantenphysik und künstlicher Intelligenz

Der diesjährige Kardiologie Kongress Innsbruck beschäftigte sich unter anderem mit zukunftsweisenden Themen wie der Quantenphysik, welche präzisere Messmethoden verspricht, und mit künstlicher Intelligenz, die bereits in der Kardiologie angekommen ist.

Zukunftsmusik Quantenphysik

„D er Kardiologie Kongress Innsbruck ist traditionell sehr klinisch orientiert, wir diskutieren die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und deren Umsetzung im klinischen Alltag. Das ist auch das Erfolgsrezept dieses Kongresse s“, informiert Kongressorganisator Univ.-Prof. Dr. Axel Bauer, Vorstand der Universitätsklinik für Innere Medizin III (Kardiologie und Angiologie), Landeskrankenhaus Innsbruck.

Der Schwerpunkt lag heuer auf der koronaren Herzerkrankung (KHK) in all ihren Facetten. „ Seit Februar 2025 gibt es an der Med Uni Innsbruck eine Professur für das zukunftsweisende Fachgebiet Digitale Medizin in der Kardiologie, die Univ.-Prof. Dr. Clemens Dlaska, Mediziner und Physiker im Bereich der Quantenphysik, innehat“, fügt der Experte hinzu. Weltweit wird in der Quantenphysik intensiv geforscht, um beispielsweise herkömmliche Diagnosegeräte mit noch genauerer Sensorik auszustatten und die Auflösung weiter zu präzisieren. Eine visionäre Keynote Speech zum Thema Quantencomputer wurde vom vielfach ausgezeichneten em. Univ.-Prof. Dr. Peter Zoller gehalten. Prof. Bauer dazu: „ Die Quantenphysik stellt eine hochpotente Technologie dar, die derzeit zwar keinen unmittelbaren klinischen Bezug zur Medizin hat, aber

in Zukunft Eingang in die Medizin finden wird.“

Chronisches Koronarsyndrom

Diagnostik verfeinert

EXPERTE: Univ.-Prof. Dr. Axel Bauer Vorstand der Universitätsklinik für Innere Medizin III (Kardiologie und Angiologie), Landeskrankenhaus Innsbruck

Ein Schwerpunkt war die neue ESC-Leitlinie zum chronischen Koronarsyndrom. So etwa sind die Diagnose-Algorithmen verfeinert worden. „Für jeden Menschen mit Verdacht auf KHK wird in einem ersten Schritt die Vortestwahrscheinlichkeit für das Vorliegen der Erkrankung bestimmt. Das ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine KHK zum gegenwärtigen Zeitpunkt ohne Berücksichtigung weiterer Testergebnisse

„Weltweit wird in der Quantenphysik intensiv geforscht, um beispielsweise herkömmliche Diagnosegeräte mit noch genauerer Sensorik auszustatten und die Auflösung weiter zu präzisieren.“

besteht. Diese Vortestwahrscheinlichkeit beeinflusst das weitere Vorgehen im Hinblick auf weiterführende Untersuchungen maßgeblich“, betont Prof. Bauer. So wird z. B. bei gering erhöhter Vortestwahrscheinlichkeit das Augenmerk auf die Koronar-CT gelegt, bei der die Koronarien nichtinvasiv dargestellt werden. Ist diese unauffällig, dann ist mit hoher Sicherheit auch das KHK-Risiko niedrig. Steigt die Vortestwahrscheinlichkeit, dann kommen laut dem Kardiologen neben der Koronar-CT auch funktionelle Tests wie z. B. die Myokardszintigrafie zum Einsatz. Ist die Vortestwahrscheinlichkeit bereits im Vorfeld sehr hoch, kann man zum Herzkatheter greifen. „Aber die meisten Patient:innen durchlaufen einen Pfad nichtinvasiver Diagnostik“, so Prof. Bauer. „Diese Abläufe sind also nochmals verfeinert, aber nicht grundlegend verändert worden.“

Medikamentöse Therapie und Prävention

Der Präsident der Österr. Gesellschaft für Kardiologie, Prof. Georg Delle Karth, hat einen Vortrag zur medikamentösen Therapie und Prävention gehalten, welche sehr wichtige Bestandteile der Behandlung sind. „I m Fokus steht hier, dass die unterschiedlichen Risiken der Patient:innen speziell adressiert werden, etwa ein gestörter Cholesterin-/ Fettstoffwechsel, um die Betroffenen zum jeweiligen Zielwert hinzuführen (meist LDL-C < 55mg/dl). Neue medikamentöse Ansätze werden in Zukunft die entzündliche Komponente noch besser bekämpfen, denn die Atherosklerose

ist im Wesentlichen auch ein entzündlicher Prozess“, stellt Prof. Bauer klar. Nicht zu unterschätzen ist weiterhin die Tatsache, dass viele Menschen ihr KHK-Risiko maßgeblich durch gesunde Ernährung, Gewichtsreduktion, Steigerung der körperlichen Aktivität etc. beeinflussen können.

Vorhofflimmern

Smartphonebasiertes Selbstscreening „Viele Menschen leiden an Vorhofflimmern, merken es jedoch nicht, und können ergo auch nicht behandelt werden. Das Risiko der schlimmsten Komplikation, der Schlaganfall, könnte jedoch deutlich durch eine prophylaktische Therapie mit DOACs reduziert werden“, unterstreicht Prof. Bauer. „ Die Dunkelziffer bei Vorhofflimmern liegt bei ca. 30 Prozent, daher ist es wichtig, diese Menschen zu identifizieren “ Ein neuer Ansatz wird durch digitale Technologien unterstützt: „ M it dem Austrian Digital Heart Program wurde unter Federführung der Med Uni Innsbruck ein großes Verbundprojekt zum digitalen Vorhofflimmerscreening initiiert, welches in Kooperation mit dem Austrian Institute of Technology (AIT) und der Med Uni Graz durchgeführt wird. Nach einer technischen Entwicklungsphase startet nächstes Jahr eine große österreichweite Studie mit rund 100.000 Teilnehmer:innen, die überprüft, ob durch ein smartphonebasiertes Selbstscreening auf Vorhofflimmern Schlaganfälle in der Bevölkerung verhindert werden können“, erläutert der Experte. Dadurch soll die Früherkennung und Behandlung des Vorhofflimmerns revolutioniert werden.

Geschlechtsunterschiede in der Kardiologie

„Geschlechtsunterschiede betreffen fast alle kardiologischen Krankheitsbilder, sowohl in der Diagnostik als auch in der Therapie, zudem in der Wahrnehmung der Symptome durch die Menschen selbst“, weiß Prof. Bauer. So erkennen Frauen den eigenen Herzinfarkt später

NACHBERICHT

als Männer, selbst in der Notaufnahme wird dieser bei Frauen später erkannt, unabhängig davon, ob die behandelnde Ärzt:in männlich oder weiblich ist. „Die Therapie ist ebenfalls schwieriger, weil Frauen fragilere und dünnere Blutgefäße und oft andere pathophysiologische Ursachen für den Herzinfarkt aufweisen, was eine interventionelle Behandlung erschwert“, gibt der Kardiologe zu bedenken. „ Auch die nachfolgende Therapie wird weniger konsequent umgesetzt. Die Ursachen sind multifaktoriell und benötigen eine konsequente Aufarbeitung auf allen Ebenen.“

Künstliche Intelligenz (KI)

Die KI hat bereits Einzug in der Kardiologie gehalten. „ Beispielsweise aus einem EKG können durch KI zusätzliche Informationen herausgelesen werden, die ein Mensch nicht erkennen könnte“, berichtet Prof. Bauer. Auch ein aufwändiges 14-Tage-EKG lässt sich mit KI rascher und effizienter auswerten. Der Experte meint abschließend: „I n Zukunft ist davon auszugehen, dass die generierten komplexen Screening-Daten durch KI ausgewertet und Ärzt:innen auch bei Therapieentscheidungen unterstützen werden.“

Mag.a Nicole Bachler

Der 27. Kardiologie Kongress Innsbruck fand von 06. bis 08. März 2025 im Congress Innsbruck statt.

Bizepssehnenruptur?1

Vorhofflimmern im EKG1

Kurzatmigkeit und Atemnot1

Spinalkanalstenose?1

Früheres beidseitiges Karpaltunnelsyndrom1

Ein klarer Fall von Herzinsuffizienz, oder?

Wenn die Symptome einfach nicht zusammenpassen …

Scheinbar eindeutige Symptome, doch der Zustand der Patientin oder des Patienten verschlechtert sich trotz Therapie?2

HANDELN SIE SCHNELL!

Die ATTR-CM ist mit einer hohen Morbidität und Mortalität verbunden. 3

Eine kardiologische Abklärung wird dringend empfohlen.

Diabetesmanagement ist Teamarbeit

Ein Brückenschlag zwischen unterschiedlichen Versorgungsdisziplinen

Die diesjährige Frühjahrstagung der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG)* widmete sich nicht nur den Neuerungen in der Behandlung und Therapie, sondern auch der Vernetzung der unterschiedlichen Versorgungsdisziplinen sowie den wichtigen Themen Diabetestechnologie, Ernährung und Diabetes, Behandlungsqualität, Rehabilitation und Prävention.

EXPERTE:

Prim. Priv.-Doz. Dr. Jürgen Harreiter, PhD, MSc Vorstand der Abteilung für Innere Medizin, Landesklinikum Scheibbs

Traditionell werden jedes Jahr zwei große Tagungen von der ÖDG veranstaltet: die Frühjahrstagung, die den Standort wechselt, und die im Herbst stattfindende standorttreue Jahrestagung in Salzburg. „ Der Themenschwerpunkt bei den Frühjahrstagungen ist stark praxisorientiert, während bei den Jahrestagungen im Herbst neben der Praxis die Wissenschaft mit Präsentationen von nationalen und internationalen Arbeiten von renommierten Forscher:innen wie auch von Nachwuchsforscher:innen im Vordergrund steht“, informierte Prim. Priv.Doz. Dr. Jürgen Harreiter, Mitglied des wissenschaftlichen Komitees der ÖDGFrühjahrstagung und Vorstand der Abteilung für Innere Medizin, Landesklinikum Scheibbs, im Vorabgespräch mit der Hausärzt:in. Das Motto der diesjährigen Frühjahrstagung lautete „ Betreuungsqualität: Leitliniengerecht – Individuell – Vielfältig“. Spannende Kasuistiken und Meet-the-Expert-Sessions rundeten das Programm ab und sollten den Besucher:innen Interaktionsmöglichkeiten mit Expert:innen bieten. Patient:innen mit Diabetes mellitus Typ II (DM2) werden häufig in der allgemeinmedizinischen Praxis vorstellig, daher haben Hausärzt:innen eine essenzielle Aufgabe in der Diabetesversorgung. „Wir streben einen Brückenschlag zwischen den unterschiedlichen Versorgungsdisziplinen an und versuchen, auch Ärzt:innen aus der Primärversorgung und Allgemeinmediziner:innen einzubinden. Sehr wichtig in der Dia-

betesbetreuung sind Diät- und Diabetesberater:innen, denen bei beiden Kongressen traditionell ein eigener Programmteil gewidmet ist“, betonte Prim. Harreiter. Weiters spanne sich der Bogen über spezialisierte Diabeteszentren bis hin zur Stoffwechsel-/Diabetesrehabilitation, bei der Patient:innen bei einem mehrwöchigen Aufenthalt in einem ruhigen Ambiente viel über ihre Stoffwechselerkrankung erfahren und lebensstilverändernde Maßnahmen erlernen und umsetzen sollen.

Reminiszenz und Zeitenwende

In der Keynote-Lecture „ A ktuelle Behandlung der chronischen Niereninsuffizienz – Diabetologie und Nephrologie wachsen zusammen“ wurden neue Behandlungsmöglichkeiten für Patient:innen mit Niereninsuffizienz vorgestellt und in der Keynote-Lecture „ S GLT2-Hemmer/GLP1-RezeptorAgonisten“ Neuerungen zu diesen gerne verordneten effektiven DM2Behandlungsmöglichkeiten präsentiert. Auch die Young Diabetologists berichteten in ihrem Programmteil mit dem Titel „ Zukunft: Jetzt – Ein Blick über den Horizont“ über interessante Teilaspekte im Diabetesmanagement. In der Keynote-Lecture „ Z eitenwende in der Diabetologie – Non-Stop-Revolution 1975-2025“ sprach Univ.-Prof. Dr. Guntram Schernthaner, ein „Urgestein“ in der Diabetologie, über die Anfänge der Diagnostik und Therapie im Ver gleich zu den jetzigen modernen Me thoden mit Messsensoren, neuen technologischen Möglichkeiten in der Behandlung von Diabe tes und neuen Blutzuckermedikationen, die laut Prim. Harreiter zudem eine positive Wirkung

auf das Gewicht inkludieren (Gewichtsreduktion) und eine deutliche Glukosesenkung erzielen.

Diabetesremission

Gewichtsreduktion scheint auch der Schlüssel zur Remission von DM2 zu sein. „ Das Ziel, bei möglichst vielen Patient:innen die hohen Glukosewerte wieder in den gesunden Bereich zubringen, wäre erstrebenswert. Bei sehr starkem Übergewicht und DM2 kann das mittels bariatrischer Chirurgie gut gelingen, wie wir von älteren Daten wissen, aber auch durch die neuen modernen Medikamente wie GLP1-RezeptorAgonisten lässt sich dies erreichen“, berichtete Prim. Harreiter. „ Bei DM2 und erhöhtem Gewicht kann eine Gewichtsreduktion eine enorme Wirkung auf den Blutzucker zeigen “ Dazu konnte in der DIRECT-Studie1 nachgewiesen werden, dass durch Reduktionsdiät (800 kcal/Tag für drei Monate) und Weglassen der Medikamente (für DM2 und Blutdruck) bei denjenigen DM2Patient:innen eine höhere Chance auf eine Remission bestand, die das meiste Gewicht abnehmen konnten (≥ 15 kg). In dieser Gewichtskategorie waren 7080 Prozent in Remission, welche auch noch zwei Jahre später angehalten hat. In den anderen Gewichtskategorien waren die Remissionsraten zwar etwas niedriger, aber ebenfalls dauerhaft erhöht. Prim. Harreiter: „L ebensstilmaßnahmen greifen, wenn sie gezielt eingesetzt und eingehalten werden.

Leider ist dies in Österreich schwierig, weil viele DM2-Patient:innen gar keine strukturellen Möglichkeiten für eine Lebensstilumstellung haben. In der DIRECT-Studie wurden die Patient:innen streng überwacht. Sie bekamen nicht nur eine physiotherapeutische Betreuung, sondern auch eine psychologische Unterstützung und diätologische Beratung, um bei der Umstellung begleitet zu sein “ Die Motivation von Betreuungsteam und Patient:innen sei ebenfalls erforderlich.

Disease-ManagementProgramm (DMP)2

„Das diabetesspezifische DMP ist nicht nur im Regierungsprogramm verankert, sondern auch eines der wenigen Programme, die für chronisch Kranke in Österreich zur Verfügung stehen. Denn von der Behandlungsqualität hängt letztendlich auch das Risiko diverser

Spätkomplikationen ab. Je besser die Patient:in behandelt wird, desto weniger wahrscheinlich ist es, dass sie/er infolge des Diabetes Spätkomplikationen entwickelt“, unterstrich Prim. Harreiter. Dieses Programm sollte 44mehr forciert werden, damit mehr Ärzt:innen und Patient:innen mitmachen. Denn schließlich sei die Diabetesbehandlung multidisziplinär und das Diabetesmanagement Teamarbeit.

Individuelle Betreuung

„Seit etwa einer Dekade werden individualisierte Therapien für Patient:innen mit Diabetes empfohlen. Früher sollte das HbA1c-Ziel streng bei ≤ 7 % liegen, mittlerweile weiß man, dass eine zu starke Senkung des Blutzuckers für bestimmte Patient:innengruppen nicht immer sinnvoll ist, denn: Je niedriger und strenger der Zielwert, desto höher ist auch das Hypoglykämierisiko“, so Prim.

NACHBERICHT

Harreiter. Bei älteren, sturzgefährdeten Patient:innen sei man davon abgekommen, zu streng zu agieren, und toleriere etwas höhere HbA1c-Werte mit dem Effekt, dass die Hypoglykämiefrequenz reduziert wird – und damit auch das Sturzrisiko (Frakturen!). „ Auf diese Weise wird die Therapie des Diabetes durch individuelle Therapiezielerfassung personalisiert“, resümierte der Experte.

Quellen:

1 Lean MEJ et al., Lancet 2018; 391(10120):541-551.

2 therapie-aktiv.at/cdscontent/?contentid= 10007.682095&portal=diabetesportal

VORSCHAU

Erfahren Sie in der nächsten Hausärzt:in-Ausgabe Genaueres über die österreichspezifischen Leitlinien sowie die Bedeutung von Prävention und Primärversorgung.

* 41. Frühjahrstagung der ÖDG 2025, 10. bis 11. April 2025, Congress Center Baden.

Mag.a Nicole Bachler

Von Vorsorge bis Schadensbegrenzung

Apropos Gesundheitskompetenz:

Was soll die Ärzt:innenschaft den Patient:innen vermitteln?

Und: Was plant die Bundesregierung in puncto Prävention?

Die Bevölkerung beschäftigt sich zunehmend mit Gesundheit, Vorsorge sowie der Früherkennung von Erkrankungen – das allgemeine Bewusstsein dafür wächst. Es wächst aber auch die Informationsflut, die Sinnvolles und weniger Sinnvolles, praktisch Anzuwendendes und Hochwissenschaftliches quasi heranspült. Pa-

tient:innen fragen ihre Ärzt:innen und bitten um Hilfe bzw. Tipps. Doch was kann und soll ihnen mitgegeben werden? Was sind die wichtigsten Verhaltensmaßnahmen und die brauchbarsten Empfehlungen? Mit diesen Themen befasste sich Anfang April eine Fortbildungsveranstaltung der Gesellschaft der Ärzte in Wien.*

„Gute Ratschläge, die auch angenommen und umgesetzt werden können, sollten einfach, prägnant und effizient sein“, hob Dr. Wolfgang Popp, Pneumologe an der Privatklinik Döbling und Präsident des Vereins Gesundheitskompetenz Austria, in seinem Eingangsstatement hervor. Ziel sei es, das Gesundheitsbewusstsein der Patient:innen zu schärfen und damit ihre Gesundheitskompetenz zu stärken bzw. auszubauen. Sie würden letztlich aber selbst entscheiden, ob sie dann die Empfehlungen beherzigen. In der Praxis könne der Wissenstransfer von der Behandler:in zu den Behandelten einerseits an einem gewissen Wissensmangel bei ersterer selbst scheitern, andererseits am Zeitmangel im Arbeitsalltag. Dies erschwere es den Ärzt:innen, die Menge von Informationen für ihre Patient:innen auf den Punkt zu bringen, sodass jene verstanden und angenommen werden.

Apropos Impfungen

Als Beispiel brachte Dr. Popp das Impfen als wichtige Vorsorgemaßnahme: „ Die empfohlenen Impfungen sind im Österreichischen Impfplan definiert. Das ist keine Erfindung von mir oder jemand anderem, sondern internationaler Standard.“ Der Experte spielte auf die niedrigen Impfraten in Österreich an: „Wir brauchen den Patient:innen keinen langen Vortrag zu halten. Es sollte reichen, sie auf den Nutzen hinzuweisen: Wenn wir, je nach Saison, zwischen 150 und 700 Personen gegen Influenza impfen, können wir einen Todesfall verhindern. Wir sprechen hier noch gar nicht davon, dass auch langwierige, schwere Erkrankungen durch die Impfung hätten abgewendet werden können. Sondern es geht rein um die Mortalität!“ Daher sei die Impfung sinnvoll. Und deshalb könne diese konkrete Information vielleicht überzeugen. „ Auch die Vorbildwirkung sollte nicht unterschätzt werden: wenn man also als Ärzt:in oder Testimonial mit gutem Beispiel vorangeht und sagt: ,Ich bin geimpft, ich will nicht krank werden.‘“

Das leidige Rauchen

„Wie so oft geht es nicht allein um absolute Gesundheit, sondern ebenso um Verbesserung und Schadensreduktion“, hielt Dr. Popp fest. „ Harm Reduction“ sei zum realistischen Ansatz in vielen Bereichen der Medizin geworden, so auch bei allen Formen der Vorsorge, also der Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention. Der Pneumologe erklärte dies anhand des Haupttreibers von sehr vielen Erkrankungen, die man einfach vermeiden könnte – dem Rauchen. Die Mortalität infolge tabakassoziierter Erkrankungen ist bekanntlich hoch: Diese reichen von pneumologischen über kardiovaskuläre bis hin zu onkologischen und sonstigen Erkrankungen. „Greifbarer ist für Patient:innen aber häufiger, dass sie als Raucher:innen doppelt so oft von einer Lungenentzündung betroffen sind wie Nichtraucher:innen“, weiß der Experte aus der Praxis. Von einer „Verbotskultur“ hält er jedoch nichts. <

© Archiv

„Gute Ratschläge, die auch angenommen und umgesetzt werden können, sollten einfach, prägnant und effizient sein.“

Dr. Wolfgang Popp

„Verbieten Sie jemandem, süchtig zu sein, verbieten Sie jemandem, depressiv zu sein – das ist Nonsens “ Jede:r von uns greife vermutlich gerne einmal zum einen oder anderen Genussmittel. Aber niemand wolle süchtig sein. „Wir müssen die Patient:innen dort abholen, wo sie gerade stehen.“ Die Suchtprävention sei beim Rauchen natürlich wichtig. Bei bereits Rauchenden komme es jedoch auch auf die Sekundär- und Tertiärprävention an, um (weitere) Gesundheitsschäden zu vermeiden oder hintanzuhalten.

„Harm Reduction“

Für Patient:innen, die es nicht schafften oder nicht bereit seien, ganz mit dem Rauchen aufzuhören, könne in diesem Sinne auch die Reduktion oder der Umstieg auf Produkte mit geringerem gesundheitlichem Risiko sinnvoll sein. „ Bei der Zigarette wäre es das Heating versus Burning“, so Dr. Popp. Dabei gehe es um die Tabakentwöhnung, beispielsweise durch den Umstieg auf EZigaretten. Ärztliche Fehleinschätzungen diesbezüglich seien weit verbreitet: Zwar stimme es, dass Nikotin süchtig mache. Es sei aber nicht direkt verantwortlich für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, COPD und Krebs. Ergo könne mit

dem Umstieg z. B. auf Tabakerhitzer oder die derzeit modernen NikotinPouches/SNUS die Schadstoffexposition – und damit das Erkrankungsrisiko –signifikant reduziert werden. Für Dr. Popp ist „ Harm Reduction“ deshalb „eine humanistische, holistische und oft ,DIE realistische‘ Problemlösung bei vielen Fragestellungen.“

Problemkind Stoffwechsel

Im Bereich von Stoffwechselerkrankungen findet man Parallelen – und doch auch Unterschiede. Die Übergewichtsraten steigen weltweit. Die gesundheitlichen Folgen sind fatal. „ Beispielsweise ist Diabetes Typ 2 mit einem signifikanten Verlust von Lebensjahren assoziiert“, unterstrich Univ.-Prof. Dr. Peter Fasching, Vorstand der 5. Medizinischen Abteilung mit Endokrinologie, Rheumatologie und Akutgeriatrie, Klinik Ottakring. Des Weiteren seien „Ü bergewichtigkeiten“ bekanntlich massive Treiber von Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzinsuffizienz etc.

Auch in diesem Bereich geht es um „ Harm Reduction“ Schon bei einer Gewichtsabnahme von fünf bis 15 Prozent reduzieren sich die Gesundheitsrisiken nachweislich. „L etztlich schafft es aber kaum jemand, dauerhaft abzunehme weiß der Experte nach fast 40 Jahren

„Evidenzbasierte Empfehlungen für eine gesunde Ernährungsweise generell zu geben, ist schwierig.“

Prof. Peter Fasching

Erfahrung in der Stoffwechselmedizin. Evidenzbasierte Empfehlungen für die Diät bei Diabetes gebe es zwar.1 Evidenzbasierte Empfehlungen für eine gesunde Ernährungsweise generell zu geben, sei jedoch schwierig. Am ehesten zeige die Mittelmeerdiät in Studien Erfolg. Bei den neuen Österreichischen Ernährungspyramiden2, die auch bei der Variante „m it Fleisch und Fisch“ nur ein bis zwei Portionen Fleisch pro Woche vorsehen, werde sich zeigen, wie gut sie von den Patient:innen angenommen werden. Einzelempfehlungen, wie keine Butter oder keine Eier zu essen, seien jedenfalls sinnlos. Industriezucker zu reduzieren, könne nie schaden. Die völlige Schadensfreiheit künstlicher Süßstoffe sei von der WHO aber auch nicht bestätigt. Die neuen Abnehmmedikamente geben Prof. Fasching zufolge Anlass zur Hoffnung, müssen aber von den Patient:innen ein Leben lang angewendet werden.

Die Sicht des Umweltmediziners

Ob Luftverunreinigungen, Mikroplastik oder die Klimakrise: Auch in der Umweltmedizin geht es größtenteils um Schadensbegrenzung. „ Eine gewisse Schadstoffexposition ist in unserer Welt unvermeidbar", stellte Assoz.-Prof. DI Dr. Hans-Peter Hutter, Stv. Leiter der Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin an der MedUni Wien, klar. „ Aber man muss immer wieder betonen, dass Vorsorge und Umsichtigkeit gut

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„Man muss immer wieder betonen, dass Vorsorge und Umsichtigkeit gut für die eigene Gesundheit und für die Umwelt sind.“
Prof. Hans-Peter Hutter

für die eigene Gesundheit und für die Umwelt sind. Jede:r kann etwas tun, obgleich unser Tun begrenzt ist " Ein gutes Beispiel ist unser Kaufverhalten, wenn es etwa um Kunststoffe im Haushalt geht. Beim Einkaufen rät Prof. Hutter seit langem, Produkte aus ökologischer gegenüber jenen aus konventioneller Produktion zu bevorzugen. Das gelte für Bananen ebenso wie für Kleidung. „Dabei geht es nicht nur um einen selbst, sondern auch um soziale Fragen, zum Beispiel darum, ob die Arbeitnehmer:innen unter menschenwürdigen Bedingungen arbeiten", so der Experte. Und es gelte –gerade beim Kleidungskauf – das Motto: Weniger ist mehr.

Gesetzliche Vorgaben und Regelungen sind Prof. Hutter zufolge jedenfalls unumgänglich, selbst wenn die Durchsetzung – siehe Diskussionen zum „Verbrenner-Aus“ – aufgrund von in-

NACHBERICHT

tensivem Lobbyismus oft sehr schwer ist. So gilt etwa längst als nachgewiesen, dass Dieselabgase krebserregend sind und die Luftverschmutzung für Krebstote verantwortlich zeichnet. „Wir brauchen eine Politik mit Rückgrat, die die Wissenschaft ernst nimmt und handelt", so der abschließende Appell des Umweltmediziners.

Mag.a Karin Martin

Quellen:

1 pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC10133079

2 sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Ernährung/ Österreichische-Ernährungsempfehlungen-NEU.html

Fortbildungsveranstaltung „Gesundheitsbewusstsein, Gesundheitskompetenz“ der Gesellschaft der Ärzte in Wien am 2. April 2025 im Billrothhaus und online.

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„Die

Eigenverantwortung in der Prävention fördern“

Staatssekretärin Mag.a Ulrike Königsberger über die Pläne der Bundesregierung in den Bereichen

Gesundheitskompetenz und Vorsorge

Die Staatssekretärin für Gesundheit, Soziales und Konsumentenschutz empfing MeinBezirk* Ende März in ihrem neuen, noch nicht fertig eingerichteten Büro am Stubenring. Mag.a Ulrike Königsberger-Ludwig betreut ein breites Ressort und scheint sich in ihrer neuen Rolle wohlzufühlen. Wichtige Themen im Regierungsprogramm sind Gesundheitsförderung und Prävention.

Impfungen gelten als wichtige Vorsorge. Gesundheits- und Sozialministerin Korinna Schumann hat sich gegenüber dem ORF für eine Gratisimpfung gegen Herpes Zoster ausgesprochen. Wann soll sie kommen?

Mag. a KÖNIGSBERGER-LUDWIG:

Der Zeitpunkt für die Einführung der kostenlosen Gürtelrose-Impfung steht noch nicht fest. Schon von der vorigen Regierung sind 90 Millionen Euro für Impfungen bereitgestellt worden, und das nationale Impfgremium hat eine Prioritätenliste erstellt – die GürtelroseImpfung steht auf dieser weit oben. Die Umsetzung wird im nächsten ständigen Ausschuss und anschließend in der Bundeszielsteuerungskommission besprochen und idealerweise bald beschlossen.

Welche Impfung hat noch Priorität?

Die Pneumokokken-Impfung steht auf der Liste ebenfalls ganz oben.

In manchen Ländern gibt es Pflichtimpfungen. Ist das in Österreich gar kein Thema?

Die Impfpflicht ist ein kontroverses Thema, das auch in Landesrät:innenkonferenzen oft diskutiert wurde. Mein Ansatz ist, Menschen von der Bedeutung von Impfungen zu überzeugen –mithilfe von Politik, Wissenschaft und Medizin. Impfungen sind ein kraftvolles Präventionsinstrument, und das Bewusstsein für ihre Notwendigkeit sollte

im Vordergrund stehen. Eine Pflicht kann erst der letzte Schritt sein.

Die Prävention könnte auch ein wichtiges Lenkungsinstrument sein, um den Gesundheitssektor zu entlasten. Warum sind Anreizsysteme im Regierungsprogramm erst für 2027 vorgesehen, und welche Maßnahmen wären dann vorstellbar?

Wir wollen die Menschen momentan nicht zusätzlich belasten, sondern auf andere Lenkungsinstrumente setzen. Ein Schlüssel liegt jedenfalls in der Stärkung der Gesundheitskompetenz – unser Kompetenzzentrum bietet diesbezüglich wertvolle Ansätze. Frühe Hilfen und der erweiterte ElternKind-Pass können Prävention von Klein auf fördern, da Eltern wichtige Gesundheitsmanager:innen ihrer Kinder sind. Zudem müssen bestehende Vorsorgeprogramme wie Brustkrebs-Früherkennungsuntersuchungen oder die Männervorsorge stärker ins Bewusstsein der Menschen gerückt werden, um ihre Reichweite zu erhöhen.

Bewegung zahlt auch auf das Thema Prävention ein. Bildungseinrichtungen sollen als Orte der Gesundheit etabliert werden. Was konkret plant die Regierung, um für mehr Bewegung, insbesondere bei Jugendlichen, zu sorgen? Die „tägliche Turnstunde“ hat es nicht ins Regierungsprogramm geschafft, aber Bewegung in Schulen bleibt ein wichtiges Thema. Die Zusammenarbeit mit Vereinen soll gestärkt werden, um Kinder zu mehr Aktivität zu motivieren – gerade angesichts steigender Adipositasraten. Gesunde Ernährung spielt ebenfalls eine zentrale Rolle. Darum haben wir auch das gratis gesunde Schulessen im Regierungsprogramm verankert. Gesundheitsprojekte für Jugendliche, besonders in Einrichtungen

MeinBezirk-Chefredakteurin Mag.a Maria JelenkoBenedikt im Gespräch mit Gesundheitsstaatssekretärin Mag.a Ulrike Königsberger-Ludwig

mit niederschwelligem Zugang, haben sich bewährt und sollten fortgesetzt werden. Viele Maßnahmen lassen sich nur in Kooperation mit anderen Ministerien umsetzen, doch die Aufnahme dieser Themen ins Regierungsprogramm ist ein erster wichtiger Schritt.

Das Interview führte Mag.a Maria Jelenko-Benedikt.*

* Gekürzt und leicht adaptiert, in voller Länge erschienen auf meinbezirk.at

Auszug aus dem Regierungsprogramm Prävention/Gesundheitsförderung/ strukturierte Versorgung:

� Prävention und Gesundheitskompetenz weiterentwickeln.

� Präventionsleistungen in allen Lebenslagen massiv ausbauen (klare Zuständigkeiten und Finanzierungsverantwortlichkeiten).

� Umsetzung der Präventionsstrategie, insbesondere:

• Gesundheitskompetenz adressieren.

• Frühversorgungs- und Früherkennungsprogramme.

• Impfangebot ausbauen: Alle Impfungen, die im nationalen Impfprogramm empfohlen werden, nach wissenschaftlicher Priorisierung kostenlos anbieten.

• Demenzstrategie aktualisieren (insbesondere regionale Versorgung berücksichtigen).

• Auswirkungen von Social Media und digitalem Konsum berücksichtigen (Digitalstrategie).

• Prävention soll gemeinschaftliche „Anstrengung“ werden – gemeinsamen rechtlichen Rahmen schaffen.

• Strukturierte Versorgungsprogramme.

• Evaluierung und Ausbau der bestehenden Vorsorgeprogramme.

• Anreizmodelle für Prävention, insbesondere betriebliche Gesundheitsförderung.

Zusätzlich ist ein eigenes Kindergesundheitspaket enthalten.

Hier geht es zum Regierungsprogramm: wko.at/oe/handel/regierungsprogramm.pdf

Effizienz:

Mit ELGA mehr Zeit für die persönliche Betreuung.

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Die Elektronische Gesundheitsakte – ELGA unterstützt Sie als Ärztin oder Arzt dabei, Ihren Arbeitsalltag einfacher und effizienter zu gestalten. Mit dem schnellen Zugriff auf wichtige Gesundheitsinformationen sparen Sie Zeit und können die Patientenversorgung weiter verbessern.

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tionen zu vermeiden. ELGA erleichtert Ihnen dadurch die Sicherstellung der Patientensicherheit bei Behandlungen. Der e-Impfpass ersetzt nach und nach den klassischen gelben Papier-Impfpass. Sind Auffrischungen nötig oder gibt es Fragen zu Reiseimpfungen? Der e-Impfpass erleichtert Ihnen die Beratungen, da er immer digital verfügbar ist.

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Ein wichtiger Aspekt von ELGA ist die Datensicherheit. Alle Gesundheitsinformationen werden nach höchsten Sicherheitsstandards geschützt, und der Zugriff ist nur bei einem aufrechten Behandlungsverhältnis möglich. Dies bedeutet, dass Sie und Ihr Ordinationsteam nur dann auf die Daten zugreifen können, wenn eine Patientin bzw. ein Patient aktuell bei Ihnen in Behandlung

ist. Die Kommunikation und der Informationsaustausch erfolgen verschlüsselt über eigene Gesundheitsnetze, was ein hohes Maß an Sicherheit gewährleistet.

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Bewegungsmangel, Fehlernährung und eine zu hohe Stressbelastung sind in unserer Gesellschaft weit verbreitet. Gemeinsam mit weiteren Faktoren begünstigen sie die Entstehung von Übergewicht und Adipositas.

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Praxiswissen: Das schmerzhafte Handgelenk

Ursachen, Diagnostik und Therapie

GASTAUTORENTEAM:

Ass. Dr. Michael Gattringer

OA Dr. Martin Bischofreiter, MSc

Prim. Prof. DDr. Reinhold Ortmaier

Abteilung für Orthopädie, Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern

Das Handgelenk ist wegen seiner Lokalisation und Komplexität häufig Gegenstand klinischer Beschwerden. Es spielt eine zentrale Rolle für die Funktionalität der oberen Extremitäten. Schmerzen treten oft aufgrund von Überlastungen, als Folge von traumatischen Ereignissen, aber auch von degenerativen Prozessen auf. Das Handgelenk besteht aus acht Handwurzelknochen, dem distalen Ende der Speiche und dem ulnokarpalen Komplex (TFCC). Die Knochen sind durch zahlreiche Bänder und Sehnen verbunden und ermöglichen dadurch ausreichende Stabilität bei sowohl grob- als auch feinmechanischen Bewegungen. Aufgrund der engen Lagebeziehung der einzelnen Handwurzelknochen, Bänder und Sehnen ist eine exakte klinische Diagnostik oft schwierig, jedoch unumgänglich, um eine gezielte Therapie einzuleiten.

DFP-Punktesammler

Anamnese

Eine ausführliche Anamnese ist die Grundlage für die spätere klinische Untersuchung. Durch gezielte Fragen kann die Schmerzursache bereits gut eingegrenzt werden. Neben Alter und Vorerkrankungen der Patient:innen sollte auch immer nach dem Schmerzcharakter gefragt werden. Geben sie einen radialseitigen Schmerz nach einem Sturzgeschehen an, muss differentialdiagnostisch am ehesten an eine stattgehabte Radiusfraktur, eine Skaphoidfraktur und eine skapholunäre Dissoziation gedacht werden. Ein radialseitiger, belastungsabhängiger Schmerz ohne Trauma wird häufig durch ein Handgelenkganglion ausgelöst. Die gleichen Beschwerden können bei jungen Patient:innen jedoch auch durch eine Lunatumnekrose im Anfangsstadium verursacht werden, welche insgesamt aber viel seltener auftritt. Belastungsabhängige Schmerzen >

bei älteren Patient:innen, verbunden mit rezidivierenden Handgelenkschwellungen, können ein Hinweis auf das Vorliegen einer Arthrose im Handgelenk bei fortgeschrittenem karpalem Kollaps nach zum Beispiel nicht verheilter Skaphoidfraktur oder SL-Dissoziation sein. Schmerzen im ulnaren Kompartiment sind häufig durch eine Verletzung des TFCC verursacht. Chronische belastungsabhängige Schmerzen ulnarseitig lenken den Verdacht auf ein UlnaImpaction-Syndrom, es kommt aufgrund einer relativen Überlänge der Elle zu einer Impingement-Symptomatik zwischen Elle und Mondbein.

Bildgebung

Als primäre Bildgebung dienen ein Röntgenbild des Handgelenks in anterior-posteriorem Strahlengang sowie eine seitliche Aufnahme. Damit können bereits wichtige Informationen über das Handgelenk gesammelt werden. Besteht der Verdacht auf eine ligamentäre Instabilität, eine Verletzung des TFCC oder einen intrakapsulären Ganglion, sollte im Verlauf eine MRT-Untersuchung des Handgelenks in einer Handspule durchgeführt werden. Bleibt die bildgebende Abklärung ohne Ergebnis und ist dennoch ein therapieresistenter Schmerz vorhanden, kann als nächster Schritt eine diagnostische Handgelenkarthroskopie in Erwägung gezogen werden. Mit Hilfe dieser besteht die Möglichkeit, die knöchernen sowie ligamentären Strukturen sowohl der proximalen als auch der distalen Handwurzelreihe genau zu beurteilen und idealerweise gleich minimalinvasiv zu versorgen.

Klinische Untersuchung und Krankheitsbilder

Die klinische Untersuchung beginnt immer mit der Inspektion beider Handgelenke im Vergleich, besonderes Augenmerk sollte dabei auf das Vorhandensein von Schwellung, Hautläsionen, Muskelatrophie sowie Fehlstellungen gelegt werden. Anschließend erfolgt die aktive und passive Bewegungsüberprüfung im Seitenvergleich, da hier erhebliche individuelle Unterschiede bestehen können. Als Nächstes wird durch Palpa-

tion der Hauptschmerzpunkt lokalisiert, dies sollte standardisiert von radial nach ulnar erfolgen, um einen reproduzierbaren Untersuchungsweg zu gewährleisten. Als knöcherne Landmarken dienen radial der Griffelfortsatz der Speiche, dorsalseitig das Tuberculum dorsale des Radius und ulnarseitig der Griffelfortsatz der Elle, welche auch bei adipösen Patient:innen gut zu tasten sind. Palmarseitig sind als knöcherne Strukturen das Os pisiforme sowie etwa einen Zentimeter distal davon der Hamulus ossis hamati ulnar zu tasten. Der proximale Kahnbeinpol ist distal der Beugefurche des Handgelenks tastbar. Das Aufsuchen dieser knöchernen Orientierungspunkte ermöglicht die grobe Orientierung am Handgelenk und dient als Hilfe für weitere Untersuchungsschritte (siehe Abb. 1a und 1b).

Radiokarpaler Handgelenkschmerz

Das Skaphoid spielt beim radialen Handgelenkschmerz eine zentrale Rolle. Proximal artikuliert es mit dem Radius, distal mit dem Trapezium und Trapezoideum. In der ersten Handwurzelreihe wird es durch das starke SLBand mit dem Lunatum verbunden, dadurch bewegen sich diese beiden

Handwurzelknochen gekoppelt. Kommt es zu einer Fraktur des Skaphoids oder zu einer SL-Band-Ruptur, entfällt diese Koppelung und die beiden Knochen bewegen sich entgegengesetzt. Dadurch entsteht langfristig ein Knorpelschaden zwischen Radius und Skaphoid, später breitet sich der Knorpelschaden aufgrund der Instabilität auch auf das Lunatum und das Kapitatum aus. Das Endstadium dieser beiden Pathologien ist bekannt als SNAC(„scaphoid nonunion advanced collapse“)-Wrist bei nicht verheilter Kahnbeinfraktur und als SLAC(„scapholunate advanced collapse“)-Wrist nach SL-Band-Ruptur.

Ganglion

Ganglien sind die häufigste Ursache für Schmerzen und Schwellung am Handgelenk, 90 % der Ganglien am menschlichen Körper treten an der Hand auf. Etwa zwei Drittel davon befinden sich dorsal und haben ihren Ursprung meist am SL-Band. Der häufigste Grund für die ärztliche Konsultation bei Ganglien ist die auffällige Weichteilschwellung, wobei nur in etwa 10 % Schmerzen auftreten und bei Patient:innen häufig der ästhetische Anspruch im Vordergrund steht. Diagnostisch stehen für die Abklärung bzw. für den Ausschluss von Differentialdiagnosen wie Synovialzys-

Abbildung 1a: Handgelenk von dorsal. Abbildung 1b: Handgelenk von palmar.

Proximale Handwurzelreihe von radial nach ulnar: Skaphoid, Lunatum, Triquetrum, Pisiforme. Distale Handwurzelreihe von radial nach ulnar: Trapezium, Trapezoideum, Capitatum, Hamatum.

ten, Lipomen und anderen Tumoren der Hand sowohl die Sonographie als auch die MRT zur Verfügung. Sollte eine Operation notwendig sein, wird aus forensischen Gründen eine MRT empfohlen. Bei schmerzlosen Ganglien sollte zunächst der natürliche klinische Verlauf abgewartet werden, da sich Ganglien auch spontan zurückbilden können. Punktion und Aspiration des Ganglions bilden den nächsten Schritt in der konservativen Therapie, hierbei kommt es in etwa 65 % der Fälle zu Rezidiven. Kommt es nach Punktion zu einem Wiederauftreten des Ganglions und zu Schmerzen, steht einerseits die offene Resektion mit einer Rezidivquote von etwa 22 % zur Verfügung, andererseits die arthroskopische Entfernung mit einer Rezidivrate von nur 6 %.

Kahnbeinpseudarthrose

Typisch für die Kahnbeinfraktur oder eine Kahnbeinpseudarthrose ist ein Druckschmerz im Bereich der Tabatière. Am besten ist diese bei Abduktion des Daumens sichtbar. Sie befindet sich im Sehnendreieck zwischen den Sehnen des M. Abductor pollicis longus und des M. extensor pollicis radialseitig sowie der Sehne des M. extensor pollicis longus ulnarseitig. Bei Pseudarthrosen kann hier bei Palpation und gleichzeitiger Extension/Flexion gelegentlich auch eine Krepitation ausgelöst werden. Liegt eine Pseudarthrose vor, ist das oberste Ziel die Wiederherstellung der Integrität des Kahnbeins, um einen karpalen Kollaps zu vermeiden, hierfür gibt es sowohl offene als auch arthroskopisch assistierte Operationsmethoden.

SL-Dissoziation

Der Skaphoid-Verschiebetest nach Watson dient dem Nachweis einer SL-Dissoziation. Zu Beginn der Untersuchung wird das Handgelenk der Patient:in in Ulnarduktion und Extension gehalten, dadurch wird das Skaphoid in der Längsachse aufgerichtet. Als Nächstes übt die Untersucher:in mit dem Daumen Druck von palmar auf das Skaphoid aus und bewegt gleichzeitig das Handgelenk mit der anderen Hand in Radialduktion und leichter Extension. Dadurch kann bei einer SL-Band-Ruptur eine Subluxation

des Skaphoids ausgelöst werden. Dies wird von Betroffenen als Schmerz oder „ K licken“ empfunden. Der WatsonShift-Test muss aufgrund möglicher falsch positiver Ergebnisse immer im Seitenvergleich durchgeführt werden.

Ulnokarpaler

Handgelenkschmerz

TFCC-Läsionen

Handgelenkschmerzen auf der Ulnarseite werden am häufigsten durch Schäden am TFCC verursacht. Diese entstehen typischerweise durch zwei Arten von Traumata. Erstens durch Hyperextensionstraumata bei einem Sturz auf die Hand, zweitens durch Rotationstraumata. Ein häufiges Beispiel ist hierfür das Hängenbleiben mit einer Bohrmaschine, was zu einer abrupten Drehung des Handgelenks führen kann. Der TFCC setzt sich aus zwei Hauptkomponenten zusammen: dem zentralen Anteil, welcher auch als Diskus bezeichnet wird, und einem peripheren Anteil, bestehend aus dem ulnokarpalen Bandapparat. Die Diagnostik des ulnokarpalen Handgelenkschmerzes ist schwierig, er wird daher häufig als „lower back pain of the wrist“ bezeichnet. Als erster klinischer Test eignet sich das Ulna-Fovea-Sign: Besteht ein Druckschmerz im Dreieck zwischen Griffelfortsatz der Elle, Flexor-carpiulnaris-Sehne und Triquetrum, so ist dieses positiv und das wiederum kann ein Hinweis auf eine TFCC-Läsion sein. Der ulnokarpale Stress-Test ist ebenfalls schmerzhaft, wenn eine Läsion am TFCC vorliegt. Hierbei wird der Unterarm der Patient:in durch eine Hand stabilisiert, mit der anderen Hand wird die Mittelhand umfasst und gleichzeitig ein axialer Druck, eine Ulnarduktion und eine Dorsalextension durchgeführt. Im Zuge dessen kommt es zu einer maximalen Belastung des TFCC. Traumatische Läsionen des TFCC sollten primär konservativ mit einer Oberarmorthese mit aufgehobener Pro- und Supination behandelt werden. Bestehen weiterhin Beschwerden, sollte eine diagnostische Arthroskopie durchgeführt werden, zentrale Läsionen des Diskus werden aufgrund der schlechten Durchblutung nicht refixiert, wohingegen periphere

TFCC-Läsionen je nach Ausmaß der Instabilität arthroskopisch assistiert genäht werden können.

Ulna-Impaction-Syndrom

Eine weitere häufige Ursache für einen ulnarseitigen Handgelenkschmerz ist das Ulna-Impaction-Syndrom. Hierbei kommt es durch eine relative Überlänge der Elle im Vergleich zum Radius zu einer unphysiologisch hohen Belastung des ulnaren Kompartiments des Handgelenks. Normalerweise werden 20 % der Belastung des Handgelenks über das ulnokarpale Kompartiment übertragen. Eine Zunahme der Ellenlänge um 2,5 mm bewirkt eine Erhöhung dieser Kraftübertragung auf 42 %. Zugrunde liegend ist meist eine angeborene Überlänge der Elle, diese kann jedoch auch nach einer fehlverheilten Radiusfraktur auftreten. Diagnostisch eignet sich wie bei der TFCC-Läsion das FoveaZeichen, außerdem der ulnokarpale Stress-Test. Nach Erstdiagnose sollte primär eine konservative Therapie in Form einer Schienenversorgung und Ergotherapie eingeleitet werden. Kommt es dadurch zu keiner Besserung der Beschwerden, sollte eine operative Behandlung in Betracht gezogen werden. Auch für diese Fälle bietet sich die diagnostische Handgelenkarthroskopie an. Bestätigt sich die Diagnose, so kann in der gleichen Sitzung entweder eine arthroskopische Ellenkopfresektion oder eine Ellenverkürzungsosteotomie durchgeführt werden.

Literatur bei den Verfassern.

DFP-Pflichtinformation

Fortbildungsanbieter: Österreichische Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

Lecture Board:

Dr.in Johanna Holzhaider 2. Vizepräsidentin der OBGAM; Gruppenpraxis Sandl, Oberösterreich

Dr.in Astrid Pinsger-Plank, MSc FÄ für Orthopädie und Traumatologie, Schmerzkompetenzzentrum, Bad Vöslau/Niederösterreich

Hausärzt:in DFP – Das Wichtigste in Kürze

Eine gründliche Anamnese und eine klinische Untersuchung, ergänzt um bildgebende Verfahren wie Röntgen und MRT, sind entscheidend für eine präzise Diagnose.

Häufige Ursachen für Handgelenkschmerzen umfassen

Ganglien, Kahnbeinpseudarthrosen, SL-Dissoziationen sowie TFCC-Läsionen und das Ulna-Impaction-Syndrom.

DFP-Literaturstudium HAUSÄRZT:IN

Die Behandlungsoptionen reichen von konservativen Maßnahmen wie S chienenversorgung und Ergotherapie bis hin zu operativen Eingriffen, wobei die arthroskopische Diagnostik und Therapie zunehmend an Bedeutung gewinnt.

So machen Sie mit: Entsprechend den Richtlinien der ÖÄK finden Sie im Anschluss an den Fortbildungsartikel Multiple-Choice-Fragen. Eine Frage gilt dann als richtig beantwortet, wenn Sie von den vorgegebenen Antworten alle richtigen angekreuzt haben. Für eine positive Bewertung ist erforderlich, dass Sie 2 der 3 Fragen richtig beantworten. In diesem Fall wird 1 DFP-Fachpunkt angerechnet. Online lesen und beantworten: Dieser Fortbildungsartikel inkl. Test steht online auf Gesund.at und meindfp.at noch 2 Jahre zur Verfügung. Wenn Sie dieses elektronische Angebot nutzen, erhalten Sie auch die Teilnahmebestätigung elektronisch.

Per E-Mail oder Post: Schicken Sie den beantworteten Fragebogen bitte per Mail als ScanDokument an office@gesund.at oder per Post an Redaktion HAUSÄRZT:IN/RMA Gesundheit GmbH, Am Belvedere 10 / Top 5, 1100 Wien. Einsendeschluss: 31. Oktober 2025. Unsere aktuellen Fortbildungen finden Sie unter Gesund.at (DFP Fortbildungen).

DFP-Fragen zu „Praxiswissen: Das schmerzhafte Handgelenk“

Die Anzahl der richtigen Antworten ist nach jeder Frage in Klammern angegeben.

Was ist die häufigste Ursache für Schmerzen und Schwellung am Handgelenk? (1 richtige Antwort)

Kahnbeinpseudarthrose.

TFCC-Läsionen.

Ganglion.

Ulna-Impaction-Syndrom.

Welcher Test wird zur Diagnose einer SL-Dissoziation verwendet? (1 richtige Antwort)

Ulnokarpaler Stress-Test.

Skaphoid-Verschiebetest nach Watson.

Ulna-Fovea-Sign.

Kahnbein-Kompressionstest.

3

Bei welchem Syndrom kommt es zu einer unphysiologisch hohen Belastung des ulnaren Kompartiments des Handgelenks? (1 richtige Antwort)

SNAC-Wrist.

SLAC-Wrist.

Karpaltunnelsyndrom.

Ulna-Impaction-Syndrom.

Bitte gut leserlich ausfüllen und E-Mail-Adresse angeben:

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Sexualität im Wechsel

Libidoverlust in der Menopause:

„Oft ist der fehlende Stimulus das Problem …“

„Sexuelle Gesundheit ist von grundlegender Bedeutung für die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden von Einzelpersonen, Paaren und Familien.“

So steht es in der WHO-Definition von sexueller Gesundheit aus dem Jahr 2002.1 Trotzdem ist das Thema in der Medizin immer noch ein Stiefkind, Sexualstörungen werden häufig als „Lifestyleproblem“ abgetan. Die Sexualität von Menschen im fortgeschrittenen Alter wird dabei besonders vernachlässigt, denn es hält sich hartnäckig das Vorurteil, dass sich im letzten Lebensabschnitt sexuell ohnehin nicht mehr viel tue. Dabei sagen die Zahlen etwas anderes: Zwar nimmt die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs mit steigendem Alter kontinuierlich ab, doch kommen Statistiken immer wieder zu dem Ergebnis, dass viele noch bis zum 80. Lebensjahr regelmäßig sexuell aktiv sind.2 Manche Studien beobachten sogar einen „ z weiten Frühling“ zwischen 50 und 60 Jahren, in dem die sexuelle Aktivität vorübergehend wieder zunimmt.

„Use it or lose it“

Während und nach dem Klimakterium kommen aber etliche physische und psy-

chische Faktoren zusammen, die Frauen die Lust auf Sex verderben können. Hauptverantwortlich dafür ist die durch den sinkenden Östrogenspiegel häufig auftretende Scheidentrockenheit. Unbehandelt können sich die Beschwerden mit der Zeit verschlechtern, wie die Endokrinologin und Fachärztin für Sexualmedizin Univ.-Prof.in Dr.in Michaela Bayerle-Eder erklärt: „Wenn eine Frau unter Scheidentrockenheit leidet, gibt sie sich einer sexuellen Aktivität weniger hin. Das wirkt sich nach dem Prinzip ,Use it or lose it‘ auf die gesamte Durchblutung und die Lubrikationsfähigkeit aus, wodurch sich die Sexualfunktion weiter verschlechtert. Es kommt also zu einem sich selbst verstärkenden Prozess “ Doch eine Hormonersatztherapie könne Abhilfe schaffen: „I n solchen Fällen ist eine lokale Östrogentherapie gerechtfertigt, sie erhöht auch nicht das kardiale Risiko der Frau“, hält die Expertin fest. „ Dehydroepiandrosteron zeigt ebenfalls eine Verminderung der vaginalen Atrophie, hat aber keinen Einfluss auf das sexuelle Verlangen “ Bei lokaler Applikation besteht deshalb grundsätzlich kein Gesundheitsrisiko, weil maximal ein kleiner Teil des Hormons in den Körper aufgenommen wird. Sehr hoch

dosierte Cremes können aber dennoch zu systemisch wirksamen Östradiolspiegeln führen.

Zur Symptomlinderung reichen meist nichthormonelle Gleitmittel oder Feuchtigkeitscremes aus, auch wenn diese nicht kausal wirken. Probiotische Präparate unterstützen die Scheidenflora, die für die allgemeine vaginale Gesundheit von großer Bedeutung ist. Bei Scheidentrockenheit sollten diese möglichst in Kombination mit Hyaluronsäure oder einer anderen „feuchtigkeitsspendenden“ Verbindung verabreicht werden. In trockenem Milieu können sich die Mikroorganismen nämlich nicht auf der Vaginalschleimhaut ansiedeln.3 Verhaltensänderungen können ebenfalls einen großen Einfluss haben. Prof.in BayerleEder: „Ein ganz wichtiger Punkt für die Steigerung der sexuellen Zufriedenheit ist nicht zu rauchen. Denn Rauchen kann die Scheidenflüssigkeitsproduktion reduzieren und die Funktion der Vaginalgefäße beeinträchtigen, wodurch es zu verminderter Durchblutung kommt.“

Psychisch oder physiologisch?

Auch unabhängig von möglichen Lubrikationsproblemen nimmt die Libido

während der Wechseljahre häufig ab. Anders als ursprünglich angenommen, liegt das vermutlich nicht nur am veränderten Hormonhaushalt. Denn inzwischen ist bekannt, dass auch psychische Faktoren einen erheblichen Einfluss auf die weibliche Libido haben.

Und an psychischen Belastungen mangelt es während der Menopause bekanntlich nicht. Hitzewallungen, Schwitzen und Stimmungsschwankungen können sich mitunter zu einem Zustand beständigen Unwohlseins summieren. Dazu kommt Prof.in Bayerle-Eder zufolge ein Umstand, der mit den Wechseljahren gar nichts zu tun hat: „ M it dem durchschnittlichen Alter des Eintritts in die Menopause ist man oft am beruflichen Höhepunkt, hat Stress in der Familie oder in der Beziehung – diese Zeit ist also für Frauen oft die ereignisreichste “ Dadurch könnten sich Symptome wie Nervosität oder Gereiztheit noch verstärken.

Reden als Therapie

Für einen psychologischen Zusammenhang spricht auch eine Studie, die Prof.in Bayerle-Eder 2015 an der MedUni Wien durchführte. Untersucht wurde der Effekt von Oxytocin auf das Sexualleben peri- und postmenopausaler Frauen.4 Die Ergebnisse waren sehr positiv, alle gemessenen Werte verbesserten sich durch die Oxytocingabe deutlich. Allerdings wurde kein Unterschied zwischen Placebo- und Verumgruppe festgestellt. Die Sexualmedizinerin erklärt sich den Effekt daher durch einen anderen Aspekt: Die Teilnehmerinnen mussten im Verlauf der Studie gemeinsam mit ihren Partner:innen Tagebuch über ihre sexuelle Aktivität führen. „Allein, dass in der Beziehung mehr über Sexualität gesprochen wurde, hat geholfen, das sexuelle Erleben zu intensivieren“, fasst Prof.in Bayerle-Eder zusammen. „Es hilft also nicht vor allem das Medikament, sondern viel wichtiger ist offensichtlich die funktionierende soziale Interaktion in einer Beziehung.“

Auch in der S3-Leitlinie zu menopausalen Beschwerden wird bei Libidoverlust eine Sexualtherapie empfohlen.5 Nichthormonelle Medikamente sind in Europa bisher nicht zugelassen. Die gute Nachricht laut Prof.in Bayerle-Eder: „Wenn es schon vor der Menopause ein befriedigendes, gutes Sexualleben gegeben hat, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, ein solches danach wiederzuerlangen “ Und zwar auch bei Scheidentrockenheit. „Wenn eine Frau gut stimuliert ist, kann sie sehr wohl Lubrikationsflüssigkeit bilden, außer sie ist Raucherin. Oft ist der fehlende Stimulus das Problem.“

Quellen:

1 who.int/health-topics/sexual-health

2 Schröck F et al., Nervenheilkunde 2021; 40(12): 1001-1006.

3 Leodolter J, Gyn-Aktiv 10.04.2015.

4 Muin D et al., Fertility and Sterility 2015, 104(3): 715-723.

5 AWMF, S3-Leitlinie Registernummer: 015-062, 202 (aktuell in Überarbeitung).

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Gutartig vergrößert

Benigne Prostatahyperplasie: Moderne Therapieoptionen

GASTAUTOR: Priv.-Doz. DDr Conrad Leitsmann, FEBU Univ.-Klinik f. Urologie, LKH-Univ.-Klinikum Graz, Med Uni Graz

Wussten Sie, dass beinahe jeder dritte Mann über 65 Jahre aufgrund einer gutartigen Vergrößerung der Prostata unter Problemen mit dem Wasserlassen leidet? Diese äußern sich als Harnstrahlabschwächung, nächtliches Wasserlassen und/oder oftmaliges Harndranggefühl. Die benigne Prostatahyperplasie (BPH) ist die häufigste Ursache für diese unteren Harnwegssymptome (LUTS) und betrifft einen Großteil der alternden männlichen Bevölkerung. In Österreich mussten 2023 rund 7.500 Patienten mit dieser Diagnose stationär behandelt werden – Tendenz steigend.1

Ätiologie

Die BPH ist eng mit dem Alter assoziiert. Die LUTS umfassen sowohl Speicherals auch Entleerungssymptome.2,3 Eine lebenslange Testosteronwirkung führt zu fibroplastischen Umbauprozessen und einer gutartigen Prostatavergrößerung. Die normale Prostatagröße umfasst etwa 20-30 ml, im Rahmen einer BPH kann sie jedoch deutlich zunehmen. Die Vergrößerung kann zu einer benignen Prostataobstruktion (BPO) führen, die für viele der typischen Miktionsbeschwerden verantwortlich ist.2,4 Bei sehr beeinträchtigenden Symptomen spricht man von einem (meist behandlungsbedürftigen) benignen Prostatasyndrom (BPS). Dennoch müssen alternative Ursachen wie

„Die initiale Diagnostik und die konservative Therapie können im ambulanten Bereich auch durch eine engagierte Hausärzt:in erfolgen.“

neurogene Blasenfunktionsstörungen, Infektionen oder Tumoren in der Differenzialdiagnostik berücksichtigt werden.2

Diagnostik

Die Basisdiagnostik umfasst die allgemeine Anamnese und die spezifische Miktionsanamnese, die sich gegebenenfalls anhand eines Miktionstagebuchs quantifizieren lässt. Ergänzend können der Internationale Prostata-SymptomeScore (IPSS), ein standardisierter Fragebogen zur Erfassung der Beschwerden, eine Restharnbestimmung per Ultraschall und eine Sonographie der Nieren herangezogen werden.2,5 Falls eine Lebenserwartung von mindestens fünf bis zehn Jahren besteht, kann eine PSABestimmung nach Aufklärung des Patienten erfolgen, um die BPH von einer malignen Vergrößerung abzugrenzen.6 Liegt der Verdacht auf ein Prostatakarzinom vor, sollte primär eine multiparametrische MRT-Untersuchung der Prostata vorgenommen werden.6,7 Eine erweiterte Diagnostik mittels urodynamischer Messung ist nur in komplexen und nicht eindeutig auf eine BPO zurückführenden Fällen notwendig.8,9

Konservative Therapie

Die Therapie sollte abhängig von Beschwerdegrad und -bild, Prostatagröße,

individuellen Patientenwünschen und Nebenerkrankungen gestaltet werden. Nichtmedikamentöse Maßnahmen wie Beckenbodentraining, Miktions- und Verhaltenstraining bilden eine Säule der Therapie. Zudem sollte auf individuell unterschiedliche Faktoren geachtet werden, darunter reizende Speisen und Getränke, die einen häufigen Harndrang noch verstärken können. Die Reduktion der Flüssigkeitsaufnahme nach 19 Uhr kann insbesondere bei Nykturie hilfreich sein.2,10

Bei milden Beschwerden kann eine Phytotherapie als erste Maßnahme in Erwägung gezogen werden.11 Bei stärkeren Symptomen stehen folgende etablierte medikamentöse Behandlungsoptionen zur Verfügung: bewährte Monotherapien oder Kombinationen von Alphablockern, welche eine Relaxation der Blasenhalsmuskulatur bewirken, und 5-Alpha-Reduktasehemmern, die über eine Hemmung der Umwandlung des Testosterons in Dihydrotestosteron (die aktive Form) letztendlich zu einer Größenabnahme der Prostata führen.2,12,13

Operative Therapie

Wenn eine medikamentöse Therapie nicht (mehr) den gewünschten Erfolg bringt, gibt es verschiedene operative Behandlungsmöglichkeiten: Zu den

© Monika Wittmann Photography

absoluten OP-Indikationen zählen der akute Harnverhalt, wiederkehrende Harnwegsinfekte, ein durch die BPO bedingtes postrenales Nierenversagen oder rezidivierende Makrohämaturie.2

TUR-P als etabliertes Verfahren

Die transurethrale Resektion der Prostata (TUR-P) ist (noch) die am häufigsten durchgeführte operative Therapie und erfolgt heutzutage meist bipolar, um das Risiko eines TUR-Syndroms zu minimieren. Bei der bipolaren TUR-P wird der innere Teil der Prostata mithilfe einer elektrischen Schlinge schichtweise von innen nach außen abgetragen. Sie ist für Drüsengrößen bis etwa 80 ml geeignet.2,14

Laserverfahren – die moderne Standardtherapie

Minimalinvasive Lasertherapien, insbesondere die Holmium-Laser-Enukleation der Prostata (HoLEP), setzen sich zunehmend als Goldstandard durch. Dieses Verfahren imitiert die offene Enukleation, ist jedoch über die Harnröhre durchführbar. Der gesamte innere Drüsenanteil (Transitionalzone) der Prostata wird mithilfe einer Laserfaser entfernt und gleichzeitig werden die Blutgefäße verödet.15 Die HoLEP ermöglicht eine nahezu vollständige Entfernung des Prostatagewebes und zeigt eine der niedrigsten Reoperationsraten.16 Eine retrograde Ejakulation („trockener Samenerguss“) ist jedoch häufig nach der Operation zu erwarten.2 Die Methode ist unabhängig von der Prostatagröße und hat in spezialisierten Zentren, wo vorhanden, die offene Adenomenukleation oft abgelöst.

Neue minimalinvasive Verfahren

Neuere Verfahren gewinnen zunehmend an Bedeutung, wenngleich noch größere Vergleichsstudien ausstehen. Dazu zählen unter anderem:

• Aquablation: eine transurethrale, ultraschallgesteuerte, athermische Ablation mittels eines hochfokussierten Wasserstrahls, die für Prostatavolumina bis 160 ml geeignet ist. Erste Studien zeigen vielversprechende Ergebnisse in Bezug auf Symptombesserung und Harnstrahlstärke. In manchen Fällen bleibt die antegrade Ejakulation erhalten.17,18

• Rezum: eine Wasserdampfablation, bei der transurethrale Injektionen eine Apoptose in der Prostata auslösen.19 Genutzt werden kann sie als Sequenztherapie vor Laserverfahren oder bei Patienten, die an schweren Begleiterkrankungen leiden und eine längere Narkose nicht tolerieren. Auch hier bleibt eine antegrade Ejakulation bestehen.2,20

Robotische Operationen für große Prostatae

Für stark vergrößerte Prostatae (> 120 ml) oder Patienten mit zusätzlichen pathologischen Befunden wie Blasensteinen oder Divertikeln stellen roboterassistierte Verfahren, z. B. die transvesikale Adenomenukleation mit dem DaVinci-System, eine alternative innovative Behandlungsoption dar. Sie ermöglichen eine präzise Gewebeentfernung >

bei gleichzeitig effektiver Blutstillung. Jedoch ist die Operationszeit relativ lang und ein Zugang durch den Bauchraum häufig notwendig.2,21

Individuelle Therapiewahl

Die initiale Diagnostik und die konservative Therapie können im ambulanten Bereich auch durch eine engagierte Hausärzt:in erfolgen. Ein gut ausgestattetes Zentrum mit erfahrenen Operateur:innen kann dann im Verlauf verschiedenste OP-Verfahren anbieten und gemeinsam mit dem Patienten und der behandelnden Ärzt:in die optimale Therapieoption auswählen. Die Entscheidung richtet sich nach individuellen Beschwerden, Alter, Begleiterkrankungen und den Erwartungen des Patienten hinsichtlich der Neben- und Auswirkungen der jeweiligen Methode. Das heutige Repertoire von Therapieoptionen ermöglicht bei jedem Patienten ein individuelles Vorgehen.

Literatur:

1 Jahrbuch der Gesundheitsstatistik 2023, STATISTIK AUSTRIA Bundesanstalt Statistik Österreich, Wien 2025. ISBN 978-3-903547-06-3.

2 Non-Neurogenic Male Lower Urinary Tract Symptoms (LUTS), Cornu et al., EAU Guidelines. Edn. presented at the EAU Annual Congress Paris April 2024. ISBN 978-94-92671-23-3.

3 De Ridder D, et al, Urgency and other lower urinary tract symptoms in men aged >/= 40 years: a Belgian epidemiological survey using the ICIQ-MLUTS questionnaire. Int J Clin Pract. 2015;69(3):358-65.

4 Abrams P et al., The standardisation of terminology of lower urinary tract function: report from the Standardisation Sub-committee of the International Continence Society. Neurourol Urodyn. 2002;21(2):167-78.

5 Barry MJ et al., The American Urological Association symptom index for benign prostatic hyperplasia. The Measurement Committee of the American Urological Association. J Urol. 1992;148(5):1549-57; discussion 64.

6 Cornford P et al., EAU-guideline prostate cancer, EAU Guidelines. Edn. presented at the EAU Annual Congress Paris April 2024. ISBN 978-94-92671-23-3.

7 Roehrborn CG et al., Serum prostate-specific antigen as a predictor of prostate volume in men with benign prostatic hyperplasia. Urology. 1999;53(3):581-9.

8 Stohrer M et al., EAU guidelines on neurogenic lower urinary tract dysfunction. Eur Urol. 2009;56(1):81-8.

9 Young GJ et al., Prostate Surgery for Men with Lower Urinary Tract Symptoms: Do We Need Urodynamics to Find the Right Candidates? Exploratory Findings from the UPSTREAM Trial. Eur Urol Focus. 2022;8(5):1331-9.

10 Brown CT et al., Self management for men with lower urinary tract symptoms: randomised controlled trial. BMJ. 2007;334(7583):25.

11 Madersbacher S et al., Plant extracts: sense or nonsense? Curr Opin Urol. 2008;18(1):16-20.

12 Barendrecht MM et al., Do alpha1-adrenoceptor antagonists improve lower urinary tract symptoms by reducing bladder outlet resistance? Neurourol Urodyn. 2008;27(3):226-30.

13 Naslund MJ et al., A review of the clinical efficacy and safety of 5alphareductase inhibitors for the enlarged prostate. Clin Ther. 2007;29(1):17-25.

14 Mamoulakis C et al., Midterm results from an international multicentre randomised controlled trial comparing bipolar with monopolar transurethral resection of the prostate. Eur Urol. 2013;63(4):667-76.

15 Gilling PJ et al., Long-term results of a randomized trial comparing holmium laser enucleation of the prostate and transurethral resection of the prostate: results at 7 years. BJU Int. 2012;109(3):408-11.

16 Tan A et al., Meta-analysis of holmium laser enucleation versus transurethral resection of the prostate for symptomatic prostatic obstruction. Br J Surg. 2007;94(10):1201-8.

17 Bhojani N et al., Aquablation Therapy in Large Prostates (80-150 mL) for Lower Urinary Tract Symptoms Due to Benign Prostatic Hyperplasia: Final WATER II 5-Year Clinical Trial Results. J Urol. 2023;210(1):143-53.

18 Gilling PJ et al., Five-year outcomes for Aquablation therapy compared to TURP: results from a double-blind, randomized trial in men with LUTS due to BPH. Can J Urol. 2022;29(1):10960-8.

19 McVary KT et al., Erectile and Ejaculatory Function Preserved With Convective Water Vapor Energy Treatment of Lower Urinary Tract Symptoms Secondary to Benign Prostatic Hyperplasia: Randomized Controlled Study. J Sex Med. 2016;13(6):924-33.

20 Kang TW et al., Convective radiofrequency water vapour thermal therapy for lower urinary tract symptoms in men with benign prostatic hyperplasia. Cochrane Database Syst Rev. 2020;3(3):CD013251.

21 Fuschi A et al., Holmium laser enucleation of prostate versus minimally invasive simple prostatectomy for large volume (>/=120 mL) prostate glands: a prospective multicenter randomized study. Minerva Urol Nephrol. 2021;73(5):638-48.

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Bewusstsein

Vitiligo

Neue Leitlinien zur Behandlung

Atopische Dermatitis

Anhaltende Krankheits- statt Schubkontrolle

Management der schweren atopischen Dermatitis

Anhaltende Krankheits- statt Schubkontrolle durch zielgerichtete Medikamente

Die atopische Dermatitis (AD) ist eine der häufigsten chronisch rezidivierenden Hauterkrankungen – sie betrifft weltweit etwa jedes fünfte Kind und 1-3 % aller Erwachsenen.1 Zu den diagnosebestimmenden Symptomen zählen rote, schuppende Hautekzeme und ein starker Pruritus. Diese können – in Verbindung mit dem stigmatisierenden Erscheinungsbild – die Lebensqualität erkrankter Personen massiv einschränken. Vor allem persistierende und sehr ausgeprägte Hautveränderungen gehen mit einer großen psychosozialen Belastung einher.2 Durch die Zulassung moderner, spezifischer Immuntherapeutika in den vergangenen Jahren ist man dem therapeutischen Ziel, die Krankheitsaktivität langfristig zu kontrollieren, deutlich näher gekommen.

Pathomechanismen und (Basis-)Therapeutika

Die Pathogenese der AD ist komplex und umfasst unter anderem eine genetisch bedingte Störung der Hautbarriere mit erhöhtem transepidermalem Wasserverlust, eine Dysbiose des Hautmikrobioms sowie eine Dysregulation des Immunsystems. Eine Schlüsselrolle spielen histaminunabhängige Pruritogene: Bei AD-Patient:innen dominiert die Immunaktivität von Typ-2-T-Helferzellen mit vermehrter Produktion von Interleukin IL-4 und IL-13. Diese Zytokine können chronischen Pruritus über Januskinase-1/2Signalwege vermitteln.3 Eine konsequente Pflege lindert den Juckreiz, verbessert das Hautbild und reduziert die Anzahl akuter Schübe – sie bildet die Basistherapie bei allen Schweregraden der AD.4 Neben der Anwendung von Emollienzien gehört auch die Vermeidung klinisch relevanter Allergene zum „Grundstock“ der Maßnahmen. Wenn nötig, kann mittels topischer Kortikosteroide (TCS) oder

topischer Calcineurin-Inhibitoren eskaliert werden.

Ab wann systemisch behandeln?

Eine systemische Therapie der AD ist angezeigt, wenn sich die Erkrankung mit den genannten Maßnahmen nicht ausreichend kontrollieren lässt. Es ist empfehlenswert, die Indikation zu dokumentieren – unter Berücksichtigung des objektiven Schweregrades, des subjektiven Belastungsausmaßes und des fehlenden Ansprechens auf andere Behandlungsmaßnahmen.5 Objektive Zeichen wie die Ausdehnung der betroffenen Körperfläche und die Intensität der Hautveränderungen können durch klinische Schweregrad-Scores – z. B. oSCORAD („objective SCORing Atopic Dermatitis“) oder EASI („Eczema Area and Severity Index“) – erfasst werden. Zusätzlich sollten auch patient:innenseitig berichtete Aspekte anhand validierter Instrumente einbezogen werden: Zur Beurteilung der Lebensqualität hat sich etwa der DLQI („ Dermatology Life Quality Index“) bewährt. Gerade psychische Probleme können sekundär aufgrund des Juckreizes entstehen und sich im Rahmen einer wirksamen Therapie ebenfalls verringern. Neben Patient:innen mit einem hohen Gesamtscore kommen für eine systemische Therapie auch solche in Frage, die über eine längere Zeitspanne große Mengen stark wirksamer topischer Glukokortikosteroide (TCS) benötigt haben.

Die Signalwege der Entzündung hemmen

Moderne Immuntherapeutika können den topischen Steroidbedarf senken, den Pruritus deutlich lindern und dadurch Hautbild und Lebensqualität signifikant verbessern. Zu den klassischen systemischen Therapieoptionen

gehören der kurzfristige Einsatz systemischer Kortikosteroide und orales Cyclosporin A. Systemische Glukokortikosteroide sollten ausschließlich als „Rescue-Therapie“ bei akuten Schüben maximal drei Wochen lang eingesetzt werden, Cyclosporin kann bei erwachsenen Patient:innen mit AD als Intervalltherapie zur Krankheitskontrolle erwogen werden. Für die Langzeitbehandlung von AD-Patient:innen, die für eine systemische Therapie in Frage kommen, werden in allen Leitlinien nachdrücklich Januskinase(JAK)Inhibitoren und Biologika empfohlen. Biologika gehören zur Klasse der monoklonalen Antikörper, deren Wirkung auf die Blockade der beiden Schlüsselmediatoren der Th2-Immunantwort, Interleukin(IL)-4 (Dupilumab) und IL13 (Dupilumab, Tralokinumab, Lebrikizumab), abzielen. Dupilumab rangiert dabei gemäß Real-Life-Daten aus dem deutschen Neurodermitisregister TREATgermany seit seiner Zulassung im Jahr 2017 ganz oben auf der Liste der verordneten Systemtherapeutika.6,7 Innerhalb einer 16-wöchigen Testphase konnte Dupilumab sowohl die kutanen Symptome als auch die psychologische Belastung der AD nachweislich senken. Etwa die Hälfte der Teilnehmer:innen erreichte einen Rückgang des „Eczema Area and Severity Index“ um 75 % (EASI-75-Ansprechen), jede dritte bis vierte Patient:in sogar ein EASI-90Ansprechen.8 Die letzte Indikationserweiterung erfolgte im März 2023 bei Kindern im Alter von sechs Monaten bis fünf Jahren mit schwerer AD.9

Mag.a Sylvia Neubauer

Literatur:

AWMF-S3-Leitlinie Atopische Dermatitis, Stand: 06/2023.

1 Nutten S et al., Annals of nutrition & metabolism 2015; 66 Suppl 1: 8–16.

2 Dieris-Hirche J et al., Acta Derm Venereol 2017; 97: 1189-95.

3 Bonnekoh H et al., J Dtsch Dermatol Ges 2022; 20(2):150-156.

4 Sher LG et al., Acta dermatovenereologica 2012; 92: 455–461.

5 AWMF-S2k-Leitlinie-Aktualisierung „Systemtherapie bei Neurodermitis“, Stand: 02/2020.

6 Heratizadeh A et al., J Eur Acad Dermatol Venereol 2020; 34(6):1263-1272.

7 Abraham S et al., Br J Dermatol 2020; 183(2): 382-384.

8 Simpson EL et al., 2016; 375: 2335–2348.

9 European Medicines Agency: Assessment Report –Variation: Dupixent: ema.europa.eu/en/documents/ variation-report/dupixent-h-c-4390-ii-0060-eparassessment-report-variation_en.pdf (zuletzt abgerufen am 26.03.2025).

In den Entzündungsprozess eingreifen

Therapieoption für Patient:innen mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis

Die Psoriasis, eine chronisch entzündliche, autoimmune Hauterkrankung, betrifft etwa 250.000 Menschen in Österreich. Sie entsteht durch eine fehlgeleitete Immunreaktion, bei der Entzündungszellen (v. a. T-Zellen) überaktiv sind und vermehrt entzündliche Botenstoffe freisetzen. Das führt zu einer beschleunigten Hautzellteilung – neue Hautzellen werden zu schnell gebildet und schuppen ab. Häufige Risikofaktoren sind: eine genetische Prädisposition, Stress, Infekte, Medikamente (z. B. Betablocker, Lithium), Alkohol, Rauchen und das Metabolische Syndrom. Die häufigsten Begleiterkrankungen umfassen kardiovaskuläre Erkrankungen bzw. die Psoriasisarthritis (PsA), eine entzündliche Gelenkbeteiligung. Psoriasisarthritis entwickelt sich bei 5–30 % der Patient:innen und kann die Gelenke beeinträchtigen. Mittelschwer bis schwer ist die Psoriasis typischerweise, wenn mehr als 10 % der Körperoberfläche betroffen sind (BSA – „Body Surface Area“), eine Psoriasisarthritis vorliegt und die Lebensqualität stark eingeschränkt ist (z. B. bei Befall von Händen, Füßen, Gesicht oder Genitalbereich). Bei mittelschwerer bis

schwerer Psoriasis ist eine systemische Therapie indiziert: einerseits mit Medikamenten wie Methotrexat (MTX), Ciclosporin sowie Fumarsäureester –andererseits haben sich in den letzten Jahren Biologika (Interleukin-17Hemmer und Interleukin-23-Hemmer) zunehmend etabliert und die Behandlung der Psoriasis revolutioniert.

Niedermolekularer Immunmodulator

Die Entwicklung geht noch einen Schritt weiter: „ Small Molecules“, also niedermolekulare Wirkstoffe, sind eine weitere Option für die individualisierte Therapie von Patient:innen mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis. Bereits seit 2015 ist Apremilast in der Europäischen Union zur Behandlung der Psoriasisarthritis und der Plaquepsoriasis zugelassen. Im Oktober 2024 erfolgte die Erweiterung der Indikation um mittelschwere bis schwere Plaquepsoriasis bei Kindern und Jugendlichen ab sechs Jahren sowie mit einem Gewicht von mindestens 20 kg, die für eine systemische Therapie in Frage kommen.1

Apremilast ist ein „ Small Molecule“, welches in die Entzündungsmechanismen im Inneren der Zellen eingreift. Es handelt sich dabei um einen oral einzunehmenden PDE4-Hemmer (Phosphodiesterase-4-Inhibitor).

Die orale Verabreichung ist für viele Patient:innen von Vorteil. Der niedermolekulare Wirkstoff hemmt innerhalb der Zelle das Enzym Phosphodiesterase-4 (PDE4). PDE4 baut den Zellbotenstoff cAMP (zyklisches AdenosinMonophosphat) ab. Weil Apremilast das Enzym PDE4 hemmt, ist in der Folge eine höhere Konzentration des Botenstoffs cAMP in der Zelle vorhanden. Dadurch kommt es ebendort zu einer verminderten Freisetzung des Zytokins TNF-alpha. Die Wirkung von TNF-alpha ist pro-inflammatorisch, d. h., durch TNF-alpha wird eine Entzündung im Körper ausgelöst oder verstärkt. Apremilast greift auf diese Weise also in die Entzündungsprozesse des Körpers ein.2

Wirksamkeit bei Psoriasisarthritis und Psoriasis

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Apremilast wurde in drei multizentrischen, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studien (PALACE 1- 3)3 mit ähnlichem Design bei erwachsenen Patient:innen mit aktiver PsA (≥ 3 geschwollene Gelenke und ≥ 3 druckschmerzempfindliche Gelenke) trotz Vortherapie mit niedermolekularen oder biologischen DMARDs beurteilt. Insgesamt wurden 1.493 Patient:innen randomisiert und entweder mit Placebo oder mit Apremilast 20 mg respektive mit Apremilast 30 mg zweimal täglich oral behandelt.

Eine weitere Studie (PALACE 4)4 aus den USA, Großbritannien und Australien, in der Patient:innen 52 Wochen lang behandelt wurden, belegt eine gute Wirksamkeit und Verträglichkeit von Apremilast bei Patient:innen mit Psoriasisarthritis, die zuvor keine Therapie mit anderen Basistherapeutika erhalten hatten.4

© stock.adobe.com/ lapeepon

In einer Studie, die die Wirkungsweise von Apremilast in Österreich untersuchte (APPRECIATE-STUDY)5, wurde bei Psoriasispatient:innen eine Verbesserung der klinischen Ergebnisse beobachtet und erhoben, dass die Zufriedenheit mit der Therapie bei den Behandelten und den Ärzt:innen hoch war. Zusammenfassend zeigen die Studienergebnisse: Entzündungen der Sehnenansätze gehen zurück und es tritt eine signifikante Besserung der Hautsymptomatik ein, vor allem an der Kopfhaut und an den Nägeln. Weiters kommt es zu einer raschen Verminderung des Juckreizes.

Bei Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis 17 Jahren mit mittelschwerer bis schwerer Plaquepsoriasis wurde die Sicherheit von Apremilast im Rahmen einer 52-wöchigen klinischen Studie (SPROUT-Studie)6 beurteilt. Das im Rahmen der Untersuchung ermittelte Sicherheitsprofil entsprach jenem, das zuvor bei erwachsenen Patient:innen mit mittelschwerer bis schwerer Plaquepsoriasis nachgewiesen wurde.

Nebenwirkungen und Kontraindikationen

Die bisherigen Studien bzw. Zulassungsstudien zeigen auch, dass die häufigsten Nebenwirkungen das Verdauungssystem bzw. den Gastrointestinaltrakt betreffen (Durchfall bei 15,7 %, Übelkeit bei 13,9 % der Patient:innen) und innerhalb von vier Wochen wieder abklingen. Infektionen der oberen Atemwege (8,4 %), Kopfschmerzen (7,9 %) und Spannungskopfschmerzen (7,2 %) sind weitere mögliche leichte bis moderate Nebenwirkungen. Auch verminderter Appetit und Schlaflosigkeit kommen vor. Schwere Infektionen bzw. Neuerkrankungen wurden nicht beobachtet. Menschen, die an hereditärer Galactose-Intoleranz, hereditärem LactaseMangel oder an hereditärer Galactose-Malabsorption leiden, sollten das Medikament nicht einnehmen. Vorsicht ist z. B. auch bei vorliegenden psychiatrischen Erkrankungen geboten, es besteht ein erhöhtes Risiko, Schlaflosigkeit und Depressionen zu entwickeln. Auch suizi-

dales Verhalten wurde bei Patient:innen mit oder ohne Depression in der Anamnese beobachtet. Zeigen sich psychiatrische Symptome, sollte eine Fortsetzung der Therapie daher sorgfältig abgewogen werden. Bei Patient:innen mit stark eingeschränkter Nierenfunktion ist die Dosis zu reduzieren. Im Falle einer gleichzeitigen Einnahme von Rifampicin kann es zu einem Wirksamkeitsverlust kommen. Eine Schwangerschaft ist bei Beginn der Behandlung auszuschließen, denn Apremilast erhöht das Risiko embryofetaler Verluste. Auch während der Stillzeit sollte Apremilast nicht eingenommen werden.7

Quellen:

1 ema.europa.eu/en/medicines/human/EPAR/otezla 2 rheuma-online.at/medikamente

3 Kavanaugh A et al., Arthritis Res Ther. 2019;21(1):118.

4 Wells AF et al., Rheumatology, Volume 57, Issue 7, July 2018, Pages 1253-1263.

5 Jonak C et al., Ther Adv Chronic Dis. 2023 Feb 7:14:20406223231152785.

6 Fiorillo L et al., J Am Acad Dermatol. 2024 Jun;90(6):1232-1239.

7 Details sind der Fachkurzinformation zu entnehmen.

Mag.a

Bewusstsein für Vitiligo schaffen

Erst als viertes Land weltweit: Österreich hat nun Leitlinien zur Behandlung von Vitiligo – von Expert:innen für Expert:innen

EXPERTIN:

Univ.-Prof.in Dr.in Angelika Hofer

Dermatologin und Leiterin der Vitiligo-Ambulanz an der Univ.Klinik für Dermatologie und Venerologie, Med Uni Graz

Nach Großbritannien (2021), Deutschland (2022) und den USA (2024) ist Österreich erst das vierte Land weltweit, in dem es Leitlinien und Empfehlungen für die Behandlung der Autoimmunerkrankung Vitiligo gibt.1 Erstellt von der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie (ÖGDV), wurden diese bundesweit an rund 1.300 Dermatolog:innen versandt.

Großer Leidensdruck

Vitiligo ist eine chronische Autoimmunerkrankung der Haut, die mit einem Pigmentverlust einhergeht und durch weiße Flecken der Haut gekennzeichnet ist: häufig rund um die Augen, den Mund und die Nase, aber auch an Ellenbogen, Knien, Knöcheln und anderen Körperstellen. Das Immunsystem richtet sich gegen die Melanozyten, die für die Hautfarbe verantwortlich sind, und zerstört sie. Vitiligo zählt zu den häufigsten Pigmentierungsstörungen mit einer geschätzten Prävalenz von 0,5 bis 1,0 Prozent. Das entspricht bis zu 150 Millionen Betroffenen weltweit und rund 90.000 bis 100.000 in Österreich. Die Erkrankung ist zwar nicht ansteckend oder schmerzhaft, aber das psychische Leid der Betroffenen ist enorm. Als jüngste Behandlungsmethode ist ein topischer Januskinase-Hemmer am Markt. Dabei handelt es sich um eine erste spezifisch zugelassene Therapie für die nichtsegmentale Vitiligo.

Die österreichische Leitlinie

„Vitiligo ist nicht heilbar, aber sie ist sehr wohl behandelbar“, bestätigt die

Co-Autorin der österreichischen Leitlinie¹, Univ.-Prof.in Dr.in Angelika Hofer, Dermatologin und Leiterin der VitiligoAmbulanz an der Univ.-Klinik für Dermatologie und Venerologie Graz. „Gerade in letzter Zeit sind Behandlungsmöglichkeiten dazugekommen –wie die Lokaltherapie mit dem topischen JAK1/2-Hemmer.“ Die Leitlinie fasst jüngste Erkenntnisse und Empfehlungen zusammen und will so die Kolleg:innen in Österreich auf den aktuellen Stand bringen.

Literatur:

1 Hofer A, Radakovic S, Ratzinger G, Selhofer S, Holzer G, Tanew A, Therapeutisches Management bei Vitiligo: Leitlinienzusammenfassung und Empfehlungen: ÖEGDV Skin-Journal 03 2024.

Die acht wichtigsten Empfehlungen

u Mit einer Therapie sollte – gerade auch bei Kindern – möglichst frühzeitig begonnen werden, das erhöht die Erfolgschancen.

v Bei neu diagnostizierter Vitiligo sollte ein Screening auf weitere Autoimmunerkrankungen, insbesondere Schilddrüsenerkrankungen, erfolgen.

w Eine aktive Vitiligo kann sowohl mit einer Ganzkörper-SchmalbandUVB-Therapie als auch mit einer oralen Therapie mit Steroiden (üblicherweise für sechs Monate) behandelt werden, um das Fortschreiten der Erkrankung zu stoppen.

x Vor der Verschreibung einer topischen Therapie mit einem JAK1/2Hemmer bei einer nichtsegmentalen Vitiligo sollte eine drei- bis sechsmonatige Vortherapie mit topischen Kortikosteroiden und/oder Calcineurininhibitoren und/oder Phototherapie erfolgt sein.

y Moderate Sonnenexposition (zunächst für fünf Minuten, später für bis zu 45 Minuten) kann die repigmentierende Behandlung unterstützen.

z Nach Therapiebeginn sollte alle drei Monate eine Verlaufskontrolle stattfinden. Damit können Therapietreue, Wirksamkeit und allfällige Nebenwirkungen der Behandlung evaluiert werden.

{ Eine NB-UVB-Phototherapie ist –nach Rücksprache mit den Eltern und nach Abwägung von Nutzen und Risiken – auch bei Kindern möglich.

| Wie die Behandlung bei einer stabilen Vitiligo fortgeführt wird, sollte individuell besprochen werden.

Hier geht es zur Leitlinie:

Ein Besuch bei der Hausärzt:in oder der Dermatolog:in sollte Betroffenen auf jeden Fall Klarheit bringen und helfen, eine Vitiligo nach aktuellen Forschungserkenntnissen zu behandeln.

PA/Red

Intervallfasten und Haarausfall

Studie deckt Risiken auf – Nährstoffmängel sind möglich

Intervallfasten ist in den vergangenen Jahren zu einem populären Ernährungstrend geworden. Viele Menschen erhoffen sich davon nicht nur eine Gewichtsreduktion, sondern auch eine Verbesserung des Stoffwechsels und eine längere Lebenserwartung. Doch eine aktuelle Studie1 stellt diese Ernährungsweise in einem neuen Licht dar: Die Forschenden fanden heraus, dass regelmäßiges Fasten potenziell negative Auswirkungen auf das Haarwachstum haben kann.

Eingeschränkte Nährstoffzufuhr

Wissenschafter:innen verschiedener Universitäten untersuchten über einen längeren Zeitraum hinweg die Haargesundheit von Personen, die unterschiedliche Fastenmodelle praktizierten. Dabei fiel auf, dass vor allem Menschen, die über Monate hinweg eine strikte Einhaltung von Fastenfenstern durchführten, häufiger über Haarausfall, dünner werdendes Haar und eine schlechtere Haarstruktur berichteten. Besonders betroffen waren Personen, die Fastenmethoden wie das

16:8- oder das 5:2-Modell nutzten und gleichzeitig nicht ausreichend auf eine ausgewogene Nährstoffversorgung achteten. Die Ursache für diese negativen Auswirkungen auf das Haarwachstum scheint in der eingeschränkten Nährstoffzufuhr während der Fastenperioden zu liegen. Haare benötigen für ihr Wachstum eine konstante Versorgung mit essenziellen Mikronährstoffen wie Eisen, Zink, Biotin und Eiweiß. Jene sind entscheidend für die Bildung von Keratin, dem Hauptbestandteil der Haare. Eine unzureichende Zufuhr kann dazu führen, dass der Körper die Versorgung der Haarfollikel zugunsten wichtigerer Organfunktionen einschränkt – mit der Folge, dass das Haarwachstum gehemmt wird oder es vermehrt zu Haarausfall kommt. Die Studie ergab zudem, dass nicht nur die Dauer, sondern auch die Zusammensetzung der Ernährung eine Rolle spielt. Teilnehmer:innen, die ihre Nährstoff-

zufuhr in den Essensphasen stark reduzierten oder einseitig gestalteten, wiesen eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit für Haarprobleme auf.

Besonders kritisch sind der Untersuchung zufolge Fastenkonzepte, bei denen während der erlaubten Essenszeiten nicht genügend Proteine oder essenzielle Fettsäuren aufgenommen werden.

Frühzeitig gegensteuern

Expert:innen weisen darauf hin, dass Haarausfall oft schleichend beginnt und Betroffene die Ursache erst spät erkennen. Patient:innen, die über längere Zeiträume fasten und Veränderungen an ihrer Haarstruktur bemerken, sollte demnach geraten werden, frühzeitig gegensteuern. Ein Bluttest kann Aufschluss über mögliche Nährstoffdefizite geben. Besonders Frauen, die ohnehin zu Eisenmangel neigen, sollten auf eine ausreichende Versorgung achten.

Auch wenn das Intervallfasten weiterhin als Methode zur Gewichtsreduktion und Stoffwechseloptimierung diskutiert wird, zeigt die Studie, dass es nicht für jede:n gleichermaßen geeignet ist. Ernährungsexpert:innen empfehlen, die individuellen Bedürfnisse des Körpers zu berücksichtigen und Fastenkonzepte nicht unkritisch zu übernehmen.

Engin Günder/Red*

* PresseBox/ApoRisk GmbH (adaptiert).

Literatur: 1 Chen H et al., Cell, Volume 188, Issue 1,157-174.e22.

Digitalisierung im Wundmanagement

Einsatzmöglichkeiten in der Pflegepraxis

GASTAUTOR:INNEN-TEAM:

Sandra Dohr, BA MA Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Albert Schweitzer Institut der Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz

Christoph Ortner, BA Wundmanager in der Albert Schweitzer Klinik der Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz © GGZ

Chronische Wunden treten vermehrt im Alter auf und nehmen vor dem Hintergrund des demografischen Wandels zu.1 Neben direkten Kosten für das Gesund-

heitssystem verursachen chronische Wunden auch indirekte Kosten, wie den Verlust der gesundheitsbezogenen Lebensqualität von Betroffenen.1,2 Da chronische Wunden häufig mit anderen Erkrankungen assoziiert sind, erfordert ihre Versorgung eine interdisziplinäre Herangehensweise.1,3

Das Wundmanagement ist sowohl im Österreichischen Strukturplan Gesundheit4 als auch im Gesundheits- und Krankenpflegegesetz5 verankert und umfasst „[…] alle übertragenen medizinischen und originär pflegerischen Maßnahmen und Interventionen, die dazu dienen, die Entstehung einer chronischen Wunde zu verhindern, eine Wunde zu erkennen, den Wundheilungsprozess zu beschleunigen, Rezidive zu vermeiden und die Lebensqualität sowie Selbst- und Gesundheitskompetenz der Patient:innen zu erhöhen.“

Digitale Innovationen im Wundmanagement

Da die Versorgung chronischer Wunden komplex und zeitaufwändig ist, gewinnen digitale Anwendungen im Bereich des Wundmanagements zunehmend an Bedeutung. Die herkömmliche, papierbasierte Dokumentation von Wunden wird fortschreitend durch digitale Anwendungen ersetzt – etwa durch Apps auf mobilen Endgeräten wie Tablets oder Smartphones, die eine digitale Erfassung von Anamnesedaten und Wundeigenschaften sowie eine automatische Wundberichterstellung ermöglichen.6 In der Wundversorgung und Therapie können KI-gestützte Diagnosetools nützlich sein, mit denen sich Wunden berührungslos vermessen und analysieren lassen.6 Auch AugmentedReality-Datenbrillen kommen immer

häufiger zum Einsatz und erlauben eine sprach- oder gestengesteuerte Dokumentation der Daten in Echtzeit, was insbesondere bei aseptischen Tätigkeiten unterstützen kann.7 Weiters können Smart Dressings über Sensoren, die im Verbandsmaterial integriert sind, Biomarker messen, den Heilungsprozess überwachen sowie bei Bedarf Medikamente freisetzen, wodurch eine personalisierte und bedarfsgerechte Wundbehandlung gefördert wird.8 Zudem bieten telemedizinische Lösungen eine ortsunabhängige Überwachung von Wunden. Dadurch können Gesundheitsfachkräfte anhand von Bild- und Videomaterial den Zustand einer Wunde bewerten, ohne dass Patient:innen physisch anwesend sein müssen.9

Digitalisierung ganzheitlich gedacht

Claudia Götz, MSc, Expertin für Wundmanagement mit über 30 Jahren Erfahrung in der Pflege, hebt insbesondere den Nutzen digitaler Wundfotografie hervor: „ Die Wundfotografie mit integrierter Vermessungsfunktion sollte als wichtigster Bestandteil künftiger Dokumentationslösungen gesehen werden. Diese Funktion ermöglicht es auch Pflegepersonen, welche nicht besonders geübt in der Beschreibung von Wunden sind, Veränderungen der Wundsituation festzustellen. Es gibt bereits einige Fotodokumentationen, welche es erlauben, den Anteil unterschiedlicher Gewebetypen, etwa des Fibrinbelags oder des Granulationsgewebes, in Prozenten sowie die Wundtiefe zu bestimmen. Durch jene Lösungen sprechen Mitarbeiter:innen die gleiche Sprache und in der Folge kann der Informationsfluss auch im interdisziplinären Team besser funktionieren “

Ergänzend dazu sieht die Wundexpertin Potenzial in der Verknüpfung von Wundmanagementlösungen mit anderen Bereichen wie etwa automatisierter Materialbestellungen: „Verbandmaterial könnte per Klick als Verordnung vorbereitet und direkt ausgedruckt werden“, erklärt Götz. Auch die Berücksichtigung begleitender Therapien ist von Bedeutung, vor allem im Bereich der Ernährung: „ H äufig leiden Betroffene

unter Mangelernährung und bei exsudierenden Wunden steigt der Eiweißbedarf des Körpers erheblich. Denkbar wäre hier, dass ein integrierter MNA (Mini Nutritional Assessment)-Status erhoben und anhand von Parametern wie Körpergröße, Gewicht und Exsudatmenge eine personalisierte Ernährungsempfehlung gegeben wird – eventuell auch mit substituierenden Produkten.“ Darüber hinaus spielt die Druckentlastung eine zentrale Rolle in der Wundversorgung, „[…] bei der ebenfalls intelligente Systeme unterstützend wirken und in die Wunddokumentation integriert werden könnten. Oft sind Positionierungen von Patient:innen notwendig. Jedoch verfügen manche Betroffene, trotz der Entstehung eines Dekubitus, noch über Eigenbewegung. Hier können 3D-Sensoren unterstützen und feststellen, wie viel Eigenbewegung vorhanden ist, um Positionierungen individuell durchführen zu können.“

„Durch digitales Wundmanagement sprechen Pflegekräfte die gleiche Sprache.“

Literatur:

1 Schneider C et al., (2022). Die Versorgung chronischer Wunden durch das österreichische Gesundheitssystem – eine Übersicht. doi.org/10.5281/zenodo.6406108

2 Olsson M et al., (2019). The humanistic and economic burden of chronic wounds: A systematic review. Wound repair and regeneration: official publication of the Wound Healing Society [and] the European Tissue Repair Society, 27(1), 114–125. doi.org/10.1111/wrr.12683

3 Bohnet-Joschko S, Wiedemann R (2020). Chronische Wunden in stationären Pflegeeinrichtungen. Pflegez 73, 54–57. doi.org/10.1007/s41906-020-0701-3

4 BMSGPK (2023): Österreichischer Strukturplan Gesundheit (ÖSG) 2023, gemäß Beschluss der BundesZielsteuerungskommission vom 15. Dezember 2023. Im Auftrag der Bundesgesundheitsagentur. Wien

5 Bundesgesetz über Gesundheits- und Krankenpflegeberufe 2016,§ 22a; abgerufen am 11. November 2024.

6 Bohnet-Joschko S, Schmidt L (2023). Chronische Wunden digital versorgt. Pflegez 76, 57–59. doi.org/10.1007/s41906-023-2044-3

7 Klinker K et al., (2021). Augmented Reality für das Wundmanagement: Hands-Free Service Innovation mittels Datenbrillen. In: Wiesche M, Welpe IM, Remmers H, Krcmar H (eds). Systematische Entwicklung von Dienstleistungsinnovationen. Informationsmanagement und digitale Transformation. Springer Gabler, Wiesbaden. doi.org/10.1007/978-3-658-31768-3_16

8 O‘Callagha S et al., (2020). ‚Smart‘ wound dressings for advanced wound care: a review. Journal of wound care, 29(7), 394–406. doi.org/10.12968/jowc.2020.29.7.394

9 Kim PJ et al., (2022). Chronic Wound Telemedicine Models Before and During the COVID-19-Pandemic: A Scoping Review. Advances in skin & wound care, 35(2), 87–94. doi.org/10.1097/01.ASW.0000805140.58799.aa

Erfahrungen aus der Praxis

Die Einführung einer digitalen Wunddokumentationslösung wurde im Interreg CENTRAL EUROPE Projekt „ DigiCare4CE“ in den Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz praktisch erprobt. Dabei wurde eine Applikation in das bereits genutzte mobile Dokumentationssystem integriert. Die Anwendung ermöglichte eine automatische Wundvermessung bzw. die Erfassung von Parametern wie Fläche und Tiefe der Wunde, eine standardisierte Wundbeschreibung sowie eine visuelle Darstellung des Heilungsverlaufs.

Die Rückmeldungen der Pflegepersonen zeigten, dass die App das Potenzial hat, die Dokumentationsqualität durch präzisere Wundvermessung und automatisierte Arbeitsabläufe zu erhöhen. Gleichzeitig traten bei der Testung Herausforderungen auf: Technische Probleme und eine mangelnde Routine im Umgang mit neuen Technologien führten teilweise zu Frustration im Pflegealltag. Besonders beim direkten Kontakt mit Bewohner:innen bleibt wenig Zeit für technische Schwierigkeiten. Eine Pflegekraft betont dabei einen wichtigen Aspekt: „I n der Pflege geht es in erster Linie um Beziehungsarbeit – neue Technologien erfordern ein Umdenken, das nicht nur das Pflegepersonal, sondern auch Führungskräfte fordert."

Um eine nachhaltige Integration digitaler Anwendungen im Wundmanagement zu gewährleisten, sind daher intuitive Bedienbarkeit, strukturierte Change-Management-Prozesse, ein zuverlässiger technischer Support sowie regelmäßige Schulungen der digitalen Kompetenzen der Mitarbeiter:innen von zentraler Bedeutung.

Veröffentlicht am 16.12.2024: Erstveröffentlichung: Dohr, S. & Ortner, C. (2024). Digitalisierung im Wundmanagement. Chancen und Herausforderungen für die Pflegepraxis. ProCare 29 (10), 37-40.

GASTAUTORIN: Mag.a Dr.in Elisabeth Eichenauer Department für Pharmazeutische Wissenschaften, Abteilung Pharmakognosie, Universität Wien

„Die Pflanzenwelt birgt eine Fülle potenter Alternativen zur Behandlung verschiedenster Hautkrankheiten.“

Phytotherapie für die Haut

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu traditionellen Naturprodukten

Naturstoffe spielen auch heutzutage eine immense Rolle in der Entwicklung neuer Medikamente. Eingesetzt werden sie dafür in Form von unveränderten Substanzen, Derivaten davon oder Stoffen, die von Naturstoffen abgeleitet sind.1 Zu diesen Naturstoffen zählen zu 44 % biochemische Substanzen, die aus Säugetierzellen gewonnen werden, wie zum Beispiel Insulin, aber auch Komponenten, welche in Bakterien (12 %), Pilzen (16 %) oder Pflanzen (25 %) produziert werden.2 In der traditionellen Volksmedizin haben vor allem die pflanzlichen Arzneimittel einen hohen Stellenwert, und das seit Jahrhunderten. In Österreich wurden Daten zur Volksmedizin im Zuge eines Projektes der Universität Wien in einer Datenbank, der VOLKSMED-Datenbank, zusammengetragen. Und zwar in Form von Monografien oder Mischungen. Für die Erstellung dieser Datenbank wurden über 2.000 Personen in ganz Österreich, Südtirol und Teilen des südöstlichen Bayerischen Waldes interviewt. Der Monografie-Teil umfasst über 43.000 Einträge mit mehr als 73.000 Nennungen in unterschiedlichsten Bereichen. Allein in puncto „Wundheilung“, einer der vielen Unterindikationen im Bereich „ Haut“, sind 1.945 Nennungen verzeichnet. Bei 1.826 davon handelt es sich um Pflanzen.3 Diese Datenbank wurde bereits erfolgreich bei der Wiedereinführung traditioneller pflanzlicher Arzneimittel in die moderne Medizin genutzt.

Manuka-Honig bei Neurodermitis

In der Unterindikation „Neurodermitis“ enthält die Datenbank lediglich 13 pflanzliche Nennungen, mit dem Stiefmütterchen (Viola L., Veilchengewächse) und der Birke (Betula L., Birkengewächse) als den am häufigsten vorkommenden Treffern. Zu diesen bereits bekannten neurodermitislindernden Pflanzen gab es in den letzten Jahren keine neuen wissenschaftlichen Studien. Zu einem anderen Naturprodukt jedoch sehr wohl: dem Manuka-Honig, gewonnen aus dem Nektar der neuseeländischen Südseemyrte (Leptospermum scoparium, J.R.Forst&G.Forst, Myrtengewächse). Der Manuka-Honig, der vor allem ob seiner wundheilungsfördernden Wirkung bekannt ist und verwendet wird, erzielte in einer Pilotstudie mit 14 adulten Freiwilligen, die an beidseitiger Neurodermitis litten, eine signifikante Linderung der Symptome. Bei allen Patient:innen, die mit dem Produkt Medihoney® für sieben Tage immer über Nacht behandelt wurden, zeigte sich eine Verbesserung.4 Des Weiteren gibt es eine Pilotstudie mit 30 Patient:innen zwischen zwei und 18 Jahren mit milder bis moderater Neurodermitis, in der belegt werden konnte, dass beim Einsatz der Medihoney®-Derma-Creme versus eine 1%-ige Hydrocortisoncreme keine signifikanten Unterschiede bestanden: Der Manuka-Honig war folglich dem Cortison nicht unterlegen.5 Diese Ergebnisse untermauern die Bedeutung des Manuka-Honigs als potentielle Alternativtherapie bei Neurodermitis, um den Einsatz von Cortison zu minimieren.

Rosmarin bei Akne

Acne vulgaris hat in der VOLKSMEDDatenbank 22 pflanzliche Nennungen, mit Thymian (Thymus L., Lippenblütler) und Kamille (Matricaria chamomilla L., Korbblütler) als Hits. Auch eine

weitere Pflanze aus der Familie der Lippenblütler wird genannt: der Rosmarin (Salvia rosmarinus Spenn.). Bereits bekannt ist, dass Rosmarin antimikrobiell gegen Cutibacterium acnes, sogar antibiotikaresistente Stämme, wirkt.6 In einer randomisierten, kontrollierten Doppelblindstudie (n = 50) wurden die Patient:innen entweder mit Clindamycin + Benzoylperoxid 1 %/5 % oder mit einem Rosmaringel (hydroethanolischer Extrakt der Blätter) behandelt. In beiden Gruppen kam es zu einer signifikanten Abnahme der Anzahl von entzündeten Herden, Komedonen, Pusteln und Papeln, wobei diese Abnahme in der Rosmaringruppe signifikant schneller eintrat – bei wesentlich selteneren Nebenwirkungen.7 Der Einsatz von Rosmarin in der Behandlung der Acne vulgaris könnte demnach eine Option für die Reduktion von Antibiotika darstellen.

Fichte bei Wunden

Mit nur 18 von 1.826 pflanzlichen Nennungen in der VOLKSMEDDatenbank ist die Gemeine Fichte (Picea abies (L.) H.Karst, Kieferngewächse) im Bereich „Wundheilung“ eine eher selten verwendete Pflanze. Traditionell wird eine Salbe aus Fichtenbalsam und Schweineschmalz hergestellt. Basierend auf dieser traditionellen Zubereitung, gibt es seit 2019 eine Monografie im Österreichischen Arzneibuch („Unguentum Piceae abietis balsami officinale“) über eine Salbe aus 20 % Fichtenbalsam in Schweineschmalz. Des Weiteren gibt es das Medizinprodukt Picea-Salbe® mit derselben Zusammensetzung wie die offizinelle Salbe, sowie Abilar®, ein finnisches Produkt mit 10 % Fichtenharz in einer vaselinebasierten Zubereitung. Die Zusammensetzungen der beiden Fichtenausscheidungen wurden bereits untersucht und sind sehr ähnlich, was auch auf vergleichbare Bioaktivitäten schließen lässt.8 Fichtenharz zeigt antimikrobielle Effekte gegen verschiedene Pilze und Bakterien, die Wunden besiedeln und zu Komplikationen führen können, wie zum Beispiel gegen den methicillinresistenten Staphylococcus aureus (MRSA). Die Fichtenharzsalben wurden bereits in klinischen Studien einge setzt, um das wundheilungsfördernde Potential zu untersuchen. Zu nennen ist etwa eine Studie, die 23 Patient:innen mit schlecht heilenden Operationswunden einschloss, welche mit Abilar handelt wurden. Alle Wunden heilten im Schnitt innerhalb von 43 Tagen vollständig ab.9

Birke auch bei Epidermolysis bullosa

Eine weitere Pflanze, die in der VOLKSMED-Datenbank sowohl bei Neurodermitis als auch bei der Wundheilung genannt wird, ist die Birke. 2016 wurde von der EMA ein spezieller Birkenrindenextrakt,

zu 80 % aus dem Triterpen Betulin bestehend, in Form eines Gels (Episalvan®) zur Behandlung partieller Hautwunden zugelassen. Da der Extrakt auch sehr gut bei der Schmetterlingskrankheit, Epidermolysis bullosa, wirksam ist, wurde die Zulassung des Episalvan®-Gels 2022 zurück gezogen. Im selben Jahr wurde das Birkenrindenextrakt-Gel unter dem Namen Filsuvez® für die Behandlung dieser seltenen Erkrankung zugelassen.10,11

Fazit

Pflanzliche Arzneimittel stellen in der Dermatologie eine wertvolle Alternative zu Antibiotika- und Cortisonverschreibungen dar. Selbst für die Behandlung von seltenen Hauterkrankungen wie der Epidermolysis bullosa stehen nachweislich wirksame und zugelassene Phytopharmaka zur Verfügung.

Literatur:

1 Newman DJ, Cragg GM, Nat. Prod. 2020, 83, 770–803.

2 Patridge E et al., Drug Discov. Today 2016, 21, 204–207.

3 Eichenauer E et al., Planta Med. 2024, 90, 498–511.

4 Alangari AA et al., Immun., Inflammation Dis. 2017, 5(2), 190–199.

5 Horev A et al., Dermatitis 2022, 33(6Suppl), 147–149.

6 Esmael A et al., Saudi J. Biol. Sci. 2020, 27, 448–455.

7 Masoud F et al., Phytomed. Plus 2022, 2, 100232.

8 Goels T et al., Plants 2022, 11, 599.

9 Jokinen JJ, Sipponen A, Adv. Wound Care 2016, 5, 198-207.

10 Scheffler A, ZPT – Zeitschrift für Phytotherapie 2017, 38, 100–106.

11 deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2022/daz-28-2022/wundheilung-mitbirkenrinden-extrakt

Gewitter

NACHBERICHT

Die Gastautorin war Vortragende zum Thema bei den 38. Südtiroler Herbstgesprächen, 13.-15.09.2024 in Waihofen an der Ybbs.

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Die Top-Vasoprotektoren-Produkte nach Menge und Wert

Marktanalyse von Beatrix Linke, Associate Director bei IQVIA

• Die Kategorie der Vasoprotektoren erzielt in den öffentlichen Apotheken und Hausapotheken im MAT Februar 2025 mit ~3,8 Mio. Packungen ~14,4 Mio. Euro Umsatz FAP.

• Der entsprechende Markt sinkt aktuell im Vergleich zum Vorjahr um -2,1 % nach Menge und steigt um +2,6 % nach Wert.

• 62,8 % der abgegebenen Mengen sind systemische Vasoprotektoren, 23,1 % topische Antivaricosa und 14,1 % topische Haemorrhoidenpräparate.

• 51,6 % der verkauften Packungen beinhalten die Substanz Diosmin/ Hesperidin, 15,5 % Glycosamino-

Handelsname

Marktanteil nach Menge (Prozent)

Marktanteil nach Wert (Prozent)

Hersteller/Vertrieb

DIOSCOMB 45,7 % (1) 30,5 % (1) Erwo Pharma

HIRUDOID 15,5 % (2) 17,5 % (2) Stada Arzneimittel

DAFLON 5,9 % (3) 12,2 % (3) Servier

SCHERIPROCT 5,5 % (4) 6,2 % (4) Karo Pharma

VENORUTON 4,9 % (5) 5,3 % (5) Stada Arzneimittel

SPERTI PRAEP. H 4,8 % (6) 4,9 % (6) Haleon-Gebro

VENOBENE 4,2 % (7) 2,8 % (10) Ratiopharm

REPARIL 3,4 % (8) 3,3 % (8) Viatris

VENOSIN 3,2 % (9) 4,5 % (7) Klinge Pharma HAEDENSA 2,8 % (10) 2,4 % (11) Merz Pharma Stand: Februar 2025 © Heuschneider-Platzer

glycan Polysulfat und 5,5 % die Wirkstoffe Cinchocain/Prednisolon.

• 91,6 % der abgegebenen Packungen sind nicht rezeptpflichtig.

• 47,5 % der verkaufen Produkte sind Generika.

• Die Top-10-Produkte nach Menge machen 95,9 % des Gesamtabsatzes aus. Dioscomb® (Erwo Pharma) liegt nach Einheiten an erster Stelle, gefolgt von Hirudoid® (Stada Arzneimittel) und Daflon® (Servier).

• Die Top-10-Produkte nach Wert umfassen 90,4 % des Gesamtumsatzes. Nach Umsatz führt Dioscomb® vor Hirudoid und Daflon®

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* Quelle: IQVIATM DPMÖ sell-out Österreich, Verkäufe der öffentlichen österreichischen Apotheken sowie Großhandelslieferungen an ärztliche Hausapotheken, ATC-Klasse: C05 VASOPROTEKTOREN, ausschließlich registrierte Arzneimittel aus dem Warenverzeichnis I, Absatz/Menge in Einheiten, Umsatz/Werte in Euro, bewertet zum Fabrikabgabepreis (FAP), Wachstum vs. Vorjahr, MAT Februar 2025 (März 2024 bis Februar 2025 kumuliert).

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Vom Ei zum Knochen

ORGANISCHE QUERVERNETZER ALS SCHLÜSSEL ZUR OSTEOPOROSE-PROPHYLAXE

Osteoporose gehört zu den häufigsten altersbedingten Erkrankungen und betrifft vor allem postmenopausale Frauen. Während die Leitlinie zur Prävention vorrangig Calcium und Vitamin D zur Förderung der Knochendichte empfiehlt, rückt zunehmend die Bedeutung organischer Knochenbausteine in den Fokus. Kollagen Typ I, Chondroitinsulfat, Dermatansulfat, Hyaluronsäure und Elastin spielen eine entscheidende Rolle für die Stabilität des Knochens. Die Eierschalenmembran als natürliche Quelle dieser organischen Quervernetzer ergänzt die klassische Prophylaxe ideal. Studien zeigen: In Kombination mit Calcium und Vitamin D verbessert die Eierschalenmembran signifikant Knochendichte und -stabilität.

DER KNOCHEN:

MEHR ALS NUR EIN MINERALISCHES GEBILDE

Der Knochen ist ein lebendiges, hochaktives System – weit mehr als ein starres mineralisches Gebilde. Er gleicht einem biologischen Verbundwerkstoff: Wie Stahlbeton vereint er ein flexibles Gerüst mit einer harten mineralischen Komponente. Tatsächlich bestehen rund 40 % des Knochens aus organischen Verbindungen wie Kollagen Typ I, Glycosaminoglycanen (GAGs) und Proteinen.1,2 Während das organische Kollagen Typ I die Rolle des „Stahls“ übernimmt und dem Knochen Elastizität sowie Zugfestigkeit verleiht, sorgt das eingelagerte Calciumphosphat –der „Beton“ – für Härte und Stabilität. Zusätzlich vernetzen die beiden Glyco-

saminoglycane Chondroitinsulfat und Dermatansulfat das Kollagengerüst mit den Calciumphosphatkristallen und ermöglichen dadurch erst die Mineralisation. Hyaluronsäure und Elastin erhöhen die Druckfestigkeit, indem sie Wasser binden.3

Aus dem präzisen Zusammenspiel organischer und anorganischer Verbindungen geht die innere Knochenstruktur, die Spongiosa, hervor: ein Netzwerk schwammartig verbundener Knochenbälkchen, das mechanische Belastungen optimal verteilt. Dieses natürliche Bauprinzip ist so effizient, dass der berühmte Eiffelturm nach dem Vorbild des Oberschenkelknochens konstruiert wurde – maximale Stabilität bei minimalem Materialeinsatz.

DER KNOCHEN IM WANDEL

Der Knochen unterliegt einem ständigen Umbau, um sich an die Anforderungen des Alltags anzupassen und Schäden auszugleichen. Dabei stehen Abbauprozesse durch Osteoklasten und Aufbauprozesse durch Osteoblasten im Gleichgewicht – zumindest in jungen Jahren.

Mit zunehmendem Alter und insbesondere bei sinkendem Östrogenspiegel in den Wechseljahren gerät dieses Gleichgewicht aus der Balance. Die Aktivität der Osteoklasten nimmt zu, während die Osteoblasten weniger effizient arbeiten. Dies führt zu einem Netto-Verlust an Knochenmasse. Osteoblasten sind für die Produktion der kollagenbasierten Knochenmatrix

sowie deren Mineralisation essenziell. Sie synthetisieren organische Komponenten wie Kollagen Typ I und Glycosaminoglycane, die als Gerüst für die Einlagerung von Calcium dienen. Die freien Calcium-Ionen (Ca²⁺) binden dabei an negativ geladenes Chondroitin- und Dermatansulfat und werden in Form von Hydroxylapatit-Kristallen in die organische Matrix eingebettet (Abbildung 1). Erst durch die organischen Bausteine wird eine geordnete Mineralisation des Knochens möglich.

Eine gesteigerte Osteoklastenaktivität zerstört jedoch genau diese Strukturen. Die Osteoklasten setzen Enzyme frei, die die organischen Quervernetzungen der Knochenmatrix aufspalten, und säuern das Gewebe an, um die Calciumverbindungen zu lösen. Dies erfolgt durch die Aktivierung der H⁺-ATPase, die Protonen ins Gewebe freisetzt. Die kombinierte Wirkung von reduzierter Osteoblastenaktivität und gesteigertem Knochenabbau schwächt die Struktur

des Knochens erheblich – die Knochendichte nimmt ab und Osteoporose kann die Folge sein.4

OSTEOPOROSE:

EINE STILLE EPIDEMIE

Osteoporose ist eine weit verbreitete Erkrankung, die jede fünfte Frau über 50 betrifft – im Vergleich dazu nur jeden fünfzehnten Mann.5 Diese geschlechtsspezifische Häufung ist auf hormonelle Veränderungen während der Wechseljahre zurückzuführen. Östrogen wirkt schützend, indem es die Freisetzung proinflammatorischer Zytokine hemmt, die die Bildung und Lebensdauer von Osteoklasten fördern. Mit dem Östrogenmangel nach der Menopause entfällt diese Schutzwirkung, wodurch Entzündungsmediatoren den Knochenabbau massiv beschleunigen.6 Diese schleichende Reduktion der Knochenmasse erhöht das Risiko für Frakturen erheblich. Besonders tückisch: Osteoporose verläuft lange Zeit symptomlos und wird

oft erst bemerkt, wenn Frakturen die Mobilität und Lebensqualität stark einschränken.7 Präventive Maßnahmen sind daher entscheidend, um dieser „stillen Epidemie“ entgegenzuwirken.

SCHUTZ

VOR KNOCHENABBAU

Die S3-Leitlinie zur Osteoporoseprävention empfiehlt für jene Personen, die noch keine spezielle Therapie erhalten, eine tägliche Aufnahme von 1.000 mg Calcium und 800–1.000 IE Vitamin D, um die Knochengesundheit zu fördern und das Frakturrisiko zu senken. Ferner soll Calcium supplementiert werden, wenn die empfohlene Menge von 1.000 mg nicht über die Nahrung aufgenommen wird.8 Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät dazu, mindestens die Hälfte der Calciumzufuhr durch calciumreiche Lebensmittel wie Milchprodukte oder grünes Gemüse zu decken – nur der Rest sollte supplementiert werden.9 Es ist unbestritten, dass Calcium in Kombination mit Vitamin D eine zen-

Abbildung 1: Vernetzung im gesunden Knochen.1 Aus Osteoblasten freigesetzte GAGs verbinden Kollagen Typ I mit Calciumphosphatkristallen.

Diese erstaunliche Struktur war auch Vorbild für den Eiffelturm.

Erhöhte Knochendichte durch Eierschalenmembran

ESM + CaCO3

Abbildung 2: Verbesserte Calciumaufnahme und gesteigerte Knochendichte durch Calcium in Kombination mit Eierschalenmembran.

trale Rolle in der Osteoporoseprävention spielt. Doch in Anbetracht des komplexen Aufbaus der Knochenstruktur scheint es naheliegend, dass Calcium und Vitamin D in der Prophylaxe um die organischen Bausteine ergänzt werden sollten: Der Knochen benötigt die beschriebenen organischen Quervernetzer Kollagen und Glycosaminoglycane. Ohne diese „Stahlstruktur“ fehlt dem „Beton“ der Halt. Für eine effektive Prävention braucht es daher eine ausgewogene Kombination aus mineralischen und organischen Bausteinen.1

EIERSCHALENMEMBRAN:

DIE ORGANISCHE BASIS FÜR

STABILE KNOCHEN

Eine natürliche Quelle dieser vernetzenden Knochenbestandteile stellt die Eierschalenmembran (ESM) dar. Im Hühnerei ist sie für die Calcifizierung verantwortlich und führt dazu, dass innerhalb nur eines Tages aus einer weichen Hülle eine schützende harte Schale wird. Die chemische Zusammensetzung der Eierschalenmembran ist jener des menschlichen Knochens erstaunlich ähnlich. Genauso wie dieser enthält sie Kollagen Typ I, Chondroitinsulfat, Dermatansulfat, Hyaluronsäure und Elastin – interessanterweise auch in nahezu identem Mengenverhältnis.1 Führt man sich die Funktion dieser organischen Knochenelemente im Hinblick auf die Knochenmineralisation vor Augen, wird deutlich – was

Tiermodelle belegen –, dass die Supplementierung von Eierschalenmembran den Einbau von Calcium in den menschlichen Knochen stark verbessern könnte. Im Vergleich zu Placebo (CaCO3) kann ESM die Knochendichte signifikant erhöhen (p < 0,05). Bedeutend ist darüber hinaus auch, dass die Resorption von Calcium bei gleichzeitiger ESM-Einnahme von 34 % auf 55 % erhöht wird (Abbildung 2).10

Zusätzlich führt die Eierschalenmembran durch die enthaltenen bioaktiven Bestandteile wie GAGs zu einer Reduktion der Zytokinproduktion und hemmt damit die Aktivität der Osteoklasten. Gleichzeitig fördert sie über verschiedene Signalwege die Aktivität der Osteoblasten. Auf diese Weise hilft die Eierschalenmembran, die Balance zwischen Knochenabbau und -aufbau wiederherzustellen und die Knochendichte zu stabilisieren.1 Damit ist die Eierschalenmembran weit mehr als eine Ergänzung zu Calcium und Vitamin D: Sie stellt die organischen Bausteine bereit, die den Knochen stabil, belastbar und gesund halten – ein entscheidender Faktor in der Prävention von Osteoporose.

DIE SYNERGIE VON CALCIUM, VITAMIN D UND ESM

Calcium bildet die Grundlage der mineralischen Knochensubstanz und sorgt in Form von Hydroxylapatit für

die nötige Härte.11 Damit Calcium aus der Nahrung effizient im Darm resorbiert und anschließend in die Knochenmatrix eingebaut werden kann, benötigt es die Unterstützung durch Vitamin D und organische Strukturelemente. Vitamin D übernimmt hierbei eine Schlüsselrolle, indem es die Expression von Calciumtransportproteinen im Darmepithel stimuliert und so die Calciumaufnahme erhöht. Gleichzeitig aktiviert es die Osteoblasten und damit den Aufbau der Knochenmatrix. Da die Mineralisation entlang der organischen Knochenbestandteile erfolgt, unterstützt die Eierschalenmembran diesen Prozess ideal. Denn sie liefert alle wichtigen Grundbausteine der Knochenmatrix. Eine Supplementierung von Calcium, Vitamin D und Eierschalenmembran könnte somit einer klassischen Kombination aus Calcium und Vitamin D in der Osteoporoseprophylaxe überlegen sein.

BIOVERFÜGBARKEIT

UND SICHERHEIT

Die Bioverfügbarkeit der Eierschalenmembran ist ein entscheidender Faktor für ihre Wirksamkeit in der Osteoporoseprophylaxe. Nach oraler Einnahme werden die bioaktiven Komponenten entweder direkt resorbiert oder im Verdauungstrakt in kleinere Einheiten abgebaut. Glycosaminoglycane werden im Dünndarm aufgenommen oder im Kolon zu Disacchariden abgebaut, die

CaCO3
CaCO3

Basisversorgung

Ca2+

Organische Bausteine

Elastin

Kollagen Typ I

Feste,

stabile Knochen

Vernetzung im gesunden Knochen

Vitamin D

Hyaluronsäure

Glucosamin GAGs (Glykosaminoglykane)

Kollagen Typ I

Mineralisierte Kollagenfasern

Calciumphosphatkristalle GAGs

Abbildung 3: Effektive Prophylaxe: Basisversorgung (Calcium, Vitamin D3) erweitert um die organischen Bausteine der Eierschalenmembran führt zu festen und stabilen Knochen.

anschließend in der Leber und im Knochengewebe wieder zu Chondroitinsulfat bzw. Dermatansulfat zusammengesetzt werden. Kollagen wird in Peptide und Aminosäuren zerlegt, die als Grundbausteine für die Knochenmatrix dienen. Studien belegen, dass die Komponenten der Eierschalenmembran sowohl bioverfügbar als auch bioaktiv sind: Sie fördern die Knochenmineralisation und beeinflussen die Funktion von Osteoblasten und Osteoklasten positiv. Die empfohlene Dosierung von bis zu 300 mg ESM pro Tag gilt als sicher und effektiv. Klinische Studien mit einem auf Kollagen Typ I standardisierten EierschalenmembranPulver zeigen, dass selbst bei längerer Einnahme keine Nebenwirkungen auftreten.12

FAZIT

Der hohe Anteil organischer Verbindungen im Knochen ermöglicht nicht nur dessen Calcifizierung, sondern sorgt im Verbund mit dem anorganischen Anteil für eine einzigartige Knochenstruktur, die den unterschiedlichsten Belastungen standhält (Abbildung 3). Während sich der molekulare Aufbau des Knochengewebes als überaus gefinkelt darstellt, sind die Empfehlungen zum Erhalt der Knochendichte mit einer Calcium- und VitaminD-Zufuhr bisher eher einfach gehalten. Studien an Mäusen zeigen jedoch, dass eine Supplementierung der organischen Knochenbausteine wie Kollagen Typ I oder Glycosaminoglycane in Form von Eierschalenmembran nicht nur die Auf-

nahme, sondern vor allem auch den Einbau von Calcium und damit die Knochendichte verbessert. Durch die Notwendigkeit der organischen Verbindungen für ein gesundes und letztlich dichtes Knochengewebe ist es daher naheliegend, bei der Prävention von Osteoporose auch diese Verbindungen zu substituieren. Auch wenn noch weiterführende Studien benötigt werden, sprechen die vorhandenen Daten dafür, dass für postmenopausale Frauen die klassische Prophylaxe aus Calcium und Vitamin D, erweitert um die organischen Quervernetzer, eine gut verträgliche und hoch effektive Möglichkeit darstellt, um die Knochengesundheit zu fördern und Frakturen vorzubeugen.

References 1 Fladerer J-P, Grollitsch S. Eggshell membrane as promising supplement to maintain bone health: A systematic review. Bone Rep. 2024;21:101776. doi:10.1016/j.bonr.2024.101776.; 2 Weiner S, Traub W. Bone structure: from ångstroms to microns. FASEB j. 1992;6(3):879-885. doi:10.1096/fasebj.6.3.1740237.; 3 Kirby DJ, Young MF. Isolation, production, and analysis of small leucine-rich proteoglycans in bone. Methods Cell Biol. 2018;143:281-296. doi:10.1016/bs.mcb.2017.08.016.; 4 Teitelbaum SL. Osteoclasts: what do they do and how do they do it? Am J Pathol. 2007;170(2):427-435. doi:10.2353/ajpath.2007.060834.; 5 Hernlund E, Svedbom A, Ivergård M, et al. Osteoporosis in the European Union: medical management, epidemiology and economic burden. A report prepared in collaboration with the International Osteoporosis Foundation (IOF) and the European Federation of Pharmaceutical Industry Associations (EFPIA). Arch Osteoporos. 2013;8(1):136. doi:10.1007/s11657-013-0136-1.; 6 Pignolo RJ, Ahn J. Fractures in the Elderly: A Guide to Practical Management. 2nd ed. 2018. Cham: Springer International Publishing; 2018. SpringerLink Bücher.; 7 Chandra A, Rajawat J. Skeletal Aging and Osteoporosis: Mechanisms and Therapeutics. Int J Mol Sci. 2021;22(7). doi:10.3390/ijms22073553.; 8 Dachverband Osteologie e.V. S3-Leitlinie Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und bei Männern ab dem 50. Lebensjahr. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/183-001.; 9 Bundesinstitut für Risikobewertung. Höchstmengenvorschläge für Calcium in Lebensmitteln inklusive Nahrungsergänzungsmitteln. https:// www.bfr.bund.de/cm/343/hoechstmengenvorschlaege-fuer-calcium-in-lebensmitteln-inklusive-nahrungsergaenzungsmitteln.pdf.; 10 Liu W, Tang C, Cai Z, Jin Y, Ahn DU, Huang X. The effectiveness of polypeptides from phosvitin and eggshell membrane in enhancing the bioavailability of eggshell powder calcium and its accumulation in bones. Food Bioscience. 2023;51:102257. doi:10.1016/j.fbio.2022.102257.; 11 Weaver CM, Alexander DD, Boushey CJ, et al. Calcium plus vitamin D supplementation and risk of fractures: an updated meta-analysis from the National Osteoporosis Foundation. Osteoporos Int. 2016;27(1):367-376. doi:10.1007/s00198-015-3386-5.; 12 Blasco JM-Í, Aguirre A, Quintana EG, Fenaux M. The effect of daily administration of 300 mg of Ovomet® for treatment of arthritis in elderly patients. International journal of clinical rheumatology. 2016;(11). https://assospharma.com/pdf/qr/kondromin/4-martinez2016.pdf.

„Allergiker:innenkarriere“ frühzeitig bremsen
Durch

raschen Therapiebeginn Exazerbation verhindern

Rund 50 Prozent aller Menschen sind von einer Sensibilisierung betroffen, etwa die Hälfte davon leidet an einer Allergie mit entsprechenden Symptomen. Pollenallergien stehen dabei an erster Stelle – insbesondere jene gegen Gräser- und Birkenpollen. Letztere zählen in Nord- und Mitteleuropa zu den Hauptauslösern von Allergien mit Rhinitis und Konjunktivitis sowie von Asthmasymptomen. „Quer durch Europa sind etwa zehn bis 15 Prozent aller Menschen gegen Birkenpollen sensibilisiert,1 98 Prozent davon gegen ein spezielles Protein, das sogenannte Bet v 1, auf das auch gezielt getestet werden kann2“, so Prim. Priv.-Doz. Dr. Fritz Horak, Ärztlicher Leiter des Allergiezentrums Wien West, bei einem Pressegespräch der Interessengemeinschaft Allergenvermeidung am 11. März 2025 in Wien.

Allergien können die Betroffenen erheblich belasten. Beschwerden wie eingeschränkte Frustrationstoleranz, verminderte Vitalität, beeinträchtigte Konzentration oder Schlafstörungen sind nicht selten Begleiter der Erkrankung. Dennoch suchen viele Patient:innen erst sehr spät eine versierte Fachärzt:in auf. Das liegt unter anderem daran, dass Allergien oftmals bagatellisiert oder Symptome als respiratorischer Infekt fehlinterpretiert werden. „Viele Patient:innen wissen zudem schlichtweg nicht, wer

die für sie richtige Ansprechperson ist –speziell in ländlichen Gebieten, wo es keine spezialisierten Einrichtungen gibt“, weiß Prim. Horak. Eine undiagnostizierte und somit nicht behandelte Allergie kann jedoch zu einer Exazerbation und sogar zu Asthma führen. Eine frühe Testung bei verdächtigen Symptomen ist demnach anzuraten. Bereits bei Kindern sollte frühestmöglich mit der Behandlung begonnen werden, da etwa dreiviertel aller Kinder ihre Allergie bis zum Erwachsenenalter behalten. „ Auf ein ‚Wird sich schon auswachsen …‘ kann man also nicht vertrauen. Eine allergenspezifische Immuntherapie als eine der drei Therapiesäulen ist schon ab fünf bis sechs Jahren möglich und sollte bei entsprechenden Symptomen frühzeitig begonnen werden“, so Prim. Horak. Eine Testung ohne vorbestehende Symptome sei jedoch nicht sinnvoll, da es noch keine prophylaktische Therapie gebe.

Die drei Säulen der Therapie

In der Behandlung setzt man auf drei parallele Wege. Bei der allergenspezifischen Immuntherapie (AIT) werden in der Regel nach einer Steigerungsphase dem Immunsystem genau definierte Mengen des jeweiligen Allergens über einen längeren Zeitraum – in der Regel drei Jahre – „präsentiert“. Dies kann

subkutan und sublingual durch Tropfen oder selbstauflösende Tabletten erfolgen. Der Vorteil der AIT ist, dass das Immunsystem mit nachhaltigem Effekt durch einen TH2-TH1-Shift in die richtige Richtung trainiert wird. Studien zeigen zudem, dass bei Kindern mit Heuschnupfen durch eine Immuntherapie das Auftreten von Asthmasymptomen oder die Notwendigkeit einer Asthmamedikation reduziert werden kann.3

Die zweite Säule ist die symptomatische Therapie mit lokalen oder systemischen Antihistaminika oder Nasensprays, die eine geringe Menge an Cortison enthalten. Auch Kombinationssprays mit Antihistaminika und Cortison sind seit einigen Jahren als Second-Line-Therapie am Markt, die sich als sehr gut wirksam erwiesen hat.1

Als dritte Säule gilt die Allergenkarenz. Allerdings ist es bekanntlich vor allem bei einer Pollenallergie schwierig, den Kontakt mit dem Allergen zu verhindern. Für Betroffene bietet der Österreichische Polleninformationsdienst umfangreiche Services – wie Tipps für die Allergenvermeidung, die Pollen+-App oder ein Pollentagebuch an: polleninformation.at

PA/Mak

Quellen:

1 Biedermann T et al., Allergy. 2019 Jul;74(7):1237-1248.

2 Movérare R et al., Int Arch Allergy Immunol. 2002 Aug;128(4):325-35.

3 Valovirta E et al., J Allergy Clin Immunol. 2018 Feb;141(2):529-538.e13.

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Zu viel Gas im Darm?

Blähungen hängen nicht nur mit der

Menge an Flatus zusammen

Ihrem sprechenden Namen verdanken sie es, dass Blähungen in erster Linie mit einer exzessiven Menge an Gas in Verbindung gebracht werden, die den Darm förmlich „aufbläht“ Tatsächlich besteht aber nicht unbedingt ein kausaler Zusammenhang zwischen einem großen Gasvolumen und den bekannten Beschwerden des „ Aufgeblähtseins“ Manche Menschen tolerieren große Gasmengen, während Patient:innen mit rezidivierenden gastrointestinalen Beschwerden bereits bei geringen Mengen gasbedingte Symptome aufweisen. Auslöser könnte dann ein besonders „empfindlicher“ Darm sein, dabei spielen wohl die Darmflora und -motilität eine Rolle.

In den meisten Fällen haben Blähungen harmlose Ursachen. Wiederkehrende oder exzessive Beschwerden können die Lebensqualität aber stark beeinträchtigen – nicht zuletzt, weil die häufig mit ihnen einhergehenden Flatulenzen in unserer Gesellschaft sehr schambehaftet sind.

Darmflora und Ernährung verantwortlich

Über 75 % der Darmgase werden von intestinalen Bakterien produziert. Grundsätzlich werden komplexe Moleküle im Dünndarm von Verdauungsenzymen wie Lipasen und Amylasen aufgespalten und dann resorbiert. Unverdauliche Nahrungsmittelbestandteile gelangen hingegen in den Dickdarm, wo sie von Mikroorganismen aufgenommen und unter anderem zu Wasserstoff, CO2 und Methan verstoffwechselt werden. Bekannte „blähende“ Lebensmittel wie Bohnen und Zwiebeln enthalten etwa Oligosaccharide, für deren Verdauung dem Menschen die notwendigen Enzyme fehlen. Der Geruch der Flatulenzen rührt wiederum von Schwefelwasserstoff her. Er wird aus den schwefelhaltigen Aminosäuren Cystein und Methionin in proteinreichen Lebensmitteln gebildet. Ausgeprägte Blähungen hängen also häufig mit der Zusammensetzung der individuellen Diät zusammen. Exzessive Flatulenz kann aber auch auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit hinweisen. Menschen mit Laktoseintoleranz haben zum Beispiel einen Mangel an dem Enzym Laktase. Dadurch sammeln sich große Mengen an Disacchariden im Darm an, die von Bakterien zur Fermentation genutzt werden. Alarmierende Begleiterscheinungen wie starke Gewichtsabnahme oder Blut im Stuhl können Anzeichen ernster Erkrankungen wie einem globalen Malabsorptionssyndrom oder Darmkrebs sein. Bei Frauen ab dem mittleren Alter mit neu aufgetretenen, persistierenden Beschwerden sollte an ein mögliches Ovarialkarzinom gedacht werden.1

Quelle:

1 Gotfried J, MSD Manual „Gasbedingte Symptome“, 2024.

Neustart für junge Menschen

Adipositas-Reha im kokon

In Österreich sind rund 18 % der Kinder und Jugendlichen zwischen sechs und 18 Jahren übergewichtig oder adipös – mit weitreichenden gesundheitlichen und psychischen Folgen. Gehen Übergewicht oder Adipositas mit psychosomatischen Faktoren einher, braucht es gezielte Angebote, auch im Mental-Health-Bereich. Prim.a Prof.in Dr.in Jutta Falger, Ärztliche Direktorin des kokon Bad Erlach: „Abgesehen von körperlichen Begleit- und Folgeerkrankungen wie erhöhtem Blutdruck, Diabetes und Fettleber sind adipöse Kinder und Jugendliche überwiegend mit psychosozialen oder auch psychiatrischen Problemen konfrontiert, die den Leidensdruck noch weiter verstärken. Gerade Teenager mit Adipositas leiden häufiger unter Depressionen, Angstzuständen, schlechtem Selbstwertgefühl, gestörtem Körperbild und sozialem Rückzug “

„Eine Adipositas-Reha kann der Wendepunkt für betroffene Kinder und Jugendliche sein – weg von gesundheitlichen Risiken, hin zu mehr Lebensfreude und Selbstbewusstsein.“

Mobbing und Stigmatisierung

Im Kindesalter dominieren meist psychosoziale Belastungen, die infolge von Mobbing bzw. Stigmatisierung durch Peers, Lehrer:innen, Eltern und Personen in Gesundheitsberufen entstehen. „Betroffene kämpfen oft mit Depressionen, Angstzuständen, geringem Selbstwertgefühl und sozialem Rückzug“, so die Medizinerin. „Vor allem in der Schule wird Übergewicht oft zum sozialen Hindernis. Kinder und Jugendliche erleben Ausgrenzung –durch Gleichaltrige, aber auch durch Er-

EXPERTIN:

Prim.a Prof.in Dr.in Jutta Falger Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde und Neonatologin, Ärztliche Direktorin im kokon Bad Erlach

wachsene “ Die Auswirkungen sind weitreichend: Fehlzeiten, sinkende schulische Leistungen und ein erhöhtes Risiko psychischer Erkrankungen können typische Begleiterscheinungen sein.

Langfristige Behandlung

Adipositas ist eine chronische Erkrankung mit vielschichtigen Ursachen – von genetischen Faktoren über ungesunde Ernährung bis hin zu Bewegungsmangel. Eine langfristige, strukturierte Therapie ist essenziell. Hier setzt auch die Adipositas-Reha im kokon Bad Erlach an. Prim.a Falger: „ Adipositas ist nicht nur eine Frage des Gewichts. Es geht um Lebensqualität, Wohlbefinden und langfristige Gesundheit. Seit 2019 haben wir 852 Kinder und Jugendliche mit Adipositas betreut – 98 davon kamen zur Nachbehandlung zurück “

Gemeinsam statt einsam

In einem sicheren Umfeld lernen die jungen Patient:innen, gesunde Routinen zu entwickeln. Sie unterstützen sich gegenseitig, setzen sich mit ihren Emotionen auseinander und entdecken die Freude an Bewegung neu. Während Jugendliche ab 14 die Reha ohne Begleitperson antreten, haben jüngere Kinder eine erwachsene Bezugsperson dabei. Begleitende Elterngruppen helfen, den Alltag zuhause nachhaltig zu verändern und stressige Situationen besser zu meistern. Bei mildem oder moderatem Übergewicht kann eine Reha präventiv wirken. Bei ausgeprägtem Übergewicht oder Adipositas ist sie ein entscheidender Baustein auf dem Weg zu einem gesünderen Leben.

Mag.a Dr.in Doris Simhofer

Die Adipositas-Reha im Überblick:

© kokon Bad Erlach

Fünf Wochen, vier Säulen, nachhaltige Veränderung

Das speziell entwickelte Vier-StufenKonzept kombiniert:

Schulung

Wissensvermittlung rund um Ernährung, Bewegung und Selbstmanagement Sport Bewegung als Freude erleben, nicht als Zwang

Psychologie

Emotionen verstehen, Selbstwert stärken

Diätologische Aufklärung alltagstaugliche Ernährungstipps für die Zukunft

VORSCHAU

Sonderserie Reha, Mai: Stationäre Herz-Kreislauf-Reha

© kokon Bad Erlach

Schlaf ist Prävention

Erste Tagung zu pädiatrischer Schlafmedizin in Österreich

Von 4. bis 6. Mai 2025 findet im Europahaus in Wien die erste Dreiländertagung „Schlaf als Kinderrecht“ statt, organisiert von der Initiative ChildRight2Sleep (CR2S) in Zusammenarbeit mit Arbeitsgruppen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz. Die Tagung bringt internationale Expert:innen aus der Schlafmedizin und -psychologie zusammen, die Benchmarks für die Implementierung einer kosteneffizienten Stufendiagnostik im ambulanten Bereich setzen und neue Therapieansätze vorstellen werden. „Unser Ziel ist es, die Bedeutung von Schlaf, Schlafstörungen und Schlaferkrankungen in der Kinder- und Jugendmedizin sowie -psychologie zu vermitteln, da Schlafmangel welcher Ursache auch immer die Hirnentwicklung von Kindern und Jugendlichen irreversibel beeinträchtigen kann“, erklären die Organisator:innen.

Deshalb müssten konkrete Handlungsempfehlungen für alle Berufsgruppen, die mit Kindern zu tun haben, erarbeitet werden. Dieser transdisziplinäre Ansatz bei der Behandlung von Schlafstörungen erhält eine weitere Dimension, wenn Schlaf als Grundrecht – insbesondere der Kinder und Jugendlichen – verstanden wird.

Die Dreiländertagung in Wien

Zu den Eckpfeilern der Tagung zählen die Entwicklung und Implementierung evidenzbasierter Screening-Strategien, neue Therapieansätze aus pathophysiologischer und psychologischer Perspektive sowie die konkrete Umsetzung einer Zusammenarbeit zwischen Expert:innen aus der Schlafmedizin bzw. -psychologie und pädiatrischen Fachkräften. Dazu werden diverse Kurse für Ärzt:innen angeboten. Neben dem Crashkurs „Schlaf-

medizin und Schlafforschung“ und einem Polysomnografie-Workshop werden in dem Kurs „Schlafcoaching“ neue Möglichkeiten einer nichtmedikamentösen Behandlung präsentiert. Das Hauptprogramm ist speziellen Themen der Kinderund Jugendschlafmedizin gewidmet, z. B. dem gestörten Schlaf- und Aufwachverhalten (mit dem Schwerpunkt Vigilanz und hypermotorische Unruhe bei Kindern mit ADHS) oder dem Schlafverhalten bei komplexer chronischer Pflege und während des Übergangs vom Jugend- ins Erwachsenenalter.

PA/FS

TERMIN

„Schlaf als Kinderrecht“

Dreiländertagung der Initiative

ChildRight2Sleep, 04.-06. Mai 2025, im Europahaus Wien und online. Informationen und Anmeldung unter: cr2s.org

Gesund trotz Schichtdienst

Mit integrativer Ernährung gegen die Belastungen des Arbeitsalltags

Schichtarbeit ist für viele Berufsgruppen unvermeidlich – u. a. für Ärzt:innen und Pflegekräfte, Rettungsdienste sowie Industriearbeiter:innen. Doch die ständigen Wechsel zwischen Tag- und Nachtdiensten fordern ihren Tribut: Sie bringen den zirkadianen Rhythmus durcheinander, beeinträchtigen die Regeneration und erhöhen langfristig das Risiko ernsthafter Gesundheitsprobleme. Ernährung ist ein zentraler Schlüssel, um diesen Risiken aktiv entgegenzuwirken und die Lebensqualität Ihrer Patient:innen zu verbessern.

Der zirkadiane Rhythmus

Die Chronobiologie beschreibt, ähnlich wie die Organuhr in der TCM (Traditionellen Chinesischen Medizin), wie unser Körper inneren Rhythmen folgt. Der 24-Stunden-Rhythmus, der sogenannte zirkadiane Rhythmus, steuert Prozesse wie den Schlaf-wach-Zyklus, die Körpertemperatur, den Hormonhaushalt und die Verdauung. Diese Tak-

INFO 1

Die Organuhr in der TCM

In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) gibt es das Konzept der Organuhr. Nach diesem Prinzip durchläuft die Lebensenergie (Qi) einen 24-Stunden-Zyklus, wobei jedes Organ in einem bestimmten 2-StundenZeitfenster seine Hochphase hat. Beispiele:

� 1–3 Uhr (Leber): maximale Entgiftungsaktivität.

� 3–5 Uhr (Lunge): Stärkung der morgendlichen Atmung und Ausscheidung.

� 7–9 Uhr (Magen): optimale Verdauungszeit – daher empfiehlt die TCM ein nährstoffreiches Frühstück. Diese traditionellen Zeiten ähneln den Erkenntnissen der Chronobiologie, die ebenfalls einen strukturierten Tagesablauf zur Unterstützung der Organfunktionen betont. Schichtarbeit kann jene Rhythmen stören und gesundheitliche Probleme begünstigen.

tung orientiert sich am Wechsel von Tag und Nacht – mit entscheidenden Konsequenzen für die Essensaufnahme:

• Morgens und vormittags: Die Verdauungsorgane arbeiten auf Hochtouren. Nahrung wird effizient verwertet, mit einem nahrhaften Frühstück kann man Energie und Konzentration für den Tag sicherstellen.

• Abends: Der Stoffwechsel fährt herunter, die Verdauungsaktivität nimmt ab. Schwere Mahlzeiten belasten den Körper und können zu Schlafstörungen und Gewichtszunahme führen. Für Schichtarbeiter:innen bedeutet dies eine doppelte Herausforderung: Ihr Arbeitsalltag erfordert häufig Mahlzeiten zu Zeiten, die aus Sicht des Körpers nicht „optimal“ sind.

Schichtarbeit – eine Herausforderung

Die Auswirkungen von Nacht- und Wechselschichtarbeit sind gut erforscht und zeigen deutlich, dass unser Körper nicht für einen ständig wechselnden Rhythmus gemacht ist. Schlafmangel bringt das hormonelle Gleichgewicht durcheinander: Das sogenannte „ Hungerhormon“ Ghrelin steigt an, während Leptin, das für das Sättigungsgefühl verantwortlich ist, abnimmt. Das führt

dazu, dass viele Schichtarbeiter:innen verstärkt zu kalorienreichen Lebensmitteln greifen, was das Risiko erhöht, Übergewicht, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu entwickeln.

Schichtarbeit bringt den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus durcheinander, was als Chronodisruption bezeichnet wird. Diese anhaltende Verschiebung des biologischen Takts kann langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass es Zusammenhänge zwischen Schichtarbeit und bestimmten Erkrankungen gibt, darunter auch hormonabhängige Krebsarten wie Mamma- und Prostatakarzinome. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ordnet Schichtarbeit mit zirkadianer Desynchronisation in eine ähnliche Risikokategorie ein wie UV-Strahlung oder bestimmte chemische Substanzen. Allerdings sind die Studienergebnisse nicht einheitlich, und viele Faktoren – wie die Dauer der Schichtarbeit, individuelle Lebensstilgewohnheiten und genetische Veranlagung – spielen eine Rolle. Wichtig ist, sich dieser potenziellen Risiken bewusst zu sein und durch gezielte Maßnahmen, insbesondere eine solide Schlafhygiene, eine ausgewogene Ernährung und stressreduzierende Strategien, den Körper bestmöglich zu unterstützen. Abgesehen von den körperlichen Folgen leiden auch Psyche und Sozialleben. Ständige Verschiebungen im Tagesablauf erschweren es, Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen, und der hohe Stresspegel kann zu Erschöpfung und einem erhöhten Risiko einer Depression führen. Viele Betroffene berichten von anhaltender Müdigkeit, Konzentrationsproblemen und einem allgemeinen Gefühl der Überforderung.

Hier geht’s zu einer Kostprobe der integrativen Ernährung:

Melatonin – der unterschätzte Taktgeber

Ein Schlüsselfaktor für diese Auswirkungen ist das Hormon Melatonin, das in der Zirbeldrüse produziert wird und unseren Schlaf-wach-Rhythmus steuert. Seine Ausschüttung beginnt, sobald es dunkel wird, und signalisiert dem Körper, sich auf die Nachtruhe vorzubereiten. Licht hingegen hemmt die Melatoninproduktion – insbesondere blauhaltiges Licht, wie es von Bildschirmen und künstlichen Lichtquellen ausgeht.

Doch Melatonin kann noch mehr: Es reguliert den Insulin- und Glukosehaushalt, wirkt entzündungshemmend und schützt die Zellen vor oxidativem Stress. Während des Schlafs unterstützt es zudem wichtige Regenerationsprozesse, die für die körperliche und geistige Erholung essenziell sind. Genau hier liegt das Problem für Schichtarbeiter:innen. Wer nachts arbeitet und tagsüber schläft, hat oft eine gestörte Melatoninproduktion. Der Körper bekommt nicht die gewohnte Dunkelheit, die für einen tiefen und erholsamen Schlaf notwendig wäre. Das kann zu Schlafproblemen und chronischer Müdigkeit führen und den Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht bringen.

Um diesem Kreislauf entgegenzuwirken, helfen einfache Maßnahmen: Dunkle Schlafumgebungen, Blaulichtfilter am Abend und eine möglichst feste Schlafroutine können die Melatoninproduktion stabilisieren und die negativen Folgen von Schichtarbeit abmildern. Auch eine bewusste Ernährung kann dazu beitragen, den Körper in seinem natürlichen Rhythmus bestmöglich zu unterstützen.

Grundregeln für eine gesunde Ernährung

Ein stabiler Blutzuckerspiegel, eine gleichmäßige Energieversorgung und eine möglichst geringe Belastung für die Verdauung stellen die Grundprinzipien einer schichtgerechten Ernährung dar. Besonders entscheidend sind:

• Regelmäßige Mahlzeiten im Abstand von vier bis sechs Stunden, um Heißhungerattacken zu vermeiden.

• Leicht verdauliche, nährstoffreiche Lebensmittel, die den Körper nicht unnötig belasten.

• Ausreichend Flüssigkeit, vorzugsweise Wasser oder ungesüßte Tees, um Dehydration und Konzentrationsschwächen vorzubeugen.

• Proteinreiche Mahlzeiten, um die Muskeln zu erhalten und eine langanhaltende Sättigung zu gewährleisten.

• Komplexe Kohlenhydrate, um den Blutzucker stabil zu halten und Energie bereitzustellen.

• Vermeidung von schwer verdaulichen, fettigen und stark zuckerhaltigen Speisen, besonders während der Nachtschicht.

Frühschicht (6-14 Uhr):

Energie für einen frühen Start

Wer um sechs Uhr morgens mit der Arbeit beginnt, hat oft wenig Appetit oder verzichtet ganz auf das Frühstück. Doch gerade in der Frühschicht ist es wichtig, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten, um Leistungstiefs zu verhindern. Ein leichtes, warmes Frühstück wie ein Porridge mit

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Nüssen und Obst oder ein Rührei mit gedünstetem Gemüse kann helfen, den Stoffwechsel sanft zu aktivieren. Für diejenigen, die morgens nicht viel essen können, ist ein flüssiger „ Einstieg“, etwa ein Smoothie mit Haferflocken oder eine Suppe (in der Thermoskanne), eine gute Alternative.

Während der Schicht empfiehlt sich eine sättigende, aber leicht verdauliche Mahlzeit. Ein Quinoasalat mit Gemüse und Feta oder eine kleine Portion Getreideauflauf mit Eiern sorgt für eine gleichmäßige Energieversorgung. Nach Dienstschluss ist eine vollwertige Hauptmahlzeit sinnvoll, die den Körper mit allen notwendigen Nährstoffen versorgt. Ein Teller mit einer Kombination von Gemüse, einer Eiweißquelle wie Geflügel, Linsen, Fisch oder Tofu und einer moderaten Kohlenhydratmenge in Form von Reis, Quinoa oder Hirse ist ideal.

Spätschicht (14-22 Uhr):

Verdauungsprobleme vermeiden

Die größte Herausforderung bei der Spätschicht ist die letzte Mahlzeit des Tages. Viele essen nach Dienstschluss spätabends eine große, schwere Mahlzeit, die den Schlaf beeinträchtigen kann. Um das zu vermeiden, sollte bereits vor der Schicht eine gut sättigende Mahlzeit eingeplant sein – zum Beispiel Vollkornnudeln mit Gemüse und Huhn, ein Linseneintopf oder eine Bowl mit Getreide, Eiweiß und Gemüse. Während der Arbeit hilft ein leichtes, gut bekömmlichesAbendessen,den Energiehaushalt stabil zu halten. Ein Couscoussalat mit Feta und Oliven, eine Suppe oder Vollkornbrot mit Hüttenkäse und Tomaten. Auch ein Naturjoghurt mit Nüssen kann eine gute Alternative sein. Nach Schichtende sollte möglichst keine große Mahlzeit mehr gegessen werden, um den Körper nicht zusätzlich zu belasten. Eine leichte, beruhigende Mahlzeit wie eine warme Gemüsebrühe oder eine kleine Portion Hirsebrei mit Zimt und Mandeln kann jedoch helfen, den Übergang in die Ruhephase zu erleichtern.

Nachtschicht (22-6 Uhr): herausfordernd für den Biorhythmus

Die Nachtschicht stellt die größte Belastung für den Körper dar, da der Or-

ganismus eigentlich auf Ruhe und Regeneration eingestellt ist. Wer in dieser Zeit isst, zwingt die Verdauung zur Aktivität, obwohl sie natürlicherweise verlangsamt arbeitet. Daher sollten schwer verdauliche Speisen vermieden werden. Vor Schichtbeginn ist eine sättigende, aber nicht zu schwere Mahlzeit ratsam. Ein Tofucurry mit Süßkartoffeln, Fisch mit Gemüse und Kartoffeln oder eine Linsensuppe liefern langanhaltende Energie, ohne den Stoffwechsel zu überfordern. Während der Nacht sollte nur in kleinen Mengen gegessen werden, idealerweise leichte Snacks wie ein Couscous-Gemüse-Salat, Ofengemüse mit Schafkäse oder eine Suppe. Gegen Ende der Schicht empfiehlt sich ein leichtes Frühstück, das den Blutzucker stabilisiert, ohne die Verdauung zu belasten. Haferflocken mit Banane und Zimt oder ein Naturjoghurt mit Beeren sind hierfür gute Optionen. Wichtig für den Nachtdienst – zwischen ein und sechs Uhr möglichst nicht essen.

Ernährung als Schutzfaktor

Die richtige Ernährung kann maßgeblich dazu beitragen, die negativen Auswirkungen der Schichtarbeit abzumildern. Wer sich regelmäßig, nährstoffreich ernährt und leicht Bekömmliches isst, kann Müdigkeit reduzieren, Heißhungerattacken verhindern und den Körper bei seiner Regeneration unterstützen.

Drei goldene Regeln für eine gesunde Ernährung im Schichtdienst:

Durch eine gezielte Anpassung der Ernährung lässt sich die Leistungsfähigkeit im Schichtdienst erhalten und das allgemeine Wohlbefinden steigern. Kleine Veränderungen können bereits große Auswirkungen haben – und langfristig die Gesundheit schützen.

Rolle der Hausärzt:innen

Als Hausärzt:in sind Sie eine wesentliche Anlaufstelle für Schichtarbeiter:innen, die Unterstützung suchen. Hier einige Ansätze, wie Sie helfen können:

4 Ernährungsberatung anbieten

Viele Schichtarbeiter:innen erhalten in ihrer Ausbildung keine Informationen zur Ernährung, zeigen jedoch ein großes Interesse an praxisnahen Tipps und Rezepten.

4 Workshops und Vorträge organisieren: Diese können Patient:innen helfen, gesunde Ernährungsgewohnheiten zu entwickeln.

4Beratung für Betriebsküchen: Helfen Sie Unternehmen, eine gesunde und ausgewogene Verpflegung anzubieten.

Fazit: Risiken minimieren

Regelmäßige Mahlzeiten beibehalten, auch wenn der Tagesablauf ungewöhnlich ist.

Leichte, gut verdauliche Speisen bevorzugen, insbesondere während der Nachtschicht.

Den Flüssigkeitshaushalt im Blick behalten, um Kreislaufprobleme und Konzentrationsmangel zu vermeiden.

Schichtarbeit wird weiterhin einen festen Bestandteil unserer Gesellschaft bilden – doch ihre gesundheitlichen Risiken müssen nicht unausweichlich sein. Eine ganzheitliche Beratung, welche Ernährung, Bewegung und Stressmanagement integriert, kann einen Unterschied machen. Unterstützen Sie Ihre Patient:innen dabei, ihren Alltag gesundheitsförderlich zu gestalten, und leisten Sie so einen wertvollen Beitrag für ihr langfristiges Wohlbefinden.

INFO 2

Schlaffördernde Maßnahmen

Nachtschichten stören die Schlafqualität erheblich. Empfehlungen:

� Möglichst direkt nach der Schicht schlafen gehen.

� Eine ruhige, kühle und dunkle Schlafumgebung schaffen (z. B. mit Verdunkelungsvorhängen, Ohrenstöpseln).

� Mindestens vier Stunden vor dem Schlafen auf koffeinhaltige Getränke verzichten. >

Praxis-Website mit Wow-Effekt

Oft ist eine Website der erste Eindruck, den potentielle Patient:innen von einer Ordination erhalten. Ein professioneller Online-Auftritt schafft Vertrauen und erleichtert Abläufe. Doch was macht eine gute Website aus? Hochwertige Fotos des Teams und der Praxis wirken authentisch, während harmonische Farben und gut lesbare Schriften für eine angenehme Optik sorgen. Barrierefreiheit ist essenziell: Ein ausreichender Kontrast und eine einfache Navigation machen die Website für alle nutzbar. Eine klare Struktur hilft, Informationen schnell zu erfassen. Kurze, verständliche Texte sollten direkt auf Patient:innenfragen eingehen: Welche Leistungen gibt es? Wie funktioniert die Terminbuchung? Welche Kosten kommen auf mich zu? Die meisten Nutzer:innen besuchen Praxis-Websites mobil – daher müssen sie benutzerfreundlich für Handy und Tablet (responsive) sein. Texte dürfen nicht abgeschnitten, Buttons nicht zu

IMPRESSUM

klein sein. Schnelle Ladezeiten sind entscheidend.

Die Ziele der Website sollten klar sein: Geht es um Information, Werbung oder Kommunikation? Mit einem professionellen Außenauftritt kann eine Ordination auch als Arbeitgeberin das Interesse potentieller neuer Mitarbeiter:innen wecken. Selbst wenn Sie bereits genügend Patient:innen haben, bleibt eine aktuelle und sichere Website wichtig.

EXPERTIN: Kathrin Zhuber, MBA

Gründerin von DOC-N-ROLL

Healthcare Management (spezialisiertes Dienstleistungsservice für niedergelassene Ärzt:innen bzw. Therapeut:innen), doc-n-roll.at

Sie trägt zur Professionalität bei, stärkt das Vertrauen und zeigt, dass die Praxis auf dem neuesten Stand ist.

Eine moderne Website erleichtert den Praxisalltag, indem sie z. B. OnlineTerminbuchung, FAQs und DownloadFormulare inkludiert. Eine gut gepflegte Teamseite und aktuelle News vermitteln Professionalität. Abschreckend wirken hingegen veraltete Infos oder ein Blogbeitrag von 2014. Durch eine professionelle Betreuung wird gewährleistet, dass die Website stets aktuell, sicher und funktional bleibt, ohne dass sich das Praxisteam darum kümmern muss.

Herausgeber und Medieninhaber: RegionalMedien Gesundheit – RMA Gesundheit GmbH, Am Belvedere 10 / Top 5, 1100 Wien, Tel. 01/74321708114, office@gesund.at.

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Grundlegende Richtung: Unabhängige österreichische Fachzeitschrift für niedergelassene Ärzt:innen.

Die HAUSÄRZT:IN – Praxis-Magazin für Primärversorgung –ist ein interdisziplinäres Informations- und Fortbildungsmedium.

Selbstverständlich erarbeiten wir alle Inhalte unserer Ratgeber sorgfältig. Dennoch können wir nicht garantieren, dass alles vollständig und aktuell ist bzw. sich seit dem Druck keine Gesetzesänderung

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Artikelnummer 456

© Miriam Mehlman

SPRECHStunde

Patient:innen-Fragen kompetent beantworten

EXPERTIN: Maria Hochgerner, BSc Koordinatorin des fachlichen Netzwerks Primärversorgung (Physio Austria), Physiotherapeutin in der PVE Böheimkirchen und freiberuflich tätig

„Brüchige Knochen und schwere Gewichte –ist das nicht gefährlich?“

Beim Hochheben ihres Enkelkindes spürt Karla B. (63) plötzlich starke Schmerzen im Rücken. Die Diagnose: eine osteoporotische Fraktur des zweiten Lendenwirbelkörpers. Ihre Ärztin verordnet Physiotherapie. Nach erfolgreicher Rehabilitation ihrer Verletzung soll Frau B. auch Krafttraining zur Vorbeugung der Folgen von Osteoporose durchführen beziehungsweise erlernen. Doch ist das Heben schwerer Gewichte bei Osteoporose nicht riskant?

Maria HOCHGERNER: Im ersten Moment wirkt es vielleicht kontraintuitiv, geschwächtes Gewebe zu belasten. Knochen sind jedoch, ähnlich wie Muskeln, anpassungsfähig. Mechanische Belastung fördert die Osteogenese, während Inaktivität den Knochenabbau beschleunigt.

Auf den Fall von Karla B. angewandt, könnte die physiotherapeutische Vorgehensweise folgendermaßen aussehen: Frau B. beginnt nach initialer Schonung und Maßnahmen zur Förderung der Re-

generation mit progressiver Belastung der verletzten Region – unter Berücksichtigung der Wundheilung –, bis sie von der Rehabilitation zum Training übergehen kann. Parallel startet sie mit Krafttraining für periphere Muskelgruppen.

Empfehlungen für Krafttraining bei Osteoporose

Die korrekte Übungsausführung wird in der ersten Phase des Trainings erlernt und stellt einen essenziellen Sicherheitsaspekt dar. Karla B. beginnt mit drei Sätzen à 20 Wiederholungen pro Übung, zweimal pro Woche. Der Widerstand wird so gewählt, dass die Übungen kontrolliert ausgeführt werden können. Sitzt die Technik, kann die Intensität über mehrere Trainingszyklen auf 80-85 % der Maximalkraft gesteigert werden, um den besten Effekt auf die Knochendichte zu erzielen. Beim Maximalkrafttraining angelangt, trainiert Frau B. zweimal wöchentlich im Fitnessstudio und strebt fünf Trainingssätze à fünf Wiederholungen pro Übung an. Davor führt sie ein bis zwei Aufwärmsätze mit geringerem Gewicht sowie allgemeine Aufwärmübungen durch.

Für Karla B. wird ein Ganzkörperprogramm aus Verbundübungen zusammengestellt, bei denen die Wirbelsäule belastet wird. Konkret bedeutet das Kreuzheben und Kniebeugen sowie Schulterdrücken und Klimmzüge. Außerdem werden für individuelle Anforderungen Assistenzübungen durchgeführt. Bei ihr umfassen sie beispielsweise isometrisches Training der Rumpfmuskulatur, Beweglichkeitsübungen für die

Schulter- und Schultergürtelregion sowie Hypertrophietraining der Beinmuskulatur. Zusätzlich zum Krafttraining wird Frau B. auch in ein Stoßbelastungstraining eingeführt. Des Weiteren wird ihr erklärt, welche Bewegungen aufgrund des potenziellen Frakturrisikos vermieden werden sollten, unter anderem Heben mit rundem Rücken und wiederholte belastete endgradige Flexion der Wirbelsäule (z. B. Sit-ups oder bestimmte Yogaübungen). Frakturen durch Training treten generell selten auf. Die gesundheitlichen Folgen von Inaktivität sind hingegen um einiges häufiger und weitreichender.

Muskelmasse, Knochendichte und Kraft

Karla B. trainiert seit Beginn der Rehabilitation unter physiotherapeutischer Anleitung sowie zwischendurch eigenständig im Fitnessstudio. Das bietet die am besten kontrollierte Umgebung für ein osteoporosespezifisches Training. Alternativ könnte sie anderen gewichtsbelastenden Aktivitäten nachgehen. Der Einfluss auf die Knochendichte lässt sich damit jedoch weniger genau steuern. Eine Verbesserung der Knochendichte kann frühestens nach sechs bis acht Monaten gemessen werden. Um den Zuwachs von Muskel- und vor allem Knochenmasse zu ermöglichen, muss die Versorgung mit kritischen Nährstoffen wie Protein, Vitamin D und Kalzium sichergestellt werden. Daher wird Frau B. parallel zur ärztlichen Überwachung und Physiotherapie an die Diätologie überwiesen. Ein Jahr später, nachdem nicht nur die Verletzung ausgeheilt ist, sondern auch Muskelmasse, Knochendichte und Kraft zugenommen haben, fühlt sie sich fitter denn je. Sie berichtet über mehr Sicherheit und Agilität, beispielsweise beim Spielen mit ihren Enkelkindern auf dem Spielplatz. Auch die Hausarbeit kann sie nun frei von Rückenschmerzen erledigen. Krafttraining ist ein fixer Bestandteil ihrer Routine geworden – es hält sie körperlich und mental fit, verleiht ihr Selbstvertrauen und befähigt sie, aktiv am Leben teilzunehmen.

Literatur:

Brooke-Wavell K, Skelton DA, Barker KL, Clark EM, De Biase S, Arnold S, Paskins Z, Robinson KR, Lewis RM, Tobias JH, Ward KA, Whitney J, Leyland S (2022). Strong, steady and straight: UK consensus statement on physical activity and exercise for osteoporosis. British Journal of Sports Medicine, 56(15), 837–846. doi.org/10.1136/bjsports-2021-104634

Dimai HP, Muschitz C, Amrein K, Bauer R, Cejka D, Gasser RW, Gruber R, Haschka J, Hasenöhrl T, Kainberger F, Kerschan-Schindl K, Kocijan R, König J, Kroißenbrunner N, Kuchler U, Oberforcher C, Ott J, Pfeiler G, Pietschmann P, Fahrleitner-Pammer A (2024). Osteoporose – Definition, Risikoerfassung, Diagnose, Prävention und Therapie (Update 2024): Leitlinie der Österreichischen Gesellschaft für Knochen- und Mineralstoffwechsel. Wiener klinische Wochenschrift, 136(S16), 599–668. doi.org/10.1007/s00508-024-02441-2

Kunutsor SK, Leyland S, Skelton DA, James L, Cox M, Gibbons N, Whitney J, Clark EM (2018). Adverse events and safety issues associated with physical activity and exercise for adults with osteoporosis and osteopenia: A systematic review of observational studies and an updated review of interventional studies. Journal of Frailty, Sarcopenia and Falls, 03(04), 155–178. doi.org/10.22540/JFSF-03-155

Watson SL, Weeks BK, Weis LJ, Harding AT, Horan SA, Beck BR (2018). HighIntensity Resistance and Impact Training Improves Bone Mineral Density and Physical Function in Postmenopausal Women With Osteopenia and Osteoporosis: The LIFTMOR Randomized Controlled Trial. Journal of Bone and Mineral Research, 33(2), 211–220. doi.org/10.1002/jbmr.3284

TERMINE

24.-27.04.2025

The 9th International Congress on Cardiac Problems in Pregnancy

Ort: Hotel InterContinental Vienna

14.-17.05.2025

ESMO Breast Cancer 2025

Ort: Internationales Congress Centrum München & Online

02.-04.06.2025

27. DOSCH-Symposium (Hygiene, Mikrobiologie und Präventivmedizin)

Ort: Velden-Casino

Kongresse und mehr

08.-10.05.2025

20. Jahrestagung der DGINA (Interdizplinäre Notfallund Akutmedizin)

Ort: Confex Köln

16.-17.05.2025

Kärntner Internistentage

Innere Medizin am See & Hepatologie 2025

Ort: Werzers Hotel Resort Pörtschach

04.-07.06.2025

Jahrestagung ÖKG „Neues Wissen“

Ort: Salzburg Congress

09.-10.05.2025

Jahrestagung der Österreichischen Atherosklerosegesellschaft

Ort: Mondi Hotel Grundlsee

25.-30.05.2025

34. Ärztetage Grado Österr. Akademie der Ärzte

Ort: Grado

Weitere Infos und Veranstaltungen finden Sie in unserem Kongresskalender unter:

gesund.at/ kongresskalender

OMNi-BiOTiC SKiN®

Aktive probiotische Bakterien zur Wiederherstellung des mikrobiellen Gleichgewichts der Haut

Das Haut-Mikrobiom besteht aus zahlreichen Bakterienspezies, Pilzen und Milben, die essenziell für Barrierefunktion und Immunsystem der Haut sind. Gerät es aus der Balance, kann es zu unangenehmen Hautveränderungen wie Neurodermitis kommen. Staphylococcus aureus spielt dabei eine entscheidende Rolle.

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Von Expert:innen entwickelt schützt und pflegt die probiotische Hautpflege-

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OMNi-BiOTiC SKiN® Intensiv-Fußbad reduziert und beseitigt Fußgeruch, indem es das natürliche Gleichgewicht des Haut-Mikrobioms wiederherstellt. Geschädigte, rissige Haut regeneriert sich und auch schweißnasse Füße sowie Juckreiz werden effektiv verringert. Erhältlich in Ihrer Apotheke.

Quelle: omni-biotic.com

St. Gallen Konferenz in Wien Mammakarzinom: Konsensuale Empfehlungen beschlossen

Die führenden internationalen Expert:innen auf dem Gebiet der Diagnose, Therapie und Nachsorge beim Mammakarzinom sind für ein möglichst schonendes und gleichzeitig sicheres Vorgehen zum Wohle der Patientinnen. Dies zeigte sich bei der Internationalen St. Gallen Brustkrebskonferenz vom 12. bis 15. März in Wien. Die Expert:innen waren erfolgreich damit, konsensuale Empfehlungen für die tägliche Praxis zu erarbeiten. Der Wiener Organisator, Präsident der österreichischen Brust- und DarmkrebsStudiengruppe (ABCSG), Univ.-Prof.

Dr. Michael Gnant: „Wir hatten rund 3.100 Teilnehmer:innen bei dem Kongress in Wien, mit unserem OnlineAngebot sind wir damit auf rund 4.000 Teilnehmer:innen gekommen.“ Inhaltlich wurde u. a. ein klares Commitment zur Brusterhaltung in der Chirurgie des Mammakarzinoms abgegeben. „Mit der Ausnahme von Patientinnen, die ein erhöhtes genetisches Risiko aufweisen, ist die Amputation der betroffenen Brust quasi 'abgewählt'“, so Prof. Gnant. Ähnlich sei der Meinungsbildungsprozess bezüglich der chirurgi-

schen Eingriffe bei den Lymphknoten der Achselhöhle in Umgebung der betroffenen Brust gewesen. Die nunmehr formulierten Empfehlungen, so der Experte: „Bei Patientinnen im Alter über 50 Jahren und kleinen Tumoren (kleiner zwei Zentimeter, noch besser kleiner einem Zentimeter; Anm.) und keinem auffälligen Tast- oder Ultraschallbefund kann man auf solche Eingriffe verzichten.“ Die überwiegende Mehrheit der Expert:innen sprach sich auch für möglichst kurze Strahlentherapiezyklen aus. Quelle: sg-bcc.org

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