Hausärzt:in 05/2025 ohne FKI

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„ANGST ESSEN SEELE AUF“

Frau Kollegin, schicken Sie mir bitte den MRT-Befund?

Wir helfen Ihnen zu helfen. In der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) unter e-Befunde finden Sie Radiologieund Laborbefunde sowie Entlassungsbriefe aus Krankenhäusern. Bald schon können Sie auch e-Bilddaten bereitstellen und abrufen. Wahlärztinnen und Wahlärzte können bereits die Vorteile von ELGA freiwillig nützen. Infos: www.elga.gv.at ı Ihre ELGA-Serviceline für GDA: 050 124 44 22

Editorial

Ein Drahtseilakt

Pro Jahr entwickelt beinahe jede:r fünfte Erwachsene in Österreich eine psychische Erkrankung. Am häufigsten treten Depressionen (10 %), Angststörungen (7 %) und Substanzmissbrauch bzw. -abhängigkeit (12 %) auf. Generell gilt, dass Arbeitslose, Menschen mit finanziellen Sorgen und jene, die sich um ein krankes Familienmitglied kümmern, eher betroffen sind. Das Austrian Institute for Health Technology Assessment (AIHTA) ging in einem aktuellen Bericht der Frage nach, ob und wie ein Screening auf psychische Erkrankungen bei Erwachsenen – im Setting der Primärversorgung – umsetzbar wäre.1 Die Implementierung eines solchen Gesundheitsprogramms müsste – den Studienautorinnen zufolge – wenn, dann umfassend angegangen werden. Denn es spricht einiges für, aber auch einiges gegen generelle Screenings. Der mögliche Schaden reicht von längeren Wartezeiten für Diagnostik und Therapie bei einer hohen Anzahl falsch positiver Ergebnisse bis hin zu Überdiagnostik und -therapie. Das Problem verschärft sich, falls nicht ausreichend Therapieplätze zur Verfügung stehen. Eine weitere Herausforderung stellt die Akzeptanz der Vorsorgeuntersuchung als Setting für das Screening dar. Denn aktuell nehmen eine solche nur rund 12 % der Erwachsenen in Anspruch – Betroffene von psychischen Erkrankungen tendenziell seltener.

Krankheitsbildbasierte Screenings

Bei der Analyse von neun internationalen systematischen Reviews und 28 Leitlinien bot sich dem AIHTA folgendes Bild: Die Evidenz für ein Screening der gesamten Bevölkerung auf psychische Erkrankungen ist dünn. Aber es gibt eine

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Reihe von erprobten Tests und evidenzbasierten Leitlinien, die – für bestimmte Personen- und Patient:innengruppen –ein Screening empfehlen. So sollten etwa von Herzinsuffizienz, Diabetes oder Krebs Betroffene regelmäßig auf psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen gescreent werden. In diese Richtung könne man weiterdenken, so die Studienautorinnen. Krankheitsbildbasierte Screenings, die auf Leitlinien aufbauen, seien in der Primärversorgung vorstellbar. Vorab lautet der Vorschlag der Expertinnen aber, mögliche Alternativen zu einem Screeningprogramm zu prüfen, etwa: den Ausbau des Angebots von Therapieplätzen sowie der finanziellen Unterstützung für Betroffene, außerdem Maßnahmen zur Entstigmatisie-

rung psychischer Erkrankungen und die Definition klarer Pfade, welche Diagnose welche Behandlung nach sich ziehe. Diesbezüglich gebe es Aufholbedarf.

Mehr zu den Themen Angststörungen sowie Suchterkrankungen finden Sie in der aktuellen Hausärzt:in ab Seite 12. Eine spannende Lektüre wünscht Ihnen

Ihre

Mag.a Karin Martin Redaktionsleiterin RegionalMedien Gesundheit, karin.martin@regionalmedien.at

Quelle:

1 Kern J, Reinsperger I, Hofer V (2024), HTA-Projektbericht 159, eprints.aihta.at/1544

Gesund.at

FACHWEBINAR

Auslöser einer allergischen Rhinitis sind typischerweise Allergene aus der Luft.

06 Wenn Bauch und Hirn nicht richtig kommunizieren

Mit Hypnose die Darmfunktion beeinflussen

09 Darmgesundheit durch Ernährung

Gezielte Interventionen auf die kolonische Besiedelung

16 Suchtphänomene und ihre Herausforderungen

Suchterkrankungen in der Praxis: Teil 2 –Psychostimulanzien

20 Wenn die oberen Atemwege rebellieren

Allergien aus HNO-Sicht – ein Update

12 „Angst essen Seele auf“ Was gibt es neben Anxiolytika?

38 Schilddrüsenkrankheit und Urlaub Was Reisende mit Morbus Basedow und Co beachten sollten

32 Atopische Dermatitis bei Kindern Pathogenese und altersspezifische Therapieansätze

35 Die ersten Zähne: oft unangenehm

Welche Begleitsymptome die Dentition haben kann

36 Reiseapotheke für Kinder

Wie man Patient:innen auf den Familienurlaub gut vorbereitet

Extreme Hitze erhöht das Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen. Kinder im Urlaub sind besonders anfällig für Reisedurchfall, Fieber und Hautprobleme.

26 Eine enge Verbindung

Die Herzinsuffizienz als häufige Komorbidität

29 Prävention und Primärversorgung

Österreichspezifische Diabetes-Leitlinien

30 Menopause und kardiovaskuläre Erkrankungen

Inwiefern die Wechseljahre das atherogene Lipidprofil beeinflussen

39 Hypertonie ist nicht nur Männersache Inwiefern Frauen besonders von Bluthochdruck betroffen sind

41 Eine Substanz, drei Indikationen Empagliflozin wirkt antidiabetisch, kardiound nephroprotektiv

42 Neuigkeiten zur RSV-Impfung CHMP empfiehlt, die Indikation für aktive Immunisierung auszuweiten

43 Zystitis und Reisen Wie man einen Harnwegsinfekt vor dem Urlaub behandelt

45 Die Top-OsteoporoseProdukte Marktanalyse von Beatrix Linke, Country Lead IQVIA Austria

45 Investitionen für die Zukunft Innovative Therapien fördern Produktivität und Lebensqualität

46 SPRECHStunde

Pflanzlich vs. tierisch bei rheumatoider Arthritis?

49 Abstand vom Alltagsstress Fragen und Antworten zur stationären Herz-Kreislauf-Reha

50 Termine Aktuelle Kongresse und mehr

51 ORDI-GEFLÜSTER

Grüne Praxis, gesunde Zukunft

51 Impressum

Programm:

Schmerzprävention und -behandlung

Vortragende:r angefragt

Vorsorgeuntersuchungen

Vortragende:r angefragt

Leitfaden zur Deeskalation chronischer Wunden

DGKP Astrid Hirschmann

Impfschutz aktuell

Prof.in Dr.in Erika Zelko

Bewegung als Schlüssel

zur Gesundheit

Dr. Piero Lercher

Expertinnenrunde

„Die Zukunft beginnt jetzt: Ordinationsassistenz 2030“

Lisa Mayer BA, MA (GÖG), Claudia Lehmann MSc (AK Wien),

Prof.in Dr.in Erika Zelko

Workshop: Achtsamkeit im Ordinationsalltag und professionelle Stressprävention

Petra Prüfert-Holzinger

Prävention im Fokus

Aktuelle Ansätze und bewährte Methoden

Samstag, 4. Oktober 2025

Haus der Ingenieure, Eschenbachgasse 9, 1010 Wien

Kosten

Mitglieder: 80 €

Nicht-Mitglieder: 95 €

Anmeldung

arztassistenz.at/mitglieder/ fortbildungen/fortbildungskalender/bda-termine/ tagungen-kongresse/ 10-bda-kongress-wien-2

6 BdA Fortbildungspunkte

Wenn Bauch und Hirn nicht richtig kommunizieren

Reizdarm: Mit Hypnose lässt sich die Darmfunktion beeinflussen

Viele Patient:innen leiden heutzutage an Reizdarmsymptomen. Der Bauch verkrampft sich, immer wieder treten Schmerzen und Blähungen nach dem Essen auf. Hinzu kommt der unregelmäßige und schlecht kontrollierbare Stuhlgang: manchmal Verstopfung und dann wieder anfallsartige Durchfälle, sodass sich die Betroffenen nicht mehr aus dem Haus trauen. 10 bis 15 % der Bevölkerung haben heutzutage – in unterschiedlicher Ausprägung – mit diesen typischen Symptomen des Reizdarms zu kämpfen.

Wann spricht man von einem Reizdarmsyndrom?

Das Reizdarmsyndrom ist eine funktionelle Störung der Darmtätigkeit, die mit den oben beschriebenen Symptomen einhergeht. Dabei ist es zunächst wichtig, eine organische Ursache auszuschließen, etwa bakterielle Darminfektionen, chronisch entzündliche Darmerkrankungen oder Darmkrebs, aber auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Zu diesem Zweck erfolgt meist eine ganze Reihe von Untersuchungen: Blutabnahme, Stuhluntersuchung, Bauchultraschall und in den meisten Fällen auch eine Magenund Darmspiegelung. Wenn sich negative Befunde ergeben bzw. Befunde das Ausmaß der Beschwerden nicht erklären, spricht man von einem Reizdarmsyndrom. Das Organ ist also objektiv gesund, seine Funktion jedoch gestört. Heute weiß man, dass dem Reizdarm vor allem eine Störung der sogenannten

„Darm-Gehirn-Achse“ zugrunde liegt, sprich eine gestörte Kommunikation zwischen Gehirn und Darmnervensystem. Die Darmtätigkeit wird vom enterischen Nervensystem gesteuert, das aus etwa 100 Millionen Nervenzellen besteht – dem „Bauchgehirn“. Dieses befindet sich über Rückenmark, Hormone und sogar über die Darmflora in ständigem Informationsaustausch mit dem Gehirn. Das Bauchgehirn ist beim Reizdarmsyndrom in einem Zustand erhöhter Alarmbereitschaft, also in gewisser Weise überempfindlich. Es sendet dem Kopfgehirn dabei Schmerzen, obwohl es dafür gar keinen objektiven Grund gibt. Andererseits ist auch die Wahrnehmungsschwelle des Gehirns herabgesetzt, sodass die Betroffenen kleine Muskelbewegungen des Darms intensiv spüren, welche von gesunden Menschen normalerweise gar nicht wahrgenommen werden. Somit erleben Menschen mit Reizdarm häufig eine quälende Unruhe im Bauch. In manchen Fällen kommt es auch zu anfallsartigen Durchfällen, die den sofortigen Besuch einer Toilette erfordern. Dadurch dreht sich im Kopf der Betroffenen vieles nur noch um den Bauch und der Leidensdruck kann so hoch sein, dass sie sich kaum mehr trauen, die eigene Wohnung zu verlassen. Aus Angst vor plötzlich einsetzenden Durchfällen halten sie sich nur noch an Orten auf, an denen sich eine Toilette in unmittelbarer Nähe befindet, was die Lebensqualität und den eigenen Handlungsspielraum deutlich einschränkt.

GASTAUTOR:

Dr. Wolf-Dieter Nagl Arzt für Allgemeinmedizin, psychosomatische Medizin und medizinische Hypnose in Mödling

„Die Darmtätigkeit wird vom enterischen Nervensystem gesteuert, das aus etwa 100 Millionen Nervenzellen bestehtdem Bauchgehirn.“

Was empfehlen bei Reizdarm?

Typische Reizdarmmedikamente oder Probiotika, welche die Darmflora positiv beeinflussen sollen, führen meistens nicht zu einer gewünschten und dauerhaften Besserung der Symptome. Allerdings gibt es eine spezielle Form der Diät mit durchaus guter Erfolgsrate, die extra für Reizdarmpatient:innen entwickelt wurde – die FODMAP-Diät. Hierbei werden über mehrere Wochen ganz spezielle schwer verdauliche Kohlenhydrate nicht konsumiert und später dem Speiseplan wieder kontinuierlich hinzugefügt. In 70 % der Fälle kommt es dabei zu einer Reduktion der Reizdarmsymptome. Studien zeigen allerdings, dass beim therapierefraktären Reizdarmsyndrom die wirksamste und nachhaltigste Therapieform die bauchfokussierte Hypnose ist, die bei über 80 % der Betroffenen zu einer deutlichen und nachhaltigen Linderung der Symptome und Verbesserung der Lebensqualität führt. Doch wie lässt sich diese Wirkweise verstehen?

Die Wirkung der Hypnose

Die Hypnose ist eine uralte Behandlungsform, deren Wirkweise bei vielen psychosomatischen Beschwerden heute sehr gut belegt ist. Die Patient:innen werden im Rahmen der Hypnose angeleitet, sich in einen entspannten Trancezustand zu begeben und die Aufmerksamkeit nach innen zu lenken, um in Kontakt mit ihrem Unterbewusstsein zu kommen. Durch die Suggestionen (Themenvorschläge) der Hypnosetherapeut:in werden sie aufgefordert, sich bestimmte innere Bilder vorzustellen und diese im Geiste zu erleben, ähnlich wie bei Tagträumen. In Trance wird dieses innere Erleben sehr real vom Gehirn verarbeitet, wodurch der Körper das Signal bekommt, das Vorgestellte tatsächlich zu erfahren. Der Körper reagiert auf das vom Gehirn Verarbeitete und da er nicht zwischen Realität und Vorstellung unterscheiden kann, passt er seine Zellfunktionen an das gerade Erlebte an. Damit lassen sich über die Vorstellungskraft Organfunktionen beeinflussen, die üblicherweise nicht willentlich kontrolliert werden können.

Selbstversuch

Wie Sie wissen, können Sie Ihre Speicheldrüsen, Ihre Darmfunktionen oder Ihre Lebertätigkeit nicht auf die gleiche Weise bewusst und willentlich steuern wie beispielsweise Ihren linken Arm, den Sie auf Befehl heben können. Das liegt daran, dass diese Verdauungsfunktionen vom autonomen Nervensystem automatisch gesteuert werden und sich somit unserer willentlichen Kontrolle entziehen. Aber unternehmen Sie für einen kurzen Moment folgenden Versuch: Achten Sie darauf, wie Ihre Speicheldrüsen reagieren, wenn Sie sich mit allen Sinnen vorstellen, dass Sie eine saftige gelbe Zitrone in Ihrer Hand halten und daran riechen. Schneiden Sie diese Zitrone in Ihrer Vorstellung mit einem Messer in zwei Hälften und pressen Sie den gesamten Inhalt beider Hälften in Ihren Mund. Spüren Sie nach, wie der saure Zitronensaft sich im ganzen Mundraum verteilt. Was haben Sie bemerkt? Ist vermehrt Speichel geflossen? Dann haben Sie gerade erlebt, wie Sie aktiv eine Verdauungsfunktion beeinflusst haben! Nicht auf Befehl, aber über die Erzeugung eines inneren Bildes.

Auf die gleiche Weise lassen sich in Hypnose durch die Wahl der jeweils spezifischen Bilder unterschiedlichste Körperfunktionen beeinflussen –von der Höhe des Blutdrucks über die Intensität eines Schmerzes bis hin zur Darmtätigkeit.

Ablauf in der Praxis

Im Rahmen der Bauchhypnosesitzungen werden die Betroffenen angeleitet, in einen tiefen Entspannungszustand zu kommen. Nun werden speziell auf die Darmtätigkeit ausgerichtete Suggestionen vermittelt, die sich positiv auf die Darmfunktionen auswirken. Neurowissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass mittels Hypnose die Aktivität in ganz bestimmten Gehirnregionen modifiziert wird, welche bei vielen Personen mit Reizdarm abnorme Aktivitäten aufweisen. Speziell handelt

„Über die Vorstellungskraft lassen sich Organfunktionen beeinflussen, die üblicherweise nicht willentlich kontrolliert werden können.“

es sich um jene Schmerzareale, welche beim Reizdarm überaktiv sind und sich durch die Hypnose wieder normalisieren. Aber auch die Peristaltik, sprich die Muskelbewegungen des Darms, durchläuft eine Harmonisierung, womit sich Verstopfungs- und Durchfallsymptome sowie Blähungen reduzieren. Im Normalfall sind dafür acht bis zwölf Sitzungen zu etwa 45 Minuten notwendig. Die Patient:innen erhalten auch Audioaufnahmen von ausgewählten Sitzungen für zu Hause und werden gebeten, sich diese mehrmals pro Woche anzuhören und auf sich wirken zu lassen.

Im Rahmen der Hypnosesitzungen lernen die Betroffenen, selbst wieder die Kontrolle über ihre Darmfunktionen zu erlangen, anstatt von ihnen kontrolliert zu werden, und bekommen Werkzeuge in die Hand, damit sie im Alltag mit belastenden Situationen und Symptomen besser umgehen können. Die meisten berichten nach dem Ende der Sitzungen von einer deutlichen Reduktion ihrer Darmbeschwerden sowie einer allgemein verbesserten Lebensqualität. <

X HAUSÄRZT:IN-Buchtipp

Bauchhypnose in Theorie und Praxis

Von Wolf-Dieter Nagl und Gabriele Moser Springer Verlag 2025

Darmgesundheit durch Ernährung und Fasten

Mithilfe gezielter Interventionen auf die kolonische Besiedelung einwirken

Das Darmmikrobiom und die gezielte Einflussnahme auf die Qualität und Quantität der Darmbakterien stehen in den letzten Jahren vermehrt im Fokus der Forschung.

Man weiß mittlerweile durch eine Vielzahl von Studien, dass die Zusammensetzung der Darmbakterien variabel ist und sich im Laufe eines Menschenlebens ändert bzw. sich an Gegebenheiten wie Ernährung, Medikamenteneinnahme und Lebensumstände anpasst. Demzufolge lässt sich auch ein „derangiertes“ Mikrobiom durch gezielte Interventionen beeinflussen, allerdings nur, solange die Intervention aufrechterhalten wird. Nach Beendigung derselben tritt der Ausgangszustand schnell wieder ein.

Die Ernährungsgewohnheiten haben sich in den letzten 50 bis 100 Jahren wesentlich verändert. Durch die Omni-

präsenz von Fertigprodukten, sogenanntem Convenience-Food, ist man nicht mehr auf selbst zubereitete Speisen angewiesen. Die Auswahl ist mannigfaltig, die Zutatenliste auch. Für jeden Geschmack ist etwas dabei, egal ob vegetarisch, vegan, laktose- oder glutenfrei. Unser Darmmikrobiom ist jedoch nicht darauf ausgerichtet, die in solchen Produkten enthaltenen Verdickungsmittel, Emulgatoren oder Konservierungsmittel zu verdauen. Es kommt zur „Verarmung“ des Mikrobioms und zum Shift zugunsten krankheitsfördernder Bakterien. Ein solches Ungleichgewicht hat nicht nur Auswirkungen auf die Verdauungsleistung (Meteorismus, Durchfälle), sondern auch auf immunologische Vorgänge und unsere Psyche.

Rezente Studien haben nachgewiesen, dass hochgradig verarbeitete Lebens-

GASTAUTORIN: OÄ Dr.in Dagmar Sobe-Schmid Barmherzige Brüder Krankenhaus St. Veit/Glan, Abteilung für Innere Medizin

mittel, die einen großen Anteil schnell resorbierbarer Kohlenhydrate in Kombination mit Fetten haben, das Belohnungszentrum im Hirn ansprechen und somit einen hedonistischen Reiz zur Nahrungsaufnahme liefern. Somit sind diese Nahrungsmittel durchaus als potentiell suchterzeugend einzustufen.1

Auch chronische Erkrankungen, chronischer Stress, Antibiotikaeinnahme und Leistungssport können das Mikrobiom verändern.

Die Hebel der Medizin, um einen therapeutischen Einfluss auf die Zusammensetzung des Mikrobioms auszuüben, sind Ernährungsmaßnahmen wie die gezielte Zufuhr von Ballaststoffen, der Einsatz von Probiotika und Fasten.2,3

Ballaststoffe im Fokus

Ballaststoffe sind nicht resorbierbare Kohlenhydrate, können also vom Körper nicht aufgenommen werden, dennoch haben sie einen wichtigen Effekt auf die Darmflora. Sie dienen nämlich den „g ünstigen“ Darmbakterien als Nahrung: etwa der Bacteroidesspezies, den Bifidobakterien, den Laktobazillen oder den Faecalibakterien, welche allesamt durch Fermentation kurzkettige Fettsäuren herstellen. Diese Fettsäuren stehen gegenwärtig im Mittelpunkt der Forschung, da sie nicht nur auf die Darmbarriere eine förderliche Wirkung haben, sondern mitunter auch auf das Immunsystem. Sie können die BlutHirn-Schranke überqueren und wirken somit auf das Gehirn, über die sogenannte Darm-Hirn-Achse. Die hauptsächlich entstehenden kurzkettigen Fettsäuren sind Acetat, Butyrat und Propionat. Sie sollten in einem gewissen Verhältnis zueinanderstehen, wobei Acetat idealerweise ca. 60 % ausmacht.

In Studien konnte festgestellt werden, dass proinflammatorische Zytokine die Darmbarriere beeinflussen und zu einer erhöhten Darmpermeabilität führen, was für das Reizdarmsyndrom maßgeblich verantwortlich zu sein

INFO

Beschreibung Podcast „Lebenswerk“

Mit dem Podcast „Lebenswerk“ ermöglichen die Ordensspitäler einen Blick hinter die Kulissen. Monatlich sprechen Expert:innen über medizinische Spitzenleistungen, Zuwendungsmedizin, Innovationen, aber auch über die Werte, die jene Krankenhäuser seit Jahrhunderten prägen. Der Podcast „Lebenswerk“ macht die wichtige Arbeit der Ordensspitäler erlebbar, die jährlich mehr als zwei Millionen Patient:innen betreuen. In „Lebenswerk“ kommen Menschen zu Wort, die einen besonderen Geist leben und jede der 23 Kliniken zu einem Ort menschlicher Zuwendung und Hoffnung machen.

Den Podcast „Lebenswerk“ der Ordensspitäler Österreichs finden Sie auf allen gängigen Plattformen und auf ordensspitaeler.at/podcast

scheint. Die kurzkettigen Fettsäuren haben hier einen schützenden Effekt: Sie beeinflussen die Entstehung antientzündlicher Zytokine und stellen so einen Schutz für die Darmwand her.

Auch wurde die erhöhte Bildung von natürlichem GLP-1 dokumentiert und somit ein appetithemmender Effekt nachgewiesen, was sich vorteilhaft auf die Gewichtsabnahme auswirkt.4

Daher lässt sich schlussfolgern, dass durch gezielte Ernährungsinterventionen wie die Aufnahme von Ballaststoffen in Form von Vollkornprodukten, aber auch von Hülsenfrüchten und fermentierten Lebensmitteln sich günstige Darmbakterien vermehren können, kurzkettige Fettsäuren verstärkt produziert werden und somit der Dysbiose entgegengewirkt werden kann.

Effekte des Fastens

Fasten wurde als Maßnahme zur Gewichtsreduktion in den letzten Jahren immer populärer. Beim Intervallfasten gibt es keine verbotenen Lebensmittel, lediglich eine zeitliche Beschränkung der Nahrungsaufnahme. Bei geringerer Nahrungszufuhr muss der Körper zur Energiebereitstellung auf den Abbau von Fettsäuren zurückgreifen, weil Kohlenhydrate fehlen. Der dadurch sinkende Cholesterinspiegel und die Erhöhung der Insulinsensitivität bringen erhebliche Vorteile für den Stoffwechsel. Darü-

ber hinaus können über die Aktivierung von Signalwegen Alterungsprozesse verlangsamt werden.5

Auch dem Fasten werden Effekte auf die kolonische Besiedelung zugeschrieben. Sei es durch das traditionelle Heilfasten, das Einlegen von Fastentagen oder das Intervallfasten: Beschwerden, die durch eine bakterielle Dysbiose ausgelöst werden, können gelindert werden.

Einerseits haben die Darmzotten Zeit zur Regeneration, da sie nicht ständig mit Speisebrei bzw. Stuhl in Kontakt kommen. Andererseits kann sich das Mikrobiom wie bei der Ballaststoffzufuhr zugunsten der gesundheitsfördernden Darmbakterien ändern – die Diversität der Mikrobiota wird erhöht. Es gibt allerdings Limitationen. So schnell sich die bakterielle Vielfalt durch gezielte Interventionen ändern kann, so schnell wird der Ausgangszustand wiederhergestellt, sobald man in frühere Ernährungsmuster zurückgefallen ist.

Literatur:

1 Wiss DA et al., Ultra-Processed Foods and Mental Health: Where Do Eating Disorders Fit into the Puzzle? Nutrients 2024 Jun 19;16(12):1955.

2 Boushra D et al., The role of short-chain fatty acids in microbiota–gut–brain communication. Nature reviews Gastroenterology & hepatology 16.8 (2019).

3 Schwenger K et al., The role of the gut microbiome in chronic liver disease: the clinical evidence revised. JHEP Rep 1.3 (2019).

4 Tinsley GM et al., Effects of intermittent fasting on body composition and clinical health markers in humans. Nutr Rev. 2015 Oct;73(10):661-74.

5 Anton SD et al., Flipping the Metabolic Switch: Understanding and Applying the Health Benefits of Fasting. Obesity (Silver Spring). 2018 Feb;26(2): 254-268.

„Angst essen Seele auf“ Was gibt es neben Anxiolytika?

INFO

Woher kommt der Ausspruch „Angst essen Seele auf“? Mit dem Titel seines 1973 verfilmten Sozialdramas „Angst essen Seele auf“ hat Rainer Werner Fassbinder ein geflügeltes Wort geschaffen. Es wird verwendet, um die zerstörerische Macht von Angst auszudrücken.

Zum Verständnis eines naturheilkundlichen Ansatzes bei Angststörungen seien einige historische Vorbemerkungen erlaubt: In der älteren naturheilkundlichen Betrachtung wurden somatische und psychiatrische Erkrankungen nicht so streng getrennt, wie dies in der konventionellen Medizin spätestens seit Jean-Martin Charcot (1825-1893) und später Eugen Bleuler (1857-1939) der Fall ist. Für sehr schwerwiegende psychiatrische Erkrankungen wie Schizophrenie hatte die Naturheilkunde von jeher kaum ein Konzept. Sie verfolgte jedoch aufmerksamer die Etablierung des Fachgebietes Psychosomatik nach dem Zweiten Weltkrieg, welche maßgeblich durch den USAmerikaner ungarischer Abstammung Franz Gabriel Alexander (1891-1964) vorangetrieben wurde. Und sehr bald beanspruchte die Naturheilkunde für sich, viele psychosomatische Beschwerden etwa durch „Ordnungstherapie“, Kaltwasserreize, aber auch pflanzliche Heilmittel (Phytotherapie), behandeln zu können. Elemente wie Hypnosepsychotherapie, synonym Hypnotherapie nach Franz Anton Mesmer (1734-1815), verschiedene Schulen der Atemtherapie, etwa nach Frieda Goralewski (1893-1989) oder auch Volkmar Glaser (19121997), funktionelle Entspannung nach Marianne Fuchs (1908-2010) oder das Autogene Training nach Johannes Heinrich Schultz (1874-1960) spielten von jeher eine größere Rolle im naturheilkundlichen Therapiespektrum. Später sprach man zusätzlich gerne von „k leiner Psychotherapie“, um dem ausführlichen Gespräch der grundsätzlich eher somatisch orientierten naturheilkundlichen Ärzt:innen einen höheren Stellenwert zu geben. Dabei wollte man nie in Konkurrenz zu den sich etablierenden psychotherapeutischen Techniken, insbesondere der analytischen, treten. Das Indikationsspektrum umfasste eher leichtere Störungen wie Ängste, nach heutiger Nosologie leichte bis mittelschwere Depressionen, chronische Schlafstörungen, Tics und „ Neurosen“, die sich früher oft in plötzlicher körperlicher Schwäche manifestierten. Chronische Erschöpfungszustände im heutigen Sinne kannte man noch nicht.

Mind-Body-Medizin

GASTAUTOR:

Dr. Rainer Stange

Immanuel Krankenhaus Berlin, Abteilung

Naturheilkunde

Etwa ab Mitte der 1990er Jahre kam die mitteleuropäische Naturheilkunde zunehmend in Kontakt mit neuen Methoden aus den USA unter dem Sammelbegriff MindBody-Medizin (MBM) und integrierte sie rasch. Diese hatte schon immer dem Yoga, Qigong (etwa Kultivierung der Lebensenergie Qi), Tai’Qi (etwa „Ursprung des Kosmos“) sowie verschiedenen Meditationstechniken aus asiatischen Kulturen Elemente entlehnt. Beim „ Body Scan“, einem unverzichtbaren Element jeder MBM-Praxis, sehen Kundige dagegen deutliche Entlehnungen aus dem Auto-

© Immanuel Krankenhaus

„Positive Studienergebnisse bei Angststörungen liegen für Elemente der Mind-BodyMedizin wie Yoga, Meditation, achtsame Bewegungsformen wie Tai’Qi, aerobes Training sowie Atemtherapie vor.“

aufgezeigt werden, deren Nutzung für eine gelungene individuelle Beratung so wichtig ist. Gemäß einem jüngeren sogenannten Umbrella-Review scheint „achtsamkeitsbasierte Bewegung“ führend. Darunter versteht man recht unterschiedliche Techniken wie Gehmeditation, aber auch klassisches Yoga, Qigong oder Tai’Qi. Ihr wichtigstes Kennzeichen ist das Fehlen sportmedizinisch beschreibbarer Leistungsziele zugunsten der Vermittlung von Körperbewusstsein. Dicht darauf folgen verschiedene Formen des klassischen aeroben Trainings, während reines Krafttraining weniger erfolgversprechend ist.1

genen Training. „ Deep Breathing“ kommt in dieser allgemeinen Form sowohl im Yoga als auch in nahezu allen westlichen Atemschulen vor. Für Methodenkritiker:innen ist die MBM also klar eklektizistisch, was ihrem Siegeszug aber keinen Abbruch tut. Eine Art Kanonisierung erfolgte durch das Konzept „ M indfulness Based Stress Reduction“ (MBSR, „achtsamkeitsbasierte Stressminderung“). Positive Studienergebnisse bei Angststörungen liegen für Elemente der MBM wie Yoga, Meditation, achtsame Bewegungsformen wie Tai’Qi, aerobes Training sowie Atemtherapie vor.

Solche Elemente haben sich z. B. in der Reha-Medizin bei psychosomatischen Indikationen sehr breit etablieren lassen und sind dort jeder Patient:in rasch vertraut. In der ambulanten Beratung ohne jede Vorerfahrung spielen zunächst praktische Aspekte wie die Erreichbarkeit eines therapeutischen Angebotes, der Aufwand und die Finanzierbarkeit meist eine entscheidendere Rolle als Bewertungen nach EBM-Kriterien. Anspruchsvoll für die Ärzt:in ist eine individuelle Optimierung des Therapieplans, was in Metropolen aufgrund des breiten Angebotes grundsätzlich möglich ist, aber ein Gespräch über Körperbewusstsein, Spiritualität, Kontrollüberzeugung bezüglich des eigenen Krankheitsbildes usw. voraussetzt. Große Erfolge hat man mit der Einführung regelmäßiger Bewegung in das Leben von Angstpatient:innen erzielt. Dazu gibt es inzwischen so viele Studien, dass in Übersichten auch die erfreulicherweise vorhandenen Spielräume

Phytotherapie

Im Bereich der Phytomedizin ist an erster Stelle der Lavendel mit der Indikation Angst zu nennen. Traditionell genutzt wurde nur der Echte Lavendel (Lavandulae angustifolia MILL; Synonyme im Deutschen: Echter Speik; Lavander; Lavendel), der erst ab mehr als 800 Meter Seehöhe wächst. Unterhalb handelt es sich um Vermischungen mit Lavendula latifolia Medik. (dem Großen Speik). Nach einer langen Tradition der Lavandulae flos (Lavendelblüten) in der mediterranen und später auch in der nordeuropäischen Volksmedizin, widmete sich ihnen die wissenschaftliche Phytotherapie ab 1984 mit der ersten Monographie der Kommission E des damaligen Bundesgesundheitsamtes BGA. Als Inhaltsstoffe waren schon damals die ätherischen Öle Linalyacetat und Linalool genannt. Applikationen waren lange Zeit die Tee- und Aromatherapie sowie der Badezusatz in der Phytobalneologie. Erst sehr viel später gelang es, Silexan zu entwickeln, einen standardisierbaren, verträglichen und ausreichend bioverfügbaren Extrakt für die perorale Darreichung. Mit diesem sind sämtliche in Europa veröffentlichten Studien und Kasuistiken ab 2003 durchgeführt worden, nahezu alle mit der Dosis von 80 mg/d. Der letzte systematische Review mit Metaanalyse für die Indikation Angst und zehn Wochen Einnahmedauer weist 5 RCT mit 1.213 Patient:innen auf und wurde gänzlich von einer Wiener Arbeitsgruppe durch-

geführt. Primärer Zielparameter war jeweils die Hamilton Anxiety Rating Scale (HAMA), sekundäre waren mehrere Angst-Selbstbewertungsskalen, „C linical Global Impression (CGI) rating scales“ und der SF-36. Nach zehnwöchiger Behandlung war Silexan Placebo bei der Reduzierung des HAMAGesamtwerts sowie der Subskalen für psychische und somatische Angst und der selbst bewerteten Angst deutlich überlegen, ebenso bezüglich der Subskalen des SF-36 für körperliche wie auch geistige Gesundheit. Es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen in Bezug auf das Auftreten unerwünschter Ereignisse (UE), schwerwiegender UE (SUE) oder vorzeitiger Studienabbrüche aufgrund von UE.2

Im letzten „ A ssessment Report“ der European Medicines Agency der EU aus dem Jahr 2012 ohne Nennung des Endzeitpunktes der Literaturrecherche wird der innerlichen Anwendung von Lavendelöl lediglich der Status einer „Traditional Medicine“ (TM) und nicht der nach EBM-Kriterien höherwertige des „Well-established Use“ (WEU) zugesprochen. Dies dürfte sich bei einer Aktualisierung ändern.3 Verträglichkeitsprobleme werden auch hier nicht gesehen.

„Im Bereich der Phytomedizin ist an erster Stelle der Lavendel mit der Indikation Angst zu nennen.“

Praktische Anwendung

Für die praxisbezogene Beratung sehr wichtig erscheint der Hinweis, dass bei jungen Gesunden weder die Standarddosis von 80 mg/d, die über eine Woche gegeben wurde, noch die einmalig vierfach erhöhte in zahlreichen Tests die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigte, was bei normal dosiertem Lorazepam von 1 mg/d jedoch der Fall war.4 Für Letzteres gilt ein relativer Warnhinweis bezüglich des Autofahrens und gefährlicher Werkzeuge bzw. Maschinen.

Weiterhin sehr beliebt und mit einer peroralen Therapie sowohl mit Phytos wie auch mit chemisch definierten Psychopharmaka gut kombinierbar ist Lavendel als Aromatherapie, im Falle von Angst auch mit Citrusöl (Citrus aurantium L).5 Bei der Planung und Bewertung von Studien mit Aromatherapie stellen sich neben der Frage nach der Qualität des Aromaöls auch neue Fragen, etwa nach der Kontrolle einer Wirksamkeit im Vergleichsarm oder der zu inhalierenden Wirkstoffdosis.6 In Studien und in alltäglicher Praxis lassen sich dennoch mit einfachsten Mitteln oft erstaunliche Effekte erzielen. Weltweit besteht großes Interesse, präoperative Angst mit einfachen Methoden zu reduzieren, die mit der anschließenden Anästhesie kompatibel sein müssen. Ein systematischer Review mit Metaanalyse identifiziert nicht weniger als 20 RCT in türkischer und englischer Sprache, davon nur einen aus Europa. Das Angstniveau jener Patient:innen, denen vor dem chirurgischen Eingriff Lavendelöl aufgetragen wurde, war signifikant niedriger als das der Kontrollgruppe.7 Nach größeren Eingriffen ließ sich in der postoperativen Situation die von den Patient:innen selbst gesteuerte Opiatdosierung etwa halbieren.

Lavendel in der Schwangerschaft?

Während der Schwangerschaft können Frauen unter Stress, Angstzuständen und/oder Schlaflosigkeit leiden. Viele herkömmliche Psychopharmaka und Sedativa sind jedoch für Schwangere kontraindiziert. In einem Review konnten sechs klinische Studien von 2000 bis 2022 mit 413 Teilnehmerinnen ausgewertet werden, die im zweiten oder dritten Schwangerschaftsdrittel Lavendelöl verwendeten. Zielgrößen waren jeweils einmal Schlafqualität oder Angst, je zweimal Stress oder Angst und Stress. Alle Studien berichteten über eine signifikante Besserung der jeweiligen Symptome und keine nachteiligen Auswirkungen auf den Verlauf der Schwangerschaft. Für die Bescheinigung einer bedenkenlosen Einnahme von Lavendelöl sind dies aber noch zu wenige exakt monitorierte Schwangerschaften.8

Literatur:

1 Tian J et al., Comparative Efficacy of Acute Exercise Intervention on Anxiety in Adolescents and Young Adults: A Network Meta-Analysis. Scand J Med Sci Sports. 2024 Oct;34(10):e14735.

2 Dold M et al., Efficacy of Silexan in patients with anxiety disorders: a metaanalysis of randomized, placebo-controlled trials. Eur Arch Psychiatry Clin Neurosci. 2023 Oct;273(7):1615-1628.

3 European Medicines Agency. Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC). Assessment report on Lavandula angustifolia Miller, aetheroleum and Lavandula angustifolia Miller, flos. 27 March 2012 EMA/HMPC/143183/2010.

4 Möller HJ et al., Silexan does not affect driving performance after single and multiple dose applications: Results from a double-blind, placebo and referencecontrolled study in healthy volunteers. J Psychiatr Res. 2021 Apr;136:543-551.

5 Tan L et al., Essential oils for treating anxiety: a systematic review of randomized controlled trials and network meta-analysis. Front Public Health. 2023 Jun 1;11:1144404.

6 Stange R, Zum Stand der klinischen Forschung in der Aromatherapie. Zeitschrift für Phytotherapie 2021;42:169 – 174.

7 Kulakaç N et al., Effect of Lavender Oil on Preoperative Anxiety: Systematic Review and Meta-analysis. J Perianesth Nurs. 2024 Apr;39(2):218-225.

8 Vidal-García E et al., Efficacy of Lavender Essential Oil in Reducing Stress, Insomnia, and Anxiety in Pregnant Women: A Systematic Review. Healthcare (Basel). 2024 Dec 5;12(23):2456.

Komplexe Suchtphänomene und ihre Herausforderungen

Suchterkrankungen in der Praxis,

Teil 2 – Psychostimulanzien:

Kokain, Amphetamine und Neue Psychoaktive Substanzen

GASTAUTOR:INNEN-TEAM:

Univ.-Prof.in Dr.in

Gabriele Fischer

FÄ für Psychiatrie und Neurologie, Univ.-Klinik für Psychiatrie & Psychotherapie und Zentrum für Public Health, MedUni Wien

DDr. Arkadiusz Komorowski FA für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, Ärztlicher Leiter Grüner Kreis

Zahlreiche Genussmittel wie Tee und Kaffee haben eine anregende Wirkung und sind für viele als „Grundnahrungsmittel“ aus dem Alltag nicht wegzudenken. So regt beispielsweise Koffein das zentrale Nervensystem an und steigert Wachsamkeit sowie Konzentration im täglichen Leben. Zwar besteht auch bei Koffein ein gewisses Suchtpotenzial, jedoch gilt ein mäßiger Konsum in der Regel als unbedenklich. Einige medizinische Studien weisen sogar auf positive Effekte hin, die durch die antioxidativen Inhaltsstoffe begünstigt wer-

den. Dagegen können große Mengen zu körperlichen Beschwerden wie Verdauungsproblemen, Tachykardie sowie Angstzuständen führen und bei abrupter Beendigung eines täglichen Koffeinkonsums oftmals Entzugssymptome wie Kopfschmerzen, Reizbarkeit und Müdigkeit auftreten.

Der illegale Stimulanzienkonsum betrifft vor allem Kokain, Amphetamine und Methamphetamin. In den letzten Jahren kam es zudem vermehrt zum Gebrauch sogenannter „ Neuer Psychoaktiver Substanzen“ (NPS), insbesondere solcher, die zur Gruppe der Phenylethylamine gehören. Gleichzeitig spielen Psychostimulanzien eine Rolle als Medikamente, die zur Behandlung spezifischer Krankheitsbilder wie der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) verordnet werden.

Psychostimulanzien

Die aufputschende Wirkung der Stimulanzien kann neurobiologisch durch die Hemmung der Monoamin-Rückaufnahme in den Nervenzellen erklärt werden, insbesondere von Dopamin und Noradrenalin, aber auch von Serotonin. Gemeinsam ist allen Psychostimulanzien, dass sie zu Euphorie führen,

subjektiv Konzentration und Antrieb steigern sowie Appetit und Schlafbedürfnis verringern. Diese Effekte werden häufig von einer Einschränkung der Kritikfähigkeit, einer erhöhten Libido sowie einer sexuellen und sozialen Enthemmung begleitet. In höheren Dosierungen können Angstzustände, ein Anstieg von Blutdruck und Herzfrequenz sowie Krampfanfälle auftreten. Durch die gefäßverengende Wirkung von Kokain besteht beispielsweise ein höheres Risiko, Insulte oder Myokardinfarkte zu erleiden. Der Gebrauch von Amphetaminen ruft teilweise hypomanische Stimmungszustände hervor, wobei die stimulierenden Effekte oft mit impulsivem Verhalten einhergehen. Bei einer Unterbrechung des regelmäßigen Konsums von Psychostimulanzien treten – anders als bei Alkohol, Opioiden oder Benzodiazepinen – kaum „t ypische“ körperliche Entzugssymptome auf. Vielmehr zeigen sich psychische Entzugssymptome, etwa eine depressive Stimmung, Anhedonie, ein vermehrtes Ess- und Schlafbedürfnis sowie ein ausgeprägtes Craving. Lässt die Wirkung der Stimulanzien nach, wandeln sich die ursprünglichen Effekte ins Gegenteil, was einen neuerlichen Substanzkonsum fördert.

Kokain

Kokain wird aus den Blättern des Kokastrauchs (Erythroxylum coca) gewonnen und als Hydrochloridsalz verarbeitet. Die Drogenagentur der Europäischen Union („European Union Drugs Agency“, EUDA) gibt die Lebenszeitprävalenz des Kokainkonsums von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit etwa 5 % an. In Österreich werden diese statistischen Daten durch Vergleichsuntersuchungen aus Abwasseranalysen bestätigt, allerdings bestehen erhebliche regionale Unterschiede. Im Vergleich dazu konsumieren weniger als 1 % der Bevölkerung regelmäßig Heroin, wobei einige Personen Kokain und Heroin gemeinsam verwenden. Kokain wird in Pulverform meist über die Nasenschleimhaut aufgenommen, jedoch ist die intravenöse Injektion ebenfalls verbreitet. Die freie Base, auch als „Crack“ bekannt, liegt in Form weißgelber Kristalle vor und wird häufig geraucht oder über Folien inhaliert.

Amphetamine

Amphetamine ähneln – als psychomotorisch aktivierende Substanzen – in ihrem klinischen Wirkprofil dem Kokain. Sie werden synthetisch erzeugt und scheinen aufgrund ihrer appetitzügelnden Wirkung besonders für Frauen attraktiv zu sein, die Amphetamine – im Gegensatz zu anderen illegalen Substanzen – häufiger konsumieren als Männer. In der EU beträgt die Lebenszeitprävalenz des Amphetaminkonsums der jungen Bevölkerung schätzungsweise etwas mehr als 3 %. Methamphetamin – im Volksmund „Crystal Meth“ – ist in Österreich zwar weniger verbreitet, weist jedoch wegen seiner hohen Potenz im Vergleich zu Amphetamin ein deutlich höheres Abhängigkeitspotenzial auf. Amphetamine und Methamphetamin werden meist als Pulver, Kapseln oder Tabletten zugeführt, aber auch nasal oder intravenös angewendet.

Neue Psychoaktive Substanzen

Die Gruppe der Neuen Psychoaktiven Substanzen (NPS) umfasst eine Vielzahl synthetisch hergestellter Produkte mit psychoaktivem Potenzial, darunter synthetische Cannabinoide, synthetische Cathinone und weitere verwandte Stoffe. Es handelt sich um Derivate unterschiedlicher chemischer Klassen, die meist stimulierend wirken und teils eine verstärkte Wahrnehmung eigener Emotionen hervorrufen. Ein Beispiel stellt Methylenendioxymethylamphetamin (MDMA) dar, besser bekannt als Ecstasy. Der NPS-Gebrauch ist besonders unter Jugendlichen verbreitet, wobei EU-weit die Jahresprävalenz in der Altersgruppe der 15- bis 34-Jährigen derzeit bei etwa 2 % liegt. Die Substanzen sind oftmals strukturell mit Phenylethylamin verwandt und werden häufig in kristalliner Form oder als Tabletten konsumiert. Neben der erwünschten anregenden Wirkung zeigen sich oft eine Tachykardie, eine Hypertonie und ein Anstieg der Körpertemperatur. Abhängig von der Dosis können unerwünschte Effekte wie starkes Schwitzen, Kiefermuskelkrämpfe und neuromuskuläre Koordinationsstörungen auftreten. Halluzinationen sind meist gering ausgeprägt, jedoch können gelegentlich paranoide

Reaktionen ausgelöst werden. Im Gegensatz zu NPS wirken Psychedelika aber stärker auf das Denken und die subjektiven Sinneseindrücke ein.

Folgen des exzessiven Konsums

Die für Suchterkrankungen typische Toleranzentwicklung kann bei Abhängigkeit von Psychostimulanzien dazu führen, dass die Hemmschwelle für das Überschreiten persönlicher und gesellschaftlicher Grenzen zunehmend sinkt. Dies geht häufig mit Störungen der Sexualität einher, die sich in einer Zunahme sexueller Aktivitäten, sowie einem vermehrten Interesse an Pay-Sex-Angeboten bzw. in exzessivem Pornografiekonsum äußern. Bei schwerer Abhängigkeit von Stimulanzien kann die Selbstkritik der Betroffenen so stark beeinträchtigt sein, dass jegliche Form externer Unterstützung abgelehnt wird. Ein langfristiger Gebrauch von Kokain oder Amphetaminen verursacht oft einen Gewichtsverlust und kann aggressive Verhaltensweisen verstärken, insbesondere bei gleichzeitigem Alkoholkonsum. Mit längerer Konsumdauer steigt zudem das Risiko in Bezug auf Angststörungen, Depressionen und paranoide Zustände. Ein chronischer Missbrauch von Amphetaminen kann zusätzlich paranoidhalluzinatorische Zustände hervorrufen, die teils von akustischen und optischen Halluzinationen begleitet sind.

Stimulanzien im ärztlichen Verschreibungsalltag

Amphetamine und andere psychoaktivierende Medikamente werden zur Behandlung von ADHS und Narkolepsie eingesetzt, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Häufig wird eine ADHS-Diagnose jedoch erst im Erwachsenenalter gestellt, wobei der Beginn der medikamentösen Behandlung in der Regel eine große Erleichterung für die Betroffenen bedeutet. Durch die Zurückhaltung bei der ärztlichen Verschreibung besteht bei Menschen mit ADHS über einen langen Zeitraum hinweg ein hoher Leidensdruck, der zudem auf ihre Familien ausstrahlt. Neben dem individuellen Leid verursacht die verspätete Behandlung erhebliche Kosten, vor allem indirekte Kosten durch zusätzliche somatische und psychiatrische Folgeerkrankungen, die fehlende Integration in den Arbeitsmarkt und Ausgaben im Zusammenhang mit dem Justizsystem.

Fazit

„Gemeinsam ist allen Psychostimulanzien, dass sie zu Euphorie führen, subjektiv Konzentration und Antrieb steigern sowie Appetit und Schlafbedürfnis verringern.“

X HAUSÄRZT:IN-Buchtipp

Sucht

Neue Erkenntnisse und Behandlungswege

Von Gabriele Fischer und Arkadiusz Komorowski Reihe Gesundheit. Wissen.

MedUni Wien im MANZ Verlag

Sowohl Methylphenidat als auch Lisdexamphetamin haben sich in zahlreichen klinischen Studien als wirksam in der Behandlung von ADHS erwiesen. Dabei gilt Lisdexamphetamin als Mittel der ersten Wahl, wenn zusätzlich eine Substanzabhängigkeit vorliegt, da es ein geringeres Missbrauchspotenzial aufweist. Ergänzend sei erwähnt, dass auch die Medikamente Guanfacin und Atomoxetin in der Behandlung von ADHS eingesetzt werden, jedoch keine Stimulanzien darstellen und daher kein Suchtgiftrezept erfordern. Ebenso wird das Medikament Bupropion, ein Cathinon-Derivat, seit langem im klinischen Alltag verwendet, mitunter in der Raucherentwöhnung und zur Therapie von Depressionen.

NACHLESE

Suchterkrankungen in der Praxis, Teil 1

„Kreislauf der Abhängigkeit“, mit einem Schwerpunkt auf Alkohol, Benzodiazepinen und Opioiden.

Hier geht es zum Artikel auf Gesund.at:

In der Behandlung der Amphetamin- oder Kokainabhängigkeit werden gewisse Stimulanzien nur bei enger Indikationsstellung für den Off-LabelUse verordnet. Abgesehen davon, dass Stimulanzien – mit Ausnahme von Lisdexamphetamin – ausschließlich über Suchtgiftrezepte verschrieben werden dürfen, ist jedenfalls eine engmaschige ärztliche Überwachung erforderlich, um das Risiko einer missbräuchlichen Verwendung zu minimieren. Zeitweise versuchen Personen, durch den Einsatz von Stimulanzien auch eine mentale Leistungssteigerung zu erreichen. Dabei sollte jedoch betont werden, dass es keine medizinische Indikation für die Verwendung von Stimulanzien als Neuroenhancer gibt. Positive Forschungsergebnisse sind rar, und die Einnahme kann je nach Substanz zu zahlreichen Nebenwirkungen führen. Dagegen kann ein frühzeitiger medikamentöser Behandlungsbeginn bei ADHS das Risiko psychiatrischer Folgeerkrankungen wie Depressionen, Angststörungen und vor allem Suchterkrankungen verringern. In jedem Fall ist es wichtig, bei bestehender Stimulanzienabhängigkeit auch begleitende verhaltenstherapeutische Maßnahmen zu setzen.

Literatur bei den Verfasser:innen (siehe auch Buchtipp bzw. das im Werk enthaltene Literaturverzeichnis).

VORSCHAU

Psychedelika, Microdosing und Neuroenhancement:

Lesen Sie mehr darüber in einer kommenden Ausgabe der Hausärzt:in

Frei von Sucht

Alles frei macht der Mai

Nicht nur der Konsum von Zigaretten, sondern auch von anderen Tabak- und Nikotinprodukten ist mit gesundheitlichen Risiken verbunden. Am 31. Mai ist Weltnichtrauchertag – das nehmen viele zum Anlass, das eigene Rauchverhalten zu überdenken. Für alle, die nikotinfrei werden wollen, hat die Österreichische Gesundheitskasse kostenlose Kurse zur Nikotinentwöhnung im Programm. Sie können online oder an zahlreichen Standorten österreichweit besucht werden. Die Kurse bieten Gelegenheit, das eigene Suchtverhalten zu reflektieren, sich in der Kleingruppe auszutauschen und gegenseitig zu motivieren. Für werdende Mütter werden spezielle Vorträge angeboten, die einfühlsam über Möglichkeiten für eine nikotinfreie Schwangerschaft und Stillzeit informieren.

Die Website der Österreichischen Gesundheitskasse bietet umfassendes Informationsmaterial zu Nikotin und Entwöhnung. Aufgezeichnete Webinare und Videos zum Thema können dort rund um die Uhr abgerufen werden.

Zudem gibt es auch telefonische Unterstützung für alle, die nicht mehr vom Nikotin abhängig sein wollen: Die Gesundheitspsychologinnen des Rauchfrei Telefons stehen unter 0800 810 013 beratend zur Seite und begleiten Sie mehrere Wochen lang. Mit dem Rauchfrei Ticket können Sie interessierte Patientinnen und Patienten auch direkt zur telefonischen Beratung anmelden.

Den Mai alkoholfrei genießen

Auch Alkohol gehört in Österreich für viele zum Alltag. Immer mehr Menschen möchten aber bewusst eine Auszeit nehmen oder weniger trinken – ob zum Jahreswechsel, in der Fastenzeit oder im Mai während der Dialogwoche Alkohol

Denn Alkohol ist mit vielen gesundheitlichen Risiken verbunden. Eine Million Österreicherinnen und Österreicher hat ein problematisches Trinkverhalten. Viele konsumieren Alkohol in einem gesundheitsgefährdenden Ausmaß. Weniger Alkohol zu trinken verbessert nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch die mentale Stärke, die soziale Beziehungen und die finanzielle Situation.

Erwachsene, die ihr Trinkverhalten ändern möchten, finden unter www.alkcoach.at ein kostenloses und anonymes Online-Angebot zur Selbsthilfe.

Weitere Informationen zum Thema Alkohol finden Sie unter www.gesundheitskasse.at/alkohol

Details zum Rauchfrei Telefon und die Anmeldung zum Rauchfrei Ticket finden Sie unter www.rauchfrei.at

Alle aktuellen Kurse und Vorträge zur Nikotinentwöhnung sowie hilfreiches Informationsmaterial gibt es unter www.gesundheitskasse.at/nikotinfrei

GASTAUTOR:

Univ.-Prof. Dr. Andreas Temmel

FA f. Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie in Perchtoldsdorf und Wien (KH der Barmherzigen Schwestern)

Wenn die oberen Atemwege rebellieren

Allergien aus HNO-Sicht – ein Update

© stock.adobe.com/Your Hand Please

Allergien haben längst den Status einer Volkskrankheit – etwa jede dritte bis vierte Person in Europa leidet im Laufe ihres Lebens unter allergischen Beschwerden, die Tendenz ist steigend. Die häufigsten Probleme sind im Bereich der oberen Atemwege lokalisiert. Typische Manifestationen reichen von allergischer Rhinitis über Konjunktivitis, Sinusitis hin zu otologischen Komplikationen wie Tubenbelüftungsstörungen und Mittelohrergüssen. Es

handelt sich dabei um allergische Reaktionen vom Soforttyp (Typ I). Bei ihrer Entstehung spielen IgE-Antikörper eine maßgebliche Rolle, man spricht deshalb auch von einer IgE-vermittelten Reaktion. Auslöser einer allergischen Rhinitis sind typischerweise Allergene aus der Luft (Inhalationsallergene, Aeroallergene) – am häufigsten allergene Pollen, gefolgt von Hausstaubmilben, Tierschuppen/-federn und Schimmelpilzsporen.

HNO-relevante Allergien im Überblick

Allergien der oberen Atemwege verlaufen selten isoliert. Vielmehr treten Symptome in verschiedenen Bereichen auf, und sie können sich gegenseitig verstärken. Aus HNOSicht sind insbesondere folgende Entitäten relevant:

u Allergische Rhinitis (AR)

Bei der allergischen Rhinitis unterscheidet man nach dem Verlauf in erster Linie zwei Formen:

• die intermittierende: Sie tritt mit Unterbrechung auf beziehungsweise kehrt sie wieder (früher, aber auch heute noch manchmal als saisonale Form bezeichnet).

• die persistierende: Sie erstreckt sich über einen längeren Zeitraum (mindestens vier Wochen) (früher, aber auch heute noch manchmal als perenniale – das heißt ganzjährig auftretende – Form bezeichnet).

Die Differenzierung der allergischen Rhinitis erfolgt nach Dauer und Schwere der Symptome entsprechend den ARIA-Kriterien:

„I ntermittierende Symptomatik“ bedeutet, dass die Symptome seltener auftreten als an vier Tagen pro Woche oder seltener als einmal in vier Wochen pro Episode, bei der persistierenden Form werden diese Zeiten überschritten. Der Schweregrad wird nach den Beschwerden erfasst, also einem gestörten Schlaf, Schwierigkeiten in der Schule oder am Arbeitsplatz, der Beeinträchtigung von Alltagsaktivitäten und/oder störenden Symptomen.

• Bei der intermittierenden (saisonalen) Erscheinungsform handelt es sich zumeist um den sogenannten Heuschnupfen. Er wird durch Pollen verursacht und tritt daher nur auf, wenn jene sich in der Atemluft befinden, also nur in bestimmten Jahreszeiten.*

„Die

wichtigsten Auslöser einer persistierenden allergischen Rhinitis sind Hausstaubmilben, seltener wird sie durch Tierallergene und Schimmelpilzsporen hervorgerufen.“

Die persistierende Form wird durch luftgetragene Inhalationsallergene ausgelöst, die unabhängig von der Jahreszeit vorwiegend in Innenräumen vorkommen. Daher kann sie das ganze Jahr über auftreten. Ihre wichtigsten Auslöser sind Hausstaubmilben, seltener wird sie durch Tierallergene und Schimmelpilzsporen hervorgerufen. Vielfach kommen auch Mischformen vor. Klassische Symptome sind:

• nasale Obstruktion,

• wässrige Rhinorrhoe,

• Niesreiz,

• Juckreiz in Nase, Gaumen, Rachen und Gehörgang. >

Etwa 40 % der Patient:innen mit AR entwickeln im Verlauf auch eine allergische Konjunktivitis. Nicht selten stellt die Rhinitis eine Begleiterkrankung von allergischem Asthma dar.

v Allergische Konjunktivitis

Typischerweise manifestiert sie sich bilateral mit Juckreiz, Rötung, Tränenfluss und Schwellung der Bindehaut. Häufig kombiniert mit AR. Die Belastung für die Patient:innen ist hoch, da visuelle Symptome im Alltag als besonders störend empfunden werden.

w Chronische allergisch getriggerte Rhinosinusitis

Allergien führen zu einer persistierenden Schwellung der Nasenschleimhaut und beeinträchtigen die Belüftung der Nasennebenhöhlen. Daraus resultiert eine Neigung zu rezidivierenden oder chronischen Sinusitiden, gelegentlich mit Polypenbildung. Symptome sind:

• Druckgefühl im Gesicht,

• postnasaler Schleimfluss,

• Kopfschmerzen,

• Hyposmie oder Anosmie.

x Otitis media serosa

Insbesondere bei Kindern kann die Schleimhautschwellung im Nasenrachenraum die Funktion der Tuba auditiva beeinträchtigen. Die Folge sind Mittelohrergüsse mit Hörminderung. Chronische Verläufe können die Sprachentwicklung verzögern.

y UACS

(„U pper airway cough syndrome”) Das UACS wurde früher „postnasal drip“ oder Sinubronchiales Syndrom genannt. Der postnasale Sekretfluss kann zu chronischem Reizhusten, Räusperzwang, Heiserkeit und einem „Globusgefühl“ führen. Die Symptome ähneln mitunter einer stillen Refluxerkrankung und sind differenzialdiagnostisch herausfordernd.

Differenzialdiagnostik in der Hausarztpraxis

Die allergische Rhinitis/Rhinokonjunktivitis muss von anderen, nichtallergischen Formen der Rhinitis/Rhinokonjunktivitis abgegrenzt werden, die ganz ähnliche Symptome hervorrufen können. Gerade bei Erwachsenen gestaltet sich die Diagnosestellung oft schwierig. Besonders relevant ist der Ausschluss anderer Formen der Rhinitis:

• der infektiösen Rhinitis: kurzzeitiger Verlauf, mukopurulentes Sekret, Fieber, Gliederschmerzen –typische Erkältungssymptome;

• der nichtallergischen, nichtinfektiösen Rhinitis (NAR): z. B. vasomotorisch, hormonell (Schwangerschaft, Hypothyreose), medikamentös, toxischirritativ, atrophisch;

• der Rhinitis medicamentosa: Schleimhautschädigung infolge des Missbrauchs topischer Vasokonstriktoren;

• refluxbedingter Symptome: v. a. bei postnasalem Drip und Laryngitis.

Anamnestische Schlüsselhinweise für eine Allergie sind hingegen:

• Juckreiz (Nase, Augen, Rachen, Ohren),

• saisonale Ausprägung,

• Besserung unter Antihistaminika,

• Familienanamnese,

• Fehlen systemischer Entzündungszeichen.

HNO-Befund ergänzt hausärztliche Basisdiagnostik

Viele Hausärzt:innen führen bereits spezifische IgE- oder Screening-Tests (z. B. RAST, ImmunoCAP) durch. Der HNO-Befund kann diese Ergebnisse ergänzen, und zwar um:

• die nasale Endoskopie: Beurteilung von Schleimhaut, strukturellen Veränderungen, Sekret, Polypen, Tumoren;

• den Pricktest: Standardverfahren zur Erstdiagnostik;

• die nasale Provokationstestung: bei diskrepanten Ergebnissen oder zur Bestätigung der klinischen Relevanz eines Allergens;

• Riechtests: Dokumentation von Geruchsstörungen.

Therapie – mehrstufiges Vorgehen ist erforderlich

u Allergenvermeidung

Diese ist so einfach wie wirkungsvoll, jedoch nicht immer realisierbar. Besonders bei Tierhaar- oder Schimmel- >

allergien sollte die Wohnumgebung kritisch geprüft werden. Hilfreich sind die Kontrolle der Matratzenbezüge in Hinblick auf Milben, Waschroutinen und Raumtemperaturkontrollen.

v Medikamentöse Therapie

• Nasale Steroide: wirken entzündungshemmend und abschwellend. Wirkungseintritt oft erst nach Tagen;

• Antihistaminika: systemisch oder nasal, gut verträglich;

• topische Kombinationspräparate: wirksamste Therapie, da Steroid und Antihistaminikum synergistisch wirken;

• Leukotrienantagonisten: v. a. bei gleichzeitiger Asthmasymptomatik;

• Augentropfen (Antihistaminika, Mastzellstabilisatoren): bei dominanter Konjunktivitis;

• Nasenspülungen: physikalische Reinigung und Schleimhautpflege.

w Spezifische Immuntherapie (SIT)

Sie ist die einzige kausale Therapie. Nach Identifikation des auslösenden Allergens kann über drei Jahre eine subkutane (SCIT) oder sublinguale (SLIT) Immuntherapie erfolgen. Indikationen:

• schwere oder langanhaltende Symptome trotz medikamentöser Therapie;

• Wunsch nach ursächlicher Behandlung;

• begleitendes Asthma bronchiale;

• Vermeidung von Medikamentennebenwirkungen.

x Monoklonale Antikörper

In den letzten Jahren wurde die Therapie allergischer Erkrankungen durch den Einsatz monoklonaler Antikörper grundlegend erweitert. Auch im HNO-Bereich, insbesondere bei chronischer Rhinosinusitis mit nasalen Polypen (CRSwNP) und persistierender allergischer Rhinitis mit Asthma, kommen diese Medikamente zunehmend zur Anwendung. Indikationen im HNO-Bereich:

• CRSwNP mit nachgewiesener Typ-2-Inflammation, wenn eine Kortikoidtherapie nicht ausreichend wirkt oder eine Operation nicht sinnvoll erscheint;

• schwere allergische Asthmakomorbidität mit Nasenpolypen;

• schwere allergische Rhinitis, wenn Standardtherapie und SIT versagen (off label).

Verfügbare Antikörper und Zielstrukturen:

• Omalizumab (Anti-IgE): bindet freies IgE, hemmt die Mastzellaktivierung; zugelassen für die Behandlung von schwerem allergischem Asthma und seit 2020 auch bei CRSwNP;

• Dupilumab (Anti-IL-4/IL-13): hemmt zentrale Interleukine der Typ-2-Immunantwort; zugelassen bei Asthma, atopischer Dermatitis und CRSwNP;

• Mepolizumab/Reslizumab/Benralizumab (Anti-IL-5 bzw. IL-5Rα): bei stark erhöhter Eosinophilenzahl, eosinophilem Asthma und CRSwNP.

* Details zur aktuellen Pollenbelastung findet man auf polleninformation.at

Eine enge Verbindung

Die Herzinsuffizienz als häufige Komorbidität

GASTAUTOR:

Dr. Noel G. Panagiotides Universitätsklinik für Innere Medizin II, Klinische Abteilung für Kardiologie, MedUni Wien

Am 25. Jänner 2025 wurde das 24. Consensus Meeting der Arbeitsgruppe Herzinsuffizienz der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG) abgehalten. Im Mittelpunkt standen fünf fundierte Vorträge, die sich mit Herzinsuffizienz als Komorbidität befassten. Die wissenschaftliche Leitung und Moderation lag in den Händen von Univ.-Doz. Dr. Martin Hülsmann (AKH Wien) und Priv.-Doz. Dr. Deddo Mörtl (Universitätsklinikum St. Pölten).

Infektionskrankheiten und Herzgesundheit

Univ.-Prof. Dr. Stefan Winkler hob in seinem Vortrag die enge Verbindung zwischen Infektionskrankheiten und Herzgesundheit hervor. Besonders das Influenzavirus und SARS-CoV-2 können kardiale Komplikationen wie Myokarditis auslösen, wobei Männer unter 50 Jahren öfter betroffen sind als Frauen, die meist später erkranken und häufiger eine Herzinsuffizienz oder Arrhythmien entwickeln.1 Infektionen erhöhen generell das kardiovaskuläre Risiko. Bei Herzinsuffizienz-Patient:innen mit Influenza steigt die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts sowie einer Hospitalisierung deutlich. 2,3 Auch das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) kann schwere Verläufe verursachen, insbesondere bei Säuglingen und älteren Patient:innen.4 Da wirksame Therapien fehlen, stehen präventive Maßnahmen im Fokus. Die genannten viralen Infekte begünstigen auch bakterielle Sekundärinfektionen, vor allem mit Pneumokokken, die ebenfalls kardiotoxisch wirken können. 5 Die saisonalen Spitzen von COVID-19, Influenza und RSV-Erkrankungen gehen in Europa mit einer

ausgeprägteren Übersterblichkeit einher, was die entscheidende Rolle von Impfungen bei der Reduktion kardiovaskulärer Komplikationen verdeutlicht.6 Für Personen ab 60 Jahren sowie Risikopatient:innen – insbesondere solche mit Herzinsuffizienz – wird daher eine Impfung gegen Influenza, RSV und Pneumokokken empfohlen, um das Risiko schwerer Infektionen und kardiovaskulärer Komplikationen zu

Klimakrise als Risiko

Dr. Thomas Quinton verwies auf die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels, vor allem für Menschen mit Herzinsuffizienz. Laut dem IPCC-Bericht (AR6) verändern sich durch die Erderwärmung weltweit die Umweltbedingungen, wodurch sich extreme Wetterlagen wie Hitzewellen mehren. Vor allem für ältere Herzkranke ist das eine bedrohliche Entwicklung – sie haben ein deutlich erhöhtes Risiko in Hinblick auf kardiovaskuläre Komplikationen, Atemwegserkrankungen und Mortalität.7

Die Kombination von Hitze, Luftver schmutzung, sozialen Ungleichheiten und bestehenden Vorerkrankungen führt zu einer Zunahme vermeidbarer Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 8 Um dem entgegenzuwirken, sind präven tive Mittel wie Hitzeaktionspläne unverzichtbar. Besonders vulnerable Bevölkerungsgruppen benötigen gezielte Unterstützung, da es ihnen oft an grundlegenden Schutzmaßnahmen wie der Klimatisierung von Räumen mangelt. Die Wärmeregulierung des Körpers ist bei älteren oder vorerkrankten Menschen eingeschränkt – Blutdruckschwankungen treten vermehrt auf, was eine sorgfältige medikamentöse Anpassung und Flüssigkeitsregulation notwendig macht. Nach extremen Hitzetagen sollten ärztliche Kontrollen und Therapieanpassungen erfolgen, um Dekompensationen zu verhindern.

Mediziner:innen können einen wertvollen Beitrag leisten, indem sie Patient:innen aktiv in puncto Hitzeschutz beraten – sie etwa auf die Vermeidung direkter Sonne, die angepasste Medikamenteneinnahme oder Strategien zur Abkühlung hinweisen. Dr. Quinton betonte auch die Verantwortung des Gesundheitssystems: Klimaschutz ist nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein medizinisches Anliegen. Nur durch gemeinsames Handeln lassen sich die langfristigen Folgen der Klimakrise für die Gesundheit bewäl-

Verknüpfung mit Adipositas

Dr. Bianca-Karla Itariu zeigte auf, wie eng Adipositas und Herzinsuffizienz, insbesondere jene mit erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF), verknüpft sind. Lange wurde das sogenannte „ Adipositas-Paradoxon“ – also die vermeintlich bessere Prognose bei höherem BMI – diskutiert, doch heute rücken zunehmend metabolische und funktionelle Aspekte in den Fokus.9,10 Adipositas gilt mittlerweile als systemische Erkrankung mit entzündlicher und metabolischer Dysregulation, die zahlreiche Organe belastet und das Risiko kardiovaskulärer, renaler und hepatischer Komplikationen er-

höht.11,12,13 Die Diagnose sollte nicht allein auf dem BMI beruhen, sondern durch die direkte Messung des Kör perfetts oder Parameter wie Taillen umfang oder Taille-Hüfte-Verhältnis ergänzt werden.14 Zentral ist die Unterscheidung zwischen präklinischer Adipositas (erhöhte Fettmasse ohne Organbeeinträchtigung) und klinischer Adipositas, bei der bereits Funktionsstörungen vorliegen.14 Prävention und Therapie zielen darauf ab, Folgeerkrankungen wie Diabetes Typ 2 oder Herzinsuffizienz zu verhindern bzw. zu lindern. Neben Lebensstilmaßnahmen gewinnen medikamentöse Optionen wie GLP1-Analoga und GIP-/GLP-1-Kombinationen zunehmend an Bedeutung.15,16 Auch bariatrische Eingriffe bleiben bei schwerer Adipositas mit kardiovaskulären Komplikationen relevant. Die wachsende Evidenz unterstreicht die Notwendigkeit, Adipositas als ernstzunehmende multifaktorielle Erkrankung innerhalb der kardiovasku-

lären Versorgung systematisch zu berücksichtigen und zu behandeln.

Kardiotoxische Nebenwirkungen der Krebstherapie

Univ.-Prof. Dr. Jutta Bergler-Klein betonte die immer größere Relevanz kardiovaskulärer Komplikationen bei Patient:innen mit hämatoonkologischen Erkrankungen. Dank verbesserter Diagnose- und Therapiemöglichkeiten steigt die Lebenserwartung onkologischer Patient:innen – allerdings auch ihr Risiko, Herz-KreislaufErkrankungen zu entwickeln.17,18,19 Kardiotoxische Nebenwirkungen der Krebstherapie, etwa durch Anthrazykline oder gezielte Therapien, können zu Herzinsuffizienz, Myokarditis, Arrhythmien oder Hypertonie führen. Daher ist eine frühzeitige kardiovaskuläre Risikobewertung vor Therapiebeginn essenziell. 20 Zu den Basisuntersuchungen gehören EKG, Echokardiographie,

die Erhebung der Biomarker (NTproBNP, Troponin T) sowie Blutdruckund Lipidkontrolle. 20

Die leitliniengerechte Behandlung kardiovaskulärer Risikofaktoren sollte ein integraler Bestandteil der Therapieplanung sein. Bei Hochrisikopatient:innen wird die präventive Anwendung von ACE-Hemmern, Betablockern oder Statinen empfohlen. 20 Abhängig von der eingesetzten onkologischen Therapie sind individuelle Kontrollintervalle erforderlich – insbesondere bei stark kardiotoxischen Substanzen. 20

Ziel ist es, onkologische Behandlungen auch unter kardiologischer Begleitung sicher fortzusetzen. Das Konzept der „permissiven Kardiotoxizität“ erlaubt hierbei bestimmte kardiale Nebenwirkungen, sofern diese engmaschig kontrolliert und behandelt werden. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Onkologie und Kardiologie ist unerlässlich, um die Krebstherapie nicht zu unterbrechen und gleichzeitig die kardiovaskuläre Prognose langfristig zu sichern. >

Anästhesie bei Herzinsuffizienz

Univ.-Doz. Dr. Stephan Kettner erörterte die besonderen Herausforderungen bei der Anästhesie von Patient:innen mit Herzinsuffizienz. Für diese Patient:innengruppe birgt die Narkose zusätzliche Risiken, auch bei Routineeingriffen wie Hernien- oder Cholezystektomien. Anästhesist:innen müssen bei der Risikoeinschätzung mehrere Faktoren berücksichtigen. Anästhesiemittel wie Propofol beeinträchtigen Herzfunktion und hämodynamische Stabilität, was zu Kreislaufschwankungen und Hypotonie führen kann. 21,22 Auch die Spinalanästhesie hat ähnliche Auswirkungen auf die Hämodynamik und stellt keine risikoärmere Alternative dar.

Zusätzlich erschwert ein perioperatives Trauma das Management, da postoperative Entzündungsreaktionen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Komplikationen auftreten und die Genesung schlechter verläuft. 23 In Bezug auf die

Prämedikation empfehlen die Richtlinien, ACE-Hemmer beizubehalten, jedoch SGLT2-Inhibitoren 72 Stunden vor der Operation abzusetzen, um das Risiko einer Ketoazidose zu minimieren. In puncto Einnahme von GLP1-Rezeptor-Agonisten sollte eine Woche vor der Operation pausiert werden. Die Wahl des Anästhesieverfahrens orientiert sich an den individuellen Bedürfnissen der Patient:in. Studien zeigen keine signifikanten Unterschiede zwischen Spinalanästhesie und Vollnarkose bei Hüftfrakturpatient:innen. 24

Die Dosis der Anästhetika muss besonders sorgfältig angepasst werden, wobei Benzodiazepine, Fentanyl und Propofol gängige Mittel sind. Vasokonstriktoren wie Noradrenalin kommen bei Bedarf zum Einsatz.

Die Operationsfreigabe verantwortet die Anästhesist:in oder die Präanästhesieambulanz. In Fällen, in denen die Anästhesie den Eingriff vornimmt, ist eine internistische Freigabe in der Regel nicht erforderlich. Ärzt:innen tragen in der Praxis jedoch maßgeblich

zur präoperativen Vorbereitung bei, indem sie die notwendige Basisdiagnostik durchführen und die Medikation entsprechend anpassen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Fachrichtungen ist unverzichtbar, um Risiken während des perioperativen Verlaufs zu minimieren und eine sichere Anästhesieführung zu gewährleisten.

Quellen:

1 Heymans S et al., N Engl J Med. 2018;378(4):345-353.

3 Modin D et al., J Am Coll Cardiol. 2024;84(25).

4 Ivey KS et al., J Am Coll Cardiol. 2018;71(14):1574-1583.

5 Anderson R et al., Int J Mol Sci 2023, Vol 24, Page 11038.

6 Nørgaard SK et al., Eurosurveillance. 2024;29(15):2400178.

7. Bunker A et al., EBioMedicine. 2016;6:258-268.

8. Peters A et al., Adv Exp Med Biol. 2017;960:1-17.

10 Horwich TB et al., Prog Cardiovasc Dis. 2018;61(2):151-156.

11 Lingvay I et al., Lancet (London, England). 2022;399(10322):394-405.

12 Li M et al., Signal Transduct Target Ther. 2022;7(1).

13 Ndumele CE et al., Circulation. 2023;148(20):1606-1635.

14 Rubino F et al., N Engl J Med. 2023;389(12):1069-1084.

16 Packer M et al. N Engl J Med. Published online November 16, 2024.

17 Desantis CE et al., CA Cancer J Clin. 2014;64(4):252-271.

18 Armenian SH et al., J Clin Oncol. 2016;34(10):1122.

19 Rothe D et al., Curr Epidemiol Reports 2017 43. 2017;4(3):239-247.

20 Lyon AR et al., Eur Heart J. 2022;43(41):4229-4361.

21 Pagel PS et al., Anesthesiology. 1993;78(1):100-108.

22 Hein HAT et al., J Clin Anesth. 1997;9(4):261-265.

23 Bain CR et al., Anaesthesia. 2023;78(11):1365-1375.

24 White SM et al., Br J Anaesth. 2023;130(4):385-389.

Prävention und Primärversorgung

Österreichspezifische Diabetes-Leitlinien

Bei der diesjährigen Frühjahrstagung der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG) im April in Baden wurde auch dem Thema Prävention große Beachtung geschenkt. „Prävention gehört gefördert. Der Hauptrisikofaktor für DM2 ist die Adipositas“, gab Prim. Priv.-Doz. Dr. Jürgen Harreiter, PhD, MSc, Vorstand der Abteilung für Innere Medizin, Landesklinikum Scheibbs, zu bedenken. „Ein regelmäßiges Screening und regelmäßige Untersuchungen bei Personen mit Übergewicht bzw. Adipositas stellen dabei einen wirksamen Ansatzpunkt dar. Präventionsprogramme können im Endeffekt den Patient:innen viele Therapien bei Hausärzt:innen und in Kliniken sowie viel Leid ersparen, sofern die Primärprävention gelingt und z. B. kardiovaskuläre Erkrankungen gar nicht erst entstehen.“

Auch das Screening auf Schwangerschaftsdiabetes ist Prim. Harreiter zufolge sehr wichtig und ein früher Behandlungsbeginn essenziell, um negative Schwangerschaftsoutcomes zu reduzieren. „Viele Screenings finden in der Primärversorgung statt“, so der Experte. Bei positivem Ergebnis sei eine rasche Überweisung an ein Behandlungszentrum zu empfehlen, wo eine Diabetesschulung, eine Ernährungsberatung und engmaschige ärztliche Kontrollen erfolgen können.

Unterstützung für Allgemeinmediziner:innen

Personen mit chronischen Erkrankungen wie DM2 sind hierzulande nicht ausreichend versorgt und die Zahlen sollen in den nächsten 20 bis 30 Jahren aufgrund der Zunahme von Adipositas weiter steigen. „ Auch in den Bundesländern sollte es Diabeteszentren wie in Wien geben, die sich auf die Behandlung von Patient:innen mit Diabetes spezialisiert haben“, so Prim. Harreiter. Mehr Unterstützung wünscht er sich auch für Allgemeinmediziner:innen, damit sie Menschen mit DM2 noch besser in ihren Ordinationen betreuen können.

„Die ÖDG bietet als eine der wenigen Fachgesellschaften in Österreich österreichspezifische Leitlinien für die Behandlung von Diabetes mellitus an“, unterstrich der Experte. „So steht 2026 wieder eine Überarbeitung und Adaptierung an, um neue Erkenntnisse und wissenschaftliche Evidenz zu berücksichtigen. Die Leitlinien werden online genutzt, etwa in der Ausbildung von Jungmediziner:innen, für die Facharztprüfung, in den Diabetesambulanzen und – ich vermute und hoffe – auch von Hausärzt:innen.“

Mag.a Nicole Bachler

Hier geht es zu den ÖDG-Leitlinien:

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Die Menopause und das Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen

Inwiefern die Wechseljahre das atherogene Lipidprofil beeinflussen

Das weibliche Geschlechtshormon Östrogen vermindert die Wahrscheinlichkeit, ein atherogenes Lipidprofil zu entwickeln. Männer sind deshalb durchschnittlich um bis zu zehn Jahre früher von kardiovaskulären Erkrankungen betroffen als Frauen. Das Gesamtcholesterin variiert bei Frauen in den verschiedenen Lebensabschnitten stark. Insbesondere Pubertät, Schwangerschaft und Wechseljahre sind mit Veränderungen der Blutfette verbunden. Ein Grund dafür ist, dass Cholesterin als ein Präkursor für die Synthese von Sexualhormonen agiert.1

In Phasen mit erhöhter Sexualhormonsynthese ist der Cholesterinspiegel folglich meist niedriger. Beispielsweise wird bei beiden Geschlechtern in der Pubertät ein Rückgang des LDLCholesterins beobachtet. Während des Menstruationszyklus schwankt der Gesamtcholesterinwert bei Frauen antiparallel zum Östrogenspiegel und ab dem Anfang der Wechseljahre steigt er schließlich drastisch an. Die Wechseljahre beginnen mit der Verminderung der Follikelaktivität der Eierstöcke. Dabei sinkt die Konzentration von 17ßÖstradiol, dem wirksamsten Östrogen im Körper, und jene des follikelstimulierenden Hormons FSH steigt, was zu Veränderungen der Blutfette führt. Oft geht damit ein atherogenes Lipidprofil einher. 2

Alter oder Menopause?

Das Risiko, als Frau eine kardiovaskuläre Erkrankung zu erleiden, nimmt also nach der Menopause signifikant zu, weswegen man vermutet, dass die Wechseljahre für diese Beschwerden prädisponieren. Das wiederum hängt höchstwahrscheinlich mit dem erhöhten Lipidwert zusammen, der mit jenem Lebensabschnitt vergesellschaftet ist. Bekanntlich führen hohe LDL-Cholesterinwerte zu Ablagerungen in den Blutgefäßen. Die Plaques konfluieren

und verengen nach und nach das Gefäßlumen. Eine Folge davon können Embolien, Herzinfarkte und Schlaganfälle sein. Die Atherosklerose gilt als häufigste Ursache für kardiovaskuläre Erkrankungen.

Ob die Erhöhung des Gesamtcholesterins tatsächlich aus den Wechseljahren resultiert oder ob es sich dabei lediglich um eine Alterserscheinung handelt, kann nach wie vor nicht eindeutig beantwortet werden. Im Rahmen einer Studie2 wurde deshalb untersucht, inwiefern die Hormonverschiebung während der Menopause das zirkulierende Metabolom moduliert und ob sich dies mit der Wirkung der Sexualhormone 17β -Östradiol und FSH erklären lässt. Es zeigte sich: Die meisten Veränderungen bezüglich der Metaboliten hingen tatsächlich mit der hormonellen Umstellung während der Wechseljahre zusammen. Der Rückgang von 17β -Östradiol hatte dabei stärkere Auswirkungen als der Anstieg des follikelstimulierenden Hormons. In dieser Untersuchung erklärten die hormonellen Veränderungen insbesondere den Anstieg von LDL-Cholesterin, LDLPartikeln und Apolipoprotein B. Geringer, jedoch ebenfalls signifikant, war der Einfluss auf VLDL-Partikel und Triglyceridwerte, welche ebenfalls stiegen. Die Studie fand somit einen Zusammenhang zwischen der Menopause und der Zunahme von Metaboliten, welche Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen.

Hormonersatztherapie als Lösungsansatz?

Die Hormonersatztherapie (HRT) stellt bekanntlich eine Möglichkeit dar, die hormonellen Veränderungen der Menopause auszugleichen. Jene Hormone, die nicht mehr ausreichend von den Eierstöcken produziert werden, werden medikamentös verabreicht. Meist handelt es sich um Östrogene und Progeste-

ron. Weiters helfen die Präparate dabei, das LDL-Cholesterin zu reduzieren. Allerdings kann im Zuge der Hormonersatztherapie das Risiko steigen, Brustkrebs oder eine Venenthrombose zu entwickeln. Darüber hinaus wurde bei einer Untersuchung von postmenopausalen Frauen nach Hormonersatztherapie kein verringertes Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen festgestellt. Für die Prävention von HerzKreislauf-Erkrankungen ist jene also nicht geeignet.

Folglich ist zur medikamentösen Senkung des Cholesterinspiegels nach der Menopause immer noch eine „herkömmliche“ Behandlung mit Statinen empfohlen.1 Auch kann der Einsatz pflanzlicher Nutrazeutika für die Senkung des Cholesterinspiegels in Erwägung gezogen werden. 3

Laura Schnetzer, BA

Quellen:

1 Holven K et al., Sex differences in lipids: A life course approach. Atherosclerosis 2023 Nov:384:117270.

2 Karpinnen JE et al., Menopause modulates the circulating metabolome: evidence from a prospective cohort study. Eur J Prev Cardiol 2022 Aug 5;29(10):1448-1459.3.

3 news.apothekenaratgeber.de/die-5-bestencholesterinsenkenden-nahrungserganzungsmittel-imgrosen-produkttest , abgerufen am 29.04.2025.

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Atopische Dermatitis

Pathogenese und altersspezifische Therapieansätze

Atopische Dermatitis bei Kindern

Pathogenese und altersspezifische Therapieansätze

Die atopische Dermatitis (AD) ist eine der häufigsten chronisch entzündlichen Hauterkrankungen. Sie manifestiert sich in der Regel im Vorschulalter, oft bereits in den ersten Lebensmonaten. 20 % der Kinder sind betroffen – Tendenz steigend. Insbesondere in Industrieländern und städtischen Gebieten ist die schubweise verlaufende Erkrankung weit verbreitet.

Charakteristische Effloreszenzen sind Xerosis cutis und ein damit verbundener intensiver Pruritus. Die Ätiologie der Erkrankung ist multifaktoriell und nicht abschließend geklärt, es wird jedoch angenommen, dass sowohl eine genetische Prädisposition als auch verschiedenste Provokationsfaktoren eine Rolle in der Pathogenese spielen. Betroffene weisen genetisch bedingte Störungen der Hautbarriere auf, etwa ein Defizit an Ceramiden und Harnstoff sowie eine verringerte Talgproduktion. Bei 20-40 % der Patient:innen liegt eine Mutation im Filaggrin-Gen vor, das einerseits an der Bildung der Keratinschicht, andererseits an der Hydratation und der pH-Regulierung der Haut beteiligt ist. Diese Veränderungen gehen mit erhöhtem transepidermalem Wasserverlust, einer Immundysregulation und einer verminderten Diversität des Hautmikrobioms einher.1 Neben dem Erscheinungsbild der Haut ist auch die familiär bedingte Sensibilisierung diagnosebestimmend. Denn das Erkrankungsrisiko eines Kindes, bei dem beide Elternteile unter AD leiden, liegt bei 60-80 %. Die AD ist zwar keine Allergie gegen eine bestimmte Substanz, aber häufig mit anderen Krankheitsbildern des atopischen Formenkreises assoziiert, zum Beispiel mit Asthma bronchiale und allergischer Rhinokonjunktivitis (atopische Trias).

Bei Betroffenen lassen sich oft eine Erhöhung des Gesamt-IgE sowie eine Sensibilisierung gegenüber Aeroallergenen feststellen. 30-50 % der erkrankten Kinder leiden an einer klinisch relevanten Nahrungsmittelallergie. 2 Irritanzien können die pathologische Immunreak-

tion der Haut beeinflussen, die vor allem von T H 2-Zellen und deren Schlüsselmediatoren IL-4, IL-5 und IL-13 unterhalten wird. Eine allergologische Abklärung sowie eine antiinflammatorische histaminarme Ernährung sind Betroffenen daher zu empfehlen.

Stadien der Symptomatik

Eine AD kann in jedem Lebensalter auftreten. In 60 % der Fälle manifestiert sich die Erkrankung jedoch bereits im ersten Lebensjahr, bei 70-85 % vor dem fünften Lebensjahr. Meist kommt es mit zunehmendem Alter zu einer Remission. Bis zum frühen Erwachsenenalter sind 60 % der Patient:innen symptomfrei. Allerdings entwickeln mindestens 30 % aller mit AD diagnostizierten Kinder zumindest zeitweilig auch im Erwachsenenalter Ekzeme. 3 Erste Symptome zeigen sich vielfach schon ab dem dritten Lebensmonat in

Form eines seborrhoischen Ekzems (Milchschorf), das sich als fest haftende gelbliche Schuppung im Bereich des Kopfes und intertriginöser Areale manifestiert. In der akuten Phase äußert sich die Erkrankung als gerötetes diffus schuppendes Ekzem, das mit nässender Bläschenbildungen einhergehen kann.

Bei Kleinkindern können große Körperbereiche betroffen sein. Bei älteren Kindern breitet sich der Ausschlag vor allem über Hals und Hände sowie die Gelenkbeugen der Arme und Beine aus.4 Während Farbe, Intensität und Lage des atopischen Ekzems variieren können, verursacht es stets starken Juckreiz, der meist einen Teufelskreis aus Kratzen und Verstärkung der Symptome in Gang setzt. Dies kann in chronischen Stadien Exkoriationen, Blutungen und die Bildung hämorrhagischer Krusten und Lichenifikationen nach sich ziehen. Infolge des Kratzens können die Ausschläge einreißen, sodass Eintrittspforten ent-

stehen, durch die Bakterien, Viren und Pilze in die geschädigte Haut gelangen und so Infektionen und Entzündungen des Gewebes und der umliegenden Lymphknoten auslösen können. Betroffene sind daher anfälliger für Herpesviren (Ekzema herpeticatum) und Dellwarzen (Molluscum contagiosum). Als Komplikationen der AD sind auch Infektionen mit Staphylococcus aureus, virale Infektionen oder Mykosen von besonderer Bedeutung. 3 Daher empfiehlt es sich, die Fingernägel der Erkrankten stets kurz zu schneiden. Der Pruritus ist neben dem physischen Leid häufig auch für psychische Probleme verantwortlich. Im Kleinkindalter haben über 60 % der Betroffenen juckreizbedingte Schlafstörungen. Epidemiologische Studien zeigen außerdem eine Assoziation zwischen AD und Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) im Schulalter. 2

Hautpflege und Triggerkarenz

Die Therapie der AD richtet sich nach Intensität und Ausbreitung der Erkrankung, welche anhand des SCORAD („Score zur Einteilung der atopischen Dermatitis“) dokumentiert werden können. Das Management beginnt jedoch

grundsätzlich immer mit einer lokalen Behandlung der Haut und der Reduktion möglicher Provokationsfaktoren. Eine regelmäßige individuell abgestimmte Pflege zur Stärkung der Hautbarriere stellt die Basistherapie bei allen Schweregraden der AD dar. Zur Reinigung sollten milde alkalifreie Detergenzien mit einem hautneutralen pH-Wert von 5,5 verwendet werden. Die Häufigkeit akuter Schübe lässt sich verringern, indem Betroffene ihre Haut täglich mit rückfettenden Feuchtigkeitscremes pflegen, dazu eignen sich Emollienzien mit Urea, Glycerin, Dexpanthenol, Hyaluronsäure und Gamma-Linolensäure. 5

Neben der genetischen Prädisposition spielen auch Triggerfaktoren eine entscheidende Rolle bei der Pathogenese der AD. Hilfreich ist es, Auslöser zu identifizieren und zu reduzieren. Zu den Risikofaktoren zählen emotionaler Stress, übertriebene Hygiene sowie hohe Schadstoffbelastung. Da beengende, zu warme Kleidung aus kratzigen, gefärbten und synthetischen Stoffen den Pruritus verstärken kann, wird das Tragen luftig weiter, heller Kleidung aus Baumwolle oder Leinen empfohlen. Meeresklima sowie Gebirgsklima über 1.400 m Seehöhe können sich posi-

tiv auf die Symptome auswirken, daher sind entsprechende Kuraufenthalte in diesen Klimazonen angeraten.

Antiinflammatorische Systemtherapie

Nur wenn sich durch die topische Basistherapie keine nachhaltige Stabilisierung des Hautbildes erreichen lässt, ist die Indikation für eine antiinflammatorische Systemtherapie gegeben.

Antihistaminika können den Pruritus lindern, um die Schlafqualität zu verbessern, haben jedoch keinen Einfluss auf die Aktivität des Ekzems. Als Stoßtherapie eines schweren akuten Schubes stehen Immunsuppressiva wie Ciclosporin, Methotrexat, Azathioprin, Mycophenolat und Glukokortikoide zur Verfügung und seit Oktober 2023 immunmodulierende Januskinase-Hemmer-Inhalationen auch für Kinder ab dem zweiten Lebensjahr. Diese sollten allerdings aufgrund schwerwiegender Nebenwirkungen nur restriktiv angewendet bzw. im Kindesalter möglichst vermieden werden. 3

Für die systemische Langzeittherapie werden Biologika wie Dupilumab empfohlen, das seit März 2023 auch für Kinder mit schwerer AD ab dem sechsten Lebensmonat zugelassen ist. Bei dem Wirkstoff handelt es sich um einen monoklonalen Antikörper, der die beiden Schlüsselmediatoren der T H 2-Immunantwort – IL-4 und IL-13 – blockiert. In einer Studie mit Kindern zwischen 6 Monaten und 5 Jahren mit unkontrollierter mittelschwerer bis schwerer AD zeigte sich nach 16 Wochen bei 28 % der Proband:innen in Kombination mit topischen Steroiden eine weitgehende bis vollständige Abheilung. 2 Aufgrund der Heterogenität der AD ist stets ein individuelles Vorgehen angezeigt.

Paula Pankarter, MA, Felicia Steininger

Literatur:

1 Ruegen TM, Atopische Dermatitis, MSD Manual 2023.

2 Lange L, Neurodermitis bei Kindern, Pädia, Consilium Hebamme 2018.

3 Rascher W, Behandlung der atopischen Dermatitis bei Vorschulkindern, Arzneiverordnung in der Praxis 4/2022.

4 Weins AB et al., Schwere atopische Dermatitis im frühen Kindesalter, JDDG 2024.

5 Werfel T et al., S3-Leitlinie: Atopische Dermatitis, DDG 013-027, 2023.

Die ersten Zähne: oft unangenehm und manchmal komplikationsreich

Welche Begleitsymptome die Dentition haben kann

Im ersten Lebensjahr bekommen Kinder in der Regel ihre ersten Zähne. Leider wird diese Entwicklungsphase meist von Unbehagen in der Familie überschattet. Kurz vor dem Durchbruch des ersten Zahns ist das Kind oft schon weinerlich, unruhig und schläft schlecht. Hypersalivation, Inappetenz und Gingival-Irritationen sind bekanntlich weitere typische Symptome während der Zahnungsphase. Kinder nehmen in dieser Zeit fast alles in den Mund und kauen darauf herum.

Die ersten Zähne sind keine Krankmacher

Im Schnitt geben 80 % der Eltern an, dass ihr Kind unter Begleitsymptomen des Zahnens leidet. Etliche dieser Beschwerden werden jedoch fälschlicherweise für natürliche Umstände der Dentition gehalten und verharmlost. Dies hat zur Folge, dass Eltern bei ernstzunehmenden Leiden keine Ärzt:in aufsuchen. Ein häufiges Beispiel hierfür ist die Pyrexie. Zwar kann das Zahnen mit einer subfebrilen Temperatur einhergehen, aber Messungen von über 38 Grad Celsius sind kein typisches Symptom der Dentition. Eine ärztliche Abklärung ist daher wichtig. Auch eine Diarrhö steht oft indirekt mit dem Zahnen in Verbindung: Kinder nehmen in diesem Entwicklungsabschnitt vermehrt Gegenstände in den Mund, wodurch sie häufiger Pathogenen ausgesetzt sind. Diese können wiederum Durchfall verursachen. Eine Rücksprache mit der Ärzt:in wird deshalb empfohlen.1 Ebenfalls denken Eltern bisweilen, ihr zahnendes Kind habe eine Form von Otalgie, weil es sich vermehrt ans Ohr greift. Tatsächlich strahlen die durch das Zahnen hervorgerufenen entzündeten Stellen teilweise bis zu den Ohren aus.

In dieser Entwicklungsphase der Kleinen sind außerdem rote Flecken in der Wangenregion häufig, da der Bereich stärker durchblutet wird. Weiters kann

die Haut durch den vermehrten Kontakt mit Speichel gereizt werden und austrocknen, deshalb sollte der Mundbereich des Kindes regelmäßig sanft abgewischt werden. Vorsicht ist geboten, wenn das Kind zusätzlich Juckreiz verspürt. Dabei handelt es sich nicht mehr um eine „normale“ Begleiterscheinung des Zahnens.

Therapie und „sanfte Hilfen“

Die Auswahl von Medikamenten zur Behandlung der Symptome zahnender Kinder ist begrenzt. Zum einen gibt es lokal zu applizierende Gele, welche meist mithilfe von betäubenden Inhaltsstoffen eine gewisse Schmerzlinderung erzielen können. Zum anderen können herkömmliche Analgetika wie Ibuprofen oder Paracetamol eingesetzt werden. Wichtig ist, auf eine angemessene Dosierung der Arzneien zu achten. Gerade in Stresssituationen, beispielsweise wenn ein Kind viel weint und schreit, kann Eltern eine Überdosierung unterlaufen. Eine solche kann gravierende Nebenwirkungen verursachen.2 Als „sanfte Zahnungshilfe“ beliebt ist der Beißring. Durch das Kauen dar-

auf wird die Speichelproduktion des Kindes angeregt und das Zahnfleisch besser durchblutet. Das wirkt entzündungshemmend. Ein ähnlicher Effekt lässt sich durch sanftes Massieren des Zahnfleischs erzielen. Auch von homöopathischen Mitteln können zahnende Kinder profitieren. Häufig finden u. a. Chamomilla und Ferrum phosphoricum Anwendung.2

Hierzulande werden Bernsteinketten gerne eingesetzt. Wegen der im Bernstein enthaltenen Butandisäure sollen sie schmerz- und entzündungshemmend wirken. Studien zeigen jedoch, dass die Butandisäure durch das Tragen der Kette oder das Kauen daran nicht in den Körper gelangt und somit keine Wirkung hat. Im schlimmsten Fall können Bernsteinketten eine Asphyxie verursachen, wenn das Kind sich in der Kette verheddert, oder einzelne Perlen verschluckt. Man sollte somit von ihnen abraten. 3

Laura Schnetzer, BA

Literatur:

1 Garima J et al., Int J Paediatr Dent 2025 May; 35(3):608-624.

2 Canto F et al., (2022) Brazilian Oral Research 36(6).

3 Nissen M et al., (2019) BMC Complementary And Alternative Medicine, 19(1).

Das sollte die Reiseapotheke für Kinder beinhalten

Wie man Patient:innen auf den Familienurlaub gut vorbereitet

Der Urlaub mit den Kleinen kann besonders herausfordernd sein, da sie zu einem natürlichen Risikoverhalten tendieren. Sie rennen umher, gehen mutig auf fremde Tiere zu und stecken sich alles Mögliche in den Mund. Gerade für Reisedurchfall, Atemwegserkrankungen, Fieber und Hautprobleme sind Kinder deshalb besonders anfällig. Es ist also entscheidend, die zuständigen Aufsichtspersonen im Vorhinein aufzuklären und auf die Notwendigkeit einer individuell angepassten Reiseapotheke hinzuweisen.

Das empfohlene Sortiment für die mobile Apotheke

Eine Reiseapotheke sollte immer auf das Urlaubsziel und die Bedürfnisse der einzelnen Person zugeschnitten werden. So brauchen etwa Kinder mit einer Vorerkrankung zusätzlich ihre Dauer- und Notfallmedikation inklusive eines Puffers von einem Drittel. Tatsächlich gibt es jedoch auch Medikamente, die fast jede Reiseapotheke sinnvoll ergänzen können. Durch das erhöhte Fieberrisiko wird die Mitnahme von Fieberthermometer und Medikamenten mit Paracetamol oder Ibuprofen empfohlen. Bei Personen mit Gerinnungsstörungen sollten statt Ibuprofen metamizolhaltige Präparate angewendet werden. Für die symptomatische Behandlung von Reisedurchfall sind außerdem Elektrolytpulver, Adstringentien, Probiotika und Antidiarrhoika von Vorteil. Im Falle von Erkältungen und anderen Atemwegserkrankungen stellen MeersalzNasentropfen eine Behandlungsoption dar. Auch Ohrentropfen sind ratsam, denn infolge des Fliegens bzw. des häufigen Badens im Urlaub klagen viele Kinder über Ohrenschmerzen. Bei der Versorgung von kleineren Verletzungen ist ein mildes Desin-

fektionsmittel bzw. eine antiseptische Creme für die Reinigung essentiell. Ebenfalls unverzichtbar sind Verbandszeug, Pflaster, Schere und Pinzette. Weitere wichtige Bestandteile der Reiseapotheke stellen Insekten- und Sonnenschutzmittel dar, deren Wirkstoffe sollten an das Alter angepasst sein. Empfohlen werden dermatologisch getestete Produkte sowie Produkte frei von Farb- und Konservierungsstoffen. Juckende Mückenstiche werden vielfach als sehr belastend wahrgenommen, weshalb zusätzlich Gele und Salben mit Antihistaminika hilfreich sein können. Säuglinge sind auch des Öfteren von Pilzinfektionen betroffen, aus diesem Grund ist die Mitnahme von antimykotischen Pasten oder Salben mit Nystatin ratsam.

Die reisemedizinische Beratung

Checklisten und Informationsblätter sind gute Hilfsmittel, um Aufsichtspersonen vor dem Urlaub über das Reisen mit Kindern zu informieren und ihnen die optimale Zusammenstellung einer kindgerechten Reiseapotheke zu erleichtern. Ebenfalls ist es wichtig, auf die richtige Lagerung der Medikamente hinzuweisen. Zäpfchen werden bekanntlich bei Hitze weich und lassen sich infolgedessen nicht mehr adäquat anwenden. Befindet sich das Reiseziel in einem warmen Land, sollten Alternativen wie Tropfen oder Säfte gewählt werden. Darüber hinaus sollte man sich mit den gesetzlichen Regelungen des jeweiligen Urlaubslandes für die Mitnahme von Medikamenten vertraut machen – auch mit jenen von Transitländern. Beispielsweise wird der Einsatz von Medikamenten gegen ADHS in Österreich durch das Suchtmittelgesetz geregelt, man benötigt somit eine ent-

sprechende Bescheinigung einer Ärzt:in. Für das Mitführen von Injektionsmaterialien, z. B. Sprit zen, Kanülen und Ampullen zur Be handlung von Diabetes mellitus, wird in der Regel ebenfalls ein Attest benötigt, idealerweise ist es in mehreren Sprachen formuliert. Größere Mengen von Medikamenten im Gepäck erfordern meist eine ärztliche Bestätigung. Bestimmte Medikamente und Medikamentenmengen mitzuführen, kann in manchen Ländern sogar untersagt sein. In diesem Fall sollten Ärzt:innen reisewillige Familien im Vorhinein über Präparate am Zielort aufklären, die notfalls die Dauermedikation des Kindes ersetzen können. Eltern bzw. andere Angehörige müssen wissen, wo das Ersatzmedikament zu bekommen ist und unter welchem Handelsnamen es verkauft wird.

Malariaprophylaxe, Schutz vor Mückenstichen

Für Reisen in eine Malaria-Risikozone empfiehlt es sich, Vorkehrungen zu treffen, denn gerade bei Säuglingen und Kleinkindern kann eine Malariaerkrankung zu Komplikationen führen. Bei Kindern in den ersten fünf Lebensjahren wird sogar gänzlich von einer Reise in ein Risikogebiet abgeraten. Kann die Reise nicht verschoben werden, ist jedenfalls eine Expositionsprophylaxe bzw. eventuell eine medikamentöse Prophylaxe zu erwägen. Auch in Österreich lebende Kinder von Eltern aus Malaria-Endemiegebieten haben übrigens keine Semiimmunität hinsichtlich einer Malariainfektion. Sie müssen deshalb genauso geschützt werden. Eine Impfung gegen Malaria können momentan nur Personen erhalten, die in einer Malaria-Risikozone leben. Für Reisende stehen Medikamente

zur Malariaprophylaxe zur Verfügung. Jene werden meist kurz vor und während der Reise täglich eingenommen. Kinder und Säuglinge benötigen altersgerechte Präparate und angemessene Dosierungen, welche eine Ärzt:in oder eine Apotheker:in auswählt. Die Arzneien werden meist mit einer substanziellen Mahlzeit eingenommen und sind in der Regel geschmacklich leider nicht kinderfreundlich, weshalb sich die Gabe mit Milch oder einer Süßspeise empfiehlt. Generell gilt: „Kein Stich, keine Infektion“ – der Schutz vor Mückenstichen stellt somit die beste Prophylaxe dar. Mittel mit Diethyltoluamid sind der Goldstandard in der Insektenabwehr. Bei sensibler Haut kann man auf Produkte mit Icaridin ausweichen. Werden Repellentien bei Kindern eingesetzt, so ist es äußerst wichtig, auf die Anwendungshinweise und

Altersbeschränkungen der Hersteller zu achten. Ein Kind sollte Insektenabwehrmittel nicht selbst auftragen und die Umgebung von Schleimhäuten sowie offene Hautstellen müssen ausgespart werden. Ebenfalls ist es nötig, Sonnenschutz und Repellent getrennt zu applizieren, am besten in einem Abstand von 20-30 Minuten. Die Imprägnierung von Kleidung und Moskitonetzen ist eine weitere Schutzmaßnahme, welche bereits vor dem Urlaub gesetzt werden kann. Hierfür sind permethrinhaltige Mittel erhältlich. Die Imprägnierung der Kleidung wird ab dem dritten Lebensjahr empfohlen, während imprägnierte Moskitonetze schon für Säuglinge geeignet sind.

Laura Schnetzer, BA

Quelle: CRM Handbuch Reisen mit Risiko.

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CRM Handbuch Reisen mit Risiko

Praktische Hinweise für die Beratung von Reisenden mit Gesundheitsrisiken

Von Centrum für Reisemedizin Thieme 2025

Trotz Schilddrüsenkrankheit entspannt in den Urlaub

Was Reisende mit Morbus Basedow und Co beachten sollten

Wenn die Diagnose schon etwas länger zurückliegt und die Schilddrüsenerkrankung gut behandelt wird, gibt es für Patient:innen kaum Einschränkungen, was Urlaubsreisen betrifft. Während einer akuten Krankheitsphase, z. B. einer deutlichen Schilddrüsenüberfunktion bei Morbus Basedow, ist von Langzeitflügen und extremen Temperaturwechseln, wie in Hochgebirgen und Tropenregionen, aufgrund der Belastung für das Herz-Kreislauf-System aber eher abzuraten.

Jod liegt in der Luft

Zwar ist Jod ein Schlüsselstoff für die Produktion der Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4, Tetrajodthyronin), welche für eine gesunde Funktionsweise der Schilddrüse zentral sind, jedoch sollte es bei gewissen Krankheitsbildern trotzdem gemieden werden. Beispielsweise bei Basedow- und Hashimoto-Erkrankten. Weiters sind unmittelbar vor oder nach einer Schilddrüsenoperation sowie einer Radioiodtherapie Fernreisen oder Urlaubsaufenthalte in jodhaltiger Luft nicht empfehlenswert. Das Spurenelement Jod wird nämlich nicht nur über die Ernährung, sondern auch über die Haut und die Atemwege aufgenommen. Deshalb kann ein Aufenthalt in Heilbädern mit Jodquellen oder an der Nordsee bei betroffenen Patient:innen durchaus zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen.

Direkt am Meer ist der Jodgehalt der Luft höher als im Binnenland. Bei der Wahl der Unterkunft kann es deshalb sinnvoll sein, dies zu berücksichtigen. Aufgrund der Wasserverdunstung ist der Luftjodgehalt bei warmen, sommerlichen Temperaturen besonders hoch. Ein Aufenthalt im Frühjahr oder Herbst kann deshalb oft unbeschwerter genossen werden. Auch bei Ebbe wird vermehrt Jod aus den Schlickflächen in

die Luft freigesetzt. Deshalb ist es sinnvoll, beim Wattwandern nicht barfuß zu laufen, sondern geeignetes Schuhwerk zu tragen. Außerdem reduziert es die Jod-Belastung, wenn nicht länger als 30 Minuten am Stück im Meerwasser geschwommen und sich anschließend kurz abgeduscht wird.

Reiseimpfungen und Medikamente

Im Hinblick auf erforderliche Reiseschutzimpfungen kann es durch die Anregung des Immunsystems in Einzelfällen zu vorübergehenden Problemen bei der Hashimoto-Thyreoiditis und dem Morbus Basedow kommen. Deshalb ist es sinnvoll, sich mit zeitlichem Abstand zum Reiseantritt impfen zu lassen, damit Impfreaktionen nicht ausgerechnet im Urlaub auftreten. Sofern eine Malariaprophylaxe notwendig ist, sollte zwischen der Einnahme der Tabletten und den Schilddrüsenmedikamenten ein zeitlicher Abstand von mindestens einer Stunde eingehalten werden.

Für einige Länder ist zudem ein ärztliches Attest über die Art der Schilddrüsenerkrankung und Dosierung der Medikamente empfehlenswert. Bei Flugreisen sind die Medikamente im Handgepäck gut untergebracht. Dies ist wichtig, falls der Koffer verloren geht. Viele bei uns erhältliche Markenpräparate sind im Ausland auch ersatzweise und mit ärztlichem Rezept nicht so einfach zu erhalten.

Schilddrüsenhormone sollten möglichst unter 25° Celsius, bei geringer Luftfeuchtigkeit und dunkel gelagert werden. Die Medikamente gehören also nicht ins Handschuhfach eines Autos oder auf die Fensterbank eines überheizten Hotelzimmers, sondern werden besser in einem verschlossenen Plastikbehälter in einer Kühltasche aufbewahrt. Trotz Zeitverschiebung ist es ratsam, den übli-

© shutterstock.com/AI

chen Einnahmerhythmus, in der Regel immer morgens eine halbe Stunde vor dem Frühstück, auch am Urlaubsort entsprechend der Ortszeit beizubehalten. Hilfreich kann diesbezüglich ein Timer sein.

PA*/Red

* schilddrüsenguide.de

INFO

Tipp für betroffene Patient:innen

Schilddrüsenbehandlung und Knochengesundheit: Was Sie wissen sollten

Webinar von MeinMed.at, 27. Mai 2025 von 19:00 bis 20:00 h

Anlässlich der internationalen Woche der Schilddrüse erörtert Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Mikosch in diesem Webinar die Fakten zum Zusammenhang zwischen Schilddrüsenmedikamenten und Knochengesundheit, welche Missverständnisse kursieren und was Patient:innen im Blick behalten sollten.

Hier geht es zum Webinar:

Hypertonie ist nicht nur Männersache

Inwiefern Frauen besonders von Bluthochdruck betroffen sind

Obwohl Hypertonie beide Geschlechter betrifft, wird sie oft als ein „ Männerleiden“ abgetan. Jedoch können gerade auch postmenopausale Frauen aufgrund ihres sinkenden Östrogenspiegels betroffen sein. Die Elastizität der Blutgefäße nimmt ab, was zu einem erhöhten Risiko für eine Hypertonie führt. Im Alter von 70 Jahren entwickeln etwa 65 % der Männer und 75 % der Frauen Bluthochdruck.

Regelmäßige Messungen

Ebenfalls ist die sogenannte White-Coat-Hypertonie bei Frauen häufiger: ein Phänomen, bei dem Blutdruckmessungen in der Arztpraxis höher ausfallen als

zuhause. In der Regel wird Nervosität dafür verantwortlich sein, aber Vorsicht ist trotzdem geboten: Untersuchungen zeigen, dass Menschen mit White-Coat-Hypertonie ein höheres Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und andere kardiovaskuläre Ereignisse haben. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit, an einer Herz-KreislaufErkrankung zu versterben, doppelt so hoch wie bei Personen mit normalem Blutdruck. Regelmäßige Messungen in verschiedenen Umgebungen sind somit zu empfehlen.

Bewusstseinsbildung

Eine Hypertonie erhöht zum Beispiel das Risiko für einen Myokardinfarkt. Bedauerlicherweise ist die Herzgesundheit von

Frauen in der öffentlichen Wahrnehmung nach wie vor unterrepräsentiert. Sie erhalten eher eine verspätete Diagnose oder sogar eine Fehldiagnose als Männer. Ein Grund dafür ist oft, dass Frauen häufiger „u ntypische“ Symptome für einen Herzinfarkt zeigen, wie Übelkeit, Atemnot, Müdigkeit sowie Schmerzen im Rücken oder Kiefer. Die Frauen selbst und sogar Ärzt:innen unterschätzen somit oft die Ernsthaftigkeit der Lage. Frauen haben nach einem Myokardinfarkt auch eine schlechtere Langzeitprognose. Ihr Risiko, ein schwerwiegendes, unerwünschtes kardiales Ereignis in den fünf Jahren nach ihrem Herzinfarkt zu erleiden, ist doppelt so hoch wie bei Männern. Umso wichtiger ist es, Frauen nach einem Herzinfarkt zu ermutigen, regelmäßig ihren Blutdruck zu überprüfen.

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Eine Substanz, drei Indikationen

Empagliflozin wirkt antidiabetisch, kardio- und nephroprotektiv

Herz, Kreislauf, Nieren und Stoffwechsel sind eng miteinander verknüpft und haben viele gemeinsame Risikofaktoren. Eine Funktionsstörung in einem System kann somit die Entwicklung anderer Probleme beschleunigen. Umgekehrt können Verbesserungen in einem System positive Auswirkungen auf andere Systeme haben. Dies zeigt sich auch beim Einsatz von SGLT-2-Inhibitoren, die ursprünglich als Antidiabetika entwickelt wurden. Sie führen durch eine Blockade des SGLT-2-Rezeptors im proximalen Tubulus der Niere zu einer vermehrten Glucosurie und senken so den Blutglukosespiegel.1

Risikosenkung für Herz und Nieren

In kardiovaskulären Outcome-Studien mit Empagliflozin, an denen Patient:innen mit Typ-2-Diabetes teilnahmen, konnte neben der Reduktion kardiovaskulärer Endpunkte auch eine signifikante Verminderung der Progression der diabetischen Nierenerkrankung nachgewiesen werden. Daraufhin wurden kardiorenale Endpunktstudien durchgeführt, welche Patient:innen mit chronischer Niereninsuffizienz einschlossen – ebenfalls mit positiven Ergebnissen.2

Das führte zu einer Erweiterung des Therapiespektrums von Empagliflozin. Es ist nunmehr zugelassen zur Behandlung eines Typ-2-Diabetes bei Erwachsenen und Kindern ab zehn Jahren, zur Therapie der chronischen Herzinsuffizienz bei Erwachsenen sowie zur Behandlung einer chronischen Niereninsuffizienz bei Erwachsenen.1

Anhaltender Therapieerfolg

Ob die positiven Effekte bei Menschen mit einer chronischen Niereninsuffizienz auch nach Absetzen von Empagliflozin anhalten, ist in einer Nachbeobachtungsstudie mit offenem Design untersucht worden. Jene kam zu folgendem Ergebnis: Die Risikosenkung für Herz und Nieren hält über den ursprünglichen Studienzeitraum hinaus bis

zu zwölf Monate an. Der größte Benefit war in den ersten sechs Monaten nach Behandlungsende erkennbar.3

Fazit

Zusammenfassend zeigen die Studien für die zuletzt hinzugekommene Indikation sehr konsistent: SGLT-2-Inhibitoren können die Progression einer Nierenerkrankung von Patient:innen mit CKD drosseln, unabhängig davon, ob jene an Typ-2-Diabetes leiden. Ebenso sind die Substanzen in der Lage, kardiovaskuläre Endpunkte in der Hochrisikopopulation von Patient:innen mit CKD zu reduzieren.4 Red

Literatur:

1 Jungmayr P, Empagliflozin verlangsamt Nephropathie, deutsche-apotheker-zeitung.de (abgerufen: 05/25).

2 The EMPA-KIDNEY Collaborative Group, Empagliflozin in patients with chronic kidney disease, N Engl J Med 2023;388:117-27.

3 EMPA-KIDNEY Collaborative Group, Long-Term Effects of Empagliflozin in Patients with Chronic Kidney Disease, N Engl J Med 2024.

4 Schütt K et al., Wie SGLT-2-Hemmer auf die Niere wirken, Cardio News vom 3. Februar 2023.

Neuigkeiten zur RSV-Impfung

CHMP empfiehlt, die Indikation für die aktive Immunisierung auf alle Volljährigen auszuweiten

Eine Erweiterung der Indikation für die aktive Immunisierung zur Vorbeugung von Atemwegserkrankungen, die durch das respiratorische Synzytial-Virus (RSV) verursacht werden, steht in Aussicht. Am 27. Februar 2025 verabschiedete der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) die Empfehlung, die Anwendung des RSV-Impfstoffes auf Erwachsene ab 18 Jahren auszuweiten. Aktuell wird die RSV-Impfung laut Österreichischem Impfplan für Menschen ab 60 Jahren und seit September 2024 auch für Risikopersonen ab 50 Jahren allgemein empfohlen. Der Impfstoff ist auch für den späteren Schutz von Säuglingen durch maternale Immunisierung während der Schwangerschaft zugelassen. Außerdem steht für Neugeborene ein Impfstoff zwecks postnataler passiver Immunisierung zur Verfügung.

Hospitalisierungs- und Mortalitätsraten

RSV ist ein hochinfektiöses, weltweit verbreitetes einzelsträngiges RNA-Virus aus der Familie der Pneumoviridiae mit den Subtypen A und B. Zu den Symptomen zählen Fieber, Halsschmerzen, Heiserkeit, Husten, Kopfschmerzen, starke Schleimbildung und Schnupfen. In den ersten Lebensjahren sind auch Keuchatmung und sogar Atemnot möglich. Eine RSV-Erkrankung kann in jedem Alter auftreten. Insbesondere bei Säuglingen und über 60-Jährigen besteht bekanntlich ein erhöhtes Risiko, dass eine RSV-Infektion zu schweren Atemwegserkrankungen wie Pneumonie oder Bronchiolitis führt. Darüber hinaus können Exazerbationen pulmonaler und kardialer Vorerkrankungen sowie Koinfektionen mit anderen respiratorischen Erregern als Komplikation einer RSV-Erkrankung auftreten. In Europa zieht RSV bei Erwachsenen ab 60 jährlich über 270.000 Krankenhauseinweisungen und 20.000 Todesfälle nach sich.

RSV im Alter

Die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) und die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) raten vor allem Senior:innen und Risikopatient:innen zur Impfung gegen RSV. „Wer älter als 75 Jahre ist, sollte sich auf jeden Fall impfen lassen“, betont DGG-Präsident Prof. Dr. Markus Gosch in einer Aussendung. „ Schwere Verläufe und Todesfälle treten vor allem bei älteren Menschen auf “ Über 80 Prozent der wegen einer RSV-Infektion auf einer Intensivstation behandelten Patient:innen seien im Pensionsalter. „Ü ber 60-Jährige sollten sich ebenfalls impfen lassen, wenn sie an einer schweren Grunderkrankung leiden, wie zum Beispiel an einer COPD oder chronischen Bronchitis, einer koronaren Herzkrankheit oder an Diabetes mellitus“, ergänzt DGP-Präsident Prof. Dr. Wolfram Windisch.

RSV bei Kindern

97 Prozent aller Kinder infizieren sich bereits in den ersten beiden Lebensjahren mit RSV. Stecken sich Säuglinge in den ersten Lebensmonaten an, kann es jedoch gefährlich für sie werden. Da ihre Atemwege noch sehr eng sind, neigen sie dazu, eine Bronchiolitis oder Lungenentzündung zu entwickeln. Das gilt umso mehr für Frühgeborene. Die Wahrscheinlichkeit eines schweren Verlaufs nimmt mit zunehmendem Lebensalter deutlich ab, steigt im hohen Alter aber wieder.

Aktive und passive Immunisierung

In Österreich sind zwei Impfstoffe zum Schutz gegen RSV zugelassen. Der Impfstoff zur aktiven Immunisierung von Erwachsenen ist ein rekombinanter adjuvantierter Totimpfstoff, der Versionen von zwei auf der Oberfläche des Virus gefundenen Proteinen enthält.

Empfohlen wird als Dosis eine einzelne Injektion in den Oberarmmuskel. Dieser Impfstoff ist auch zur Anwendung bei Müttern während der Schwangerschaft für den späteren Schutz ihres Babys von der Geburt bis zum Alter von sechs Monaten bestimmt. Beim indirekten Impfschutz wird die werdende Mutter einmalig zwischen der 24. und der 36. Schwangerschaftswoche geimpft. Die Schwangere überträgt die schützenden Antikörper dann über ihre Plazenta auf das Ungeborene. „ Die Kinder erhalten dadurch einen sogenannten Nestschutz“, erläutert Assoc.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Volker Strenger, Leiter der Arbeitsgruppe Infektiologie an der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde Graz. Für Neugeborene steht darüber hinaus auch eine – im Rahmen des Kinderimpfprogramms seit Dezember 2024 kostenfreie – postnatale passive Immunisierung zur Verfügung. Die RSV-Prophylaxe erfolgt bei Säuglingen mittels Injektion des Antikörpers Nirsevimab in den Oberschenkel und bewirkt einen sofortigen Schutz.

Paula Pankarter, MA

Indikation für RSV-Impfstoffe:

• Aktive Immunisierung von:

� Erwachsenen ab 60 Jahren

� Risikopersonen ab 50 Jahren

� Schwangeren für den späteren Schutz des Säuglings

Indikationserweiterung auf alle ab 18 Jahren in Aussicht

• Passive Immunisierung von Neugeborenen

AKTUELL

Zystitis und Reisen

Wie man einen Harnwegsinfekt vor

dem Urlaub behandelt

Mit einer Zystitis zu verreisen, ist theoretisch kein Problem, aber natürlich nicht wünschenswert. Neben dem generellen Unbehagen kann der erhöhte Miktionsdrang eine erhebliche Belastung im Urlaub darstellen. Und das vor allem in Situationen, in denen es keinen unmittelbaren Zugang zu Toiletten gibt. Zudem kann die medizinische Versorgung im Ausland herausfordernd sein.1

Bei der Behandlung von Zystitis geplagten Reisewilligen, sollten gewisse Faktoren beachtet werden. Beispielsweise ist unter einer antibiotischen Therapie, welche üblicherweise für Harnwegsinfekte gewählt wird, von oralen Lebendimpfungen gegen Typhus und Cholera Abstand zu nehmen. Beide sind empfohlene Reiseimpfungen für den Besuch von Ländern mit schlechten Hygienestandards. Es muss also abgewogen werden, welche medizinische Maßnahme Vorrang hat. Weiters sollte die Notwendigkeit einer antibiotischen Rezidivprophylaxe geklärt werden. Leiden Patient:innen an einer Pollakisurie, kann für die Reise auch Desmopressin angeboten werden.

Mögliche Präventionsmaßnahmen

Hat eine Patient:in eine immer wiederkehrende Zystitis, ist es sinnvoll, vor einer Reise präventive Maßnahmen zu ergreifen. Die Cranberry wurde in mehreren Studien auf eine etwaige vorbeugende Wirkung untersucht. Sie enthält Proanthocyanidine, welche die Anhaftung von Bakterien an der Blasenwand verhindern können. Die Ergebnisse der Studien sind jedoch gemischt. Zumindest ist es nicht ausgeschlossen, dass ein Glas Saft pro Tag einzelnen Personen helfen kann. 2 Das Gleiche gilt für die Einnahme anderer „natürlicher Antibiotika“ wie Kapuzinerkresse und Meerrettich oder Apfelessig und Thymian. Umstritten ist die Impfung gegen die rezidivierende Zystitis, aber es gibt auch Fallberichte über Impferfolge. Generell kann man Personen mit wiederkehrendem Harnwegsinfekt die Mitnahme eines Antibiotikums sowie von Urinteststreifen zur Selbsttherapie vorschlagen, um für den Fall einer Erkrankung vorbereitet zu sein.

Literatur:

1 CRM Handbuch der Reisemedizin (2025), Thieme Verlag.

2 Valente J et al., Journal of Herbal Medicine 2022 ; 36.

Rezeptstudie

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Die Top-Osteoporose-Produkte nach Menge und Wert

Marktanalyse von Beatrix Linke, Country Lead

Austria bei IQVIA

• Die Kategorie der Osteoporose-Präparate (exkl. Vitamine und Mineralstoffe) erzielt in den öffentlichen Apotheken und Hausapotheken im MAT März 2025 mit ~0,8 Mio. Packungen ~49 Mio. Euro Umsatz FAP.

• Der entsprechende Markt steigt aktuell im Vergleich zum Vorjahr um +1,9 % nach Menge und um +2,9 % nach Wert.

• 83,2 % der abgegebenen Mengen sind in der grünen Box und somit frei verschreibbar.

• 36,2 % der verkauften Packungen beinhalten die Substanz Ibandronsäure, 23,8 % Denosumab und 17,0 % den Wirkstoff Alendronsäure.

© Heuschneider-Platzer

Handelsname

Marktanteil nach Menge (Prozent)

Marktanteil nach Wert (Prozent)

Hersteller/Vertrieb

PROLIA 16,1 % (1) 43,5 % (1) Amgen

ALENDRONSTAD 14,0 % (2) 1,8 % (6) Stada Arzneimittel FOSAMAX 8,5 % (3) 1,3 % (8) Organon

OSTEOVIVA 8,3 % (4) 0,5 % (14) G.L. Pharma XGEVA 7,7 % (5) 33,7 % (2) Amgen

IBANDRONSAEURE-GENERICON 7,1 % (6) 2,7 % (4) Genericon-Pharma

IBANDRONSAEURE-RATIOPHARM 6,7 % (7) 1,3 % (9) Ratiopharm

ALENDRONSAEURE-VIATRIS 4,6 % (8) 0,7 % (12) Viatris

IBANDRONSAEURE-SANDOZ 4,5 % (9) 1,4 % (7) Sandoz

RISEDRONAT-STADA 4,2 % (10) 0,4 % (18) Stada Arzneimittel

• 24,2 % der abgegebenen Packungen sind Biologika und zeichnen für 80,2 % des Umsatzes (FAP) verantwortlich.

• 60,9 % der verkauften Packungen sind Generika.

• Die Top-10-Produkte nach Menge machen 81,8 % des Gesamtabsatzes aus. Prolia® (Amgen) liegt nach Einheiten an erster Stelle, gefolgt von Alendronstad (Stada Arzneimittel) und Fosamax® (Organon).

Investitionen für die Zukunft

Innovative Therapien fördern

Produktivität und Lebensqualität

Innovation im Gesundheitssystem ist als Investition in die Zukunft zu sehen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Instituts für Pharmaökonomische Forschung.1 Innovative Therapien bieten einen großen gesellschaftlichen Mehrwert. Sie können das Leben von Betroffenen verlängern und in manchen Fällen sogar Krankheiten heilen. Zudem steigern sie die Produktivität und die Lebensqualität der Menschen und wirken sich somit positiv auf die österreichische Wirtschaft aus.

Melanom

Das Krankheitsbild des Melanoms (Stadium III und IV) ist mit einer Reduktion der Erwerbstätigkeit verbunden. Mit der Reduzierung des Rückfallrisikos durch adjuvante Immuntherapie können somit pro Patient:in über das Restleben

verteilt indirekte Kosten von 22.632 € gespart werden. Zusätzlich gewinnt man pro investierter Million 52 Lebensjahre für Menschen mit Hautkrebs zurück.

Hämophilie

Mit einer neuartigen Gentherapie bei Hämophilie können Ausgaben in Höhe von fast 3 Mio. € pro Jahr im österreichischen Gesundheitssystem und der Gesellschaft eingespart werden. Das entspricht 220.550 € pro Patient:in und bezieht sich insbesondere auf niedrigere Krankheitsausgaben.

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Eine innovative Biologika-Therapie bei CED könnte rund 50 Mio. € Gesamtaufwendungen im Gesundheitssystem und für die österreichische Gesellschaft spa-

• Die Top-10-Produkte nach Wert umfassen 92,6 % des Gesamtumsatzes. Nach Umsatz führt Prolia® vor Xgeva® (Amgen) und Aclasta® (Sandoz).

In Kooperation mit

* Quelle: IQVIATM DPMÖ sell-out Österreich, Verkäufe der öffentlichen österreichischen Apotheken sowie Großhandelslieferungen an ärztliche Hausapotheken, ATC-Klasse: M05B Calciumregulatoren, ausschließlich registrierte Arzneimittel aus dem Warenverzeichnis I, Absatz/Menge in Einheiten, Umsatz/Werte in Euro, bewertet zum Fabrikabgabepreis (FAP), Wachstum vs. Vorjahr, MAT März 2025 (April 2024 bis März 2025 kumuliert).

ren – bezogen auf alle hier lebenden Patient:innen. Hinzu kommt die höhere Lebensqualität für die Betroffenen.

Herpes Zoster

Bei einer Steigerung der Immunisierung um 10 Prozent durch eine Impfung gegen Gürtelrose könnten für das Gesundheitssystem und die Gesellschaft Einsparungen in Höhe von 56 Mio. € erzielt werden.

PA2/Red

Quellen:

1 Walter E, (2025) ipf-ac.at/publikationen/artikelstudien/ (abgerufen am 16.05.2025).

2 Presseaussendung des Forums der forschenden pharmazeutischen Industrie in Österreich (FOPI), 05/25.

Stand: März 2025

SPRECHStunde

Patient:innen-Fragen kompetent beantworten

Pflanzlich vs. tierisch?

EXPERTIN: Eva-Maria Polz, MA Diätologin, Leiterin Arbeitskreis Rheuma & Osteoporose (Diaetologie Austria)

Auswirkungen auf rheumatoide Arthritis

Maria H. (57) wurde vor sechs Monaten mit rheumatoider Arthritis diagnostiziert. Trotz medikamentöser Therapie berichtet sie weiterhin von Gelenkschmerzen und -steifigkeit, insbesondere in den Morgenstunden. Ihre behandelnde Rheumatolog:in empfiehlt eine diätologische Beratung, um mögliche ernährungstherapeutische Ansätze zu evaluieren. Maria H. fragt sich, ob eine Umstellung ihrer Ernährungsweise die Krankheitsaktivität positiv beeinflussen könnte.

POLZ, MA: Rheumatoide Arthritis (RA) ist durch eine chronische systemische Entzündungsreaktion gekennzeichnet, die maßgeblich durch proinflammatorische Zytokine und Eicosanoide vermittelt wird. In diesem Zusammenhang rückt die Ernährung zunehmend in den Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen. Insbesondere das Verhältnis zwischen Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren sowie die Quelle aufgenommener Proteine spielen eine Rolle in der Entzündungsmodulation. Während bestimmte Bestandteile tierischer Lebensmittel entzündungsfördernd wirken können, werden pflanzenbetonten Ernährungsmustern potenziell entzündungshemmende Effekte zugeschrieben. Als Grund dafür werden ein günstiges Fettsäureverhältnis und ein hoher Anteil an antioxidativen Substanzen genannt.

Gleichgewicht

zwischen Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren

Arachidonsäure (AA) ist eine mehrfach ungesättigte Omega-6Fettsäure, die vorrangig in tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Eiern und bestimmten Milchprodukten vorkommt. Sie dient als Vorstufe verschiedener entzündungsfördernder Mediatoren, darunter Prostaglandine (z. B. PGE2) und Leukotriene (z. B. LTB4), welche die Inflammation bei RA begünstigen.

Ein hoher AA-Status wird mit einer verstärkten Freisetzung dieser Mediatoren assoziiert, was zu einer Exazerba-

tion entzündlicher Prozesse beitragen kann. Studien zeigen, dass die Konzentration von AA im Plasma direkt mit der Ausprägung der Entzündungsaktivität korrelieren kann. Allerdings ist die individuelle metabolische Verarbeitung von AA stark variabel und wird unter anderem durch genetische Faktoren und den allgemeinen Ernährungsstatus beeinflusst.

Eine Konkurrenz zur proinflammatorischen Wirkung der AA stellen die marinen Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) dar. Sie sind vor allem in fettreichem Meeresfisch und Mikroalgen enthalten. Diese Fettsäuren konkurrieren mit AA um dieselben Enzymsysteme. Zudem führen sie zur Bildung von alternativen entzündungsauflösenden Mediatoren wie Resolvinen, Protektinen und Maresinen. Solche Substanzen weisen antiinflammatorisches und entzündungsauflösendes Potenzial auf. Alpha-Linolensäure (ALA) ist eine pflanzliche Omega-3-Fettsäure, die in Leinsamen, Chiasamen und Walnüssen vorkommt. Sie kann im Körper in EPA und DHA umgewandelt werden, jedoch ist diese Umwandlungsrate begrenzt. Trotz geringer Umwandlungskapazität könnten ALA-reiche Lebensmittel aufgrund ihrer antioxidativen und entzündungsmodulierenden Eigenschaften eine ergänzende Rolle im Rahmen der Ernährungstherapie spielen.

Bedeutung der Proteinquelle

Neben dem Fettsäureprofil bestimmt die Quelle der aufgenommenen Proteine das Entzündungsgeschehen ent-

scheidend mit. Pflanzliche Proteinquellen wie Hülsenfrüchte, Sojaprodukte (Tofu, Tempeh etc.), Nüsse und Samen enthalten neben essenziellen Aminosäuren auch bioaktive Verbindungen wie Polyphenole und Phytosterine, die antioxidative und entzündungsmodulierende Eigenschaften besitzen. Einige Untersuchungen deuten darauf hin, dass eine pflanzenbasierte Ernährung mit einem geringeren entzündlichen Status und einer besseren Symptomkontrolle bei RA-Patient:innen assoziiert sein könnte. Dies könnte unter anderem mit dem niedrigeren Anteil an AA und gesättigten Fettsäuren sowie dem höheren an Omega-3-reichen Nüssen und Samen zusammenhängen. Zudem ist bekannt, dass eine ausgewogene Ernährung die Diversität des Darmmikrobioms positiv beeinflussen kann, was wiederum mit immunmodulierenden Effekten in Verbindung gebracht wird.

Zeithorizont und individuelle Variabilität

Der Zeitraum, bis diätetische Modifikationen messbare Effekte erzielen, variiert. Interventionsstudien deuten darauf hin, dass erste positive Veränderungen in der Krankheitsaktivität nach etwa drei bis sechs Monaten erkennbar sind. Eine langfristige Adhärenz in puncto entzündungsmodulierender Ernährung ist entscheidend, da kurzfristige Veränderungen keine nachhaltigen Effekte zeigen. Dabei spielen individuelle Faktoren wie genetische Prädispositionen, das Darmmikrobiom und Begleiterkrankungen eine maßgebliche Rolle. Während einige Patient:innen über eine deutliche Reduktion von Schmerz und Steifigkeit

nach einer Ernährungsumstellung berichten, zeigen andere weniger ausgeprägte Effekte. Dieser interindividuelle Unterschied unterstreicht die Bedeutung einer individuell abgestimmten Ernährungsstrategie im Rahmen der multimodalen RA-Therapie.

Fazit: Eine Ernährungsumstellung hat eine unterstützende Funktion im Management der RA. Der gezielte Einsatz von Omega-3-Fettsäuren sowie eine Reduktion der Aufnahme von AA können potenziell entzündungshemmend wirken. Ebenso deuten epidemiologische Daten darauf hin, dass pflanzenbasierte Proteine gegenüber tierischen Proteinquellen möglicherweise vorteilhaft sind. Aufgrund der begrenzten Umwandlung von ALA in EPA und DHA bleibt die direkte Zufuhr mariner Omega-3-Fettsäuren jedoch weiterhin relevant. Die individuelle Reaktion auf eine Ernährungsintervention ist heterogen, was die Wichtigkeit einer individuellen Ernährungstherapie unterstreicht. Neben der Modifikation von Fettsäuren gilt eine mikronährstoffreiche Ernährung mit Fokus auf Osteoprophylaxe als essenziell.

Literatur: Sparks JA, 2019; 170(1):ITC1–ITC16.

Christie AM et al., JCI Insight, 2022; 7(14):e158717. Biesalski HK et al., Ernährungsmedizin, Thieme Verlag, 2004. Adam O et al., Ernährungs Umschau 12/2008, S. 734–740. Daien C et al., Joint Bone Spine, 2022; 89(2):105319.

BDA, Rheumatoid Arthritis and diet, 2024. England BR et al., Arthritis Care, 2023; 75(8):1603–15. Reuß-Borst M et al., Empfehlungen zur Modifikation der Ernährung als supportive Maßnahme bei rheumatischen Erkrankungen, 2024, Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e. V.

Ernährungstherapeutische Unterstützung

Eine Anlaufstelle für die diätologische Beratung ist der Berufsverband Diaetologie Austria Auf diaetologie.at sind unter „Diätolog:in finden“ tätige Therapeut:innen aufgelistet und können nach Standort und Behandlungsschwerpunkt gefiltert werden.

Bringen Sie Ihr Fachwissen ein!

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Hagen K at al., Curr Rheumatol Rep, 2019; 21(10):58. Philippou E et al., Nutr Rev, 2021; 79(4):410-428. Nguyen Y et al., Arthritis Rheumatol, 2021; 73(1):69-77. Paolino S et al., Reumatologia, 2019; 57(3):151-157. Grammatikopoulou MG et al., Nutrients, 2023 Feb 1; 15(3):591.

Bingham CO et al., Nat Rev Rheumatol, 2019; 15(7):421-431. Asoudeh F et al., Clin Nutr, 2021 Jul; 40(7):4644-4652. Acar H et al., Ernährungstherapie bei rheumatischen Erkrankungen. In: Hettenkofer HJ et al. (HG), Rheumatologie: Diagnostik - Klinik - Therapie, Thieme Verlag, 2015.

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Abstand vom Alltagsstress

Fragen und Antworten

zur stationären Herz-Kreislauf-Reha

EXPERTE:

Prim. Dr. Robert Hatschenberger Facharzt für Neurologie und Ärztlicher Direktor des Klinikums Bad Hall

Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören weltweit zu den häufigsten Gesundheitsproblemen. Viele Betroffene stehen vor der Herausforderung, ihren Lebensstil umzustellen, um ihre Gesundheit langfristig zu verbessern. Dabei spielt Rehabilitation eine entscheidende Rolle. Doch warum ist eine stationäre Reha oft sinnvoller als eine ambulante? Welchen Zusammenhang gibt es mit Stress? Und worin besteht der Unterschied zwischen Männern und Frauen? Diese Fragen beantwortet

Prim. Dr. Robert Hatschenberger, Ärztlicher Direktor des Klinikums Bad Hall.

Warum ist eine stationäre Herz-Kreislauf-Reha sinnvoll?

Zum einen ermöglicht der stationäre Aufenthalt eine intensive medizinische Betreuung rund um die Uhr, wodurch akute gesundheitliche Probleme frühzeitig erkannt und behandelt werden können. Zum anderen sorgt das strukturierte Setting für eine gezielte interdisziplinäre Therapie. Diese besteht aus kardiologischer Überwachung, Physio-, Bewegungstherapie und Ergotherapie, Ernährungsberatung und psychologischer sowie psychosozialer Betreuung. Patient:innen profitieren von einer kontinuierlichen Supervision und professionellen Anleitung, wodurch die Compliance und der langfristige Erfolg bei der Umstellung des Alltags gesteigert werden.

Ein weiterer zentraler Aspekt: Das Reha-Umfeld ist frei von alltäglichen Stressoren. Gerade während der frühen Regenerationsphase können Ruhe und eine kontrollierte Umgebung die Genesung positiv beeinflussen – das wurde in Studien eindrücklich gezeigt.

Wie wird in der stationären Reha Stressbewältigung erlernt?

Chronischer Stress ist ein entscheidender Risikofaktor für Herz-KreislaufErkrankungen. Er beeinflusst das autonome Nervensystem und kann zu einer Erhöhung von Blutdruck, Herzfrequenz und Entzündungsmarkern führen, die wiederum Risikofaktoren für HerzKreislauf-Erkrankungen sind. Die stationäre Reha bietet ein Umfeld, in dem Patient:innen Techniken zur Stressbewältigung erlernen können. Programme für die kognitive Verhaltenstherapie, Achtsamkeitstraining und Entspannungsübungen wie progressive Muskelentspannung oder Yoga haben nachweislich positive Effekte auf die kardiovaskuläre Gesundheit.

Zudem bietet die Interaktion mit anderen Betroffenen eine wichtige psychosoziale Unterstützung und trägt zur Krankheitsverarbeitung bei. Gruppensitzungen oder therapeutische Gespräche können helfen, Stressoren zu identifizieren und besser mit ihnen umzugehen.

Welche genderspezifischen Aspekte gilt es zu beachten? Frauen und Männer unterscheiden sich nicht nur in ihrer Symptomatik, sondern auch in ihrem Zugang zu Reha-Maßnahmen und ihrer Reaktion auf sie. Studien zeigen, dass Frauen oft später diagnostiziert werden und dann seltener eine Herz-Kreislauf-Reha in Anspruch nehmen. Mögliche Gründe dafür sind eine geringere Häufigkeit von Überweisungen durch Ärzt:innen, aber auch soziale Faktoren wie familiäre Verpflichtungen oder eine weniger ausgeprägte Eigenwahrnehmung der Erkrankung. Darüber hinaus spielen psychologische Aspekte eine Rolle: Frauen leiden häufiger unter Depressionen und Angststörungen nach kardiovaskulären Ereignissen, was die Motivation zur Teilnahme an einer Reha beeinflussen kann. Ein weiteres relevantes Thema ist die jeweils andere Reaktion auf Bewegungstherapien. Während Männer oft

„Das Reha-Umfeld ist frei von alltäglichen Stressoren. “

von intensiveren Trainingsprogrammen profitieren, erzielen Frauen laut Untersuchungen bessere Ergebnisse, wenn das Training individuell angepasst und stufenweise gesteigert wird.

Wir sehen: Es ist wichtig, gendersensible Programme zu entwickeln, die diese Unterschiede berücksichtigen, etwa durch flexible Betreuungsangebote oder spezifische psychologische Unterstützung.

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VORSCHAU

Sonderserie Reha, Juni: Durch Reha richtig atmen lernen

TERMINE

11.-14.06.2025

European Conference on Embolotherapy

Ort: Hilton Porto Gaia, Portugal

24.-25.06.2025

Diabetes Update Refresher

Ort: Aula der Wissenschaften Wien & Online

04.-05.07.2025

Immunonkologika und gezielte Therapien Refresher

Ort: Webinar (FOMF)

Kongresse und mehr

14.-15.06.2025

57. ÖGGH-Jahrestagung

Ort: Salzburg Congress

26.-27.06.2025

20. Sailersymposium für Innere Medizin und Laboratoriumsmedizin

Ort: Universitätsklinikum Graz

29.09-01.10.2025

Herzschrittmacher Curriculum 2025

Ort: Hotel Schloss Wilhelminenberg, Wien

19.-21.06.2025

ESMO Gynaecological Cancers Congress

Ort: Austria Center Vienna

27.-28.06.2025

Austrian Heart Failure Summit 2025

Ort: Parkhotel Pörtschach, Kärnten

Weitere Infos und Veranstaltungen finden Sie in unserem Kongresskalender unter: gesund.at/ kongresskalender

Grüne Praxis, gesunde Zukunft

Wie gestalte ich meine Ordination nachhaltiger?

Gesunde Menschen brauchen eine gesunde Umwelt. Luftverschmutzung, Ressourcenverschwendung und Plastikmüll wirken sich nicht nur auf das Klima aus, sondern auch auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit. Gerade im Gesundheitsbereich liegt es nahe, mit gutem Beispiel voranzugehen und Nachhaltigkeit aktiv zu leben. In der Ordination lassen sich viele umweltfreundliche Maßnahmen umsetzen – oft einfacher, als man denkt.

Strom sparen gelingt mit LED-Lampen, Energiesparmodi und dem konsequenten Abschalten von Licht, Klimaanlage und anderen elektrischen Geräten. Eine hohe Raumtemperatur ist oft unnötig – hier lässt sich ohne Komfortverlust Energie sparen. Auch beim Einkauf lohnt ein Blick auf nachhaltige Alternativen: Recyceltes Druckerpapier, Liegenauflagen oder Mehrweginstrumente schonen Ressourcen. Neben der Mülltrennung sollte auf Umweltzertifizierung von Reinigungsmitteln geachtet

IMPRESSUM

Herausgeber und Medieninhaber:

werden – am besten in Absprache mit der Reinigungsfirma.

Auch die Lieferkette verdient Aufmerksamkeit: Praxisbedarf lässt sich häufig bei nachhaltigen Anbietern bestellen, idealerweise in Großpackungen mit wenig Verpackungsmaterial. Wassersparende Armaturen und eine effiziente Nutzung des Sterilisators – durch kurze

RegionalMedien Gesundheit – RMA Gesundheit GmbH, Am Belvedere 10 / Top 5, 1100 Wien, Tel. 01/74321708114, office@gesund.at.

Geschäftsführung: Mag.a Birgit Frassl, Marlis Rumler. Redaktionsleitung: Mag.a Karin Martin.

Redaktion: Mag.a Karin Martin, Anna Schuster, BSc, Margit Koudelka, Felicia Steininger, Laura Elisabeth Schnetzer, BA, Paula Pankarter, MA.

Lektorat: Mag.a Katharina Maier.

Produktion & Grafik: Angie Kolby.

Cover-Foto: stock.adobe.com/Infinity

Verkaufsleitung: Mag.a Birgit Frassl, birgit.frassl@regionalmedien.at.

Kundenbetreuung: Mag.a Dagmar Halper, dagmar.halper@regionalmedien.at, Claudia Szkutta, claudia.szkutta@regionalmedien.at.

Druckerei: Bösmüller Print Management GesmbH & Co. KG. Verlags- und Herstellungsort: Wien.

Grundlegende Richtung: Unabhängige österreichische Fachzeitschrift für niedergelassene Ärzt:innen.

Die HAUSÄRZT:IN – Praxis-Magazin für Primärversorgung –ist ein interdisziplinäres Informations- und Fortbildungsmedium.

EXPERTIN:

Kathrin Zhuber, MBA Gründerin von DOC-N-ROLL Healthcare Management (spezialisiertes Dienstleistungsservice für niedergelassene Ärzt:innen bzw. Therapeut:innen), doc-n-roll.at

Programme und stets volle Beladung –helfen zusätzlich beim Energiesparen. Alte Kühlschränke sollten regelmäßig geprüft und gegebenenfalls durch energieeffiziente Modelle ersetzt werden. Digitalisierung ist ein weiterer Schlüssel: Befunde, Infos oder Terminerinnerungen elektronisch statt auf Papier versenden. Und auch den Pausenraum kann man umweltfreundlicher ausstatten: mit Fairtrade-Kaffee aus dem Vollautomaten oder einer Filtermaschine anstelle von Kapseln. Wer Platz hat, kann mit einem Fahrradabstellplatz auch bei Mitarbeitenden und Patient:innen nachhaltige Mobilität fördern.

Wichtig

Selbstverständlich erarbeiten wir alle Inhalte unserer Ratgeber sorgfältig. Dennoch können wir nicht garantieren, dass alles vollständig und aktuell ist bzw. sich seit dem Druck keine Gesetzesänderung ergeben hat.

Fazit: Nachhaltigkeit beginnt im Kleinen – aber jeder Schritt zählt. Für unsere Umwelt. Für uns. Für eine gesunde Zukunft.

Unsere Ratgeber dienen Ihnen als Erstinformation. Sie enthalten die häufigsten Fragen, viele anschauliche Beispiele, Hinweise auf Stolpersteine und einen Überblick über die wichtigsten gesetzlichen Regelungen. Bei individuellen Fragen steht Ihnen unsere Hotline zur Verfügung: (01) 501 65 0

Weitere Informationen finden Sie auch im Internet: www.arbeiterkammer.at

In unserem Fachmagazin setzen wir auf genderneutrale Sprache. Verwendet wird der Doppelpunkt – als beste Symbiose aus Leserlichkeit und Inklusion. Zugunsten der besseren Lesbarkeit verzichten wir teilweise auf die gänzlich orthografisch/ grammatikalisch korrekte Schreibweise. Etwa geben wir bei Artikeln und Pronomen jeweils nur eine Variante an – jene, die zur längeren Variante des gegenderten Wortes gehört. Weitere Informationen siehe: meinmed.at/kommunikation/genderneutrale-sprache/2688 issuu.com/hausarzt/docs/ha_2023_12/3 (Hausärzt:in 12/23, Editorial, S. 3)

Alle aktuellen AK Publikationen stehen zum Download für Sie bereit: wien.arbeiterkammer.at/publikationen

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Artikelnummer 456

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© Miriam Mehlman

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Effektive Schlaganfallprophylaxe bei Vorhofflimmern und Optimierung der kardiovaskulären Gesundheit bei Hypercholesterinämie

Eine erfolgreiche Therapie basiert nicht nur auf der Wirksamkeit der medizinischen Behandlung, sondern auch auf einer fundierten Kommunikation mit den Patient:innen. Ein umfassendes Verständnis der Erkrankung und die Information über medikamentöse sowie lebensstilverändernde Maßnahmen sind entscheidend, um den Therapieerfolg nachhaltig zu fördern.

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Jahrestagung der Österreichischen

Kardiologischen Gesellschaft

Symposium am Freitag, 6.6.2025, 12:45-13:45 Uhr in Salzburg

Im Rahmen des Lunchsymposiums der Firma Daiichi Sankyo Austria unter dem Vorsitz von Univ.-Prof. Dr. Andreas Zirlik steht die Post-ACS-Therapie im Fokus.

Vorhofflimmern gilt inzwischen als regelrechte Volkskrankheit, doch was ist nach einer PCI bei Vorhofflimmern im Hinblick auf eine optimale antithrombotische Therapie zu beachten?

Lipidmanagement spielt ebenfalls eine wichtige Rolle nach einem akuten Koronarsyndrom, wobei die Umsetzung aktueller Leitlinien in der täglichen Praxis oft eine Herausforderung darstellt.

Häufige Fragestellungen aus dem klinischen Alltag werden von führenden Experten aus ganz Österreich praxisnah beleuchtet und diskutiert. Einfach den nachstehenden QR-Code scan-

nen oder unter www.ds-akademie.at/ veranstaltungen Details zur Präsenzveranstaltung erfahren.

Rückfragen: Daiichi Sankyo Austria GmbH, www.daiichi-sankyo.at

Einfache und schnelle Kompressionstherapie

Rosidal® 1C: Neue, erstattungsfähige 3-in-1 Kurzzugbinde von L&R

Mit Jänner 2025 erweiterte Lohmann und Rauscher (L&R) in Österreich sein bewährtes Rosidal-Kurzzugbinden Sortiment um ein weiteres Produkt: Die Kurzzugkompressionsbinde Rosidal 1C zeichnet sich mit ihren 3-in-1 Eigenschaften in punkto Effektivität und Effizienz für Anwender:innen und Patient:innen aus. Rosidal 1C vereint dabei Hautkontakt-, Polsterschichtund Kompressionslage in einer einzigen Binde. Zum Einsatz kommt die neue Kurzzugbinde bei der Kompressionstherapie, zur Fixierung von Verbänden,

zum Stützen und Entlasten und zur Ruhigstellung von Körperteilen. Rosidal 1C wurde vom L&R F&E-Team in Österreich entwickelt und wird in der Tschechischen Republik produziert. Die Kurzzugbinde ist seit Jänner 2025 erstattungsfähig.

Die Kompressionstherapie ist ein wesentlicher Behandlungsschritt, wenn es etwa um chronische Veneninsuffizenz Stadium I bis III b nach Widmer, um venöse und gemischte Ulzera geht, denn: Adäquate Kompression kann zu einer deutlichen Erleichterung bei den

Patient:innen führen. Kurzzugverbände ermöglichen eine zügige Entstauung des Beins und können bis zu sieben Tage, auch über Nacht, getragen werden.

Quelle: Lohmann & Rauscher International GmbH & Co. KG

Neue Therapieoption bei zystischer Fibrose

ALYFTREK®: Positive Empfehlung für neuen CFTR-Modulator

Vertex Pharmaceuticals Incorporated gab bekannt, dass der Ausschuss für Humanarzneimittel der Europäischen Arzneimittel-Agentur eine positive Empfehlung für ALYFTREK® (Vanzacaftor/Tezacaftor/Deutivacaftor) zur Behandlung der zystischen Fibrose (CF) abgegeben hat. Die Empfehlung gilt für Patient:innen ab sechs Jahren, die mindestens eine Nicht-Klasse-IMutation im CFTR-Gen (Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator) aufweisen. „Diese Patient:innen kämen für eine Behandlung infrage,

die sie näher an normale Schweißchloridwerte heranführt. Unser Ziel war es von Anfang an, immer wieder Innovationen zu entwickeln, die Menschen mit CF ein gesünderes und längeres Leben ermöglichen“, so Executive Vice President Dr.in Carmen Bozic, Global Medicines.

„CFTR-Modulatoren haben bereits die Art und Weise revolutioniert, wie wir CF behandeln und ich bin zuversichtlich, dass dieses Medikament, nachdem es die Zulassung erhalten hat, die CF-Therapie noch weiter voranbringen

könnte“, meint Professor Dr. Marcus A. Mall, Klinikdirektor der Klinik für Pädiatrie an der Charité, Universitätsmedizin Berlin. „Die Ergebnisse der beiden klinischen Phase-3-Studien mit Vanzacaftor/Tezacaftor/Deutivacaftor waren motivierend, denn sie zeigten eine Nicht-Unterlegenheit beim ppFEV1 und eine überlegene Verbesserung der Schweißchloridwerte im Vergleich zu Ivacaftor/Tezacaftor/Elexacaftor in Kombination mit Ivacaftor.“

Quelle: Vertex Pharmaceuticals (Austria) GmbH

© Lohmann & Rauscher GmbH & Co. KG

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