Hausärzt:in 06/2025 ohne FKI

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Gesund.at

Erster validierter Leitfaden zur Diagnose von Sexualstörungen bei Frauen

Praxiswissen:

Prostatakrebsvorsorge

Was gilt es im Jahr 2025 zu beachten?

Hausärzt:in DIALOG

Gynäkologie/Urologie

St. Gallen Internationale Brustkrebs-Konferenz –Fertilitätsprotektion – Ernährung in der Menopause

Bei Dehydration steigt das Risiko, Herzrhythmusstörungen zu erleiden.

Regelmäßige Prostatakrebsvorsorge ab dem 50. Lebensjahr empfohlen.

Bei Mädchen und Frauen sind fertilitätserhaltende Maßnahmen komplex.

04 „Ein Meilenstein hat sich an den anderen gereiht“ Jubiläumsserie, Teil 5: Die Gastroenterologie und Hepatologie

07 Autoimmune Lebererkrankung Erstmals Leitlinie auf S3-Niveau

23 Intrazelluläre Lipidhydrolasen Schlüsselenzyme bei Stoffwechselerkrankungen

25 Individuelle Vulnerabilität Die Folgen des Klimawandels für die Gesundheit

29 Risiken und Prävention bei Allergien Empfehlungen in Sachen Reisevorbereitung

Dossier Sexualmedizin

10 „Nach wie vor ein Nischenthema“

Leitfaden zur Diagnose von Sexualstörungen bei Frauen

13 Ein Teufelskreis

Sex als Risikofaktor für eine Zystitis

14 Verwirklichung eines späteren Kinderwunsches Fertilitätsprotektive Optionen in der Onkologie

16 Familiäre Tumorbelastung beim Mammakarzinom BRCA1- und BRCA2Mutationen und das Krebsrisiko

18 Ernährung und klimakterische Beschwerden Wichtige Nährstoffe in den Wechseljahren

19 DFP-Praxiswissen: Prostatakrebsvorsorge Was gilt es im Jahr 2025 zu beachten?

Reisemedizin beschäftigt sich mit Prävention, Diagnostik und Therapie.

Die Studienlage zu autoimmunen Lebererkrankungen lässt zu wünschen übrig.

36 Teamarbeit in der Reisemedizin Kooperation von Ärzt:innen und Apotheker:innen

38 Die Top-ObstipationProdukte

Marktanalyse von Maria Koeppner-Bures, IQVIA Austria

39 Richtig atmen lernen Durch Physiotherapie zur besseren Sauerstoffversorgung

41 SPRECHStunde Sind Sonnencremes schädlich? –Hat TikTok recht?

42 Termine Aktuelle Kongresse und mehr

43 ORDI-GEFLÜSTER Klimaanlagen und Hygiene

38 Impressum

Gesamtgesundheit positiv beeinflussen

„S exuelle Störungen können als Volkskrankheit angesehen werden, die häufiger vorkommt als Diabetes mellitus und Erkrankungen der Herzkranzgefäße“ , so ein Zitat des 2023 im Alter von 82 Jahren verstorbenen deutschen Pioniers der Sexualmedizin, Prof. Dr. Volkmar Sigusch. Tatsächlich ist die Unzufriedenheit mit dem eigenen Sexualleben weit verbreitet. In einer US-Studie gaben 43 % der Frauen und 35 % der Männer an, unter sexuellen Störungen zu leiden. Besonders häufig sind erektile Dysfunktion bei Männern, Lustlosigkeit bei Frauen sowie Orgasmusstörungen bei beiden Geschlechtern.

Interdisziplinarität der Sexualmedizin

2006 ist die sexuelle Gesundheit in den WHO-Kriterien für Gesundheit verankert worden – sie betrifft somit alle medizinischen Disziplinen. „Unser Ziel ist es daher, das Thema Sexualmedizin interdisziplinär zu beleuchten und auf praxisrelevante Neuigkeiten hinzuweisen“, betont Prof.in Dr.in Michaela BayerleEder, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft zur Förderung der Sexualmedizin und der Sexuellen Gesundheit, in der Ankündigung des 11. Kongresses „ Sexualmedizin Interdisziplinär“ im Herbst in Wien (siehe sexualmedizin.or.at). „Wichtig ist uns vor allem, sexualmedizinische Verantwortung zu übernehmen und Qualitätsstandards in der sexualmedizinischen Lehre, Forschung und Patient:innenbetreuung zu setzen!“

Für den frei zugänglichen Festvortrag konnte Autorin Clara Hartmann gewonnen werden. Sie wird zum Thema „L GBTQIA+ einst und jetzt“ sprechen und „ Aus dem Tagebuche einer männlichen Gymnasiastin“ von Leopold:ine Zahn, dem (späteren) Urgroßonkel von Prof.in Bayerle-Eder, lesen. Bei dem 1910 erschienenen Werk handelt es sich um das erste Trans- und Inter-Buch in Österreich. Veröffentlicht zu einer Zeit, als es diese Begriffe noch gar nicht gab.

Gesellschaftlicher und politischer Einfluss

Die Definition, was unter einer Sexualstörung zu verstehen ist, unterliegt ebenfalls einem steten Wandel. Der gesellschaftliche und politische Einfluss darauf ist insbesondere bei den Themenbereichen Geschlechtsidentität und Sexualpräferenzen offensichtlich. Doch auch sexuelle Funktionsstörungen wurden lange Zeit als schicksalshaft angesehen, ohne Krankheitswert.

Heute weiß man, dass ebenjene oft mit den eingangs erwähnten Volkskrankheiten Hand in Hand gehen. Einen Themenschwerpunkt des Kongresses bildet deshalb die sexuelle Gesundheit bei Diabetes, Adipositas, Rheuma, Herzinsuffizienz und Co. Darüber hinaus stehen der Beckenboden, die Psyche, die Fruchtbarkeit, das Älterwerden und die Hormone interdisziplinär im Fokus.

Der Ambition, die Gesamtgesundheit der Patient:innen positiv zu beeinflussen, wollen wir auch mit dem „ Dossier Sexualmedizin“ in unserer aktuellen Hausärzt:in Rechnung tragen. Erfahren Sie ab Seite 10 mehr über den ersten validierten Leitfaden zur Diagnose von Sexualstörungen bei Frauen und ab Seite 14 über die Fertilitätsprotektion bei onkologischen Erkrankungen. Eine spannende Lektüre und einen schönen Sommer wünscht Ihnen

Ihre

Mag.a Karin Martin

Redaktionsleiterin RegionalMedien Gesundheit, karin.martin@regionalmedien.at

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Hausärzt:in medizinisch

Prim. Univ.-Prof. Dr. Harald Hofer, Leiter der Abt. f. Gastroenterologie und Hepatologie, Rheumatologie, Endokrinologie und Diabetologie, Klinikum Wels-Grieskirchen, im Interview.

„Ein Meilenstein hat sich an den anderen gereiht“

Jubiläumsserie, Teil 5: Die Gastroenterologie und Hepatologie einst und jetzt

HAUSÄRZT:IN: Die Gastroenterologie und Hepatologie anno 1990 und heute: Wie war es damals? Was hat sich seither verändert?

Prof. HOFER: Das Fachgebiet hat sich in den letzten 35 Jahren substanziell weiterentwickelt. 1990 war die Gastroenterologie und Hepatologie noch durch begrenzte diagnostische Möglichkeiten und weniger effektive Therapien geprägt. Die endoskopische Bildqualität und die endoskopischen Interventionsmöglichkeiten haben sich seither massiv weiterentwickelt bzw. verbessert. Moderne Endoskope bieten hochauflösende Bilder in 4K-Qualität, mit speziellem Untersuchungslicht und KI-Unterstützung. Die Kapselendoskopie ist verfügbar geworden. Endosonographie und endosonographisch gesteuerte Interventionen haben in weite Bereiche der Klinik Einzug gehalten und neuartige Stents sowie Methoden deutliche Fortschritte gebracht. Massiv verbessert hat sich die laborchemische Diagnostik gastroenterologischer und hepatologischer Erkrankungen (v. a. molekularbiologische Methoden), außerdem haben neue Therapien und Ansätze die Behandlungen großteils revolutioniert.

© Gerald Riedler

Serie GASTRO/HEPAR

„Viele Entwicklungen im Fach können als wirklich rasant und erfreulich bezeichnet werden.“
© stock.adobe.com/ ag visuell

Können Sie uns Beispiele für Meilensteine rund um die Behandlung konkreter hepatologischer Erkrankungen nennen?

Die Fortschritte auf einzelnen Gebieten waren sensationell. So ist z. B. das Hepatitis-C-Virus 1989 erstmals beschrieben worden. Die folgenden Jahrzehnte waren diesbezüglich eine wahre Erfolgsgeschichte der modernen Medizin. Sehr rasch wurden diagnostische Methoden entwickelt – und wenig später Interferon-basierte antivirale Therapien, die man kontinuierlich weiterentwickelte. Im Laufe des vergangenen Jahrzehnts kam es durch die Einführung der Interferon-freien, direkt antiviral wirksamen Substanzen zu einem weiteren Paradigmenwechsel in der Therapie. Die Hepatitis-C-Virus-Infektion kann nunmehr mittels einer kurzen, praktisch nebenwirkungsfreien oralen Therapie geheilt werden. Das ist eine sensationelle Entwicklung. Für die Entdeckung des Hepatitis-C-Virus wurde 2020 der Nobelpreis vergeben. Ebenfalls mit dem Nobelpreis bedacht worden sind die Entdecker des Hepatitis-B-Virus. In diesem Bereich wurden mit Nukleosid- und Nukleotidanaloga ebenfalls gute Therapiemöglichkeiten für die chronische Hepatitis B entwickelt und somit deutliche Verbesserungen für Patient:innen erzielt. Die Notwendigkeit einer Lebertransplantation ließ sich damit für Betroffene einer chronischen Virushepatitis deutlich reduzieren, obgleich auch bei der Lebertransplantation und postoperativen Nachsorge (z. B.

Verbesserung der Immunsuppressiva) große Fortschritte gemacht wurden. Auch die Diagnose und Behandlung der portalen Hypertension hat sich mit der Einführung der Elastographie, des transjugulären intrahepatischen portosystemischen Shunts (TIPS) sowie der medikamentösen und endoskopischen Therapiemöglichkeiten stark weiterentwickelt.

Und welche Meilensteine würden Sie im Bereich der Gastroenterologie nennen?

Die Einführung der Biologika hat die Therapie von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa revolutioniert. In den vergangenen Jahren sind etliche Substanzen verfügbar geworden, die das bisherige Armamentarium der Biologika und Biosimilars zur Therapie von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa deutlich erweitert und für die Patient:innen eine zusätzliche Verbesserung gebracht haben. Die Einführung der Immuntherapie und zielgerichteter Therapien in der gastrointestinalen Onkologie gehört ebenfalls zu den wichtigen Neuheiten. Darüber hinaus zählt die Erforschung des Mikrobioms und der Genetik (Gentherapie) von gastroenterologischen Erkrankungen zu den Meilensteinen in unserem Fach. Nicht zuletzt ist der Siegeszug der Protonenpumpenhemmer zu nennen. Eigentlich könnte man sagen, dass sich in den letzten 35 Jahren ein Meilenstein an den anderen gereiht hat – es blieb im positiven Sinne kein Stein auf dem anderen. >

Auch momentan hört man regelmäßig von großen Innovationen in Ihrem Fachbereich. Welche würden Sie beispielhaft hervorheben?

Derzeit sind die Entwicklungen auf dem Gebiet der steatotischen Lebererkrankungen bemerkenswert. Die Begriffe MASLD („ Metabolic-dysfunction associated steatotic liver disease“) und MASH („ Metabolic-dysfunction associated steatohepatitis“) haben sich rasch in der klinischen Praxis etabliert. Darüber hinaus haben sich Diagnostik und Therapiealgorithmen der MASLD/MASH durch nichtinvasive Fibrose-Tests wie den FIB-4 und die Elastographie (VCTE) weiterentwickelt. Vor allem der FIB-4 ist auch für Allgemeinmediziner:innen interessant, da er bei der Entscheidung, ob es eine weitere Abklärung braucht, hilfreich sein kann.

Erfreulich ist in diesem Zusammenhang, dass mit dem Thyroidhormonrezeptorβ-Agonisten Resmetirom erstmals eine Therapie für MASH-Patient:innen mit Fibrose der Grade 2 und 3 entwickelt wurde, deren Zulassung in Europa bevorstehen dürfte. Für die nahe Zukunft ist eine Reihe weiterer Substanzen zur Therapie der MASLD/MASH zu erwarten, darunter GLP-1-Agonisten, die dualen GIP/GLP-1-Agonisten, sowie die Glukagon-/GLP-1-Rezeptor-Agonisten. Darüber hinaus erzielten FGF21-Agonisten in klinischen Studien sehr vielversprechende Ergebnisse. Nach Jahren fehlender Therapiemöglichkeiten kann man diese Entwicklungen als wirklich rasant und erfreulich bezeichnen.

Welche Zulassungen sind noch zukunftsweisend?

Ebenso beachtenswert und erfreulich sind die Fortschritte auf dem Gebiet der cholestatischen Lebererkrankungen. Hier erfolgte rezent die Zulassung der PPAR-Agonisten Elafibranor und Seladelpar für die Zweitlinientherapie der primär biliären Cholangitis (PBC). Beim cholestatischen Pruritus zeigt die Glisten-Phase-III-Studie für den IBATInhibitor Linerixibat eine positive Wirksamkeit. Auch in puncto primär sklerosierender Cholangitis gibt es endlich erfreuliche Nachrichten, hier konnte für Elafibranor in einer Phase-II-Studie

und für Norucholsäure (NCA) in einer Phase-III-Studie ebenfalls eine positive Wirksamkeit gezeigt werden. Fortschritte gibt es darüber hinaus in der Behandlung des hepatozellulären Karzinoms, bei welchem die Immuntherapie mit Immuncheckpoint-Inhibitoren zur First-Line-Therapie geworden ist. Was die Hepatitis-Delta-Virus(HDV)Infektion anbelangt, ist Bulevirtid als neue Therapiemöglichkeit zu nennen. Hier konnten Therapiealgorithmen und Therapiedauer immer besser definiert werden.

Eine weitere positive Entwicklung betrifft die eosinophile Ösophagitis. Für diese – gegenwärtig sicher noch unterdiagnostizierte – Erkrankung liegt mit Dupilumab ein Biologikum vor, das als Second-Line-Therapie zugelassen ist.

Auch der künstlichen Intelligenz kommt immer mehr Bedeutung zu … Ja. Die künstliche Intelligenz hat in die Endoskopie Einzug gehalten und neue interventionelle endoskopische Verfahren wie die extraanatomischen Gallengangs- und Gallenblasendrainagen (EUS-GBD, EUS-CD) oder endosonographisch angelegte Enteroanastomosen (EUS-GE, EDEE, EDGE) finden zunehmend Anwendung.

Was erwarten/erhoffen Sie sich von der Zukunft für das Fach?

Die Darmkrebsprävention stellt weiterhin ein zentrales Thema in der Gastroenterologie dar. Sie ist und bleibt ein sehr wichtiges Anliegen der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH, siehe INFO). Wir haben leider hierzulande nach wie vor kein bundesweit einheitliches, organisiertes und qualitätskontrolliertes Darmkrebsvorsorgeprogramm. In Österreich bekommen derzeit 15 bis 20 Patient:innen pro Tag die Diagnose Darmkrebs, mit allen Folgen für sie selbst und ihr Umfeld – und das, obwohl die Entstehung mittels Vorsorgekoloskopie verhinderbar wäre.

Ihr Appell an die politischen Entscheidungsträger:innen?

Die Vorsorgekoloskopie schützt die Gesundheit, rettet Leben und schont langfristig Ressourcen. Wir benötigen

daher eine bundesweite strukturierte Darmkrebsvorsorge, hierbei sind wir in Europa Schlusslicht!

Auch bei Vorsorge und Management im Bereich der Lebererkrankungen haben wir Handlungsbedarf. So hat uns Deutschland mittlerweile deutlich vorgezeigt, dass ein Screening-Programm für Hepatitis C Sinn ergibt.

Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit Hausärzt:innen?

Sie spielt in unserem Fachgebiet eine wesentliche Rolle. Einerseits, da aufgrund der hohen Prävalenz von gastroenterologisch-hepatologischen Erkrankungen wie der MASLD eine sinnvolle Abklärung und Behandlung nur in Kooperation mit den Hausärzt:innen gelingen kann. Andererseits, weil den Allgemeinmediziner:innen ein hoher Stellenwert beim Erkennen von seltenen gastroenterologisch-hepatologischen Erkrankungen zukommt. Ein früher Therapiebeginn ist z. B. bei vielen Lebererkrankungen entscheidend und setzt natürlich eine rechtzeitige Diagnose voraus. Hier ist aus meiner Sicht auch eine gute Kooperation hinsichtlich Fortbildungsveranstaltungen wichtig. Nicht zuletzt lassen sich Vorsorgeprogramme natürlich nur in Kooperation mit den Hausärzt:innen sinnvoll umsetzen.

Das Interview führte Mag.a Karin Martin.

INFO

Die Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH) ist eine medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft mit dem Ziel der Förderung und Weiterentwicklung der Gastroenterologie und Hepatologie. Zentrale Aufgaben sind die Unterstützung von wissenschaftlichen Projekten und Studien in diesem Fachbereich, die Organisation von wissenschaftlichen und klinischen Aus- und Fortbildungsveranstaltungen, die Vertretung der Mitglieder und des Faches in der Standespolitik und in der Kommunikation mit politischen Entscheidungsträger:innen sowie die Durchführung von Öffentlichkeitsarbeit und die Umsetzung von Publikationsvorhaben. ÖGGH-Präsident ist Prim. Univ.-Prof. Dr. Harald Hofer. Weitere Infos: oeggh.at

Autoimmune Lebererkrankung

Zunahme von Studien ermöglicht erstmals Leitlinie auf S3-Niveau

Wie so oft bei seltenen Krankheiten lässt auch die Studienlage zu autoimmunen Lebererkrankungen noch zu wünschen übrig. Aus diesem Grund wurde erst 2017 die erste S2k-Leitlinie zum Thema veröffentlicht.1 Weil die Zahl randomisiert-kontrollierter Studien seit kurzem steigt, konnte die Leitlinie nun zu Stufe S3 weiterentwickelt werden. Auf das im Februar erschienene Modul zu Autoimmunerkrankungen 2 folgt bald auch der zweite Teil zu genetischcholestatischen Lebererkrankungen, die erste deutschsprachige Leitlinie in diesem Bereich. 3

Elastographie eröffnet neue Möglichkeiten

Es gebe einen hohen Bedarf an Standardisierung, so die Studienautor:innen.

Denn unter den seltenen Erkrankungen gehörten die Autoimmunkrankheiten der Leber zu den häufigsten – dennoch fehle es noch an standardisierten diagnostischen Verfahren. Fehldiagnosen kämen häufiger vor als bisher angenommen. Insbesondere bei der autoimmunen Hepatitis sei das der Fall. Bei Verdacht auf diese sehr wandelbare Krankheit wird daher die Bestimmung des quantitativen IgGs sowie der Autoantikörper ANA, (SMA)/Aktin und anti-SLA/LP empfohlen. Zur Sicherung der Diagnose sollte aber immer auch eine Leberbiopsie durchgeführt werden. Neu ist die Empfehlung einer transienten Elastographie, mithilfe derer zwischen frühem und fortgeschrittenem Krankheitsstadium differenziert und eine Prognose erstellt werden kann. Sie ist aber nur für Erwachsene indiziert.

Die Primäre Biliäre Cholangitis (PBC) lässt sich leichter diagnostizieren. An sie sollte auch bei jüngeren Frauen und bei Männern gedacht werden, obwohl 90 % der Betroffenen weiblich sind. Jugend und männliches Geschlecht stellen nämlich Risikofaktoren für einen progressiven Verlauf dar, was unter anderem daran liegen könnte, dass Angehörige dieser beiden Gruppen später diagnostiziert werden und somit länger unbehandelt bleiben.2

Neues in der Therapie

Bei der autoimmunen Hepatitis sollte die vollständige Remission angestrebt werden. Zu diesem Zweck werden steroidhaltige Medikamente empfohlen. Mittel- und langfristig ist aber die Umstellung auf eine steroidfreie Azathioprin-Mono-

therapie indiziert, um Nebenwirkungen zu vermeiden.

Die Standardtherapie bei PBC ist nach wie vor Ursodeoxycholsäure, die lebenslang verabreicht werden muss. Für die Behandlung einer Primären Sklerosierenden Cholangitis (PSC) ist die Ballondilatation das Mittel der Wahl. Hier gibt es eine weitere Neuerung: Um eine einheitliche Nomenklatur durchzusetzen, wurden die Bezeichnungen für Gallengangstrikturen festgelegt: Ab einer in der MRT/MRCP nachweisbaren Striktur der Gallengänge mit 75 %-iger Reduktion des Gangdurchmessers wird von einer „hochgradigen Striktu r“ gesprochen. Wenn diese mit Symptomen einer obstruktiven Cholestase oder einer bakteriellen Cholangitis einhergeht, wird sie als „k linisch relevante Striktu r“ bezeichnet. PSC kann sehr ernste Folgeerkrankungen verursachen, daher sollten Patient:innen so früh wie möglich in einem Transplantationszentrum vorstellig werden.

Im Falle von PBC- und AIH-Patient:innen sollte das spätestens ab dem Stadium der Leberzirrhose passieren, bei Kindern und Jugendlichen mit jeglicher autoimmuner Lebererkrankung, wenn sie nach zwölf Monaten die biochemische Remission noch nicht erreicht haben oder wenn sie eine akute Präsentation mit eingeschränkter Synthese aufweisen. 2

Schwangerschaft trotzdem möglich

Von einer Schwangerschaft sollte Menschen mit autoimmunen Lebererkrankungen nicht per se abgeraten werden. Eine hepatologische Konsultation ist für Patient:innen mit Kinderwunsch aber unerlässlich. Die immunsuppressive Behandlung muss auf die Familienplanung abgestimmt werden, teratogene Medikamente sind embryotoxisch und daher zu vermeiden. Das bei autoimmuner Hepatitis verwendete Azathioprin hingegen ist während der ge-

samten Schwangerschaft und Stillzeit sicher.

Auch auf mögliche Komplikationen sollte hingewiesen werden. Liegt eine autoimmune Hepatitis vor, kommt es etwa häufig zu einem postpartalen Schub.

Bei Patientinnen mit PSC ohne fortgeschrittene Leberfibrose oder andere Folgeerkrankungen ist eine Schwangerschaft ebenfalls noch möglich. Die erhöhte Rate von Früh- und Kaiserschnittgeburten sollte aber thematisiert werden. 2

Quellen:

1 S2k-Leitlinie, Register-Nr.: 021-027, 2017.

2 S3-Leitlinie, Register-Nr.: 021-027, Februar 2025.

3 Konsultationsfassung S3-Leitlinie „Genetischcholestatische Lebererkrankungen“, Register-Nr.: 021-027, April 2025.

Hier geht es zur S3-Leitlinie:

Programm:

Schmerzprävention und -behandlung

Dr.in Birgit Kraft

Vorsorgeuntersuchungen

Vortragende:r angefragt

Leitfaden zur Deeskalation chronischer Wunden

DGKP Astrid Hirschmann

Impfschutz aktuell

Prof.in Dr.in Erika Zelko

Bewegung als Schlüssel zur Gesundheit

Dr. Piero Lercher

Expertinnenrunde

„Die Zukunft beginnt jetzt: Ordinationsassistenz 2030“

Lisa Mayer BA, MA (GÖG), Claudia Lehmann MSc (AK Wien),

Prof.in Dr.in Erika Zelko

Workshop: Achtsamkeit im Ordinationsalltag und professionelle Stressprävention

Petra Prüfert-Holzinger

Prävention im Fokus

Aktuelle Ansätze und bewährte

Samstag, 4. Oktober 2025

Haus der Ingenieure, Eschenbachgasse 9, 1010 Wien

Kosten

Mitglieder: 80 €

Nicht-Mitglieder: 95 €

Methoden

Anmeldung

arztassistenz.at/mitglieder/ fortbildungen/fortbildungskalender/bda-termine/ tagungen-kongresse/ 10-bda-kongress-wien-2

6 BdA Fortbildungspunkte

„Nach

wie vor ein Nischenthema“

Erster validierter Leitfaden zur Diagnose von Sexualstörungen bei Frauen

BDr.in Rebekka Schwesig, Klinische Psychologin an der VAMED Rehaklinik in Schwedenstein, im Gespräch.

isher verfügbare Fragebögen für die Diagnose von Sexualstörungen basieren nur teilweise auf den Kriterien anerkannter Klassifikationssysteme. An der TU Dresden wurde nun erstmals ein validierter Leitfaden entwickelt: Der DISEX-F („ Diagnostic Interview for Sexual Dysfunctions“) für die Diagnose sexueller Funktionsstörungen bei Frauen.

Die Hausärzt:in sprach mit der Studienleiterin Dr.in Rebekka Schwesig.

„Ein Interviewleitfaden gibt Sicherheit und begrenzt die Scham, die man als Diagnostiker:in vielleicht davor hat, bestimmte Fragen zu stellen.“

HAUSÄRZT:IN: Wie groß ist die Kluft zwischen Frauen und Männern hinsichtlich der Diagnoseraten von Sexualstörungen?

SCHWESIG: Ich muss sagen, ich kenne keine Studie, die das jemals systematisch untersucht hätte. Einmal wurden

Hausärzt:innen im Raum von Kiel dazu befragt, und da haben viele geantwortet, dass Männer das Thema häufiger ansprechen als Frauen.

Ansonsten ist klar, dass es eine Kluft zwischen der Bevölkerungsprävalenz und der Behandlungsprävalenz von sexuellen Funktionsstörungen gibt. Dazu liegt eine bevölkerungsrepräsentative Studie aus Deutschland vor, die ergab, dass 18 % der sexuell aktiven Frauen und 13 % der sexuell aktiven Männer die ICD-11-Kriterien für sexuelle Funktionsstörungen erfüllen. Gleichzeitig weiß man aber zumindest aus der ambulanten Psychotherapie, dass extrem wenige Diagnosen in dem Bereich gestellt werden, zwischen 0,1 und 0,7 % betreffen sexuelle Funktionsstörungen. Da gibt es also viele Hindernisse, die zur Folge haben, dass Diagnosen nicht gestellt werden.

Es gibt ja bereits diagnostische Fragebögen für Sexualstörungen bei Frauen, zum Beispiel den „Female Sexual Function Index “ (FSFI).

Welche Probleme sehen Sie bei diesen Leitfäden?

Genau, der FSFI ist sehr weit verbreitet. Das Problem ist, dass es sich dabei um einen Symptomfragebogen handelt. Das heißt, ich kann ihn zur klassifikatorischen Diagnostik nicht einsetzen, denn: Da wird zwar beispielsweise nach niedrigem Verlangen, Erregungsschwierigkeiten oder Schmerzen gefragt, doch die Kriterien, die ein sexuelles Problem von einer sexuellen Funktionsstörung explizit unterscheiden, werden nicht einbezogen. Ein ganz wichtiges Kriterium für eine sexuelle Funktionsstörung ist zum Beispiel, dass die Personen selbst unter dem Problem leiden. Danach wird aber nicht gefragt. Außerdem bezieht sich der FSFI nur auf die letzten vier Wochen. Dabei enthält sowohl der ICD-10 als auch der DSM-5 das Kriterium, dass die Probleme mindestens sechs Monate anhalten. Denn wir wissen, dass die sexuelle Funktion extrem schwankt. Der FSFI gibt also einen kleinen Einblick in die sexuelle Funktion während der letzten Wochen, mehr nicht. Und das sollte nicht die Grundlage für eine Diagnosestellung sein.

War das der Anstoß zur Entwicklung des DISEX-F?

Ja, dieses Projekt ist tatsächlich genau aus dem Gedanken heraus entstanden. Es gibt keine diagnostischen Instrumen- >

te, weder im englischsprachigen noch im deutschsprachigen Raum, die ich als Psychotherapeut:in, als Psycholog:in, als Ärzt:in nutzen kann, um sexuelle Funktionsstörungen zu diagnostizieren. Und das ist ein echtes Problem, weil sexuelle Störungen immer noch ein Nischenthema in der Ausbildung von Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen sind, sodass die sich damit häufig überhaupt nicht auskennen. Im Normalfall haben sie also nicht das notwendige Wissen und sollen dann diagnostizieren, ohne ein Instrument dafür zu haben. Das ist eine ganz doofe Situation und da kam uns eben die Idee, den Psychotherapeut:innen diesen Fragebogen an die Hand zu geben.

„Patient:innen wünschen sich, dass das Thema Sexualstörungen von der Ärzt:in angesprochen wird.“

Können Sie den Entwicklungsprozess des DISEX-F kurz beschreiben? Das war ein mehrstufiger Prozess, an dem sowohl Expert:innen in dem Bereich als auch nicht spezialisierte klinische Psychotherapeut:innen und Frauen mit tatsächlichen sexuellen Funktionsstörungen beteiligt waren. Im Wesentlichen haben wir die Diagnosekriterien von DSM-5 und ICD-11 in Fragen übersetzt. Diesen Fragenkatalog haben wir dann auf Verständlichkeit, Durchführbarkeit und auch auf die Sensibilität der Sprache getestet und die Rückmeldungen dazu noch eingearbeitet. Die Ergebnisse der Validierungsstudien sind so gut, dass wir den DISEX-F jetzt schon empfehlen können. Und er wird bereits in einzelnen Praxen und spezialisierten Hochschulambulanzen in Deutschland eingesetzt. Der DISEX-F ist online frei verfügbar und kann gratis heruntergeladen werden.

Im Auswertungsbogen des DISEX-F wird auch Asexualität angesprochen.

Wie kann diese von einer Sexualstörung unterschieden werden? Kommt es vor, dass sich Patient:innen als asexuell identifizieren, einfach um einem eigentlich bestehenden sexuellen Problem aus dem Weg zu gehen? Ja, sicherlich, aber nur in seltenen Fällen. Klar, das erleichtert die Situation vielleicht erst einmal, wenn ich irgendwo lese, wenn man kein sexuelles Verlangen hat, ist man asexuell. Das passiert möglicherweise, es gibt aber einen wichtigen Unterschied: Grundsätzlich geht man davon aus, dass Asexualität keine sexuelle Funktionsstörung ist, sondern eine sexuelle Orientierung. Um das zu unterscheiden, kann man sich zwei Dinge anschauen. Zum einen: Erlebt die Person diese fehlende sexuelle Anziehung als Ich-Synton, als zu mir gehörig, oder als Ich-Dyston? Zum anderen: Hat die Person einen Leidensdruck? Der wird im Rahmen der sexuellen Funktionsstörung sowieso abgefragt, aber die Frage ist, ob das ein primärer oder ein sekundärer Leidensdruck ist. Leidet die Person also wirklich selbst darunter, dass sie aufgrund ihres mangelnden sexuellen Interesses keine sexuellen Erfahrungen, Befriedigungen mehr erlebt. Oder leidet sie eher unter den Auswirkungen ihres fehlenden sexuellen Verlangens auf die Umgebung, zum Beispiel auf die Partnerschaft.

Sie haben schon angesprochen, dass sich Ärzt:innen und auch Psychotherapeut:innen mit Sexualmedizin im Allgemeinen nicht gut auskennen. Aus diesem Unwissen heraus kann es auch zu Diskriminierung kommen. Was muss sich ändern, damit sie mit dem Thema besser umgehen können? Ich glaube, man muss ganz früh ansetzen. Sexuelle Störungen – und dann eben auch sexuelle Funktionsstörungen als Teil davon – sollten im Medizinstudium nicht mehr so ein Randthema sein. Es sollte verpflichtende Weiterbildungen geben, besonders für Gynäkolog:innen, aber für Hausärzt:innen ebenso. Diese beiden Ärzt:innengruppen sind ja häufig die primären Ansprechpartner:innen, zumindest für Frauen. Sie müssen also sehr gut darüber Bescheid wissen, weil das eben wirklich schlecht ist, wenn man

in so einer vulnerablen Situation inadäquate Antworten bekommt. Und dann braucht es, glaube ich, generell ein Umdenken dahingehend, dass standardmäßig nachgefragt werden muss, ob sexuelle Probleme bestehen. Denn wir wissen aus vielen Studien, dass Ärzt:innen, die nachfragen, viel mehr Diagnosen in dem Bereich stellen. Und wir wissen auch, dass Ärzt:innen, die in dem Bereich geschult sind, häufiger nachfragen. Wären die Ärzt:innen also besser geschult, würden sie häufiger nachfragen, und würden sie häufiger nachfragen, würden sie auch mehr Diagnosen stellen.

Ein Punkt ist mir ganz, ganz wichtig: Studien zeigen, dass die Ärzt:innen in der Situation auch unsicher sind, weil sie nicht in die Privatsphäre der Patient:innen eindringen wollen. Wir wissen aber ebenso aus Studien: Patient:innen wünschen sich, dass die sexuelle Gesundheit von der Ärzt:in angesprochen wird, damit sie das nicht selbst machen müssen. Das bedeutet, dass es in unserer Verantwortung als Behandler:innen liegt, dieses Thema zu berücksichtigen. Das finde ich auch deswegen wichtig, weil die sexuelle Gesundheit ein extrem bedeutender Faktor für die körperliche und psychische Gesundheit unserer Patient:innen ist.

Es ist auch ein DISEX-M in Planung, also eine Version für Männer.

Wie weit sind Sie damit?

Gute Frage. Es gibt einen Entwurf, aber jetzt hat sich unser Lehrstuhl aufgelöst, weil der Professor in den Ruhestand gegangen ist. Dadurch hat sich auch die Arbeitsgruppe aufgelöst, sodass das Projekt leider erst einmal auf Eis liegt, weil es niemanden gibt, der es weiterentwickeln kann.

Das Interview führte Felicia Steininger.

Hier geht es zum Leitfaden DISEX-F:

Ein Teufelskreis

Sex als Risikofaktor für eine Zystitis

Sexuelle Aktivität kann der Grund für die Entstehung oder auch die Verschlimmerung einer Zystitis sein. Die Rate von Harnwegsinfektionen korreliert mit der Zahl von Genitalkontakten – mit einer Erhöhung bis um das 60-Fache. Jene Pathogene, die meist im Vaginal- und Perineumbereich angesiedelt sind, gelangen durch die Reibung während des Akts leichter in die Harnröhre. Zudem bringt die Anwendung von Spermiziden ein erhöhtes Zystitisrisiko mit sich.1 Tritt ein Infekt 24 bis 72 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr auf, ist das ein Hinweis auf eine postkoitale Zystitis. Gleichzeitig kann ein Harnwegsinfekt das Sexualleben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Frauen mit einer rezidivierenden Zystitis berichteten in einer Umfrage doppelt so oft von Schmerzen oder Unbehagen nach der vaginalen Penetration wie gesunde Frauen. 53,6 % gaben an, unzufrieden mit dem Geschlechtsverkehr zu sein, während es in der Kontrollgruppe nur 15,8 % waren. Probleme damit, erregt zu werden oder einen Orgasmus zu erreichen, lagen bei ihnen ebenfalls häufiger vor. Daraus resultiert bei den meisten Patientinnen mit wiederkehrendem Harnwegsinfekt ein geringes sexuelles Verlangen. 2 Es entsteht ein Teufelskreis – denn durch die verminderte vaginale Lubrikation verursacht der Geschlechtsverkehr verstärkt Mikroabschürfungen der Schleimhaut, was die Betroffenen erneut anfälliger für das Eindringen von Pathogenen macht. 3

Prophylaxe und Therapieunterstützung

Um die Lebensqualität von Betroffenen zu steigern, sind somit die richtigen Präventions- und ergänzenden Behandlungsmaßnahmen entscheidend. Bei sexuell bedingter rezidivierender Zystitis wird als Prophylaxe eine postkoitale Einmalprävention empfohlen: Eine Einzeldosis des Antibiotikums muss dabei direkt nach jedem Geschlechtsverkehr eingenommen werden.1 Weiters gibt es Studien zu verschiedenen pflanzlichen Präparaten mit Inhaltsstoffen wie Cranberry, Meerrettichwurzel, Kapuzinerkresse usw., welche eine präventive und therapieunterstützende Wirkung bei Harnwegsinfekten bestätigen.1 LaS

Quellen:

1 Deutsche Gesellschaft für Urologie, (2024). S3-Leitlinie: Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei Erwachsenen, register.awmf.org/de/leitlinien/detail/043-044

2 Medina-Polo J et al., (2025). The Journal of Sexual Medicine, doi.org/10.1093/jsxmed/qdae198

3 Graziottin A et al., (2022). Practical Clinical Andrology, Springer, doi.org/10.1007/978-3-031-11701-5_25

© shutterstock.com/AI

Für die Verwirklichung eines späteren Kinderwunsches

GASTAUTORIN:

PD Dr.in Bettina Böttcher Oberärztin an der Klinik für Gyn. Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Medizinische Universität Innsbruck © stock.adobe.com/Stanislav

Fertilitätsprotektive Optionen für Frauen mit malignen oder benignen Krankheiten oder genetischen Prädispositionen

Onkologische Therapien können bekanntlich die Fruchtbarkeit gefährden. Fertilitätsprotektive Maßnahmen ermöglichen Frauen und Männern bei malignen Erkrankungen, die eine gonadotoxische Therapie erfordern, aber auch bei benignen Krankheiten und genetischen Prädispositionen die Verwirklichung eines späteren Kinderwunsches.

Bei Männern einfach, bei Frauen komplex

Die Kryokonservierung von Spermien lässt sich rasch durchführen, bei Mädchen und Frauen sind fertilitätserhaltende Maßnahmen hingegen komplexer. Hier können je nach onkologischer und individueller Situation die Kryokonservierung von Eizellen oder befruchteten Eizellen nach ovarieller Stimulation, die laparoskopische Entfernung von Ovarialgewebe mit anschließender Kryokonservierung sowie die Gabe von GnRH-Analoga in Betracht gezogen werden.

Für die ovarielle Stimulation mit Gewinnung der Eizellen ist ein Zeitfenster von zehn bis 14 Tagen erforderlich. International setzt sich zunehmend die Eizellkryokonservierung im Vergleich zum Einfrieren befruchteter Eizellen durch. Dies hat den Vorteil, dass die Patientin bei späterem Kinderwunsch nicht vom Einverständnis ihres damaligen Partners abhängig ist.

Ovarialgewebe statt Eizellen

Weltweit sind bislang über 200 Kinder nach Ovarkryokonservierung und -transplantation1 geboren worden. Diese Methode gilt mittlerweile als etablierte fertilitätsprotektive Maßnahme und wurde so als Empfehlung in die AWMFLeitlinie „ Fertilitätserhalt nach onkologischen Erkrankungen“ aufgenommen. 2 Der Vorteil der Maßnahme liegt in der schnellen Durchführbarkeit, unabhängig vom Zeitpunkt im Zyklus der jeweiligen Patientin. Ein weiterer positiver Effekt ist die Wiederaufnahme der ei-

genen Hormonproduktion. Allerdings müssen die Patientinnen über das Risiko einer ovariellen Metastasierung bei dieser Methode aufgeklärt werden. Bei keiner Tumorart lässt sich jenes Risiko ganz ausschließen. Ein deutlich erhöhtes Risiko einer Metastasierung besteht bei Leukämie, Neuroblastom, BurkittLymphom und Ovarialtumoren. 3 Diese Metastasierung wird auch als „m inimal residual disease“ (MDR) bezeichnet. Verschiedene experimentelle Verfahren zur Vermeidung der Transplantation sowie zur Erkennung und Beseitigung maligner Zellen werden derzeit entwickelt. Eine mögliche Methode könnte hier die In-vitro-Maturation von Eizellen aus dem kryokonseriverten Ovarialgewebe darstellen. Ein artifizielles Ovar könnte als Matrix für präantrale Follikel dienen. Die Xenotransplantation und die stammzellbasierte Oogenese sind weitere Methoden, an denen derzeit geforscht wird und für die weitere Ergebnisse zu erwarten sind.4-6 Als dritte fertilitätsprotektive Option für Frauen kann die Gabe von GnRH-Analoga erfolgen, um

die Zellteilungsaktivität im Ovar und damit dessen Chemosensitivität zu senken. Allerdings ist diese laut Leitlinie nicht als alleinige Maßnahme, sondern nur als Ergänzung zu einer oder den beiden anderen Methoden gedacht. 2

Nicht nur für onkologische Patient:innen

Die Wahrscheinlichkeit einer Gonadenschädigung bei Chemo- und Immuntherapien hängt von verschiedenen Faktoren ab, etwa Art und Dosis, Bestrahlungsfeld und -dosis sowie der individuellen Situation, z. B. Alter und Eizellreserve der Frau. Frauen und Männer im reproduktiven Alter sollten aber jedenfalls vor einer gonadotoxischen Therapie über mögliche fertilitätsprotektive Maßnahmen aufgeklärt werden. Ein frühzeitiges Ansprechen des Themas verschafft den Patient:innen Bedenkzeit und ermöglicht eine bessere Planung der Maßnahmen. Die interdisziplinäre Betreuung unter Berücksichtigung von Grunderkrankung, Art der Therapie, Komorbiditäten, Risiken, zeitlichen Möglichkeiten und nicht zuletzt der Prognose ist von großer Bedeutung. Auch bei benignen Erkrankungen werden zunehmend fertilitätsprotektive Maßnahmen durchgeführt. Hier bestehen Indikationen in unterschiedlichsten Bereichen. Zum einen können nichtonkologische Erkrankungen ebenfalls eine gonadotoxische Therapie, eine Bestrahlung oder eine Stammzelltransplantation erforderlich machen. Zum anderen kann die Wahrscheinlichkeit erhöht sein, dass die Ovarialreserve zukünftig eingeschränkt ist, sodass fertilitätsprotektive Maßnahmen diskutiert werden sollten. Dies kann aufgrund operativer Maßnahmen bei Erkrankungen des Ovars wie beispielsweise benignen Ovarialtumoren, Ovarialtorsionen oder bei ausgeprägter oder rezidivierender Endometriose der Fall sein. Liegen Autoimmunerkrankungen wie der systemische Lupus erythematodes vor, bei dem eine Therapie mit Cyclophosphamid in gonadotoxischer Dosis erforderlich ist, können unter Berücksichtigung der Kontraindikationen fertilitätsprotektive Maßnahmen ergriffen werden. Bestimmte genetische Prädispositionen, z. B. das UllrichTurner-Syndrom, chronische Stoffwechselerkrankungen oder eine positive Familienanamnese für eine prämature Ovarialinsuffizienz, können Indikationen für eine Fertilitätsprotektion darstellen. Auch Transpersonen nehmen die Option einer solchen zunehmend in Anspruch. Die Identifikation möglicher Patient:innen, eine sorgfältige Aufklärung und Beratung und interdisziplinäre Betreuung sind notwendig, damit möglichst viele Betroffene von den verfügbaren Methoden profitieren können.

Quellen:

1 Donnez J et al., Fertil Steril 2021 May; 115(5):1089-1090.

2 AWMF: S2k-Leitlinie Fertilitätserhalt bei onkologischen Erkrankungen, Register-Nr. 015-082, 2017.

3 Pacheco F et al., Reprod Sci. 2017 Aug; 24(8):1111–1120.

4 Dolmans M-M et al., J Clin Med 2021 Nov 11; 10(22):5247.

5 Zver T et al., J Ovarian Res. BioMed Central; 2022 Jan 18; 15(1):9–11.

6 Mohd Faizal A et al., Womens Health (Lond). 2022 Jan-Dec; 18:17455057221114269.

Familiäre Tumorbelastung beim Mammakarzinom

Wie BRCA1- und BRCA2-Mutationen das Krebsrisiko beeinflussen

Keimbahnmutationen in den Genen BRCA1 und BRCA2 stellen die häufigste monogenetische Ursache für Krebserkrankungen dar. Für die Diagnostik und Therapie von Brust- und Eierstockkrebs ist das Wissen darüber entscheidend. Insbesondere haben Maßnahmen wie risikominimierende Operationen, spezielle Früherkennungsprogramme und die Entwicklung von BRCAspezifischen PARP-Inhibitoren zu einer signifikanten Lebensverlängerung der Patient:innen geführt.

Die BRCA-Mutation

GASTAUTOR: Univ.-Prof. Dr. Christian Singer Universitätsklinik für Frauenheilkunde, MedUni Wien

Schätzungen zufolge ist etwa 1 von 300 Österreicher:innen Träger:in einer BRCA1- oder BRCA2-Keimbahnmutation. Diese Mutationen betreffen alle Körperzellen und verursachen eine Funktionsstörung in wichtigen Proteinen, die an der Reparatur von DNA-Schäden beteiligt sind. Das erklärt, warum bei betroffenen Personen häufig Krebs, insbesondere Brust- und Eierstockkrebs, bereits in jungen Jahren auftritt.

Die Lebenszeitwahrscheinlichkeit, dass Frauen mit einer BRCA1- oder BRCA2-

Mutation an Krebs erkranken, liegt bei etwa 80 %. Trägerinnen der BRCA1-Mutation haben ein Risiko von mehr als 40 %, an Eierstockkrebs zu erkranken, während das Risiko bei BRCA2 etwas niedriger ist. Bemerkenswerterweise ist bereits mit 45 Jahren die Hälfte der betroffenen Frauen erkrankt. Etwa 5-10 % aller Brustkrebsfälle sind mit einer BRCA-Mutation assoziiert, die als Auslöser der Krankheit gelten kann. Neben den BRCA1- und BRCA2-Mutationen existieren weitere Gene, die mit Brustkrebs in Verbindung stehen, jedoch mit einem geringeren Krebsrisiko. Die Vererbung der BRCA-Mutation erfolgt nach dem autosomal-dominanten Erbgang, was bedeutet, dass jedes Kind eines betroffenen Elternteils eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit hat, die Mutation zu erben. BRCA1 befindet sich auf Chromosom 17, BRCA2 auf Chromosom 13. Beide Gene kodieren für Proteine, die für die Kontrolle des Zellwachstums und -sterbens verantwortlich sind und als Tumorsuppressorgene fungieren. Damit Krebs entsteht, müssen jedoch beide Kopien eines Tumorsuppressorgens betroffen sein.

Träger:innen einer BRCA-Mutation haben bereits eine defekte Kopie dieses Gens, was das Krebsrisiko erhöht. Ein erhöhtes Risiko haben Träger:innen der BRCA-Mutation nicht nur in Bezug auf Brust- und Eierstockkrebs, sondern auch hinsichtlich anderer Krebsarten. Darüber hinaus besteht ein Lebenszeitrisiko von 40–60 %, nach einer Brustkrebsdiagnose im Laufe des Lebens ein weiteres Mal an Brustkrebs zu erkranken.

Während BRCA2-assoziierte Mammakarzinome den sporadischen Tumoren ähneln, weisen BRCA1-assoziierte Brustkrebsarten meist eine aggressivere Histologie auf und manifestieren sich häufig als triple-negatives Mammakarzinom (TNBC). In Wien wird für diese Fälle seit langem eine genetische Beratung und Testung angeboten, da etwa jede fünfte Frau mit einem TNBC Trägerin einer BRCA1-Mutation ist.

Prognose und Therapie

Es konnten keine signifikanten Unterschiede in der Prognose von Trägerinnen der BRCA-Mutation und Frauen mit sporadischem Brustkrebs festgestellt werden, selbst nach Anpassung an Alter, Tumorstadium und -grad, Nodal-

und Hormonrezeptorstatus sowie Diagnosejahr. Die Behandlung von BRCA-assoziierten Brustkrebsfällen folgt denselben Leitlinien wie jene bei sporadischem Brustkrebs. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass platinbasierte Chemotherapien im Vergleich zu Standardtherapien eine bessere Wirkung erzielen können.

Mit der Einführung von PARP-Inhibitoren gibt es jedoch eine neue Therapieoption, die bei fortgeschrittenem, aber auch bei frühem Brustkrebs, sofern eine BRCA1- oder BRCA2-Mutation vorliegt, zu einer signifikanten Verbesserung der Überlebensrate geführt hat. Insbesondere der PARP-Inhibitor Olaparib hat sich im adjuvanten Setting als äußerst vielversprechend erwiesen, wodurch die BRCA1- und BRCA2-Keimbahnmutation nunmehr einen biomarkerbasierten Bestandteil der modernen Behandlung bildet, der mit dem HER2-Status oder dem Hormonrezeptorstatus vergleichbar ist.

Prävention und Früherkennung

Auch für gesunde Personen mit einer BRCA1- oder BRCA2-Keimbahnmutation gibt es präventive Maßnahmen und Möglichkeiten der Früherkennung. In Österreich wurde eine Leitlinie zur Prävention und Früherkennung von Brust- und Eierstockkrebs entwickelt. Sie umfasst Empfehlungen zur Früherkennung bei Familien mit erblich bedingtem Krebsrisiko. Während für Brustkrebs bereits ein effektives Früherkennungsprogramm existiert, fehlt für Eierstockkrebs bislang eine solche Screening-Methode. Als präventive Maßnahmen sind die prophylaktische bilaterale Mastektomie (PBM) und die prophylaktische bilaterale Salpingoophorektomie (PBSO) bewährte Alternativen. Die deutschen S3-Leitlinien empfehlen Trägerinnen der BRCA1- oder BRCA2-Mutation, eine PBM und eine PBSO ab dem 40. Lebensjahr in Betracht zu ziehen. Studien zeigen, dass PBM das Brustkrebsrisiko um 90–95 % reduziert und die Lebensqualität von Frauen mit BRCA1assoziiertem Brustkrebs durch eine prophylaktische kontralaterale Mastektomie (CPM) deutlich verbessert wird. Für Frauen mit einer BRCA1-Mutation besteht seit Juni 2019 die Möglichkeit, an der BRCA-P-Studie (ABCSG-50) teilzunehmen. In dieser internationalen Phase-III-Studie wird der präventive Effekt von Denosumab zur Reduktion des Brustkrebsrisikos untersucht.

Die derzeit verfügbaren diagnostischen und therapeutischen Optionen haben die Bedeutung des Status einer BRCA-Mutation für die Behandlung und Prävention von Brust- und Eierstockkrebs erheblich verstärkt. Daher sollte die genetische Beratung und Analyse allen Betroffenen sowie sämtlichen blutsverwandten Personen, bei denen diese Erkrankungen gehäuft auftreten, zeitnah und niederschwellig angeboten werden.

19. St. Gallen Internationale Brustkrebs-Konferenz, 12.-15. März 2025, Austria Center Vienna. >

NACHBERICHT

Nahrungsergänzungsmittel stellen keinen Ersatz für eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung sowie für eine gesunde Lebensweise dar.

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Mit Ernährung klimakterische Beschwerden lindern

Welche Nährstoffe in den Wechseljahren besonders wichtig sind

Frauen in der Menopause sind durch ihren sinkenden Östrogenspiegel häufig mit einer Vielzahl gesundheitlicher Herausforderungen konfrontiert. Dazu zählen vasomotorische Probleme, Übergewicht, Osteoporose, Herz-KreislaufErkrankungen und Gedächtnisstörungen. Nicht für jede Patientin kommt jedoch eine Hormonersatztherapie in Frage, zumal jene bekanntlich u. a. das Brustkrebs- und das Thromboserisiko erhöhen kann. Die Ernährung ist dagegen eine niederschwellige, nichtmedikamentöse Maßnahme, die zur Linderung von Beschwerden während des Klimakteriums beiträgt. Ein aktueller Review im Journal Nutrition präsentierte die wichtigsten Nährstoffe für Frauen in der Menopause.1

Hitzewallungen mildern

Das häufigste Symptom der Wechseljahre sind vasomotorische Beschwerden wie Hitzewallungen und Schweißausbrüche. Diese können die Lebens- und vor allem die Schlafqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen. Für die Linderung von Hitzewallungen werden Zitrusfrüchte, Magnesium, Kalium, Vitamin C, Vitamin B12, Vitamin E und Kalziumpräparate empfohlen. Außerdem kann der sinkende Östrogenspiegel durch Phytoöstrogene ausgeglichen werden. Studien haben gezeigt, dass beispielsweise Soja-Isoflavone die Knochengesundheit fördern, vasomotorische Beschwerden verringern und verschiedenen Formen von Krebs und Fettleibigkeit entgegenwirken. Weitere Phytoöstrogenquellen sind Lignane und Coumestane. Diese kommen in Leinsamen, Brombeeren, Haferkleie sowie in Hülsenfrüchten, Rotklee und Bohnen vor.

Knochen stärken

Osteoporose ist unter Frauen über 60 weit verbreitet. Sie äußert sich durch Rü-

ckenschmerzen, Knochenbrüche und eine eingeschränkte Mobilität. Eine geringe Zufuhr von Kalzium und Vitamin D stellt ein Beispiel für modifizierbare Risikofaktoren dar. Forschungsergebnissen zufolge leiden jedoch 60-70 % der Frauen über 40 an einem VitaminD-Mangel. Die empfohlene Tagesdosis beträgt 400 IE Vitamin D. Natürliche Quellen sind Lachs, Dosenthunfisch, Eier, Lebertran, aber auch Sonnenlicht. Die täglich benötigte Menge von 1.200 mg Kalzium erreichen nur 4 % der Frauen. Milchprodukte, Samen und Nüsse, Sardinen, weiße Bohnen, fettarmer Käse, Brokkoli und Spinat sind u. a. reich an diesem Mineralstoff.

Übergewicht vermeiden

Ein Absinken des Östrogenspiegels in der Menopause führt oft zu einer Zunahme des Fettgewebes bzw. einer Abnahme der Magermasse. Die Gewichtszunahme vor allem im Bauchraum wird mit einem nachteiligen Lipidprofil in Verbindung gebracht, das Insulinresistenz, kardiovaskuläre Erkrankungen, Demenz und Brustkrebs begünstigt. Postmenopausale Frauen mit höherer Proteinzufuhr haben einen besseren Skelettmuskel-Massenindex. Die empfohlene durchschnittliche Proteinzufuhr pro Tag beträgt 1,6 g/kg Körpergewicht für Frauen nach den Wechseljahren. Ebenfalls wichtig sind Antioxidantien wie Beta-Carotin, die Vitamine C und E sowie Magnesium. Sie verbessern den Energiestoffwechsel, den intrazellulären Transport und die Funktion der Skelettmuskulatur, indem sie die negativen Effekte von oxidativem Stress hintanhalten. Weiters wirkt sich der Verzehr von Vollkornprodukten in einem Zeitraum von sechs Wochen günstig auf die Energieausscheidung über den Stuhl, den Grundumsatz und letztlich auf die Energiebilanz aus.

© stock.adobe.com/Andrey Popov

Kardiovaskulären Erkrankungen vorbeugen

Nach der Menopause erhöht sich das Risiko drastisch, Herz-KreislaufErkrankungen zu entwickeln. Einen Risikofaktor hierfür stellt ein hoher Homocystein-Spiegel dar. Eine ordnungsgemäße Verstoffwechselung von Homocystein ist somit essenziell. Dafür braucht es einen Mindestgehalt an Folsäure, Vitamin B12 und Vitamin B6. Empfohlen wird eine Menge von 2,4 µg Vitamin B12 pro Tag. Austern, Krabben und Rindfleisch sind einige der Lebensmittel, die viel davon enthalten. Zu den Folsäurelieferanten gehören weiße Bohnen und Spinat. Täglich benötigt man etwa 400 µg Folsäure. Weiters kann das kardiovaskuläre Risiko durch Omega3-Fettsäuren vorteilhaft beeinflusst werden. Quellen sind Weißer Thun, Seeforelle, Sardinen, Leinsamen, Sojabohnen, Rapsöl und Walnüsse. Eine Balance zwischen Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren ist wichtig.

Laura Schnetzer, BA

Quelle: 1 Harak S et al., Nutrition. 2025; 135:112736. doi: 10.1016/j.nut.2025.112736.

Praxiswissen: Prostatakrebsvorsorge

Was gilt es im Jahr 2025 zu beachten?

DFP-Punktesammler

Das Prostatakarzinom ist der häufigste maligne Tumor des Mannes. Für die Behandlung und Früherkennung stehen heute sehr viele therapeutische und diagnostische Optionen zur Verfügung. Aktuell in aller Munde ist die Abschaffung der rektalen Untersuchung, welche sich aber bislang in keiner der gültigen Guidelines von Fachgesellschaften wiederfindet. Nicht zuletzt aufgrund der darüber entfachten Diskussion ist die Prostatakrebsvorsorge erneut zum großen Thema geworden.

Die Früherkennung von Prostatakrebs (PCA) funktioniert seit der Einführung des Vorsorgeprogramms und der „Loose Tie“-Kampagnen der Österreichischen Krebshilfe sehr gut. Symptome eines fortgeschrittenen Prostatakarzinoms sind diffuse Schmerzen im Becken und an der Wirbelsäule, selten jedoch Miktionsbeschwerden. So weit sollte es aber heutzutage nicht kommen, wenn das Angebot der Früherkennung wahrgenommen wird. Grundsätzlich sollte

ein Patient spätestens im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung bei der Allgemeinmediziner:in über die Möglichkeit einer urologischen Vorsorgeuntersuchung informiert werden. Zeigt sich bei dieser Untersuchung ein auffälliger Befund oder besteht eine unklare Situation in Hinblick auf das Vorliegen eines Prostatakarzinoms, ist als nächster Schritt eine Biopsie der Prostata zu empfehlen. Für die bessere Einschätzung des Risikos kann man Risikokalkulatoren zu Hilfe nehmen. Ein Beispiel für einen Risikokalkulator findet man auf der Website der SWOP – The Prostate Cancer Research Foundation (siehe auch Abb. 1): prostatecancerriskcalculator.com/seven-prostate-cancer-risk-calculators

Abb. 1: Ergebnis des Risikokalkulators: PSA 3.9, 58 Jahre, PI-RADS 4, normale DRU. Quelle: Screenshot vom 27.04.2025; prostatecancer-riskcalculator.com/seven-prostate-cancerrisk-calculators#CalculatorContainer

Männern ab dem 50. Lebensjahr bzw. ab dem 45. Lebensjahr bei familiärer Vorbelastung wird empfohlen, sich regelmäßig einer Prostatavorsorgeuntersuchung zu unterziehen, bzw. sollten diese über den Nutzen und das Risiko einer Prostatakrebsfrüherkennung informiert werden. Sie beinhaltet eine digitale rektale Untersuchung, eine umfassende klinische Untersuchung, einen PSA-Test und eine Ultraschalluntersuchung der Nieren sowie des Unterbauchs. Sollte bei einem Mann eine BRCA-Mutation bekannt sein, empfiehlt die Europäische Gesellschaft für Urologie (EAU) diese >

© Ordensklinikum
Linz
GASTAUTOR:: OA Dr. Ferdinand Luger, FEBU Leiter des Prostatazentrums, Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern

Untersuchung bereits ab dem 40. Lebensjahr. Ein großes Problem der PSAWert-Bestimmung besteht darin, dass ein Drittel aller Tumoren PSA-negativ ist. Deshalb sollte der PSA-Wert durch eine Urolog:in interpretiert werden.

PSA und PSA-Dichte

Das PSA ist ein Glykoprotein, welches prostataspezifisch ist. Das bedeutet, dass es mehrere Gründe gibt, weshalb dieser Wert erhöht sein kann. Entzündungen, Prostatavergrößerungen oder bestimmte Medikamente (z. B. Finasterid) können den PSA-Wert verändern. Zusätzlich variieren die Testergebnisse von teilweise bis zu 15 Prozent bei Anwendung desselben Test-Kits oder bei Anwendung eines Test-Kits eines anderen Anbieters. Nicht zu vernachlässigen ist die Tatsache, dass in etwa 30 Prozent aller Prostatatumoren ein sehr niedriges PSA aufweisen. Grundsätzlich besteht bei einem erhöhten PSA-Wert ein höheres Risiko, dass ein Prostatakarzinom vorliegt. Um Fehlinterpretationen oder Fehlerquellen möglichst gering zu halten, empfiehlt sich in der Regel bei einem leicht erhöhten Wert zwischen 3 und 10 ng/ml die nochmalige Bestimmung des PSA-Werts zur Bestätigung.

Ein weiterer Parameter, um das Risiko eines Prostatakarzinoms weiter einzugrenzen, ist die PSA-Dichte. Diese errechnet sich aus dem absoluten PSAWert, geteilt durch das Prostatavolumen. Wenn möglich sollte das Volumen aus einer Prostata-MRT zur Berechnung herangezogen werden, da diese Untersuchungsmethode in der Regel exakte Ergebnisse liefert. Eine PSA-Dichte < 0,1 ng/ml/ccm3 ist in der Regel mit einem sehr geringen Risiko eines Prostatakarzinoms verbunden. Die PSA-Dichte stellt kein alleiniges Kriterium für die Biopsie-Indikation dar, jedoch hat sie eine starke Gewichtung in sämtlichen

Abb. 2: Aufbau der ProBase-Studie und Kontrollintervall des PSA. Prozentangaben bei jenen Patienten, welche die jeweilige PSA-Höhe aufweisen. Quelle: Risikoadaptiertes Screening: erste Erfahrungen aus Deutschland – Onkologie –Universimed – Knowledge that matters.

Risikokalkulatoren. Aktuell empfiehlt die EAU einen Cut-off bei einem PSA ≥ 3ng/ml zur weiteren Diagnostik. Die aktuelle Empfehlung ergibt sich aus der ProBase-Studie1 (siehe auch Abbildung 2). In diese Studie wurden Männer zwischen 45 und 50 Jahren zur PSA-Bestimmung eingeschlossen. Anhand der gemessenen Werte erfolgte eine Zuteilung zu Risikogruppen mit angepassten Screening-Intervallen:

• < 1,5 ng/ml: geringes Risiko, PSA-Screening alle fünf Jahre

• 1,5-2,99 ng/ml: mittleres Risiko, PSA-Screening alle zwei Jahre

• > 3 ng/ml: hohes Risiko, Bestätigungstest nach zwei Wochen, dann mpMRT und Biopsie

Ziel der Studie war es, eine flächendeckende Früherkennung und Vermeidung von Überdiagnostik und damit einhergehender Übertherapie zu ermöglichen. Die endgültigen Ergebnisse stehen noch aus – vor allem die Klärung, wann das Screening beginnen soll. Grundsätzlich sollten alle Männer über die Vor- und Nachteile eines PSA-gestützten Screenings sowie risikoadaptierter Kontrollintervalle informiert werden. Auf jeden Fall könnte diese Studie ein Vorgehen für ein mögliches Intervall hinsichtlich der nächsten PSAKontrolle als Ergebnis liefern. Derzeit empfiehlt die S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom der Deutschen Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU)2 folgendes Intervall für die Folgeuntersuchung je nach PSA-Erhöhung:

• PSA < 1 ng/ml: Intervall alle vier Jahre

• PSA 1-2 ng/ml: Intervall alle zwei Jahre

• PSA > 2 ng/ml: Intervall jedes Jahr

Die digitale rektale Untersuchung

Die digitale rektale Untersuchung (DRU) ist derzeit Standard in der Diagnostik und der Früherkennung des Prostatakarzinoms. Die EAU empfiehlt die DRU für die Früherkennung des Prostatakarzinoms. Die Argumentation dahinter: 5-30 % aller Patienten mit einem positiven DRU-Befund weisen ein Prostatakarzinom auf, obwohl der PSA-Wert unter 2 ng/ml liegt. Eine 2024 erschienene Arbeit3 hatte retrospektiv den Nutzen der DRU in Hinblick auf die diagnostische Wertigkeit untersucht. Es konnte belegt werden, dass bei einem kombinierten Vorgehen mit PSA und DRU bei der Früherkennung die DRU keinen wesentlichen Zusatznutzen bringt. Inwieweit diese Erkenntnis in den Empfehlungen der Fachgesellschaften und somit in der klinischen Routine Berücksichtigung findet, wird sich zeigen..

Stellenwert der Prostata-MRT

Die multiparametrische Magnetresonanztomographie der Prostata als bildgebendes Verfahren hat sich in letzter Zeit bewährt und Einzug in die Früherkennung des Prostatakarzinoms gehalten. Bei erhöhtem PSA und/oder auffälliger DRU sollte eine multiparametrische MRT der Prostata durchgeführt und nach Zuhilfenahme eines Risikokalkulators die Indikation zur histologischen Sicherung gestellt werden. Dies wurde in mehreren Studien (z. B. MRIFirst4 und Precision Trial5) deutlich gezeigt. Die Untersuchung sollte mit einem MRT-Gerät mit einer Feldstärke von 3 Tesla vorgenommen werden. Zur Beurteilung des Prostata-

gewebes werden Aufnahmen in drei verschiedenen Sequenzen angefertigt, um die verschiedenen Aspekte einer suspekten Veränderung besser darzustellen. Die Befundung der Prostata-MRT sowie die Wahl der technischen Parameter der einzelnen Sequenzen sollten gemäß der Vorgabe der PI-RADS-Version 2.1 („ P rostate Imaging-Reporting and Data System“) erfolgen. Das Untersuchungsprotokoll sollte neben hochauflösenden T2-gewichteten Sequenzen in mehreren Ebenen auch diffusionsgewichtete und dynamische kontrastmittelverstärkte Sequenzen beinhalten (= multiparametrische MRT). Jeder Befund muss für jede Läsion einen PI-RADS-Score inklusive genauer Lokalisationsangabe enthalten. Der PI-RADS-Score gibt dabei die Wahrscheinlichkeit an, dass ein klinisch signifikantes Prostatakarzinom vorliegt (siehe auch Abbildung 3):

PI-RADS 1: sehr gering

(Ein klinisch signifikantes Karzinom liegt höchstwahrscheinlich nicht vor.)

PI-RADS 2: gering

(Ein klinisch signifikantes Karzinom liegt wahrscheinlich nicht vor.)

PI-RADS 3: intermediär

(Es ist fraglich, ob ein klinisch signifikantes Karzinom vorliegt.)

PI-RADS 4: hoch

(Ein klinisch signifikantes Karzinom liegt wahrscheinlich vor.)

PI-RADS 5: sehr hoch

(Ein klinisch signifikantes Karzinom liegt höchstwahrscheinlich vor.).

Literatur:

1 probase.de; Zugriff am 27.4.2025.

2 S3-Leitlinie Prostatakarzinom der DGU: register.awmf.org/de/leitlinien/detail/043-022OL

3 Matsukawa A et al., Eur Urol Oncol. 2024.

4 Rouvière O et al., Lancet Oncol. 2019.

5 Giganti F et al., Eur Urol Oncol. 2020 <

PI-RADS 1

PI-RADS

2

Hausärzt:in DFP – Das Wichtigste in Kürze

Die Prostatakrebsvorsorge stützt sich auch 2025 auf den PSA-Wert und die rektale Untersuchung.

Obgleich medial in Frage gestellt, wird die rektale Untersuchung in den aktuell gültigen Fassungen der Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Urologie und der Europäischen Gesellschaft für Urologie empfohlen.

ProBase ist eine Studie, welche versucht, das ideale PSA-Kontrollintervall zu identifizieren, um eine Überdiagnostik und Übertherapie möglichst zu vermeiden.

Bei auffälligen Befunden sollten ein Risikokalkulator und eine multiparametrische MRT der Prostata zur weiteren Diagnostik verwendet werden.

3

Abb. 3: Bewertung der Veränderungen für die Ermittlung eines PI-RADS-Scores Quelle: radiopaedia.org/cases/ pi-rads-v21-flowchart

DFP-Pflichtinformation

Fortbildungsanbieter: Österreichische Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

Lecture Board:

Dr.in Johanna Holzhaider

2. Vizepräsidentin der OBGAM; Gruppenpraxis Sandl, Oberösterreich

OÄ Dr.in Katrin Mayrhofer Abteilung für Urologie, Klinikum Wels-Grieskirchen

DFP-Literaturstudium HAUSÄRZT:IN

So machen Sie mit: Entsprechend den Richtlinien der ÖÄK finden Sie im Anschluss an den Fortbildungsartikel Multiple-Choice Fragen. Eine Frage gilt dann als richtig beantwortet, wenn Sie von den vorgegebenen Antworten alle richtigen angekreuzt haben. Für eine positive Bewertung ist erforderlich, dass Sie 2 der 3 Fragen richtig beantworten. In diesem Fall wird 1 DFP-Fachpunkt angerechnet.

DFP-Fragen

Online lesen und beantworten:

Dieser Fortbildungsartikel inkl. Test steht online auf Gesund.at und meindfp.at noch 2 Jahre zur Verfügung. Wenn Sie dieses elektronische Angebot nutzen, erhalten Sie auch die Teilnahmebestätigung elektronisch.

Per E-Mail oder Post: Schicken Sie den beantworteten Fragebogen bitte per Mail als Scan-Dokument an office@gesund.at oder per Post an Redaktion HAUSÄRZT:IN/RMA Gesundheit GmbH, Am Belvedere 10 / Top 5, 1100 Wien.

Einsendeschluss: 31.12.2025.

Unsere aktuellen Fortbildungen finden Sie unter Gesund.at (DFP-Fortbildungen).

zu „Prostatakrebsvorsorge“

Die Anzahl der richtigen Antworten ist nach jeder Frage in Klammern angegeben.

1

2

Die multiparametrische MRT der Prostata … (2 richtige Antworten)

... kann mit Sicherheit ein Prostatakarzinom ausschließen. sollte auf jeden Fall bei jedem Patienten durchgeführt werden.

... fungiert als wichtiges Instrument, um die Indikation für eine Prostatabiopsie zu stellen.

... ist bei einem PSA-Wert ≥ 3 ng/ml indiziert.

Ein 55-jähriger Patient mit einem PSA-Wert von 12 ng/ml und tastinsuspekter Prostata sollte (1 richtige Antwort)

... sofort einer Prostatabiopsie zugeführt werden.

eine weitere Diagnostik mittels Prostata-MR bekommen. sollte sich in sechs Monaten einer PSA-Kontrolle unterziehen. sollte mittels DRU im Verlauf kontrolliert werden.

Bitte gut leserlich ausfüllen und E-Mail-Adresse angeben:

3

Was kann die Höhe des PSA-Wertes beeinflussen? (2 richtige Antworten)

Rad fahren.

Finasterid.

Ein Harnwegsinfekt mit Fieber.

Eine Ernährung mit zu hohem Fettanteil.

Anschrift

Name PLZ/Ort

E-Mail

Sie haben ein Fortbildungskonto?

JA – dann buchen wir Ihre DFP-Punkte automatisch!

Dazu brauchen wir Ihre ÖÄK-Ärztenummer und E-Mail-Adresse:

NEIN – ich möchte meine Teilnahmebestätigung per Post erhalten per E-Mail erhalten

Intrazelluläre

Lipidhydrolasen

Die Bedeutung der Schlüsselenzyme bei Stoffwechselerkrankungen

GASTAUTORIN:

Univ.-Prof.in Dr.in Dagmar Kratky Koordinatorin des SFB Lipidhydrolase, Gottfried Schatz Forschungszentrum, Med Uni Graz

Fehlfunktionen oder ein Mangel an Lipidhydrolasen sind häufige Ursachen für die Entstehung und das Fortschreiten von Adipositas, Typ-2-Diabetes, der metabolischen dysfunktionassoziierten steatotischen Lebererkrankung (MASLD), Herzerkrankungen, Kachexie und Infektionskrankheiten. Lipidhydrolasen beeinflussen aber auch Krebserkrankungen, denn Krebszellen sind bei der Metastasierung auf Fettsäuren angewiesen. Im Spezialforschungsbereich (SFB) Lipidhydrolyse, gefördert vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF, haben sich acht Arbeitsgruppen in Graz und Wien die Identifizierung und Charakterisierung von Lipidhydrolasen zur Aufgabe gemacht.¹

Lipidstoffwechsel in der Adipositasbehandlung

Die detaillierte Kenntnis der komplexen Reaktionsprozesse des Lipidabbaus ist eine entscheidende Voraussetzung, um die Ursachen von Stoffwechselerkrankungen zu verstehen und neue Behandlungsstrategien zu entwickeln. In Österreich waren im Jahr 2019 34,5 % der Gesamtbevölkerung übergewichtig und 16,6 % adipös.² Die Abnehmspritze mit dem Wirkstoff Semaglutid, ein GLP-1-Analog als Sättigungshormon, wandelte sich in eine Wunderwaffe gegen Adipositas. Neben GLP-1 enthält das noch wirksamere Tirzepatid als weiteres Sättigungshormon GIP. Es bindet sich nicht nur an Rezeptoren im Gehirn, sondern auch an jene direkt im Fettgewebe und bewirkt einen noch höheren Gewichtsverlust. Den bisher effektivsten Gewichtsverlust erzielte der Tripleagonist Retatrutid, welcher auf die Rezeptoren von GLP-1, GIP und Glukagon wirkt. Retatrutid ahmt die Wirkung dieser Hormone nach, wodurch es die Insulinsekretion fördert, den Blutzu-

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ckerspiegel senkt, die Fettverbrennung steigert und das Hungergefühl reduziert. Ergebnisse der Phase-III-Studien sind für Ende 2025 zu erwarten. Alle mit der Nahrung aufgenommenen Makromoleküle können in Fettsäuren als wichtige Energiesubstrate umgewandelt werden. Da eine übermäßige Ansammlung von Fettsäuren toxisch ist, werden diese mittels Umwandlung in komplexere Lipide „entgiftet“ und hauptsächlich in Form von Triglyzeriden gespeichert. Bei Bedarf, beispielsweise während des Fastens, werden Fettsäuren durch Lipidhydrolasen aus ihren Speicherpools mobilisiert. Dieser Prozess wird als Lipidhydrolyse bezeichnet (siehe Abb.). Ein Ungleichgewicht bei der Speicherung und Freisetzung von Fettsäuren aufgrund einer gestörten Funktion von Lipidhydrolasen kann zu lipidassoziierten Erkrankungen führen.

Beispiele für Pathologien bei defekter Lipidhydrolyse

Das Spektrum jener Genvarianten, die für Lipidhydrolasen kodieren, ist breit und reicht von seltenen Formen, die etwa mit Lipidspeichererkrankungen assoziiert sind, bis hin zur Variante I148M der Lipidhydrolase PNPLA 3 . Diese Variante geht mit einer erhöhten Anfälligkeit für metabolische, cholestatische und virale Lebererkrankungen sowie ihrem schnelleren Fortschreiten einher. Etwa 5 % der österreichischen Bevölkerung sind homozygot und 30 % heterozygot für die I148M-Mutation. Als „L ebererkrankungsprogressionsgen“ beeinflusst diese Mutante das therapeutische Ansprechen auf Lebensstiländerung und Medikamente.³ Daher ist ihre Berücksichtigung bei der Abklärung einer MASLD von entscheidender Bedeutung.

Eine erniedrigte Aktivität der lysosomalen Lipidhydrolase LAL 4 trägt ebenfalls zur Entwicklung einer MASLD bei. Die LAL-Defizienz ist eine seltene Erkrankung, die durch Mutationen im Gen der LAL ausgelöst wird. Bei gesunden Menschen baut dieses Enzym Cholesterinester und Triglyzeride in den Lysosomen ab. Eine stark verringerte Aktivität

Abbildung: Lipogenese und Lipidhydrolyse: Bildung und Mobilisierung von Lipidspeicherpools (gestaltet mit BioRender/zVg).

der LAL führt zu einer lebensbedrohlichen lysosomalen Speicherkrankheit mit einer massiven Ansammlung von Cholesterinestern und Triglyzeriden in vielen Zellen und Organen. Die Symptome sind in der Regel unspezifisch – Hepatosplenomegalie, erhöhte Aminotransferasen und Dyslipidämie mit niedrigen HDL-Werten –, was eine hohe Rate von Fehldiagnosen nach sich zieht. Patient:innen mit kompletter LAL-Defizienz versterben wenige Monate nach der Geburt an Unterernährung, da sie die Lipide nicht verstoffwechseln können. Im Mausmodell führte die Behandlung mit dem PAN-PPAR-Agonisten (bindet an PPAR α , PPARδ und PPARγ) Lanifibranor zu einer signifikanten Verringerung der Leberentzündung. 5 Der Einsatz der Enzymersatztherapie (Sebelipase alfa) gemeinsam mit Lanifibranor zur Bekämpfung der Entzündung könnte bei einem LAL-Mangel eine vielversprechende Behandlungskombination darstellen. Außerdem laufen derzeit präklinische Studien, in denen mittels Gentherapie funktionstüchtige LAL-Enzyme in die Leber eingebracht werden bzw. der Körper mittels LAL-mRNA dazu angeregt werden soll, diese selbst herzustellen. Um eine ebenfalls sehr seltene Stoffwechselerkrankung handelt es sich

bei der Defizienz der zytosolischen Lipidhydrolase PNPLA2/ATGL, die für die Freisetzung von Fettsäuren aus Triglyzeriden verantwortlich ist.6 Patient:innen mit Mutationen im ATGL-Gen entwickeln eine neutrale Lipidspeicherkrankheit, bei der praktisch alle Zellen und Organe Triglyzeride akkumulieren, besonders das Herz. Im Mausmodell zeigte sich, dass eine spezifische Inhibierung der ATGL nur im Fettgewebe positive Auswirkungen auf Insulinresistenz, Herzerkrankungen und MASLD hat.7 Studien zum unbedenklichen Einsatz eines ATGLInhibitors beim Menschen liegen noch nicht vor. Abschließend gilt somit für die Praxis: Bei Fettlebererkrankungen an genetische Polymorphismen wie PNPLA3 I148M denken und bei stark erhöhten LDL-Cholesterin-Werten eine LAL-Defizienz abklären lassen.

Literatur:

1 medunigraz.at/lipidhydrolyse

2 statistik.at/statistiken/bevoelkerung-und-soziales/ gesundheit/gesundheitsverhalten/uebergewicht-undadipositas

3 Boeckmans J et al., (2023) Liver International, 43(6), doi.org/10.1111/liv.15567

4 Korbelius M et al., (2023) Trends in Molecular Medicine, 29(6), doi.org/10.1016/j.molmed.2023.03.001

5 Bradic I et al., (2024) Gastro Hep Adv., 3(6), doi.org/10.1016/j.gastha.2024.05.006

6 Zechner R et al., (2017) Nature Reviews Molecular Cell Biology, 18(11), doi.org/10.1038/nrm.2017.76

7 Schweiger M et al., (2017) Nature Communications, 8, doi.org/10.1038/ncomms14859

Individuelle Vulnerabilität

Die Folgen des Klimawandels für die Gesundheit –ein Überblick

GASTAUTOR:

Prof. Dr. Sven Schneider, M.A. Abt. f. Public Health, Sozial- und Präventivmedizin, Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg

Der Klimawandel macht auch vor der Praxistür nicht halt. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählen multimorbide Personen, Ältere, Schwangere und Kinder ebenso wie draußen Beschäftigte und Outdoorsportler:innen hinsichtlich der gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels zu den wichtigsten Risikogruppen. Dieser Beitrag skizziert die wesentlichen hierzulande erwarteten Klimaveränderungen mitsamt den direkten und indirekten Folgen für die Gesundheit.

Hauptrisiko Hitze

In den Medien wird der Klimawandel vor allem als Anstieg der globalen Jahresdurchschnittstemperatur thematisiert. Für die Gesundheit der Bevölkerung im Allgemeinen und insbesondere für Risikogruppen erheblich bedeutsamer als ein höheres Jahresmittel ist allerdings die absehbare Zunahme der Häufigkeit, Intensität und Dauer

von kurz- bis mittelfristigen Hitzewellen. Hohe Temperaturen belasten das Herz-Kreislauf-System, das Atmungssystem und den Stoffwechsel. Grundsätzlich erhöht Hitze die Gefahr einer Dehydratation. Ist der Körper durch Überhitzung dehydriert oder gar exsikkiert, steigt das Risiko, Muskelkrämpfe, Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Herzrhythmusstörungen zu erleiden. Wenngleich die Körperkerntemperatur nicht direkt von der Außentemperatur abhängt, ist die Thermoregulation insbesondere während physischer Belastung wie sportlicher Aktivität oder harter körperlicher Arbeit bei hoher Außentemperatur und Luftfeuchtigkeit gefährdet. Neben einer beruflich bedingten Freiluftexposition (etwa bei Straßenarbeiter:innen, Bauhandwerker:innen und Erntehelfer:innen) hängt die individuelle Vulnerabilität auch vom Alter (z. B. Kinder, Ältere) und von Vorerkrankungen (z. B. Personen mit Diabetes oder Metabolischem Syndrom) ab.

„Ist der Körper durch Überhitzung dehydriert oder gar exsikkiert, steigt das Risiko, Muskelkrämpfe, Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Herzrhythmusstörungen zu erleiden.“

Extremwetter und UV-Strahlung

Häufigere Hitzewellen sind aber nur eine von mehreren Folgen des Klimawandels. Als weitere direkte Folge dürfte der Klimawandel für breite Bevölkerungsschichten die Menge an individuell aufgenommener ultravioletter Strahlung (UV-Exposition) min-

Abbildung: Die wichtigsten durch den Klimawandel verstärkten Gesundheitsrisiken im Überblick.

Zunehmende mentale Belastungen

Zunehmende Infektionsrisiken

Gesundheitsrelevante Folgen des Klimawandels

Zunehmende

Zunehmende UV-Exposition

Zunahme von Extremwetterereignissen Zunehmende Luftbelastung

destens aus drei Gründen erhöhen: Erstens führt der durch Treibhausgase verursachte anhaltende Abbau der stratosphärischen Ozonschicht (Ozonloch) zu einer Zunahme der bodennahen UV-B-Strahlung. Zweitens erhöht sich im Zuge des Klimawandels die Zahl sonniger Tage. Und drittens nimmt aufgrund milderer Winter die Aufenthaltsdauer im Freien insgesamt zu. Abgesehen von einer besseren Vitamin-D3-Synthese als einzig bekannter positiver Wirkung sind als akute Folgen einer übermäßigen UV-Exposition vor allem das UV-Erythem (Sonnenbrand) sowie allergisch oder phototoxisch bedingte Photodermatosen (polymorphe Lichtdermatose) zu nennen. Chronische Folgen einer langjährigen Exposition können aktinische Keratosen, maligne Melanome und nichtmelanozytärer Hautkrebs (Basalzellkarzinome, Plattenepithelkarzinome) sein. Darüber hinaus forciert UVStrahlung die Lichtalterung (Photoaging) und so-

wohl lokal begrenzt als auch systemisch eine Unterdrückung des Immunsystems. Neben Hitzewellen und erhöhter UVExposition ist insbesondere im Alpenraum eine Erhöhung der Niederschlagsmengen bei gleichzeitig schmelzenden Gletscherregionen eine dritte direkte Folge des Klimawandels. Dies äußert sich seit längerem in den Winterhalbjahren durch mehr Regen und weniger Schnee, während im Sommer häufiger akute Starkregenereignisse auftreten. Nach Flutereignissen, Murenabgängen, Felsstürzen oder Lawinenabgängen können neben Todesopfern und Verletzten auch traumatisierte Personen zu beklagen sein.

Luftbelastung und Allergien

Der Klimawandel hat neben direkten auch indirekte Effekte auf unsere Gesundheit. So kommt es im Zuge der milderen Witterung zu einem vorzeitigen Beginn und einem verzögerten Ende des Pollenflugs. Zudem führen steigende Temperaturen und Regenmengen zu höheren Pollenkonzentrationen und -allergenitäten. Die klimatischen Veränderungen der letzten Jahrzehnte begünstigen außerdem die Ansiedlung von tierischen Allergenproduzenten, etwa dem Eichenprozessionsspinner, und von gebietsfremden Arten, sog. Neophyten, mit allergenem Potenzial. Neben dem Götterbaum, dem Glas-

"Die klimatischen Veränderungen der letzten Jahre führen zu höheren Pollenallergenitäten und begünstigen auch die Ansiedlung von tierischen Alllergenproduzenten."

Husten, Müdigkeit und reduzierter Leistungsfähigkeit.

kraut und dem Olivenbaum ist in diesem Zusammenhang vor allem die hochallergene beifußblättrige Ambrosia zu nennen. All dies dürfte künftig zu vermehrten wie auch verstärkten Sensibilisierungen in der Bevölkerung führen.

Darüber hinaus mindert der Klimawandel durch höhere Ozon- und Feinstaubwerte die Qualität unserer Atemluft. Trotz der langfristig positiven Entwicklung der Luftqualität werden in Österreich die aktuellen WHO-Richtwerte nach wie vor großflächig überschritten. Die prognostizierte Zunahme stabiler Hochdruckwetterlagen, höhere Durchschnittstemperaturen sowie Perioden extremer Hitze begünstigen diese Entwicklung. Ozon führt – intraindividuell höchst unterschiedlich – zu Entzündungsprozessen, Schleimhautreizungen,

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Auch die Belastung durch Feinstaub wird durch klimawandelspezifische Wetterlagen begünstigt. Trotz abnehmender Durchschnittswerte in den letzten Jahren können Hitzewellen, Dürren, Vegetationsbrände und Inversionswetterlagen temporär deutliche Feinstaubbelastungen bewirken. Ultrafeine Partikel (Nanopartikel) dringen bis zu den gasaustauschenden Alveolen vor, gelangen in den Blutkreislauf und verursachen oxidativen Stress sowie entzündliche Reaktionen in Organen wie dem Gehirn.

Vektorübertragene Infektionen

Prinzipiell bietet der Klimawandel auch günstigere Ausbreitungs- und Überlebensbedingungen für zahlreiche Vektoren. Gesundheitlich besonders bedeutsam ist in diesem Zusammenhang die Zecke. Milde Winter begünstigen deren Vermehrung und Aktivität. Die am Weitesten verbreitete Art, der Holzbock (Ixodes ricinus), ist u. a. Vektor für Lyme-Borreliose, FrühsommerMeningoenzephalitis (FSME), granulozytäre Anaplasmose, Neoehrlichiose und Babesiose. Nicht zuletzt bedeuten mildere Winter, dass einheimische Mückenarten ebenso wie aus dem Mittelmeerraum vordringende Arten eine Vektorkompetenz für Erkrankungen entwickeln können. Invasive Stechmücken wie die Asiatische Tigermücke, die Japanische Buschmücke und die Koreanische Buschmücke wandern nach Österreich ein, etwa nach Tirol. Durch mildere Winter können aus dem Mittelmeerraum vordringende Arten hierzulande überwintern und eine Vektorkompetenz für Erkrankungen wie Dengue, Chikungunya und Zika erlangen. Parallel verändert der Klimawandel die Flugrouten von Zugvögeln, die als Reservoir-Organismen dienen. Die mit dem Klimawandel einhergehenden vermehrten Flut- und Starkregenereignisse generieren als Sekundärrisiken Oberflächenwasser, die zum einen ideale Brutstätten für Mücken darstellen, zum anderen schadstoff- und keimbelastete Schlammmassen beinhalten. Weitere Gesundheitsrisiken wie le -

bensmittelassoziierte Infektionen mit Salmonellen und Campylobacter, Infektionen mit dem Hantavirus sowie wasserbürtige Infektionen werden durch den Klimawandel begünstigt.

Psychische Folgen

Zunehmend wird erkannt, dass der Klimawandel auch die mentale Gesundheit beeinträchtigt. Einerseits verstärken Hitze, Stickoxide und Ozon das Stress- und Angsterleben unmittelbar. Akut erlebte Unglücke (etwa im Bergsport) können Anpassungsstörungen, affektive Störungen und posttraumatische Belastungsstörungen zur Folge haben. Andererseits kann die Wahrnehmung einer langfristigen Bedrohungslage nichtpathologische subjektive Belastungen wie Klimakummer („climate grief “) und Klima-Angst („climate anxiet y“), außerdem pathologische Angststörungen, Klimadepressionen und Solastalgie verursachen.

Literatur: Weltgesundheitsorganisation. Gesundheitshinweise zur Prävention hitzebedingter Gesundheitsschäden –Neue und aktualisierte Hinweise für unterschiedliche Zielgruppen 2019.

Diehl K et al., UV-Exposition – Prävalenz, Bedeutung und Implikationen für die Prävention und Gesundheitsförderung.

Tiemann M et al., Prävention und Gesundheitsförderung, Springer, Heidelberg 2020. 511-19.

Schneider S, Gesundheitsrisiko Klimawandel –Neue Herausforderungen für Sport, Beruf und Alltag. Hogrefe Verlag, Bern 2024. DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE

� Direkte Effekte des Klimawandels sind vor allem eine Zunahme von Hitzewellen, aber auch eine erhöhte UV-Belastung und häufigere Extremwetterereignisse.

• Zu den indirekten Effekten des Klimawandels zählen die Zunahme allergischer Belastungen, Veränderungen der Schadstoffbelastung der Luft sowie erhöhte Infektionsrisiken (z. B. durch Vektoren wie Zecken und Stechmücken sowie durch wasserbürtige Infektionen).

• Die hausärztliche Praxis ist in der Regel die erste Anlaufstelle für Betroffene. Allgemeinmediziner:innen sind aufgrund ihrer breitgefächerten Expertise sehr gut auf das erwartbare Spektrum von Erkrankungen vorbereitet.

Besondere Risiken und Präventionsstrategien bei Allergien

Pollen, Medikamente und Immuntherapie –Empfehlungen in Sachen Reisevorbereitung

Für Menschen mit Allergien kann die Urlaubszeit zu einer besonderen Belastung werden. So können neue Allergene das Immunsystem stärker reagieren lassen und andere Pollenarten, ungewohnte Lebensmittel oder Insektengifte auf Reisen eine Herausforderung für die körpereigene Abwehr darstellen. Mit gezielter Beratung und vorbeugenden Maßnahmen lässt sich das Risiko, in eine Notlage zu geraten, deutlich senken.

Andere Länder – andere Pollen

Während in Mitteleuropa die Hauptblütezeit vieler allergieauslösender Pflanzen zwischen Februar und Juli liegt, verschiebt sich die Belastungsphase in anderen Ländern deutlich oder verlängert sich sogar in den Herbst hinein. In Süd- und Südosteuropa ist ab Mitte August mit einer hohen Belastung durch Ragweed zu rechnen – vor allem in Ungarn, Kroatien, Rumänien, Norditalien und Teilen Frankreichs. In Skandinavien ist von einer kürzeren, aber teils intensiveren Pollensaison von Mai bis Juli auszugehen, vor allem die Birke ist hier stark verbreitet. Die Kanarischen Inseln sind eine gute Reisedestination für Pollenallergiker:innen: Wegen der Wetterbedingungen werden etwaige Pollen im wahrsten Sinne des Wortes vom Winde verweht.

Bei der Reiseplanung empfiehlt sich die Verwendung von regionalen Pollenflug-

kalendern oder entsprechenden Apps. Diesbezügliche Informationsquellen können u. a. lokale Wetterdienste, der Österreichische Polleninformationsdienst1 oder die Europäische Stiftung für Allergieforschung2 (ECARF) sein. Das Münchner Zentrum für Allergie und Umwelt (ZAUM) bietet eine interaktive Weltkarte der Pollenmessstationen an.3

Ragweed: invasiv, hochallergen und weitverbreitet

Ambrosia artemisiifolia, besser bekannt als Ragweed, ist ursprünglich in Nordamerika beheimatet, hat sich aber zu einer bedeutenden invasiven Art entwickelt, die weltweit Allergien auslöst und ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko darstellt. Höhere Sensibilisierungsraten werden in Nordamerika und Europa verzeichnet – auch in China konnte ein wachsender Trend festgestellt werden. Gerade in städtische Gebieten Chinas, insbesondere in Peking, kommt es zu ansteigenden Raten von Ragweed-Sensibilisierungen. Insgesamt elf Allergene wurden identifiziert. Sie sind für saisonale allergische Rhinitis, Konjunktivitis und Asthma verantwortlich. Die Behandlung von Ragweed-Allergien umfasst Allergenkontaktvermeidung, medikamentöse Therapien und die Allergen-Immuntherapie. Personalisierte Behandlungsansätze und eine genaue AllergenIdentifikation sind notwendig, um die gesundheitlichen Folgen einer RagweedAllergie signifikant zu reduzieren.4

Inhalt der Reiseapotheke – mehr als nur ein Antihistaminikum

In Absprache mit der Hausärzt:in sollte eine individuelle Reiseapotheke zusammengestellt werden. Dabei werden Medikamente präferiert, die sich zu Hause be-

reits bewährt haben und von den Patient:innen gut vertragen wurden:

• Antihistaminikum zur oralen Gabe,

• Nasenspray und Augentropfen gegen akute Schleimhautreaktionen,

• Kortisonpräparate, z. B. Cremes oder Tabletten, für schwerere Schübe,

• bei anaphylaktischem Risiko: Notfallset mit AdrenalinAutoinjektor, Kortison, Antihistaminikum.

Auch eine ärztliche Bescheinigung für Medikamente im Handgepäck sollte – vor allem bei Flugreisen – mitgeführt werden. Ein Allergiepass oder Notfallausweis (in der jeweiligen Landessprache), gegebenenfalls mit Informationen zu Kontaktadressen vor Ort, kann im Akutfall wichtig sein. Gerade bei Fernreisen oder längeren Aufenthalten sollte zudem auf den Kühlbedarf bestimmter Medikamente (z. B. Adrenalinpens) geachtet werden. Hierfür empfiehlt sich eine einfache Kühlhülle oder Kühltasche.

Prophylaxe mit Immuntherapie

Durch die allergenspezifische Immuntherapie (AIT), auch als Desensibilisierung oder Hyposensibilisierung bezeichnet, soll das Immunsystem bekanntlich an die Allergene gewöhnt werden, um die allergische Reaktion langfristig zu reduzieren und eine Toleranzentwicklung zu fördern. Sie kann bei Allergien gegen Pollen, Hausstaubmilben, Tiere und Schimmelpilze angewendet werden. Die Immuntherapie erfolgt entweder subkutan oder sublingual in Form von Tropfen oder selbstauflösenden Tabletten. Der Behandlungsbeginn wird idealerweise außerhalb der Saison angesetzt – bei Frühblüherallergien beispielsweise im Herbst oder Winter. In der Regel dauert eine Immuntherapie drei Jahre, doch kann es bereits nach wenigen Monaten zu einer Besserung der allergischen Symptome kommen. Langfristig gesehen bietet eine Immuntherapie viele Vorteile. Neben der deutlichen Reduktion der Symptome und des Medikamentenbedarfs kommt es auch zu einer dauerhaften Stabilisierung und zu einer Verringerung des Risikos, weitere Allergien zu entwickeln, sowie zur Prävention eines Etagenwechsels. Weiters verbessert sich der Umgang mit Allergenen unter wechselnden Bedingungen – etwa auf Reisen. Die allergologische Reiseberatung gewinnt wegen zunehmender Pollenbelastung, klimabedingter Verschiebungen der Blütezeiten und globaler Ausbreitung invasiver Allergene wie Ragweed an Bedeutung. Eine strukturierte Vorbereitung inklusive individueller Medikationsempfehlung, Aufklärung über regionale Expositionen sowie spezifische Immuntherapie ermöglicht eine effektive Symptomkontrolle und senkt das Risiko akuter Komplikationen. Die hausärztliche Betreuung spielt dabei eine zentrale Rolle – sowohl in der Prävention als auch in der Langzeitbegleitung Betroffener.

Jasmin Sucher, MA

Quellen:

1 polleninformation.at

2 ecarf.org

3 zaum-online.de

4 Cheng ZL et al., Global Ragweed Allergy: Molecular Allergens and Integrated Control Strategies. Journal of asthma and allergy vol. 18 403-416. 12 Mar. 2025, doi:10.2147/JAA.S506897.

SCIENTIFIC UPDATE

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Wissenschaftliche Erkenntnisse zu Phytotherapie und Mikronährstoffen

Maga. pharm.

Susanne Lesch

Research and Development Scientist

Apomedica Pharmazeutische Produkte GmbH

Klimakterium: Mit Isoflavonen sicher durch wechselhafte Zeiten

KNOCHENSCHWUND, DYSLIPIDÄMIE UND GESTEIGERTES TUMORRISIKO – DIE STILLEN GEFAHREN DER WECHSELJAHRE

„Wechseljahre“ – der Begriff weckt sofort Bilder von Hitzewallungen, Schweißausbrüchen und Stimmungsschwankungen. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs – darunter verborgen liegen tiefgreifendere Veränderungen, die oft gravierende Folgen für den Körper haben: hormonell bedingter Umbau im Knochenstoffwechsel, Lipidprofil und der Zellproliferation. Isoflavone wie Genistein können hier eine Schlüsselrolle einnehmen. Aufgrund ihrer modulierenden Wirkung auf den Östrogen-Rezeptor-β lindern sie nicht nur die spürbaren Wechseljahresbeschwerden, sondern halten vor allem auch den bedrohlichen, unsichtbaren Teil des Eisbergs in Schach.

In der antiken Medizin galt das Klimakterium (griech. klimaktér = Stufe) als eine entscheidende Phase im Leben. Schon die alten Griechen sahen darin eine kritische Schwelle, an der sich die Gesundheit eines Menschen nachhaltig verändern konnte – zum Guten oder zum Schlechten.1

Heute beschreibt der Begriff Klimakterium die hormonellen Veränderungen der Frau, die aufgrund ihrer weitreichenden Auswirkungen einen Wendepunkt markieren. Einige davon, wie Hitzewallungen oder Schweißausbrüche, werden unmittelbar wahrgenommen. So zeigen epidemiologische Da-

ten, dass etwa zwei Drittel aller Frauen im Klimakterium an mäßigen bis starken vasomotorischen Beschwerden leiden.2-4 Isoflavone, ganz besonders Genistein aus Soja und Rotklee, haben sich nachweislich zur Linderung dieser Symptome bewährt. Bei anderen Vertretern der Isoflavone, wie etwa jenen aus Hopfen und Leinsamen, gibt es keine hinreichende Evidenz.5,6 Deshalb können gemäß der aktuellen S3-Therapieleitlinie „Peri- und Postmenopause –Diagnostik und Interventionen“ auch nur Isoflavone aus Soja und Rotklee in einer Dosierung von 30–80 mg/Tag zur Behandlung vasomotorischer Beschwerden angewendet werden.7 Weni-

ger im Bewusstsein verankert ist jedoch ihr großer Mehrwert in der Prävention von Knochenschwund, Dyslipidämie und erhöhtem Krebsrisiko – den wirklich bedrohlichen Konsequenzen der Wechseljahre. Warum also steuern so viele Frauen in der Mitte ihres Lebens unbemerkt auf einen Eisberg zu? Die Antwort liegt in den weitreichenden hormonellen Veränderungen – und genau hier setzen Isoflavone mit ihrem präventiven Potenzial an.

HORMONE IM WANDEL

Mit Beginn der Wechseljahre gerät die hormonelle Balance ins Wanken: Der Östrogenspiegel sinkt insgesamt, doch

Schutzwirkung der Isoflavone

Östradiol 3β-Adiol Isoflavone

Abb. 1: Weibliche Hormonkurve von Östrogen und 3β-Adiol vor und während der Wechseljahre. Isoflavone kompensieren den schützenden Effekt von 3β-Adiol am ER-β ab Beginn der Wechseljahre.

Isoflavone (Phyto-SERMs) SERM proliferativ kontrolliert anti-proliferativ ER- α ER- β

3β-Adiol

was das Risiko für Osteoporose und ungünstige Blutfettwerte erhöht. Hier gleichen Isoflavone die wegfallende Schutzwirkung von 3β-Adiol aus, da sie ebenso an ER-β binden – so verbessern sie die Knochengesundheit, das Lipidprofil und übernehmen tumorprotektive Eigenschaften (Abb. 1).8,9,10

ISOFLAVONE –GEZIELTE ER-β-AKTIVIERUNG MIT SCHUTZFUNKTION

Isoflavone zählen zu den selektiven Östrogen-Rezeptor-Modulatoren (SERMs), da sie bevorzugt an ER-β binden und eine deutlich höhere Affinität zu diesem Rezeptor als zu ER-α besitzen. Genistein, ein wichtiges SojaIsoflavon, bindet im Vergleich zu Östradiol kaum an ER-α (nur 4 % Affinität), zeigt jedoch eine hohe Bindung zu ER-β (87 %). Daher ist die Schutzwirkung der Isoflavone ER-β-vermittelt (Abb. 2).10

KNOCHENSCHWUND –UNBEMERKT, ABER NICHT UNAUFHALTSAM

Abb. 2: Wirkmechanismus der Isoflavone (SERM = selektiver Östrogen-Rezeptor-Modulator).

Isoflavone

IGF-I  Aktivität am ER-β

Osteoblastenaktiviät

Aufbau der Knochenmasse Knochenabbau

Abb. 3: Folgende Faktoren beeinflussen die Knochenbildung positiv: Angriff an Östrogen-Rezeptoren (ER-β) und dem Wachstumsfaktor IGF-I.13

Östron bleibt als vorherrschende Östrogenform erhalten. Östron wirkt primär über Östrogen-Rezeptoren vom Typ-α (ER-α), die mit Zellproliferation assoziiert sind. Im Gegensatz dazu ist der β-Subtyp (ER-β) wachstumshemmend. Östradiol, das beide Rezeptortypen (α und β) ausbalanciert, nimmt noch stärker ab als Östron. Gleichzeitig sinkt auch der Spiegel von 3β-Adiol, einem wichtigen Aktivator des ER-β. Normalerweise hält 3β-Adiol das Zellwachstum in hormonabhängigen Geweben wie Brust und Gebärmutter unter Kontrolle. Sein Rückgang kann daher das Wachstum hormonabhängiger Zellen begünstigen. Zudem fehlt nach der Gleichgewichtsverschiebung in Richtung ER-α die ER-β-Aktivierung als „Schutz“ für die Knochenmineralisation und den Lipidstoffwechsel,

Östrogen reguliert den Knochenstoffwechsel, indem es das Zusammenspiel von Osteoblasten (knochenaufbauend) und Osteoklasten (knochenabbauend) steuert. So können Mikroschäden repariert und mechanische Belastungen ausgeglichen werden. Die hormonelle Umstellung der Wechseljahre führt jedoch zu einem beschleunigten Knochenabbau und resultiert in einem Nettoverlust von bis zu 20 %. Der größte Verlust an Knochenmasse findet in den ersten zehn Jahren nach Beginn des Klimakteriums statt – oft ohne, dass die Betroffenen es bemerken. Doch dieser Prozess ist nicht unausweichlich.11

Isoflavone bremsen den Abbau, indem sie über ER-β die Aktivität der Osteoklasten regulieren und so den Abbau verlangsamen. Zusätzlich fördern sie über ER-β die Expression von IGF-1, einem zentralen Wachstumsfaktor, die Osteoblastenaktivität und damit den Aufbau der Knochenmasse (Abb. 3).12-14

Gesamtcholesterin

Beginn nach 6 Monaten

Abb. 4: Abnahme des Gesamtcholesterins nach 6 Monaten von 210 mg/dl auf 164 mg/dl durch die Einnahme von 40 mg Rotklee-Isoflavonen.15

HDL-Cholesterin

Beginn nach 6 Monaten

Abb. 5: Zunahme des HDL-Cholesterins nach 6 Monaten von 37 mg/dl auf 51 mg/dl durch die Einnahme von 40 mg Rotklee-Isoflavonen. 15

ER-β wird besonders in trabekulären Knochen wie der Wirbelsäule und dem Oberschenkelhals exprimiert. Das könnte erklären, warum Studien gerade hier eine schützende Wirkung von Isoflavonen zeigen. Untersuchungen belegen, dass Isoflavone den Knochenabbau signifikant reduzieren können –in der Lendenwirbelsäule (p = 0,004), im Oberschenkelhals (p = 0,034) und in der Hüfte (p = 0,013) im Vergleich zu Placebo.12,14

DYSLIPIDÄMIE –LAUTLOS, ABER NICHT

UNAUSWEICHLICH

Ein sinkender Östrogenspiegel verändert den Fettstoffwechsel auf mehreren

Ebenen. Es kommt zu einer Umverteilung des Fettgewebes, wodurch sich vermehrt viszerales Fett im Bauchraum ansammelt – ein bekannter Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Gleichzeitig verschlechtern sich die Blutfettwerte, was das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt erheblich erhöht. Eine mögliche Ursache liegt in der reduzierten Expression von Enzymen und Transkriptionsfaktoren, die für die β-Oxidation von Fettsäuren und die Lipolyse essenziell sind.3 Dass dieser Prozess nicht unausweichlich ist, zeigen klinische Studien zu Isoflavonen. Eine randomisierte, placebokontrollierte Untersuchung an postmenopausalen Frauen konnte signifikante

Verbesserungen des Lipidprofils durch die tägliche Einnahme von 40 mg Rotklee-Isoflavonen nachweisen: Das Gesamtcholesterin sank von 210 mg/dl auf 164 mg/dl (Abb. 4), während das LDL-Cholesterin von 130 mg/dl auf 110 mg/dl reduziert wurde. Auch die Triglyceridwerte sanken von 189 mg/dl auf 149 mg/dl. Besonders bemerkenswert war der Anstieg des gesundheitsfördernden HDL-Cholesterins von 37 mg/dl auf 51 mg/dl (Abb. 5).15

TUMORWACHSTUM –

VERBORGEN, ABER NICHT UNVERMEIDBAR

Hormonabhängige Tumore entstehen durch unkontrollierte Zellproliferation in Geweben, die auf Sexualhormone wie Östrogen reagieren. Besonders betroffen sind die Brustdrüse, das Endometrium und die Eierstöcke. Man geht davon aus, dass die verringerte Schutzwirkung aufgrund von mangelnder ER-β-Aktivierung nach der Menopause eine überschießende Zellteilung begünstigt – ein entscheidender Faktor in der Tumorentstehung.16,17 Isoflavone setzen genau hier an: Aufgrund ihrer hohen Affinität zu ER-β hemmen sie die Zellproliferation und fördern gleichzeitig die Apoptose von Krebszellen. Zusätzlich blockieren sie das Enzym Aromatase, wodurch die Umwandlung von Androgenen in Östrogene reduziert wird (Abb. 6).13 Besonders Genistein, ein Hauptbestandteil von Soja-Isoflavonen, zeigt tumorprotektive Eigenschaften, indem es mehrere krebsfördernde Signalwege unterbricht. Gleichzeitig werden Signalmoleküle hochreguliert, die den programmierten Zelltod in entarteten Zellen auslösen.18

In einer randomisierten, placebokontrollierten Studie wurde der Effekt eines einjährigen Soja-Isoflavon-Interventionsprogramms (100 mg/Tag) auf die mammographische Dichte (MD), einem wichtigen Tumormarker, bei 91 gesunden peri- und postmenopausalen Frauen untersucht. In der Verum-Gruppe reduzierte sich dieser Marker stärker als in der Kontrollgruppe –

Placebo
Rotklee
Rotklee Placebo

besonders bei den postmenopausalen Frauen (6 cm² Abnahme gegenüber <1 cm²). Auch wenn es statistisch nicht signifikant ist und daher keine belastbare Evidenz darstellt, ist dies für die Studienautor:innen dennoch ein gut nachvollziehbarer Hinweis auf einen tumorprotektiven Effekt der Isoflavone. Weitere Forschung auf diesem Gebiet ist notwendig.19

Obwohl zahlreiche Studien die Sicherheit von Isoflavonen belegen, hält sich in Fachkreisen noch immer hartnäckig die Befürchtung, sie könnten das Tumorwachstum fördern.20 Eine umfassende Bewertung der Europäischen Agentur für Lebensmittelsicherheit (EFSA) widerspricht dieser Annahme jedoch klar: In einem wissenschaftlichen Gutachten wurde kein erhöhtes Risiko für Brustdrüse, Gebärmutter oder Schilddrüse festgestellt – selbst bei einer täglichen Supplementation von bis zu 150 mg Isoflavonen.21 Auch das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) bestätigt die Sicherheit von Isoflavonen und stuft eine tägliche Aufnahme von 100 mg Soja- bzw. 43,5 mg Rotklee-Isoflavonen als unbedenklich ein, für den Fall, dass keine östrogenabhängigen Erkrankungen bestehen.22 Eine klare Empfehlung spricht die Österreichische MenopauseGesellschaft aus, die Isoflavone als wirksames Mittel gegen Hitzewallungen und Schweißausbrüche in den Wechseljahren einstuft.23

Östradiol

ÖstrogenRezeptor-β

Zellproliferation

Apoptose von Krebszellen

Isoflavone

übernehmen antioxidative Rolle in malignen Zellen Aromatase

Zellproliferation

Androgene Östrogene

Zellproliferation

Abb. 6: Wirkmechanismen von Isoflavonen zur Krebsprävention.13

FAZIT

Während viele Frauen in den Wechseljahren vor allem mit Hitzewallungen und Schweißausbrüchen zu kämpfen haben, bleiben tiefgreifende Veränderungen oft unbemerkt: Sie steuern unbewusst auf einen Eisberg zu. Nicht die spürbaren Symptome sind das eigentliche Problem, sondern die verborgenen Risiken der Tiefe. Hormonelle Umstellungen destabilisieren nicht nur die Knochenstruktur, sondern erhöhen auch das Risiko für Dyslipidämie und Tumorwachstum.

Umso wichtiger sind ärztliche Vorsorge und präventives Handeln. Isoflavone wie Genistein übernehmen durch ihre Selektivität für ER-β schützende Funktionen, die durch den Hormonrückgang verloren gehen. Damit sind sie ein sicherer und wertvoller Begleiter in einer herausfordernden Lebensphase. Frauen im Klimakterium können durch Vorsorgeuntersuchungen diesen metaphorischen Eisberg frühzeitig erkennen – und mit Isoflavonen aktiv gegensteuern, um ihn sicher zu umschiffen.

References: 1 Singh A, Kaur S, Walia I. A historical perspective on menopause and menopausal age. Bull Indian Inst Hist Med Hyderabad. 2002;32(2):121-135. https://themenopauseschool.com/wp-content/uploads/2023/04/A-historical-perspective-on-menopause-and-menopausalage.pdf. Accessed March 6, 2025.; 2 Shieh A, Karlamangla AS, Karvonen-Guttierez CA, Greendale GA. Menopause-Related Changes in Body Composition Are Associated With Subsequent Bone Mineral Density and Fractures: Study of Women's Health Across the Nation. J Bone Miner Res. 2023;38(3):395-402. doi:10.1002/jbmr.4759.; 3 Ko S-H, Kim H-S. Menopause-Associated Lipid Metabolic Disorders and Foods Beneficial for Postmenopausal Women. Nutrients. 2020;12(1). doi:10.3390/nu12010202.; 4 Bień A, Rzońca E, Iwanowicz-Palus G, Pańczyk-Szeptuch M. The influence of climacteric symptoms on women's lives and activities. Int J Environ Res Public Health. 2015;12(4):3835-3846. doi:10.3390/ijerph120403835.; 5 Lethaby A, Marjoribanks J, Kronenberg F, Roberts H, Eden J, Brown J. Phytoestrogens for menopausal vasomotor symptoms. Cochrane Database Syst Rev. 2013;12:CD001395. doi:10.1002/14651858.CD001395.pub4.; 6 Chen M-N, Lin C-C, Liu C-F. Efficacy of phytoestrogens for menopausal symptoms: a meta-analysis and systematic review. Climacteric. 2015;18(2):260-269. doi:10.310 9/13697137.2014.966241.; 7 S3-Leitlinie: Peri- und Postmenopause - Diagnostik und Intervention; 2020. https://register.awmf.org/assets/guidelines/015-062l_S3_HT_Peri-Postmenopause-Diagnostik-Interventionen_2021-01.pdf. Accessed February 28, 2025.; 8 Chen P, Li B, Ou-Yang L. Role of estrogen receptors in health and disease. Front Endocrinol (Lausanne). 2022;13:839005. doi:10.3389/fendo.2022.839005.; 9 Belluti S, Imbriano C, Casarini L. Nuclear Estrogen Receptors in Prostate Cancer: From Genes to Function. Cancers (Basel). 2023;15(18). doi:10.3390/cancers15184653.; 10 Farkas S, Szabó A, Hegyi AE, et al. Estradiol and Estrogen-like Alternative Therapies in Use: The Importance of the Selective and Non-Classical Actions. Biomedicines. 2022;10(4). doi:10.3390/biomedicines10040861.; 11 Choi MH, Yang JH, Seo JS, Kim Y, Kang S-W. Prevalence and diagnosis experience of osteoporosis in postmenopausal women over 50: Focusing on socioeconomic factors. PLoS One. 2021;16(3). doi:10.1371/journal.pone.0248020.; 12 Barańska A, Kanadys W, Bogdan M, et al. The Role of Soy Isoflavones in the Prevention of Bone Loss in Postmenopausal Women: A Systematic Review with Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials. J Clin Med. 2022;11(16). doi:10.3390/jcm11164676.; 13 Gómez-Zorita S, González-Arceo M, Fernández-Quintela A, Eseberri I, Trepiana J, Portillo MP. Scientific Evidence Supporting the Beneficial Effects of Isoflavones on Human Health. Nutrients. 2020;12(12). doi:10.3390/nu12123853.; 14 Hooshiar SH, Tobeiha M, Jafarnejad S. Soy Isoflavones and Bone Health: Focus on the RANKL/RANK/OPG Pathway. Biomed Res Int. 2022;2022:8862278. doi:10.1155/2022/8862278.; 15 Yigit E, Unsal S. Isoflavones obtained from red clover improve both dyslipidemia and menopausal symptoms in menopausal women: a prospective randomized placebo-controlled trial. Climacteric. 2024;27(6):548-554. doi:10 .1080/13697137.2024.2393121.; 16 Emons G. Hormone-Dependent Cancers: Molecular Mechanisms and Therapeutical Implications. Cells. 2022;12(1). doi:10.3390/cells12010110.; 17 Bardin A, Boulle N, Lazennec G, Vignon F, Pujol P. Loss of ERbeta expression as a common step in estrogen-dependent tumor progression. Endocr Relat Cancer. 2004;11(3):537-551. doi:10.1677/erc.1.00800.; 18 Lee Y-J, Lee C, Choi D, Lee Y, Lee S-H. Effect of Soy Isoflavone on Prostate Cancer Cell Apoptosis Through Inhibition of STAT3, ERK, and AKT. Curr Issues Mol Biol. 2024;46(11):12512-12526. doi:10.3390/cimb46110743.; 19 Rajaram N, Yap B, Eriksson M, et al. A Randomized Controlled Trial of Soy Isoflavone Intake on Mammographic Density among Malaysian Women. Nutrients. 2023;15(2). doi:10.3390/nu15020299.; 20 Lu L-JW, Chen N-W, Brunder DG, et al. Soy isoflavones decrease fibroglandular breast tissue measured by magnetic resonance imaging in premenopausal women: A 2-year randomized double-blind placebo controlled clinical trial. Clin Nutr ESPEN. 2022;52:158-168. doi:10.1016/j.clnesp.2022.10.007.; 21 EFSA ANS Panel. Scientific opinion on risk assessment for peri- and post-menopausal women taking food supplements containing isolated isoflavones. EFSA Journal. 2015;13(10):4246-4588. doi:10.2903/j.efsa.2015.4246.; 22 Nahrungsergänzungsmittel mit isolierten Isoflavonen: Bei Einnahme in und nach den Wechseljahren Orientierungswerte für Dosierung und Anwendungsdauer einhalten; 2015. https://mobil.bfr.bund.de/cm/343/nahrungsergaenzungsmittel-mit-isolierten-isoflavonen-bei-einnahme-in-und-nach-den-wechseljahren-orientierungswertefuer-dosierung-und-anwendungsdauer-einhalten.pdf. Accessed February 25, 2025.; 23 Schmidt M, Arjomand-Wölkart K, Birkhäuser MH, et al. Consensus: Soy isoflavones as a first-line approach to the treatment of menopausal vasomotor complaints. Gynecological Endocrinology. 2016:1-4. doi:10.3109/09513590.2016.1152240.

GASTAUTOR:

Mag. Dr. Bernhard Ertl Referent der Pharmazeutischen Abteilung, Österreichische Apothekerkammer

Teamarbeit in der Reisemedizin

Wie Ärzt:innen und Apotheker:innen bei der Beratung optimal kooperieren

Die Reisemedizin ist ein interdisziplinäres Feld, das sich mit der Prävention, Diagnostik und Therapie von Gesundheitsrisiken auf Reisen beschäftigt. Sie gewinnt zunehmend an Bedeutung, da immer mehr Menschen in exotische Länder reisen und dabei unterschiedlichsten klimatischen, hygienischen und gesundheitlichen Herausforderungen begegnen. Dabei stehen Reisewillige oft vor der Frage, wie sie sich bestmöglich schützen können. In diesem Kontext sind die Kompetenzen von Ärzt:innen und Apotheker:innen gleichermaßen gefragt. Ärzt:innen obliegen medizinische Anamnese, Impfberatung und Verordnung von Medikamenten. Apotheker:innen tragen durch ihre Expertise zur Sicherheit bei, wenn es um die Zusammenstellung einer individuellen Reiseapotheke, Infektionsprophylaxe und Impfungen sowie die Anwendung und Lagerung von Arzneimitteln geht. Eine enge Zusammenarbeit beider Berufsgruppen ist essenziell, um Menschen, die es in die Ferne zieht, umfassend und individuell vorzubereiten.

Themenfelder der Zusammenarbeit

Reiseimpfungen und Prävention Reiseimpfungen in Abhängigkeit von Reiseziel, individuellem Expositionsrisiko und epidemiologischen Gegebenheiten sind von zentraler Bedeutung, um Infektionsrisiken bei Reisenden zu minimieren. Je nach Reiseziel kann der Nachweis bestimmter Impfungen bei der Einreise verpflichtend sein. Ein Beispiel dafür ist die Gelbfieberimpfung, die für Teile Afrikas und Südamerikas vorgeschrieben ist. Eine Aufklärung der Reisewilligen darüber, dass eine Gelbfieberimpfbescheinigung im internationalen Reiseverkehr nur anerkannt wird, wenn sie von einer autorisierten Gelbfieber-Impfstelle ausgestellt wurde, ist von essenzieller Bedeutung. Die Impfberatung zählt zu den zentralen Aufgaben sowohl von Ärzt:innen als auch von Apotheker:innen. Der elektronische Impfpass kann den Informationsaustausch zwischen Ärzt:innen und Apotheker:innen erleichtern. Da beide

Berufsgruppen Zugriff auf die Impfhistorie der Patient:innen haben, wird die Beratung vereinheitlicht. So kann das Vertrauen der Patient:innen gestärkt und die Impfbereitschaft erhöht werden. Auch bei der Prävention von Infektionskrankheiten wie Malaria ergänzen sich beide Berufsgruppen. Jedes Jahr erkranken über 200 Millionen Menschen weltweit an Malaria, darunter auch viele Reisende. Während Ärzt:innen die Notwendigkeit einer chemoprophylaktischen Maßnahme beurteilen und gegebenenfalls entsprechende Medikamente verordnen, erläutern Apotheker:innen die korrekte Einnahme und klären über Neben- und Wechselwirkungen auf.

Zusammenstellung der Reiseapotheke Die Reiseapotheke ist ein zentraler Bestandteil der reisemedizinischen Beratung. Ärzt:innen erheben die medizinische Anamnese und verordnen, wenn notwendig, die entsprechenden Medikamente, etwa Antibiotika, Arzneimittel zur Malariaprophylaxe oder Notfallmedikamente. Apotheker:innen ergänzen

„Bei Reisen in Risikogebiete ist eine Aufklärung bezüglich der Lebensmittel- und Trinkwasserhygiene
unverzichtbar: ‚Boil it, cook it, peel it, or forget it.‘“

dies durch die Information zu rezeptfreien Arzneimitteln, beispielsweise zu Schmerzmitteln, Elektrolytlösungen und Mitteln gegen Reisekrankheit. Darüber hinaus können Apotheker:innen ihre Expertise zur richtigen Anwendung, Lagerung und Kombination der Medikamente einbringen.

Die Reiseapotheke sollte an die Bedürfnisse der Reisenden angepasst sein. Ärzt:innen und Apotheker:innen können gemeinsam sicherstellen, dass Faktoren wie das Reiseziel, die Aufenthaltsdauer, bestehende Erkrankungen und die Reiseaktivitäten berücksichtigt werden.

Prävention und Behandlung von Reisedurchfall

Reisedurchfall ist eines der häufigsten Gesundheitsprobleme auf Reisen. Schätzungen zufolge sind bis zu 50 Prozent aller Reisenden, insbesondere in tropischen und subtropischen Regionen, betroffen. Eine gezielte Beratung durch Ärzt:innen und Apotheker:innen zu Prävention und Behandlung kann erheblich zur Sicherheit der Reisenden beitragen. Bei Reisen in Risikogebiete ist eine Aufklärung bezüglich der Lebensmittel- und Trinkwasserhygiene unverzichtbar („ Boil it, cook it, peel it, or forget it“)

Schutz vor Insektenstichen und Sonnenschäden

Für Reiseziele mit Denguefieber-, Malaria-, Zika-Virus- oder Gelbfieberrisiko werden von der Weltgesundheitsorganisation Repellentien mit dem Wirkstoff Diethyltoluamid (DEET) empfohlen. Bei Schwangeren und Kindern können alternative Mittel mit dem hautverträglicheren Wirkstoff Icaridin verwendet werden. Viele Infektionskrankheiten,

deren Erreger durch Stiche tropischer Insekten übertragen werden, sind nicht oder nur schwer behandelbar. Daher kommt Ärzt:innen und Apotheker:innen bei der Beratung in Bezug auf das am besten geeignete Repellent, die korrekte Anwendung und weitere Maßnahmen zum Schutz vor Insekten eine gleichermaßen bedeutende Rolle zu. Ebenso wichtig ist die Information über den richtigen Umgang mit der Sonne, das geeignete Sonnenschutzmittel, die korrekte Anwendung und andere Maßnahmen zur Vermeidung sonnenbedingter Hautveränderungen.

Vorteile der Zusammenarbeit

Eine enge Abstimmung zwischen Ärzt:innen und Apotheker:innen bietet klare Vorteile:

• Ganzheitliche Beratung: Patient:innen profitieren von der Kombination von ärztlicher Diagnostik und pharmazeutischer Expertise.

• Sicherheit: Durch abgestimmte Empfehlungen wird der korrekte Einsatz von Medikamenten gefördert und eine Fehlanwendung vermieden.

• Vertrauen: Die Zusammenarbeit stärkt das Vertrauen der Patient:innen in das Gesundheitssystem.

Fazit

Die Reisemedizin ist ein Paradebeispiel für die Notwendigkeit interdisziplinärer Zusammenarbeit. Während Ärzt:innen die medizinische Anamnese, Diagnostik und Verordnung übernehmen, leisten Apotheker:innen durch ihre beratende Funktion, etwa durch Impf- und Prophylaxeempfehlungen, und durch einen niederschwelligen Zugang einen entscheidenden Beitrag. Gemeinsam können beide Berufsgruppen sicherstellen, dass Reisende optimal vorbereitet sind – sei es durch präventive Maßnahmen, eine individuell abgestimmte Reiseapotheke oder die Aufklärung über die richtige Versorgung bei akuten Beschwerden. Die interprofessionelle Zusammenarbeit in der Reisemedizin ist somit nicht nur eine Bereicherung für die Patient:innen, sondern auch ein Modell für den Erfolg einer ganzheitlichen Gesundheitsversorgung.

Die Top-Obstipation-Produkte nach Menge und Wert

Handelsname

Marktanalyse von Mag.a pharm. Maria KoeppnerBures, IQVIA

Austria

© Koeppner-Bures

• Die Kategorie der Mittel gegen Verstopfung erzielt in den öffentlichen Apotheken und Hausapotheken im MAT April 2025 mit ~2,2 Mio. Packungen ~12 Mio. Euro Umsatz FAP.

• Der entsprechende Markt sinkt aktuell im Vergleich zum Vorjahr um -2,8 % nach Menge und steigt um +0,9 % nach Wert.

• 86,1 % der abgegebenen Mengen sind rezeptfrei.

• 40,7 % der verkauften Packungen beinhalten die Substanz Macrogol,

IMPRESSUM

Herausgeber und Medieninhaber:

Hersteller/Vertrieb

MOLAXOLE 33,5 % (1) 25,2 % (1) Cooper Consumer Health DULCOLAX 21,1 % (2) 22,9 % (2) Opella Healthcare

LAEVOLAC LACT.KONZ 10,3 % (3) 8,9 % (3) Fresenius Kabi

MICROLAX 8,5 % (4) 8,4 % (4) Johnson & Johnson GUTTALAX 8,1 % (5) 8,1 % (5) Opella Healthcare

LECICARBON 4,8 % (6) 3,1 % (9) Brady

LAXOGOL 4,6 % (7) 3,1 % (8) Fresenius Kabi

MOVICOL 2,6 % (8) 5,2 % (6) Norgine

LACTULOSE-GENERIC 1,7 % (9) 1,5 % (12) Genericon-Pharma

NEDA 1,0 % (10) 1,7 % (11) Haleon-Gebro

21,4 % Bisacodyl und 12,9 % den Wirkstoff Lactulose.

• 67,3 % der abgegebenen Packungen sind erstattungsfähig.

• 34,0 % der verkaufen Packungen sind Generika.

• Die Top-10-Produkte nach Menge machen 96,1 % des Gesamtabsatzes aus. Molaxole® (Cooper Consumer Health) liegt nach Einheiten an erster Stelle, gefolgt von Dulcolax (Opella Healthcare) und Laevolac Lactulose Konzentrat® (Fresenius Kabi).

RegionalMedien Gesundheit – RMA Gesundheit GmbH, Am Belvedere 10 / Top 5, 1100 Wien, Tel. 01/74321708114, office@gesund.at. Geschäftsführung: Mag.a Birgit Frassl, Marlis Rumler. Redaktionsleitung: Mag.a Karin Martin.

Redaktion: Mag.a Karin Martin, Anna Schuster, BSc, Margit Koudelka, Felicia Steininger, Laura Elisabeth Schnetzer, BA, Jasmin Sucher, MA.

Lektorat: Mag.a Katharina Maier.

Produktion & Grafik: Angie Kolby.

Cover-Foto: stock.adobe.com/LIGHTFIELD STUDIOS

Verkaufsleitung: Mag.a Birgit Frassl, birgit.frassl@regionalmedien.at. Kundenbetreuung: Mag.a Dagmar Halper, dagmar.halper@regionalmedien.at, Claudia Szkutta, claudia.szkutta@regionalmedien.at. Druckerei: Bösmüller Print Management GesmbH & Co. KG. Verlags- und Herstellungsort: Wien.

Grundlegende Richtung: Unabhängige österreichische Fachzeitschrift für niedergelassene Ärzt:innen.

Die HAUSÄRZT:IN – Praxis-Magazin für Primärversorgung –ist ein interdisziplinäres Informations- und Fortbildungsmedium.

Stand: April 2025

• Die Top-10-Produkte nach Wert umfassen 92,4 % des Gesamtumsatzes. Nach Umsatz führt Molaxole® vor Dulcolax® und Laevolac® Lactulose Konzentrat.

In Kooperation mit

Wichtig

Selbstverständlich erarbeiten wir alle Inhalte unserer Ratgeber sorgfältig. Dennoch können wir nicht garantieren, dass alles vollständig und aktuell ist bzw. sich seit dem Druck keine Gesetzesänderung ergeben hat.

* Quelle: IQVIATM DPMÖ sell-out Österreich, Verkäufe der öffentlichen österreichischen Apotheken sowie Großhandelslieferungen an ärztliche Hausapotheken, ATC-Klasse: A06A MITTEL GEGEN VERSTOPFUNG (inkl. Periphere Opioidrezeptor-Antagonisten), ausschließlich registrierte Arzneimittel aus dem Warenverzeichnis I, Absatz/Menge in Einheiten, Umsatz/Werte in Euro, bewertet zum Fabrikabgabepreis (FAP), Wachstum vs. Vorjahr, MAT April 2025 (Mai 2024 bis April 2025 kumuliert).

Unsere Ratgeber dienen Ihnen als Erstinformation. Sie enthalten die häufigsten Fragen, viele anschauliche Beispiele, Hinweise auf Stolpersteine und einen Überblick über die wichtigsten gesetzlichen Regelungen. Bei individuellen Fragen steht Ihnen unsere Hotline zur Verfügung: (01) 501 65 0

Weitere Informationen finden Sie auch im Internet: www.arbeiterkammer.at

In unserem Fachmagazin setzen wir auf genderneutrale Sprache. Verwendet wird der Doppelpunkt – als beste Symbiose aus Leserlichkeit und Inklusion. Zugunsten der besseren Lesbarkeit verzichten wir teilweise auf die gänzlich orthografisch/ grammatikalisch korrekte Schreibweise. Etwa geben wir bei Artikeln und Pronomen jeweils nur eine Variante an – jene, die zur längeren Variante des gegenderten Wortes gehört. Weitere Informationen siehe: meinmed.at/kommunikation/genderneutrale-sprache/2688 issuu.com/hausarzt/docs/ha_2023_12/3 (Hausärzt:in 12/23, Editorial, S. 3)

Alle aktuellen AK Publikationen stehen zum Download für Sie bereit: wien.arbeiterkammer.at/publikationen

Weitere Bestellmöglichkeiten:

■ E­Mail: mitgliederservice@akwien.at

■ Bestelltelefon: (01) 501 65 1401

Artikelnummer 456

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Richtig atmen lernen in der Reha

Durch Physiotherapie zur besseren Sauerstoffversorgung

Die Atemphysiotherapie bildet einen zentralen Bestandteil der Rehabilitation von Menschen mit Atemwegserkrankungen und -einschränkungen. Ganz unabhängig von der Erkrankung ist es für den Therapieerfolg entscheidend, evidenzbasierte Techniken mit individuellen Therapieplänen zu kombinieren. Das Ziel besteht darin, die Ventilation zu optimieren, Sekret zu lösen sowie die Brustkorbbeweglichkeit und auch die Lebensqualität zu verbessern.

In der Rehabilitation gibt es diverse Indikationen für eine Atemphysiotherapie. Dazu zählen unter anderem:

• chronisch obstruktive Lungenerkrankungen wie COPD oder Asthma,

• Lungenfibrosen und andere interstitielle Lungenerkrankungen,

• Einschränkungen nach Lungenoperationen,

• Bronchiektasen und chronische Bronchitis,

• Cystische Fibrose,

• Long COVID,

• Atemnot, Sekretionsprobleme sowie eingeschränkte Thoraxbeweglichkeit.

Sollte eine unphysiologische Atmung vorliegen, kann dies zu Hypoxämie, Hyperkapnie, Dyspnoe und sogar zu Organdysfunktionen führen. Im Fokus der Atemphysiotherapie steht daher das Erlernen einer physiologischen Atemtechnik, um die Sauerstoffversorgung von Muskeln, Organen und Gehirn zu gewährleisten oder zu verbessern.

Wie die korrekte Atemtechnik aussieht

Grundsätzlich sollte über die Nase ruhig eingeatmet werden. Die Nasenatmung hat den Vorteil, dass die eingeatmete Luft gefiltert, erwärmt und befeuchtet wird. Bei obstruktiven Erkrankungen kommt anschließend bei der Ausatmung die Lippenbremse zum Einsatz. Hierfür werden die Lippen aufeinandergelegt, sodass ein kleiner Spalt entsteht. Durch die kleine Öffnung sollte man nun lang-

sam und gleichmäßig ausatmen. Gleichzeitig entsteht bei dieser verlängerten Ausatmung ein minimales Strömungsgeräusch. Die Lippenbremse ist deshalb so wichtig, weil die Atemwege bei der Ausatmung offen gehalten, das Zwerchfell entlastet sowie der Gasaustausch in der Lunge verbessert wird. Zudem wird der Vagusnerv aktiviert, was eine Entspannung des Körpers bewirken kann.

Atemerleichternde Positionen

Zusätzlich zur Atemtechnik können atemerleichternde Positionen vor allem bei Atemnot helfen. Durch das Abstützen der Arme wird das Brustkorbgewicht abgegeben und die Atemhilfsmuskulatur aktiviert. Da außerdem der Sauerstoffbedarf der Haltemuskulatur sinkt, fällt das Atmen leichter.

Für kurzfristige Atemnot empfiehlt sich der hohe Kutschersitz, wobei die Hände auf den Oberschenkeln abgestützt werden (Bild 1). Im Falle von längerer Atemnot eignet sich der aufrechte Sitz vor einem Tisch, wobei die Unterarme und der Kopf auf einem Polster abgelegt werden (Bild 2). Auch das Anlehnen an eine Wand oder das Abstützen von dieser bzw. im Freien von einem Baum kann die Atemnot lindern.

Bewegung & Ausdauer

Ein gezieltes Ausdauer- und Kräftigungstraining rundet die Rehabilitation ab. Weiters setzt die Atemphysiotherapie auf aktive Bewegungsübungen. Diese stärken die Atemmuskulatur, verbessern die Ausdauer und erleichtern das Atmen. Auch können in der Physiotherapie manuelle Techniken eingesetzt oder eine gerätegestützte Therapie durchgeführt werden.

VORSCHAU

Sonderserie Reha, Juli/August: Reha bei Schmerzen & Entzündungen

GASTAUTORIN:

Carina Gangl-Ranzmaier MA, MSc

Atemphysiotherapeutin im Klinikum Bad Gleichenberg*

* Carina Gangl-Ranzmaier MA, MSc unterstützt seit vielen Jahren Patient:innen dabei, durch die richtige Atmung gesünder zu leben. Das Klinikum Bad Gleichenberg ist auf medizinische Rehabilitation bei Lungen-, Stoffwechselerkrankungen und nach onkologischen Erkrankungen spezialisiert. Das multiprofessionelle Team betreut jährlich rund 3.200 Patient:innen.

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Yulia Petkova

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Patient:innen-Fragen kompetent beantworten

Sind Sonnencremes schädlich? – Hat TikTok recht?

Eine 28-jährige Patientin, Mutter eines zweijährigen Sohnes, kommt in Ihre Praxis. Sie zeigt Ihnen ein TikTok-Video mit über einer Million Aufrufen, in dem behauptet wird, dass Sonnencremes Mikroplastik enthalten, hormonell wirken und mehr schaden als nutzen würden. Sie überlegt nun, bei sich und ihrem Kind gänzlich auf Sonnenschutzmittel zu verzichten. „ Ist da was dran?“, fragt sie. „ Ich will meiner Haut doch nicht schaden – und der Umwelt auch nicht …“

Prof. FRITZ: TikTok, Instagram & Co. sind längst nicht mehr nur Unterhaltungsangebote – sie prägen das Gesundheitsverhalten vieler Patient:innen. Rund um das Thema Sonnenschutz kursieren dort besonders viele Falschinformationen, Halbwahrheiten und Mythen. Das verunsichert – insbesondere junge Familien und gesundheitsbewusste Nutzer:innen.

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Jede:r siebte Erwachsene unter 35 Jahren glaubt, dass die tägliche Verwendung von Sonnencreme schädlicher sei als die Sonneneinstrahlung selbst.1 Die Folge: Viele verzichten auf UV-Schutz – aus Angst vor vermeintlich „giftigen“ Inhaltsstoffen. Eine Analyse von TikTok-Videos zum Thema Sonnenschutz ergab, dass ein Großteil der Inhalte von Nichtmediziner:innen stammt – mit teilweise gefährlichen falschen Aussagen.

Faktenbasierte Aufklärung

Eine kompetente Beratung beginnt mit einer Differenzierung. Sonnencremes haben eine Vielzahl von Inhaltsstoffen – nicht alle sind gleich zu bewerten. Ja, es gibt UV-Filter wie Octocrylen oder Ethylhexylsalicylat, die in hoher Konzentration problematisch sein können. Doch

solche Substanzen sind bekannt, reguliert – und nicht in allen Produkten enthalten.

Moderne Alternativen und Siegel

Viele Hersteller verzichten inzwischen bewusst auf bedenkliche Filter. Dermatologisch empfohlene Produkte setzen auf hautfreundliche Formulierungen, frei von Mikroplastik, Duftstoffen oder hormonell wirksamen Bestandteilen. Das EcoSun-Pass-Siegel bewertet die Umweltverträglichkeit von UV-Filtern anhand wissenschaftlicher Kriterien wie aquatische Toxizität, Bioakkumulation und Abbaubarkeit.2

Häufige TikTok-Mythen im Praxischeck: u „ P flanzliche Öle wie Himbeersamenöl bieten einen natürlichen Sonnenschutz mit LSF 30.“

E Fakt: Häufig zitiert wird eine Laborstudie mit unrealistischen Bedingungen. In der Praxis erzielen pflanzliche Öle wie Kokos-, Karotten- oder Himbeersamenöl allenfalls LSF 2–4 – also praktisch keinen Schutz. Wer sich damit „eincremt“, wiegt sich in falscher Sicherheit.

v „ S onnencreme verhindert die Vitamin-D-Produktion .“

E Fakt: UV-Schutz reduziert die Synthese, blockiert sie aber nicht vollständig. Außerdem genügen oft wenige Minuten Sonne für die Vitamin-D-Bildung – und bei einem Mangel helfen Nahrungsmittel oder Supplemente gezielter als ein Sonnenbrand.

w „Chemische Filter wirken hormonell.“

E Fakt: Einige, etwa Homosalat oder Octocrylen, stehen unter Beobachtung – doch nicht alle chemischen Filter sind bedenklich. Viele moderne

EXPERTE:

Univ.-Prof. Dr. Klaus Fritz

Kongressorganisator

DERM Alpin, Salzburg

Produkte nutzen sichere Alternativen mit sehr guter Hautverträglichkeit.

x „ S onnencreme enthält Mikroplastik.“

E Fakt: Immer noch sind in vielen Sonnenschutzprodukten nicht abbaubare Polymere enthalten – häufig als Filmbildner oder zur Konsistenzverbesserung. Hersteller werben mit Begriffen wie „m ikroplastikfrei“, doch diese Kennzeichnung ist oft nicht eindeutig geregelt. Während einige Definitionen nur feste Partikel berücksichtigen, schließt die BUND-Definition auch gelöste, flüssige und gelartige synthetische Polymere ein – zu Recht.3

Beratung in der hausärztlichen Praxis:

• Erkennen Sie die Unsicherheiten Ihrer Patient:innen an. TikTok-Videos sind oft emotional aufgeladen – und schaffen ein Gefühl der Identifikation.

• Klären Sie darüber auf, dass nicht alle Sonnencremes gleich sind. Ratsam sind Produkte mit LSF 30 oder 50, ohne Mikroplastik, Duftstoffe oder problematische Filter.

• Verweisen Sie auf umweltfreundliche Sonnencremes, die z. B. durch den EcoSun Pass zertifiziert sind.

• Empfehlen Sie die tägliche Anwendung, besonders im Gesicht.

• Bieten Sie Informationen aktiv an –z. B. durch Aushänge, Infoblätter oder gezielte Gespräche in der Sommerzeit.

Quellen:

1 Orlando Health Cancer Institute (2024): Survey finds young adults more likely to believe myths about sun protection.

2 personal-care.basf.com/ecosunpass

3 bund.net/meere/mikroplastik/hintergrund <

TERMIN: „DERM Alpin“-Kongress

Der internationale Kongress in deutscher Sprache findet von 17. bis 19. Oktober 2025 im Kongresshaus Salzburg statt.

Weitere Informationen und Registrierung unter: derm-alpin.com

TERMINE Aktuelle Kongresse und mehr

29.08-01.09.2025

ESC Congress 2025

Ort: IFEMA Madrid, Spanien & Online

19.09-20.09.2025

10. Intensiv- und Nofallmedizinisches Symposium

Ort: : Parkhotel Pörtschach am Wörthersee, Kärnten

20.10-25.10.2025

Jungmediziner:innen am Start: Basismodul

Ort: Billrothhaus, Wien & Online

07.09-10.09.2025

Summerschool der ÖGGH

Ort: Hotel Haberl am Attersee, Oberösterreich

19.09-20.09.2025

Seminar 1: ÖÄK-Diplom Ernährungsmedizin (ÖAIE)

Ort: Europahaus Wien

23.10-25.10.2025

Menopause – Andropause –Anti-Aging Kongress 2025

Ort: Austria Trend Hotel Savoyen, Wien

DFP-PRAXISWISSEN Das schmerzhafte Handgelenk

DFP-PRAXISWISSEN Enuresis nocturna

DFP-PRAXISWISSEN Die 2024-ESCGuidelines für Vorhofflimmern

10.09-15.09.2025

7. Grazer Herzkreislauftage

Ort: MED CAMPUS Graz, Steiermark

21.09-24.09.2025

FOCUS: Valve 2025

Ort: Medizinische Universität Innsbruck, Tirol

Weitere Infos und Veranstaltungen finden Sie in unserem Kongresskalender unter: gesund.at/ kongresskalender

DFP-PRAXISWISSEN Ernährungsmedizin

DFP-Fortbildungen

Ordi-Geflüster Ordi-Geflüster

Klimaanlagen und Hygiene

Welche Vorgaben beachtet werden müssen

© shutterstock.com/Alex Savich

Eine Klimaanlage ist heutzutage fast schon ein Muss in der Ordination. Sie schafft ganzjährig ein angenehmes Raumklima, fördert die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit des Teams und sorgt dafür, dass sich Patient:innen von Anfang an wohlfühlen. Ein gut temperierter, gut belüfteter Raum wirkt beruhigend, professionell und hat somit einen wesentlichen Einfluss auf die Atmosphäre in der Ordination.

Doch Klimagerät ist nicht gleich Klimagerät – und gerade im medizinischen Bereich gelten klare Regeln, um hygienische Risiken zu vermeiden. Mobile Klimageräte dürfen ausschließlich im Anmeldebereich, in Wartezimmern und Beratungsräumen eingesetzt werden. Nicht erlaubt sind sie in Behandlungsräumen. Wichtig: Die Wartung und Pflege muss regelmäßig nach den Herstellerangaben erfolgen.

Fix installierte Split-Geräte dürfen unter bestimmten Bedingungen auch im Behandlungsraum Typ I verwendet werden – vorausgesetzt, sie werden mindestens einmal jährlich gewartet. In Behandlungsräumen vom Typ II und III (für invasive Eingriffe) ist ihr Einsatz nur dann zulässig, wenn keine mechanische Be- und Entlüftungsmöglichkeit gemäß ÖNORM H6020 vorhanden und die hygienische Unbedenklichkeit nachweisbar ist. Hier empfiehlt sich im Voraus die Abstimmung mit der ÖQMed.

Klimaanlagen – inklusive Filterwechsel, Reinigung und Inspektion – gehören jedenfalls in den Hygieneplan der Praxis aufgenommen. Eine dokumentierte Wartung kann bei Kontrollen durch Behörden entscheidend sein.

EXPERTIN:

Kathrin Zhuber, MBA Gründerin von DOC-N-ROLL Healthcare Management (spezialisiertes Dienstleistungsservice für niedergelassene Ärzt:innen bzw. Therapeut:innen), doc-n-roll.at

Moderne Geräte leisten zudem mehr als nur Kühlung: Sie filtern und entfeuchten die Luft, beugen Schimmelbildung vor und verbessern die Raumluftqualität – etwa durch HEPA- oder Aktivkohlefilter. Das hilft nicht nur Menschen mit Allergien, sondern dient auch der Infektionsprävention.

Fazit: Eine gut geplante und regelmäßig gewartete Klimaanlage trägt zu mehr Wohlbefinden in der Praxis, einer besseren Hygiene sowie mehr Effizienz bei – und ist damit ein echter Gewinn für jede Ordination. <

Sonnenbaden

Hergestellt in Österreich

© Miriam Mehlman

Nerandomilast (BI 1015550)

Phase-III-Daten zeigen: Rückgang der Lungenfunktion bei IPF und PPF verlangsamt

Bei der idiopathischen Lungenfibrose (IPF) und der progredienten pulmonalen Fibrose (PPF) handelt es sich um schwerwiegende Erkrankungen. Jede:r zweite Betroffene mit IPF verstirbt innerhalb von fünf Jahren nach der Diagnose. Nerandomilast (BI 1015550) ist ein oraler, präferenzieller Inhibitor der Phosphodiesterase 4B mit antifibrotischen und immunmodulatorischen Eigenschaften, der zur Behandlung von IPF und PPF untersucht wird. In beiden Phase-III-Studien (FIBRONEERTM-IPF und -ILD) erreichte Nerandomilast den primären

Endpunkt und reduzierte den Rückgang der forcierten Vitalkapazität nach 52 Wochen – im Vergleich zu Placebo – signifikant. Weiters war in beiden Studien das Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil von Nerandomilast konsistent, die Abbruchraten waren denen von Placebo ähnlich. Der sekundäre Endpunkt, der sich aus der Zeit bis zur ersten akuten Verschlechterung, Krankenhausaufenthalt aufgrund respiratorischer Ursachen oder Tod zusammensetzte, wurde in beiden Studien nicht erreicht. Außerdem gab es in der FIBRONEERTM-ILD-

Studie unter Nerandomilast weniger Todesfälle als im Vergleich zu Placebo. Die aktuellen Daten zu Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit von Nerandomilast zeigen sein Potential, eine bislang therapeutische Lücke zu schließen und den medizinischen Bedarf von betroffenen Menschen gezielt zu adressieren. In der EU, den USA und China wurden bereits Zulassungsanträge für Nerandomilast zur Behandlung von IPF und PPF eingereicht, weitere Regionen sollen folgen.

Quelle: boehringer-ingelheim.com/at

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