Hausärzt:in pharmazeutisch
Vielfältige Coronaprophylaxe
© unsplash.com/Letizia Bordoni
Neue Türen öffnen sich bei Impfstoffen und Medikamenten
Die Entwicklung von COVID-19-Arzneimitteln – unter Berücksichtigung der neuen Virusvarianten – läuft auf Hochtouren. Doch nur ein geringer Prozentsatz erhält die Zulassung: Bei den COVID19-Impfstoffkandidaten waren das bisher 33 von 554 (5,9 %) und bei allen potenziellen Therapien 32 von 1.708 (1,9 %): Einen Überblick über den Status quo gaben Expertinnen und Experten zuletzt bei einem virtuellen Pressegespräch des Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller (ÖVIH)* Mitte März. Hervorzuheben sind unter den Neuzugängen etwa das Vakzin von Novavax – welches mittlerweile eingesetzt wird – und ein weiteres von Valneva – mit voraussichtlicher Zulassung im April. Eine Novität ist darüber hinaus ein ProphylaxeMedikament mit den Wirkstoffen Tixagevimab und Cilgavimab, welches eine zusätzliche Option für besonders vulnerable Personen darstellt.
Impfstoffversorgung in der EU In der Europäischen Union sind derzeit mRNA-, adenovirale Vektor- und Protein-Untereinheiten-Vakzine zugelassen. In absehbarer Zukunft kann zudem mit dem Ganzvirus-Impfstoff von Valneva sowie mit der Zulassung eines neuen Protein-Subunit-Impfstoffes von Sanofi-GSK gerechnet werden. Alle in
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April 2022
Europa und in den USA zugelassenen COVID-19-Vakzine wurden Dr. Otfried Kistner zufolge global unter gleichen Bedingungen getestet – mit ähnlichen Wirksamkeits- und Sicherheitsdaten. Der unabhängige internationale Impfstoffexperte betonte, dass jede Technologie ihre Berechtigung habe: „Unter den derzeit verfügbaren Impfstoffen ist somit keiner ein ‚idealer‘ Impfstoff für alle Bevölkerungsgruppen, jeder einzelne ist wichtig und notwendig und bei leicht unterschiedlichen Personengruppen einsetzbar.“ Erfreulich ist nicht nur das breiter werdende Angebot, sondern auch die zunehmende Verfügbarkeit. Die Zeit der COVID-19-Impfstoff-Engpässe ist vorbei: „Bereits seit September 2021 werden weltweit mehr Impfstoffe gegen COVID-19 produziert als verimpft“, berichtete die Präsidentin des ÖVIH, Mag.a Renée Gallo-Daniel. Die Distribution in den sogenannten Low- und Middle-Income-Ländern werde zudem immer besser. Herausforderungen sehe man vor allem bei den fehlenden Kapazitäten mancher Gesundheitssysteme und aufgrund der Impfzögerlichkeit.
Die Technologien im Überblick Zu den bekanntesten Beispielen für Ganzvirus-Vakzine zählen solche gegen
FSME, Hepatitis A oder Tollwut. Auch bei der Entwicklung von Valneva wurde auf diese Plattform gesetzt: „Diese Technologie enthält im Gegensatz zu anderen Impfstoffen das gesamte SARS-CoV-2-Virus in abgetöteter Form. Das Immunsystem erkennt somit neben dem Spike-Protein auch noch andere Virusbestandteile“, erklärte Dr. Christoph Jandl, Head of Medical Affairs des Impfstoffherstellers Valneva. Das Virus werde bei dieser Technologie erst in Zellkulturen vermehrt und dann nach der Reinigung und Inaktivierung zusammen mit Adjuvantien verimpft, so Dr. Kistner. Die Funktionsweise von mRNA- und Vektorimpfstoffen beschrieb Impfstoffexperte Dr. Kistner hingegen wie folgt: „Bisherigen COVID-19-Impfstoffen lag das Prinzip zugrunde, dass die genetische Information eines Oberflächenproteins (des sogenannten Spike-Proteins) von SARS-CoV-2 in den Muskel injiziert wird und die Muskelgewebezellen das Protein in der Folge selbst herstellen. Dieses wird dann vom Körper als fremd erkannt und er beginnt mit dem Aufbau einer entsprechenden Immunabwehr.“ AKTUELL Vielversprechende Daten aus Österreich Ein neu entwickelter SARS-CoV-2-SubunitImpfstoff der MedUni Wien zeigte in präklinischen Daten, dass er gegen die bisher bekannten Varianten inklusive Omikron wirken kann. Darüber hinaus wird erwartet, dass der Impfstoff PreS-RBD bei Menschen wirkt, die bisher nicht auf Impfungen angesprochen haben – „RBD-Non-Responder“. Das Vakzin kann zusätzlich zu den vorübergehenden IgG1Antikörper-Antworten nämlich langlebige RBD-spezifische IgG4-Antikörper induzieren. Es basiert auf einem strukturell gefalteten künstlich hergestellten Protein, das aus zwei Rezeptorbindungsdomänen (RBD) des SARS-CoV-2-Virus und dem PreS-Antigen aus Hepatitis B besteht. Erste klinische Studien für die Zulassung könnte man laut MedUni Wien bei ausreichender Finanzierung noch in diesem Jahr durchführen.