Das Berkmüller Haus
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Man führte ein einfaches Leben damals. Auch das Warmhalten der Wohnung im Winter erforderte beträchtlichen Aufwand. Vermutlich stand in der Schulstube im unteren Stock ein Kachelofen, welcher mit Holzbüscheli beheizt wurde. Und in der Wohnung im oberen Stock bei Berkmüllers wird ein Eisenofen gestanden haben. Diese Öfen wurden zwar beim Beheizen rasch sehr heiss, die Hitze hielt jedoch nie lange an. In diesem Zusammenhang ist eine Rechnung von Interesse, welche erhalten geblieben ist. Ein gewisser G. Früh stellt am 31. Juli 1848 der Familie Berkmüller «140 Zaine Treber» in Rechnung zum Preis von 6 Gulden und 14 Kreuzern. «Treber» oder Trester nannte man die Rückstände beim Pressen von Trauben oder Äpfeln und Birnen. Diese wurden mit Sägemehl vermischt und zu Würsten oder Stöckli verarbeitet. Gut getrocknet ergaben sie eine Art Briketts, welche im Ofen
Quittung für Hauszins. «Von Berkmüller empfing ich heute den / Hauszins per Mt April 1845 fünf & / vierzig mit Fl. [Florin] 36.– was ich hiermit / bescheinige Wengi den 29. April 1845. / Peregrin Wissmann Schulpfleger». Inv.Nr. B 510.R8. Ortsmuseum Wängi.
langsam verglühten und über Stunden Wärme abgaben. Das Datum der Rechnung legt nahe, dass es sich hier um Obsttrester gehandelt hat. Traubentrester gibt’s erst im Herbst. Die Obsttresterstöckli aber konnten auf der Laube den ganzen Sommer über schön trocknen. 93 In einem ihrer Gedichte spricht Katharina Berkmüller von dieser Laube. Sie sass gerne dort und blickte gegen Norden auf den Friedhof. Hier die erste Strophe des Gedichtes: Gedanken auf der Laube. Auf meiner Laube sitz ich hier, Vom hellen Mond bestrahlt Den stillen Friedhof dort vor mir, Von seinem Licht bemalt. 94 In den 1980 im Estrichboden gefundenen Papieren fand sich unter anderen eine Quittung des katholischen Schulpflegers Peregrin Wissmann. Er bescheinigt den Berkmüllers den Erhalt des Hauszinses von 36 Fl. (Florin = Gulden) für den Monat April 1845. Später verkaufte die katholische Kirchgemeinde gemäss Brandassekuranz-Kataster ihr ehemaliges Schulhaus als «freistehendes Wohnhaus» seinem neuen Besitzer Jakob Gubler. Der Versicherungswert betrug 6500 Franken. Das Haus steht noch (heute Wiesengrundstrasse 3) und ist trotz einiger Umbauten in seiner Grundstruktur noch als ehemaliges Schulhaus zu erkennen.