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Engagement im Dorf

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Engagement im Dorf

Darüber, wie Katharina Berkmüller im Dorf Wängi gesellschaftlich integriert war, wissen wir auf Grund der greifbaren Unterlagen praktisch nichts. Ihre Gedichte – unsere Hauptquelle – geben in diesem Zusammenhang wenig her. Eine einzige Rechnung könnte möglicherweise ein Fingerzeig in diese Richtung sein. Es handelt sich dabei um die quittierte Rechnung des Malers Johann Spiller aus Elgg vom 8. Maÿ 1846 für «Herrn Bergmüller in Wengi». Darin werden «4 Liter steinblaue Farbe (...) zu einem Wagen fürs Kinderfest» in Rechnung gestellt.

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Die Rechnung wurde am 18. Brachmonat 1844 ausgestellt (Brachmonat = Juni) und am 8. Maÿ 1846 quittiert, respektive der Betrag «dankbar empfangen». Dazwischen liegen fast genau zwei Jahre. Über die Gründe für diese Zeitspanne wissen wir nichts. Wir wissen nicht einmal, wo dieses Kinderfest stattfand. Auch der Anlass für ein solches Fest mit Umzug (mit einem blau gestrichenen Wagen) und weiterem Drum und Dran ist unklar. Ein Fest der Gemeinde, der Schule, der Kirche, der Spinnerei? Die Vorstellung allerdings, dass die Familie Berkmüller sich an einem öffentlichen Kinder- oder Dorffest beteiligt und dabei einen Umzugswagen blau anmalt, ist gleichermassen denkbar wie sympathisch. Die Tochter Louise war 1844 sieben Jahre alt.

Adressiert ist die Rechnung auf der Rückseite an «Herrn/Herrn Bergmüller in /der Mechanischen Spinnerey/in / Wengi». Unten links ist eine Bemerkung schräg angebracht: «durch Gelegenheit». Damit ist wohl eher die Überbringung der Rechnung als der begehrte Zahlungstermin gemeint. Auf alle Fälle wurde der Brief nicht per Post überbracht. Ein Poststempel fehlt.

Bedauerlicherweise ist zu Katharinas Integration im Dorf Wängi nichts bekannt. Wir wollen die hier erwähnte Rechnung für

Rechnung des Malers Johann Spiller aus Elgg für vier Liter steinblaue Farbe für ein Kinderfest. 8. Mai 1846. 17.4 x 11.0 cm. Inv.Nr. B510.R16. Ortsmuseum Wängi. Die Unterteilung in Zeilen und Spalten wurde vom Rechnungssteller mit Bleistift und Lineal selbst gezogen. Dieselbe Rechnung zum Versand gefaltet. Man erkennt Spuren des aufgebrochenen Siegels. Links unten schräg die Anmerkung: «durch Gelegenheit». Daher wohl auch die auffallend lange Frist zwischen Rechnungstellung (1) und Quittierung. (2) 8.8 x 5.3 cm. Inv.Nr. B510.R16. Ortsmuseum Wängi. (1) 18. Brachmonat oder Juni 1844 (2) 8. Mai 1846 55

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