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Fortsetzung in Wängi

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«Ich besorgte ganz im stillen eine kleine Sammlung Lieder von Katharine zum Drucke, welche Herr Bürkli verlegte. An meinem Namenstag besuchte ich Schwester Katharine, welche damals in Pfäffikon wohnte. (…) Ich hatte ein Exemplar ihrer Lieder nebst dem Honorar in der Tasche. (…) Ich langte in die Tasche und reichte ihr (nämlich von dem Honorar) zwei Vierbätzner. Aber sie wollte sie durchaus nicht annehmen. Ich sagte, sie müsse es nehmen, oder ich gebe ihr noch zwei, und gleich schob ich ihr wieder zwei Böcke hin. ‹Um Gottes willen hör auf,› rief sie, ‹du musst mir mein Geschenk nicht bezahlen.» ‹Für den grüsligen Lärm,› sagte ich, ‹hast Du da noch einen Franken, da einen Zürigulde, da en halbe Taler und noch einen Taler, hier en Chronetaler, da wieder ein Bock, da vier Schilling und hier wieder en Taler und noch einen Taler und dies Büchlein ‹därzue, kannst’s lesen›. Nein, ich könnte den Jubel, den Lärm von allen Seiten, die Überraschung nicht beschreiben. Und als Katharine in dem Büchlein ihre Lieder fand, (…) geriet sie vor Freude und wieder vor Angst, dass ich ihre Verse der Öffentlichkeit übergeben habe, fast ausser sich. O, das war ein glückseliger Abend! Und wie viele glückliche Tage brachte er der Schwester; denn sie hatte die edlern Freuden dieses Lebens kennen und lieben gelernt.»120

In dieser ersten Auflage war übrigens der Name der Verfasserin nicht vermerkt. Die Gedichte erschienen anonym. 1835 erfolgte dann eine «zweite vermehrte Ausgabe». Diesmal mit dem Namen und gedruckt von der «Schulthess’schen Buchhandlung» in Zürich. Darin enthalten sind gut 60 Gedichte auf 94 Seiten. Wir erinnern uns an die weiter oben abgebildete Titelseite: «Dichtungen von Katharina Stutz. Herausgegeben vom Verfasser der Gemälde aus dem Volksleben.» Dieser «Herausgeber der Gemälde aus dem Volksleben» aber war niemand anderer als ihr Bruder Jakob! Im Vorwort heisst es: «Schon seit geraumer Zeit sind die erste und zweite Sammlung dieser Dichtungen gänzlich vergriffen. Vielseitiges Verlangen nach denselben veranlassen den Herausgeber zu einer zweiten vermehrten Auflage. Dass die kunstlosen Töne des einfachen Landmädchens in gleichgesinnten Gemüthern Anklang finden, beweist vorstehendes Gedicht der Verfasserin. Möge auch diese Sammlung freundliche Aufnahme finden und nachsichtig berurtheilt werden.»121

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Im erwähnten Gedicht der Verfasserin «Esp.» preist diese dann den edlen und zum Herzen dringenden Sinn der Dichterin. Sie schliesst mit den Zeilen «Drum sollst du, Säng’rin, noch ins Leben / Manch freundlich schönes Bild uns weben.»122

Es blieb in der Folge bei dieser ersten Veröffentlichung. Alle späteren Gedichte haben als Handschriften überlebt.

Fortsetzung in Wängi

Aus Katharinas Zeit in Wängi sind verschiedene Texte erhalten. Das bereits erwähnte ledergebundene Gedichtbändchen mit dem Titel «Zum Andenken der lieben Tochter Louise von ihrer lieben Mutter» enthält auf 130 Seiten insgesamt 71 handgeschriebene Gedichte. Eine zuverlässige Datierung dieses Büchleins ist nicht ganz einfach. Katharina Berkmüller starb 1879. Die Gedichte sind eine ausgewählte Samm-

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