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Kindheit und Jugend im Zürcher Oberland
Ihr Leben
Kindheit und Jugend im Zürcher Oberland
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Katharina Stutz wurde am 9. April 18094 in Isikon (Hittnau) als 14. Kind eines wohlhabenden Bauern und Textilunternehmers geboren. Von ihren Geschwistern starben sieben bereits während oder kurz nach der Geburt. Weitere zwei wurden keine fünf Jahre alt. Der Bruder Hans Joggel starb mit 21 Jahren. Geheiratet haben neben Katharina auch vier ihrer Schwestern. Von all ihren Brüdern hat Jakob als einziger ein höheres Alter erreicht. Die Mutter starb 1813 im Alter von 47 Jahren bei ihrer 16. Geburt zusammen mit ihrem Kind. Der Vater folgte ihr bereits wenige Monate später im Alter von 51 Jahren.
Dem frühen Tod der Eltern – Katharina war knapp vier Jahre alt – folgte der soziale Abstieg.5 Katharina wurde zusammen mit zwei weiteren Schwestern von ihrer frisch verheirateten, älteren Schwester Barbara aufgenommen und mit Handweben beschäftigt. Ihr sechs Jahre älterer Bruder Jakob und eine weitere kleine Schwester wurden bei den jeweiligen Patinnen untergebracht.6
In einem Brief fragte Schwester Barbara ihren Bruder Jakob, ob er nicht auch zu ihr kommen wolle: «Du darfst mit Freuden wieder nach Hause kommen, wenn du Lust hast. (…) Willst du weben, kannst du dich wieder an dein voriges Plätzchen setzen, der Stuhl ist leer, Kätherli wibt allein, es und Anna Barbara verlangen sehr nach ihrem Bruder. Jetzt geht die Fabrikation gut, du könntest viel verdienen.»7
Eine von zwei im Ortsmuseum Wängi erhalten gebliebenen Fotos zeigt Katharina Berkmüller in ihrer Stube in Wängi. Sie trägt ein dunkles hochgeschlossenes Kleid mit weiten Oberärmeln und darüber ein gestricktes Halstuch. Die Haare hat sie streng nach hinten gekämmt und dort zu einem Zopf geflochten und hochgesteckt. Zum Lesen benutzt sie eine Brille. Bei genauem Hinsehen sind auch kleine Ohrringe zu entdecken.
Katharina Berkmüller in ihrer Wohnstube im Berkmüller Haus in Wängi. Fotografie. 7.8 x 10.4 cm. Vermutlich um 1870. BmKat. Nr. 01b. Ortsmuseum Wängi. 17
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Häkelanleitungen aus der Zeit kurz vor 1900. Katharina Berkmüller dürfte solche Anleitungen gekannt und vermutlich auch verwendet haben. Dazu Häkelnadeln. Inv.Nr. B 2387 und G 2684. Ortsmuseum Wängi.

Zum Vergleich ein gehäkeltes Umhangtuch mit einem nahezu identischen Carré-Muster. Häkelarbeiten gehörten damals zu den üblichen Handarbeiten der Hausfrauen. Hier ein Beispiel aus dem Ortsmuseum Wängi aus der Zeit um 1900, also etwas später. Inv.Nr. G 685. Ortsmuseum Wängi.
Katharina Berkmüller sitzt längs auf einem Plüschsofa vor einer getäferten Wand. Die Sofalehnen sind mit gehäkelten Decken bezogen. Ihren Rücken stützt ein Kissen und auch auf ihren Knien hat sie ein Kissen liegen; beide ebenfalls mit gehäkelten Überzügen. Auf dem Tisch davor sind eine schwere Tischdecke mit grossformatigen Blumenmustern sowie eine aufgeschlagene Zeitung zu sehen. In den Händen hält Katharina Berkmüller wohl einen grossformatigen Atlas mit Landkarten. Der Spiegel an der Wand reflektiert verschiedene Gegenstände von der gegenüberliegenden Seite des Tisches: die Lehne eines Stuhls, eine kleine Schatulle,