Ihr Leben
Und wenn mir ein Leid am Herzen nagte Rührt ich ihre Saiten wehmuthsvoll; Dann war mir als ob sie mit mir klagte, Und es tat der Seele innig wohl. Wenn sich oft durch Dank und Lobgesänge Auf zum Himmel meine Seele sich erhob, Dann erfüllten ihre frommen Klänge noch des schwachen Herzens Dank und Lob.
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Auch im Kreise still vertrauter Seelen Teilte sie mit mir der Freundschaft Glück, Wo ich war, sie durfte mir nicht fehlen, Blieb mir auch in trübem Missgeschick. Zog mit mir als ich einst musste scheiden Hier in meine neue Heimat ein, Blieb auch hier wie dort in Schmerz und Freuden Immerdar die treuste Freundin mir. Wie so manchmal mussten ihre Saiten Dich als Kindlein trösten und erfreun! Tausendmal dein Wiegenlied begleiten. Lass sie dir nur lieb und teuer sein. Greife nur recht oft in ihre Saiten, Singe herzlich manches Lied dazu, Tausend Freuden wird sie dir bereiten, Wählest sie zur trauten Freundin du. Deine Liedchen werd ich gerne hören Und in der Erinnrung selig sein. Nimm sie hin und wirst du fromm sie ehren, Wird es deine Mutter herzlich freun. 19
In einem andern Gedicht mit dem Titel «Mutterfreuden» schreibt sie: Hat es nun all sein Thun vollbracht, (mit «es» ist das Kind gemeint) Wie heiter dann sein Auge lacht. Es holt sein Saitenspiel hervor, Und spillt manch Lied der Mutter vor. 20 Ein weiteres eindrucksvolles Beispiel ihrer musikalischen Seite liefert die noch ledige Katharina Stutz mit der Schilderung ihrer Stimmung beim Hören von Musik. Die vier Strophen sind von hoher dichterischer Qualität. Überzeugend fängt sie darin ihre tief empfundenen Gefühle ein. 21 Herr *** am Klavier Was hört mein Ohr für süsse Zaubertöne, Mein Auge füllet sich mit einer Träne! Ich fühl es kaum, dass ich noch sterblich bin! Wie diese sanften Töne aufwärts schweben, Wie sie des edlen Sängers Geist erheben, Der anmuthsvolle Wohlklang tut es kund. O Hamonie! Wie froh machst du das Leben. Du Göttliche, vom Himmel uns gegeben, Bei dir wohnt Seelenruh’ und Seligkeit! Du machst die trüb umwölkte Seele heiter, Und führest uns im Glück und Frieden weiter Hinauf, hinauf zum hohen sel’gen Ziel! 22 Das Gedicht stammt aus der ersten Publikation «Dichtungen» im Jahre 1835. Zum Zeitpunkt der Erstausgabe im Jahre 1830 war Katharina 21 Jahre alt.