Ihr literarisches Werk – eine Einordnung
te Chöre. Sie sang ihre Lieder zu Hause in der Stube, allein oder zusammen mit ihrer Tochter, zum eigenen Vergnügen oder aus Wehmut. Er stand auf dem Podium in der regionalen und kantonalen Öffentlichkeit als Dirigent im Rahmen grosser Auftritte auf Sängertreffen und Gesangsfesten. Auf unserer Spurensuche haben wir Katharinas Gedichte schätzen gelernt. Wir sind uns bewusst geworden, dass viele davon nie für die Öffentlichkeit gedacht waren. Indem Katharina ihren innersten Gefühlen sprachlich Ausdruck verleiht, ermöglicht sie uns einen Einblick in ihr Leben. Der Umgang mit ihrem literarischen Lebenswerk heischt Respekt. Neben dem bildnerischen OEuvre ihres Mannes hat sie ein ebenbürtiges Werk geschaffen. Manche von uns heutigen aufgeklärten Leserinnen und Lesern des 21. Jahrhunderts mögen selbst nach der Lektüre dieses Lebensbildes mit den Texten von Katharina Berkmüller ihre liebe Mühe haben. Die
Gedichte wirken in ihrer Romantik übersteigert, in ihrem Gut-Böse- oder FreudeLeid-Schema manchmal etwas kindlich und in ihrer bedingungslosen Anbetung Gottes überhöht. Wie ganz anders empfinden viele die Zeichnungen ihres Mannes Alphons! Deren Romantik, deren Übersteigerungen zur Idylle, deren naiver Charme vermögen auch heute noch zu verfangen und wecken nach wie vor Bewunderung. Eine Ironie der Geschichte. Unsere Auseinandersetzung mit den wenigen Spuren, welche die beiden hinterlassen haben, hat uns einen eindrücklichen und berührenden Blick auf den Mikrokosmos ihrer Leben im 19. Jahrhundert erlaubt. Die Lebensbilder von Katharina Berkmüller-Stutz und Johann Alphons Berkmüller haben sich zu einem Ganzen verwoben und sind unvermittelt zu einem Stück Kultur- und Sozialgeschichte geworden. Für das Ortsmuseum Wängi sind die beiden ein ausgesprochener Glücksfall.
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