Sein Oeuvre – eine Einordnung
in Bezug auf die Darstellung der Personen bei Berkmüller gesehen haben, zeigt dieser bayrische (?) Jäger keinerlei Ähnlichkeiten mit einem andern Berkmüller Werk. Seine Grösse und seine Körperhaltung sind ganz und gar untypisch. Berkmüller hat sich nie daran gewagt, einen menschlichen Körper so gross darzustellen, dass dessen Proportionen einfach stimmen mussten. Schon gar nicht in derart anspruchsvoller Position wie beim Jäger, welcher sich leicht seitwärts an einen
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Unbekannter Meister. Bayrischer (?) Jäger. Vermutlich Mitte 19. Jahrhundert. Bleistift und Farbstift. ca. 15.0 x 20.0 cm. Ohne Signatur. Ohne Datierung. BmKat. Nr. 149. Ortsmuseum Wängi.
Felsen anlehnt und sein rechtes Bein entspannt auf der Zehenspitze abstellt. Auch ein solches Spiel der Faltenwürfe bei Jacke, Hose und Rucksack kennen wir von Berkmüller nicht. Er hat sich übrigens, obwohl er oft Werke anderer Künstler kopiert hat, nie mit grösseren figürlichen Darstellungen befasst. Dabei waren damals zum Beispiel Trachtenbilder weit verbreitet und beliebt. 59 Die vermeintliche Berkmüller Zeichnung hat indessen durchaus ihren Reiz und wird daher im Sinne einer Kontextualisierung Berkmüllers hier abgebildet. Wir stellen uns vor, dass Berkmüller, wenn er eine neue Zeichnung in Angriff nahm, jeweils auf dem leeren Blatt die Bildeinteilung zunächst mit summarischen Bleistiftstrichen skizzierte. Dies lässt sich am folgenden Beispiel, welches aus unbekannten Gründen nie fertig gestellt wurde, schön zeigen. Zunächst setzte er den Verlauf des Horizonts und die Umrisslinien der Hügelkuppen in grosszügigen Strichen aufs Papier. Erst in einem zweiten Durchgang folgten dann die Baumgruppen und im Laufe der Vollendung, welche hier nie erfolgte, hätte er die Bäume feiner ausgestaltet, und die ursprüngliche Horizontlinie wäre praktisch unsichtbar geworden. Ähnlich ging er bei den Bäumen links im Vordergrund vor. In ihrem unvollendeten Zustand wirken sie noch recht locker hingeworfen. Alles andere als locker wirken die beiden mit Lineal gezogenen Linien beim Damm. Diese harten Linien hätte er beim Weiterzeichnen wohl noch kaschiert. Schon recht präzise hat er die Spiegelungen im Wasser festgehalten. Diese sollten wohl dereinst auf dem fertigen Bild eine zentrale Rolle spielen und die ru-