3 minute read

Herausgeber von Chornoten

128 Walzer Nr. 1 für Horn (Corno) und Fagott (Fagotto). Komponist unbekannt. 17.9 x 13.8 cm. Ohne Datierung. Inv.Nr. B510.MH170. Ortsmuseum Wängi

ihrs von den Bergen klingen›, das ich Herrn Wepf zum Komponieren gegeben hatte, das er recht gefällig und einfach zu komponieren wusste.» Das Lied wurde zum «Vereinsschlager» der Weinfelder Sänger.

Wir erinnern uns, dass Fröhlich in seiner Geschichte der ehemaligen Baumwollspinnerei Lauchetal auf Berkmüller zu sprechen kommt und schreibt: «Pfarrer Thomas Bornhauser (1824–1881) Matzingen gründete den Männerchor am Immenberg, der bald 50–60 Mitglieder zählte und von Herrn A. Berkmüller von Kaufbeuren, Buchhalter in der Mechanischen Spinnerei Wängi, einem tüchtigen Geiger, geleitet wurde.»101 Musiknoten für Geige finden sich in Berkmüllers Hinterlassenschaft nirgends. Vielleicht müssen wir uns Berkmüller als Chordirigenten mit einer Geige unter dem Kinn vorstellen. In welchem Zusammenhang die überlieferten Instrumentalnoten für Horn und Fagott zu sehen sind, bleibt ein Rätsel.

Herausgeber von Chornoten

Die Nachfrage nach Chorliteratur war gross. Die Dirigenten bemühten sich um immer wieder neue Lieder für ihre Männer- und Gemischten Chöre. Oft kopierten sie die Vorlagen von Hand und händigten diese dann in den Chorproben den verschiedenen Stimmen aus. So auch Berkmüller. Von verschiedenen Liedern sind jeweils sämtliche vier Stimmen erhalten geblieben. Für Männerchöre Bass I und II sowie Tenor I und II und für gemischte Chöre Sopran, Alt, Tenor und Bass. Diese Handschriften wurden von Chor zu Chor auch rege ausgetauscht. Die vielen unterschiedlichen Handschriften sind dafür Beleg.

Einfacher, wenn auch teurer und für manche Chöre kaum erschwinglich, waren Druckausgaben von Liedersammlungen. Berkmüller erkannte dies und begann, Liedersammlungen zusammenzustellen und unter seinem Namen herauszugeben.

Notenheft für Bassstimme aus der zweiten Sammlung von dreistimmigen Gesängen für die reifere Jugend von Alphons Berkmüller. Erhalten sind auch zwei Exemplare der II. Stimme. 21.0 x 12.7 cm. Laut Angaben der Schweizerischen Landesbibliothek 1838. Inv.Nr. B 510.MD18. Ortsmuseum Wängi.

Notizblatt für Berkmüllers geplante 4. Sammlung von vierstimmigen Liedern für Gemischten Chor. Unterhalb der Liste der aufgenommenen Lieder hat Berkmüller die Titelseite festgelegt: Zwölf leichte vierstimmige Lieder von verschiedenen Componisten für den gemischten Chor. Herausgegeben von Alfons Berkmüller. Ohne Datierung. Bleistift. 13.5 x 23.0 cm. InvNr. B510.MH107. Ortsmuseum Wängi. 129

130

Gedruckt und verlegt wurden die Hefte von der Druckerei Scheitlin und Zollikofer in St.Gallen. Gut möglich, dass sich Berkmüller auch hier, wie schon bei den Auftragszeichnungen, wieder eine zusätzliche Einnahmequelle erschlossen hat. Auf einem Notizblatt hat Berkmüller die Titelseite seiner geplanten, nunmehr bereits vierten Sammlung von Liedern entworfen.

Zwischen Berkmüller und Scheitlin Zollikofer muss ein reger Austausch geherrscht haben. Einige der Briefe aus St. Gallen sind noch vorhanden, dazu Bestellungen und Rechnungen. Allerdings betrifft keiner die verlegerische Tätigkeit Berkmüllers. Die Rechnung der Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung Scheitlin vom Januar 1846 ist aus einem andern Grund bemerkenswert.

Am 8. April und am 14. Oktober hat Berkmüller in St.Gallen Bücher bestellt. «Schuler, Thaten und Sitten». Zunächst die Bände 15 und 16, später 17 und 18. Es handelt sich dabei um eine Fortsetzungspublikation zur Schweizer Geschichte. Verfasser ist ein gewisser Melchior Schuler, und der vollständige Titel lautet: «Die Thaten und Sitten der Eidgenossen». Das Werk wurde ab 1809 als «Handbuch der Schweizer Geschichte» von der «Schweizer Gesellschaft für Erziehung» herausgegeben. Da wir nun über Berkmüllers Engagement im Thurgauer Männerchorwesen Bescheid wissen, erstaunt uns kaum, dass er sich für Geschichte interessierte und in seiner privaten Bibliothek historische Werke stehen hatte. Im Ortsmuseum Wängi ist ein Exemplar der Schweizergeschichte von Schuler in zweiter Auflage aus dem Jahre 1831 erhalten. Darin schildert der Autor den Brudermord auf der Burg Rengerswil in Wängi. 1228 liess der ältere Sohn Diethelm des Grafen von Toggenburg seinen jüngeren Bruder Friedrich wegen Erbstreitigkeiten ermorden.

Rechnung der Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung Scheitlin an A. Berkmüller in Wengi vom Januar 1846 für das ganze Jahr 1845. «Zu ferneren gütigen Aufträgen empfiehlt sich höflichst, der Obige». 17.5 x 22.2 cm. Inv.Nr. B510.R15. Ortsmuseum Wängi.

Der Brudermord. 1228. Ausschnitt aus «Die Thaten und Sitten der alten Eidgenossen» von Melchior Schuler. 1831. S. 32-33. Inv.Nr. B 759. Ortsmuseum Wängi.

Schreiben von C.P. Scheitlin an Herrn A. Berkmüller. 12. Januar 1846. 17.4 x 22.0 cm. Inv.Nr. B510.B18. Ortsmuseum Wängi.

St. Gallen 12. Janr 46 Herrn A. Berkmüller / Wengi Ihre Baarsendung ist mir richtig / geworden & ich beeile mich Ihnen dagegen / inliegend Quittung für die über f 6.59 & / Quittung für Herrn Stierlin über f. 6.48.– ein- / zuhändigen. Für gütige Uebersendung höflichst / dankend zeichne ganz ergebenst p. C. P. Scheitlin

131