COVER STORY
DIE ZWEI GRÖSSTEN GOLF-COMEBACKS 2013 war das vorläufig letzte Jahr, in dem Tiger Woods noch siegte und den Weltranglistenplatz 1 besetzte. Am 31. Mai 2014 liess er die erste Rücken-OP wegen eines eingeklemmten Nervs durchführen. Er trat nur bei wenigen Turnieren an, schaffte zum ersten Mal in seiner Profikarriere keine Top-10-Platzierung und liess sich im September und Oktober des gleichen Jahres noch einmal operieren. Die Rehabilitation dauerte bis zum Dezember 2016, als er nach 466 Tagen bei der Hero World Challenge antrat und Platz 15 belegte. Spielversuche danach missglückten, beim Masters 2017 liess Woods sich vor dem Champions Dinner eine Schmerzspritze geben, um überhaupt lange genug sitzen zu können. Als er Ende 2017 wieder bei der Hero World Challenge antrat, war er zum ersten Mal schmerzfrei. Das Comeback begann. In der Saison 2018 spielte er 18 PGA Tour Events, machte 16 Cuts und wurde Zweiter beim FedEx Cup. Bei der British Open hatte er Chancen auf den Sieg, die Tour Championship in Atlanta gewann er. Elf Jahre nach seinem letzten Major-Sieg beim US Open schaffte er auch auf dieser Stufe das perfekte Comeback. Ben Hogan und seine Frau Valerie erlebten am 2. Februar 1949 einen beinahe tödlichen Zusammenstoss mit ihrem Auto, als Hogan am Tag nach einem Playoff in Arizona mit seinem Cadillac unterwegs war. Ein Greyhound-Bus, der in einer Kurve ohne Sicht überholt hatte, fuhr in ihr Auto. Hogan warf sich über seine Frau Valerie, um sie zu schützen, und erlitt selbst schwerste Verletzungen, während sie nahezu unverletzt blieb. Die Karriere des Texaners, der zu dieser Zeit Amerikas Profigolf dominierte, schien beendet, Hogan überlebte nur mit knapper Not. Seine Ärzte prophezeiten ihm, er würde nie wieder gehen können. Ben Hogan selbst sah das anders und fing zuerst an zu chippen und zu putten und schliesslich ganze Löcher zu spielen. Als er 1950 wieder zu seinem ersten Turnier, der Los Angeles Open, antrat, verlor er erst im Playoff gegen Sam Snead. Trotzdem tat er sich immer noch schwer mit dem Laufen und hatte bei jeder Runde Golf starke Schmerzen in den Beinen. Bei der US Open in Merion nahm er täglich vor der Runde ein einstün diges heisses Bad, schluckte haufenweise Aspirin und bandagierte sich beide Beine komplett, um die Schmerzen zu unterdrücken. Noch nach den zwei ersten Tagen meinte er gegenüber seiner Frau Valerie, er sei sich nicht sicher, ob er die zwei letzten Runden überhaupt überstehen werde. Er schaffte es und musste in ein Playoff mit George Fazio und Llyod Mangrum. Das gewann er problemlos mit einer 69er-Runde. Ein schier unglaubliches Comeback hatte ein gutes Ende gefunden. Die Golf Writers Association of America verleiht jährlich den sogenannten Ben Hogan Award. Dieses Jahr ging die Auszeichnung (wie immer vor dem Masters) an Tiger Woods. «Ich denke, das grösste Comeback aller Zeiten gelang ihm», sagte Woods. «Die Schmerzen, die er durchmachte, die Dinge, die er tun musste, nur um spielen zu können – wie schwer es für ihn war, überhaupt zu gehen, das ist unvorstellbar. Und am Schluss ging er 36 Löcher und gewann eine US Open.»
38 GOLFSUISSE 02-19
Oben: Tiger Woods, erleichtert nach der langen Durststrecke. Unten: Ben Hogan bei seinem legendären Comeback am U.S. Open 1950.