Paracontact Winter 2022

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Winterspass

Ziesel-Tour

Das Magazin der Schweizer Paraplegiker-Vereinigung I Winter 2022

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Geschätzte Leserinnen und Leser

Bald ist Silvester und ich bin erfreut als auch beeindruckt über das so ereignisrei che SPV-Jahr 2022. Da war die Pandemie noch in vollen Zügen präsent, als schon die Paralympics in Peking anstanden, die Verbandsentwicklung kam in grossen Schritten voran und das Alltagsgeschäft lief auf Hochtouren. Allen Akteurinnen und Akteuren möchte ich für diesen her vorragenden Einsatz von Herzen danken.

«Teilhabe und Selbstbestimmung»

Erfreut bin ich über die Erfolge, die wir auf politischer Ebene mittragen konnten. Das grosse Ereignis war die Anhörung der Schweiz durch den UNO-Ausschuss zur Umsetzung der Behindertenrechts konvention (UNO-BRK). Die Schweiz hat kein gutes Zeugnis erhalten. Sie sei planund konzeptlos in der Umsetzung und die von der Konvention geforderte Inklu sion werde noch zu wenig gelebt. Dank der Anhörung sind die Handlungsfelder so konkret wie nie zuvor. Inclusion Handicap leitete die Lobbyarbeit als Dach verband der Behindertenorganisationen in vortrefflicher Weise und setzt sich mit vollen Kräften ein, dass die UNO-BRK Wirklichkeit wird. Die Arbeit hat gerade erst begonnen.

Auch nächstes Jahr werden wir beharrlich ein selbstbestimmtes, gleichberechtigtes Leben für Menschen mit Behinderung fordern. Die Petition an den Bundesrat haben wir eingereicht. Die Schweiz soll sich auch zum Zusatzprotokoll der UNO-BRK bekennen. Zugleich fordert die Inklusionsinitiative mehr Rechte für Menschen mit Behinderung. All unsere Kräfte sind dabei gefordert.

Wir setzen uns entschlossen für die Bedürfnisse unserer Mitglieder ein, sei es auf rechtlicher Ebene, sei es für hin dernisfreie Infrastruktur oder für die Versorgung mit Hilfsmitteln. Diese Interessenvertretung ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Denn ohne sich für eine umfassende Inklusion einzu setzen, kann keine ganzheitliche Rehabi litation und kein lebenslanges Begleiten gelingen.

Ich wünsche Ihnen viel Spass bei der Lektüre, frohe Festtage und ein glück bringendes neues Jahr.

Herzlichst

Olga Manfredi, Präsidentin

Paracontact I Winter 2022 3 EDITORIAL

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Herausgeberin

Schweizer Paraplegiker-Vereinigung Kantonsstrasse 40, 6207 Nottwil Telefon 041 939 54 00 E-Mail spv@spv.ch www.spv.ch

Chefredaktorin Evelyn Schmid

Redaktion

Laurent Prince, Nadja Venetz, Felix Schärer, Roger Getzmann, Daniela Vozza, Michael Bütikofer, Peter Birrer, Tina Achermann

Koordination, Grafik, Inserate Andrea Di Bilio-Waldispühl, Tina Achermann

Fotos

SPV, SPS, Adobe Stock Bilder, Peter Birrer, Charleen Bretteville, Inclusion Handicap, Swiss Paralympic, Daniel Streit, SCC Events, Tobias Lackner, Sam Buchli, IBSF

Druck

Brunner Medien AG, www.bag.ch

Redaktionsschluss

Ausgabe Frühling 2023: abgeschlossen Ausgabe Sommer 2023: 14.2.2023

Auflage

8100 Exemplare deutsch 4 250 Exemplare französisch

Wir bemühen uns um gendergerechtes Schreiben, verwenden zur besseren Lesbarkeit manchmal die weibliche oder männliche Form stellvertretend für alle Geschlechter.

Alle Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Fremdbeiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung der SPV wieder. Ein Abdruck von unverlangt eingesendeten Manuskripten ist nicht gewährleistet.

WIR BEWEGEN

AKTUELL 6 UNSERE PARTNER Herzlichen Dank 8 WEIHNACHTSREZEPT Süsse Schoggiküsse 9 NACHGEFRAGT Alle Termine im Griff 10 ZENTRALFEST UND BENEVOL Awardverdächtige Feststimmung 11

LEBENSBERATUNG KLINIKAUSTRITT Endlich wieder daheim –und jetzt? 12 LEBENSQUALITÄT STEIGERN Wie weiter zu Hause? 15

RECHTSBERATUNG UNFALLVERSICHERUNG Wann werden Leistungen gekürzt? 16 RECHTSPRECHUNG Sturz aus dem Rollstuhl 19

MEDIZIN UND WISSENSCHAFT FORTBILDUNG Tetrahandchirurgie auf höchstem Niveau 20

HINDERNISFREIES BAUEN WOHNHAUS ANBAU Ein nachhaltiges Projekt –für drei Generationen 22

FREIZEIT SCHOTTLAND Mehr als nur Kilts und Dudelsäcke 24 IN KÜRZE 26 REISELEITUNG Alles Roger oder was? 29

ROLLSTUHLSPORT «MOVE ON» Sportarten entdecken, Freundschaften schliessen 30 IN KÜRZE 32 BILDUNG Ganz nach dem Motto «Bewegung Spiel Spass» 35

MEDAILLENGEWINNER*INNEN Von Eiskanal, Strasse und Parkett aufs Podest 36 WINTERPROGRAMM Ab in den Schnee 39 LEBEN NACH DEM SPITZENSPORT «Leidenschaft im Job gefunden» 41

FOKUS

VERMISCHTES 42 IM GESPRÄCH Colette Couleau 44 UNSERE HELFER Wie ein altes Ehepaar 47 EHRUNG Querschnittgelähmte des Jahres 49 FÜR SIE DA Jacqueline Calame 50

Paracontact I Winter 2022 5 IMPRESSUM INHALT
22 30

Präsident*innentreffen

Am 17. September 2022 trafen sich in Nottwil die Präsidentinnen und Präsidenten der 27 Rollstuhlclubs, um aktuelle Themen aus dem Vereinsleben zu besprechen.

Jerôme Bagnoud (CFR Valais Romand) und Thomas Köppel (RC St. Gallen) präsentierten ihre beiden Clubs und legten dar, wie sie mit gegenwärtigen Herausforderungen umgehen.

Von Seiten SPV erhielten die Teilneh menden Informationen zu den 2023 anstehenden Wahlen in den Zentral vorstand, zum Projekt der Verbands entwicklung und zu politischen Themen. Selbstverständlich blieb dar über hinaus genügend Zeit für den angeregten Austausch untereinander.

Das Treffen der Präsidentinnen und Präsidenten findet zwei Mal jährlich statt. Die Zusammenkunft fördert den Informationsfluss zwischen SPV und den Clubs und gibt den Rollstuhlclubs die Chance, sich besser untereinan der zu vernetzen.

POLITIK Inklusionsinitiative

In der Schweiz leben rund 1,8 Mio. Menschen mit einer Behinderung. Gleichstellung, ein selbstbestimm tes Leben und der Zugang insbeson dere zu Arbeit, Bildung, Gebäuden, Verkehr, politischer Partizipation und Dienstleistungen ist für sie bis heute nicht sichergestellt.

Das soll sich mit der Inklusionsinitia tive ändern: Durch eine Anpassung der Bundesverfassung sollen die Rechte von Menschen mit Behinde rungen gestärkt werden. Sie sollen wie alle anderen Menschen selbstbe stimmt am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Wo nötig, sollen

ihnen die dafür erforderlichen Unter stützungsmassnahmen gewährt wer den.

Die Initiative verfolgt drei Ziele:

1. Die Rechte von Menschen mit Behinderungen sollen gestärkt werden.

2. Menschen mit Behinderungen sollen ihre Wohnform und ihren Wohnort wie andere Menschen wählen können.

3. Menschen mit Behinderungen sollen selbstbestimmt und mit gleichen Wahlmöglichkeiten wie andere Menschen am Leben der Gesellschaft teilnehmen können.

In der Vorbereitungsgruppe der Initi ative haben der Verein Tatkraft, Inclu sion Handicap, AGILE.ch und die Stiftung für direkte Demokratie mit gearbeitet.

Der Start der Unterschriftensamm lung ist für Frühjahr 2023 vorgesehen. Wir halten Sie auf dem Laufenden.

POLITIK

Energiekrise

Die Schweiz steht bezüglich Ener gieversorgung in diesem Winter vor einer grossen Herausforderung. Von Strommangel besonders betroffen wären auch Menschen mit einer Be hinderung: Viele sind auf elektroni sche Hilfsmittel angewiesen.

Bei einer Mangellage sind von Spar apellen über Kontingentierungen bis hin zur Netzabschaltung für einige Stunden verschiedene Massnahmen

vorgesehen. Welche Rolle in den Überlegungen die besonderen Be dürfnisse von Menschen mit Behin derungen spielen, bleibt bisher unklar. Nationalrat Christian Lohr und Stän derätin Maya Graf richteten sich Ende September deshalb mit einer Interpel lation an den Bundesrat. Sie wollen wissen, ob der Bundesrat spezifische Massnahmen für Menschen mit Be hinderungen vorsieht und wie er diese kommunizieren wird.

RUBRIK 6 Paracontact I Winter 2022 AKTUELL
ROLLSTUHLCLUBS

GESCHÄFTSSTELLE

Büroumbau beendet

Per Ende Oktober wurden alle Arbeiten in den Büros der Geschäftsstelle in Nottwil beendet.

Ein Besuch ist wieder ohne Einschränkungen möglich. Schauen Sie gerne vorbei. Wir freuen uns, Sie persönlich in unseren neu gestalteten Räumen zu begrüssen.

Öffnungszeiten

über die Feiertage

Vom 27. bis 30. Dezember 2022 machen wir Betriebs ferien. Am 3. Januar 2023 sind wir wieder für Sie da. Wir wün schen Ihnen frohe Festtage.

NEUE MITARBEITENDE

SPV-Höck

Die SPV bietet in der Uniklinik Balgrist regel mässig Infoveranstaltungen an.

Offene Runde: Stammtisch Lebensberatung SPV Donnerstag, 26.1.2023, 16.00–18.00 Uhr

Interessierte treffen sich im Restaurant der Uniklinik Balgrist zum Austausch. Ein*e Mitar beiter*in der SPV-Lebensberatung ist anwesend.

Mobilität – Fahrzeugumbau Lebensberatung SPV Montag, 27.2.2023, 15.00–17.00 Uhr

Ein*e Mitarbeiter*in der Lebensberatung infor miert über Vergünstigungen im ÖV, Autokauf und -umbau sowie Mobilität ganz allgemein.

WEBSITE spv.ch

Vermutlich haben Sie es schon längst bemerkt: Unser Webauftritt erstrahlt in neuem Kleid.

Wir haben spv.ch einer Gene ralüberholung unterzogen. Die Website ist nun übersichtlich, freundlich, modern und macht einfach Spass. Gehen Sie auf Entdeckungstour und teilen Sie Ihre Meinung mit uns.

Anschauen www.spv.ch

Luca Anthonioz Sportartenmanager

Luca Anthonioz ist der neue Sportarten manager für Tennis, Basketball und Tisch tennis. Davor war er bei Swiss Table Tennis für die Bereiche Marketing und Kommunikation, Medien und National ligen verantwortlich.

Topspin

Tischtennis hat nach wie vor einen wichti gen Platz. Seit 2008 spielt der Romand in der Nationalliga B. Der 31-Jährige tritt aber auch gerne in die Pedale seines Rennrads oder wandert in den Bergen. Abseits des Sports interessiert er sich für Sprachen und Literatur.

Ruth Bättig Koller Sachbearbeiterin LB

Seit August 2022 unterstützt Ruth Bättig Koller die Bereichsleiterin der Lebens beratung als Sachbearbeiterin. Die SPG kennt die ausgebildete Bibliothekarin gut. Ab 1994 war Ruth Bättig Koller mitverant wortlich für den Aufbau der Bibliothek der SPG und arbeitete von 2020 bis 2022 als Assistentin bei der Schweizer ParaplegikerForschung.

Kleinkunst Ehrenamtlich engagiert sich Ruth Bättig Koller im Kleintheater Sursee. Entspan nung findet sie beim Lesen oder draussen in der Natur.

Merisa Ramosaj KV Lernende

Im August startete Merisa Ramosaj bei der SPV ihre kaufmännische Ausbildung. Die Einzigartigkeit der SPG gefällt ihr sehr. Neben dem Lehrabschluss will sie auch die Berufsmatur erreichen und anschlies send BWL studieren.

Batôn

Mit viel Begeisterung tanzt die 15-Jährige beim Majorettenkorps Wauwil. Das High light: die grosse Show, die der Verein alle zwei Jahre veranstaltet. Ihre freie Zeit verbringt Merisa Ramosaj gerne mit ihrer Familie oder beim Shopping mit Freun dinnen.

Paracontact I Winter 2022 7
LEBENSBERATUNG

Volle Power

Events, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen, und sinnvolle Partnerschaften mit grosser Wirkung für unsere Mitglieder am Beispiel einer Weihnachtsgeschichte.

Sie haben geschwitzt und gelitten für die Rollstuhlsportler*innen der Schweizer Para plegiker-Vereinigung und das Ergebnis ist fantastisch: CHF 4924.– hat die CrossFit Box «Limitless Power» gesammelt und zur Unterstützung des Sportcamps «move on» von Rollstuhlsport Schweiz überwiesen.

Inhaber und Initiant Marc Hess erklärt, wie es zur Spenden-Aktion kam: «In der CrossFit-Gemeinde gilt das Motto: Alle sind gleich. In diesem Sinne gibt es welt weit auch eine grosse adaptive CrossFit-Gemeinde, in der Menschen mit ver schiedenen Behinderungen an inklusiven CrossFit-Wettkämpfen teilnehmen. Die Weihnachts-Aktion gab es bei uns schon länger. Da wir während der Coronazeit unglaublichen Support unserer Mitglieder erhalten hatten, wollten wir mit der Spen den-Aktion letztes Jahr ein spezielles Pro jekt unterstützen. Schnell war klar, dass die Spende zugunsten von Rollstuhlsport

Schweiz gehen wird. Wir als Bewegungs menschen können uns kaum vorstellen, wie es wäre, wenn wir unserer sportlichen Leidenschaft nicht mehr nachgehen könn ten. Daher finden wir gerade das Sport camp «move on» eine tolle Sache, wo Men schen verschiedene Sportarten ausprobieren und ihre Leidenschaft für den Sport im Rollstuhl wiederentdecken können.»

EIN HERZLICHES MERCI

Schreiben auch Sie Erfolgsgeschichten im Rollstuhlsport mit oder unterstützen Sie Freizeitaktivitäten wie Reisen und kulturelle Events. Gerne unterbreiten wir Ihnen ein individuelles Angebot.

Ihr Kontakt Nicolas Hausammann Verantwortlicher Sportvermarktung sponsoring@spv.ch Tel. 041 939 54 48

SUPPORTER

– AMAG Sursee

– Bergbahnen Sörenberg, Sörenberg – Blanc et Zahnd, Villarzel – Brunner Medien AG, Kriens – Bundesamt für Sport, Magglingen

– Caffè Chicco d’Oro di Er. Rino Valsangiacomo SA, Balerna – CHRIS sports AG, Münchwilen – Teamsportstore, Manno – Europcar AMAG Services AG, Kloten – Fizzy Gazzose Ticinesi SA, Personico – GBY AG, Vuisternens-en-Ogoz – H.P. Schmid AG (BMW), Bachenbülach – Limitless Power GmbH, Kriens – Pastoralraum Siggenthal, Untersiggenthal

– Pavel Michael Karl, Strengelbach

– perü timing, Lengnau

– Salomon - Amer Sports SA Switzerland, Hagendorn

– Schweizerische Vereinigung zugunsten von Personen mit Spina Bifida und Hydrocephalus, Tagelswangen

– Sportmedizin, Nottwil

– Stiftung Denk an mich, Basel

– Stiftung Folsäure Schweiz, Zug

– Swiss International Air Lines Ltd., Zürich

– Swiss Olympic, Ittigen

– Valiant Bank AG, Luzern

– Visico GmbH, Spreitenbach

– Wipf Felix, Zürich

WIR BEWEGEN 8 Paracontact I Winter 2022 UNSERE
PARTNER
SPONSOREN MAIN PARTNER PARTNER

Süsse Schoggiküsse

Leicht wie ein Kuss, süss wie die Freude und herzhaft wie das Leben, so sind unsere diesjährigen Weihnachts leckereien. Probieren Sie es aus, Sie werden es nicht bereuen.

Ein Wow muss es hervorrufen und doch ganz einfach machbar sein; das sind die Grundbedingungen für unser Weihnachts rezept. Und wie jedes Jahr überboten sich die SPV-Bäckerinnen und Bäcker mit le ckeren Vorschlägen. Das Rennen gemacht hat das Rezept einer Mitarbeiterin, die seit mehr als 30 Jahren bei der SPV arbeitet

und das Team immer wieder mit ihren Künsten verwöhnt. Der Name sei hier nicht verraten.

Und so gehts

Eiweiss, Salz und Zucker in eine Schüssel geben. Schüssel in das warme Wasserbad stellen. Masse bei mittlerer Stufe mit dem Mixer 5–7 Minuten schlagen, bis sich der Zucker gelöst hat.

Backpulver dazugeben. Schüssel aus dem Wasserbad nehmen, ca. 5 Minuten auf höchster Stufe weiterrühren. Masse hal bieren, eine Portion mit einigen Tropfen Lebensmittelfarbe einfärben. Massen in die Spritzsäcke geben, Spitzen abschnei den und auf die Biskuits spritzen. Eine Stunde trocknen lassen.

Schoggiküsse auf ein Kuchengitter stellen. Kuchenglasur nach Anleitung schmelzen, vorsichtig darüber giessen, Kokosraspel

ZUTATEN

Für 20 Stück

Zubereiten ca. 30 Minuten Trocknen lassen ca. 1 Stunde 2 Einweg-Spritzsäcke

2 Eiweisse 1 Prise Salz 100 g Zucker

1/2 TL Backpulver Wenig rote Lebensmittelfarbe, nach Belieben 100 g möglichst dünne Biscuits, z. B. Butterfly oder Butterherzli

2 Beutel dunkle Kuchenglasur, je 125 g 2 EL Kokosraspeln oder gehackte Nüsse Einige Tropfen rote Lebensmittelfarbe, nach Belieben

oder gehackte Nüsse darüber streuen, trocknen lassen. Die Schoggiküsse sind im Kühlschrank zwei Tage haltbar.

FROHE WEIHNACHTEN

Das Team der Schweizer ParaplegikerVereinigung wünscht Ihnen, Ihren Familien, Freunden und Bekannten schöne Weihnachtstage und alles Gute für das neue Jahr.

Paracontact I Winter 2022 9
WEIHNACHTSREZEPT
WIR BEWEGEN

Alle Termine im Griff

Stefan Stalder, Leiter Digitalisierung Innovation Transformation, verantwortete in einer Co-Projektleitung «paraplegie», die jüngst lancierte App der Schweizer Paraplegiker-Gruppe.

Venetz

Wieso benötigt die Schweizer ParaplegikerGruppe eine App? Schon seit Jahren nimmt die Smartphone-Nutzung zu und immer mehr Funk tionen erleichtern uns den Alltag. Glücklicherweise ist der Trend auch im Gesundheitswesen an gekommen. Patientinnen und Patienten möchten mehr über ihren Aufenthalt erfahren und verlangen vereinfachten Zu griff auf ihre Daten. Hinzu kommt, dass wir innerhalb der Schweizer ParaplegikerGruppe eine Vielzahl von nützlichen Dienstleistungen anbieten. Viele davon bieten wir unseren Kundinnen und Kun den ein Leben lang. Dazu wird die App einen wichtigen Beitrag leisten.

An wen richtet sich die App? «paraplegie» ist vor allem für die Patien tinnen und Kunden der SPG, aber auch für Angehörige und Besucher. Wir haben bei der Entwicklung auf eine möglichst barrierefreie Bedienung geachtet, damit die App von allen Menschen benutzt wer den kann.

Weshalb sollte ich «paraplegie» verwenden?

Die App «paraplegie» bietet mir jederzeit eine aktuelle Übersicht über meine Ter mine im Schweizer Paraplegiker-Zentrum und in der Orthotec, inklusive hilfreichen Hinweisen zu den vereinbarten Terminen. Ich kann meine Angehörigen berechtigen,

damit sie meinen Termin plan ebenfalls einsehen können. Ausserdem kann ich mich dank der Navi gationslösung auf dem weitläufigen Gelände bes ser zurechtfinden. Die Na vigation führt mich direkt zum Zielort.

Wie habt ihr die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer abgeholt?

Wir haben sehr viele Interviews geführt, direkt mit Betroffenen, aber auch mit Mit arbeitenden mit viel Patienten- und Kun denkontakt. Die zahlreichen Rückmel dungen und Ideen haben wir verdichtet und thematisch geordnet. Das Ergebnis dieser Umfrage war eindeutig: Das Be dürfnis nach einer Terminübersicht und einer Navigationshilfe durchs Haus wurde mit Abstand auf häufigsten genannt.

Was waren die grossen Heraus forderungen?

Es gab leider keinen Anbieter auf dem Markt, der genau diese beiden Aspekte ab deckt und dazu noch fähig ist, uns bei künftigen Weiterentwicklungen zu unter stützen. Daher mussten wir die App mit drei Software-Anbietern umsetzen, was einen hohen Koordinationsaufwand erfor derte. Ausserdem sind die Datenschutz anforderungen im Gesundheitswesen sehr hoch. Wir setzen daher eine Anmeldung mit Swiss-ID voraus. Der einmalige Anmel deprozess ist aufwendig, der Datenzugriff danach aber sicher.

Was war bzw. ist deine Rolle in diesem Projekt?

Manuela Vonwil und ich haben uns von Anfang an die Projektleitung geteilt. Sie hat sich hauptsächlich um die Kommuni kation und Bedienbarkeit der App geküm mert, ich war für den technischen Teil zu ständig. Mittlerweile sind wir beide Pro motoren der App und versuchen so viele Nutzerinnen und Nutzer wie möglich zu gewinnen. Zudem arbeiten wir schon an der nächsten Ausbaustufe mit weiteren Funktionen.

Die deutschsprachige App ist für iOS und Android im entsprechenden Store verfüg bar. Die Sprachversionen Französisch, Ita lienisch und Englisch sind in Erarbeitung.

Informationen zum Einrichten der App

WIR BEWEGEN 10 Paracontact I Winter 2022
NACHGEFRAGT

Awardverdächtige Feststimmung

Wer nicht da war, hat etwas verpasst. Am Zentralfest wurde gefeiert, gelacht, diskutiert und es wurden Menschen ins Zentrum gestellt, die Grosses geleistet haben.

Der Rollstuhlclub Neuenburg feierte mit dem Zentralfest sein 30-jähriges Bestehen und liess hunderte von bunten Ballons in den Himmel steigen. Gleichzeitig stärkte Präsident Fabien Bertschy die Begeiste rung für die Region mit typischer Musik, lokalen Spezialitäten und einem bunten Markt. Auch das Wetter spielte mit, sodass die Einfahrt des Giro Suisse bei Sonnen schein stattfand. Die rund 270 aus der ganzen Schweiz angereisten Besucherin nen und Besucher genossen einen unbe schwerten Tag.

Benevol Awards

Die Awards sind Zeichen der Wertschät zung. Am diesjährigen Zentralfest über reichte Direktor Laurent Prince acht Aus zeichnungen an langjährige Ehrenamtliche und Freiwillige, die in den Rollstuhlclubs mit viel Engagement dafür sorgen, dass das Vereinsleben funktioniert. Wer min

destens 10 Jahre in einem Club mitgewirkt und mindestens 100 Arbeitsstunden ge leistet hat, kam dafür in Frage. Über einen Award freuten sich:

Peter Gilomen, RCZS

Der 76-jährige Krienser ist seit fast einem halben Jahrhundert mit dem Club ver bunden, 21 Jahre leistete er Vorstandsar beit. Er war Präsident, Materialwart, Bei sitzer und Organisator des Langlauflagers im Goms. Heute turnt er immer noch und klopft gerne einen Jass.

Uschi Feldmann, RCZO

Die 66-Jährige aus Uster amtete als Koor dinatorin für Tischoffizielle im Rollstuhl basketball. Während fast drei Jahrzehnten garantierte sie, dass bei «ihren» Spielen die Resultate korrekt erfasst wurden. Als Lei terin des Ressorts Kultur und Freizeit be geisterte sie mit einem tollen Programm.

Heidi Surbeck, RCWSH

Seit 28 Jahren ist die 55-Jährige aus Hallau Aktuarin und damit eine versierte Schrei berin. Sie verfasst kompetent Protokolle und Einladungen für alle möglichen An lässe, organisiert den Versand und ist die rechte Hand von Kultur- und Freizeitchef Beat Kistler.

Jeannette Staubli, ROCSO

Seit 2001 ist die 63-Jährige aus Kestenholz Leiterin des Ressorts Sport. 2002 gründete sie das Kreativtraining für schwächere Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer. Als Che fin Kultur und Freizeit organisiert sie An lässe und überlässt dank mehrfachen RekoAusflügen nie etwas dem Zufall.

Elisabeth Dürst, RCC

Sie leitete lange den Bereich Kultur und Freizeit. Nun ist die 71-Jährige aus Domat/ Ems Revisorin. Wenn Not am Mann – bzw. an der Frau – ist, springt sie ein. So über nahm sie unlängst interimistisch noch mals das Ressort KF und ist an fast jeder Delegiertenversammlung der SPV.

Günter Heil, RSCB

Der 74-Jährige aus Worb prägte während drei Jahrzehnten das Clubheft «Der rol lende Bär» und kreierte als Webmaster die erste Webseite. Noch heute ist er stets auf Platz, wenn Fotos oder ein paar Zeilen ge fragt sind. Ausserdem steht er als Co-Lei ter bei «Bewegung, Spiel und Spass» im Einsatz.

Thuy Essellier, CFRVR

Seit Gründung des Clubs 1995 ist die 49-Jäh rige aus Sitten fleissige Teilnehmerin an Events. Mit dem Handbike legt sie rund 4800 Kilometer pro Jahr zurück – und hat stets Rock und High Heels dabei! Seit 2010 leitet die Sozialarbeiterin das Ressort Rechtsund Sozialberatung und ist Eintrittscoach für Neumitglieder.

Jacqueline

Recordon, CFRL

Seit 1994 ist sie Clubmitglied, seit 1995 im Vorstand. 2013 übernahm sie das Vizeprä sidium, derzeit ist sie interimistisch Fi nanzchefin. Die 67-Jährige aus Cheseauxsur-Lausanne zählt dabei nie die Stunden und steht Präsidentin Aude Jardin stets zur Seite.

WIR BEWEGEN ZENTRALFEST UND BENEVOL
Paracontact I Winter 2022 11
Die Awardgewinner*innen (ohne Heidi Surbeck)

Endlich wieder daheim –und jetzt?

Die Rückkehr von der Klinik in die gewohnte Umgebung stellt viele vor grosse Herausforderungen, der Alltag ist ein anderer als beim stationären Aufenthalt.

Roman Späni hat sich bereits im SPZ in Nottwil intensiv auf die Rückkehr vorbe reitet. Assia Al-Zubaidi tut sich schwer da mit, dass sie nicht mehr in ihren geliebten Beruf zurückkehren kann. Sie beide erhal ten Unterstützung bei der SPV.

Der schwere Kampf der Assia Al­Zubaidi

Die Arbeit erfüllt sie, als Chef-Rezeptio nistin in einem Hotel gönnt sie sich nur selten freie Tage. «Das war mein Leben», sagt die 49-Jährige. Und jetzt? Vieles ist an

ders und nur schwer zu akzeptieren. Oder mit ihren Worten formuliert: «Früher war ich im Ferrari unterwegs. Heute fühle ich mich wie in einem Trabi in den Ferien.» Das Tempo hat sie drosseln müssen, ge zwungenermassen. Im April 2018 rutscht sie auf einer Eisfläche aus und zieht sich einen Brustwirbelbruch zu, die Ärzte dia gnostizieren bei ihr eine schwere Osteopo rose. Sie denkt, ganz Optimistin: «Das wird schon wieder.»

Aber sie irrt. Es wird schlimmer. 2019 und 2020 müssen mehrere Wirbel versteift wer den, Assia Al-Zubaidi kämpft mit Gleich gewichtsstörungen. Ein Eingriff am 15. Mai 2020 zwingt sie in den Rollstuhl, es folgt die Rehabilitationszeit im SPZ Nottwil. Aber das ist nicht alles: 2022 muss sie sich einer weiteren Rückenoperation unterzie hen.

Arbeitsort war die zweite Stube Sie verliert ein grosses Stück ihrer Unab hängigkeit, fühlt sich ausgeliefert und nur noch «wie ein halber Mensch». Auf einmal ist sie, die so ungern Hilfe in Anspruch nimmt, auf Support angewiesen, sie muss akzeptieren, dass sie nicht mehr eigen ständig ins Bett gehen kann. Und dass es nichts mehr wird mit der Rückkehr in ihren geliebten Beruf. Zweimal pro Tag erhält sie Unterstützung von der Spitex. Sie ist sehr wohl dankbar dafür, aber sie tut sich schwer. Und sagt: «Ich kann Menschen, die de pressiv werden, immer besser verstehen.» Assia Al-Zubaidi leidet auch, weil die

Schmerzen manchmal unerträglich sind und aufs Gemüt schlagen. Sie benötigt teils starke Medikamente, um einigermas sen durch den Tag zu kommen. Die Deut sche mit irakischen Wurzeln lebt jetzt wie der allein in Klosters, unweit des Hotels, das über Jahre wie ein zweites Wohnzim mer für sie gewesen ist.

«Holt Hilfe!»

Die Struktur durch die Arbeit ist ihr ab handengekommen. Das ist es, was für sie die Situation so herausfordernd macht. Und das Loslassen bereitet ihr grösste Mühe. Nach dem stationären Aufenthalt in Nottwil muss sie sich in einer angepass ten Wohnung einrichten, Termine arran gieren, das ganze Leben neu ordnen. Oft hat sie während ihres Aufenthalts im SPZ gehört: «Es wird vieles anders sein, wenn du wieder daheim bist.» Nun realisiert sie: Das stimmt. Wiederholt fühlt es sich an, als würde ihr die Decke auf den Kopf fal len. Das Gefühl, überfordert zu sein, lässt sich nicht auf Knopfdruck beseitigen.

Aber sie ist dankbar dafür, dass sie sich nicht gescheut hat, Hilfe zu holen. Sie war zuerst bei der Sozialberatung im SPZ und danach bei der Lebensberatung der SPV. «Ohne diese Hilfe wäre ich total aufge schmissen», sagt sie. Darüber hinaus ste hen ihr die Seelsorge und psychologische Unterstützung in schwierigen Phasen bei. Jeder und jedem Betroffenen rät sie auf grund ihrer Erfahrung: «Holt Hilfe! Wen det euch an Fachleute!»

12 Paracontact I Winter 2022 LEBENSBERATUNG KLINIKAUSTRITT
Assia Al Zubaidi holt sich Hilfe

Die Chemie stimmt

Die Frau hat Humor, und sie bemüht sich immer wieder, das Positive im Leben zu erkennen. Dazu zählt ihr Umfeld, das ihr Halt gibt. Der Chef steht ihr jederzeit bei. Die Vermieter kümmern sich rührend um sie, und von grösster Bedeutung ist für sie Nottwil. «Während des Aufenthalts im SPZ habe ich wahnsinnig tolle Leute kennen gelernt, denen ich ohne mein Schicksal wohl nie begegnet wäre», sagt sie, «die Che mie mit dem Pflegepersonal und den Men schen der Sozialberatung stimmte einfach.»

Die engen Verbindungen mit Menschen, die ihr nahestehen, geben ihr Hoffnung und Mut. Sie helfen, aus Krisen zu finden, von denen es immer wieder welche gibt, mal grössere, mal kleinere.

Assia Al-Zubaidi will leben, sie ist auch bereit, dafür zu kämpfen, dass sie gut lebt: «Wenn eine höhere Macht gewollt hätte, dass es vorbei ist, wäre ich nicht mehr hier. Jetzt bin ich da und versuche, das Beste zu machen. Obwohl das oft sehr schwierig ist.»

Der eiserne Wille des Roman Späni

Während seiner Primärrehabilitation fühlt sich der 45-jährige Schwyzer nie alleinge lassen. Im neuen Alltag findet er sich gut zurecht – auch dank positiver Einstellung.

Wenn er wieder daheim sei, in der alten Umgebung, werde er bei null anfangen müssen. Die Worte hört er mehrmals, und sie klingen wie eine Warnung. Aber Roman Späni lässt sich nicht entmutigen, im Gegenteil. Auch heute noch stacheln ihn diese Worte an. Während der Erstre habilitation im SPZ verzichtet er bewusst darauf, ständig um Hilfe zu bitten.

Manchmal beisst er, manchmal leidet er –aber der eiserne Wille hilft ihm, Fortschritte zu machen. Plötzlich gelingt es ihm, selber die Zähne zu putzen. Das steigert sein Selbstvertrauen.

«Gefüttert wie ein kleiner Vogel» Es ist ein kurzes Vergnügen im Wasser, das ihn in eine neue Welt katapultiert und ihn zwingt, radikal umzudenken. Am 29. Sep

tember 2019 macht ein Badeunfall auf den Kapverden aus ihm einen Tetraplegiker. Der sechste Halswirbel wird zertrümmert, keine 20 Stunden später wird der Schwyzer in Nottwil operiert.

Der Elektromechaniker liegt sechs Wo chen auf der Intensivstation. Er, der sich gewohnt ist, anzupacken, Sport zu treiben, zu reisen, wird anfänglich «gefüttert wie ein kleiner Vogel». Späni fühlt sich ausge liefert, aber doch gut aufgehoben.

In Nottwil wird früh schon die Zukunft thematisiert. Etwas mehr als zwei Monate nach dem Unfall besichtigt er mit zwei Er gotherapeutinnen, einem Architekten und dem Hausbesitzer seine Wohnung in Frei enbach SZ. Der Besuch ist emotional. Und wertvoll. Weil klar ist, dass er dank bauli chen Massnahmen nicht umziehen muss. Das Bad wird angepasst, ein Lift geplant und Schwellen werden abgetragen.

To do Liste der Sozialarbeiterin Roman Späni fühlt sich nie alleingelassen. Neben der medizinischen und therapeu tischen Versorgung erhält er im SPZ täg lich Besuch von der Familie und Freun den. Von der ParaWork steht ihm Nathalie Bregy als Jobcoach zur Seite. Und da ist Sozialarbeiterin Judith Stocker, die mit ihm einen zentralen Punkt intensiv an schaut: Welche Leistungen stehen dem Be troffenen zu?

In der Familie kümmert er sich um Ange legenheiten wie die Krankenkasse, er hat auf diesem Gebiet eine Ahnung: «Aber na türlich wusste ich nicht über alles Be scheid.» Dafür hat er nun Judith Stocker, die eine To-do-Liste mit allen wichtigen Punkten führt. Woche für Woche findet ein Austausch zwischen den beiden statt, was Späni ein gutes Gefühl gibt: «Ich wusste, dass ich mich bei Fragen immer an sie wenden konnte.»

Nach acht Monaten in Nottwil kehrt er nach Hause zu seiner Frau Ana und den zwei Buben Gabriel und Davi zurück, die ihm alles bedeuten und sein grosser Rück halt sind. Freunde des Eishockeyteams Power Ants in Pfäffikon SZ gründen den Gönnerverein «Power4Roman» und sam

meln Geld für ihren Teamkollegen, der sich so einen Kleinbus kaufen und ein hohes Mass an Mobilität wahren kann.

Das Problem mit der Suva Roman Späni kehrt in neuer Funktion zum alten Arbeitgeber zurück. Gemeinsam mit dem Vorgesetzten, dem ParaWork-Job coach und dem Case Manager der Suva legen sie fest, dass seine Leistungsfähigkeit rund 16 Stunden pro Woche beträgt. Den Fall beurteilt ein Spezialist der Suva aber anders: Er findet, dass Späni 70 Prozent sei nes Pensums zuzumuten sind. «Er hat so entschieden, ohne mich gesehen zu ha ben», sagt er. «Ich bin alles andere als faul. Aber die Einschränkungen lassen nicht mehr zu.»

Roman Späni erinnert sich an einen Hin weis der Sozialberatung, dass das Institut für Rechtsberatung der SPV just für solche Fälle Unterstützung leistet. Mit dessen Hil fe erhebt er Einsprache. Noch ist diese hängig.

Im neuen Alltag findet er sich grundsätz lich gut zurecht. Das hat viel mit seiner Einstellung zu tun, seiner positiven Art, das Schicksal anzunehmen: «Aufgeben ist keine Option. Man muss im Kopf stark sein und wissen: Es gibt für fast alles eine Lösung, wenn man bereit ist, etwas dafür zu tun.»

Paracontact I Winter 2022 13
Roman Späni tankt bei der Familie auf

Wie weiter zu Hause?

Querschnittgelähmte werden nach dem stationären Aufenthalt mit neuen Situationen konfrontiert –und müssen viele Aufgaben lösen. Das Team der Lebensberatung hilft.

Von Peter Birrer Der Austritt aus der Klinik ist gleichbe deutend mit dem Eintritt in einen neuen Alltag. Die Erfahrungen zeigen: Die Betroffenen stehen bei diesem Wechsel vor beson deren Herausforderungen. Manche muten sich zu viel zu – und geraten an Grenzen.

Umso wichtiger ist die Rolle der Lebensberatung der SPV mit ihrem breiten Angebot und ihrer Bereit schaft, Unterstützung zu leisten. Bei Fach leuten wie Judith Stocker sind Klientinnen und Klienten an der richtigen Adresse. Die 44-jährige Sozialarbeiterin aus Neu dorf LU sagt: «Wir sind da, um die Men schen bei sich daheim zu unterstützen.»

Während der Primärrehabilitation erfolgt die intensive Vorbereitung auf den Aus tritt. Einfluss nimmt auch die stationäre Sozialberatung, die sich jedem Fall indivi duell annimmt, alles schriftlich festhält und darauf hinweist, dass nach dem Aus tritt aus der Klinik bei Unklarheiten die Sozialberatung der SPV kontaktiert wer den kann.

Realität oft eine andere Bevor sie vom stationären Aufenthalt nach Hause zurückkehren, werden viele nicht mit der Lebensberatung der SPV ver knüpft, weil sie sich in einem – vermeint lich – stabilen Zustand befinden. Und weil man davon ausgeht, dass sie sich melden, wenn Bedarf herrscht. Allerdings hat sich gezeigt, dass nach einem Klinikaustritt

nur selten Kontakt mit der Sozialberatung aufgenommen wird, wenn vorgängig nicht eine persönliche Übergabe statt gefunden hat. Dies obwohl Patienten während des sta tionären Aufenthalts wie derholt dazu ermuntert werden, sich zu melden.

Den Betroffenen werden allerlei Informationen mitge geben. Sie gehen deshalb davon aus, dass sie für jeden Fall gerüstet sind. Allerdings ist die Realität sehr oft eine an dere. Zu Hause sehen sie sich plötzlich mit Themen konfrontiert, auf die sie ohne fach spezifisches Wissen keine Antwort finden.

Unterstützung in allen

chen auseinander: Sind alle berücksichtigt worden? Muss die Anfrage an die Juristen triagiert werden? Oder wenn es um das Fi nanzielle geht: Sind beispielsweise Hilfs mittel nicht bezahlt worden, obwohl An spruch darauf bestünde? Im Weiteren hilft die Lebensberatung mit, eine Tagesstruktur aufzubauen, soziale Kontakte herzustellen, in den Bereichen Haushalt, Arbeit oder Freizeit und Sport Netzwerke zu knüpfen.

In einer Studie zu den sozialarbeiterischen Angeboten der Schweizerischen Paraple giker-Gruppe beschreiben Befragte das Nachhausekommen als «Überforderung», auch als «Schock» und «Neuanfang». Die Studie zeigt auf, warum keine oder nur wenig externe Hilfe angefordert wird. Be fragte geben an, dass für sie die Familie die wichtigste Stütze ist. Professionelle Unter stützung wird erst angefordert, wenn in diesem Umfeld die Probleme nicht mehr gelöst werden können. Soziale Arbeit ist in der Rehaklinik selbstverständlich. Ju dith Stocker ist sehr froh, dass durch die SPV dieses Angebot auch zu Hause ange boten werden kann.

Angebote vernetzen

Bereichen

Die Lebensberatung kann entscheidend Einfluss nehmen. Sie befasst sich etwa mit Hilflosenentschädigungen, Rentenfragen oder Finanzierung von Hilfsmitteln, sie setzt sich auch mit Einsprachefristen oder Sozialversicherungsaspekten und -ansprü

Viele Betroffene verzichten darauf, «fremde» Hilfe anzufordern, weil sie den Kontakt mit Menschen scheuen, die ihnen unbekannt sind. Dem soll nun entgegengewirkt wer den, mit einem gemeinsamen Projekt von SPZ und SPV: Einige Wochen nach Klinik austritt meldet sich die Beratungsperson aus dem stationären Bereich, um sich ein Bild der Situation zu machen. Wo sinnvoll er folgt danach eine Übergabe an die Lebens beratung der SPV, damit die Lebensquali tät dauerhaft gesteigert werden kann.

Das Leben nach der Klinik läuft nicht immer rund

Paracontact I Winter 2022 15 LEBENSBERATUNG

Wann werden Leistungen gekürzt?

Ist die versicherte Person ein hohes Risiko eingegangen, welches zu einem Unfall führte, kann die Unfallversicherung unter Umständen die (Geld-)Leistungen vorübergehend oder dauernd kürzen und in besonders schweren Fällen sogar verweigern.

internen Abklärungen abgeschlossen sind, richtet die Unfallversicherung nicht das gesamte Taggeld aus, sondern nimmt vor sorglich eine provisorische Kürzung im Umfang von 50% vor.

Knapp zwei Monate später teilt die Unfall versicherung Fabian S. mit, dass sein Tag geldanspruch gestützt auf Art. 39 UVG de finitiv um die Hälfte gekürzt wird. Die Unfallversicherung begründet die Tag geld-Kürzung damit, dass Fabian S. kopf voran in ein ihm unbekanntes Gewässer gesprungen sei und sich somit einer be sonders grossen Gefahr ausgesetzt habe. Dies, ohne die entsprechenden Vorkeh rungen zu treffen, um das Unfallrisiko auf ein vernünftiges Mass zu beschränken.

Es ist ein sonniger und heisser Samstag nachmittag im Spätsommer im Jahr 2020. Fabian S. (Name geändert), 25-jährig, will sich an diesem besagten Tag in der Aare abkühlen. Er begibt sich voller Vorfreude auf eine nahe gelegene Brücke, schaut ein letztes Mal ins verheissungsvolle Nass hinab und springt kopfvoran in den Fluss. Dann, innert Sekundenbruchteilen der Schock: Beim Eintauchen schlägt Fabian S. mit dem Kopf an einen Stein und verletzt sich dabei schwer. Diagnose: inkomplette Tetra plegie.

Kürzung der UVG Taggelder

Nach seinem Unfall verbringt Fabian S. eine mehrmonatige Erstrehabilitation im Schwei

zer Paraplegiker-Zentrum in Nottwil. Als Arbeitnehmer ist Fabian S. zum Zeitpunkt des Badeunfalles auch gegen Nichtberufs unfälle obligatorisch unfallversichert. Nach dem Fabian S. eine Schadensmeldung ein gereicht hat, klärt die Unfallversicherung den massgeblichen Sachverhalt ab. Dazu gehört auch eine Analyse des genauen Un fallherganges. Gestützt auf ihre Abklärungs ergebnisse wird die Unfallversicherung ihre Leistungen zugunsten von Fabian S. fest setzen. Im Vordergrund steht die Frage, ob Fabian S. an der fraglichen Stelle überhaupt hätte in die Aare springen dürfen oder ob er sich mit diesem Vorhaben einer beson ders grossen Gefahr ausgesetzt hat. In der Zwischenzeit, also bis die versicherungs

Gegen diese Kürzung des Taggeldanspruchs erhebt das Institut für Rechtsberatung (IRB) für Fabian S. Einsprache. Es dauert rund vier Monate, bis die Unfallversicherung mitteilt, dass sie an ihrem Entscheid fest hält. Fabian S. verbleibt somit keine andere Möglichkeit, als beim Verwaltungsgericht seines Wohnsitzkantons Beschwerde gegen den Entscheid der Unfallversicherung ein zureichen. Etwa ein halbes Jahr später erhält Fabian S. die Hiobsbotschaft. Das Gericht stützt den Entscheid der Unfallversiche rung und weist die Beschwerde von Fa bian S. ab. Das Gericht begründet seinen Entschluss damit, dass sich Fabian S. hätte bewusst sein müssen, dass ein Sprung in

16 Paracontact I Winter 2022 RECHTSBERATUNG
Kopfsprung in einen Fluss
UNFALLVERSICHERUNG

ein ihm unbekanntes Gewässer eine grosse Gefahr birgt. Folglich hätte er sich vorgän gig über die Wassertiefe vergewissern müs sen oder aber, wenn dies nicht möglich war, auf den Sprung verzichten. Indem er sein Vorhaben gleichwohl umsetzte – so das Verwaltungsgericht – handelte er wag halsig.

Notgedrungen akzeptiert Fabian S. das Urteil des Verwaltungsgerichts, woraufhin dieses in Rechtskraft erwächst. In der Kon sequenz bedeutet dies, dass Fabian S. wei terhin ein gekürztes Taggeld erhält und ihm im Anschluss daran auch die zugesprochene Rente und die Hilflosenentschädigung für immer um 50% gekürzt wird.

Der tragische Fall von Fabian S. zeigt exem plarisch auf, wie weitreichend die rechtli chen Folgen eines Unfalles für die betrof fene Person sein können.

Grobfahrlässigkeit und Wagnis Erleidet eine versicherte Person einen Un fall, stellt sich bald einmal die Frage, ob sie diesen Unfall grobfahrlässig herbeigeführt oder sich einer besonders grossen Gefahr ausgesetzt hat.

Grobfahrlässig handelt eine versicherte Person dann, wenn sie elementare Vor sichtsgebote verletzt. In den Worten des Bundesgerichts muss das grobfahrlässige Verhalten der versicherten Person Unver ständnis, Kopfschütteln und Tadel auslö sen, eine moralische Verurteilung nach sich ziehen und die Grenze des Tolerier baren überschreiten. Als grobfahrlässig stuft das Bundesgericht unter anderem das Nichttragen von Sicherheitsgurten ein, unüberlegtes Betreten einer Fahr bahn, Skifahren bei nicht angepasster Ge schwindigkeit oder das Arbeiten an einer Maschine, ohne die hierfür vorgesehene Schutzvorrichtung zu benützen. Erweist sich das Verhalten einer versicherten Per son als grobfahrlässig, werden die Taggel der, welche während den ersten zwei Jah ren nach dem Unfall ausgerichtet werden, gekürzt.

Anders ist die Situation, wenn die versi cherte Person ein Wagnis eingeht. Ein Wagnis ist eine Handlung, mit der sich die

versicherte Person in Gefahr bringt, ohne diejenigen Vorkehren zu treffen oder tref fen zu können, welche das Risiko auf ein vernünftiges Mass beschränken würden. Unterschieden wird dabei zwischen einem relativen und einem absoluten Wagnis.

Bei einem relativen Wagnis können die Risiken einer Sportart oder einer Tätigkeit grundsätzlich auf ein vernünftiges Mass reduziert werden. Es ist anhand der kon kreten Umstände des Unfalles zu prüfen, ob unter Berücksichtigung der persönli chen Fähigkeiten der versicherten Person und der Art der Durchführung die vor handenen Risiken auf ein vernünftiges Mass herabgesetzt worden sind. Die sogenannte Ad-hoc-Kommission Schaden UVG geht unter anderem bei folgenden Aktivitäten von einem relativen Wagnis aus:

– Bergsteigen/Klettern/Schneesport (bei schwerwiegender Missachtung der sportüblichen Regeln und Vorsichtsgebote)

– Canyoning (bei schwerwiegender Missachtung der sportüblichen Regeln und Vorsichtsgebote)

– Gleitschirm- oder HängegleiterFliegen (bei sehr ungünstigen Windbedingungen wie starken Böen oder Föhnsturm usw.)

– Gefährliches Klettern an einer Hausfassade

Ein absolutes Wagnis liegt vor, wenn mit einer Aktivität ein derart hohes Risiko verbunden ist, dass es sich unabhängig der konkreten Verhältnisse nicht auf ein

Base Jumping ist ein absolutes Wagnis

vernünftiges Mass reduzieren lässt. Zu den ken ist hierbei unter anderem an folgende Aktivitäten: – Base-Jumping

– Motocross-Rennen inkl. Training – Ski-Geschwindigkeits-Rekordfahrten – Speedflying

– Tauchen in einer Tiefe von mehr als 40 Metern

Zusammenfassend ergibt sich, dass ein Unfall, sofern er auf ein Wagnis oder grob fahrlässiges Verhalten zurückzuführen ist, nebst persönlichen auch weitreichende fi nanzielle Konsequenzen haben kann, wel che wie im Falle von Fabian S. ein Leben lang andauern. Nicht zuletzt deshalb ste hen wir als Mitarbeitende des Instituts für Rechtsberatung den betroffenen Personen auch in diesen Fällen mit Rat und Tat zur Seite.

GEKÜRZTE LEISTUNGEN

Welche Leistungen werden gekürzt?

Bei Nichtberufsunfällen, welche auf ein absolutes oder relatives Wagnis zurückzufüh ren sind, können die Geldleistungen gekürzt und in ganz besonders schweren Fällen verweigert werden (Art. 50 Abs. 1 UVV). Zu den Geld leistungen gehören insbeson dere Taggelder, Renten, die Integritätsentschädigung oder die Hilflosenentschädigung der Unfallversicherung. Nicht von einer Kürzung betroffen sind dahingegen die Heilungskosten oder die Kosten für invaliditäts bedingt notwendige Hilfsmittel.

Paracontact I Winter 2022 17

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18 Paracontact I Winter 2022

Sturz aus dem Rollstuhl

Stürze rückwärts aus einem Rollstuhl können immer mal wieder vorkommen. Verletzungen sind dabei keine Seltenheit. Die Frage ist, wer die Behandlungskosten solcher Verletzungen übernehmen muss.

Pascal W. erlitt im Jahre 1989 einen schwe ren Arbeitsunfall, bei dem er sich eine kom plette Paraplegie zugezogen hat. Seither ist er auf einen Rollstuhl angewiesen. Für die Folgen dieses Arbeitsunfalls ist Pascal W. obligatorisch unfallversichert. Mehr als 30 Jahre später, im Sommer 2019, stürzte er rückwärts aus seinem Rollstuhl. Aller dings: Zu diesem Zeitpunkt war Pascal W. nicht mehr obligatorisch unfallversichert. Beim Sturz rückwärts aus dem Rollstuhl zog er sich einen kompletten Riss seiner Supraspinatus- und der Infraspinatussehne in der linken Schulter zu. Dieser Sehnen riss musste operativ behandelt werden, was natürlich mit Kosten verbunden war. Es stellte sich daher die Frage, wer für diese Behandlungskosten aufkommen muss: die Krankenkasse oder aber die Unfallversi cherung, bei welcher Pascal W. zum Zeit punkt seines Unfalls 1989 versichert war?

Kausalzusammenhang

Die ehemalige Unfallversicherung von Pascal W. muss die Behandlungskosten nur dann übernehmen, wenn zwischen dem ersten Unfallereignis im Jahr 1989 und dem Sturz rückwärts aus dem Roll stuhl im Sommer 2019 ein sogenannter natürlicher und adäquater Kausalzusam menhang besteht.

Ein natürlicher Zusammenhang zwischen dem Unfall und der Schulterverletzung besteht insofern, als die mit dem ersten Unfall einhergehende Rollstuhlpflicht nicht

weggedacht werden kann, ohne dass auch der Schulterschaden entfiele. Oder verein facht gesagt: Wäre Pascal W. nicht im Roll stuhl, wäre er nicht aus selbigem gestürzt und hätte sich an der Schulter verletzt. Der natürliche Kausalzusammenhang ist somit grundsätzlich unbestritten.

Kniffliger wird es mit dem adäquaten Kau salzusammenhang: Als adäquate Ursache eines Erfolges gilt ein Ereignis, wenn es nach dem gewöhnlichen Lauf der Dinge und der allgemeinen Lebenserfahrung an sich geeignet ist, einen Erfolg von der Art des eingetretenen herbeizuführen; der Ein tritt dieses Erfolges also durch das Ereignis allgemein als begünstigt erscheint. Bezo gen auf den vorliegen Fall muss demnach geprüft werden, ob nach dem gewöhnli chen Lauf der Dinge und der allgemeinen Lebenserfahrung der Unfall aus dem Jahr 1989 und die damit einhergehende Roll stuhlpflicht geeignet ist, bei Pascal W. im Sommer 2019 einen Sehnenriss in der lin ken Schulter zu verursachen.

Urteil des Bundesgerichts

Weil sich die ehemalige Unfallversiche rung von Pascal W. geweigert hat, für die Heilbehandlungskosten im Zusammen hang mit dem Schulterschaden aufzukom men, gelangte dieser bis vor Bundesge richt. In seinem Urteil vom 12. Juli 2022 setzte sich das Bundesgericht differenziert mit der Frage des adäquaten Kausalzusam menhangs auseinander. Das Bundesgericht

hielt im Wesentlichen fest, dass es für die Bejahung der Adäquanz massgeblich darauf ankomme, ob der unfallbedingte Vorzu stand im Sinne der Paraplegie und Roll stuhlabhängigkeit zu einem erhöhten Un fallrisiko, d. h. einer erhöhten Sturzgefahr geführt habe. Das Bundesgericht kam zum Schluss, dass der Unfall im Sommer 2019 nicht auf eine erhöhte Gefahrenlage im Zusammenhang mit der Fortbewegung im Rollstuhl zurückzuführen sei.

Das Bundesgericht führte aus, dass Pascal W. zum Zeitpunkt des Sturzes rückwärts aus dem Rollstuhl bereits seit 30 Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen gewesen sei. Er sei daher in der Benutzung des Roll stuhls entsprechend geübt gewesen. Zudem

sei der Sturz rückwärts aus dem Rollstuhl nicht durch das Vorhandensein zusätzli cher Faktoren begünstigt worden, welche die Gefahrenlage bei dessen Benutzung erhöht hätten. Als mögliche die Gefahren lage erhöhende Faktoren nennt das Bun desgericht z. B. Bergauf- oder Talfahrten sowie das Überwinden von Hindernissen. Aus den genannten Gründen verneinte das Bundesgericht einen adäquaten Kausal zusammenhang zwischen dem ersten Un fall im Jahr 1989 und dem zweiten im Som mer 2019.

Damit eine Unfallversicherung auch Jahre später bei zwischenzeitlich entfallener Ver sicherungsdeckung für die Folgen eines Sturzes aus dem Rollstuhl leistungspflichtig wird, müssen somit gemäss Bundesgericht spezifische Faktoren vorhanden sein, wel che bei der Benutzung des Rollstuhls zu einer erhöhten Gefahrenlage geführt haben.

Paracontact I Winter 2022 19 RECHTSBERATUNG
RECHTSPRECHUNG

Tetrahandchirurgie auf höchstem Niveau

Spezialistinnen und Spezialisten aus aller Welt trafen sich in Nottwil zum «10th Instructional Course on Reconstructive Tetraplegia Hand Surgery». Sie arbeiten am Ziel, Menschen ein Stück Lebensqualität zurückzugeben.

Silvia Schibli ist zutiefst beeindruckt. Die Chefärztin Hand- und Tetrahandchirur gie am Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ) steht im Skills Lab des Luzerner Kantonsspital, schaut den Chirurginnen und Chirurgen zu, die an fünf Operations tischen hoch konzentriert arbeiten. Seit Stunden schon sind sie daran, Eingriffe zu üben und Techniken anzuwenden, die ihnen zuvor gezeigt worden sind – oder welche aufzufrischen, die ihnen bereits vertraut sind. An den neun Humanpräpa raten werden an diesem Tag vier verschie dene Operationen durchgeführt.

«Die Teilnehmenden zeigen einen enor men Wissensdurst und grösstes Engage ment», sagt Silvia Schibli, «sie löchern uns mit klugen Fragen. So macht es Spass.»

Die Praxis im Skills Lab ist ein wichtiger Bestandteil einer Fortbildung, für die Fachkräfte aus der ganzen Welt angereist sind – und bei der Silvia Schibli sowie Sabrina Koch-Borner die Hauptrollen übernehmen. Silvia Schibli trägt die Ge samtverantwortung dieses «Instructional Course on Reconstructive Tetraplegia Hand Surgery» und kümmert sich um die Grup pe der Ärztinnen und Ärzte; Sabrina KochBorner ist als Leiterin Handchirurgie-Ma nagement in Nottwil zuständig für die Therapeutinnen und Therapeuten, die sich eingeschrieben haben.

Viel Know how dank Vorträgen In den drei Tagen dreht sich alles um die Frage, mit welchen operativen Massnah men bei Menschen mit einer Tetraplegie

die Handfunktion verbessert und damit die Lebensqualität erhöht werden kann. Theoretisches Know-how wird mit ver schiedenen Vorträgen vermittelt, zum Bei spiel zur Verlagerung und neuen Zusam menführung von Sehnen, Muskeln oder Nerven, um Hand- und Armfunktionen zu ermöglichen. Wie gut das gelingt, hängt natürlich auch von der Lähmungshöhe der Betroffenen ab.

Silvia Schibli leitet das Kompetenzzen trum in Nottwil seit anderthalb Jahren. Sie übernahm die Position von Jan Fridén, den sie als «Pionier» im Bereich der Tetra handchirurgie bezeichnet und der den Kurs nun begleitet – als «Senior Consul tant». Silvia Schibli sagt: «Seine Kompetenz ist für uns ungemein hilfreich. Wir sind froh, dass wir ihn immer noch bei uns haben.»

Die Teilnehmenden sind keine Neulinge auf dem Gebiet. Viele von ihnen befassen sich längst mit dem Thema oder sind be strebt, in ihrem Land eine Vorreiterrolle in der Tetrahandchirurgie zu überneh men, wie zum Beispiel eine kleine Gruppe aus Tschechien oder ein Arzt aus Usbekis tan. Von grossem Wert ist ein reicher Er fahrungsschatz aus der Praxis. «Es gibt sehr wohl hervorragende Literatur, in der man sich theoretische Kompetenzen an eignen kann», sagt Silvia Schibli, «aber ganz wichtig ist für jede Chirurgin und jeden Chirurgen, dass er Gelerntes auch

MEDIZIN UND WISSENSCHAFT
FORTBILDUNG
Teilnehmende aus aller Welt
20 Paracontact I Winter 2022

umsetzen kann. Die Tipps von erfahrenen Fachleuten sind unersetzlich.» An Fortbil dungen wie dieser wird von den Teilneh menden auch der Austausch untereinan der geschätzt. Und aus gemeinsamen Diskussionen ergeben sich für einzelne Fälle vielleicht gar neue Lösungsansätze.

Wissen verändert sich

Die Tetrahandchirurgie hat sich in den vergangenen Jahren stetig entwickelt, lau fend ist man ein Stück vorangekommen –und das Spezialistenteam um Silvia Schibli ist überzeugt, dass mit Hartnäckigkeit weitere Fortschritte erzielt werden kön nen. «Das Wissen verändert sich kontinu ierlich», sagt sie. Und je mehr davon vor handen ist, desto bessere Perspektiven eröffnen sich Menschen mit einer Quer schnittlähmung. Plötzlich wieder Besteck in der Hand halten, ein Tablet bedienen, einen Lichtschalter anmachen – Dinge, die vor einem Unfall selbstverständlich waren, können wieder Alltag werden.

Silvia Schibli ist seit langem schon faszi niert von der Tetrahandchirurgie. «Ge fragt ist ein filigranes Vorgehen», sagt sie,

«und das Schöne ist, dass jeder noch so kleine Fortschritt für die Patientin oder den Patienten mit einem Gewinn an Le bensqualität verbunden ist.» 2009 fand der erste Kurs statt, seither folgten neun weitere Auflagen. Und Silvia Schibli kann festhalten: «Gegenüber den Anfängen ist extrem viel passiert.»

Bedeutung der Therapie Fachleute Nicht nur 21 spezialisierte Chirurginnen und Chirurgen absolvierten die Fortbil dung, sondern auch 20 Fachleute aus der Physio- sowie Ergotherapie. Sie überneh men vor allem postoperativ eine unver zichtbare Rolle. Sie zeigen Patientinnen und Patienten Wege auf, die helfen sollen, die neu erlangten Handfunktionen auch richtig zu nutzen.

Sie bringen ihnen verschiedene Trainings techniken bei und müssen behutsam vor gehen. Weil das Risiko, ein chirurgisches Werk zu beeinträchtigen oder gar zu zer stören, da sei. So sagt es Sabrina KochBorner, die als Physiotherapeutin über langjährige Erfahrung verfügt und am Kurs in leitender Funktion tätig ist.

Für sie ist klar: Wer einen Patienten thera peutisch begleitet, muss den chirurgischen Eingriff verstehen, und sollte wissen, wel che Nahttechnik angewendet worden ist oder wie die Nervenbahnen nach einem entsprechenden Transfer neu verlaufen.

Denn: Ein Betroffener hat oft viele Fragen. Und er wünscht Antworten, die ihm das Therapeutenteam geben soll, das im Nor malfall gleich am Tag nach der Operation mit der Rehabilitation anfängt.

Auch im Bereich der Therapie sind die Fortschritte der vergangenen Jahre be trächtlich. Inzwischen dauert die Rehabi litation nach einer Operation mit dem Ziel, die Ellbogenstreckung wieder zu er langen, nicht mehr drei Monate, sondern nur noch halb so lang. Die neu gewonne nen Bewegungen werden am ersten Tag nach der Operation direkt unter therapeu tischer Anleitung aktiviert. Die positiven Veränderungen werden mittels Videos do kumentiert – zu Beginn der Therapie und nach einem Jahr wieder. Die Unterschiede sind frappant.

Der grosse Aufwand hat sich gelohnt Sukhvinder Kalsi-Ryan ist eine der Teil nehmerinnen, extra aus Toronto angereist und angetan vom Angebot in Nottwil. «Wir profitieren von Wissen, das es in die ser Form nicht an vielen Orten weltweit gibt», sagt sie, «darum wollte ich unbe dingt dabei sein.» Die Qualität der Lernin halte stuft sie als hoch ein, und ebenso be deutend war auch für sie das Networking, der Austausch mit Kolleginnen und Kol legen aus aller Welt: «Bei Gesprächen in der Pause oder nach einem offiziellen Pro grammpunkt ergaben sich neue Ansätze, die man mitnehmen kann. Das erhöhte für mich den Wert des Kurses zusätzlich.»

Die Rückmeldungen aus der Schar der Teilnehmenden fallen durchweg positiv aus, am Schluss erhalten Silvia Schibli und Sabrina Koch-Borner jedenfalls viel Lob. So viel Energie sie die intensive Zeit mit de taillierter Vorbereitung und straffer Durch führung gekostet hat, eines wissen sie: Ihr immenser Aufwand hat sich gelohnt.

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Paracontact I Winter 2022 21
Die Eingriffe werden an Präparaten geübt

Ein nachhaltiges Projekt –für drei Generationen

Historische Wohnhäuser, denkmalgeschützte Altbauten und das Ziel, sie jedem zugänglich zu machen oder für eine gehbehinderte Person anzupassen, scheinen zwei unvereinbare Gegensätze zu sein. Wenn man sich der Bedeutung des gebauten Kulturerbes bewusst ist und den Dialog mit der Denkmalpflege frühzeitig sucht, finden sich normalerweise aber gangbare Lösungen.

ideal für die junge Familie und die gemein same grosse Arbeit auf dem Hof. Das woll ten sie ändern und deswegen nahm die Fa milie 2019 Kontakt mit dem ZHB auf.

Der Wunsch war, das Wohnhaus zu erwei tern, so dass zwei Wohneinheiten für die Familie und die ältere Generation entste hen. Beide sollten rollstuhlgängig sein, so dass sowohl die junge Familie als auch die Eltern von Franz zukünftig auf dem Hof leben können. Das ZHB hat das Projekt bis zur Baubewilligung geplant. Es konnte auch ein finanzieller Beitrag der IV für die behinderungsbedingten Mehrkosten er reicht werden, was die finanzielle Belas tung der Familie etwas verminderte. Ein Bauleitungsbüro und ein lokales Holzbau unternehmen verantworteten anschlies send die Ausführung. Ende 2021 konnte die Familie den Neubau beziehen und ihre Mietwohnung kündigen.

Irene Büeler-Föhn und ihr Mann Franz führen zusammen einen Bauernhof in RiedMuotathal. Der Hof liegt in der Bergzone 2 und umfasst 8,2 ha Land. Er beherbergt zehn bis elf Kühe und einige Ziegen. Den Sommer verbringen die Kühe auf einer Alp am Wasserberg. Auf der Alp wird noch auf offenem Feuer gekäst und ein Alpkäse hergestellt. Da der Hof zu klein ist, um den Lebensunterhalt für die ganze Familie zu sichern, gehen sowohl Franz Büeler als

auch seine Frau Irene einem Nebenerwerb nach. Franz Büeler arbeitet zu 60% in einer Schreinerei, seine Frau zu 40 % als Kauffrau.

Bis vor kurzem wohnten die beiden mit ihrem kleinen Sohn Aldo in einer Miet wohnung in Muotathal, weil auf dem Hof nur eine Wohnung zur Verfügung stand. In dieser Wohnung wohnten die Eltern von Franz Büeler, welche den Hof übergeben haben. Diese Situation war alles andere als

Denkmalschutz und Rollstuhlgängigkeit

Da das Wohnhaus fast 500 Jahre alt ist (Baujahr 1531) und unter Denkmalschutz steht, war klar dass dies keine leichte Auf gabe werden wird. Zumal natürlich für Irene Büeler-Föhn, Paraplegikerin seit ihrer Kindheit, eine gute rollstuhlgängige Lö sung gefunden werden musste. Das alte Haus hat sehr niedrige Raumhöhen, die

22 Paracontact I Winter 2022 HINDERNISFREIES BAUEN WOHNHAUS-ANBAU
Denkmalschutz Wohnhaus von 1531

nicht für den Neubau übernommen wer den konnten, und er ist von aussen auch im Erdgeschoss nur über Stufen zugäng lich. Die internen Treppen sind zudem schmal und steil.

Beim Projekt wurde darauf geachtet, dass am Altbau möglichst wenig bauliche Ein griffe notwendig waren. Der neue Anbau sollte so platziert werden, dass er den Alt bau möglichst wenig konkurrenziert res pektive beeinträchtigt und eher in den Hintergrund tritt. Eine Erweiterung des Hauses auf der Rückseite drängte sich daher auf. Durch den realisierten seitli chen Versatz konnte die Berührungsfläche der Baukörper klein gehalten werden. Dies hat den Nebeneffekt, dass auf dem Vorplatz eine Hofsituation entsteht und in der An sicht vom Ort und von der Hauptstrasse her der Anbau unauffällig ist. Farblich wird sich die neue Holzfassade durch die Ver witterung noch an die gesamte Architek tur anpassen. Da sich der Hof in der Land wirtschaftszone befindet, war die Grösse des Anbaus begrenzt. Die für einen Hof mit drei Generationen zulässige Erweite rung der Wohnfläche wurde mit dem An bau ausgeschöpft.

Der Neubau wurde so organisiert, dass im Erdgeschoss alle unbeheizten Nebenräume wie Keller, Garage und Waschküche unter gebracht wurden. Der Zugang wurde vom Vorplatz her ebenerdig ausgeführt. Über einen Lift gelangt man ins Obergeschoss, das auf der gleichen Höhe wie das Oberge schoss des Altbaus erstellt wurde und somit eine rollstuhlgängige Verbindung der bei den Bauteile ermöglicht. Beim Lift wurde eine Zwischenhaltestelle vorgesehen, damit auch die «Stöckliwohnung» im Erdgeschoss des Altbaus rollstuhlgängig erschlossen werden konnte. Irene Büeler-Föhn hat so die Möglichkeit, mit dem Rollstuhl auch die Wohnung der Schwiegereltern zu er reichen und die Wohnung ist auch als Al terswohnung besser geeignet.

Im Altbau wurde die Treppe zwischen Erd geschoss und Obergeschoss entfernt, die Türen rollstuhlgängig angepasst und Be läge erneuert. Das Badezimmer im Ober geschoss wurde rollstuhlgängig umgebaut und um eine Dusche im Bereich der Laube

erweitert. Die ehemalige Küche wurde zu einem Durchgangsraum mit Schränken umgenutzt. Im Neubau wurden im Ober geschoss der Wohnraum, die Küche mit Essplatz und ein zusätzliches WC erstellt.

Von wesentlicher Bedeutung für die Bau herrschaft und die Planer ist die möglichst frühe Kontaktaufnahme mit der Denk malpflege. So können unangenehme Über raschungen, Fehlplanungen oder auch schlimmstenfalls ein abgewiesenes Bauge such vermieden werden.

Bei der Gestaltung dieses Anbauprojektes galt es eine Lösung zu finden, die auch für die Denkmalpflege des Kantons akzepta bel war. Kompromisse bei der Rollstuhl gängigkeit konnten jedoch nicht gemacht werden. Die schliesslich gefundene Lö sung bedingte aber sowohl seitens der Denkmalpflege als auch von der Bauherr schaft ein paar Kompromisse, die vor allem die Garage und die Terrasse, aber auch die Fassadengestaltung betreffen. So konnte

zum Bespiel die Terrasse nicht wie ge wünscht auf dem Dach der angebauten Garage realisiert werden. Die Denkmal pflege hätte eine Garage in einem separa ten Baukörper lieber gesehen. Da dies je doch bezüglich Rollstuhlgängigkeit keine gute Lösung gewesen wäre, mussten Ga rage und Terrasse optisch in den Baukör per integriert werden.

Der Denkmalschutz hat die Aufgabe, das kulturelle Erbe unseres Landes zu schüt zen und zu erhalten und auch zu vermit teln. In diesem Sinne kommt ihr eine grosse Bedeutung zu, da der wirtschaftli che Druck durch das intensive Bauen in allen Gebieten der Schweiz gross ist. Die kostenlose Beratung durch die Denkmal pflege und deren Erfahrungen im Umgang mit alter Bausubstanz sind für die Bauher ren und auch für Architekten ein wichti ger Pfeiler bei der Planung von Umbauten in historischen Bauten. Für die Familie Büeler-Föhn hat sich der Aufwand defini tiv gelohnt.

Paracontact I Winter 2022 23
Anbau grosszügig und rollstuhlgerecht

Mehr als nur Kilts und Dudelsäcke

Eine kleine Reisegruppe machte sich im September auf nach Schottland. Aufgrund einer kurzfristigen Absage durften ich, zurzeit Praktikantin bei der SPV, und mein Partner spontan mit.

Wir hatten die Schweiz noch nicht mal verlassen, gab es bereits die erste Aufre gung. Am Check-in-Schalter am Flugha fen Basel bemerkten zwei von sieben Rei senden, dass sie den Reisepass zu Hause vergessen hatten. Ab zum Schalter für einen Notpass. Dort wurden die zwei Per sonen wieder weggeschickt. Anscheinend gibt es eine neue Regelung, die es zulässt, mit der Identitätskarte nach Schottland einzureisen. Beim Check-in-Schalter ver lief dann alles reibungslos, erleichtert gin gen wir durch die Sicherheitskontrolle zum Gate. Ab nach Edinburgh. Bei der Einreise

an der Grenzkontrolle wurden unsere Rei sepässe kontrolliert. Der Beamte stutzte, als er die Identitätskarten sah. Er wollte die Reisenden mit der ID nicht ins Land lassen. Die Gruppenleitung schaltete sich ein und stimmte den Beamten um. Die Er leichterung war bei allen gross, als wir endlich schottischen Boden unter den Rä dern hatten.

Das Ungeheuer von Loch Ness Brian, unser Reiseleiter, holte uns am Flug hafen ab. Mit einem rollstuhlgängigen Bus fuhren wir nach Inverness. Während der

vierstündigen Fahrt hatten wir ausrei chend Zeit, die atemberaubende Land schaft der schottischen Highlands in uns aufzusaugen. Abends sass unsere Reise gruppe gemütlich beim gemeinsamen Nachtessen in unserer Unterkunft. Trotz des Altersunterschieds verstanden wir uns bestens. Drei Tage verbrachten wir in In verness. Wir suchten im mysteriösen Loch Ness nach dem Seeungeheuer und haben es leider nicht gefunden. Bei der Ausgra bungsstätte Clava Clairns reisten wir für kurze Zeit in die Bronzezeit zurück. In der Glenmorangie Destillerie tauchten wir in

24 Paracontact I Winter 2022 FREIZEIT
SCHOTTLAND

die Welt der Whiskeyherstellung ein, und an einer Falkenflugshow staunten wir über die Tricks der Vögel.

Durch den Magen Voller Eindrücke fuhren wir über die wun derschönen purpurfarbenen Highlands zu rück in den Süden nach Glasgow. Auf dem Weg in die Lowlands stoppten wir an ver schiedenen Schiffsschleusen und Sehens würdigkeiten. Mit dem Reiseleiter Brain an unserer Seite erhielten wir in perfektem Deutsch sehr viele Informationen über die Kultur und die Orte, an denen wir vorbei fuhren. In Glasgow angekommen, punk tete das Motel One mit seiner Rollstuhl gängigkeit.

Abends sassen wir oft im Pub zusammen und genossen das lokale Essen. Bereits am ersten Abend probierten einige aus der Rei segruppe das schottische Nationalgericht Haggis. Zugegeben war ich etwas skep tisch, als ich die Zutaten dieses Gerichts hörte: Schafsmagen gefüllt mit Innereien, Hafermehl und Zwiebeln. Erstaunlicher weise schmeckte es aber ziemlich gut.

Am nächsten Tag fuhren wir in die Destil lerie Auchentoshan. Bei einer Führung lernten wir alles über das Brennen eines guten Whiskys. Die Whiskyverkostung am Schluss der Tour war eines der Highlights für viele.

Notfall im Lift

In Glasgow besuchten wir das Riverside Museum. Das preisgekrönte Verkehrsmu seum zeigt vom Skateboard über Lokomo tiven, Kutschen, Autos bis hin zu Rollstüh len allerlei Fortbewegungsmittel. Eine halbe Stunde vor Abfahrt wollten mein Partner und ich noch einen Abstecher in die obere Etage machen. Doch als wir im Lift waren, fiel dieser plötzlich aus. Uns wurde sofort klar: Mist, wir stecken fest. Wir drückten auf den Notrufknopf, doch der nette Mann am Apparat behauptete, dass der Lift funk tioniere und legte wieder auf. Der Handy empfang im Lift war schlecht. Nervös ver suchten wir, jemanden aus der Gruppe anzurufen. Zum Glück erreichten wir trotz dem schlechten Netz einen Mitreisenden. Die Verständigung verlief zwar stockend, aber dennoch hat er unser Problem ver

standen. Der Reiseführer und die Grup penleitung handelten schnell und konnten uns aus der misslichen Lage befreien. Wie wir später erfuhren, sollten die Displays im Lift ausgetauscht werden, weswegen der Lift ausgeschaltet wurde. Ob sich noch Personen im Lift befinden, hat jedoch nie mand kontrolliert. Die Aufregung, die uns dieses Ereignis beschert hat, haben wir auf der anschliessenden Sightseeingtour durch Glasgow schnell wieder vergessen.

Pipes and Drums

Das Highlight der Reise war für Freitag abend vorgesehen: Es ging zum Military Tattoo zum Schloss von Edinburgh, das über der Stadt thront und eine beeindru ckende Kulisse bietet für die angeblich spektakulärste Militärparade der Welt. Wir schauten gebannt den Formationen aus aller Welt zu und lauschten den musikalischen Meisterleistungen. Alle in unserer Gruppe waren tief beeindruckt und für mich ist mittlerweile klar, weshalb diese Show welt weit unzählige Zuschauer nach Edinburgh oder vor den Fernseher lockt. Das Spekta kel ist unbedingt einen Besuch wert.

Ingenieurskunst

Am zweitletzten Tag fuhren wir in Rich tung Sterling. In der Nähe befinden sich die Scottish Canals mit dem Falkirk Wheel. Dieses ist eine spezielle und neuartige Er findung einer Schiffsschleuse in Form ei nes riesigen Rads. 2002 wurde das welt weit erste und einzige rotierende Schiffs hebewerk eröffnet. Das Falkirk Wheel ist

35 Meter hoch, was acht gestapelten Dop peldeckerbussen entspricht. Zudem ver braucht das Rad nur sehr wenig Energie, um Schiffe zu verladen. Bei einer Boots fahrt konnten wir erleben, wie sich das Rad drehte und uns von der einen Ebene auf die andere brachte.

Auf dem Rückweg stoppte die Gruppe noch bei den Kelpies. Die zwei Pferdeskulp turen aus Stahl stehen in einem Park bei Falkirk. Die imposanten Wassergeister in Pferdegestalt sind 30 Meter hoch. Ver schiedene Mythen ranken sich um die Wasserpferde. Man mag daran glauben oder nicht: Schön anzuschauen waren die beiden allemal.

Bühne frei

Den letzten Abend in Glasgow verbrach ten wir in einem schönen Pub. Nach dem Essen stellte sich heraus, dass wir in einer Karaokebar gelandet waren. Einheimische gaben ihre Gesangskünste zum Besten. Zugegeben, nicht alle trafen die Töne, manchmal klang es etwas schrill und laut. Gestört hat das niemanden. Alle hatten einen Riesenspass. Von unserer Gruppe traute sich jedoch niemand ans Mikro, wir blieben dezent im Hintergrund und ge nossen die Darbietungen.

Leider war am nächsten Tag die Zeit ge kommen, um nach Hause zu reisen. Allen fiel es sichtlich schwer, von diesem beein druckenden Land, aber auch von der gross artigen Reisegruppe Abschied zu nehmen.

Paracontact I Winter 2022 25
Männer

28.1. UND 25.2.2023

Ziesel Tour

Ganz schön actionreich und doch romantisch – fahren Sie mit dem Raupengerät Ziesel durch die Winterlandschaft. Praktisch lautlos und umwelt freundlich steuern Sie hinauf ins Skigebiet Hoch-Ybrig. Ein einzigartiges Bergerlebnis und eine Tour, welche Aben teuer, Outdoorerlebnis, Natur und einmaligen Fahrspass verbindet.

Ab in die Natur

Sie bewegen sich gerne in der freien Natur und lieben körperliche Herausforderungen? Dann kommen Sie mit auf unsere wunderschöne Wandertour.

Wandern und Rollstuhl schliessen sich nicht aus. Bergwandern ist unter gewissen Voraussetzungen auch für Menschen im Rollstuhl, insbesondere für Paraplegiker*innen, möglich. Sowohl die Person im Rollstuhl als auch die Begleitperson müssen körperlich fit, gesund und sportlich sein. Die Begleitperson zieht oder bremst den Roll stuhl mit Gummischlauch und Seil, das an einem gepolsterten Klettergurt befestigt wird. So bezwingen Sie ganz sicher die gesamte Strecke und geniessen zauberhafte Ausblicke.

1.7.2023

9.–14.10.2023

«move on» –

Workshop Malen

Neu wird auch ein Malkurs an drei Nachmittagen während des «move on» angeboten. So erhält die Sportwoche auch einen kreativen Einfluss.

Online-Anmeldung www.spv.ch/ veranstaltungen Für Auskünfte wenden Sie sich an Simone von Rotz, simone.vonrotz@ spv.ch

Action mit dem Swincar

Geniessen Sie gerne die Berglandschaft und lieben Action? Dann ist die Swincar-Tour im Gebiet «Portes du Soleil» genau das Richtige für Sie.

In der Haute-Savoie im Unterwallis haben Sie die Möglichkeit, mit einem leistungsstarken Elek trovehikel die Berge zu erklimmen. Sie können nicht nur Wanderwege befahren, sondern kreuz und quer durch die Landschaft kurven. Lassen Sie sich von den Fähigkeiten dieses Gefährts überzeugen. Während der zweistündigen Fahrt können Sie die Gegend der «Portes du Soleil» sowie der «Dents du Midi» erkunden. Ein wun derbares und unvergessliches Erlebnis.

28.1.2023

Reisetheater für Kinder

Reisen Sie ins Land der Mär chen. Auf der aktuellen Tour nee spielt das Reisetheater «S tapfere Schnyderli», ein Theaterstück für Kinder wie auch Erwachsene. Die Tages kasse gibt es vor Ort, ein Vor verkauf der Tickets ist nicht möglich. Wir freuen uns auf viele Besucherinnen und Besucher!

3.3.2023

Clever essen und trinken

Ernährung ist einer der Grund pfeiler unserer Gesundheit, die Basis unseres Wohlergehens. Ernährungsberaterin Bettina Senft zeigt in diesem Kurs im Hotel Sempachersee in Nott wil, wie ausgewogene Ernäh rung aussehen kann und wie wir zu unserem Wohlbefinden selbst beitragen können.

Unsere Ernährung gibt uns Energie, kann vor Erkrankun gen schützen und hält den Körper in Form. Umso mehr Umsicht und Aufmerksamkeit hat sie sich verdient. Doch in der Praxis sieht es meist an ders aus. Gerade für Rollstuhlfahrer*innen, die sich weniger bewegen und oft Blasen- und Darmfunktionsstörungen haben, kann eine bewusste Ernährung positiv wirken.

Bettina Senft gibt Tipps, wie das Gewicht gehalten oder bei Bedarf gesenkt werden kann, wie darmfreundliche Ernäh rung aussieht und wieso Ent spannung bei all dem ebenfalls eine Rolle spielt.

FREIZEIT 26 Paracontact I Winter 2022
4.6.2023
FREIZEIT

9./10.9.2023

Bettmeralp-Weekend

Dieses genussvolle Wochenende wird von Alois Schmid, selber Rollstuhlfahrer, mit viel Herzblut organisiert.

Die Bettmeralp ist mit den typischen Wal liser Chalets sehr authentisch und wie ge schaffen für einen gemütlichen Ausflug in

die Berge. Oberhalb der Bettmeralp liegt der Aletschgletscher, der grösste Gletscher der Alpen. Die Aletsch Arena ist barriere frei und ermöglicht Menschen mit Mobili tätseinschränkung, die Region in ihrer gan zen Schönheit zu erleben. Geniessen Sie das UNESCO-Welterbe in voller Pracht.

20.3.2023 UND 15.9.2023

Erste-Hilfe-Kurs

Frischen Sie Ihre Kenntnisse in der Ersten Hilfe in einem auf Rollstuhlfahrer und deren Angehörige abgestimmten Kurs auf.

Rollstuhlfahrer*innen haben aufgrund ihrer körperlichen Besonderheiten zum einen ein erhöhtes Risiko, einen medizinischen Not fall zu erleiden, und zum anderen besondere

Bedingungen, wenn es darum geht, Dritten Erste Hilfe zu leisten. Im von der SIRMED organisierten Kurs in Nottwil erfahren und erlernen Sie die Grundlagen der Ersten Hilfe in der Theorie sowie auch in der Pra xis anhand von Übungsbeispielen. Auf jeden Fall ein Kurs, in dem Sie sehr viel ler nen können.

9.5.2023

Inspiration «Farben und Stil»

HERBST 2023: DATUM NOCH OFFEN

Lottoplausch

Versuchen Sie Ihr Glück beim Lotto und gewinnen Sie attraktive Preise. Wir freuen uns auf gesellige Stunden.

Im Herbst 2023 planen wir den Lottomatch zusammen mit dem Jodlerklub Nottwil. Ein

Anlass voller Spass und Spannung erwartet Sie! Und mit etwas Glück nehmen Sie ganz tolle Preise mit nach Hause. Das genaue Datum wird sobald wie möglich auf den SPV-Kanälen publiziert. Durchführungsort ist Nottwil.

«Passende Bekleidung ist eine Frage des Stils, nicht des Geldes», schreibt Fabienne Thali, Farb- und Stilberaterin auf ihrer Webseite.

In diesem Workshop im Hotel Sempachersee verhilft sie Ihnen zum eigenen passenden Look. Die Personal Shopperin erteilt Tipps, wie Sie Farben, Muster und Schnitte einset zen, und erklärt, welche Klei der und Accessoires sich gut kombinieren lassen. Erhalten Sie wertvolle Anregungen für Ihre Kleiderwahl.

9.–14.10.2023

«move on» –Mobilitätskurs

In einem Mix aus Theorie und Praxis verbessern Sie Ihre Mobilität und lernen neue Fahrtechniken kennen. Ebenso sind schulterschonende Antriebstechnik oder sicheres Kippen ein Thema. Der Kurs findet neu in der Woche des «move on» statt. An drei Halb tagen bewegen Sie sich auf dem Gelände des SPZ, aber auch in der Stadt Luzern. Besuchen Sie diesen Kurs, um mit mehr Sicherheit im Alltag unterwegs zu sein.

Paracontact I Winter 2022 27

8./15./22.5. UND 5./12.6.2023

Yoga

Yoga schafft eine Verbindung von Kör per und Geist und wirkt auf alle Berei che des Seins. Es stärkt Körper sowie Geist und wirkt ausgleichend.

Egal welche körperlichen Voraussetzun gen Sie mitbringen, Karin Roth achtet da rauf, Übungen anzubieten, die für alle machbar sind. Seien Sie mutig und probie ren Sie Yoga im Hotel Sempachersee oder online von zu Hause aus. Der Kurs wird in Hybrid-Form angeboten.

10.6. UND 19.8.2023

HandbikeTrail

Swiss-TracKurs

Sie haben einen Swiss-Trac, es fehlt Ihnen aber an Fahrpraxis? Oder möchten Sie den Swiss-Trac kennen lernen und probefahren?

Der Alltag im Rollstuhl steckt voller Herausforderungen, die gemeistert werden wollen. Erfahren Sie in Küss nacht am Rigi, was es heisst, mit dem Swiss-Trac selbstständig mobil zu sein. Zusammen sind wir unterwegs, erlernen das An- und Abkuppeln, über winden Hindernisse und fahren im Gelände. Sie erhalten wertvolle Tipps zum Transport im Auto und im ÖV, zur Pflege und zu den Batte rien des Zuggeräts. Zudem erfahren Sie von den Profis, welche individuel len Adaptionen möglich sind, um Ih ren Bedürfnissen gerecht zu werden.

25.6.2023

Jodelgottesdienst

Dieser besinnlich schöne und beliebte Gottesdienst findet jährlich im Schweizer Paraple giker-Zentrum statt. Musika lisch umrahmt wird diese Messe im 2023 vom Jodlerklub Bärgglöggli Steinhuserberg.

Der Handbike-Trail ermöglicht es Ihnen, Orte zu entdecken, von denen Sie kaum glaubten, sie als Rollstuhlfahrer*in je zu erreichen. Die Touren führen über Wald-, Flur- und Bergstrassen, steile Aufstiege und rasante Abfahrten. Geniessen Sie die einzig artige Landschaft, spektakuläre Aussichten und das Zusammensein in der Gruppe.

Mental Coaching

Ganz viel Unbewusstes läuft in unse ren Köpfen ab. Möchten Sie lernen, wie man das nutzen bzw. «umpro grammieren» kann? Dann nehmen Sie an einem der Einführungskurse teil und lernen Sie, mit dem eigenen «Mentalen» zu arbeiten.

5.11.2023

ParaReisen Day

Informieren Sie sich unter anderem über die Reisedesti nationen 2024 und buchen Sie Ihre favorisierten Ferien gleich vor Ort. Die Reisefachfrauen stehen Ihnen gerne beratend zur Seite. Zudem blicken wir mit grossartigen Fotos auf das Reisejahr 2023 zurück.

Weihnachtsmarkt

Mit Leidenschaft und Engage ment fertigen verschiedene Ausstellende, darunter auch Menschen im Rollstuhl, kunst handwerkliche und kulinarische Artikel, die sie am Weihnachts markt zum Verkauf anbieten. Kommen Sie im Schweizer Paraplegiker-Zentrum vorbei, Sie werden nicht mit leeren Taschen nach Hause gehen.

28 Paracontact I Winter 2022
Auf Singletrails und Wanderwegen erleben Sie die Schweiz hautnah!
9./10.12.2023
11.3./21.6./4.11.2023
6.5.2023
FREIZEIT

Alles Roger oder was?

Roger Getzmann erlebte als Leiter des Fachbereichs Reisen eine aufregende Feuertaufe als Reiseleiter. Das fing mit Turbulenzen am Flughafen in Kloten an.

beim Transfer der Reisenden in einen Transferrollstuhl sehr behutsam vorgehen muss. Eigentlich ging alles gut

… aber?

Im Flugzeug hörten wir die Durchsage «Boarding completed». Aber dann meldete der Pilot, es sei noch nicht alles Material ein geladen. Plötzlich hiess es: «Alle Passagiere müssen das Flugzeug wieder verlassen.»

Warum das?

Roger Getzmann kümmert sich seit Ende 2021 bei der SPV auch um den ehemaligen Bereich Kultur und Freizeit und leitet den Fachbereich Reisen. Bloss: Wie läuft das genau, wenn Personen mit Tetraplegie Fe rien machen? Roger Getzmann will sich im Juni ein Bild machen und begleitet eine Gruppe an die Südküste Portugals.

Eigentlich wäre er als Assistent vorgese hen. Als aber der Reiseleiter kurzfristig ausfällt, übernimmt er dessen Rolle. Als Chef de Mission des Schweizer Paralym pic-Teams bringt Roger Getzmann zwar Erfahrung mit, doch der Trip an die Al garve verlangt dem Routinier einiges ab. Das fängt schon beim Abflug an.

Die Reise nach Portugal hat turbulent begonnen. Was lief in Kloten schief? Wir besammelten uns alle am Flughafen: sieben Tetraplegiker und je eine Begleitper son sowie zwei professionelle Pflegefach kräfte der ParaHelp und ich. Drei Stunden vor Abflug waren wir da, bewusst so früh, weil die administrative Abwicklung beim Check-in und das Verfrachten der Elektro rollstühle viel Zeit kostet. Und weil man

Weil es unser Flugzeug offenbar nicht ge schafft hätte, uns nach Faro zu bringen und am selben Abend wieder nach Kloten zurückzukehren. Die Swiss benötigte aber diese Maschine am anderen Tag, darum annullierte sie unseren Flug kurzerhand. Man sagt uns, dass für uns Hotelzimmer in Zürich gesucht würden. Worauf ich inter venierte, weil es für den Transport spezielle Gefährte bräuchte.

Was passierte dann?

Man wollte uns in diversen Hotels am Flughafen unterbringen. Ich bestand dar auf, dass die Gruppe zusammenbleibt, nur schon um für die Pflegenden der ParaHelp die Wege kurz zu halten für einen allfälligen Notfall in der Nacht. Zweieinhalb Stunden nach dem Verlassen des Flugzeuges waren wir in unserem Hotel – im teuersten am Flughafen (lacht).

Wann ging die Reise schliesslich los?

Am Sonntag um 7 Uhr. Wir trafen uns um 3.45 Uhr, weil wir drei Stunden vor dem Ab flug am Check-in-Schalter sein mussten.

Wie reagierten die Teilnehmenden auf die Turbulenzen?

Sie blieben total cool!

Und dann habt ihr die Algarve genossen?

Es lief alles reibungslos. Dass mein Ge päck nie ankam, war halt Pech … (lacht). Wir unternahmen Ausflüge, zum Beispiel nach Sagres, mit seinen schönen Stränden und Klippen. Oder einmal besuchten wir Lagos. Ein Highlight war eine Bootsfahrt, auf der wir die Höhlen entlang der Küste besichtigen konnten. Vor Ort unterstütz ten uns die Einheimischen sehr gut.

Was nimmst du aus dieser Woche mit? Dass unsere Reisen ein extrem wichtiges Angebot sind und sich jeder noch so gros se Aufwand lohnt. Für viele Betroffene be deuten sie eine willkommene Abwechslung. Dieser Tapetenwechsel tut ihnen richtig gut. Sie sehen viel Neues, knüpfen Freund schaften und erleben emotionale wie lus tige Momente.

Zum Beispiel?

Am letzten Abend assen wir gemeinsam in einem Lokal, das vor allem von Einhei mischen besucht wird. Irgendwann wur den Tische und Stühle zur Seite gescho ben, ein Musiker spielte, und bald war die kleine Tanzfläche voll – auch mit unseren Leuten im Rollstuhl.

Wie verlief die Rückreise?

Ehrlich gesagt: Wir hatten einen späten Flug und ich befürchtete, dass wir nicht rechtzeitig in Zürich landen würden und in Mailand oder sonst wo übernachten müssten. Aber in Faro handelte das Bo denpersonal sehr speditiv. Wir flogen zwar mit leichter Verspätung ab, kamen aber um 23.20 Uhr an, kurz vor Torschluss. Und klar ist: Ich werde meine Feuertaufe als Reiseleiter sicher nicht vergessen.

REISELEITUNG
Paracontact I Winter 2022 29 FREIZEIT

Sportarten entdecken, Freundschaften schliessen

Bewegung ist auch für Menschen im Rollstuhl ein zentrales Thema. An der achten Austragung von «move on» in Nottwil zeigte sich zudem, wie wichtig für die Teilnehmenden der gegenseitige Austausch ist.

Die Klingen werden gekreuzt, und der Maître ist zufrieden mit dem, was er sieht. Manchmal gibt er Anweisungen, oft moti viert er und überträgt seinen Enthusias mus auf jene zwei, die sich im Rollstuhl ge genübersitzen und sich im Fechten üben. Gabriel Nielaba heisst der Trainer, der im Rahmen der «move on»-Woche allen In

teressierten zeigt, wie seine Sportart funk tioniert, worauf zu achten ist, warum sie so reizvoll ist.

Eben haben zwei Teilnehmer vom Wissen des Maître d’armes des Fechtclubs profi tiert: Fredi Bangerter aus Oberdorf SO und Felix Dettwyler aus Bern, 74 der eine, 12 erst der andere. «Das ist ein cooler Sport», sagt Junior Felix, und Senior Fredi pflichtet ihm bei: «Wir haben einen sehr guten Einblick ins Fechten erhalten.»

Die Zufriedenheit ist überall spürbar an den sechs Tagen, an denen in Nottwil und Umgebung 31 Teilnehmende aus 17 ver schiedenen Sportarten auswählen, neues entdecken oder Bekanntes vertiefen. 2014 fand die Woche erstmals statt, damals noch im überschaubaren Rahmen. Jetzt, bei der achten Austragung, reicht die Angebots palette von Badminton über Fechten und Kajak bis zu Curling, Yoga und erstmals gar E-Sports.

Alain: Sport und Freundschaften Alain ist kein «move on»-Neuling mehr, er war letztes Jahr bereits dabei. Und im Juni nahm er an der erstmaligen Premiere auch in Yverdon teil. Alain, 32-jährig und aus Le Mont-sur-Lausanne, spielte früher Fussball, auch Badminton, jetzt ist er im Rollstuhl mit dem Racket in der Halle un terwegs und beweist viel technisches Ge schick.

Der gelernte Sanitärzeichner leidet an Mul tipler Sklerose, zudem ist sein Sehvermögen stark eingeschränkt. Aber wenn er sport lich aktiv ist, denkt er nicht an die Beein trächtigung, sondern geniesst es, sich be wegen zu können. Er, der in seiner Freizeit regelmässig Curling spielt, ist ohnehin ein positiv denkender Mensch: «Ich frage mich nicht, wieso ich von der Krankheit betrof fen bin, ich überlege auch nicht, wie mein Alltag in ein paar Jahren aussehen könnte. Ich akzeptiere die Situation und mache das Beste daraus.»

FREIZEIT 30 Paracontact I Winter 2022 ROLLSTUHLSPORT
«MOVE ON»
E Sports Premiere am «move on»

Drei Tage verbringt er in Nottwil, nach einer Reha-Phase in Sitten fehlt ihm die Kraft, um eine ganze Woche zu bleiben. Er hat Badminton als Hauptsportart gewählt, die er an drei Halbtagen betreibt. Daneben hat er sich für Schnuppersportarten einge schrieben, lernt Powerchair-Hockey ken nen – und vor allem fasziniert ihn Rugby. «Das war für mich das Highlight», sagt er. Ihm gefällt es, nicht nur physisch, son dern auch strategisch gefordert zu sein. Dazu kommt eine weitere, genauso wich tige Komponente: Die «Verlängerung» da nach mit den Kolleginnen und Kollegen an einem Tisch bei einem Getränk.

Überhaupt sind es die vielen Begegnungen und Gespräche vor, während oder nach den Trainings, die «move on» zusätzlich einen besonderen Anstrich geben. Alain schätzt das Unbeschwerte, die spannenden Unter haltungen und die Möglichkeit, Freund schaften zu schliessen, wie zum Beispiel mit Dorian. Für den jungen Walliser aus Orsières, der 2020 verunfallte, ist der Sport ein wichtiges Mittel, um die eigene Physis und Psyche zu stärken. «Dann gerät der Rollstuhl total in den Hintergrund», sagt er, der liebend gerne Basketball spielt.

Alain pflichtet ihm bei und fügt an: «Ich kann allen empfehlen, bei ‹move on› mit zumachen.» Und für ihn ist klar: 2023 wird er mindestens einmal bei «move on» dabei sein – so gut wie sicher ist seine Teilnahme in Yverdon.

Sandra: Begeistert und beeindruckt Zu den beliebten Sportarten zählt Tisch tennis. Einer ragt mit seinen Qualitäten heraus: Silvio Keller nutzt die Woche, um in der Halle zu trainieren und sich auf die bevorstehende WM in Spanien einzustim

men. Keller ist ein Könner seines Fachs, er startete vergangenes Jahr an den Paralym pics in Tokio. Und er kann jene mit Tipps und Tricks versorgen, die sich bei «move on» für Tischtennis entschieden haben.

Sandra ist eine von ihnen, aber die 51-Jäh rige aus dem Kanton Schwyz ist keine An fängerin mit dem kleinen Schläger. Nach einem Autounfall im August 2020, der sie zur Paraplegikerin macht, kommt sie nach Nottwil und spielt während der Rehabilita tion erstmals Tischtennis. Das schafft sie, obwohl ihr linker Arm seit einem Sturz aus beträchtlicher Höhe nicht mehr funk tionsfähig ist.

Früher war sie polysportiv. Surfen, Joggen, Snowboard, Mountainbike – ihre Freizeit füllte sie gerne mit Sport aus. Und der Sport soll nun auch fester Bestandteil in ihrem «neuen» Alltag werden. Also bleibt sie gleich die ganze Woche in Nottwil, was für sie nur schon deshalb etwas Besonde res ist, weil sie zum ersten Mal seit dem Schicksalsschlag alleine so lange von zu hause weg ist und alles weitgehend selbst ständig meistert. Es fühlt sich gut an für sie, jedenfalls bilanziert sie nach den sechs Tagen: «Es hat bestens geklappt.»

Positiven Einfluss darauf, dass die Tage ganz nach Sandras Geschmack verlaufen, haben auch die Umgebung und die invol vierten Leute. Sie kennt den Campus in Nottwil, sie kennt ganz viele Pflegende, Ärztinnen und Ärzte, Therapeutinnen und Therapeuten – und sie kennt nun auch die Schar an Helfenden, die «move on» über haupt möglich machen. «Sie alle bringen wahnsinnig viel Leidenschaft mit», sagt sie, «ihre Freundlichkeit und Hilfsbereit schaft sind echt. Mich beeindruckt das im

mer wieder von Neuem.» Die Organisation lobt sie ausdrücklich, auch der Küche im SPZ windet sie ein grosses Kränzchen – für die Veganerin hat das Team extra einen veganen Kuchen gebacken.

Was Alain betont, ist auch für Sandra ein bedeutender Punkt: der Austausch mit an deren Teilnehmenden. «Man ist während einigen Tagen mit Menschen zusammen, die ähnliche Probleme haben. Das Schöne ist: Man kann sich gegenseitig Tipps geben und helfen.»

Bei «move on» entdeckt Sandra das Fech ten, sie kann sich vorstellen, diesen Sport in Zukunft vermehrt zu betreiben. Ausser dem findet sie das Sportschiessen reizvoll. Zum Abschluss sagt sie: «Das bleibt nicht das einzige Mal, dass ich bei einer solchen Woche dabei war.»

«Supergut»

Damit gehört sie zum überwältigenden Gros der Teilnehmenden, die vom Erleb ten begeistert waren. Das ergab eine Um frage, die Thomas Hurni als Organisator und Leiter Breitensport – Freizeit – Ge sundheit der SPV am Ende von «move on» machte. 93 Prozent antworteten auf die Frage, wie ihnen das Sport- und Freizeit camp gefallen habe, mit «supergut», 87 Pro zent versicherten, sich wieder anzumelden.

Bis zu 50 Mitarbeitende waren involviert, um den Anlass zu ermöglichen. «Der Auf wand hat sich gelohnt», sagt Thomas Hurni, «Ziel war es, dass möglichst viele Menschen eine Sportart finden, die ihnen zusagt. Das wurde erreicht.»

Impressionen www.spv.ch (Breitensport)

Paracontact I Winter 2022 31
Sandra gefällt Sportschiessen Alain Spass am Rugby

PARA TOP POTENTIAL

Blum Fabian, Leichtathletik

27-jährig, wohnhaft in Pfaff nau, LU. Fabian gehört zum Athletenfördergefäss «Para Top Potential» von Rollstuhl sport Schweiz.

Buchtipp

«Wenn Sitzen das neue Rauchen ist, was machen dann Rollstuhlfahrer*innen?» Mit dieser Frage beginnt das Buch von Dirk Lösel, Athletiktrainer der deutschen Roll stuhl-Basketballer. Es braucht Bewegung, um Mobilität zu erhalten in hoher Ausfüh rungsqualität. Daher hat Lösel mit Athle ten und Coaches ein ganzheitliches Pro gramm entwickelt, das über Fitnessübungen hinausgeht und auch Atmung wie Ernährung miteinbezieht. Das Buch ist bereits erschienen und die Onlinekurse –für Paraplegiker*innen geeignet – starten im November.

WM ST. MORITZ

Bob Spitzentreffen

St. Moritz steht ab dem 24. Januar mit der Weltmeister schaft einmal mehr im Zen trum des Bobsports. Zum ersten Mal mit einer Vollinte gration der Para-Wettkämpfe.

Dein Lieblingsessen?

Am liebsten das Essen meiner Freundin, besonders Lammnierstück mit selbstgemach ten Spätzli.

Dein Soundtrack fürs Training?

So ziemlich jede Musikrich tung. Je nach Lust und Laune.

Deine Hobbys neben der Leichtathletik?

Ich bin viel auf dem See am Fischen mit meinem Bruder oder Kollegen.

Das müssen unsere Leser unbedingt über dich wissen. Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, kann man mich kaum davon abbringen.

Netflix oder SRF?

SRF. Ich bin gerne informiert.

Insta oder Whatsapp?

Insta, da sehe ich, was in meinem Umfeld passiert.

Handyfoto oder Spiegelreflexkamera?

Handyfoto. Ich besitze keine Kamera.

Mehr dazu www.fitimrollstuhl.de

MARATHONSAISON

Während die klassischen Dis ziplinen wie 2er- und 4er-Bob sowie Skeleton den Auftakt des Grossanlasses machen, flitzen die Para-Piloten in ihren Einerbobs am 2. und 3. Feb ruar den Eiskanal herunter. Alle Disziplinengewinner kämpfen im abschliessenden «Omega Race» um den Ge samtsieg.

Schallmauer durchbrochen

An den grossen Marathons gehören Ma nuela Schär und Marcel Hug klar zu den Favoriten. Seit dieser Saison mischt auch Catherine Debrunner an der Spitze mit.

Für Catherine Debrunner gelang der Ein stieg in die Marathonwelt makellos. So wohl bei ihrer Marathonpremiere in Berlin (siehe Bild unten) als auch beim zweiten

Rennen in London fuhr sie zuoberst aufs Podest und stellte in London noch einen Streckenrekord auf. Auch Marcel Hug ge lang in London ein Streckenrekord. Zu dem siegte er am Marathon in Berlin und Chicago. Wer die diesjährigen Abbott World Marathon Majors Elite Series ge winnt, entscheidet sich erst nach Redak tionsschluss am New-York-Marathon.

ROLLSTUHLSPORT 32 Paracontact I Winter 2022
FITNESS

POWERCHAIR HOCKEY

Neues Trainergespann

Nach der erfolgreichen WM beginnt für das Schweizer Powerchair Hockey Team die Vorbereitung auf die EM 2024 mit einem neuen Trai nerduo.

An der WM stand Rico Romano neben Daniel Pulver und Raphaël Mathis noch als Spie lerassistent an der Seite des Spielfelds. Zusammen mit dem erfahrenen Paul Emme ring übernimmt er nun die Funktion des Head Coach. Der Clubtrainer des mehrfa chen Schweizer Meisters «Iron Cats» triumphiert mit seiner Erfahrung und seinem grossen Fachwissen der Sportart. Aus serdem gilt er als Stratege der Spielgestaltung.

PARALYMPICS 2024

Site Visit Paris

Ende September lud das OK der Paralympics 2024 nach Paris ein. Den Nationen, dar unter die Fachkommission Sport von Swiss Paralympic, bot sich die Gelegenheit, einige der Wettkampfstätten und das Paralympic Village zu besuchen. Am zweiten Tag des Site Visit erhielten die Vertre ter*innen der Olympischen und Paralympischen Komitees am Hauptsitz in Saint-Denis einen vertieften Einblick zum Stand der Vorbereitungen für die Spiele. Fazit: Paris est prête à accueillir le monde.

Infos zu den Para lympics 2024 www.paris2024.org

WM der Superlative

Die Surseer Stadthalle war vom 9. bis 14. August 2022 der Austragungsort von grosser sportlicher Leistung und emoti onsgeladenen Begegnungen der Power chair-Hockey-Nationalteams aus zehn Nationen. Zum ersten Mal in der Ge schichte schloss die Schweiz eine End runde mit Edelmetall ab.

Durch die pandemiebedingte Absage der EM vor zwei Jahren waren zehn anstelle von acht Teams für die WM zugelassen. Die Zuschauerkulisse war schlichtweg gi gantisch. An den sechs Spieltagen trugen

die mehr als 3000 Fans die PowerchairHockey-Virtuosen von Tor zu Tor. Die erstmalige Austragung einer PowerchairHockey-WM in der Schweiz wurde auf allen Ebenen zum Grosserfolg.

Die Schweiz gewann in der Verlängerung des kleinen Finals mit einem Golden Goal die Bronzemedaille und erreichte damit nicht nur ihr gesetztes Ziel, sondern die beste Platzierung aller Zeiten in einer Endrunde. Das Finalspiel entschieden die Dänen in einer hart umkämpfenden Par tie gegen die Niederlande für sich.

Swiss Ladies

Zwei Jahre nach dem Projektstart kann mit grosser Begeisterung verkündet wer den, dass eine Damen-Nationalmann schaft im Rollstuhl-Basketball gegründet wurde.

Die Swiss Ladies sind seit Beginn sehr mo tiviert und trainieren hart. Inzwischen be

steht die Mannschaft aus zwölf Athletinnen und ist dieses Jahr zum zweiten Mal Teil des Herren-Meisterschaftsbetriebs der Schweiz. Innerhalb von zwei Jahren wur den enorme Fortschritte erzielt. Nun freut sich die neue Nationalmannschaft darauf, ab 2023 auf der internationalen Bühne zu agieren.

Paracontact I Winter 2022 33
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Ganz nach dem Motto «Bewegung-Spiel-Spass»

Nadia Sigrist, Leiterin im Rollstuhlclub Bern (RSCB), nimmt uns mit in ihren Sportunterricht. Im letzten Jahr hat sie die Ausbildungsstufe 1 absolviert und leitet seitdem das Montagsturnen in Bern.

Von Davide Bogiani Neben ihrer Arbeit als Physiotherapeutin engagiert sich Nadia Sigrist seit einigen Jahren im Behindertensport. Als sie vor einem Jahr nach Bern zog und von einem ihrer Patienten erfuhr, dass der RSCB eine Leiterin für das Montagsturnen sucht, packte sie die Chance und übernahm das Ressort «Bewegung Spiel Spass».

Die Turnstunden bestehen jeweils aus Aufwärmen, einem Hauptteil und dem Cool Down. Als Therapeutin legt sie viel Wert darauf, beim Aufwärmen den Kör per bestmöglich auf die anschliessende

Belastung vorzubereiten. Die Übungen sind eine Kombination aus Kraft, Aus dauer, Beweglichkeit und Koordination. Nadia Sigrist versucht, den Unterricht mög lichst abwechslungsreich und kreativ zu gestalten, mit dem Ziel, den Teilnehmen den neue Spiel- und Sportarten näherzu bringen, ihre Fähigkeiten zu fördern und gemeinsam Spass zu haben.

Die Motivation dahinter

Die Motivation der Teilnehmenden ist ganz unterschiedlich. Für die einen zählt in erster Linie der sportliche Gedanke. Für andere steht der soziale Aspekt im Vorder grund. Nadia Sigrist ist es wichtig, den Un terricht so zu gestalten, dass alle auf ihre Kosten kommen.

«Eine gelungene Turnstunde lebt von der Interaktion der Teilnehmenden.» Für Nadia ist es wichtig, offen für die Anliegen und Vorschläge ihrer Sportlerinnen und Sport ler zu sein und ihre Ideen und Wünsche in die Unterrichtsplanung einzubauen.

Ausbildungsweg

Neben dem Polysport ist Nadia Sigrist auch im Schneesportbereich tätig. In der vergangenen Wintersaison konnte sie ihre Leiterausbildung im Monoskibob abschlies sen sowie die Ausbildung zur Begleiterin im geführten Dualskibob. Gerne möchte sie in Zukunft die Ausbildung zur esa-Ex pertin absolvieren, um später selbst im Aus- und Weiterbildungsbereich von künf tigen Leiterinnen und Leitern tätig zu sein.

AUS- UND WEITERBILDUNG

Die Zeit, die Trainer*innen investieren, hilft Betroffenen, dank Bewegung ihre Lebensqualität zu steigern. Die Kurse für 2023 sind auf unserer Webseite aufgeschaltet. Jetzt anmelden!

Stufe 1 – Vorbildung Basismodul 18.3.2023, 30.9.2023 (f+d), 11.11.2023

Praxismodul (esa-Modul Fortbildung) 19.3.2023, 1.10.2023 (f+d), 12.11.2023

Interdisziplinäres J+S-Modul 13.–14.5.2023, Kursorganisator Kanton Luzern

Stufe 2 – Grundausbildung esa – Kernausbildung 24.–26.3.2023, Kursorganisator Pro Senectute Schweiz

esa-Fachausbildung 20.–22.10.2023

esa-Einführungskurs 20.–21.10.2023

Stufe 3 – Weiterbildung 1 (WB1) Physis (esa-Modul Vertiefung) 25.–26.11.2023 Kontakt education@spv.ch

ROLLSTUHLSPORT Paracontact I Winter 2022 35 BILDUNG
Spass gehört dazu

Von Eiskanal, Strasse und Parkett aufs Podest

Sie gehören zu den besten in ihrer Sportart. Erfahren Sie hier, wer sich dieses Jahr Edelmetall für die Schweiz gesichert hat.

Raketenstart eines Newcomers

Die Sportart Bob ist noch sehr jung. Noch jünger der diesjährige Gesamtweltcupsie ger Jonas Frei. Der Schwyzer sicherte sich Anfang Jahr gleich zwei Mal Gold. Ein Mal an der Heim-EM in St. Moritz und ein weiteres Mal an der WM im norwegischen Lillehammer. «Das war der Höhepunkt meiner bisherigen Karriere», meint Jonas Frei glücklich. «Andere Sportarten waren mir zu langweilig. Bobfahren ist mit nichts zu vergleichen. Das Gefühl während der Fahrt im Eiskanal ist einzigartig.» In seiner Freizeit mag es der 25-Jährige aber lieber ruhig und geniesst seine Zeit am liebsten draussen oder bei einem feinen Abendessen. An der Heim-WM im kommenden Februar 2023 peilt der amtierende Gesamt weltcupsieger die Goldmedaille an. Einer seiner grössten Konkurrenten – und ein guter Freund – ist der zweite Schweizer im Bunde, Christopher Stewart.

Einer der Ersten Chris Stewart gehört seit den Anfängen der Sportart Bob zu den Athleten, welche ganz vorne mitmischen. An der diesjähri gen WM holte er sich Bronze und bewies damit einmal mehr seine Erfahrung und sein Können. Wie Jonas Frei suchte auch der 49-Jährige eine adrenalingeladene Sportart. «Bobfahren vereint alles. Man ist schnell, der Puls rast und es ist anspruchs voll», erzählt der im Kanton Zürich wohn hafte Sportliebhaber. Damit die Sportart paralympisch wird, benötigt es aber noch mehr Athletinnen und Athleten aus ver schiedenen Nationen. Denjenigen, welche selbst einmal den Eiskanal hinunterflitzen wollen, empfiehlt Stewart: «Angst haben ist gut. Man muss dem Material und den Trainern vertrauen. Auch sich selbst, dass man das kann.» Für die Heim-WM 2023 in St. Moritz wünscht sich der Frühaufste her einen Schweizer Doppelsieg.

Aufstrebendes Talent

«Es ist noch kein Meister vom Himmel ge fallen. Man braucht Geduld und Durch haltewillen.» Dies hat Sandra Stöckli in den letzten Jahren eindrücklich bewiesen. An der EM in Oberösterreich sicherte sich die 37-Jährige eine Silbermedaille im Zeit fahren und Bronze im Strassenrennen, an der WM im kanadischen Baie-Comeau Bronze im Strassenrennen sowie im Zeit fahren. Dazu sicherte sich die in Rappers wil-Jona lebende Handbikerin den Sieg im Gesamtweltcup 2022. «Handbike ist eine Sportart mit viel Action, Technik und Dynamik. Während den Rennen braucht es neben Armkraft eine gute Portion Cleverness», erzählt Sandra Stöckli. Be sonders mag sie, dass sie mit ihrem Sport gerät nicht an eine Sportstätte gebunden ist, sondern sich frei in der Natur bewegen kann. Ihr nächstes grosses Ziel sind klar die Paralympics 2024 in Paris. Doch bis

36 Paracontact I Winter 2022 ROLLSTUHLSPORT
MEDAILLENGEWINNER*INNEN
Jonas Frei (1.) und Chris Stewart (3.) Jonas Frei

dahin will sie anlässlich der Heim-WM 2024 in Zürich dafür sorgen, dass während den Siegerehrungen die Schweizer Flagge weht.

Konstant mit dabei Sein halbes Leben schon frönt Benjamin Früh dem Handbike-Sport. «Ich geniesse es, in der Natur mit Geschwindigkeit auf kleineren Strassen durch die Gegend zu kurven und körperliche Leistungen zu er bringen», meint Benjamin Früh begeis tert. Der 30-Jährige hat sich an der diesjäh rigen EM eine Bronzemedaille gesichert. «Mit dem Handbike-Sport bieten sich ei nem viele spannende Erlebnisse und Mög lichkeiten.» Der im Kanton Zürich leben de Handbiker hat sein Arbeitspensum auf 50% reduziert, um intensiver Leistungs sport treiben zu können. Wie seine Team kollegin Sandra Stöckli möchte auch Ben jamin Früh an der Heim-WM «Zürich

2024» und den Paralympics 2024 ganz vorne mitmischen und Medaillen für die Schweiz einfahren.

Liebe auf den ersten Blick «Zu lange hat mir die Sportkomponente in meinem Leben gefehlt. Als ich 15 Jahre alt war, habe ich Powerchair Hockey ent deckt, mich in diesen Sport verliebt und seitdem hat er mich nicht mehr losgelas sen», erzählt Raphael Bachmann, Goalie des Schweizer Nationalteams Power chair Hockey. An der diesjährigen HeimWM in Sursee holten sich die Schweizer die Bronzemedaille. «Das war bis jetzt der Höhepunkt meiner Sportkarriere», meint der 35-Jährige. Auf die Frage, warum er ge rade die Position als Goalie besetze, ant wortet er begeistert: «Ich mag es, den Überblick zu behalten und das Spiel im Voraus zu lesen.» In der Vorbereitungszeit vor der WM habe sich sein Team zu einer

GRATULATION

Die SPV gratuliert den Medaillengewin ner*innen sowie ihren Trainer*innen und Staff herzlich zu den diesjährigen Erfolgen und wünscht alles Gute für die kommende Saison.

(Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlus ses lagen die Resultate der Titelwett kämpfe 2022 im Badminton, Curling, Sportschiessen, Tischtennis und WCMX noch nicht vor.)

Jonas Frei Gold

EM Bob, St. Moritz, SUI, 14.–18.2.2022

Gold

WM Bob, Lillehammer, NOR, 26.–27.2.2022

Christopher Stewart Bronze

WM Bob, Lillehammer, NOR, 26.–27.2.2022

Sandra Stöckli

Silber im Zeitfahren, Bronze im Strassenrennen

EM Para-cycling, Oberösterreich, AUT, 25.–29.5.2022 Bronze im Strassenrennen Bronze im Zeitfahren WM Para-cycling, Baie-Comeau, CAN, 10.–14.8.2022

Benjamin Früh

Bronze im Strassenrennen

EM Para-cycling, Oberösterreich, AUT, 25.–29.5.2022

Schweizer Nationalteam Powerchair Hockey Bronze

WM Powerchair Hockey, Sursee, SUI, 7.–15.8.2022

starken Einheit entwickelt und sich fast täglich gesehen. Der nächste Höhepunkt liegt bereits in naher Zukunft. Das Natio nalteam möchte an der EM 2024 in Däne mark erneut beweisen, dass die Schweiz zu den führenden Nationen im Powerchair Hockey gehört.

Paracontact I Winter 2022 37 ROLLSTUHLSPORT
Sandra Stöckli Benjamin Früh Schweizer Nationalteam Powerchair Hockey
38 Paracontact I Winter 2022 orthotec.ch #Bewegungsfreiheit bedeutet für mich Unabhängigkeit! Mich trotz Handicap möglichst selbständig fortbewegen zu können. // Marina 22_201_ORTH_INS_ParaContact_182x128_2022_df.indd 3 16.02.22 13:26 GBY.SWISS BESTELLEN Die Publikation ist bei der SPV erhältlich. Bestellen Sie telefonisch 041 939 54 00 oder per Mail spv@spv.ch. Kosten: CHF 65.–/Doppelband (zzgl. CHF 10.– Porto und Verpackung) In einem Doppelband machen die beiden Fachleute Veronika Geng und Dr. med. Hans-Georg Koch Betroffene zu Experten in eigener Sache und sensibilisieren das soziale und berufliche Umfeld. Dr. Hans Georg Koch Veronika Geng Paraplegiker-VereinigungSchweizerManfred-Sauer-Stiftung erklärtverständlichQuerschnittlähmung 2 Dr. Hans Georg Koch • Veronika Geng Querschnittlähmung verständlich erklärt Leben mit Querschnittlähmung: Therapie, Pflege, Rehabilitation, Integration 2 Dr. Hans Georg Koch Veronika Geng SchweizerManfred-Sauer-Stiftung Paraplegiker-Vereinigung verständlichQuerschnittlähmung erklärt 1 Dr. Hans Georg Koch • Veronika Geng Querschnittlähmung verständlich erklärt Medizinische Grundlagen: Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie 1 «QUERSCHNITTLÄHMUNG VERSTÄNDLICH ERKLÄRT»

Ab in den Schnee

Wintermüde? Sonnenhungrig? Dann ab in den Schnee, auf die Piste, Loipe oder in den Eiskanal. Dann geht der Winterblues rasch vorbei.

Geht es Ihnen manchmal wie mir? Nach feucht-kalten, nebligen Tagen kann ich es kaum erwarten, die Sonne zu sehen und weiss doch, dass der Winter noch lange dauert. Da kommt das Winterprogramm der SPV gerade recht. Thomas Hurni, Lei ter des Fachbereichs Breitensport, Freizeit und Gesundheit, hat mir verraten, auf was Sie sich freuen dürfen.

Das Beste vorweg: Die Klassiker jeder Wintersaison sind ab dem 17. Dezember 2022 wieder im Programm: Die Skikurse in Sörenberg, Arosa, Airolo, Fiesch, Gri mentz/Zinal, Villars-sur-Ollon, Wildhaus und St. Moritz. Auf die Loipe geht es in Lenk, Les Diablerets und Fiesch, und Bob fahren können Sie in St. Moritz.

Aller Anfang ist leicht Sie sind noch nie Mono- oder Dualskibob gefahren? Das macht gar nichts. Die SPV verfügt über ein grosses Team von ausge bildeten und sehr erfahrenen Skilehrern. Thomas Hurni ist begeistert von seiner Truppe: «Jährlich kommen unsere Skileh rer zur Weiterbildung in Nottwil. Die meisten haben das eigentlich nicht nötig, denn sie unterrichten schon seit sehr vie len Jahren. Was mich am meisten freut, ist die Begeisterung, mit der die Männer –aktuell haben wir keine Frau dabei – ihren Job machen. Sie stehen morgens schon gut gelaunt parat, wenn es darum geht, Anfän ger vom Rollstuhl in den Miet-Skibob zu transferieren.» Anfangs macht es Sinn, sich nicht gleich ein Gerät zu kaufen, son dern sich eines auszuleihen. Erst wenn re gelmässig gefahren wird, kann man sich überlegen, ein Gerät anzuschaffen, das genau angepasst wird. «Darum sind in un

seren Tagespauschalen auch die Mietkos ten schon drin, genauso wie das Mittages sen, der Skipass und die Kosten für den Einzelunterricht. Sozusagen ein Rundumsorglos-Paket», ist Thomas Hurni über zeugt.

Es lohnt sich, zu Beginn gleich mehrere Tage zu buchen, damit der Lerneffekt nachhaltig ist. «Ideal ist ein Wochenende. Dann kann man das Gelernte am nächs ten Tag gleich wieder anwenden. Aber na türlich ist das individuell unterschiedlich. Es ist gerade am Anfang schon etwas streng. Nach drei bis vier Tagen Unterricht machen die meisten selbstständig Schwün ge auf einfachen Pisten.»

Sein Können verfeinern Im Programm hat die SPV auch Kurse für Fortgeschrittene in St. Moritz, Grimentz/ Zinal und Arosa. Diese dauern von drei Tagen bis zu einer Woche. In den kürze ren Kursen findet Einzelunterricht statt, in den Wochenkursen wird in der Regel in kleinen Gruppen gefahren und es wird an der Technik gefeilt. Dabei soll auch der Spass nicht zu kurz kommen. «Ein feines Kafi an der Sonne darf da nicht fehlen. Nach dem Abendessen sitzen die Teilneh menden und Skilehrer oft noch zusam men. Das gehört einfach zu einem gelun genen Kurzurlaub», findet Thomas Hurni.

Auf die Loipe und in den Bob Langlauf ist wieder im Aufwind. Es ist ein idealer Sport, den man als Rollstuhlfahre rin oder Rollstuhlfahrer mit Freunden oder der Familie machen kann. In Lenk, Les Diablerets und Fiesch finden sich in der Regel ideale Bedingungen für alle Ni

veaus. Die Kurse dauern stets zwei Tage, damit sich die Anreise lohnt. Gerade auch Kinder und Jugendliche haben grossen Spass an der Sportart.

Sind Sie eher der Abenteurer und lieben den Geschwindigkeitsrausch? Dann ist viel leicht Bob Ihre Sportart. Der SPV-Partner Olympia Bob Run St. Moritz Celerina bietet individuell Kurse und Einstiegs möglichkeiten an. Melden Sie sich dazu direkt beim Bob Run (events@olympiabobrun.ch).

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Mehr zu den rund 50 Kursen im Eventkalender auf www.spv.ch/de/eventkalender

Paracontact I Winter 2022 39 ROLLSTUHLSPORT WINTERPROGRAMM

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Switzerland / DE

«Leidenschaft im Job gefunden»

Tobias Fankhauser (33) war 15 Jahre lang im Handbike als Spitzensportler unterwegs. Bei den Paralympics 2012 in London gewann er Silber, 2016 in Rio reichte es zu Bronze. Heute ist er verantwortlich für den Para-cycling-Teil der UCI Radund Para-cycling-WM 2024 in Zürich.

Tobias wie geht es dir heute ein Jahr nach deinem Rücktritt?

Ich brüte gerade über dem Programm der UCI Radund Para-cycling StrassenWeltmeisterschaften 2024 in Zürich. Die Para-cycling-WM wird dann erstmals vollständig inte griert sein und ich kann in meinem neuen Job mein Fachwissen aus meiner Profizeit einbringen.

Wie müssen sich die Leser deinen Trainingsaufwand heute vorstellen? Das Karriere-Ende kam ehrlich gesagt ziemlich abrupt. Dennoch war da nach 15 Jahren Leistungssport diese Stimme im Hinterkopf, die mir ständig sagte: Du könntest ja mal wieder aufs Handbike. Daher betrieb ich im Winter nach Tokio noch ca. 70% meines Trainingsaufwands. Als ich dann jedoch meinen ersten Job beim Kanton Baselland antrat, hat sich das immer mehr Richtung Arbeit und Erho lung verschoben.

Als Athlet ist vieles minutiös geplant und dokumentiert, zieht sich das fort in deinem Leben oder geniesst du die neuen Freiheiten?

Grundsätzlich finde ich zielorientiertes Denken und die Planung auf sportliche Ziele hin etwas Wundervolles, das mich im mer sehr motivierte. In meinem ersten Job als Sachbearbeiter hat mir genau das ge fehlt und der repetitive Charakter machte

mir zu schaffen. Nun bei mei nem Job bei der Host-CityOrganisation in Zürich habe ich diese Zielorientie rung wiedergefunden und somit auch meine berufli che Leidenschaft. Das ge niesse ich sehr.

Wie verlief die Transition ins Berufsleben?

Auf mich gewartet hat sicher niemand. Ich wusste allerdings vor Tokio auch noch nicht genau, wie es für mich weitergeht. Ich wusste nur, dass ausschliesslich Sport nicht das Richtige ist für mich. Proaktive Gesprä che über die Planung nach dem KarriereEnde haben mir seitens Verband etwas ge fehlt. Schliesslich ist es für mich mit der herausfordernden Tätigkeit nun aber voll aufgegangen und ich kann Fachwissen aus meiner Sportkarriere mit beruflicher He rausforderung kombinieren.

Welche Bedeutung hat das Sporttreiben heute in deinem Leben?

Die Stimme in meinem Hinterkopf, die mich aufs Bike lotst, ist sehr leise gewor den. Ich glaube, die Trainingsrolle wird wohl im Winter nicht so häufig in Ge brauch sein. Da mir Ausdauersport am nächsten ist, bleibt Handbike die erste Wahl, wenn ich mich sportlich betätige. Grundsätzlich bin ich immer noch am Ankommen im neuen Leben, habe aber das Glück keine körperlichen Beschwerden aus meiner Profizeit davongetragen zu haben.

SPORTLICHE ERFOLGE

Paralympics

Bronze Rio 2016 Silber London 2012 WM

5× Bronze in Baie-Comeau, Greenville und Nottwil

Falls du einmal Kinder hast und eines davon Profisportler werden will, was ist dein Rat?

Unbedingt machen, wenn das Kind das selber will. Wenn es auf dem Rad ist, umso besser, denn ich habe von dieser Zeit sehr profitiert und sie auch genossen, pushen würde ich es aber sicher nicht. Hinzu kommt, dass es in der Paralympics-Welt ja auch noch etwas behüteter zugeht als bei den olympischen Sportarten.

Welche Träume möchtest du dir noch verwirklichen?

Erst mal bin ich sehr froh, im Job eine Lei denschaft gefunden zu haben, für die ich brennen kann. Und ich hoffe, dass dies über diesen Event hinaus der Fall sein wird. Dann bin ich glücklich!

UCI Rad- & Para-cycling-WM 2024 www.zurich2024.com

Paracontact I Winter 2022 41 ROLLSTUHLSPORT LEBEN NACH DEM SPITZENSPORT

INKLUSION

Aktionsplan des Kantons Zürich

Im Rahmen der Legislaturziele 2019–2023 beschloss der Re gierungsrat des Kantons Zürich die Erarbeitung eines Aktions plans zur Umsetzung der UNOBehindertenrechtskonvention (UNO-BRK). Dieser Aktions plan wurde im Juli 2022 be schlossen und im August 2022 der Öffentlichkeit vorgestellt. Mit dem Aktionsplan über nimmt der Kanton die Verant wortung für die Umsetzung der UNO-BRK innerhalb der staatlichen Aufgaben.

Auch im Kanton Zürich beste hen noch viele Hürden, die Menschen mit Behinderung eine unabhängige Lebens führung, die politische Mit sprache und persönliche Selbstbestimmung sowie die volle Teilhabe in allen gesell schaftlichen Lebensbereichen erschweren. Dies zeigt eine von der Sicherheitsdirektion finanzierte Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften aus dem Jahr 2018. Die Studie identifiziert sieben Handlungsfelder, an denen sich auch der Aktions plan orientiert. Über die Um setzung jeder Massnahme informiert der Kanton auf sei ner Website.

Kanton Zürich mit Massnahmen zur UNO-BRK

Safe House

Sechs Monate lang betrieb der europäi sche Verband ESCIF mit Partnerorga nisationen das Safe House an der pol nisch-ukrainischen Grenze und bot Flüchtenden im Rollstuhl Verpflegung, medizinische Versorgung und eine Ver schnaufpause.

Finanziert wurde das Projekt durch die Schweizer Paraplegiker-Gruppe und die Fördergemeinschaft der Querschnittge lähmten. Beide Institutionen sicherten den Betrieb vor Ort und organisierten Transporte in weitere Länder. In der Schweiz unterstützten Fachkräfte des Schweizer Paraplegiker-Zentrums, der Schweizer Paraplegiker-Vereinigung und der Uniklinik Balgrist die Flüchtenden in medizinischen wie administrativen Anlie gen. Allen, die in irgendeiner Weise beim Projekt engagiert waren, sei herzlich ge dankt.

Bis Ende August gelang es den Verant wortlichen, 187 Flüchtende nach Deutsch land, Finnland, England, in die Schweiz und in die Niederlande zu bringen. Die Projektgruppe plant, weiterhin Transporte zu organisieren und erwägt ein Folgepro jekt im Kriegsland.

Projekt Safe House www.protectthevulnerable.org

BARRIEREFREIHEIT

OK:GO bei Schweizer Tourismus-Verband

Die Initiative OK:GO unterstützt Touris musanbieter dabei, Informationen zur Zugänglichkeit ihrer Angebote zu erfas sen. Sie ist neu Bestandteil des Kompe tenzzentrums Nachhaltigkeit des Schweizer Tourismus-Verbands.

Seit 2019 konnte die vom Förderverein Barrierefreie Schweiz – bei der die SPV Mit glied ist – lancierte OK:GO-Initiative 817 touristische Betriebe dafür gewinnen, ihre Zugänglichkeitsinformationen für Men

schen mit Behinderungen, Seniorinnen und Familien mit Kleinkindern sichtbar zu machen.

Durch die Zusammenarbeit rücken die beiden Partner auch räumlich zusammen. Die Geschäftsstelle der OK:GO-Initiative befindet sich neu am Geschäftssitz des Schweizer Tourismus-Verbands in Bern.

Mehr erfahren www.ok-go.org

42 Paracontact I Winter 2022 VERMISCHTES
UKRAINEKRIEG

Petition eingereicht

Vor mehr als acht Jahren hat die Schweiz die UNO-Behindertenrechtskonvention (UNO-BRK) unterzeichnet, die Menschen mit Behinderungen eine volle, gleichberech tigte Teilhabe an der Gesellschaft zuspricht. Damit Menschen mit Behinderungen, de ren Rechte verletzt werden, direkt an die UNO gelangen können, muss die Schweiz auch das Zusatzprotokoll unterzeichnen.

Am 21. Oktober 2022 überreichten Betrof fene und Behindertenorganisationen dem Bundesrat eine Petition. Mit der Petition «Lasst uns nicht hängen: Ratifizierung BRKZusatzprotokoll, jetzt» fordern sie den Bundesrat auf, endlich zu handeln und die Ratifizierung des Zusatzprotokolls in die Wege zu leiten. Die SPV war in Bern durch Präsidentin Olga Manfredi vertreten.

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RENTEN Teuerungsausgleich

Faire Lohneinschätzung

Bereits in der Sommersession sprach sich der Nationalrat für faire Grundla gen zur Bemessung des IV-Grads aus. In der Herbstsession zog nun der Stände rat nach.

Die bisher angewendeten statistischen Werte sind realitätsfern, weil sie auf den Verdienstmöglichkeiten von Menschen ohne Behinderung basieren. Die Lohnta bellen müssen nun bis Ende Dezember 2023 überarbeitet werden.

Lösungsvorschläge sind bereits vorhan den: Eine Arbeitsgruppe um Prof. em. Gabriela Riemer-Kafka legte ein Modell vor, das eine realistische Lohneinschät zung für Menschen mit einer körperli chen Beeinträchtigung ermöglicht. Die verwendete Methodik ist mit geringen Anpassungen auch auf andere Behinde rungsarten anwendbar. Faire Tabellen löhne bei der Berechnung des IV-Grads sind also nicht nur absolut notwendig, sondern auch umsetzbar.

Gleich drei Motionen forderten in der Herbstsession in Natio nal- und Ständerat eine aus serordentliche Anpassung der AHV- und IV-Renten sowie der Ergänzungsleistungen und Überbrückungsleistungen an die aktuell hohe Teuerung. Alle drei Motionen wurden gut geheissen. Die Renten müssen nun per 1. Januar 2023 ein malig an die vollumfängliche Teuerung angepasst werden. Aus Sicht der Behindertenor ganisationen ein notwendiger Entscheid, denn Bezügerinnen und Bezüger von IV-Renten und Ergänzungsleistungen zur IV lebten bereits vor der aktu ellen Teuerungssituation mit äusserst knappen finanziellen Mitteln.

Paracontact I Winter 2022 43
UNO-BRK
IV

«Priorität hatte Hans»

Colette Couleau betreute und pflegte während Jahren ihren Partner Hans Landert. Die Französin erzählt, was sie in dieser Zeit erlebte, was ihr zu schaffen machte und wie sie Freiräume für sich schuf.

Colette Couleau wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Sie sitzt am Stubentisch ihrer Basler Wohnung und erzählt ihre Ge schichte, die auch die Geschichte von Hans Landert ist, ihrem langjährigen Partner.

Die beiden lernten sich 1988 in Florenz kennen, sie eine bildende Künstlerin, er ein Antiquitätenhändler und 18 Jahre älter als die Französin aus Toulouse. Ein Jahr später verunfallt Landert schwer, ein Autounfall macht ihn zum Paraplegiker.

Colette Couleau bleibt an seiner Seite, zieht mit ihm in die Schweiz und betreut ihn auch, als sich sein Gesundheitszu stand zusehends verschlechtert und Alz heimer diagnostiziert wird.

Ab 2019 werden die beiden von Alexander Post begleitet, der sich als Sozialarbeiter der Schweizer Paraplegiker-Vereinigung um ihre verschiedenen Anliegen kümmert. Manchmal bleibt ihm aber nur die Rolle des Zuhörers, weil aus sozialversicherungs rechtlichen Gründen oft wenig Handlungs spielraum besteht.

Die 61-jährige Colette Couleau pflegt und kämpft, organisiert und leidet. Alexander Post ist beeindruckt, wie sie sich dafür ein setzt, dass Hans Landert nicht ins Pflege heim muss: «Sie hatte kaum einmal einen freien Abend.»

Am 21. Juli 2022 stirbt Hans Landert. Zu rück bleibt Colette Couleau mit vielen Er innerungen an intensive Jahre – und auch an sehr schöne Momente, die sie gemein sam trotz schwieriger Umstände erlebten.

Colette Couleau, war für Sie nach dem Unfall von Hans Landert immer klar, dass Sie ihn begleiten und pflegen würden?

Die erste Reaktion war die: Ich will ihm helfen und ihn beschützen. Wir legten uns darauf fest, dass wir fünf Jahre lang schau en, wie sich alles entwickelt. Wir wussten ja beide nicht, wie wir das Leben unter völ lig neuen Umständen meistern. Aus den fünf Jahren wurden 31 Jahre, die wir ge meinsam verbrachten. Bis er im Juli starb.

Wie meisterten Sie mit Ihrem Partner die grosse Herausforderung?

Er war jemand, der trotz allem Freude am Leben hatte, der kulturell interessiert war, die Musik liebte, das Theater, die Oper.

Diese Leidenschaft teilte ich mit ihm. Das sorgte für Ablenkung und half uns auch in schwierigen Momenten. Ich kümmerte mich zu Beginn auch um den Verkauf von Antiquitäten, das war bis zum Unfall die Arbeit und Leidenschaft von Hans.

Das Leben änderte sich für Sie und Hans Landert schlagartig. Wie gelang diese Umstellung?

Zuerst musste ich viel zum Thema Quer schnittlähmung lernen. Was bedeutet das überhaupt? Wie geht man damit um? Wel che Massnahmen sind notwendig, um ein gutes Leben führen zu können? Oder auch: Wie funktioniert das Katheterisieren? So schwierig das in den ersten Monaten war: Wir fanden für alles eine Lösung.

44 Paracontact I Winter 2022 FOKUS IM GESPRÄCH
31 Jahre gemeinsam unterwegs

War der Unfall oft Gesprächsthema?

Nein. Mein Partner schob das meistens zur Seite. Er war trotz körperlicher Beeinträch tigung aktiv, oft unterwegs und verdrängte auch, dass beispielsweise das Risiko be steht, dass er aus dem Rollstuhl fallen und zu Boden stürzen kann. Ich glaube, dass ich ihm Stabilität gab und für ihn so etwas wie ein Anker war. Er wusste, dass er sich auf mich verlassen konnte. Ich wies ihn oft auf Gefahren hin. Die Ärzte sagten, dass er ohne mich wohl früher gestorben wäre.

Ein häufiges Thema für Menschen mit Querschnittlähmung ist der Dekubitus. Wurde Hans Landert mit diesem Problem konfrontiert?

Er hatte grosses Glück, dass er lange davon verschont blieb. Es war ein ständiger Kampf: Ich versuchte aufzuzeigen, wie wichtig es

ist, einen Dekubitus zu vermeiden, weil die Folgen gravierend sein könnten, aber er passte nicht besonders auf. 2015 sah er sich erstmals mit dem Problem konfrontiert.

Da wurde es sehr schwierig. Mir war klar, dass wir auf Hilfe angewiesen sind, doch er wollte keine Spitex. Jedes Mal, wenn ich weg war, musste ich befürchten, dass etwas passiert.

Wieso lehnte er die Spitex ab?

Er wollte sich nicht von fremden Leuten pflegen lassen, seine Intimsphäre sollte in tim bleiben. Wenn er Unterstützung an nahm, dann nur von mir.

Das muss Sie enorm belastet haben. Ich gelangte an einen Punkt, an dem ich sagte: «Ich mache so nicht weiter.» Darum organisierte ich eine Sitzung im Rehab

Basel (Klinik für Neurorehabilitation und Paraplegiologie). Die Ärzte sagten: «Herr Landert, Sie müssen verstehen, dass Sie Hilfe benötigen. Ihre Partnerin kann nicht alles machen.» Ich glaube, er hat das nie wirklich akzeptiert.

Aber die Spitex kam fortan trotzdem, um ihn zu pflegen.

Ja. Allerdings gab es regelmässig Diskus sionen.

Wieso?

Hans meinte, er schaffe das alleine, dabei war klar: Das geht nicht. Ich wollte heraus finden, ob es mit der Spitex doch klappt.

Ich verreiste für fast einen Monat und rief zwischendurch an, ob alles in Ordnung sei. Von den Leuten der Spitex hörte ich, sie würden das in den Griff bekommen. Aber

Paracontact I Winter 2022 45
Colette Couleau bleiben viele Erinnerungen

die Realität war leider eine andere. Hans fiel in eine Depression, verlor viel Gewicht, dann wurde ein Dekubitus festgestellt und er musste ins Spital.

Was konnten Sie in dieser Situation tun?

Ich organisierte viel, bemühte mich inten siv um Lösungen mit der Spitex und streb te an, dass sich immer das gleiche Team um Hans kümmern würde. Aber das liess sich nicht einfach so umsetzen. Erschwe rend kam hinzu, dass er die Spitex ja gar nicht wollte. Die Lage verschlechterte sich. Es kamen verschiedene Leute von der Spi tex vorbei, zum Teil junge, unerfahrene. Manchmal erschrak ich, wie sie die Arbeit machten – oder eben nicht machten. Dann zeigte ich ihnen zum Beispiel, wie sie ein Pflaster an der entsprechenden Stelle an bringen mussten, oder ich erklärte, wie die Haut reagiert. Ich hatte beim Rehab eini ges gelernt. Nicht selten fiel der Besuch der Spitex kurz aus. Hans reklamierte deswe gen nicht, er war ja froh, wenn er wieder seine Ruhe hatte. Nur: Für mich war das kein tragbarer Zustand.

Wie gingen Sie vor?

Ich kontaktierte erneut das Rehab und schilderte das Problem, dass beispielswei se die Behandlung eines Dekubitus unge nügend sei. Man sagte mir, ich solle das mit Fotos dokumentieren. Ich legte diese Bilder Ärzten des Rehab vor, worauf ich den Rat bekam, die ParaHelp in Nottwil zu kontaktieren. Das machte ich – zum Glück! Wenn mir dieses Angebot vorher bekannt gewesen wäre, hätte ich es früher in Anspruch genommen. Dort arbeiten Leute, die wissen, wovon Menschen mit Querschnittlähmung sprechen, und sie handeln speditiv. Die ParaHelp erwies sich als die Hilfe, die ich mir gewünscht hatte, auch später, als es darum ging, gegen eine überhöhte Rechnung zu kämpfen. Immer hin fanden wir gegen Ende der Leidenszeit von Hans jemanden von der Spitex, der re gelmässig bei uns vorbeikam. Das sorgte für eine gewisse Stabilität.

Konnten Sie überhaupt einmal abschal ten und für sich Freiräume schaffen? Es war fast unmöglich. Natürlich hatte ich meine Arbeit, die machte ich auch gerne. Aber gedanklich drehte sich ständig alles

um die Angelegenheiten daheim. Das liess mich nie los. Wenn ich auswärts war, fragte ich mich: Machen die Leute, die jetzt bei Hans sind, alles korrekt? Und ich bemühte mich permanent um bessere Optionen.

War ein Pflegeheim auch einmal ein Thema?

Hans hätte das nie gewollt. Und ich hatte den Mut nicht, etwas zu machen, mit dem er nicht einverstanden gewesen wäre

… weil Sie aus Liebe handelten .

Ich hätte es nicht übers Herz gebracht, ihn alleine zu lassen. Wenn er im Spital lag, fühlte er sich total desorientiert. Zuhause war es ihm am wohlsten, das war spürund sichtbar. Er zeigte trotz aller Schwie rigkeiten Freude am Leben. Um mehr bei ihm zu sein, arbeitete ich weniger in mei nem Atelier oder lehnte auch einmal einen Auftrag ab, weil ich merkte, dass ich das nicht auch noch auf mich nehmen konnte. Priorität hatte immer Hans, die persönli chen Interessen stellte ich hinten an.

Für Sie muss das ein hoher Stress gewesen sein. Woher nahmen Sie die Kraft, um das alles zu bewältigen?

Ich hatte das Glück, dass ich im Leben immer wieder schöne Dinge entdeckte. Grundsätzlich bin ich ein Mensch, der Lö sungen sucht. Die Probleme musste ich nie suchen, die waren ja da (lächelt). Oft haben wir am Morgen zusammen Musik gehört und haben zusammen gefrühstückt, manchmal hat er gesungen, das war sehr eindrücklich. Wichtig war für mich auch die Zeit in meinem Atelier, da tauchte ich in meine Welt ein. Oder wenn ich am Abend heimkam und wir miteinander re den konnten, waren das Momente der Freu de, die mir sehr viel gaben. Obwohl es zwi schendurch Meinungsverschiedenheiten gab: Am Ende fanden wir immer eine Ei nigung. Es gibt so viele Dinge des Zusam menlebens, die mir ermöglichten, Kraft zu schöpfen. Und ich habe nie bereut, dass ich all die Jahre an seiner Seite blieb. Uns ver band eine unheimlich tiefe Freundschaft.

Der Gesundheitszustand von Hans Landert verschlechterte sich zusehends. War der Tod für ihn eine Erlösung? Ja, das glaube ich.

Und für Sie?

Ich hoffte sehr, dass er sich von der Lungen entzündung erholen wird. Aber ich musste einsehen, dass es nicht weitergeht. In sei nem Zustand wäre es nicht mehr möglich gewesen, in unserer Wohnung zu bleiben. Ein Pflegeheim wäre unumgänglich gewe sen. Zum Glück blieb ihm das erspart. Ja, vielleicht war es das Ende, das er wollte. Aber natürlich (sie weint) Wissen Sie, es kommen so viele Erinnerungen hoch, wenn ich davon erzähle, so viele schöne Momen te, die wir gemeinsam erlebten. Ich habe viel investiert, ja, aber ich habe auch viel bekommen.

Wie zum Beispiel?

Ich habe dank Hans viel Neues auf dem Gebiet der Kunst und Kultur entdeckt und mich weiterentwickelt, ich profitierte von seinem breiten Wissen, etwa, was die Musik angeht. Schauen Sie … (sie zeigt auf die Re gale mit den Schallplatten). Er war ein Liebhaber und Kenner. Wir haben so viele wunderschöne Momente erlebt, obwohl er querschnittgelähmt war.

Was hätten Sie sich in all den Jahren der Pflege gewünscht?

Vertrauen in die Leute, die Unterstützung leisten. Sicherheit, dass sie ihre Arbeit sorgfältig und effizienter erledigen, nicht oberflächlich.

Aber man muss auch bereit sein, Hilfe anzunehmen.

Das stimmt. Es gab schon auch Leute bei der Spitex, die Hans akzeptierte. Zum Bei spiel hatte er Freude, wenn eine Frau des psychiatrischen Spitex-Teams zu uns kam und versuchte, mit ihm Erinnerungen auf zufrischen, etwa indem sie gemeinsam auf einem Atlas schauten, welche Städte Hans in seinem Leben besucht hat.

Wie finden Sie sich ohne ihn zurecht? Es ist schwierig. Ich lebe in der Wohnung, die ich bis Juli mit Hans teilte. Geblieben sind ganz viele Erinnerungen, und ich weiss, dass ich es nicht schaffe, mich von ihnen zu trennen. Die vielen Schallplatten zum Beispiel – ich kann sie nicht verkau fen, das geht nicht. Ich muss jetzt einen Weg finden, wie ich mein Leben ohne Hans einrichte.

46 Paracontact I Winter 2022

Wie ein altes Ehepaar

Yvonne Fluri begleitet seit 2016 Tetraplegiker auf Ferienreisen. Stellvertretend für die vielen Pflegenden auf Reisen für Mitglieder mit Tetraplegie erzählt sie von ihren Erfahrungen.

Gelbe Jacke, gelbe Schuhe, eine rote Haarsträhne in den kurzen, dunklen Haa ren: Das ist Yvonne Fluri, Pflegende auf Reisen für Mitglieder mit Tetraplegie. Sie mag Farben, und ziem lich farbig ging es auch in ihrem Leben zu und her. «Ich war immer an Neuem interessiert», erklärt die tempe ramentvolle Yvonne. Verschiedene beruf liche Tätigkeiten verlangten nach ver schiedenen Ortswechseln. In sehr guter Erinnerung bleiben ihr die Jahre in der Kli nik Fridau in Solothurn, wo sie auch in die Pflege einstieg. Als die Klinik geschlossen wurde, betreute sie lange auf privater Basis einen Menschen mit Down-Syndrom. Die letzten zehn Jahre vor ihrer Pensionierung arbeitet sie in einem Altersheim in Bals thal. Dort ermunterte sie eine Kollegin, sich für einen Einsatz als Pflegende auf Tetrareisen zu melden. Yvonne besuchte den Einführungskurs der SPV und hatte im selben Jahr die Möglichkeit, als zusätz liche Begleitperson an einer Spezialwoche teilzunehmen. «Ich betreute selber keinen Teilnehmer, wurde eher als ‹Springerin› eingesetzt, das war ein guter Einstieg für mich», meint sie.

Auf derselben Wellenlänge Kurz nach diesem Einsatz wurde sie ange fragt, ob sie den Tetraplegiker Sepp Signer jeweils auf die Spezialwoche der SPV be gleiten würde, da seine frühere Pflegende nicht mehr zur Verfügung stand. Sie hat zugesagt, und es habe auf Anhieb gepasst. «Er kommt aus dem Appenzell, ich aus Mümliswil, beide sind wir bodenständig, irgendwie sind wir einfach auf derselben Wellenlänge.» Obwohl sie lange in der

Pflege gearbeitet hat, sind diese Ferien eine neue He rausforderung. «Ich habe mehr Verantwortung als im Altersheim, auch wenn mit ParaHelp professionelle Unterstützung dabei ist.»

Und anstrengend sei es schon: «Ich bin froh, wenn ich danach zu Hause wieder mal durchschlafen kann.»

Es sei ein wenig wie bei einem Kind, nachts höre man auf jedes Geräusch. «Man will da sein, wenn man gebraucht wird.»

Sie könne dann manchmal während einer Busfahrt kurz etwas ausspannen. Aber diese Wochen machen ihr grossen Spass, vor allem auch, weil sie sich mit Sepp Signer ausgezeichnet versteht.

Wertvolle gemeinsame Zeit

Die beiden waren mittlerweile ein Dut zend Mal gemeinsam unterwegs, in Saillon, am Bodensee, in Magliaso, im Schwarz wald. «Wenn wir jeweils im Hotel ankom men, wissen wir auf den ersten Blick, was

im Zimmer zu tun ist», erklärt sie. «Betten auseinanderstellen, Stühle rücken, Sofas verschieben, reinste Routinearbeit.» Sie seien eh wie ein altes Ehepaar. «Ich weiss, was er braucht und kenne die Abläufe. Zudem ist er seit dem 29. Lebensjahr im Rollstuhl und weiss genau, was gut ist für ihn.» Für Yvonne ist die Spezialwoche mit wenigen Programmpunkten genauso ideal wie für Sepp. «Ich mag es gemütlich», er klärt sie. Beide geniessen es, viel Zeit zu haben für die Pflege und nehmen sich manchmal auch aus dem Programm, wenn es für Sepp zu viel wird. «Oder wenn Markt angesagt ist», sagt sie schmunzelnd, «da sagt er jeweils, er wolle doch nicht nur Hintern anschauen.» Und da bei der Spezialwoche immer ungefähr dieselben Teilnehmen den und damit auch dasselbe Pflegeteam dabei ist, seien sie wie eine kleine Familie. «Man ist füreinander da. Wenn es mal je mandem nicht gut geht, hilft man sich ge genseitig.» Eine schöne Aufgabe, findet Yvonne, und eine, die sie gerne noch so lange mache, wie es ihr möglich sei.

FOKUS
Yvonne Fluri unterwegs mit Sepp Signer UNSERE
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Zwei starke Frauen

Zwei Frauen mit einem starken Willen, grossem Mut und Ausnahmetalenten wurden von der Schweizer Paraplegiker-Stiftung (SPS) für ihre besonderen Leistungen geehrt.

Gewürdigt wurden 2022 Rollstuhlsportle rin Manuela Schär und die Bergpionierin Nicole Niquille, beides Frauen, die auf grund ihrer Leistungen und ihrer Persön lichkeit andere Menschen im Rollstuhl inspirieren und motivieren. Der Ehrungsanlass fand passenderweise am internatio nalen Tag der Querschnittlähmung statt, dem 5. September 2022.

Bereits zum 29. Mal ehrt die SPS zwei Per sonen, die in ihrem Leben Grossartiges leisten. Meist sind es eine Person mit Paraund eine mit Tetraplegie. Dieses Jahr kürte die fünfköpfige Jury, zu der auch SPV-Be reichsleiterin Daniela Vozza gehört, die erfolgreiche Leichtathletin und Paraplegi kerin Manuela Schär zur «Querschnittge lähmten des Jahres 2022». Erstmals vergab

die Jury ausserdem einen Anerkennungs preis für das Lebenswerk und die Vorbild funktion für andere Personen im Rollstuhl. Dieser Preis ging an die Westschweizer Al pinismus-Pionierin Nicole Niquille.

Manuela Schär 2021 war ein Jahr der Superlative für die 37-jährige Krienserin. An den Paralympics in Tokio heimste sie gleich fünf Medaillen ein – zweimal Gold und dreimal Silber –und gewann die Marathon Major Serie überlegen mit fünf Siegen von insgesamt sechs Rennen. Das ist der bisherige Höhe punkt ihrer langen Sportkarriere. Manuela Schär ist seit einem Unfall im Alter von neun Jahren querschnittgelähmt. Bereits in der Rehabilitation in Nottwil hat sie ihre Leidenschaft für den Rollstuhlsport ent

deckt. Schon als Teenager verfolgte sie ihre Ziele mit Hartnäckigkeit und Ausdauer, nie aber mit Verbissenheit. Als 19-Jährige war sie 2004 das erste Mal bei Paralympi schen Spielen in Athen und holte ihre ers ten zwei Medaillen. Fairness ist ihr un glaublich wichtig und stets freut sie sich auch über die guten Leistungen ihrer Kon kurrentinnen.

Es ist diese Mischung aus beeindrucken der Leistung und sympathischer Persön lichkeit, die die Jury überzeugt hat. Für sie hat Manuela Schär eine wichtige Vorbild funktion für viele zukünftige Schweizer Rollstuhlsporttalente und beeindruckt auf und neben der Leichtathletikbahn als po sitiver und inspirierender Mensch.

Nicole Niquille

Eine Vorbildfunktion spricht die Jury auch der Greyerzerin zu. 1986 erhielt Nicole Ni quille als erste Frau in der Schweiz das Diplom als Bergführerin. Sie bestieg die höchsten Gipfel der Welt und inspirierte viele Alpinistinnen. Seit einem Steinschlag beim Pilzesammeln 1994 ist sie hirnver letzt und deshalb im Rollstuhl. Aufhalten liess sie sich aber nie: Sie führte mit ihrem Ehemann fünfzehn Jahre lang ein Bergres taurant im Wallis. Anschliessend baute sie in Nepal – ihrer zweiten Heimat – ein Spi tal für Einheimische auf, in dem sich mit tellose Menschen kostenlos versorgen las sen können. Im Juli 2022 ging für die Westschweizerin ein Traum in Erfüllung: In einem Spezialschlitten – gebaut von Or thotec – führte eine Gruppe von Alpinis tinnen die Pionierin auf das Breithorn, einen Viertausender in den Walliser Al pen. Der Anerkennungspreis 2022 der SPS ehrt Nicole Niquille für ihr Lebenswerk.

Paracontact I Winter 2022 49 FOKUS QUERSCHNITTGELÄHMTE DES JAHRES
Nicole Niquille Gipfelstürmerin Manuela Schär Weltspitze

Bewegt unterwegs in der Westschweiz

Jacqueline Calame ist im April 2021 zum Team Sozialarbeit der Lebensberatung gestossen und in der Westschweiz tätig.

«Wenn du Rot siehst, dann bist du richtig, gleich danach kommt der grüne Bereich, da findest du mich.» So erklärt Sozialarbeite rin Jacqueline Calame den Standort ihres Büros im Institut de Lavigny in Lausanne. Heute arbeitet sie hier und steht zur Ver fügung für ambulatorische Beratungen. Vor zwei Tagen war sie in der Clinique de Réadaptation in Sion und besprach mit der Sozialarbeiterin vor Ort das weitere Vorgehen mit drei Klienten, die bald die Klinik verlassen. Nächsten Montag fährt sie nach Nottwil zum gemeinsamen Aus tausch mit dem ganzen Team der Sozialen Arbeit. Ihren Wohnsitz hat sie in Renan bei La-Chaux-de-Fonds. Jacqueline ist also viel unterwegs, besonders auch, da sie viele ihrer Klientinnen zu Hause besucht. Sie ist unterwegs von Genf bis ins Wallis, von Lausanne über Freiburg bis in den Jura,

«überall dort, wo es mich gerade braucht». Bei der Frage, ob es ihr nichts ausmache, so viel herumzufahren, fangen ihre Augen an zu leuchten. «J’adore», sagt sie begeis tert. «Ich liebe Autofahren, ich bin neugie rig, sehr gerne unterwegs und lerne viele neue, schöne Orte und Örtchen kennen.»

Zuhören und Zeit geben Nach zehn Jahren Tätigkeit als Beiständin freut sich Jacqueline Calame über die neue Herausforderung bei der SPV. «Ich kannte mich wenig aus in der Thematik der Quer schnittlähmung und habe in den letzten anderthalb Jahren viel Interessantes ge lernt.» Sie bewundere vor allem den Mut jener Menschen, die neben ihrer körperli chen Einschränkung auch noch Schmer zen zu ertragen haben. «Lindern kann ich diese nicht, aber ich versuche zu verstehen

und zuzuhören, im Wissen, dass sie selbst Experten ihrer Situation sind.» Nebst Be ratungen in Versicherungsangelegenheiten, Fragen zu Renten, finanziellen Problemen usw. sei es ihr wichtig, sich Zeit zu nehmen um zuzuhören. Im Rahmen ihres Wissens und ihrer Möglichkeiten unterstützt sie ihre Klienten und leitet sie gegebenenfalls weiter an kompetente Fachstellen wie die Rechtsberatung der SPV, ParaHelp, Para Work, medizinische Fachkräfte u.a. «Ich bin sehr dankbar, dass wir von der SPV den Raum haben für diese ganzheitliche Beratung.»

Lebenslange Betreuung

Immer am Montagmorgen bespricht das Team der Lebensberatung die neuen An fragen und verteilt sie untereinander nach Regionen und zeitlichen Möglichkeiten. Da die Mitglieder der SPV Anspruch auf lebenslange Beratung haben, sei es manch mal etwas schwierig, den Arbeitsaufwand richtig einzuschätzen. «Die Arbeit kommt in Wellen», erklärt Jacqueline. «Wenn eine Klientin sich bei uns meldet, ist es meist aus einem wichtigen Grund, dann sollte sie nicht lange warten müssen. Da versu chen wir, so schnell wie möglich zu reagie ren.» Und es ergebe sich immer wieder Bedarf an Unterstützung. «Gerade heute Morgen hat mich jemand angerufen, von dem ich nun über ein Jahr nichts gehört habe.» Ja, meint sie, sie liebe ihre Arbeit und sei mit viel Herzblut dabei, «aber das ist bei allen so in unserem Team», fügt sie mit Nachdruck an.

50 Paracontact I Winter 2022 FOKUS

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