
2 minute read
Wie ein altes Ehepaar
UNSERE HELFER
Yvonne Fluri begleitet seit 2016 Tetraplegiker auf Ferienreisen. Stellvertretend für die vielen Pflegenden auf Reisen für Mitglieder mit Tetraplegie erzählt sie von ihren Erfahrungen.
Von Gabi Bucher
Gelbe Jacke, gelbe Schuhe, eine rote Haarsträhne in den kurzen, dunklen Haaren: Das ist Yvonne Fluri, Pflegende auf Reisen für Mitglieder mit Tetraplegie. Sie mag Farben, und ziemlich farbig ging es auch in ihrem Leben zu und her. «Ich war immer an Neuem interessiert», erklärt die temperamentvolle Yvonne. Verschiedene berufliche Tätigkeiten verlangten nach verschiedenen Ortswechseln. In sehr guter Erinnerung bleiben ihr die Jahre in der Klinik Fridau in Solothurn, wo sie auch in die Pflege einstieg. Als die Klinik geschlossen wurde, betreute sie lange auf privater Basis einen Menschen mit Down-Syndrom. Die letzten zehn Jahre vor ihrer Pensionierung arbeitet sie in einem Altersheim in Balsthal. Dort ermunterte sie eine Kollegin, sich für einen Einsatz als Pflegende auf Tetrareisen zu melden. Yvonne besuchte den Einführungskurs der SPV und hatte im selben Jahr die Möglichkeit, als zusätzliche Begleitperson an einer Spezialwoche teilzunehmen. «Ich betreute selber keinen Teilnehmer, wurde eher als ‹Springerin› eingesetzt, das war ein guter Einstieg für mich», meint sie.
Auf derselben Wellenlänge
Kurz nach diesem Einsatz wurde sie angefragt, ob sie den Tetraplegiker Sepp Signer jeweils auf die Spezialwoche der SPV begleiten würde, da seine frühere Pflegende nicht mehr zur Verfügung stand. Sie hat zugesagt, und es habe auf Anhieb gepasst. «Er kommt aus dem Appenzell, ich aus Mümliswil, beide sind wir bodenständig, irgendwie sind wir einfach auf derselben Wellenlänge.» Obwohl sie lange in der
Pflege gearbeitet hat, sind diese Ferien eine neue Herausforderung. «Ich habe mehr Verantwortung als im Altersheim, auch wenn mit ParaHelp professionelle Unterstützung dabei ist.» Und anstrengend sei es schon:
«Ich bin froh, wenn ich danach zu Hause wieder mal durchschlafen kann.» Es sei ein wenig wie bei einem Kind, nachts höre man auf jedes Geräusch. «Man will da sein, wenn man gebraucht wird.» Sie könne dann manchmal während einer Busfahrt kurz etwas ausspannen. Aber diese Wochen machen ihr grossen Spass, vor allem auch, weil sie sich mit Sepp Signer ausgezeichnet versteht.
Wertvolle gemeinsame Zeit
Die beiden waren mittlerweile ein Dutzend Mal gemeinsam unterwegs, in Saillon, am Bodensee, in Magliaso, im Schwarzwald. «Wenn wir jeweils im Hotel ankommen, wissen wir auf den ersten Blick, was im Zimmer zu tun ist», erklärt sie. «Betten auseinanderstellen, Stühle rücken, Sofas verschieben, reinste Routinearbeit.» Sie seien eh wie ein altes Ehepaar. «Ich weiss, was er braucht und kenne die Abläufe. Zudem ist er seit dem 29. Lebensjahr im Rollstuhl und weiss genau, was gut ist für ihn.» Für Yvonne ist die Spezialwoche mit wenigen Programmpunkten genauso ideal wie für Sepp. «Ich mag es gemütlich», erklärt sie. Beide geniessen es, viel Zeit zu haben für die Pflege und nehmen sich manchmal auch aus dem Programm, wenn es für Sepp zu viel wird. «Oder wenn Markt angesagt ist», sagt sie schmunzelnd, «da sagt er jeweils, er wolle doch nicht nur Hintern anschauen.» Und da bei der Spezialwoche immer ungefähr dieselben Teilnehmenden und damit auch dasselbe Pflegeteam dabei ist, seien sie wie eine kleine Familie. «Man ist füreinander da. Wenn es mal jemandem nicht gut geht, hilft man sich gegenseitig.» Eine schöne Aufgabe, findet Yvonne, und eine, die sie gerne noch so lange mache, wie es ihr möglich sei.