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«Leidenschaft im Job gefunden»

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Ab in den Schnee

Ab in den Schnee

LEBEN NACH DEM SPITZENSPORT

Tobias Fankhauser (33) war 15 Jahre lang im Handbike als Spitzensportler unterwegs. Bei den Paralympics 2012 in London gewann er Silber, 2016 in Rio reichte es zu Bronze. Heute ist er verantwortlich für den Para-cycling-Teil der UCI Rad- und Para-cycling-WM 2024 in Zürich.

Von Nicolas Hausammann

Tobias wie geht es dir heute ein Jahr nach deinem Rücktritt?

Ich brüte gerade über dem Programm der UCI Rad- und Para-cycling StrassenWeltmeisterschaften 2024 in Zürich. Die Para-cycling-WM wird dann erstmals vollständig integriert sein und ich kann in meinem neuen Job mein Fachwissen aus meiner Profizeit einbringen.

Wie müssen sich die Leser deinen Trainingsaufwand heute vorstellen?

Das Karriere-Ende kam ehrlich gesagt ziemlich abrupt. Dennoch war da nach 15 Jahren Leistungssport diese Stimme im Hinterkopf, die mir ständig sagte: Du könntest ja mal wieder aufs Handbike. Daher betrieb ich im Winter nach Tokio noch ca. 70% meines Trainingsaufwands. Als ich dann jedoch meinen ersten Job beim Kanton Baselland antrat, hat sich das immer mehr Richtung Arbeit und Erholung verschoben.

Als Athlet ist vieles minutiös geplant und dokumentiert, zieht sich das fort in deinem Leben oder geniesst du die neuen Freiheiten?

Grundsätzlich finde ich zielorientiertes Denken und die Planung auf sportliche Ziele hin etwas Wundervolles, das mich immer sehr motivierte. In meinem ersten Job als Sachbearbeiter hat mir genau das gefehlt und der repetitive Charakter machte mir zu schaffen. Nun bei meinem Job bei der Host-City-

Organisation in Zürich habe ich diese Zielorientierung wiedergefunden und somit auch meine berufliche Leidenschaft. Das geniesse ich sehr.

Wie verlief die Transition ins Berufsleben?

Auf mich gewartet hat sicher niemand. Ich wusste allerdings vor Tokio auch noch nicht genau, wie es für mich weitergeht. Ich wusste nur, dass ausschliesslich Sport nicht das Richtige ist für mich. Proaktive Gespräche über die Planung nach dem KarriereEnde haben mir seitens Verband etwas gefehlt. Schliesslich ist es für mich mit der herausfordernden Tätigkeit nun aber voll aufgegangen und ich kann Fachwissen aus meiner Sportkarriere mit beruflicher Herausforderung kombinieren.

Welche Bedeutung hat das Sporttreiben heute in deinem Leben?

Die Stimme in meinem Hinterkopf, die mich aufs Bike lotst, ist sehr leise geworden. Ich glaube, die Trainingsrolle wird wohl im Winter nicht so häufig in Gebrauch sein. Da mir Ausdauersport am nächsten ist, bleibt Handbike die erste Wahl, wenn ich mich sportlich betätige. Grundsätzlich bin ich immer noch am Ankommen im neuen Leben, habe aber das Glück keine körperlichen Beschwerden aus meiner Profizeit davongetragen zu haben. SPORTLICHE ERFOLGE

Paralympics

Bronze Rio 2016 Silber London 2012

WM

5× Bronze in Baie-Comeau, Greenville und Nottwil

UCI Rad- & Para-cycling-WM 2024 www.zurich2024.com

Falls du einmal Kinder hast und eines davon Profisportler werden will, was ist dein Rat?

Unbedingt machen, wenn das Kind das selber will. Wenn es auf dem Rad ist, umso besser, denn ich habe von dieser Zeit sehr profitiert und sie auch genossen, pushen würde ich es aber sicher nicht. Hinzu kommt, dass es in der Paralympics-Welt ja auch noch etwas behüteter zugeht als bei den olympischen Sportarten.

Welche Träume möchtest du dir noch verwirklichen?

Erst mal bin ich sehr froh, im Job eine Leidenschaft gefunden zu haben, für die ich brennen kann. Und ich hoffe, dass dies über diesen Event hinaus der Fall sein wird. Dann bin ich glücklich!

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