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Querschnittgelähmte des Jahres

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Colette Couleau

Colette Couleau

QUERSCHNITTGELÄHMTE DES JAHRES

Zwei starke Frauen

Zwei Frauen mit einem starken Willen, grossem Mut und Ausnahmetalenten wurden von der Schweizer Paraplegiker-Stiftung (SPS) für ihre besonderen Leistungen geehrt.

Von Evelyn Schmid

Gewürdigt wurden 2022 Rollstuhlsportlerin Manuela Schär und die Bergpionierin Nicole Niquille, beides Frauen, die aufgrund ihrer Leistungen und ihrer Persönlichkeit andere Menschen im Rollstuhl inspirieren und motivieren. Der Ehrungsanlass fand passenderweise am internationalen Tag der Querschnittlähmung statt, dem 5. September 2022.

Bereits zum 29. Mal ehrt die SPS zwei Personen, die in ihrem Leben Grossartiges leisten. Meist sind es eine Person mit Para- und eine mit Tetraplegie. Dieses Jahr kürte die fünfköpfige Jury, zu der auch SPV-Bereichsleiterin Daniela Vozza gehört, die erfolgreiche Leichtathletin und Paraplegikerin Manuela Schär zur «Querschnittgelähmten des Jahres 2022». Erstmals vergab die Jury ausserdem einen Anerkennungspreis für das Lebenswerk und die Vorbildfunktion für andere Personen im Rollstuhl. Dieser Preis ging an die Westschweizer Alpinismus-Pionierin Nicole Niquille.

Manuela Schär

2021 war ein Jahr der Superlative für die 37-jährige Krienserin. An den Paralympics in Tokio heimste sie gleich fünf Medaillen ein – zweimal Gold und dreimal Silber – und gewann die Marathon Major Serie überlegen mit fünf Siegen von insgesamt sechs Rennen. Das ist der bisherige Höhepunkt ihrer langen Sportkarriere. Manuela Schär ist seit einem Unfall im Alter von neun Jahren querschnittgelähmt. Bereits in der Rehabilitation in Nottwil hat sie ihre Leidenschaft für den Rollstuhlsport entdeckt. Schon als Teenager verfolgte sie ihre Ziele mit Hartnäckigkeit und Ausdauer, nie aber mit Verbissenheit. Als 19-Jährige war sie 2004 das erste Mal bei Paralympischen Spielen in Athen und holte ihre ersten zwei Medaillen. Fairness ist ihr unglaublich wichtig und stets freut sie sich auch über die guten Leistungen ihrer Konkurrentinnen.

Es ist diese Mischung aus beeindruckender Leistung und sympathischer Persönlichkeit, die die Jury überzeugt hat. Für sie hat Manuela Schär eine wichtige Vorbildfunktion für viele zukünftige Schweizer Rollstuhlsporttalente und beeindruckt auf und neben der Leichtathletikbahn als positiver und inspirierender Mensch.

Nicole Niquille

Eine Vorbildfunktion spricht die Jury auch der Greyerzerin zu. 1986 erhielt Nicole Niquille als erste Frau in der Schweiz das Diplom als Bergführerin. Sie bestieg die höchsten Gipfel der Welt und inspirierte viele Alpinistinnen. Seit einem Steinschlag beim Pilzesammeln 1994 ist sie hirnverletzt und deshalb im Rollstuhl. Aufhalten liess sie sich aber nie: Sie führte mit ihrem Ehemann fünfzehn Jahre lang ein Bergrestaurant im Wallis. Anschliessend baute sie in Nepal – ihrer zweiten Heimat – ein Spital für Einheimische auf, in dem sich mittellose Menschen kostenlos versorgen lassen können. Im Juli 2022 ging für die Westschweizerin ein Traum in Erfüllung: In einem Spezialschlitten – gebaut von Orthotec – führte eine Gruppe von Alpinistinnen die Pionierin auf das Breithorn, einen Viertausender in den Walliser Alpen. Der Anerkennungspreis 2022 der SPS ehrt Nicole Niquille für ihr Lebenswerk.

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