Paracontact_1_2021_d

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FOKUS

FÜR SIE DA

Unzählige Baustellen Marcel Strasser fährt bis in die hintersten Täler der Schweiz, um abzuklären, wie sich Häuser und Wohnungen von Querschnittgelähmten anpassen und umbauen lassen. Von Gabi Bucher

Das Architekten-Team des Zentrums für Hindernisfreies Bauen in Muhen (ZHB) ist eines der konstantesten der SPV. Abgänge geschehen fast ausschliesslich über Pensio­ nierungen, 20-jährige Jubiläen sind nahe­ ­zu die Norm. Auch Marcel Strasser ist über zwanzig Jahre im Amt. Im Oktober 1999 trat er seine Stelle bei der SPV an. «Die so­ ziale Komponente interessierte mich. Ich freute mich darauf, mehr mit Menschen zu tun zu haben und auch beratend tätig sein zu können.» Eine der grossen Herausforderungen des ZHB ist die Zahl der laufenden Projekte. «An unseren internen Sitzungen werden die neuen Projekte verteilt. Diese betreut man dann von der ersten Beratung bis zur Abrechnung.» So könnten zwischen zwan­ zig bis dreissig Projekte parallel laufen, da müsse man darauf achten, dass man den Überblick nicht verliere. «Und wir haben unsere uns zugeteilten Regionen, damit wir 50

nicht kreuz und quer durch die Schweiz fahren», erklärt Marcel. Er ist zuständig für die Ostschweiz, von Schaffhausen bis Grau­bünden. Herausforderung am Hang In all den Jahren hat Marcel einiges erlebt. Eine der eindrücklichsten Baustellen sei der Lifteinbau in einer Terrassensiedlung gewesen. «Der Zugang erfolgte von der bergseitigen Strasse über den Garagen, darunter folgte das zweistöckige Haus des Nachbarn über dem ebenfalls zweistöcki­ gen Haus der Kundin.» Den bereits be­stehenden Treppenlift im Aussenbereich konnte die Tetraplegikerin mit ihrem Elek­ ­trorollstuhl nicht benutzen. «Wir muss­ten im Garten einen Lift einbauen, um die sechs Geschosse zu erschliessen. Dazu wur­­de ein riesiges Loch gegraben. Die Strasse musste mehrmals gesperrt werden, unter anderem damit ein Kran den Bagger aus dem riesigen Loch hieven konnte.»

Umbau mit Gottes Segen Eine ganze andere Geschichte ist jene ei­nes Kunden, der ein kleines Bergrestaurant im Münstertal betreibt. «Er wollte nach seinem Klinikaufenthalt unbedingt zurück, aber sein Wohnhaus konnten und durften wir nicht umbauen. Es war zu verwinkelt, zu viele Treppen, zudem stand es unter Denk­ malschutz.» Also überlegte man sich, in der angrenzenden Scheune eine neue Woh­ nung einzubauen. «Wir erstellten ein Vor­ projekt, ein Architekt vor Ort führte es dann aus.» Über eine integrierte Ga­rage ge­ langt der Mann nun in seine neue Woh­ nung mit Küche, wo er seine Fleischplättli und Spezialitäten zubereitet. Die Küche hat einen direkten Zugang zur Terrasse des Restaurants. «So serviert er selber oder gibt die Plättli über eine Durch­reiche seiner Frau. Gemeinsam führen sie das Restau­ rant weiter.» Eine schöne Geschichte mit ei­ ner eindrücklichen Nebengeschichte: «Das Projekt war sehr teuer, also hat sich der Lions Club des Münstertals eingesetzt und Firmen und Privatpersonen in der Region angefragt. So kamen grössere und kleinere Beträge zusammen, welche dem Kunden halfen, das Ganze finanziell zu stemmen.» Mit einer Einweihungsfeier für alle Spen­ der belohnte dieser die Solidarität «mit kal­ ten Plättli und Einsegnung der Wohnung durch den Pfarrer», erinnert sich Marcel.

Übrigens, abgelegene Baustellen kommen dem passionierten Berggänger sehr entge­ gen, da hängt er gerne ab und zu noch ein «Tüürli» an! Paracontact I Frühling 2021


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