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FÜR SIE DA
FÜR SIE DA
Unzählige Baustellen
Marcel Strasser fährt bis in die hintersten Täler der Schweiz, um abzuklären, wie sich Häuser und Wohnungen von Querschnittgelähmten anpassen und umbauen lassen.
Von Gabi Bucher
Das ArchitektenTeam des Zentrums für Hindernisfreies Bauen in Muhen (ZHB) ist eines der konstantesten der SPV. Abgänge geschehen fast ausschliesslich über Pensionierungen, 20jährige Jubiläen sind nahezu die Norm. Auch Marcel Strasser ist über zwanzig Jahre im Amt. Im Oktober 1999 trat er seine Stelle bei der SPV an. «Die soziale Komponente interessierte mich. Ich freute mich darauf, mehr mit Menschen zu tun zu haben und auch beratend tätig sein zu können.»
Eine der grossen Herausforderungen des ZHB ist die Zahl der laufenden Projekte. «An unseren internen Sitzungen werden die neuen Projekte verteilt. Diese betreut man dann von der ersten Beratung bis zur Abrechnung.» So könnten zwischen zwanzig bis dreissig Projekte parallel laufen, da müsse man darauf achten, dass man den Überblick nicht verliere. «Und wir haben unsere uns zugeteilten Regionen, damit wir nicht kreuz und quer durch die Schweiz fahren», erklärt Marcel. Er ist zuständig für die Ostschweiz, von Schaffhausen bis Graubünden.
Herausforderung am Hang
In all den Jahren hat Marcel einiges erlebt. Eine der eindrücklichsten Baustellen sei der Lifteinbau in einer Terrassensiedlung gewesen. «Der Zugang erfolgte von der bergseitigen Strasse über den Garagen, darunter folgte das zweistöckige Haus des Nachbarn über dem ebenfalls zweistöckigen Haus der Kundin.» Den bereits be stehenden Treppenlift im Aussenbereich konnte die Tetraplegikerin mit ihrem Elektrorollstuhl nicht benutzen. «Wir mussten im Garten einen Lift einbauen, um die sechs Geschosse zu erschliessen. Dazu wurde ein riesiges Loch gegraben. Die Strasse musste mehrmals gesperrt werden, unter anderem damit ein Kran den Bagger aus dem riesigen Loch hieven konnte.»
Umbau mit Gottes Segen
Eine ganze andere Geschichte ist jene eines Kunden, der ein kleines Bergrestaurant im Münstertal betreibt. «Er wollte nach seinem Klinikaufenthalt unbedingt zurück, aber sein Wohnhaus konnten und durften wir nicht umbauen. Es war zu verwinkelt, zu viele Treppen, zudem stand es unter Denkmalschutz.» Also überlegte man sich, in der angrenzenden Scheune eine neue Wohnung einzubauen. «Wir erstellten ein Vorprojekt, ein Architekt vor Ort führte es dann aus.» Über eine integrierte Garage gelangt der Mann nun in seine neue Wohnung mit Küche, wo er seine Fleischplättli und Spezialitäten zubereitet. Die Küche hat einen direkten Zugang zur Terrasse des Restaurants. «So serviert er selber oder gibt die Plättli über eine Durchreiche seiner Frau. Gemeinsam führen sie das Restaurant weiter.» Eine schöne Geschichte mit einer eindrücklichen Nebengeschichte: «Das Projekt war sehr teuer, also hat sich der Lions Club des Münstertals eingesetzt und Firmen und Privatpersonen in der Region angefragt. So kamen grössere und kleinere Beträge zusammen, welche dem Kunden halfen, das Ganze finanziell zu stemmen.» Mit einer Einweihungsfeier für alle Spender belohnte dieser die Solidarität «mit kalten Plättli und Einsegnung der Wohnung durch den Pfarrer», erinnert sich Marcel.
Übrigens, abgelegene Baustellen kommen dem passionierten Berggänger sehr entgegen, da hängt er gerne ab und zu noch ein «Tüürli» an!

