2 minute read

TENNIS FÜR ALLE

TENNIS FÜR ALLE

Bärenstarkes Tennis

Herbert «BouBou» Keller ist in Nottwil seit drei Jahren engagierter Trainer im RollstuhlTennis, seit zwei Jahren ebenfalls im Tischtennis.

Von Gabi Bucher

Auf den ersten Blick wirkt er etwas ernst, der Mann, der da auf dem Tennisplatz die Bälle übers Netz schickt. Aber Herbert «BouBou» Keller ist einfach nur voll konzentriert. Neben dem Platz ist er offen, kommunikativ und hat ein fast schelmisches Lachen. Woher der Name BouBou? Sein Schulkollege habe den Kosenamen Yogi gehabt und da er selber einen Kopf kleiner gewesen sei, sei er BouBou geworden, Yogis kleiner Bärenkollege. Das mit dem «Kopf kleiner» ist heute kaum nachvollziehbar, seine Statur und vor allem die sonore Stimme erinnern aber durchaus an einen Bären.

Neubeginn im Rollstuhl

BouBou wollte schon früher Tennislehrer werden, brach aber die Ausbildung ab, weil ihn seine Krankheit läuferisch zu sehr einschränkte. Zum Glück lud ihn ein Tenniskollege zu einem Schnupperkurs im RollstuhlTennis ein. «Da hat es mich gepackt», erzählt er. Vor drei Jahren übernahm er nach abgeschlossenen Trainerausbildungen die Kurse seines Lehrers Eugen Trost. Am Montag und Mittwoch trainiert er jeweils von 17.00 bis 20.00 Uhr Anfänger und Fortgeschrittene; an weiteren Tagen Spieler aus dem Nationalkader.

Durchhaltewillen und Disziplin

BouBou würde gerne mehr junge Rollifahrer fürs Tennis begeistern. «Leider ist Tennis die letzte Sportart, die ein Neuverletzter von der körperlichen Belastung her ausüben darf. Nach der Reha zu Hause gibt es viele andere Probleme, die den Sport vergessen lassen.» Ein einfacher Sport sei es nicht. «Es braucht einiges an Durchhaltewillen, hat man jedoch einen Spielpartner, der die Bälle regelmässig zurückspielt, macht es riesig Spass und Fortschritte zeigen sich zusehends.» Dazu sei man draussen und habe einen grossen Variantenreichtum an Fahr und Schlagbewegungen. «Eigentlich ist es eine Einzelsportart, im Zweierteam werden aber auch interessante Doppel gespielt, die in TeamWettbewerben zu grosser Bedeutung gelangen. In diesem Sinn kommt die Kameradschaft nicht zu kurz.» Ab einem gewissen Spielniveau und mit höheren persönlichen Zielen reise man um die ganze Welt. BouBou hofft, beim nächsten «move on», an Schnupper oder Sportkursen wieder ein paar Junge fürs RollstuhlTennis zu begeistern.

Fussgänger erlaubt

RollstuhlTennis unterscheidet sich nur in einer Regel vom Tennis für Fussgänger: Der Ball darf zwei Mal auf dem Boden aufprallen, bevor er gespielt werden muss. Man könne auch mit Fussgängern spielen, «aber gegen einen wirklich guten Spieler kommst du im Rollstuhl in Sachen Beweglichkeit und Schnelligkeit im Ernstkampf nicht an». Dennoch lohnt sich ein solches Training. «Ein Fussgänger kann Bälle, die du verhaust, meist noch kontrolliert zurückspielen, das ist sehr trainingsfördernd.» Das Training mit Rollstuhlfahrern sollte aber auch nicht zu kurz kommen, ist es doch sehr wichtig, die Schläge aus dem Sportrollstuhl lesen und antizipieren zu können.

Wenn in der Winterzeit die offiziellen Trainings wegfallen, ist BouBou als Privatlehrer zu haben. «Bis zu einer Stunde Fahrzeit nehme ich gerne auf mich», meint der in Wohlen (Aargau) Lebende. Ab Anfang April fangen die Kurse auf dem 2020 neu renovierten ReboundAceTennisplatzbelag in Nottwil wieder an. «Es gibt nirgends in der Schweiz einen solchen Belag zum Trainieren», erklärt BouBou, «er entspricht vielen Turniertennisplätzen. Da ist man mit dem Rolli schnell unterwegs und der Ballabsprung ist regelmässig genau.»

Ja, Tennis ist BouBous Ding. «Und weisst du was», meint er fast verschwörerisch, «es warmein Bubentraum, Sportlehrer zu werden. Jetzt hab ichs doch noch geschafft.»