Hausarzt medizinisch
Im Fall des Durchfalls Hinweise für die reisemedizinische Beratung in der Ordination
Foto: © shutterstock.com/ Kira_Yan
S GA eri ST e RO
In der Coronakrise ist das Weltenbummeln gerade kein so großes Thema. Wobei: Die Hoffnung auf den Sommerurlaub stirbt zuletzt. Und: Nicht nur auf Fernreisen können uns Erreger von Reisediarrhö heimsuchen: Auch hierzulande sind Verunreinigungen von Wasser oder Lebensmitteln mit E. coli, Salmonellen, Campylobacter und Co möglich (siehe auch Infobox). Allerdings beläuft sich die Zahl der Erkrankten in Europa auf < 25 pro 1.000 Reisende.1 Durchfallmedikamente sollten trotzdem selbst in der kleinsten Reiseapotheke Platz finden. Zudem gilt es, die Patientinnen und Patienten über die Grenzen der Selbstmedikation zu informieren.
Geeignete Therapiemaßnahmen Die wichtigste Maßnahme zur Bekämpfung des Durchfalls bleibt die Rehydratation inklusive der Zufuhr von Elektrolyten, z. B. mithilfe von einer
8
Mai 2021
oralen Rehydratationslösung. Darmmotilitätshemmer wie Loperamid dienen der symptomatischen Therapie, jedoch sollten sie nicht länger als 48 Stunden eingenommen werden. Der Einsatz von Antibiotika ist je nach Schweregrad des Durchfalls abzuwägen:2 • milder (erträglicher) Durchfall: keine Empfehlung einer antibiotischen Therapie. • moderater (störender) Durchfall: schwache Empfehlung einer antibiotischen Therapie. • schwerer (stark einschränkender) Durchfall: starke Empfehlung einer Behandlung mit Antibiotika, bevorzugt mit Azithromycin; schwache Empfehlungen von Rifaximin und Fluorchinolonen bei schwerer Reisediarrhö ohne Dysenterie. Weitere Wirkstoffe, die zur Bekämpfung einer (Reise-)Diarrhö angewendet werden, sind u. a. Bismutsalicylat, Aktivkohle, Hefe, Laktobazillen und apathogene Varianten von E. coli.1,2,3 Aktivkohle und Hefe haben den Vorteil, dass sie im Darm verbleiben und somit ausschließlich lokal wirken – beide sind in der Lage, Toxine zu binden. Wegen ihres geringen Nebenwirkungspotenzials eignen sich Aktivkohle sowie Probiotika als Maßnahmen gegen unspezifischen Durchfall.3 Eine medikamentöse Prophylaxe ist nur bei Hochrisikogruppen, etwa bei Personen mit Grunderkrankungen, anzudenken. Dafür werden in der Guideline Reisediarrhö2 Rifaximin und als zweite Option Bismutsalicylat genannt.
Grenzen der Selbstbehandlung Klingen die Beschwerden trotz der Selbstbehandlung nicht binnen 24 bis 36 Stunden allmählich ab, muss ein Arzt konsultiert werden.2 Auch darauf können Patienten schon bei der Zusammenstellung der Reiseapotheke hingewiesen werden. Gründe, die gegen eine Selbstmedikation bei Durchfall sprechen, umfassen u. a.: Dysenterie, Fieber, vermutete Arzneimittelunverträglichkeit, Alter von < 12 oder > 75 Jahren sowie Auslandsreisen (bis zu drei Monate vor Ausbruch der Diarrhö).4 Mag.a Marie-Thérèse Fleischer, BSc Quellen: 1 Feldmeier H, Reisediarrhö: Häufigstes Problem auf Fernreisen, Pharmazeutische Zeitung, Ausgabe 29, 16.07.2012. 2 Wülker A, Ars Medici 2018, 12:538-40. 3 Ouwerkerk M, Symptomatische Behandlung der Diarrhoe, just-medical.ch, https://bit.ly/30s7wu4 (abgerufen am 05.08.2020). 4 Wittig J & Rudolph R, Durchfall: Wann Selbstmedikation möglich ist, Pharmazeutische Zeitung, Ausgabe 18, 03.05.2010.
X Infobox: Wasserqualität beim Wandern Auch wenn das Wasser im Gebirgsbach glasklar aussieht, können sich darin gefährliche Bakterien und Viren verstecken. Die Wasserqualität von Bächen und Gebirgsseen sinkt mitunter drastisch wegen verendeter Tiere oder Verschmutzungen (z. B. Kot von Weidetieren oder Wasservögeln). Darum gilt: Selbst genügend Getränke mitführen oder in einer Hütte einkehren! Alternativen bieten Filtersysteme und chemische Zusätze (Chlor, Jod), um auch beim Nachfüllen unterwegs Trinkwasserqualität erreichen zu können. Quellen: bergwelten.com bergwelten.com, kompass.de