Hausärzt:in 03/2025 ohne FKI

Page 1


VON DER KASSE ZUR KLASSE

Eine Podiumsdiskussion zum Thema: Was im Ernstfall wirklich bezahlt wird

Editorial

Aus Liebe zur Region

Unsere aktuelle „Runde der Regionen“ – ein gemeinsames Diskussionsformat von MeinBezirk und Hausärzt:in – fand am 21. Februar statt, also kurz bevor die neue Bundesregierung feststand. Das Thema des Abends, „Von der Kasse zur Klasse“, hat trotz der neuen Verantwortlichen keineswegs an Bedeutung verloren. Denn die Forderung der Patient:innen-, Standes- und Kassenvertreter:innen an die Politik, unser solidarisches Gesundheitssystem trotz Sparzwängen nicht weiter auszuhebeln, ist aktueller denn je. Ein spannender Diskussionspunkt war, dass die Versorgungslage österreichweit sehr unterschiedlich ist. In der Ostregion war erst jüngst ein Disput darüber entflammt, dass in den Spitälern der Bundeshauptstadt bevorzugt Wiener Patient:innen behandelt werden sollten. Die Trennung der Bundesländer gemäß historischen Grenzen würde allerdings zu ineffizienten Strukturen führen. Patient:innenombudsmann Dr. Thomas Holzgruber formulierte es so: „Ich liebe das Motto Ihres Medienhauses ,Aus Liebe zur Region‘. Und die Region ist nicht zwingend ein Bundesland. Es ist schwer zu verstehen, warum man nicht für Wien, Niederösterreich und das Nordburgenland eine gemeinsame Spitalsplanung zustande bringt. Im Grunde ist das auch im niedergelassenen Bereich ein Thema.“ Nur so könne vermieden werden, dass Patient:innen im Akutfall zwischen einer unzureichenden Dorfklinik und einem hochspezialisierten Zentrum im Ballungsraum hin- und hergeschoben würden. Lesen Sie mehr darüber und über weitere brisante Themen wie Leistungsverschiebungen und Selbstbehalte in unserem druckfrischen Fachmagazin ab Seite 14.

Regionale

Ansprechpartner:innen

Die Publikationen der RegionalMedien zeichnen sich generell dadurch aus, dass wir Journalist:innen vorrangig mit in Österreich tätigen Expert:innen eng zusammenarbeiten. So hat etwa den Jubiläumsartikel in der Märzausgabe der Hausärzt:in – zum Thema ‚35 Jahre Kardiologie‘ – dankenswerterweise Assoc.-Prof. PD Mag. Dr. Lukas Fiedler FESC, verfasst. Er arbeitet als Oberarzt im KH Wiener Neustadt, führt eine Wahlarztpraxis in Perchtoldsdorf und ist Sekretär der Österreichischen Gesell-

schaft für Kardiologie. Ab Seite 6 finden Sie seinen spannenden Gastbeitrag und Gesund.at zusätzlich Video-Interviews.

Einen guten Start in den Frühling wünscht Ihnen

Ihre

Mag.a Karin Martin Redaktionsleiterin RegionalMedien Gesundheit, karin.martin@regionalmedien.at

politisch

Die Verschlechterung der Nierenfunktion verläuft lange asymptomatisch.

MeinBezirk/Ferrigato

Ein Expert:innengespräch zur Finanzierung des solidarischen Kassensystems.

Der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur führt zu einer verstärkten Pollenproduktion.

Eine Reha ist sinnvoll, wenn Patient:innen funktionelle Einschränkungen im Alltag haben.

05 Prognosen im Vergleich Neue Daten zur Versorgung von Menschen mit pAVK

06 Viele Subspezialisierungen haben sich entwickelt

Jubiläumsserie, Teil 3: Kardiologie anno 1990 und heute

09 Unterdiagnostiziert und unterversorgt

Chronische Nierenerkrankung identifizieren und therapieren

12 „Herzinsuffizienz als Komorbidität“ Ein enges Zusammenspiel von unterschiedlichen Erkrankungen

21 Rückenschmerzen und Bandscheibenpathologien Herausforderungen, Therapie und Perspektiven

THEMA DES MONATS

14 Von der Kasse zur Klasse

Was im Ernstfall wirklich bezahlt wird – ein Expert:innengespräch

pharmazeutisch

37 Nicht schon wieder eine Blasenentzündung Rezidivierende Infektionen tragen zu Antibiotikaresistenzen bei

38 Ructus, Reflux und die Unfähigkeit zu rülpsen Von natürlichen Körperreflexen bis hin zu GERD und R-CPD

40 Klima, Biodiversität und Pollenallergie

Veränderte Umweltbedingungen erfordern eine Anpassung der Therapie

44 Anaphylaktischer Schock

Die Zukunft der Epilepsiebehandlung liegt in der personalisierten

Allergische Reaktionen können zum lebensbedrohlichen Notfall werden

46 Mathematik trifft Virus Wie sich SARS-CoV-2 in einer dynamischen Immunlandschaft entwickelt

48 Die Top-RhinitisProdukte nach Menge und Wert

Marktanalyse von Beatrix Linke, Country Lead IQVIA Austria

26 Die ATTR-Amyloidose – ein Update

Was hinter den steigenden Diagnosezahlen steckt

30 Mehr Anfallsfreiheit, bessere Lebensqualität Neue Ansätze zur Behandlung der therapierefraktären Epilepsie

34 „Es gibt sicherlich eine genetische Komponente“ Mehr als ein Fragezeichen in der Pathogenese von CIDP

49 Alles über Reha Reha wirkt von 0 bis 99+

50 Für (mehr) inneren Ausgleich

Was der Vagusnerv für die Gesundheit bedeutet

54 „Eine Screeningplattform entwickeln“ Virtual Reality und digitale Biomarker in der Demenz-Früherkennung

56 SPRECHStunde

„Gute Vorsätze gescheitert – was nun?“

57 ORDI-GEFLÜSTER

So finden Sie die perfekte Ordinationsassistenz

59 Termine Aktuelle Kongresse und mehr

48 Impressum extra

Prognosen im Vergleich

Neue Daten zur Versorgung von Patient:innen mit pAVK der oberen Extremitäten veröffentlicht

„A nders als bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) der unteren Extremitäten („lower extremity artery disease“; LEAD) sind die Daten über die Prävalenz, Behandlung und Prognose von Patient:innen mit pAVK der oberen Extremitäten („upper extremity artery disease“; UEAD) nur sehr spärlich vorhanden“, bemängelt PD Dr. Nasser Malyar, Leiter der Sektion Angiologie der Klinik für Kardiologie I am Universitätsklinikum Münster. „Die wenigen Analysen dazu basieren auf kleinen Kohortenstudien oder auf deskriptiven Analysen aus einzelnen Zentren. Dadurch gibt es bis heute kaum Evidenz bei der Behandlung von Patient:innen mit einer UEAD und dementsprechend fehlen bislang evidenzbasierte einheitliche Leitlinienempfehlungen dafür “

Ein Studienteam aus Münster hat nun im Rahmen des GenderVasc-Projektes – eines vom Gemeinsamen Bundesausschuss geförderten Projektes – die Prävalenz, das therapeutische Management sowie die Langzeitprognose hinsichtlich der Amputation und Mortalität bei UEAD untersucht und die Erkenntnisse im European Heart Journal veröffentlicht.1

Hohe Amputationsund Mortalitätsraten

Die Autor:innen der Studie haben Daten aller stationär behandelten Patient:innen mit der Hauptdiagnose UEAD der AOK-Krankenkasse aus den Jahren 2010 bis 2017 in die Analyse einbezogen (n = 2437). Obwohl Patient:innen mit einer UEAD im Vergleich zu solchen mit einer LEAD in den Rutherford-Stadien 4-6 („chronic limb threatening ischemia“; CLTI) zehn Jahre jünger waren, litten erstere häufiger an kardiovaskulären Komorbiditäten. Zu diesen zählten Diabetes mellitus, Hypertonie, Probleme durch einen aktiven Raucher:innenstatus, chronische Herzinsuffizienz oder chro-

nische Nierenerkrankung und/oder entzündliche Erkrankungen wie das Raynaud-Syndrom, rheumatoide Arthritis, Thromangitis obliterans oder das Sjörgen-Syndrom. Im Verlauf von 30 Tagen mussten sich 15 % der UEADPatient:innen einer Amputation der oberen Extremität unterziehen. Die Amputationsrate stieg nach einem Jahr auf 20 % und erreichte hier ein Plateau, wobei sich die Mortalitätsrate während der Beobachtungsphase stetig erhöhte und nach fünf Jahren bei 45 % lag. Bemerkenswert war, dass sowohl die Amputations- als auch die Mortalitätsrate bei Männern höher war als bei Frauen.

„ Die hohen Amputations- und Mortalitätsraten – in dem vergleichsweise sehr jungen Kollektiv – spiegeln die äußerst schlechte Prognose in dem eher heterogenen und jungen Kollektiv von UEADPatient:innen wider. Obwohl es für die UEAD keine Einteilung nach Schweregraden gibt, wie es bei der LEAD der Fall ist, ist die Prognose unabhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung sogar schlechter als bei Patient:innen mit LEAD im Stadium der CLTI“, erläutert Dr.in Lena Makowski, Erstautorin der Studie.

Erkrankung besser verstehen

Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen: Erstens kommt die Erkrankung häufiger vor, als angenommen wird. Zweitens schneidet die Versorgung von Patient:innen mit einer UEAD hinsichtlich der Diagnostik, Therapie und Sekundärprävention sogar noch schlechter ab als jene der Patient:innen mit LEAD. So erhielt während des Index-Krankenhausaufenthaltes nur etwa die Hälfte der UEAD-Patient:innen eine diagnostische Angiographie (intraarterielle DSA-/CT-/MRT-Angiographie). Auch die Rate der Revaskularisationen (endovaskulär oder gefäßchirurgisch) war mit etwa einem Drittel der Patient:innen sehr niedrig. Trotz bekannter Diagnose bekam nur knapp die

Hälfte der UEAD-Patient:innen vor dem Krankenhausaufenthalt Statine oder Antithrombotika, wobei Männern diese evidenzbasierten Medikamente öfter verordnet wurden als Frauen.

„ D ie Ergebnisse dieser Studie sind wichtig und hilfreich, um die Bedeutung der Erkrankung, die Epidemiologie, die derzeitigen therapeutischen Unzulänglichkeiten und die Determinanten der schlechten Prognose der UEAD besser zu verstehen. Weitere prospektive klinische Studien sind für eine zukünftige evidenzbasierte und leitliniengerechte Versorgung von Betroffenen und damit für eine Verbesserung der aktuell schlechten Prognose der Patient:innen mit einer UEAD dringend notwendig“, so PD Malyar abschließend.

PA*/Red

* Presseaussendung der Deutschen Gesellschaft für Angiologie, Gesellschaft für Gefäßmedizin e. V. (DGA).

Quelle:

1 Makowski L et al., Hospitalized upper extremity artery disease patients: treatment and long-term outcomes, European Heart Journal, 2024; ehae904, doi.org/10.1093/eurheartj/ehae904

Viele Subspezialisierungen haben sich entwickelt

Jubiläumsserie, Teil 3: Kardiologie anno 1990 und heute – ein Überblick

GASTAUTOR:

Assoc. Prof. PD OA Mag. Dr. Lukas Fiedler FESC FA für Innere Medizin und Kardiologie/ Angiologie, 2. Medizinische Abteilung im KH Wiener Neustadt, Wahlarztpraxis in Perchtoldsdorf, Sekretär der ÖKG

Die Kardiologie hat sich in den letzten 35 Jahren zunehmend spezialisiert. Dieser Umstand verdankt sich intensiver Forschung, technologischen Innovationen sowie einer kontinuierlichen Verbesserung der Patient:innenversorgung. Der Zuwachs an Wissen ist so groß, dass sich in der Kardiologie Subspezialisierungen entwickelt haben, die jeweils selbst sehr erfolgreiche Forschung betreiben und etliche Innovationen hervorgebracht haben.

Fortschritte in der Diagnostik

Die Einführung nichtinvasiver Techniken, etwa der Echokardiographie und der Magnetresonanztomographie (MRT), hat es ermöglicht, das Herz in Echtzeit zu visualisieren und strukturelle Anomalien präzise zu identifizieren. Diese Technologien haben die Früherkennung von Herzkrankheiten revolutioniert und die Notwendigkeit invasiver diagnostischer Verfahren signifikant reduziert. Hausärzt:in

Serie KARDIO/ANGIO

„Das Feld der Kardiologie wird auch in Zukunft viele Innovationen hervorbringen.“

Nachdem in den 1970er Jahren die zweidimensionale (2D) Echokardiographie etabliert worden war, folgte circa zehn Jahre später die Doppler-Echokardiographie, mit der sich die Blutflussgeschwindigkeit innerhalb des Herzens und der großen Gefäße messen ließ. In den 1990er Jahren wurde die transösophageale Echokardiographie (TEE) etabliert, die eine noch detailliertere Darstellung der kardialen Strukturen und ihrer Anomalien erlaubte. Heute ist die 3D-Echokardiographie im klinischen Betrieb Standard und macht damit unter anderem die Begleitung komplexer transkutaner Klappeninterventionen möglich. Die bewährte 12-Kanal-Elektrokardiographie (EKG) stellt weiterhin einen Goldstandard in der kardialen Diagnostik dar. Die Interpretation wird in Zukunft aber zunehmend durch moderne Technologien verbessert werden. Hier sind schon jetzt AI-Algorithmen, unter anderem mit österreichischer Beteiligung, in Entwicklung begriffen und im Einsatz. In den rezenten ESC-Guidelines für Vorhofflimmern (VHF) von 2024 wurde das kontinuierliche SmartDevice-EKG von > 30 s in der Diagnostik des VHF aufgewertet, sodass es von einer erfahrenen Ärzt:in verwendet werden kann, um die Diagnose Vorhofflimmern zu stellen.

Therapeutische Innovationen

Die therapeutischen Optionen in der Kardiologie haben sich ebenfalls rasant

entwickelt. In den 1990er Jahren wurden die ersten Stents zur Behandlung von koronaren Herzkrankheiten eingeführt. Die konstante Weiterentwicklung der interventionellen Techniken, des Materials und der antithrombotischen Therapie hat bewirkt, dass die Stentthrombose mit 0,6-1,1 % eine Seltenheit geworden ist.

Einen weiteren bedeutenden Fortschritt stellt die Einführung minimalinvasiver Verfahren zur Behandlung von Klappenerkrankungen dar. Dank der transkatheteralen Aortenklappenimplantation (TAVI), der Mitral- und Trikuspidalklappeninterventionen können auch Patient:innen, die für eine offene Herz-OP nicht geeignet sind, therapiert werden. In diesem Feld werden die Herzchirurgie und die interventionelle Kardiologie mehr und mehr zusammenwachsen, um gemeinsam für die Patient:in den besten Outcome zu garantieren.

Zu den Innovationen der letzten Jahre zählt auch der interventionelle Vorhofohrverschluss für Patient:innen mit einer Indikation zur oralen Antikoagulation, die aber aufgrund von Blutungen nicht zumutbar ist. Weiters ist hier die Thrombusaspiration bei akuter Hochrisikopulmonalembolie zu nennen, die derzeit intensiv beforscht wird, um den Nutzen im Vergleich mit der Standardtherapie, der intravenösen Lyse, zu ermitteln. Erste Ergebnisse sprechen dafür, dass erstere Maßnahme letzterer zumindest nicht unterlegen ist.

Pharmakologische Entwicklungen

Die pharmakologische Behandlung von Herzkrankheiten hat in den letzten 35 Jahren ebenfalls substanzielle Fortschritte gemacht. Die Entdeckung und die Entwicklung neuer Medikamente in puncto Lipidsenkung haben die Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen revolutioniert. Diese Medikamente haben nachweislich das Risiko, Myokardinfarkte und Schlaganfälle zu erleiden, signifikant gesenkt. Wir werden aufgrund des größeren Therapieportfolios abseits der Statine in den kommenden Jahren hoffentlich eine deutliche Reduktion der kardiovaskulären Ereignisse sehen.

Darüber hinaus bieten neue Antikoagulanzien – insbesondere direkte orale Antikoagulanzien (DOAKs) – in der Prävention thromboembolischer Ereignisse bei Vorhofflimmern eine sichere und effektive Alternative zu den Vitamin-K-Antagonisten. Die medikamentösen Innovationen betreffend Herzinsuffizienz haben dazu geführt, dass eine große Gruppe von Patient:innen unter den „Fantastischen 4“ einen deutlich besseren Outcome erlebt.

Telemedizin in der Kardiologie

Die Integration von Telemedizin in die kardiologische Versorgung hat es ermöglicht, Patient:innen mit unterschiedlichen Krankheitsbildern nicht nur besser, sondern auch kosteneffizienter zu betreuen. Als etabliert gilt die Telemedizin bei kar-

CS PA

Abbildung: Bild eines linken Atriums von posterior nach der PVI Koronarvenensinus, LSPV linke obere Pulmonalvene, LIPV linke untere Pulmonalvene, RSPV rechte obere Pulmonalvene, RIPV rechte untere Pulmonalvene.

dialen Devices wie Herzschrittmachern, ICDs und Looprecordern. Die telemedizinische Betreuung von Patient:innen mit Herzinsuffizienz wird in Österreich in mehreren Bundesländern hochqualitativ umgesetzt und kann damit unter anderem unnötige Krankenhausaufenthalte verhindern. Hier ist zu erwarten, dass eine telemedizinische Therapiebegleitung zum Standard wird, zum Beispiel auch bei Bluthochdruck. Einen besonderen Innovationsschub gab es in den letzten 35 Jahren im Bereich der kardialen Elektrophysiologie. Die Entwicklung elektroanatomischer Navigationssysteme hat die Therapie am schlagenden Herzen revolutioniert. Dies hat auch substanziell zum Verständnis der Rhythmusstörungen beigetragen. Die Ablationskatheter wurden immer effektiver, was sich zudem in besseren Langzeitdaten nach Vorhofflimmerablation niederschlug. Zuletzt konnte mit der Pulsed-Field-Technologie eine sehr effektive, schnelle und sichere Energieform etabliert werden, damit mehr Patient:innen einer Pulmonalvenenisolation zugeführt werden können (siehe Abbildung).

Bedeutung der kardiologischen Gesellschaft

Seit der Gründung der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG, siehe INFO) im Jahr 1968 durch Univ.-Prof. Dr. Fritz Kaindl ist die Mitgliederzahl kontinuierlich gestiegen und hat nun die Tausendermarke überschritten. 15 sehr aktive Arbeitsgruppen haben sich gebildet. Sie stellen das Rückgrat der kardiologischen Gesellschaft in Österreich dar.

Jährlich entwickeln diese Arbeitsgruppen nicht nur das Programm der Jahrestagung in Salzburg, sondern sie zeichnen auch für zahlreiche Publikationen und kleinere kardiologische Spezialmeetings in und um Österreich verantwortlich. Mehrere ÖKG-Mitglieder haben in den letzten Jahren in internationalen kardiologischen Organisationen wie der ESC und der ERHA leitende Positionen übernommen oder bei internationalen medizinischen Guidelines aktiv als Autor:innen mitgearbeitet.

Blick in die Zukunft

Das Feld der Kardiologie wird auch in Zukunft viele Innovationen hervorbringen. Im Vordergrund wird die minimale Invasivität stehen und man wird vor allem an der Prävention arbeiten: durch ein präziseres Screening und eine bessere medikamentöse Therapie. Die modernen Möglichkeiten der Verarbeitung großer Datensätze mit AI werden die Entscheidungen in der Diagnostik zunehmend prägen. Die Rolle der gut ausgebildeten Ärzt:in wird dadurch aber unangetastet bleiben, allein schon deshalb weil Patient:innen die humane und empathische Begleitung durch eine Mediziner:in weiterhin wünschen bzw. auch einfordern werden. Eine gute Möglichkeit, die rezenten Entwicklungen des Jahres in der Kardiologie zu überblicken, bietet die Teilnahme an der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Kardiologie, die heuer von 4. bis 7. Juni in Salzburg stattfinden wird (siehe TERMIN). Durch das besondere Format des Kardiotickers können sich Interessierte in komprimierter Form über die Therapie unterschiedlicher Entitäten nach den rezenten Guidelines sowie über Neuigkeiten informieren.

Die Österreichische Gesellschaft für Kardiologie (ÖKG) wurde im Jahr 1968 von Univ.-Prof. Dr. Fritz Kaindl gegründet. Sie ist heute voll in der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft integriert. Mittlerweile gibt es 15 Arbeitsgruppen, die die wissenschaftlichen Interessen ihrer Spezialisierung innerhalb der Kardiologie vertreten.

Weitere Infos: atcardio.at

Die Jahrestagung der ÖKG 2025 findet unter dem Motto „Neues Wissen“ von 4. bis 7. Juni 2025 in Salzburg statt.

Weitere Infos und Anmeldung:

Unterdiagnostiziert und unterversorgt

Menschen mit chronischer Nierenerkrankung identifizieren und therapieren

In Österreich sind knapp 10 % der Bevölkerung chronisch nierenkrank (CKD, Chronic Kidney Disease) – und die demografische Entwicklung lässt eine weitere Erhöhung dieser Patient:innenzahl erwarten.1 Die Verschlechterung der Nierenfunktion verläuft lange asymptomatisch und kann in der Regel nur entdeckt werden, wenn gezielt danach gesucht wird. Daher empfehlen nationale wie auch internationale Leitlinien ein jährliches CKD-Screening bei Personen mit Risikofaktoren wie Diabetes mellitus, arterieller Hypertonie und kardiovaskulären Erkrankungen, das die Bestimmung der glomerulären Filtrationsrate (eGFR) und der Harnalbumin-Kreatinin-Ratio (UACR) inkludiert. Die UACR ist ein starker Prädiktor für das kardiovaskuläre

GASTAUTORIN:

OÄ Dr.in Katharina Hohenstein

Fachärztin für Innere Medizin und Nephrologie, Wien

Risiko und erhöht die Sensitivität der CKD-Diagnose selbst bei noch normaler eGFR in den frühen Stadien einer CKD.2 Da diese Erkrankung auch ohne UACR-Erhöhung vorliegen kann und die eGFR ebenfalls ein starker Prädiktor für eine erhöhte kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität ist, sollten beide Werte, sowohl UACR als auch eGFR, gemeinsam ermittelt werden.3 Trotz klarer Empfehlungen erfolgen die Umsetzung des Screenings und die daran anschließende Therapieanpassung nach wie vor viel zu selten. Internationale Daten belegen einen erheblichen Mangel hinsichtlich des CKD-Screenings und der Behandlung von Menschen mit Risikofaktoren wie Diabetes mellitus in der klinischen Rou-

boso medicus exclusive

Automatisierte Dreifachmessung mit Mittelwertanzeige

tineversorgung4. Eine Erhebung österreichischer Daten über die Bestimmung der UACR bzw. den Einsatz von SGLT2Inhibitoren ergibt ein ähnliches Bild der Unterdiagnose und Unterversorgung5 Bereits seit einigen Jahren ruht die Therapie der CKD auf drei soliden evidenzbasierten Säulen: auf RAS-Blockern, SGLT2-Inhibitoren sowie ns-MRAs (bei zusätzlich vorliegendem Diabetes mellitus und Albuminurie), die gemeinsam die CKD-Progression hemmen und die kardiovaskuläre sowie die Gesamtsterblichkeit deutlich reduzieren. Aufgrund der rezenten Studienlage zu GLP-1Rezeptor-Agonisten (GLP-1-Ras) wird den kommenden Leitlinien mit hoher Wahrscheinlichkeit eine vierte Säule zur Organprotektion wie auch zur Reduktion der Mortalität hinzugefügt. Das bedeutet: Wir Nephrolog:innen haben alle Möglichkeiten in der Hand,

So individuell wie die Gesundheit.

boso medicus exclusive lässt sich auf die persönlichen Bedürfnisse einstellen, bietet zahlreiche Statistikfunktionen für eine optimale Beurteilung der Blutdruckwerte und ist besonders empfohlen bei erhöhter Blutdruckvariabilität. Überzeugend in jeder Beziehung: das elegante Design, die hochwertige Verarbeitung und ein Funktionsumfang, der keine Wünsche offen lässt. Und das alles so einfach und benutzerfreundlich, wie Sie und Ihre Patienten es von boso gewohnt sind: Die große Anzeige und die zuschaltbare Sprachausgabe machen die Blutdruckmessung besonders einfach und komfortabel – nicht nur für ältere oder sehbehinderte Menschen.

Erhältlich in Apotheke und Sanitätsfachhandel.

BOSCH + SOHN GmbH & Co. KG Bahnhofstraße 64 | 72417 Jungingen www.boso.de

TABELLE 1

Empfehlungen für die Frequenz von Kontrolluntersuchungen in der Primärversorgung (Zahl pro Jahr) für die jeweilige eGFR- und AKQ-Kategorie (adaptiert nach KDIGO 2024; FV = Fachversorgung durch Nephrolog:innen).

AKQ-Kategorie (mg/g)

eGfr-Kategorie (ml/min per 1.73 m 2 )

G1

G2

G3a

G3b

G4 15-29 FV FV

G5

TABELLE 2

Empfehlungen für die Frequenz von Kontrolluntersuchungen in der ambulanten Fachversorgung (Zahl pro Jahr) für die jeweilige eGFR- und AKQKategorie (adaptiert nach KDIGO 2024; PV = Primärversorgung)

AKQ-Kategorie (mg/g)

eGfr-Kategorie (ml/min per 1.73 m 2 )

Patient:innen mit CKD effektiv zu helfen – doch es braucht dringend Lösungen für die gegenwärtig alarmierend niedrige Diagnose- und Therapierate.6,7,8,9

Primärversorgung

als entscheidender Faktor

Für das Screening und die Diagnose einer chronischen Nierenerkrankung ist in den seltensten Fällen eine nephrologische Konsultation erforderlich. Vielmehr sollte die Untersuchung frühzeitig in der extramuralen Versorgung erfolgen. Die allgemeinmedizinische bzw. internistische Primärversorgung bietet einen niederschwelligen Zugang, der die Früherkennung von Risikofaktoren und die Diagnose einer chronischen Nierenkrankheit ermöglicht sowie wohnortnah eine kontinuierliche Behandlung bzw.

„Eine Progressionshemmung zögert den Dialysestart hinaus und reduziert das Risiko eines kardiovaskulären Todes.“

Betreuung der Betroffenen sicherstellt. Eine Überweisung an die Nephrologie ist in bestimmten Fällen vonnöten und richtet sich nach dem CKD-Stadium, dem Risiko eines terminalen Nierenversagens, dynamischen Kriterien sowie Begleitbefunden (Tabellen 1-3).10,11 Erfolgen sollte sie bei raschem eGFR-Abfall bzw. Albuminurie-Anstieg, pathologischem Harnbefund (z. B. Hämaturie), erhöhtem Risiko eines terminalen Nierenversagens innerhalb der nächsten fünf Jahre*, bei bereits fortgeschrittener Nierenerkrankung mit Begleiterkrankungen wie CKD-MBD, metaboler Azidose oder renaler Anämie. In der Nephrologie kann eine weiterführende Diagnostik

(z. B. Differentialdiagnostik anderer renaler Ursachen mittels Harnzytologie, Autoimmunserologie oder Nierenbiopsie) vorgenommen werden. Zudem wird ein Therapieplan für die weitere Behandlung erstellt und entschieden, ob eine kontinuierliche Betreuung durch die Nephrologie erforderlich ist.

<

* berechenbar mithilfe des KFRE-Kalkulators, z. B.

unter nieren.app

Literatur:

1 GBD Chronic Kidney Disease Collaboration. Lancet. 2020 Feb 29;395(10225):709-733.

2 Tonneijck L et al., J Am Soc Nephrol. 2017;28(4): 1023-1039.

3 Stevens PE et al., Kidney International 2024, 105, S117–S314.

4 Edmonston D et al., JAMA Netw Open. 2024 Jun 3;7(6):e2418808.

5 Erhebung der ÖGK. Zahlen UACR und Verordnung SGLT2 -I, VNÖ 2024 (nicht veröffentlichte Daten).

6 Brenner BM et al., N Engl J Med. 2001;345(12): 861-869.

7 Agarwal R et al., Eur Heart J. 2022;43(6):474-484.

8 Shaman AM et al., Circulation. 2022;145(8):575-585.

9 Perkovic V et al., N Engl J Med. 2019;380(24): 2295-2306.

10 Chronic Kidney Disease (CKD): Early Identification and Intervention in Primary Care.

11 Recommendations. Chronic Kidney Disease: Assessment and Management. Guidance. Nice.

INFO

Wann zur Nephrolog:in?

Nach CKD-Stadium:

� alle Patient:innen mit CKD A3

� CKD G3bA2

� CKD G4 und G5 unabhängig von Albuminurie

Nach Risiko:

� KFRE 3-5 % in 5 Jahren

Nach dynamischen Kriterien:

� eGFR-Abfall ≥ 20 %

� eGFR-Abfall ≥ 30 % unter hämodynamisch wirksamen Therapien

� Verdopplung der Albuminurie

Nach Begleitbefunden:

� therapierefraktäre Hypertonie

� ungeklärte Hämaturie

� wiederholte oder komplizierte Nephrolithiasis

� Elekrolytveränderungen (v. a. Kalium, Natrium)

� v. a. hereditäre Nierenerkrankung

� Azidose

� CKD-MBD

„Herzinsuffizienz

als Komorbidität“

Ein enges Zusammenspiel von unterschiedlichen Erkrankungen

© shutterstock.com/AI

OA Priv.-Doz. Dr. Deddo Mörtl, FESC, FHFA Facharzt für Innere Medizin am Universitätsklinikum St. Pölten und an der Karl Landsteiner Privatuniversität, Krems, im Interview.

HAUSÄRZT:IN: Welche Bedeutung kommt der Arbeitsgruppe Herzinsuffizienz in der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG) und beim jährlichen Workshop zu?

OA MÖRTL: Die Arbeitsgruppe Herzinsuffizienz gehört zu den aktivsten Arbeitsgruppen der ÖKG. Zu ihren Agenden zählen die Zertifizierung von Herzinsuffizienzspezialist:innen und Spezialambulanzen, das Verfassen von Positionspapieren, die Entwicklung von Heart-Failure-Awareness-Kampagnen und eben die Durchführung von Fortbildungsveranstaltungen wie dem jährlichen Consensus Meeting in Wien. Dieses existiert seit über 25 Jahren und bietet bei freiem Eintritt hochqualitative Fortbildung mit aktuellen Inhalten zum Thema Herzinsuffizienz. Es findet immer am letzten Samstag im Jänner statt und hat mit regelmäßig über 230

Teilnehmenden ein großes Stammpublikum.

Das diesjährige Thema war Herzinsuffizienz als Komorbidität. Welche Bedeutung kommt diesem zu?

Man schätzt, dass 350.000 Österreicher:innen unter Herzinsuffizienz leiden. Herzinsuffizienz ist die häufigste Entlassungsdiagnose bei über 65-Jährigen und ihre Prävalenz im Zunehmen begriffen. Das heißt, dass unabhängig davon, auf welchem Gebiet der Erwachsenenmedizin man tätig ist, man unentwegt auf Herzinsuffizienzpatient:innen trifft.

Können Sie uns Beispiele nennen? Krebserkrankungen begünstigen eine Herzinsuffizienz, insbesondere die Chemotherapie, die die Patient:innen erhalten. Deshalb ist ein engmaschiges

Dann empfehlen Sie: Accu-Chek Instant

Von der Kasse zur Klasse

Ein

Expert:innengespräch zum

Thema „Was im Ernstfall wirklich bezahlt wird“

DZUM NACHSEHEN: Runde der Regionen auf meinbezirk.at

as erwartete Defizit der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) beträgt laut einer aktuellen Pressemitteilung 900 Mio. Euro. Es gibt viele unbesetzte Kassenstellen und lange Wartezeiten für Arzttermine. Die „ Drei-Minuten-Medizin“ ist vielerorts Realität, da die Mediziner:innen unter Zeitdruck arbeiten müssen. Ohne bessere Honorare und modernere Leistungen droht ein Ärzt:innenmangel. Die Ärztekammer fordert deshalb u. a. nachhaltige Effizienzsteigerungen, eine gesicherte Finanzierung und einen einheitlichen Leistungskatalog, um das solidarische Kassensystem abzusichern, anstatt es zu ruinieren. Das stelle eine Kernaufgabe der neuen Bundesregierung dar, heißt es in einer Aussendung. Eine aktuelle „Runde der Regionen“ Ende Februar widmete sich ebendiesen brisanten Themen.

In dem gemeinsamen Live-Diskussionsformat von MeinBezirk und Hausärzt:in ging es um die Erhaltung des solidarischen Kassensystems ebenso, wie um eine Stärkung des niedergelassenen Bereichs, die Bedeutung nichtärztlicher Gesundheitsberufe, Patient:innensicherheit, Eigenverantwortung u. Ä. m. Moderiert wurde die „Runde der Regionen“ von Karin Zeiler, Chefredakteurin von MeinBezirk Niederösterreich, und Mag.a Karin Martin, Chefredakteurin der Hausärzt:in. An der durchgehend spannenden Diskussion beteiligten sich Dr. Thomas Holzgruber, Patient:innenombudsmann der Kammer für Ärzt:innen und Ärzte in Wien, Peter Lehner, Obmann der Sozialversicherung der Selbständigen (SVS), und Mag.a Elisabeth Potzmann, Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands.

© MeinBezirk/Ferrigato (5x)

Solidarsystem ohne Risikoauslese

Grundsätzlich einig sind sich die Expert:innen darüber, dass das solidarische Kassensystem als „extrem hohes Gut“ erhalten werden muss. „ Ein Solidarsystem ohne Risikoauslese heißt, dass jede Person in der Gemeinschaft berücksichtigt wird – egal wie viel sie ins System eingezahlt hat bzw. einzahlen kann“, erklärte Obmann Lehner. Jede:r leiste einen Beitrag und erhalte die volle Leistung.

Wie das zukünftig angesichts der steigenden Anforderungen an das System gelingen kann? – Da scheiden sich die Geister. Bekanntlich wird die Bevölkerung immer älter. Zudem benötigen Menschen in wirtschaftlich schlechten Zeiten eine intensivere Versorgung. Und die medizinischen Leistungen werden immer teurer. Obmann Lehner zufolge ist es daher wichtig, das Gesundheitssystem permanent weiterzuentwickeln. „ Es gibt hier nicht die eine Reform und dann erreichen wir ein Ziel und haben das beste Gesundheitssystem für alle Zeiten“, stellte er klar. „Vielmehr ändern sich die Herausforderungen permanent. Und ebenso das Anspruchsdenken der Bevölkerung …“

Deshalb gelte das Credo, dass „Gesundheit immer auch von der Eigenverantwortung der Versicherten lebt“. Denn anders als bei einer Vollkaskoversicherung könne im Schadensfall nicht eine neue Gesundheit wie ein neues Auto eingefordert werden.

Leistungsverschiebungen

Auch aus der Patient:innensicht sei das solidarische Gesundheitssystem „ein hohes Gut“, gab Dr. Holzgruber zu bedenken. „Wir müssen alles dafür tun, es zu erhalten und zu stärken “ Die Gesundheitskasse müsse finanziell so aufgestellt sein, dass es zu keinen Leistungskürzungen komme. „Wenn wir weiterhin ein solidarisches Gesundheitssystem haben wollen, dann darf in diesem Bereich nicht gespart werden. Darüber muss sich die Politik im Klaren sein“, so der Jurist. „ Man kann aber natürlich schon versuchen, Effizienzen zu steigern “ Das

könne am ehesten gelingen, wenn Spitalsleistungen, wo möglich und sinnvoll, in den niedergelassenen Bereich ausgelagert würden – „f ür mehr Effizienz und eine bessere Versorgung“ Noch würden aber oftmals für diese Leistungsverschiebungen in den günstigeren ambulanten Bereich die Strukturen fehlen – woran nicht zuletzt die leidige duale Finanzierung in Österreich schuld sei. „Wir brauchen nicht immer das Krankenhaus. Und wir brauchen auch nicht immer die Ärzt:in“, stellte Mag.a Potzmann klar und kritisierte, dass Pflegefachpersonen im ASVG bislang nicht als Leistungserbringer gelistet seien. Ein Umstand, der dringend korrigiert werden müsse. „Wenn wir uns international in Gesundheitssystemen umsehen, die ähnliche Ergebnisse erzielen wie Österreich, dann sehen wir, dass nichtärztliche Gesundheitsberufe viel stärker in die Versorgung eingebunden sind“, so die Standesvertreterin weiter. „Wir sehen hierin auch einen Weg, Effizienzen zu heben und trotzdem die gleiche Qualität zu bieten. Gerade auch zur Versorgung chronisch Kranker können alle gesetzlichen Gesundheitsberufe viel beitragen.“

Überhöhtes Anspruchsdenken

Manches wird im niedergelassenen Bereich nach wie vor nicht oder nicht mehr bezahlt. Rege Diskussionen gab es rund um den Jahreswechsel etwa rund um Zahnfüllungen. Dazu erläuterte Obmann Lehner: „A malgamfüllungen sind europaweit verboten worden. Der ÖGK ist es nicht gelungen, entsprechende Honorarvereinbarungen für ein Ersatzprodukt mit der Zahnärztekammer zu treffen. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Aber es ist das klare Ziel, dass das gelingt!“ Der SVS-Obmann sieht sehr wohl Möglichkeiten, im System zu sparen, diese hätten aber nichts mit Leistungseinschränkungen zu tun. „ Das wäre der falsche Weg“, argumentierte er. „ Sparen heißt z. B. verstärkt Generika einsetzen, Doppelbefundungen vermeiden und auf die Digitalisierung setzen. Da gibt es tausende Möglichkeiten im Gesundheitssystem. Die müssen wir nutzen “ Zudem wies Lehner darauf hin, dass das

<

„Gratis ist gefühlt nicht mehr wertvoll. Deshalb ist meiner Meinung nach der Selbstbehalt wie bei der SVS der bessere Weg.“
„Ich liebe Ihr Motto, aus Liebe zur Region. Wir müssen schauen, dass die Menschen in der Region, aus Liebe zur Region, in der Region ordentlich versorgt werden.“

Solidarsystem aktuell durch ein enormes Anspruchsdenken strapaziert werde. Es gebe immer neue Wünsche, legitime, aber auch „Nice-to-haves“ „Diese dürfen unsere Grundaufgaben nicht gefährden“, so der Kassenvertreter. „Wir müssen uns darauf besinnen, was eine Krankenversicherung laut Paragraf 133 des ASVG zu leisten hat: das Maß des Notwendigen, nicht mehr und nicht weniger “

Dr. Holzgruber bestätigte die ausgeprägte Anspruchshaltung vieler Patient:innen in der heutigen Zeit. Oftmals werde er mit Beschwerden konfrontiert, dass die Ärzt:in nicht eine zweite CT oder MR verordnet habe. Oder nicht das gewünschte Medikament. „ Die Menschen haben heute oft viel im Internet gelesen, sind sehr informiert, aber deshalb nicht besser orientiert. Sondern sie irren im System umher“, weiß der Patient:innenvertreter. „Wir müssen ihnen optimale Patient:innenpfade aufzeigen, unter der Devise: zuerst zur Hausärzt:in. Bzw. haben wir in Wien auch erfolgreich Erstversorgungsambulanzen eingerichtet, die quasi den Spitälern vorgelagert sind und diese entlasten “

Versorgungslücken im Pflegesektor

Mag.a Potzmann verwies auf Versorgungslücken im Pflegesektor, etwa wenn Patient:innen aus dem Spital entlassen und mit dem Rollstuhl in ihre Wohnung zurückgeschickt werden, die nicht barrierefrei ist. Viele engagieren eine freiberufliche Pflegeperson und bezahlen sie privat. „ Es ist ihnen egal, was das kostet, denn es ist alternativlos“, weiß die Standesvertreterin. „ Die Familienstrukturen sind nicht mehr dieselben wie früher. Hier wurden noch nicht wirklich Alternativen etabliert, um das abfangen zu können “ Wenn es um reine Pflege gehe, sei jene wie gesagt kein Sozialversicherungsthema. „ Aber wir brauchen z. B. auch Wundmanagement. Dieses kann nur über medizinische Hauskrankenpflege abgerechnet werden, dafür bekommt man 9 Euro die Stunde. Das ist nicht kostendeckend und die Angehörigen verzichten meist auf die Rückerstattung, weil der administrative Aufwand nicht dafürsteht.“

Aus Liebe zur Region

Ein weiteres brisantes Thema ist die regional sehr unterschiedliche Versorgungslage. Unterstrichen wurde, dass die historische Trennung der Bundesländer zu ineffizienten Strukturen führe. „ Ich liebe Ihr Motto ‚Aus Liebe zur Region‘“, so Dr. Holzgruber. „Und die Region ist nicht zwingend ein Bundesland. Ich verstehe nicht, warum man nicht etwa für Wien, Niederösterreich und das Nordburgenland eine gemeinsame Spitalsplanung zustande bringt. Im Grunde ist das auch im niedergelassenen Bereich ein Thema.“ Nur so könne vermieden werden, dass Patient:innen im Akutfall zwischen einer unzureichenden Dorfklinik und einem hochspezialisierten Zentrum im Ballungszentrum hin- und hergeschoben würden.

„Nicht jede Region kann auch die Spitzenmedizin liefern, die heute gefordert ist“, war Mag.a Potzmann wichtig hinzuzufügen. „Wir haben zu viele Krankenhäuser, zu viele Betten. Aber wir haben das Personal nicht, um diese Betten zu bespielen …“

„Wir sind Seitens der Pflege keine Fans von Ambulanzgebühren, und zwar aus einem einfachen Grund: Wir sehen und wir kennen den Zusammenhang zwischen arm und krank.“

Selbstbehalte & Ambulanzgebühren

Auch die Themen Prävention und Impfstrategien kamen zur Sprache. Dr. Holzgruber kritisierte, dass manche präventive Maßnahmen, beispielsweise empfohlene Impfungen, nicht ausreichend gefördert würden. Gratis sei gefühlt oft nicht mehr wertvoll, meinte Obmann Lehner. „ Deshalb ist meiner Meinung nach ein Selbstbehalt wie bei der SVS der bessere Weg “ Das reiche bis zu Spitalsambulanzgebühren: „ Nicht um mehr Geld einzunehmen, sondern um eine Steuerung der Patientinnen und Patienten zu ermöglichen!“

Mag.a Potzmann hielt dem entgegen: „Wir sind seitens der Pflege keine Fans von Selbstbehalten und Ambulanzgebühren, und zwar aus einem einfachen Grund: Wir sehen und kennen den Zusammenhang ‚arm und krank‘. Bei denen, die sich die Gebühr leisten können, wird sie nichts steuern. Für die anderen bauen wir noch eine weitere Hürde auf “

Auch fände es die Pflegeexpertin unfair, wenn die Patient:innen eine Strafe für Ambulanzbesuche zahlen müssen,

solange nicht genügend Alternativstrukturen extramural aufgebaut wurden.

Ohne Strukturreform

geht es nicht

Zum Abschluss einigten sich die Diskutant:innen darauf, dass – um die Zukunft des Gesundheitssystems zu sichern – eine umfassende Strukturreform nötig ist. „Wir brauchen Transparenz, eine Transformation von der Reparaturmedizin hin zur Vorsorgemedizin, die digitale Transformation und eine Stärkung der Gesundheitskompetenz“, betonte Lehner. Das sei der wichtigste und nachhaltigste Schlüssel zu mündigen Patient:innen und ihrer optimalen Steuerung im System.

Mag.a Potzmann verwies auf die Notwendigkeit, die den Krankenhäusern vor- und nachgelagerten Versorgungssysteme auszubauen und regionale Krankenhäuser aufzugeben. „ D ie Pflege und andere nichtärztliche Gesundheitsberufe sollten gut in die Versorgung eingebunden werden, um die Menschen niederschwellig betreuen zu können“, forderte sie.

Dr. Holzgruber mahnte, dass die soziale Krankenversicherung, allen voran die ÖGK, dauerhaft finanziert sein müsse, und nicht nur kurzfristig. Nur so würden Leistungskürzungen in diesem Bereich abgewendet. „ Schaffen wir es nicht, das solidarische System wie bisher zu erhalten, werden die Patient:innen, die es sich leisten können, in die Privatmedizin abwandern“, so der ÄK-Vertreter abschließend. Das sei „eine völlig logische Entwicklung“, würde aber „d ie Solidarität nicht mehr gewährleisten, so wie früher“

Am Podium (v. l. n. r.):

Mag.a Elisabeth Potzmann / ÖGKV-Präsidentin, Mag.a Karin Martin / Chefredakteurin Hausärzt:in, Peter Lehner / Obmann SVS, Karin Zeiler / Chefredakteurin MeinBezirk Niederösterreich, Dr. Thomas Holzruber / Patient:innenombudsmann ÄK für Wien.

AL/KaM

Mehr Bewusstsein und Sensibilität

Dysphagie und Dysphonie:

Die vielfältigen Auslöser kennen und frühzeitig handeln

GASTAUTOR:

„Lymphoproliferative Erkrankungen gehen sehr häufig mit einer Stimmstörung als Primärsymptom einher.“

Hinter den Begriffen Dysphagie und Dysphonie verbergen sich Probleme, denen im Alltag oft wenig Beachtung geschenkt wird. Jedoch ist ihre Bedeutung für die Lebensqualität der Betroffenen immens. Dysphagie bezeichnet Schwierigkeiten mit dem Schlucken, Dysphonie Störungen der Stimme. Diese unscheinbaren Herausforderungen können vielfältige Ursachen haben und verdienen unsere Aufmerksamkeit. Denn unbehandelt führen sie mitunter zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen.

Dr. Georg Kangler HNO-Facharzt in Graz-Umgebung, hno-kangler.at

Somatische sowie psychosoziale Komponenten

Die Fähigkeit zu schlucken und jene zu sprechen stellen grundlegende Funktionen dar, die oft als selbstverständlich erachtet werden. Sind sie aber eingeschränkt, wird ihr Stellenwert im täglichen Leben schnell deutlich. Eine Dysphagie kann ernsthafte Konsequenzen haben, wenn sie unerkannt und unbehandelt bleibt. Sie beeinflusst nicht nur die Ernährung, sondern auch die soziale Interaktion und die Lebensqualität. Vor allem als Mediziner:innen müssen wir berücksichtigen, dass gängige orale Therapieformen – beispielsweise im Rahmen der Antikoagulation, bei chronischen Erkrankungen oder banalen Infekten – nicht wie gewohnt angewendet werden können. So ist ein Umstieg auf Flüssigsubstanzen oder transdermale Applikationsformen notwendig. Eine Dysphonie kann die Kommunikation beeinträchtigen, was in beruflichen, sozialen und persönlichen Bereichen erhebliche Auswirkungen hat. Im fort-

geschrittenen Lebensalter gilt es hier insbesondere die soziale Komponente verstärkt zu beachten. Die Fähigkeit der sozialen Interaktion trägt nachweislich zum Erhalt der kognitiven Fähigkeit bei und somit zur möglichst langen Selbstständigkeit.

Maligne Veränderungen ausschließen

Die Ursachen von Dysphagie und Dysphonie reichen von neurologischen Erkrankungen über strukturelle Probleme bis hin zu Medikamenten oder ungesunden Lebensstilgewohnheiten. Neben neurodegenerativen Krankheiten wie Demenz mit ihren unterschiedlichen Ausprägungen sind internistische und orthopädische Erkrankungen wesentlich an der Entstehung dieser Symptome beteiligt.

Aus dem internistischen Formenkreis muss man vor allem an den Reflux denken, der sowohl zu Schluckbeschwerden als auch zu Stimmstörungen führen kann – aufgrund von chronischen

Reizzuständen der Stimmlippenebene und Granulombildungen. Ebenso können Schilddrüsenfunktionsstörungen wie die Hypothyreose oder eine Struma Dysphagien verursachen und sogar Dyspnoe hervorrufen. Bei rasch auftretender Beschwerdesymptomatik und Progredienz von Schluck- und Stimmstörungen ist jedenfalls die zeitnahe weiterführende Diagnostik – vorzugsweise aus dem Bereich der HNO-Heilkunde – ratsam, um potenziell maligne Erkrankungen frühzeitig erkennen und behandeln zu können. Die Abklärung schließt in der Folge auch die Beurteilung des Mediastinums ein, da lymphoproliferative Erkrankungen – bedingt durch den anatomischen Verlauf des N. laryngeus recurrens – sehr häufig mit einer Stimmstörung als Primärsymptom einhergehen.

Radiologische und gastroskopische Abklärung

Aus dem orthopädischen Formenkreis bestehen vorwiegend Störungen des <

komplexen muskuloskelettalen Zusammenspiels infolge degenerativer Veränderungen, vor allem der ventralen HWS. Verkalkungen des vorderen prävertebralen Längsbandes sowie osteophytäre Anbauten im Rahmen osteodegenerativer Prozesse wie des Morbus Forestier stellen keine Seltenheit dar. Ein einfaches Röntgen der Halswirbelsäule kann bei gezielter Fragestellung bereits wegweisend für die richtige Diagnose sein. Radiologisch komplettiert wird die Diagnostik mittels eines Videoschluckaktröntgens, bei dem die Kontrastmittelpassage beim Schluckvorgang und die Peristaltik beurteilt werden. Insbesondere Kontrastmittelaussparungen ohne knöcherne Beteiligung im Sinne von Passagehindernissen sind zwingend weiter gastroskopisch abzuklären, um potenziell maligne Transformationen des Ösophagus und des Mageneinganges ausschließen zu können.

Organisch versus funktionell

Die Liste möglicher Gründe lässt sich noch lange fortführen: Autoimmun-, Motoneuronerkrankungen, Strahlentherapie, anatomische Fehlbildungen, Divertikel der Speiseröhre (Zenker), Stimmbandpolypen oder -granulome etc. Die Hauptursachen von Dysphonien im HNO-Bereich sind chronische Entzündungen der Stimmlippen und des Kehlkopfes – beispielsweise durch Nikotinkonsum –, außerdem malign transformiertes Epithel an den Stimmlippen oder chronische Stimmlippenschwellungen (Reinke-Ödem). Sie können – neben den bereits erwähnten internistischen Erkrankungen – persistierender Heiserkeit zugrunde liegen. Mitunter zeichnen auch funktionelle Störungen für eine langsam progrediente Verschlechterung der Stimmbildung verantwortlich. Bei den funktionellen Störungen im Alter verursacht vorwiegend die hypofunktionelle Dysphonie Beschwerden. Diese kann mittels logopädischer Übungen und Atemtechniken erfolgversprechend therapiert werden.

Herausforderungen ernst nehmen

Die HNO-Heilkunde bietet bei anhaltenden oder akut aufgetretenen Symptomen mit unklarem Auslöser eine optimale Abklärungs- und Behandlungsplattform, da in ihr alle Kenntnisse der unterschiedlichen Fachdisziplinen zusammenlaufen. Eine pauschale Empfehlung für die Therapie von Dysphonie und Dysphagie kann es nicht geben, denn aufgrund der zahlreichen Ursachen gibt es genauso viele verschiedene Behandlungskonzepte.

Die Wichtigkeit von Dysphagie und Dysphonie anzuerkennen, erfordert mehr Bewusstsein und Sensibilität. Es ist notwendig, dass sowohl die medizinische Gemeinschaft als auch die breite Öffentlichkeit diese Herausforderungen ernst nehmen. Indem wir uns für Prävention in Form von gesunden Lebensstilentscheidungen einsetzen sowie Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten verbessern, können wir dazu beitragen, die Lebensqualität der Patient:innen zu erhöhen.

Rückenschmerzen, Spinalkanalstenose & Bandscheibenpathologien

Herausforderungen, Therapie und Perspektiven

Rückenschmerzen zählen weltweit zu den häufigsten gesundheitlichen Beschwerden und sind eine der Hauptursachen für Krankenstand sowie eingeschränkte Lebensqualität. Da Hausärzt:innen oftmals die erste Anlaufstelle für Betroffene sind, spielen sie bei der frühen Erkennung, Diagnostik und Koordination der weiteren Therapie eine zentrale Rolle.

Präzise Einordnung in der hausärztlichen Praxis

Bis zu 80 Prozent der Bevölkerung erleiden mindestens einmal im Leben signifikante Rückenschmerzen.1 Eine präzise Einordnung ist dabei essenziell: Handelt es sich um akute, subakute oder chronische Schmerzen und liegt mögli-

cherweise eine spezifische Ursache wie ein Bandscheibenvorfall oder eine Spinalkanalstenose vor?

Bei radikulären Schmerzen, Missempfindungen oder Schwäche in den Beinen – insbesondere wenn ein sogenanntes Cauda-Syndrom mit Verlust der Kontrolle über Blase und Darm besteht – ist eine rasche Überweisung zur weiterführenden Diagnostik und gegebenenfalls operativen Therapie unverzichtbar.2

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Die meisten Patient:innen weisen jedoch weniger ausgeprägte Symptome auf, etwa lumbale Schmerzen mit gelegentlicher Ausstrahlung ins Gesäß. Bei der Mehrheit dieser Fälle übernimmt die

GASTAUTOR: Priv.-Doz. Dr. Holger Stadthalter Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Ärztlicher Leiter Privatklinik Villach humanomed.at

Hausärzt:in die Erstuntersuchung, verordnet medikamentöse Maßnahmen, Physiotherapie oder – wenn nötig – eine bildgebende Diagnostik. Bei komplexeren Befunden erfolgt die Überweisung an Fachärzt:innen für Orthopädie oder Neurochirurgie.3 Liegen chronische Beschwerden vor, gewinnen psychosoziale Aspekte an Bedeutung. Dann kann ein multiprofessionelles Team – bestehend aus Ärzt:innen, Physiotherapeut:innen, Psycholog:innen und weiteren Fachleuten – dabei helfen, ein ganzheitliches Konzept zu entwickeln. Die koordinierende Rolle übernimmt dabei die Hausärzt:in.

Konservative Therapie bei akuten und chronischen Schmerzen

In den meisten Fällen ist eine konservative Therapie der erste Schritt. Sie umfasst mehrere Bausteine:

• medikamentöse Schmerztherapie: Analgetika nach dem WHO-Stufenschema, ergänzt um Neuromodulatoren oder Muskelrelaxanzien, können akute Beschwerden lindern und einer Chronifizierung vorbeugen.4

• Physiotherapie und Bewegungstherapie: Ein gezieltes Training stabilisiert die Rumpfmuskulatur, manuelle Techniken reduzieren Schmerzen und eine ergonomische Beratung trägt dazu bei, ungünstige Bewegungsmuster zu vermeiden.

• Ergotherapie: Diese unterstützt Patient:innen dabei, ihren Alltag trotz chronischer Schmerzsymptomatik gut zu bewältigen.

• psychologische und psychosoziale Unterstützung: Verfahren wie kognitive Verhaltenstherapie oder Schmerzbewältigungstrainings adressieren schmerzverstärkende Faktoren wie Angst oder Stress.

Wann ist eine Operation indiziert?

Operative Verfahren sind indiziert, wenn neurologische Ausfälle (z. B. Lähmungen, Blasen- oder Darmstörungen) auftreten, konservative Maßnahmen versagen oder starke Schmerzen die Lebensqualität massiv beeinträchtigen.5 Minimalinvasive Techniken zur Dekompression, wie sie in der Mikrochirurgie oder der endoskopischen Wirbelsäulenchirurgie vielfach angewandt werden können, ermöglichen schonende Eingriffe mit geringeren Weichteiltraumata und einer schnelleren Mobilisation.

Bei komplexen, multistrukturellen Veränderungen – insbesondere bei Gefügestörungen – kann eine Fusion der Wirbel nötig sein. Auch solche Eingriffe lassen sich dank weiterentwickelter OPTechniken zunehmend minimalinvasiv durchführen, sodass auch damit die Morbidität verringert werden kann.6 Jedes operative Vorgehen muss jedoch stets kritisch auf Nutzen und Risiken hin geprüft werden.

Klinische Fälle:

Abbildung 1a: 76-jährige Patientin mit therapierefraktären Rückenschmerzen und schwerer Gefügestörung in der mittleren LWS.

Abbildung 1b: Korrektur des Alignements mit Dekompression und Fusion L2-4.

Abbildung 2: 83-jährige Patientin mit Claudicatio-Symptomatik und multisegmentaler hochgradiger Stenose. Operative Therapie mittels mikrochirurgischer Dekompression L3/4 und L4/5.

Rehabilitation und medizinische Trainingsberatung

Eine konsequente Rehabilitation ist ein wichtiger Faktor für den Langzeiterfolg – sei es nach konservativer oder nach operativer Behandlung. Sie dient dazu, muskuläre Dysbalancen zu beheben, Bewegungsabläufe zu optimieren und Rückfällen vorzubeugen.7

Die medizinische Trainingsberatung entwickelt individuell angepasste Kraft- und Ausdauerkonzepte, um einen belastbaren muskulären Stützapparat aufzubauen und die allgemeine Leistungsfähigkeit zu steigern.

Zukunftsperspektiven

Technische Innovationen verändern die Wirbelsäulenmedizin rasant: Eine immer präzisere Diagnostik, minimalinvasive OP-Verfahren und die digitale Vernetzung bieten neue Möglichkeiten in Diagnostik und Therapie. Digitale Bilddatennetze verbessern den Austausch zwischen Hausund Fachärzt:innen sowie Kliniken. Forschungen zu zellbasierten Therapien, etwa Stammzellanwendungen zur Regeneration geschädigter Bandscheiben, sind vielversprechend, aber noch nicht klinischer Standard. Auch künstliche Intelligenz wird künftig bei der Therapieplanung, der Auswertung bildgebender Verfahren und der Überwachung von Rehaprogrammen eine größere Rolle spielen.

Fazit

Rückenschmerzen und Bandscheibenbeschwerden bleiben eine komplexe Herausforderung. Eine enge Zusammenarbeit von Haus- und Fachärzt:innen, Physiotherapeut:innen, Psycholog:innen und weiteren Fachleuten ist entscheidend, um Betroffenen eine individuelle und effiziente Versorgung zu bieten. Konservative Konzepte bilden häufig die Basis und können dank moderner Physiotherapie und Schmerztherapie viel leisten. Ist eine Operation erforderlich, stehen heute zahlreiche minimalinvasive Techniken zur Verfügung. Neue Technologien und KI werden das Fach weiter prägen – gleichzeitig bleibt ein ganzheitlicher, menschlicher Ansatz grundlegend für eine erfolgreiche und nachhaltige Behandlung.

Quellen:

1 Knezevic NN, Candido KD, Vlaeyen JWS, Van Zundert J, Cohen SP, Low back pain. The Lancet. 2021;398:78-92. doi:10.1016/S0140-6736(21)00733-9.

2 Depalma MG, Red flags of low back pain. JAAPA. 2020;33(8):8-11. doi:10.1097/01. JAA.0000684112.91641.4C.

3 Maher C, Underwood M, Buchbinder R, Non-specific low back pain. Lancet. 2017;389(10070):736-747. doi:10.1016/S0140-6736(16)30970-9.

4 McGuire LS, Slavin K, Revisiting the WHO Analgesic Ladder for Surgical Management of Pain. AMA J Ethics. 2020;22(1):695-701. doi:10.1001/AMA JETHICS.2020.695.

5 Katz JN, Zimmerman ZE, Mass H, Makhni MC, Diagnosis and Management of Lumbar Spinal Stenosis:A Review. JAMA. 2022;327(17):1688-1699. doi:10.1001/ JAMA.2022.5921.

6 Imada A, Huynh TR, Drazin D, Minimally Invasive Versus Open Laminectomy/ Discectomy, Transforaminal Lumbar, and Posterior Lumbar Interbody Fusions: A Systematic Review. Cureus. 2017;9(7). doi:10.7759/CUREUS.1488.

7 Bogaert L, Thys T, Depreitere B et al., Rehabilitation to improve outcomes of lumbar fusion surgery: a systematic review with meta-analysis. Eur Spine J. 2022;31(6):1525-1545. doi:10.1007/S00586-022-07158-2.

UNTERSTÜTZT BEI CHRONISCHEM SCHMERZ & ENTZÜNDUNG:

BEWEGUNGSAPPARAT (Z.B. ARTHROSE)

NERVENSYSTEM (Z.B. NEUROPATHIEN)

FRAUENGESUNDHEIT (Z.B. ENDOMETRIOSE)

VEGANE ENZYME + PEA

RARE DISEASES

Fragezeichen …

in der Pathogenese

Therapierefraktäre

Epilepsie

Status quo der Behandlungsoptionen

Die ATTR-Amyloidose – ein Update

Die kardiale Amyloidose ist zwar eine seltene Erkrankung, wird aber aufgrund der demografischen Entwicklung, zunehmender Awareness und besserer diagnostischer Möglichkeiten immer häufiger diagnostiziert

Amyloidosen zählen zu einer Reihe von Erkrankungen, bei denen in verschiedenen Geweben fehlgefaltete Proteine abgelagert werden, was zu Funktionsstörungen der betroffenen Organe führt.1 Eine seltene, aber progressive und lebensbedrohliche Erkrankung ist die Transthyretin-Amyloidose mit Kardiomyopathie (ATTR-CM).2 Das Protein Transthyretin (TTR) wird im Rahmen der Pathogenese der ATTR-CM strukturell verändert und zerfällt durch die Fehlfaltung in Amyloidfibrillen, die sich in verschiedenen Organen und Geweben ablagern können.

Zwei Formen der ATTR-CM werden unterschieden:1,3

• Wildtyp-ATTR (wtATTR)

• Hereditäre ATTR-CM (hATTR-CM)

hATTR. Diese Form wird autosomal dominant vererbt. Je nach zugrunde liegender Mutation manifestiert sich eine hATTR rein kardiologisch (hATTR-CM, Kardiomyopathie) oder aber neurologisch (hATTR-PN, Polyneuropathie) oder als Mischform mit kardiologischer und neurologischer Symptomatik.4

wtATTR. Die wtATTR manifestiert sich fast ausschließlich kardiologisch, wobei überwiegend Männer über 60 Jahre betroffen sind. Etwa 10 Prozent der wtATTR-Patient:innen können begleitende Symptome einer peripheren und/oder autonomen Neuropathie aufweisen, wie neuere Studien zeigen.4

Häufigkeit & Symptome

Die ATTR-CM stellt eine der häufigsten Formen der kardialen Amyloidose dar und macht gemeinsam mit der ALAmyloidose (Immunglobulin-Leichtketten-Amyloidose) etwa 95 Prozent aller kardialen Amyloidosen aus. Schätzungen zufolge sind etwa 50.000 Men-

schen weltweit von hATTR (CM und PN) betroffen, wobei regionale Häufungen in Schweden, Portugal und Japan beobachtet werden.4

Zur wtATTR liegen Zahlen aus verschiedenen Patient:innenkollektiven vor: So leiden etwa 13 Prozent der Patient:innen mit HFpEF (Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion)5, 10-16 Prozent der TAVI-Patient:innen (TranskatheterAortenklappen-Implantation)6 sowie bis zu 9 Prozent der Patient:innen mit diagnostizierter LVH (linksventrikulärer Hypertrophie)7 bzw. HCM (hypertropher Kardiomyopathie)8 an einer wtATTR.

Personen mit ATTR-CM weisen häufig Symptome ähnlich jenen einer kongestiven Herzinsuffizienz auf, z. B. Fatigue, Dyspnoe, Schwächegefühl, Synkopen. Später können auch periphere Ödeme sowie ein Pleura- oder Perikarderguss auftreten. Außerdem können Amyloidablagerungen im Reizleitungssystem des Herzens Arrhythmien (Vorhofflimmern, AV-Block oder Tachykardien) hervorrufen. Durch die unspezifische Symptomatik bzw. die Überschneidung der Symptome mit anderen kardiologischen Erkrankungen kommt es zu Fehldiagnosen bzw. einer Verzögerung der korrekten Diagnose.4

Diagnose & Therapieoptionen

Entsprechend dem rezent publizierten nationalen Konsensus zu Diagnose und Therapie der kardialen Amyloidose4 sollte bei Verdacht auf eine kardiale Amyloidose eine schrittweise Abklärung der Patient:in erfolgen. Erste Hinweise können sich bereits aus Anamnese sowie weiterführenden Untersuchungen (EKG, Echokardiografie und/oder kardiale MRT) ergeben. Bestätigt sich der klinische Verdacht, so muss im nächsten Schritt die differenzialdiagnostische Abklärung in Bezug auf ATTR-CM und -AL (Serum-/Urin-Immunfixation und

Knochenszintigrafie) durchgeführt werden. Abhängig vom Ergebnis der spezifischen Diagnostik erfolgt dann entweder die Sicherung der Diagnose kardiale Amyloidose (AL oder ATTR) per Biopsie und/oder die genetische Abklärung zur Unterscheidung von wtATTR und hATTR.4

Diuretika stellen eine wichtige supportive Therapie bei kardialer Amyloidose dar (Dosierung beachten), keine Evidenz liegt hingegen für Medikamente vor, die für die Behandlung von Herzinsuffizienz eingesetzt werden. Eine Antikoagulation sollte erst nach Abwägung von Nutzen und Risiko erfolgen.4 Amyloidspezifische Therapien umfassen Agentien, die entweder das TTR-Tetramer stabilisieren oder dessen hepatische Synthese unterdrücken. So kann beispielsweise der TTR-Stabilisator Tafamidis (in der EU seit April 2020 zugelassen) die Prognose der Patient:innen mit kardialer Amyloidose verbessern.4 Die ebenfalls in der EU zugelassenen Wirkstoffe Patisiran und Inotersen sind für die Polyneuropathie im Stadium I und II bei ATTR zugelassen.4

Mag.a Nicole Bachler

Quellen:

1 Maurer MS et al., Circulation 2017; 135:1357-1377.

2 Bruno M et al., Heart Fail Rev 2021; 26(1):35-45.

3 Donnelly J & Hanna M, Cleve Clin J Med 2017; 84(12):12-26.

4 Bondermann D et al., Wien Klin Wochenschr 2020; 132:742-761.

5 González-López E et al., Eur Heart J 2025; 36(38): 2585-2594.

6 Castano A et al., Eur Heart J 2017; 38(38):2879-2887.

7 Treibel TA et al., Circ Cardiovasc Imaging 2016; 9(8):e005066.

8 Maurizi N et al., Int J Cardiol 2020; 300:191-195.

INFO

Selbsthilfegruppe „Leben mit Amyloidose“: amyloidosis-austria.at Österreichisches interdisziplinäres Amyloidose-Register (AIDA).

Vorhofflimmern im EKG1

Bizepssehnenruptur?1 Kurzatmigkeit und Atemnot1

Spinalkanalstenose?1

Früheres beidseitiges Karpaltunnelsyndrom1

Ein klarer Fall von Herzinsuffizienz, oder?

Wenn die Symptome einfach nicht zusammenpassen …

Scheinbar eindeutige Symptome, doch der Zustand der Patientin oder des Patienten verschlechtert sich trotz Therapie?2

HANDELN SIE SCHNELL!

Die ATTR-CM ist mit einer hohen Morbidität und Mortalität verbunden. 3

Eine kardiologische Abklärung wird dringend empfohlen.

Mehr Anfallsfreiheit, bessere Lebensqualität

Neue Ansätze zur Behandlung der therapierefraktären Epilepsie

Trotz erheblicher Fortschritte in der Epilepsiebehandlung bleibt die vollständige Kontrolle der Anfälle eine Herausforderung, weiß Univ.-Prof.in Dr.in Ekaterina Pataraia, MBA, Leiterin der Epilepsieambulanz an der MedUni Wien, zu berichten.* Die Expertin betonte, dass die medikamentöse Behandlung mit anfallssuppressiven Medikamenten (ASM) weiterhin den Goldstandard in der Epilepsietherapie darstellt. Studien zeigen,1 dass bei etwa einem Drittel der Patient:innen mit Epilepsie unter Pharmakotherapie keine vollständige Anfallsfreiheit erreicht werden kann. Während 47 % der Betroffenen mit dem ersten ASM anfallsfrei werden, gelingt dies weiteren 15 % mit einem zweiten Medikament. Danach sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Anfallsfreiheit deutlich. Insgesamt sind jedoch 64 % der Betroffenen durch eine medikamentöse Therapie gut eingestellt.

Rund ein Drittel der Patient:innen entwickeln eine therapieresistente Epilepsie. Eine Pharmakoresistenz besteht entsprechend der Internationalen Liga gegen Epilepsie, wenn nach zwei adäquat ausgewählten und eingesetzten ASM in sequenzieller Mono- oder Kombinationstherapie und entsprechender

INFO

Cannabidiol als Zusatztherapie

Eine mögliche Add-on-Therapie ist Cannabidiol (CBD), das insbesondere bei schwer behandelbaren Epilepsieformen wie dem Lennox-Gastaut-Syndrom (LGS), dem DravetSyndrom (DS) oder der Tuberösen Sklerose (TSC) eingesetzt wird. Klinische Studien zeigen, dass CBD die Anfallshäufigkeit bei bis zu 40 % der Patient:innen signifikant reduzieren kann. Aufgrund möglicher Nebenwirkungen wie Müdigkeit oder gastrointestinale Beschwerden ist jedoch eine engmaschige Kontrolle erforderlich.2-4

Die International League Against Epilepsy (ILAE) empfiehlt CBD als Zusatztherapie für das Dravet-Syndrom und Lennox-Gastaut-Syndrom in Fällen von therapieresistenter Epilepsie.5

Dosierung keine anhaltende Anfallsfreiheit für mindestens zwölf Monate erreicht werden kann.

Prof.in Pataraia erläuterte die „Rule of Three“, mit der sich der Behandlungserfolg besser messen lässt: Diese operative Definition von Anfallsfreiheit besagt, dass eine Patient:in nach einer Intervention als anfallsfrei gilt, wenn eine anfallsfreie Zeitspanne vorliegt, die dem Dreifachen des längsten anfallsfreien Intervalls vor der Intervention entspricht. Sie dient dazu, den Erfolg einer Behandlung objektiv zu bewerten und Therapieentscheidungen fundierter zu treffen.

Medikation regelmäßig prüfen

Bei fokaler neu aufgetretener Epilepsie wird Lamotrigin in Monotherapie als Mittel der ersten Wahl verwendet, und wenn Lamotrigin nicht infrage kommt, sollten Lacosamid oder Levetiracetam eingesetzt werden. Darüber hinaus können Eslicarbazepinacetat, Oxcarbazepin oder Zonisamid erwogen werden. Bei genetisch generalisierten Epilepsien ist Valproinsäure in Monotherapie das Mittel der ersten Wahl bei Frauen, bei denen eine Konzeption mit einem hohen Maß an Sicherheit ausgeschlossen werden kann, und bei Männern mit überwiegend Myoklonien oder generalisierten tonisch/klonischen Anfällen. „Valproat sollte jedoch aufgrund seiner teratogenen Wirkung und der Entwicklung kognitiver Einschränkungen bei Kindern von Müttern, die mit Valproinsäure in der Schwangerschaft behandelt wurden, bei Frauen im gebärfähigen Alter nur unter strenger Indikationsstellung eingesetzt werden“, gab Prof.in Pataraia zu bedenken. „Vor kurzem wurde ebenfalls eine Warnung für Männer ausgesprochen, weil es eine Auswirkung auf die Fertilität hat.“

Epilepsiechirurgie als kurative Option

Für Patient:innen mit fokalen Epilepsien, die auf eine medikamentöse Behandlung nicht ansprechen, stellt die Epilepsiechirurgie eine vielversprechende Option dar. Sie kann eine Anfallsfreiheit von bis zu 80 % erzielen. „L eider wird die operative Therapie oft erst nach Jahren erfolgloser medikamentöser Behandlung in Betracht gezogen“, bedauerte Prof.in Pataraia.

Um die Möglichkeiten der Epilepsiechirurgie zu überprüfen, ist eine ausführliche Diagnostik in einem spezialisierten Epilepsiezentrum mittels Langzeit-Viedeo-EEG-Monitoring, hochauflösender struktureller und funktioneller Bildgebung und neuropsychologischer Testung unabdingbar. Sollte die Abgrenzung der Anfallsursprungszone mittels nichtinvasiven Untersuchungsmethoden nicht ausreichend gut möglich sein, werden erweiterte diagnostische Verfahren wie die stereotaktische EEG-Untersuchung (sEEG) essenziell.

* ZUM NACHSEHEN: Hier geht's zum VideoVortrag von Prof.in Pataraia beim Neurology Alpine Summit in Bern:

Es sei notwendig, die Medikation regelmäßig zu überprüfen und bei unzureichender Wirksamkeit umzustellen. Eine patient:innenzentrierte Herangehensweise, die individuelle Bedürfnisse berücksichtigt, ist aus der Sicht der Expertin entscheidend. Falls eine Monotherapie nicht ausreiche, würden Kombinationstherapien angewendet, wobei die Medikamentenkombination individuell angepasst wird. Trotz neuer Wirkstoffe konnte die generelle Wirksamkeit der ASM nicht signifikant verbessert werden. „ Die neuen Medikamente haben keine bahnbrechend bessere Wirkung auf die Anfallskontrolle – aber sie haben weniger Nebenwirkungen“, erklärte die Neurologin. Zudem sei die Medikamenten-Compliance eine Herausforderung: „ Je mehr Medikamente jemand einnehmen muss, desto geringer ist die Therapietreue.“

Fortschritte in der funktionellen Bildgebung und im Video-EEG-Monitoring ermöglichen eine präzisere Lokalisation epileptogener Areale, sodass chirurgische Eingriffe laut der Neurologin früher evaluiert werden sollten als bisher.

Trotz der hohen Erfolgsraten bestünden nach wie vor Hemmungen gegenüber der Epilepsiechirurgie, sowohl bei Patient:innen als auch bei Ärzt:innen. Dies sei oft auf eine mangelnde Kenntnis der Verfahren, Angst vor Komplikationen oder Fehlinformationen in puncto Erfolgsaussichten zurückzuführen. Ein besseres Aufklärungskonzept könnte helfen, mehr geeignete Patient:innen für diese potenziell lebensverändernde Behandlung zu gewinnen.

Neuromodulation als Alternative zur Chirurgie

Für Patient:innen, die nicht für eine Epilepsiechirurgie infrage kommen, werden neuromodulatorische Verfahren immer bedeutender. In Europa stehen hierfür derzeit drei CE-zertifizierte Verfahren zur Verfügung: die Vagus-NervStimulation (VNS, seit 1997), die Tiefenhirnstimulation mit Stimulation im anterioren Nucleus des Thalamus (ANT-THS, seit 2010), sowie die 2022 zugelassene minimal-invasive fokale Kortexstimulation (FCS). Ziel der Neurostimulationsbehandlung ist es, die Anfallsschwere und -frequenz zu reduzieren.

„Besonders vielversprechend sind Closed-Loop-Systeme, die auf physiologische Veränderungen wie Herzfrequenzänderungen reagieren und in Echtzeit eine gezielte Stimulation auslösen“, so Prof.in Pataraia. Diese Technologien könnten in Zukunft eine immer größere Rolle bei der Behandlung von therapieresistenter Epilepsie spielen, insbesondere bei Patient:innen, bei denen eine genaue epileptogene Zone schwer zu identifizieren ist.

Individualisierte Therapieansätze

Die Zukunft der Epilepsiebehandlung liegt der Expertin zufolge in der personalisierten Medizin. Fortschritte in der genetischen Diagnostik, Biomarker-Entwicklung und Neurostimulation könnten neue maßgeschneiderte Therapieansätze bieten. „ Ein frühzeitiges, individualisiertes Therapiekonzept kann den Betroffenen eine deutlich verbesserte Lebensqualität ermöglichen“, unterstrich Prof.in Pataraia.

Literatur:

1 Kwan P, Brodie MJ. N Engl J Med 2000;342:314-319.

2 Devinsky O, Patel AD, Thiele EA et al., N Engl J Med. 2017;376(21):2011-2020.

3 Löscher W, Klein P. CNS Drugs. 2021 Sep;35(9):935-963.

4 Silvinato A, Floriano I, Bernardo WM. Rev Assoc Med Bras (1992). 2022 Nov 21;68(10):1345-1357.

5 International League Against Epilepsy. ilae.org

Das unsichtbare Erbe

Unklare LVH* als Leitsymptom des Morbus Fabry

Morbus Fabry ist eine lysosomale Speichererkrankung, verursacht durch eine Xchromosomal vererbte Mutation. Das Krankheitsbild ist heterogen, mit Frühund Spätschäden in einer Reihe von Organen. Bei bestimmten Mutationen steht die kardiale Komponente im Vordergrund, was die Diagnose erschwert. Das Ergebnis eines kostenlosen Bluttests, der auch in der Hausarztpraxis durchgeführt werden kann, ist richtungsweisend. Genauere Abklärungen, Familienscreening und Therapiemaßnahmen erfolgen an einem Spezialzentrum.1-3

Michael S. ist Anfang 50, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Sein Sohn hat gerade maturiert, die Tochter besucht eine Handelsakademie. Michael S. ist normalgewichtig, Nichtraucher und seit Jahrzehnten leidenschaftlicher Spaziergänger, begleitet von seinen geliebten Hunden. Dennoch ist er bereits gesundheitlich beeinträchtigt –wie viele seiner Verwandten. Seine Mutter ist mit 68 Jahren an einem Myokardinfarkt verstorben, sein älterer Bruder leidet an Diabetes mellitus und ist nierenkrank, und seine Zwillingsschwester hat bereits in jungen Jahren zwei Schlaganfälle erlitten.

Kardiologische Symptome seit zehn Jahren

Auch Michael S. musste in den letzten zehn Jahren einige kardiologische Interventi-

onen über sich ergehen lassen. Damals hatte er die Diagnose hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie erhalten. Kurze Zeit später wurde ihm angesichts der schweren Linksherzinsuffizienz und Bradykardie ein Herzschrittmacher mit primärprophylaktischem Defibrillator implantiert, später eine transkoronare Ablation der Septum-Hypertrophie (TASH) durchgeführt. Ein permanentes Vorhofflimmern konnte trotz mehrfacher elektrischer Kardioversionsversuche nicht in einen Sinusrhythmus überführt werden. Vor etwa einem Jahr ging sein Kardiologe in den Ruhestand. Angesichts der auffälligen Familienanamnese entschloss sich die Nachfolgerin, Herrn S. differenzialdiagnostisch weiter abzuklären, auch hinsichtlich eines Morbus Fabry.

Kostenloser Test in der hausärztlichen Praxis

Michael S. wurde daher an der kardiologischen Ambulanz getestet. Ein solcher erster einfacher Test bei Verdacht auf Morbus Fabry kann auch in der hausärztlichen Praxis erfolgen. Die dazu nötige Trockenblutkarte kann kostenlos angefordert werden unter www.archimedlife.com . Damit wird die Aktivität der α-Galaktosidase A gemessen. Ist diese pathologisch erniedrigt, steht die Diagnose bei Männern fest. Bei Frauen ist bei entsprechendem Verdacht auch bei negativem enzymatischem Test zusätzlich eine Analyse des GLA-Gens notwendig, da

© shutterstock.com/AI

die Enzymaktivität bei Frauen auch im Normalbereich liegen kann.1 Männer hingegen weisen häufig, aber nicht immer – wie im Fall von Michael S. – früher und schwerere Fabry-spezifische Symptome auf.4 Tatsächlich war der Test bei Michael S. positiv und er wurde an ein Fabry-Zentrum zur weiteren Abklärung und Behandlung überwiesen. Auch bei Männern mit erniedrigter Enzymaktivität wird standardmäßig eine molekulargenetische Untersuchung durchgeführt, um die Mutation im GLA-Gen zu bestimmen. Diese hat Einfluss auf die Wahl einer geeigneten Therapie (siehe INFO 1).1

Heterogenes Krankheitsbild

Morbus Fabry ist eine seltene lysosomale Speichererkrankung, verursacht durch eine X-chromosomal vererbte Mutation im αGalaktosidase-A-Gen (GLA-Gen). Dadurch

INFO 1

Morbus Fabry: Behandlungsmöglichkeiten

Für die kausale Therapie des Morbus Fabry stehen zwei etablierte Therapieansätze zur Verfügung: die Enzymersatztherapie als Infusion, die alle 14 Tage verabreicht wird, und für Patienten mit geeigneten Mutationen auch eine pharmakologische ChaperonTherapie in Form einer Kapsel zur oralen Einnahme jeden zweiten Tag.1

Psyche

• Depression

• Fatigue

Augen

• Cornea verticillata

Herz

• Hypertrophe Kardiomyopathie

• Myokardinfarkt

• Arrhythmie

• Herzinsuffizienz

Niere

• Albuminurie

• Proteinurie

• Niereninsuffizienz

Peripheres Nervensystem

• Neuropathische Schmerzen als Brennschmerz in Händen und Füßen

• Episodische Schmerzen

• Parästhesien

• Temperaturintoleranz

Zentrales Nervensystem

• Transitorische ischämische Attacke

• Apoplex

• Marklagerläsionen

Ohren

• Hörverlust

• Tinnitus

• Schwindel

Lunge

• Dyspnoe bei Belastung

• Chronisch obstruktive Lungenerkrankung

GI-Trakt

• Nausea

• Emesis

• Diarrhö

• Obstipation

• Bauchkrämpfe

• Bauchschmerzen

Haut

• Angiokeratome

• Hypohidrose

Syptome des Morbus Fabry: Die Symptomatik des Morbus Fabry ist sehr heterogen. Es können ein oder mehrere Organsysteme betroffen sein. Die Symptomkonstellation des vorgestellten Patienten ist farblich hervorgehoben.

entsteht eine verminderte oder fehlende Aktivität des Enzyms α-Galaktosidase A (α-GAL A), was zu Ablagerungen von Glykosphingolipiden (Globotriaosylceramid: Gb3; in der deacetylierten Form: Lyso-Gb3) in verschiedenen Organen des Körpers führt. Dies kann letztlich zu Fibrosierungen und irreversiblen Organschäden führen.1 Mittlerweile sind über 900 unterschiedliche Varianten im GLA-Gen bekannt. Die Erkrankung weist eine hohe klinische Variabilität auf, was auch in der Familienanamnese von Michael S. auffällig war. Das erschwert natürlich das Erkennen eines genetischen Musters und damit eine konkretere Diagnosestellung. Der klassische Phänotyp des Morbus Fabry ist eine Multiorganerkrankung mit Beteiligung von Herz, Zentralnervensystem (ZNS), Niere, Nerven, Haut, Gastrointestinaltrakt, Augen und Ohren (siehe auch Abbildung). Klinisch imponieren unklare Parästhesien an Händen und Füßen, Angiokeratome am Stamm, Hypohidrose und Cornea verticillata.1 Neben dem klassischen Phänotyp sind zusätzlich Varianten beschrieben, die ein späteres Auftreten von Symptomen zeigen und hauptsächlich das Herz oder ZNS betreffen. Bei diesen sogenannten Late-Onset-Varianten fehlen

oft die für den klassischen Morbus Fabry typischen Merkmale wie Cornea verticillata, Angiokeratome, Akroparästhesien, zerebrale Insulte und progrediente Nierenerkrankung.2,3 Daher sind die Zusammenhänge für Nichtspezialisten oft nicht erkennbar. Entsprechend häufig sind Fehldiagnosen oder lange Latenzzeiten bis zur Diagnosestellung.

Familienanamnese als Schlüssel zur frühzeitigen Diagnose Am Fabry-Zentrum wurde der Patient ausführlich aufgeklärt (siehe INFO 2). Zudem wurde er informiert, dass Morbus Fabry eine erbliche Erkrankung ist, die sowohl Männer als auch Frauen in unterschiedlichen Lebensjahren und mit unterschiedlichen Krankheitsausprägungen treffen kann – was sich auch deutlich in der Familienanamnese von Herrn S. widerspiegelte. Da-

INFO 2

Web-Tipp bei Morbus Fabry

� morbus-fabry.eu: Selbsthilfegruppe Morbus Fabry für Betroffene und Angehörige

her wurden auch seine Geschwister und Kinder zu Tests einbestellt.1 Tatsächlich leidet neben seiner Schwester und seinem Bruder auch seine Tochter an Morbus Fabry. In der Praxis sollten möglichst alle Verwandten, die im Rahmen der X-chromosomalen Vererbung betroffen sein könnten, untersucht werden, da aufgrund der unterschiedlichen Krankheitsausprägungen auch klinisch noch unauffällige Angehörige einen Morbus Fabry haben können. Je früher eine Fabry-spezifische Therapie eingeleitet wird, desto besser das Ansprechen und desto eher lassen sich signifikante Ablagerungen von Sphingolipiden und somit Organschäden hinauszögern.5

* LVH = linksventrikuläre Hypertrophie

Literatur:

1 Lenders M, Brand E, Drugs 2021; 81:635–645.

2 Acharya D et al., Clin Cardiol 2012; 35(12):738-40.

3 Oder D et al., Circ Cardiovasc Genet 2017; 10(5):e00169.

4 Germain DP, Orphanet J Rare Dis 2010; 5(1):1–49.

5 Überall MA, Horlemann J, Schmerzmed 2020; 36(5):70–78.

Fazit für die Praxis

• Morbus Fabry ist eine X-chromosomal vererbte lysosomale Speicherkrankheit mit einem sehr heterogenen klinischen Bild.

• Bei bestimmten, vor allem kardialen Formen kann die Krankheit erst im Erwachsenenalter symptomatisch werden.

• Entsprechend schwierig ist das Erkennen der Erkrankung, was sich in langen Latenzzeiten bis zur korrekten Diagnose widerspiegelt.

• Bei Verdacht kann ein niederschwelliger Bluttest (kostenlos erhältlich unter www archimedlife.com) in der hausärztlichen Praxis richtungsweisend sein.

• Die weitere Abklärung und Betreuung erfolgt an spezialisierten Fabry-Zentren (morbus-fabry.eu/morbus-fabryzentren).

• Wichtig ist das Familienscreening, denn je früher eine spezifische Therapie eingeleitet werden kann, desto eher kann die Progression der Erkrankung verlangsamt werden.

• Alle männlichen und weiblichen Familienmitglieder (Eltern, Kinder, Geschwister), die im Rahmen der X-chromosomalen Vererbung betroffen sein könnten, sollen getestet werden, entsprechend einer Stammbaumanalyse.

„Es gibt sicherlich eine genetische Komponente“

Mehr als ein Fragezeichen in der Pathogenese von CIDP

Ass. Prof.in PD Dr.in Julia Wanschitz, Fachärztin für Neuromuskuläre Erkrankungen an der Med Uni Innsbruck, im Gespräch.

Die Theorie einer immunologischen Kreuzreaktion als Ursache der chronisch inflammatorisch demyelinisierenden Polyneuropathie (CIDP) wird von Expert:innen größtenteils anerkannt – aus einer Infektion resultiert also eine Immunantwort, die auch mit körpereigenen Epitopen reagiert. Für die akute Form, das Guillain-Barré-Syndrom (GBS), ist dieser Vorgang bereits gut belegt. Im Falle der CIDP gestaltet sich der Nachweis aber wesentlich schwieriger. Im Gespräch mit der Hausärzt:in gibt die Neurologin PD Dr.in Julia Wanschitz einen Einblick in die Hürden und diskutiert eine genetische Veranlagung als mögliche zweite Bedingung.

HAUSÄRZT:IN: Wie kann CIDP möglichst schnell und sicher diagnostiziert werden?

Prof.in WANSCHITZ: Die CIDP manifestiert sich typischerweise in Form von Missempfindungen im Bereich der Hände und Füße, die sich in einem Zeitraum von Wochen bis Monaten entwickeln und sich oft in die Unterarme und Unterschenkel ausbreiten. Weiters kommt es zu einer Gangunsicherheit und einer Muskelschwäche, die bei der klassischen Verlaufsform symmetrisch distale und proximale Muskelgruppen betrifft, sowie zu einer Abschwächung von Muskeleigenreflexen. Bei atypischen

Formen können die Ausfälle auch asymmetrisch oder fokal ausgebildet sein. Die Diagnose erfolgt anhand einer elektrophysiologischen Untersuchung, in der typischerweise eine verlangsamte Nervenleitgeschwindigkeit als Ausdruck der Demyelinisierung gezeigt werden kann. Häufig ist auch eine Lumbalpunktion sinnvoll – sie ergibt bei der klassischen CIDP oftmals eine Eiweißerhöhung im Liquor ohne Erhöhung der Zellzahl. Die Diagnose ist nicht einfach zu stellen und erfordert Erfahrung. Bei rasch auftretenden symmetrischen Missempfindungen, Gangunsicherheit und Muskelschwäche sollte eine unverzügliche Vorstellung bei einer Fachärzt:in für Neurologie veranlasst werden.

Gibt es eine Methode, mit der CIDP zweifelsfrei von anderen Polyneuropathien unterschieden werden kann?

Nein, grundsätzlich sehen wir die Symptome einer Neuropathie, die ja sehr viele Ursachen haben. In der Klinik ist also in erster Linie nicht die Art der Symptomatik, sondern vor allem der Verlauf ausschlaggebend. Prinzipiell zeigt eine klassische CIDP charakteristische Veränderungen in der Neurografie. Wobei die Elektrophysiologie bei GBS und CIDP ähnlich ist, hier ist eine Differenzierung manchmal erst nach zwei bis drei Monaten möglich.

Was halten Sie von Nervensonografie oder anderen bildgebenden Verfahren als ergänzende Diagnosetools?

Die Nervensonografie kann Ödeme im Bereich des Nerven oder bei traumatischen Läsionen auch eine Faserdurchtrennung des Nerven zeigen. Man kann schon auch Veränderungen zeigen, die auf eine Entzündung schließen lassen, aber beweisen kann man sie mit der Sonografie nicht. So wie das MRT wird sie als supportive Untersuchungsmethode anerkannt, die Befunde sind jedoch nicht absolut spezifisch und die Elektrophysiologie ist unerlässlich. In dem Bereich bin ich allerdings keine Spezialistin.

Was ist der aktuelle Wissensstand bezüglich der Pathogenese von CIDP?

Pathophysiologisch ist bei der akuten Form einer demyelinisierenden und axonalen Immunneuropathie, dem GBS, ein Zusammenhang mit Infektionen gut belegt, denn im Anschluss an eine Infektion kommt es durch die Aktivierung des Immunsystems zu einer Kreuzreaktion, die gegen körpereigene Antigene im peripheren Nervensystem gerichtet ist. Hier lassen sich auch häufig spezifische Antikörper z. B. gegen Ganglioside nachweisen. Bei der CIDP ist ein ähnlicher Mechanismus anzunehmen, allerdings ist dieser weniger gut belegt, da Anti-

Seltene Erkrankungen häufiger erkennen

Dank www.symptomsuche.at finden Sie Seltene Erkrankungen online! Nach Eingabe der Symptome werden mögliche Erkrankungen angezeigt und Sie können die Ursachen der Beschwerden früher eingrenzen. So ist es möglich, Seltene Erkrankungen rascher zu diagnostizieren und zu therapieren – und Sie ersparen Ihren Patient:innen unnötige Irrwege.

Für einzelne Krankheitsbildbeschreibungen gibt es DFP-Fortbildungen mittels Online-Test auf www.meindfp.at. Rare disease ribbon

körper bei der klassischen CIDP selten vorkommen. Ob es keine gibt oder ob die verfügbaren Methoden nicht sensitiv genug sind, ist unklar, aber Letzteres halte ich nicht für wahrscheinlich. Vielleicht spielen hier zelluläre Komponenten wie Makrophagen und T-Zellen eine Rolle.

Gibt es eine genetische Komponente? Ja, es gibt sicherlich eine genetische Komponente, also etwa bestimmte HLA-Assoziationen, aber CIDP ist keine monogen vererbte Erkrankung. Es braucht ein bestimmtes Genprofil und eine vermehrte Expression bestimmter HLA (Humane Leukozytenantigene) – das sind zum MHC-System gehörige Antigene in der Zellmembran, die dann diese Zellen zu einem leichteren Ziel für eine Immunattacke machen. Die beiden Faktoren müssen zusammenkommen.

Im Gegensatz zu anderen chronischen Neuropathien gibt es bei CIDP bewährte Therapien, der Großteil der Patient:innen spricht auf die Behandlung mit Cortison oder Immunglobulinen gut an. Wie kann man sich die Lebensqualität dieser Menschen vorstellen? Es hängt immer auch davon ab, wie viele der Nervenfasern schon beschädigt wurden. Wenn bei einer sehr aggressiven Entzündung bereits viele Axone verloren gegangen sind, dann können sich diese nur mehr sehr eingeschränkt erholen. Bei Patient:innen, die auf die Therapien gut ansprechen, lässt sich eine gute Lebensqualität erreichen, wobei es sich um eine chronische Erkrankung handelt und die Behandlung über viele Jahre bzw. lebenslang notwendig ist und mit der Zeit an Wirksamkeit verlieren kann. Die Patient:innen leiden auch häufig unter einer verminderten körperlichen Belastbarkeit, Müdigkeit und neuropathischen Schmerzen.

Die Ansprechraten bei herkömmlichen Therapien – also mittels Immunglobulinen, Kortikosteroiden und Plasmaaustausch – liegen Studien zufolge zwischen 50 und 75 %.1 Warum spricht also mindestens ein Viertel der Patient:innen nicht auf die Therapien an? Die Ursache des fehlenden Therapieansprechens ist nicht geklärt. Man hat

„Bei Patient:innen, die auf die bewährten Therapien gut ansprechen, lässt sich eine gute Lebensqualität erreichen.”

pathophysiologische Erklärungsmodelle für die CIDP – welche Immunzellen bzw. anderen Faktoren bei der individuellen Patient:in eine Rolle spielen, weiß man nicht. In solchen Fällen werden besonders aggressive Immunsuppressiva ausprobiert, zum Beispiel Cyclophosphamid oder der B-Zell-Depleter Rituximab. Die haben natürlich mehr Nebenwirkungen und erhöhen das Infektrisiko. Bei manchen Menschen ist das aufgrund ihrer zusätzlichen Erkrankungen sehr schwierig oder nicht möglich. Aber hier versucht man eben, die Entzündung mit noch „ stärkeren“ Medikamenten zu blockieren. Von den neueren Therapien sind die FCn-Rezeptorantagonisten verfügbar. Aber diesbezüglich ist die Forschung noch ganz am Anfang.

Was halten Sie von dem IgG1-FcRezeptorantagonisten Efgartigimod, der heuer in den USA auch für die Therapie von CIDP zugelassen wurde? FCRn-Blocker fördern den körpereigenen Abbau der Immunglobuline IgG. Das heißt, dass IgG grundsätzlich, aber eben auch die pathogenen Antikörper abgebaut werden und damit sozusagen die Entzündung vermindert wird. Klinisch werden sie bereits in der Behandlung von Myasthenie eingesetzt, bei der CIDP versucht man das jetzt auch. Was man bedenken muss: Bei der Myasthenie haben wir einen klaren Antikörper. Ob das Medikament dann bei CIDP, wo wir eben keine Antikörper haben, genauso gut wirkt, ist schwer einzuschätzen. Die Studienergebnisse zu Efgartigimod bei CIDP sind vielversprechend,2,3 die klinischen Erfahrungen fehlen hier aber noch. Für einen Teil der Patient:innen könnte das Mittel eine Alternative zu den bisherigen Therapien darstellen. Das Interview führte Felicia Steininger.

1 AWMF, S2e-Leitlinie Registernummer: 030/130, 2019.

2 Allen J et al., Lancet Neurol. 2024; 23(10):1013-1024.

3 Broom C et al., Lancet 2023; DOI: 10.1016/S01406736(23)01460-5.

Nicht schon wieder

Rezidivierende Harnwegsinfektionen tragen zu Antibiotikaresistenzen bei

Harnwegsinfektionen gehören mit einer Jahresprävalenz von 11 % in der weiblichen Bevölkerung über 16 Jahren zu den häufigsten Anlässen für einen Besuch bei der Hausärzt:in. Neben Atemwegsinfektionen sind sie die wichtigste Ursache für Antibiotikaverordnungen und damit maßgeblich mitverantwortlich für den Selektionsdruck auf die ursächlichen Erreger. Besonders schwierig gestaltet sich die Behandlung im Falle wiederkehrender Infektionen. Frauen sind davon deutlich häufiger betroffen als Männer, die Prävalenz nimmt mit dem Alter zu. Unabhängig von Alter und Geschlecht gibt es viele Risikofaktoren für das Auftreten dieser rezidivierenden Harnwegsinfektionen. Dazu zählen unter anderem systemische Erkrankungen (z. B. Diabetes mellitus oder Immundefizienz) und anatomische Besonderheiten wie der vesikoureterale Reflux oder Blasenfunktionsstör ungen. Bei Frauen steigt das Risiko nach der Menopause an. Bedingt wird dies vermutlich durch den sinkenden Östrogenspiegel, der den vaginalen pH-Wert ansteigen lässt und dadurch zu einer geringeren protektiven Besiedelung mit Lactobacillus sp. führt.

Spermizide schädigen Scheidenflora

Verhaltensänderungen können die Trinkmenge ebenso wie Verhütungsmaßnahmen und Hygieneempfehlungen betreffen. In welchem Umfang diese zu einer Reduktion der Infektionshäufigkeit führen, ist aufgrund fehlender randomisierter Studien unklar. Bei geringem Schadenspotenzial und Unterstützung der Selbstfürsorge können sie aber trotz geringer Evidenz empfohlen werden. Da der Gebrauch von Spermiziden mit einem erhöhten Infektionsrisiko assoziiert ist, sollte bei einer rezidivierenden Harnwegsinfektion ein Wechsel der Verhütungsmethode erwogen werden.

Gerade in der Eigenmedikation genießt die Behandlung mit Phytotherapeutika einen hohen Stellenwert. Einer Vielzahl unterschiedlicher Präparate werden positive Effekte in Bezug auf die Therapie wie auch die Prophylaxe von Harnwegsinfektionen zugesprochen. Nach der Menopause kann wiederum eine lokale Behandlung mit Östrogen die Rezidivrate senken.

Unter dem Aspekt der klinischen Effektivität hat die dauerhafte prophylaktische Antibiotikaeinnahme den größten Effekt. Andererseits erhöht diese bekanntlich das Risiko für gastrointestinale Beschwerden und Mykosen und fördert Resistenzbildungen. Daher sollte vor einer Empfehlung das Nutzen-Risiko-Verhältnis sorgfältig abgewogen werden.

Red

Quelle: Schmiemann G et al., Dtsch Arztebl Int 2024; 121: 373-82.

Ructus, Reflux und die Unfähigkeit zu rülpsen

Von natürlichen Körperreflexen bis hin zu schwerwiegenden Verdauungsstörungen wie GERD und R-CPD

Rülpsen, lateinisch „ r uctus“, ist ein physiologisches Phänomen, das häufig als unangenehm oder gar als peinlich empfunden wird, insbesondere in Gegenwart anderer. Jedoch ist dieses Aufstoßen mehr als nur ein gesellschaftlich unerwünschtes Verhalten. Es ist ein wesentlicher physiologischer Prozess, der der stoßweißen Regurgitation von Gas oder Nahrungsbrei aus dem Magen in Richtung des Mundes dient. Überschüssige Luft kann zuvor durch verschiedene Alltagsaktivitäten wie das Essen oder den Konsum kohlensäurehaltiger Getränke in den Magen gelangt sein. Ein gelegentliches Aufstoßen nach einer Mahlzeit ist also physiologisch und nicht besorgniserregend. Es bedarf keiner Therapie. Hilfreich ist, den Druck im Magen zu verringern. Die entstandenen Gase müssen freigesetzt werden, um Unbehagen oder Schmerzen zu vermeiden. In vielen Kulturen wird das Rülpsen daher sogar als Zeichen der Zufriedenheit und der Anerkennung einer Mahlzeit angesehen.

Gastroösophageale Refluxkrankheit

Dennoch kann anhaltendes oder übermäßiges Rülpsen auf gesundheitliche Probleme hinweisen, insbesondere wenn es mit Beschwerden wie Sodbrennen oder saurem Reflux einhergeht. Diese Symptome können auf eine gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) hindeuten, bei der der Schließmuskel zwischen Magen und Speiseröhre geschwächt ist. Dies ermöglicht es der Magensäure, in die Speiseröhre zurückzufließen und dort Entzündungen hervorzurufen. Die gastroösophageale Refluxerkrankung verursacht bei vielen Patient:innen dauerhaft belastende Symptome oder teilweise gefährliche Komplikationen in der Speiseröhre oder dem Respirationstrakt.

Drei Säulen der Behandlung

Der Lebensstil kann einen erheblichen Einfluss auf die Häufigkeit und Schwere von Refluxsymptomen haben. Diäteti-

sche Maßnahmen, etwa die Reduzierung von fettreichen und säurehaltigen Lebensmitteln, können wesentlich zur Linderung der Symptome beitragen. Auch Gewichtsabnahme und Vermeidung von Mahlzeiten kurz vor dem Schlafengehen sind empfehlenswert, da ein voller Magen und die horizontale Position den Rückfluss von Säure begünstigen können.

Die zweite Säule der Behandlung –nach den Lifestyle-Adaptionen – sind Medikamente. Protonenpumpenhemmer (PPI) gelten heute als Arzneien der ersten Wahl. Sie unterdrücken die Ausschüttung von Magensaft, indem sie ein daran beteiligtes Enzym hemmen. Vorhandene Entzündungen können in der Folge abklingen. Weitere Wirkstoffe, die in Frage kommen, sind Antazida, Alginate und H2-Rezeptor-Antagonisten. Da die PPI noch wirksamer sind als die zuvor genannten Wirkstoffgruppen, werden sie bei starken Beschwerden aber meist zuerst eingesetzt. Eine ärztliche

Abklärung der Refluxbeschwerden im Vorhinein ist dringend anzuraten. Als dritte Säule der Behandlung fungiert schließlich die Anti-Reflux-Chirurgie, die in endoskopische und in laparoskopische Eingriffe eingeteilt werden kann und deren Goldstandard die laparoskopische Fundoplikation mit ihren vielen Variationen darstellt. Die Wahl des Therapieverfahrens sollte immer individuell an die Patient:innen angepasst werden.

Retrograde cricopharyngeale Dysfunktion

In einigen seltenen Fällen kann auch die Unfähigkeit zu rülpsen medizinische Aufmerksamkeit erfordern. Die retrograde cricopharyngeale Dysfunktion (R-CPD) ist eine solche Erkrankung, bei der die Betroffenen nicht in der Lage sind, aufzustoßen. Dies führt zu übermäßiger Gassammlung im Magen und zu Symptomen wie Schmerzen, Übelkeit und einem Völlegefühl. Die

Therapie dieser Erkrankung kann sich schwierig gestalten, aber neuere medizinische Verfahren haben sich als vielversprechend erwiesen.

Umkehrung der Symptome

Die initiale Behandlung von R-CPD beinhaltet die Injektion von Botox in den Musculus cricopharyngeus. Botox schwächt oder lähmt den Muskel vorübergehend. Die direkten Effekte von Botox halten im Durchschnitt drei Monate an. Bei den meisten Patient:innen mit R-CPD werden durch die Injektion von Botox die Symptome umgekehrt, und bei vielen bleibt der Effekt über die ersten drei Monate hinaus bestehen. 30 Prozent der Betroffenen berichten über Schluckbeschwerden nach der Injektion, die sich in der Regel nach den ersten drei bis vier Wochen aber wieder legen. Wenn die Injektion erfolglos ist, bietet sich eine partielle Myotomie des Musculus cricopharyngeus als Alternative an.

Sensibilisierung

Entscheidend ist, dass sowohl die Öffentlichkeit als auch die medizinische Gemeinschaft ein besseres Verständnis der physiologischen und potenziell ernsten Aspekte des Rülpsens sowie eine ausgeprägtere Sensibilität dafür entwickeln. Eine adäquate Aufklärung und medizinische Versorgung kann dazu beitragen, die Lebensqualität der Betroffenen erheblich zu verbessern und die unangenehmen sozialen Auswirkungen zu minimieren. Die Tatsache, dass übermäßiges oder beeinträchtigtes Rülpsen ein Indikator für ernstere Gesundheitszustände sein kann, unterstreicht die Notwendigkeit einer exakten Diagnose und einer frühzeitigen Behandlung der Symptome bzw. der ursächlichen Erkrankungen. Engin Günder/Red

Quelle:

PresseBox/ApoRisk GmbH (adaptiert).

DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE

� Rülpsen ist ein natürlicher Reflex, der dazu dient, überschüssige Luft aus dem Magen entweichen zu lassen und Druck zu reduzieren. Anhaltendes Aufstoßen kann u. a. ein Symptom der Refluxkrankheit sein, oft verbunden mit schmerzhaftem Sodbrennen. Die retrograde cricopharyngeale Dysfunktion (R-CPD) verhindert das Aufstoßen und kann zu Magenbeschwerden führen. Weitere gastroenterologische Erkrankungen, die bei der Differentialdiagnose bedacht werden sollten, sind u. a. Sphinkterinsuffizienz, Zenker-Divertikel sowie Gastritis. Eine Anpassung der Ernährung bzw. kleine Mahlzeiten können helfen, die Symptome von Reflux und R-CPD zu lindern.

Weitere Säulen der Behandlung sind beim Reflux die medikamentöse Therapie mit Säureblockern und die AntiReflux-Chirurgie.

Die initiale Behandlung von R-CPD beinhaltet die Injektion von Botox in den Musculus cricopharyngeus

Klima, Biodiversität und Pollenallergie

Die veränderten Umweltbedingungen erfordern eine flexible und zugleich konsequente Anpassung der Therapie

GASTAUTORIN:

Assoz. Prof.in PDin

DDr.in Daniela Haluza, MSc*

Fachärztin für Klinische Mikrobiologie und Hygiene, MedUni Wien

Ein Spaziergang im Wald – die frische Luft, das beruhigende Grün der Blätter – bietet Erholung und fördert das allgemeine Wohlbefinden. Doch für Pollenallergiker:innen kann jeder Aufenthalt im Grünen eine erhebliche Belastung bedeuten. Pflanzen aller Art, darunter Bäume, Gräser und Blumen, setzen Pollen frei, um ihre Fortpflanzung zu gewährleisten. Diese Pollen sind an sich harmlose Umweltbestand-

teile, doch die Inhalation ihrer Eiweißpartikel führt bei Menschen mit einer Allergie zu einer überschießenden Immunreaktion. Die Ausschüttung von Immunglobulin E (IgE) und die Aktivierung von Entzündungsmediatoren verursachen die typischen Symptome einer allergischen Rhinitis. Eine verstopfte, laufende oder juckende Nase sowie juckende, tränende Augen sind die unangenehmen Folgen.

Steigende Sensibilisierungsraten

Die Prävalenz allergischer Erkrankungen nimmt stetig zu, und dieser Trend wird durch den Klimawandel weiter verstärkt. Schmelzende Gletscher, Hitzewellen, Fluten: Die steigenden Temperaturen und veränderten Niederschlagsmuster verlängern die Pollensaison und intensivieren die Pollenfreisetzung, zum

© DALL·E, Prompt von Daniela Haluza, 2025 >

Pollenlimitation

Mikrobiota Bakterien

Pflanzennektar Tiere

Bienen Fressverhalten

Früchte

Bestäubung

Insekten

Vögel

Keimung Samen Fortpflanzung

Arabidopsis

Arten-Spezifität

biologische Modelle

Ökologie

Pflanzenphysiologische Phänomene

Pflanzen

eingeführte Arten

Pollen Ökosystem

Umwelt Landwirtschaft

Phänotyp

Gefährdete Arten

Phylogenie

Genotyp

Genfluss

Molekulare Evolution

Populationsgenetik

Genetische Modelle

MikrosatellitenWiederholungen

Genetische Variation

Sequenzanalyse, DNA

Zeitfaktoren Geographie Jahreszeiten

Biodiversität

Populationsdynamik

Menschen

Allergene

© Modifiziert nach Braun & Haluza (2024)

Leidwesen all jener, die von einer Allergie betroffen sind. Auch neue, stark allergene Pflanzen wie die Ambrosia und andere Wärme liebende Neophyten sind auf dem Vormarsch. Zudem produzieren heimische Frühblüher wie Birke, Erle und Hasel ihre Pollen zeitiger und länger. Dies führt zu einer verlängerten Expositionszeit und damit zu einer steigenden Sensibilisierungsrate in der Bevölkerung. Die Luftverschmutzung verstärkt die allergene Wirkung von Pollen, da Feinstaub und Ozon deren Proteinstruktur verändern. Eine langfristige Exposition mit Umweltschadstoffen erhöht zudem das Risiko, an Asthma bronchiale zu erkranken. In der klinischen Praxis klagen immer mehr Patient:innen bereits im Spätwinter über allergische

Klimawandel

DNA-Strichcode, taxonomisch

Klima

Bäume

Fossilien Wälder

Geologische Sedimente

Symptome, was die wachsende Herausforderung durch diese Umweltfaktoren in Klinik und Praxis verdeutlicht.

Gesundheitliche Relevanz der Biodiversität

Warum nehmen die Allergiefälle in den letzten Jahrzehnten so rasant zu? Eine mögliche Erklärung ist der mangelnde Kontakt mit natürlichen Milieus. Die urbane Bevölkerung laboriert weltweit am Naturdefizitsyndrom. Es beschreibt die negativen Auswirkungen eines zu geringen Kontakts mit der Natur auf die menschliche Gesundheit, welche durch statistische Daten belegt sind. Für die Allergieentwicklung gibt es allerdings noch weitere Erklärungsmodelle. So be-

DNA, Pflanze

sagt die Hygienehypothese, dass die fehlende Konfrontation mit Mikroben und Krankheitserregern in der frühen Kindheit das Immunsystem daran hindert, sich richtig zu entwickeln, was die Anfälligkeit für Allergien erhöht. Dagegen postuliert die Biodiversitätshypothese, dass der Kontakt mit einer vielfältigen natürlichen Umgebung, einschließlich einer breiten mikrobiellen Vielfalt, das Immunsystem stärkt und eine Toleranz gegenüber Allergenen fördert. Während also die Hygienehypothese den unzureichenden Mikrobenkontakt in den Vordergrund stellt, betont die Biodiversitätshypothese, dass eine hohe Biodiversität die Entwicklung einer ausgeprägteren Toleranz des Immunsystems gegenüber allergischen Reaktionen un-

terstützt. Wie epidemiologische Studien zeigen, leiden Kinder, die in ländlichen, biodiversen Regionen aufwachsen, seltener an Allergien als ihre Altersgenossen in städtischen Gebieten. Dies steht im direkten Zusammenhang mit dem in den letzten Jahren populär gewordenen OneHealth-Konzept, das die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt als Triade untrennbar miteinander verbunden sieht.

Therapie muss angepasst werden

Die Behandlung der allergischen Rhinitis basiert auf drei Säulen: der Karenz, also der Vermeidung des Allergens (soweit möglich), der Pharmakotherapie zur Linderung der Symptome durch akut wirksame Medikamente und der spezifischen Immuntherapie, welche eine langfristige Desensibilisierung erzielen soll und eine kausale Therapie darstellt. Durch den Klimawandel verlängern und intensivieren sich die Pollensaisonen, wodurch Menschen mit Allergien früher und über einen längeren Zeitraum belastet sind. Eine frühzeitige Diagnose und eine rechtzeitige Behandlung sind daher entscheidend, um die Belastung zu verringern, Neusensibilisierungen zu vermeiden und das Asthmarisiko zu senken. Die veränderten Umweltbedingungen erfordern eine flexible und zugleich konsequente Anpassung der Therapie. Der Einsatz von Antihistaminika, Biologika und inhalativen Kortikosteroiden muss frühzeitiger und regelmäßiger erfolgen. Auch die spezifische Immuntherapie steht vor neuen Herausforderungen, da sich die Blütezeiten pollenrelevanter Pflanzen zunehmend verschieben und Behandlungspläne individuell angepasst werden müssen. Digitale Technologien können die Therapieoptimierung erheblich unterstützen. KI-gestützte Prognosemodelle ermöglichen eine präzisere Vorhersage von Pollenflugzeiten und individuellen Belastungsspitzen. Smartphone-Apps bieten Patient:innen personalisierte Warnhinweise, Erinnerungen an die Medikamenteneinnahme und tagesaktuelle Pollenflugberichte. Telemedizinische Konsultationen erleichtern den Zugang zur fachärztlichen Betreuung, sodass Therapiepläne schneller angepasst und Be-

schwerden frühzeitig behandelt werden können.

Fazit für die Praxis

Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Verbreitung von Pollen stellen eine wachsende Herausforderung für Allergiker:innen dar. Der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur führt zu einer verstärkten Pollenproduktion und längeren Pollensaisonen, was die Symptome allergischer Erkrankungen wie Heuschnupfen und Asthma verschlimmern kann. Moderne Therapieansätze wie Biologika und optimierte Immuntherapien, ergänzt um präventive Maßnahmen, ermöglichen eine gezielte Symptomkontrolle und hohe Lebensqualität das ganze Jahr über. Digitale Tools und ein flexibler Behandlungsplan tragen dazu bei, die Therapie individuell anzupassen und die Patient:innen frühzeitig aufzuklären. Mit einer gut abgestimmten Behandlung der Allergiesymptome steht einem erholsamen Waldaufenthalt trotz des Pollenfluges nichts mehr im Wege!

Literatur:

Braun K, Haluza D, Impact of Biodiversity Loss on Pollen Allergies (2024): A Bibliometric Analysis; Sustainability 16, 21: 9285. doi.org/10.3390/su16219285

* Prof.in Haluza ist Public-Health-Expertin und Umweltmedizinerin am Zentrum für Public Health der MedUni Wien, Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin, außerdem Vortragende und Buchautorin.

X HAUSÄRZT:IN-Buchtipp

Waldtherapie

Ein Basislehrbuch für die Anwendung in Psychotherapie, Psychologie und Medizin

Von Daniela Haluza

Kohlhammer Verlag 2024

ISBN 978-3-17-041862-2

Anaphylaktischer Schock

Eine anaphylaktische Reaktion kann eine lebensbedrohliche Notfallsituation darstellen

Die Ursache für einen anaphylaktischen Schock ist meist eine durch Immunglobulin E vermittelte Allergie mit unterschiedlichen Auslösern: Bei Erwachsenen wird dieser kritische Zustand oft durch Insektengift hervorgerufen, bei Kindern primär durch Nahrungsmittel. Im Zuge einer allergischen Reaktion aktiviert das IgE bei Kontakt mit dem Allergen Mastzellen und basophile Granulozyten. Jene setzen u. a. Histamin frei, das bei der anaphylaktischen Reaktion eine maßgebliche Rolle spielt. Prof. Dr. Gunter Sturm, Facharzt für Dermatologie und Venerologie an der MedUni Graz sowie Leiter des Allergieambulatoriums Reumannplatz: „ Moderate bis schwere allergische Reaktionen, die meist in die Kategorie Anaphylaxie fallen, treten bei ungefähr vier Prozent der Bevölkerung auf, am häufigsten bei

INFO

Die häufigsten Allergene:

� Nahrungsmittel:

Kinder: 60 %, Erwachsene: 16 %

� Insektengift: Kinder: 22 %, Erwachsene: 52 %

� Arzneimittel: Kinder: 7 %, Erwachsene: 22 % (z. B. Aspirin und andere nichtsteroidale antientzündliche Medikamente (NSAID), Opioide, monoklonale Antikörper)

� sonstige Auslöser: Kinder: 5 %, Erwachsene: 3 %

� unbekannte Auslöser: Kinder: 7 %, Erwachsene: 6 %

CAVE: Mögliche Auslöser von Anaphylaxien in der ärztlichen Praxis Mögliche Auslöser einer Anaphylaxie in der ärztlichen Praxis sind die allergenspezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) oder Arzneimittel (z. B. ambulant gegebene Antibiotika, Schmerzmittel oder intravenös verabreichtes Eisen). Daneben könnten Patient:innen bei schweren allergischen Reaktionen auf Insektengift oder Nahrungsmittel auch selbstständig die nächstgelegene Ordination zur Behandlung aufsuchen.

einer Insektengiftallergie.“ Typische Symptome manifestieren sich auf der Haut (z. B. akute Urtikaria, Angioödem, Flush), manchmal zusammen mit respiratorischen Problemen (z. B. Atemnot, Giemen, Husten, Stridor). Es kann auch zu einem Blutdruckabfall und Herzrasen und in der Folge zu einem Kollaps kommen. Auch gastrointestinale Reaktionen (z. B. Bauchkrämpfe, Erbrechen) sind möglich. Die Symptomatik kann akut – innerhalb weniger Minuten – einsetzen, aber auch im Fall mancher Nahrungsmittelallergien verzögert nach einigen Stunden.

First-Line-Therapie

Prof. Sturm erläutert: „ D ie Therapie der Wahl ist Epinephrin, es wird intravenös oder intramuskulär verabreicht und wirkt binnen Minuten. Als Akuttherapie wird eine intramuskuläre Applikation von Adrenalin in einer Dosierung von 0,1 mg/kg Körpergewicht in die Außenseite des Oberschenkels empfohlen “ Je nach Gewicht beginnt man mit einer Anfangsdosis von 0,3 bis 0,5 mg. Epinephrin wirkt direkt auf das kardiovaskuläre System und die Atemwege, es verengt rasch die Blutgefäße, erweitert die Bronchien und erleichtert somit die Atmung, vermindert Schwellungen, stimuliert den Herzschlag und kann somit die möglicherweise tödlichen Folgen eines anaphylaktischen Schocks abwenden. Bei einer Kehlkopfschwellung mit Atemnot hat sich

mit Sauerstoff vernebeltes Epinephrin bewährt.

„Hochwirksame Adrenalin-Autoinjektoren („ Pens“) werden im Allgemeinen allen Patient:innen mit hohem Risiko verordnet. Im August 2024 wurde von der EMA ein Nasalspray zugelassen, der jedoch noch nicht im Handel erhältlich ist. „ Der Vorteil ist in jedem Fall die leichtere Applikation, der Nachteil: Der Spray wirkt langsamer als injiziertes Adrenalin, am schnellsten wirksam ist der Pen“, betont der Facharzt und fügt hinzu: „ A naphylaktische Reaktionen sind in der Praxis nicht alltäglich, dennoch sollte eine entsprechende Notfallausrüstung vorhanden sein. Der Notfall-Pen hat jedoch nur eine begrenzte Haltbarkeit und sollte jährlich ausgetauscht werden “ Auch ein regelmäßiges Training ist wichtig, um den Pen richtig anwenden zu können. Hilfreich ist die Erstellung eines Notfallplans, um die schnelle Behandlung einer allergischen Reaktion in der Praxis zu gewährleisten.

Verschreibung eines

Notfallsets

für die Soforthilfe

Patient:innen mit bereits bekannter Anaphylaxie und einem hohen Risiko lebensbedrohlicher Reaktionen sollten ein Notfallset, bestehend aus einem Adrenalin-Autoinjektor, einem nicht sedierenden Antihistaminikum und einem Glukokortikoid, verschrieben bekommen. Auch Angehörige sollten über die Handhabung des Notfallsets geschult sein.

Mag.a Dr.in Doris Simhofer

Mathematik trifft Virus ...

Wie entwickelt sich SARS-CoV-2 in einer dynamischen Immunlandschaft? Ein mathematisches Modell gibt Antworten darauf und hilft, Risiken abzuschätzen

Ist eine Person empfänglich für ein Virus oder nicht? Diese Frage ist zentral, wenn es um die Verbreitung von Krankheitserregern wie SARS-CoV-2 geht. Ob eine bestimmte Bevölkerungspopulation anfällig ist, sich zu infizieren – das bestimmen vor allem zwei Faktoren: erstens jene Varianten, die bereits zirkuliert sind. Zweitens die Art, wie sie die Immunität der Bevölkerung geformt haben. Berliner Forschende unter der Federführung des Robert Koch-Instituts haben auf Basis riesiger Datenmengen aus Deep Mutation Scanning, Integrierter Genomischer Surveillance und Antikörper-Pharmakokinetik ein Modell entwickelt, mit dem sich die künftige Zirkulation von Varianten und der Anteil empfänglicher Personen besser abschätzen lassen sollen.*

Neue Varianten durch Selektionsdruck

Circa 775 Millionen COVID-19-Fälle wurden bis Ende 2023 gemeldet.1 Die tatsächlichen Zahlen dürften jedoch um ein Vielfaches höher sein. Es ist demnach davon auszugehen, dass fast die gesamte

Weltbevölkerung viralen Antigenen ausgesetzt war. Die Zunahme der viralen Immunität auf Bevölkerungsebene durch Infektion und Impfung verstärkt den Selektionsdruck auf das SARSCoV-2-Virus. Dies begünstigt die Entstehung neuer Varianten. Das Virus entwickelt sich weiter, um einer antikörpervermittelten Neutralisierung zu entgehen – was seine Fähigkeit maximiert, eine immunologisch erfahrene Bevölkerung zu infizieren.2,3 Die OmikronLinien BA.1 und BA.2 beispielsweise wiesen zahlreiche Veränderungen in den Spike-Epitopen auf, wodurch sie geimpfte und genesene Personen infizieren konnten. Als Epitop wird ein Molekülabschnitt auf der Oberfläche eines Antigens bezeichnet, der eine spezifische Immunantwort auslösen kann.

Wie lange hält der Immunschutz?

Die Evolution von SARS-CoV-2 wird gleichermaßen durch die Infektionsgeschichte und die Fähigkeit der hervorgerufenen humoralen Immunität bestimmt, neu auftretende Varianten zu

kreuzneutralisieren. Der Kontakt mit SARS-CoV-2 löst adaptive Immunreaktionen aus. Diese bestehen unter anderem aus einer zellulären Immunreaktion (= T-Zellreaktion) und einer humoralen Immunreaktion (= Produktion von BZellen-assoziierten Antikörpern). Nun ist es so, dass Varianten oft gemeinsame T-Zell-Epitope haben und T-Zellen häufig kreuzreaktiv sind.4,5 Unter den produzierten Antikörpern werden stets nur jene als virusneutralisierend angesehen, die sich gegen kritische Komponenten des viralen Spike-Glykoproteins richten – konkret gegen die „receptor-binding domain“ (RBD) und die „ N-terminal domain“ (NTD).

In das Modell der Berliner Forschenden sind Daten aus Deep Mutational Scanning (DMS) eingeflossen. Generell werden DMS-Daten verwendet, um die Resistenz gegenüber einer Kreuzneutralisierung zu bestimmen – durch sie lässt sich der Faktor verringerter Antikörperwirksamkeit ermitteln.6,7 In Kombination mit linienspezifischen SpikeVeränderungsprofilen konnten die Forscher:innen damit Kreuzneutralisierungsprofile für jedes mögliche Paar aus antikörperinduzierender Variante x und kreuzneutralisierter Variante y berechnen. Weiters wurde in das Modell die Antikörper-Pharmakokinetik integriert, um zu eruieren, wie stark und wie lange eine Genesung von einer kürzlichen Infektion mit einer Variante vor einer anderen Variante schützt.

Globale Immun- und Variantendynamik

Ebenfalls wurden in dem Modell Unterschiede und Dynamik vergangener COVID-19-Wellen in verschiedenen Ländern nachgezeichnet. Für Deutschland sammelten die Forscher:innen genomische SARS-CoV-2-Daten aus der „Random Sampling“- Strategie, die vom Robert Koch-Institut veröffentlicht worden waren. Diese machen den Großteil der Sequenzdaten aus. Für die anderen

elf im Modell erfassten Länder (Australien, Brasilien, Kanada, Dänemark, Frankreich, Japan, Mexiko, Südafrika, Schweden, Großbritannien und die USA) bezogen die Wissenschafter:innen Daten von GISAID (Global Initiative on Sharing All Influenza Data). Die genomischen Überwachungsdaten wurden dann verwendet, um den zeitlichen Ablauf der Infektion und die Linienhäufigkeiten nachzubilden.

Darüber hinaus wurde untersucht, warum bestimmte Linien in einigen, aber eben nicht in allen Ländern erfolgreich waren. Beispielsweise dominierte BA.2.12.1 in den USA mit Variantenanteilen von > 50 % zwischen Anfang Mai 2022 und Mitte Juni 2022, erzielte aber anderswo keine ähnliche Dominanz. Mit dem Modell konnten die Forschenden die immunitätsbedingte relative Fitness von BA.2.12.1 berechnen und kamen zu dem Ergebnis, dass sie weniger fit war als die durchschnittliche Viruspopulation. Mit anderen Worten: BA.2.12.1 konnte sich in Deutschland und Japan nicht verbreiten, weil die vorangegangene BA.2-Welle eine erhebliche kreuzneutralisierende Immunität geschaffen hatte.

Fazit und Ausblick

Zusammengefasst haben die Forscher:innen also ein mechanistisches Modell entwickelt, das die regionale Infektionsgeschichte und die Kreuzneutralisierung von Varianten basierend auf RBD- und NTD-Veränderungsprofilen kombiniert, um eine adaptive Immunlandschaft vorherzusagen. Das Bild, das sich daraus ergibt, beschreibt die relative Zahl der Personen, die anfällig für eine SARSCoV-2-Variante sind. Es bestimmt weiters die relative Fitness der Variante und diktiert deren Dynamik, woraus sich Antworten auf Kernfragen ergeben, etwa: Stößt eine neu auftretende Variante in einem bestimmten Land auf eine immunologische Nische, die ihr Wachstum begünstigt, oder nicht?

Den Wissenschafter:innen zufolge könnte das Modell künftig als Variantenwarnsystem dienen, welches auf die regionale Infektionsgeschichte angewendet werden kann. Es könnte dabei helfen, die Risiken von SARS-CoV-2Varianten in bestimmte Kontexte einzuordnen. Der Ansatz sei auch als Grundlage für die Identifizierung von Epitopen nützlich, die am wahrscheinlichsten einem aktuellen Selektionsdruck ausgesetzt seien. Dies könnte künftig konkrete Hinweise für die Entwicklung von Impfstoffkandidaten liefern, welche die Neutralisierungsbreite hinsichtlich neu auftretender Varianten in einer kommenden Saison maximierten.

* Die zusammengefasste Publikation: Raharinirina NA et al., Nature. 2025; 639, 196–204.

Quellen:

1 World Health Organization. Coronavirus disease (COVID-19) pandemic. 2023.

2 Markov PV et al., Nat. Rev. Microbiol. 2023; 21, 361–379.

3 Meijers M et al., Cell 2023; 186, 5151–5164.

4 Choi SJ et al., Cell. Mol. Immunol. 2022; 19, 447–448.

5 Moss P, Nat., Immunol. 2022; 23, 186–193.

6 Cao Y et al., Nature 2023; 614, 521–529.

7 Greaney AJ et al., Virus Evol. 2022; 8, veac021.

Die Top-Rhinitis-Produkte nach Menge und Wert

• Die Kategorie der RhinitisProdukte erzielt in den öffentlichen Apotheken und Hausapotheken im MAT Jänner 2025 mit ~6,6 Mio. Packungen ~31,6 Mio. Euro Umsatz FAP.

• Der entsprechende Markt steigt aktuell im Vergleich zum Vorjahr um +1 % nach Menge und um +3,3 % nach Wert.

• 32,0 % der verkauften Packungen beinhalten die Substanz Oxymetazoline, 10,7 % Xylometazoline und 10,2 % den Wirkstoff Mometasone.

• 75,8 % der abgegebenen Packungen sind nicht rezeptpflichtig.

• 21,5 % der verkaufen Produkte sind Generika.

• Die Top-10-Produkte nach Menge machen 76,5 % des Gesamtabsatzes aus. Nasivin® (Procter & Gamble) liegt nach Einheiten an erster Stelle, gefolgt von Otrivin® (Haleon-Gebro) und ratioSoft® (Ratiopharm).

• Die Top-10-Produkte nach Wert umfassen 76,9 % des Gesamtumsatzes. Nach Umsatz führt Nasivin® vor Otrivin und Dymista® (Viatris).

Marktanalyse von Beatrix Linke, Country Lead IQVIA

* Quelle: IQVIATM DPMÖ sell-out Österreich, Verkäufe der öffentlichen österreichischen Apotheken sowie Großhandelslieferungen an ärztliche Hausapotheken, ATC-Klasse: R01 Rhinologika (exkl. Schnupfenmittel, Nasenspray, Antihistaminika) ausschließlich registrierte Arzneimittel aus dem Warenverzeichnis I, Absatz/Menge in Einheiten, Umsatz/Werte in Euro, bewertet zum Fabrikabgabepreis (FAP), Wachstum vs. Vorjahr, MAT Jänner 2025 (Februar 2024 bis Jänner 2025 kumuliert).

Wichtig

IMPRESSUM

Herausgeber und Medieninhaber: RegionalMedien Gesundheit – RMA Gesundheit GmbH, Am Belvedere 10 / Top 5, 1100 Wien, Tel. 01/74321708114, office@gesund.at. Geschäftsführung: Mag.a Birgit Frassl, Marlis Rumler. Redaktionsleitung: Mag.a Karin Martin.

Redaktion: Mag.a Karin Martin, Anna Schuster, BSc, Margit Koudelka, Felicia Steininger, Justyna Frömel, Bakk. MA, Mag.a Sandra Burin, BA. Lektorat: Mag.a Katharina Maier. Produktion & Grafik: Angie Kolby.

Cover-Foto: stock.adobe.com/Anke Thomass

Verkaufsleitung: Mag.a Birgit Frassl, birgit.frassl@regionalmedien.at. Kundenbetreuung: Mag.a Dagmar Halper, dagmar.halper@regionalmedien.at, Claudia Szkutta, claudia.szkutta@regionalmedien.at.

Druckerei: Bösmüller Print Management GesmbH & Co. KG. Verlags- und Herstellungsort: Wien.

Grundlegende Richtung: Unabhängige österreichische Fachzeitschrift für niedergelassene Ärzt:innen.

Die HAUSÄRZT:IN – Praxis-Magazin für Primärversorgung –ist ein interdisziplinäres Informations- und Fortbildungsmedium.

Opella Healthcare

(8) Apomedica

Selbstverständlich erarbeiten wir alle Inhalte unserer Ratgeber sorgfältig. Dennoch können wir nicht garantieren, dass alles vollständig und aktuell ist bzw. sich seit dem Druck keine Gesetzesänderung ergeben hat.

(11) Ratiopharm

Klosterfrau

Sigmapharm

Unsere Ratgeber dienen Ihnen als Erstinformation. Sie enthalten die häufigsten Fragen, viele anschauliche Beispiele, Hinweise auf Stolpersteine und einen Überblick über die wichtigsten gesetzlichen Regelungen. Bei individuellen Fragen steht Ihnen unsere Hotline zur Verfügung: (01) 501 65 0

Weitere Informationen finden Sie auch im Internet: www.arbeiterkammer.at

In unserem Fachmagazin setzen wir auf genderneutrale Sprache. Verwendet wird der Doppelpunkt – als beste Symbiose aus Leserlichkeit und Inklusion. Zugunsten der besseren Lesbarkeit verzichten wir teilweise auf die gänzlich orthografisch/ grammatikalisch korrekte Schreibweise. Etwa geben wir bei Artikeln und Pronomen jeweils nur eine Variante an – jene, die zur längeren Variante des gegenderten Wortes gehört. Weitere Informationen siehe: meinmed.at/kommunikation/genderneutrale-sprache/2688 issuu.com/hausarzt/docs/ha_2023_12/3 (Hausärzt:in 12/23, Editorial, S. 3)

Alle aktuellen AK Publikationen stehen zum Download für Sie bereit: wien.arbeiterkammer.at/publikationen

Weitere Bestellmöglichkeiten:

■ E­Mail: mitgliederservice@akwien.at

■ Bestelltelefon: (01) 501 65 1401

Artikelnummer 456

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Verlages wieder, sondern fallen in den Verantwortungsbereich der Autor:innen. Der Inhalt von entgeltlichen Einschaltungen und Beilagen sowie die Angaben über Dosierungen und Applikationsformen liegen außerhalb der Verantwortung der Redaktion oder des Verlages und sind von der jeweiligen Anwender:in im Einzelfall auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt, verwertet oder verbreitet werden.

Mit „Bezahlte Anzeige“ gekennzeichnete Beiträge/Seiten sind gemäß §26 Mediengesetz bezahlte Auftragswerke. Offenlegung: gesund.at/impressum

Alles über Reha

Reha wirkt von 0 bis 99+

Die Reha ist ein zentraler Baustein der Gesundheitsversorgung. Sie unterstützt Patient:innen dabei, ihre körperliche, seelische und soziale Gesundheit nach einer Erkrankung, einem Unfall, einer Operation oder auch bei chronischen Erkrankungen zu verbessern und zu stabilisieren. Rehamaßnahmen, die gut und zur richtigen Zeit durchgeführt werden, können die Prognose und Lebensqualität erheblich verbessern. Patient:innen kehren schneller in ihren Alltag und oft auch in die Schule oder ihren Beruf zurück. Für viele ist die Reha ein entscheidender Schritt auf dem Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben. Gilt das auch für Kinder und Jugendliche? Ja! Wichtig: Bis zu ihrem 14. Lebensjahr werden diese von mindestens einem Elternteil begleitet. Begleitende Eltern haben während der Zeit der Reha einen vierwöchigen Anspruch auf Freistellung von der Arbeit.

Was Ärzt:innen und Patient:innen über Reha wissen müssen – ein

Überblick

Hausärzt:innen spielen für den Zugang zur Reha eine wichtige Rolle. Sie können ihre Patient:innen kompetent beraten und mit ihnen gemeinsam den Antrag ausfüllen. Denn: Je mehr Informationen wir in der Rehaklinik haben, desto besser können wir die Patient:innen dann betreuen.

Rehaantrag als PDF zum Herunterladen auf Gesund.at

GASTAUTOR:

Prim. Dr. Christian Wiederer Facharzt für Physikalische Medizin und Allgemeine Rehabilitation*

Klinikum

Indikationen, bei denen eine Reha infrage kommt (Beispiele):

• Orthopädische Erkrankungen: nach Gelenkersatz-OPs, bei Rückenschmerzen und Osteoporose, nach Unfällen

• Erkrankungen der Lunge: COPD, Asthma

• Herz-Kreislauf-Erkrankungen: nach einem Herzinfarkt oder bei Herzschwäche

• Neurologische Erkrankungen: nach einem Schlaganfall oder bei Multipler Sklerose und Parkinson

• Psychiatrische und psychosoziale Erkrankungen: Burnout, Depressionen, Essstörungen, ADHS, Probleme durch körperliche Erkrankungen

• Onkologische Erkrankungen: nach Krebserkrankungen oder

• Krebstherapien

• Stoffwechselerkrankungen: bei Adipositas oder Diabetes

Eine Reha ist mehr als eine Behandlung – sie ist ein Prozess, der Menschen hilft, ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen. Hausärzt:innen können ihre Patient:innen dann bestmöglich unterstützen, wenn sie vorausschauend planen, individuell beraten und interdisziplinär handeln. Denn der Erfolg einer Reha beginnt oft schon in der allgemeinmedizinischen Ordination.

* Prim. Dr. Wiederer ist Medizinischer Geschäftsleiter von kokon und Klinikum Austria Gesundheitsgruppe, Ärztlicher Direktor im Klinikum am Kurpark Baden und Juniorpräsident der Österreichischen Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation (ÖGPMR).

In fünf Schritten zur Reha

Rehabedarf erkennen: Ihre Patient:in ist chronisch krank oder erholt sich von einer Operation oder einem Unfall? Eine Reha ist immer dann sinnvoll, wenn Patient:innen funktionelle Einschränkungen in ihrem Alltag haben. Besprechen Sie mit der Patient:in, welche Ziele durch die Reha erreicht werden sollten. Beispiel: Häferl in den oberen Kasten stellen, wieder drei Tage in der Woche zur Schule gehen, beim Fußballtraining mitmachen können.

Rehaantrag ausfüllen: Füllen Sie gemeinsam mit Ihrer Patient:in den Rehaantrag aus. Wichtig: Auf der Rückseite des Antragsformulars geben Sie bitte die medizinische Notwendigkeit, die Indikation und idealerweise auch das Rehaziel Ihrer Patient:in an. Je genauer Sie über deren Zustand und bzw. deren Bedürfnisse informieren, desto erfolgreicher können wir in der Klinik das Programm auf die spezifischen Erfordernisse abstimmen.

Rehaantrag einreichen:

Unterstützen Sie Ihre Patient:in dabei, den vollständig ausgefüllten Rehaantrag und alle Unterlagen direkt an die zuständige Landesstelle der zuständigen Sozialversicherung zu schicken.

Kostenzusage der Versicherung und Kontaktaufnahme durch die Klinik: Hat die Versicherung den Antrag geprüft und bewilligt, erfolgt die Kostenzusage. Die Rehaklinik nimmt nun mit der Patient:in Kontakt auf und klärt alle wichtigen Fragen für die Aufnahme.

VORSCHAU

Sonderserie Reha, April: Adipositasreha für Kinder und Jugendliche

Die Aufnahme: Nachdem ein passender Termin für die Reha gefunden wurde, schickt die Rehaklinik der Patient:in detaillierte Informationen rund um den Aufenthalt zu. Zusätzlich bittet die Klinik um die Übermittlung wichtiger Daten, etwa jener Medikamente, die die Patient:in einnimmt.

Für (mehr) inneren Ausgleich

Was der Vagusnerv für die Gesundheit bedeutet und wie er sich aktivieren lässt

Wie kein anderer Nerv, hat der längste unseres Körpers, der Vagusnerv, samt dem damit verbundenen parasympathischen Nervensystem in den letzten Jahren größtes Interesse bei gesundheitsorientierten Mediziner:innen erzielt, ist er doch das zentrale Kommunikationsorgan zwischen dem Gehirn und den Körperorganen. Der Vagusnerv koordiniert und dirigiert unser Körperorchester, er beruhigt das Herz, fördert die Aktivität unserer Drüsen (z. B der Speicheldrüsen) und verhilft uns zu gutem und erholsamem Schlaf. Er meldet dem Gehirn Entzündungen und beruhigt entzündete Areale. Somit erfüllt er alle Voraussetzungen dafür, unsere Gesundheit zu steuern.

Beruhigtes Immunsystem

Eine der wesentlichen Leistungen des Immunsystems ist es, über Entzündungen Heilungsprozesse im Organismus zu initiieren, Fremdkörper wie Viren, Bakterien und Pilze zu beseitigen und Krebszellen frühzeitig zu eliminieren. Um dies bewirken und Eindringlinge frühzeitig bekämpfen zu können, muss das Immunsystem relativ „scharf“ gestellt sein. Andererseits sollte es gesunde Körperzellen verschonen bzw. nicht beschädigen. Diese feine Balance wird nach neuesten Forschungen über den Vagusnerv gesteuert. Er ist das Zünglein an der Waage zwischen zu radikaler und zu schwacher Wirkung des Immunsystems. Dieses dämpft und beruhigt er, denn es würde ohne seine Mediationsleistung zusammen mit den schädlichen Zellen auch die nützlichen beseitigen. Wird die Aktivität des Vagusnervs schwach, was zum Beispiel im Alter der Fall sein kann, so zeigt sich eine erhöhte Entzündungsneigung im Organismus. Und ebendiese hat sich als Ursache für viele chronische Erkrankungen wie Diabetes Typ 2, Gelenkentzündungen, Arterienerkrankungen und sogar Krebs herausgestellt. Man spricht dabei von „silent inflammations“ oder chronischen Entzündungsherden im Körper, die zum rechten Zeitpunkt eingedämmt werden müssen, wenn wir gesund bleiben und viele gute Lebensjahre verbringen wollen. Die Kenntnis und Förderung der Vagusaktivität steht daher im Zentrum der „Gesundheitsbildung“, einer Wissenschaft, die in der Medizin und auch im Gesundheitssystem bisher leider einen sehr geringen Stellenwert hatte.

Vielfältiges Mikrobiom

In jüngster Zeit wurde ein weiterer Aspekt der Vagusaktivität entdeckt: die Kommunikation des Gehirns mit dem Mikrobiom – den nützlichen Bakterien in unserem Körper. 2023 konnte erstmals

GASTAUTOR:

gezeigt werden, dass die Vielfältigkeit und damit die Stabilität des Mikrobioms im menschlichen Körper mit der Stärke der Vagusaktivität gekoppelt sind. Eine höhere Vagusaktivität war dabei mit einem „gesünderen“ Mikrobiom verbunden. Auch das Mikrobiom ist ein Hotspot der medizinischen Gesundheitsforschung, da es bei kranken Menschen durchgängig in seiner Vielfalt kompromittiert ist. Zudem steht vor allem die schädliche „Western Diet“ (gemeint ist eine kohlenhydrat-, zucker- und fleischreiche, auf industriell hergestellten Lebensmitteln basierende Fast-Food-Diät) in Zusammenhang mit vielen Erkrankungen und äußert sich besonders in einer starken Reduktion der Vielfalt des Mikrobioms.

Selbständiges Nervensystem

Sie kennen sicher die Geschichte vom Tausendfüßler, der sich mühelos durch den Wald schlängelte, durch das Moos, über den Waldboden und die Baumwurzeln. Dies beobachtete der schlaue Fuchs, trabte neben ihm her und fragte elegant: „Sag, wie machst du das, werter Tau-

Univ.-Prof. Dr. Maximilian Moser, Lehrstuhl für Physiologie und Pathophysiologie, Medizinische Universität Graz >

© tinefoto
Klagenfurt

Rezeptstudie

Österreichischer Verschreibungsindex

Werden Sie Teil einer Studie zur Arzneimittelversorgung in Österreich – völlig anonym melden Sie einmal pro Quartal die Verschreibungen und Diagnosen einer Arbeitswoche über ein bedienerfreundliches Online Tool, auf das Sie völlig flexibel auch von Ihrem Tablet oder Smartphone zugreifen können.

FÜR WEITERE FRAGEN:

0800 677 026 (kostenlos)

Hier scannen um sich zur Teilnahme zu registrieren.

weltweit

Weltweite Studie zu indikationsbezogenen Verordnungen!

anonym

Sichere und anonyme Datenübermittlung 1x/Quartal.

medicalindex@iqvia.com 0800 677 026 (kostenlos)

flexibel

Flexibler Zugriff auf ein bedienerfreundliches Online-Tool.

120 €

Bis zu 120 € pro Stunde Aufwandsvergütung

Yulia Petkova

sendfüßler, dass du all deine Füße so elegant bewegst, ohne sie durcheinanderzubringen oder ins Stolpern zu kommen?“ Der Tausendfüßler hielt kurz inne und dachte nach, wie er das eigentlich bewerkstelligte. Er konnte es aber nicht erklären bzw. begründen und schüttelte nur seinen Kopf. Als er seinen Weg fortsetzen wollte und nun genau auf die Bewegung seiner Beine achtete, verhedderte er sich mit dem ersten im zweiten Beinpaar, mit dem vierten im dritten usw. und kam gar nicht mehr vom Fleck. Der Fuchs konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, schnappte den Tausendfüßler und fraß ihn.

So wie der Tausendfüßler normalerweise nicht nachdenken muss, wie er seine tatsächlich „nur“ bis zu 700 Beine bewegt, müssen wir Menschen, solange wir gesund sind, nicht nachdenken, wie wir atmen, wie schnell unser Herz schlägt oder wie unsere Verdauungsperistaltik abläuft. Auch auf die Produktion von Hormonen müssen wir nicht Acht geben. All das macht unser vegetatives Nervensystem, das größte und wichtigste Steuerorgan unserer Lebensabläufe, ganz ohne unser bewusstes Zutun. Es wird aus diesem Grund auch autonomes –also selbstständiges – Nervensystem genannt.

Zwei Extremzustände unseres Lebens – einerseits die Abwendung lebensbedrohlicher Gefahren durch Flucht, Kampf oder das Totstellen, andererseits der Schlaf – haben zur Ausprägung von zwei verschiedenen Anteilen unseres vegetativen Nervensystems geführt: Sympathikus und Parasympathikus. Der Vagusnerv ist dabei der längste Nerv des parasympathischen Systems, weshalb dieser Name vereinfachend und platzsparend für das gesamte parasympathische System verwendet wird.

Sympathikus – Lebensretter ohne Rücksicht auf Verluste

Der Sympathikus ist unser Aktivierungs- und Rettungssystem in der Not. Er ist über unsere Sinnesorgane zudem an der Warnung vor Gefahren beteiligt, wir können ihn daher auch als „Warnnerv“ bezeichnen. Besonders in Extremsituationen nimmt er keine Rücksicht auf Verluste und peitscht den Organis-

mus zu Höchstleistungen an, auch wenn das innere Gefahren mit sich bringt. So steigert er zum Beispiel die Herzleistung durch eine Erhöhung der Schlagfrequenz, was im Extremfall die Durchblutung des Herzens vermindert und zu Kammerflimmern und einem Stillstand des Herzes führen kann. Die erhöhte Herzleistung kommt andererseits der Versorgung der Muskeln mit Sauerstoff und Nährstoffen durch verstärkt zirkulierendes Blut zugute, die in Leistungsund Gefahrensituationen auch wirklich benötigt wird.

Vagus –Regeneration und Heilung

Der eigentliche Heiler nach starken Stressbelastungen wie auch nach dem anstrengenden Alltagsleben ist jedoch der Vagus. Unter seinem Einfluss regeneriert sich der Körper, zum Beispiel im Schlaf, die am Tag unterdrückten Rhythmen beginnen wieder zu arbeiten und unser Körper wie ein Musikinstrument zu schwingen. Das Herz kann sich regenerieren und der gesamte Organismus verjüngt sich unter dem Einfluss dieses hilfreichen Nervs. So kann man vereinfacht sagen, dass wir tagsüber altern, nachts aber, wenn wir gut schlafen, ein wenig jünger werden. Leider ist der Alterungsprozess etwas schneller als der Verjüngungsprozess, sodass wir insgesamt älter werden – unser Tribut an das Leben. Durch die Optimierung unserer Schlafqualität, bei der uns der Vagusnerv hilft, können wir jedoch den Verjüngungsprozess bestmöglich gestalten. Was aber kann man tun, um den Vagusnerv zu aktivieren?

Das Sprechen von Gedichten lässt den Vagusnerv erklingen Eines der faszinierendsten Kapitel der Vagusforschung beinhaltet wohl die Entdeckung, dass das Herz über den Rhythmus des Vagusnervs zum Klingen gebracht werden kann. Dies ist nicht nur metaphorisch gemeint, sondern es gelingt auch wirklich, dem Herzschlag akustische Klangstrukturen durch geeignetes Atmen oder Sprechen einzuprägen – über die Rhythmen des Vagusnervs, die durch jene Form des Atmens entstehen. Wir können also unser Herz zu einem

Musikinstrument machen und darauf spielen, was wir im Tiefschlaf auch jede Nacht tun! Da diese Rhythmen unterhalb des menschlichen Hörbereichs liegen (Wale und Elefanten können sie hören), müssen sie musikalisch um einige Oktaven transponiert werden, um für uns hörbar zu werden (rhythm.at).

Tatsächlich zeigt der Herzschlag beim Sprechen von verschiedenen Gedichtformen charakteristische Frequenzen: Deklamatorische Gedichte wie Ecce Homo von Friedrich Nietzsche zeichnen sich durch chaotische Schwingungen der Herzschlagfolge aus, wogegen der ruhig dahinplätschernde Hexameter musikalische Klangereignisse im Herzschlag auslöst. Der Hexameter und verwandte Versmaße wurden bereits im alten Griechenland zu therapeutischen Zwecken eingesetzt, zum Beispiel von Hippokrates im antiken Kurtheater.

Was hält den Vagusnerv aktiv und jung?

So ist es kein Wunder, dass Atemübungen ein ausgezeichneter Weg sind, den Vagusnerv zu aktivieren und die Vagusaktivität zu fördern. Auch gesunde Lebensmittel wie Omega-3-Fettsäuren (in Leinöl und Walnussöl vorhanden), polyphenolhaltiges Obst und Gemüse sowie faserreiche und fermentierte Lebensmittel zur Stärkung des Mikrobioms und natürlich der Aufenthalt in der Natur haben sich bei der langfristigen Unterstützung des Vagus bewährt. Mein vor kurzem erschienenes Buch (siehe Buchtipp) beleuchtet diese neuen Aspekte des „Wundernervs“ und gibt detaillierte Anleitungen zu seiner Stärkung.

X HAUSÄRZT:IN-Buchtipp

Die heilende Kraft des Vagus

Die Bedeutung des Erholungsnervs für unsere Gesundheit

Von Maximilian Moser Ecowing 2025 <

„Eine

Screeningplattform entwickeln“

Das Potenzial von Virtual Reality und digitalen Biomarkern in der Früherkennung von Demenz © stock.adobe.com/Nawarat

Die Ansicht, dass die künstlich geschaffenen Welten, in die man mittels VirtualReality (VR)-Brillen eintaucht, nichts für ältere Menschen seien, ist heutzutage längst überholt. Die Anwendung von VR hat einen bemerkenswerten Aufschwung in verschiedenen Bereichen der Medizin erlebt, so auch in der Geriatrie und Demenzbehandlung. Die Möglichkeiten reichen hier von Unterhaltung und kognitivem Training über Schmerz- und Stressmanagement bis hin zur Biografiearbeit. In Zukunft könnte Virtual Reality außerdem eine entscheidende Rolle bei der Diagnose und Früherkennung von Demenz spielen, denn mit VR lassen sich kognitive Funktionen wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit und räumliches Denken nicht nur trainieren, sondern auch testen. Wie dies mithilfe von VR-Brillen gelingt, erklärt DI Dr. Lucas Paletta, Leiter des Human Factors Lab am Institut für Digitale Technologien der Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH, Graz, im Interview.

ALBERT SCHWEITZER INSTITUT:

Eines Ihrer Spezialgebiete ist die Nutzung von Biomarkern in der Frühdiagnostik von Demenz. Was sind das für Biomarker und welche Rolle spielen dabei VR-Brillen?

Dr. PALETTA: Demenz ist ein großes Problem der öffentlichen Gesundheit, das enorme soziale und wirtschaftliche Kosten für die Gesundheitssysteme sowie eine erhebliche Belastung für die bzw. den Einzelnen, die Pflegekräfte und die Familien mit sich bringt. Obwohl die Suche nach potenziellen Behandlungen vielversprechend ist, wird davon ausgegangen, dass diese vor allem in den frühen Stadien der Krankheit am wirksamsten sein werden. Wir forschen an der Entwicklung von digitalen Biomarkern für das Demenzrisiko – das sind Muster in den Verhaltensdaten, die es ermöglichen, eine potenzielle Demenzerkrankung frühzeitig zu erkennen. Sehr aussichtsreich gestaltet sich dabei die Analyse des menschlichen Blick-

verhaltens: Die Digitale Eye-TrackingTechnologie, die in marktüblichen VRBrillen integriert ist, erfasst die spezifische Sehdynamik – und deren statistische Abweichungen stimmen sehr gut mit Schweregrad-Scores von DemenzScreeninginstrumenten überein.

Was sind die Vorteile digitaler Biomarker?

Durch eher invasive Verfahren lässt sich das Risiko einer klinischen Demenzdiagnose bereits mehrere Jahre vor einem tatsächlichen Krankheitsausbruch ermitteln, z. B. durch spezielle Blutuntersuchungen, bildgestützte Verfahren zur Untersuchung des Gehirns oder neurochemische Demenzdiagnostik im Liquor. Studien zeigen jedoch, dass es zahlreiche Hindernisse für ältere Menschen gibt, eine Hausärzt:in oder Neurolog:in zur Früherkennung aufzusuchen. Zudem bestehen Schwierigkeiten mit Priorisierungen von kognitiven gegenüber körperlichen Gesundheitsproblemen. VR-Brillen sind einfach anwendbar und nichtinvasiv, lassen sich im Wohnumfeld komfortabel handhaben und erfordern lediglich den Zeitaufwand von wenigen Minuten Konzentration. Dadurch eignen sie sich hervorragend zur sorgfältigen Anwendung durch professionelles Pflegepersonal oder mitfühlende Verwandte. Die ermittelten

digitalen Biomarker dienen in ihrer Screeningfunktion als frühzeitiger Indikator für ein potenzielles Demenzrisiko. Die entsprechenden Resultate unterstützen die Argumentation für den Besuch niedergelassener Neurolog:innen oder geeigneter Kliniken, damit eine klärende Präzisionsdiagnostik stattfinden kann.

Wie lange wird es noch dauern, bis es hierfür fertige Lösungen gibt –was sagt die Wissenschaft?

In Laborumgebungen ist mit hochauflösenden Eye-Tracking-Technologien ein Assessment bzw. eine Klassifikation kognitiver Defizite in Bezug auf leichte Demenz sowie leichte kognitive Beeinträchtigung bereits mit hoher Effizienz gelungen. Joanneum Research verfolgt die Weiterentwicklung der DemenzScreeningverfahren im Projekt PREDICTOM, einer innovativen europäischen Gesundheitsinitiative mit einer Investition von 21 Millionen Euro, die der Früherkennung von Alzheimer den Weg bereiten soll. Ziel von PREDICTOM ist es, eine Screeningplattform zu entwickeln, die in der Lage ist, Menschen mit Demenzrisiko zu identifizieren, bevor die ersten Symptome auftreten.

Im Forschungsprojekt SmartAktiv* werden VR-Brillen für das kognitive

Training bei Menschen mit Demenzrisiko eingesetzt. Wie werden die VRBrillen generell von dieser Zielgruppe angenommen und welchen Nutzen erwarten Sie sich von der Intervention? VR-Brillen werden bereits umfassend bei älteren Menschen, in Pflegeheimen und betreutem Wohnen mit sehr gutem Erfolg eingesetzt. Voraussetzungen für gute Akzeptanz sind ein vertrauenswürdiges Umfeld, eine stabile Sitzposition, eine empathische Einschulung und Familiarisierung sowie soziale Erlebnisse in der Gruppe. Am Markt verfügbare Services bieten virtuelle Ausflüge an bekannte oder Sehnsuchtsorte eindrucksvoll erlebbar mit großem Unterhaltungswert an. In SmartAktiv werden zudem Aktivitäten des täglichen Lebens integriert, etwa Zahlungsvorgänge, das Sammeln von Pilzen oder die visuelle Suche nach Waldtieren. Die Interaktionen können mit Händen als Controller intuitiv durchgeführt werden. Die Daten aus Eye Tracking und Interaktionsevents sind komplex im Kontext exekutiver Funktionen auswertbar.

Eine Zukunftsvision ist die Nutzung „ s marter “ Alltagsbrillen, die permanent unsere Augenbewegungen erfassen und so Veränderungen im Augenmuster erkennen können. Gibt es hier schon konkrete Ansatzpunkte und Projekte? Aktuelle Forschungsaktivitäten untersuchen das Potenzial smarter Alltagsbrillen zur Messung von Stress und kognitiver Leistung im Alltag. Diese Brillen erfassen das „egozentrische“ Blickfeld durch eine miniaturisierte Kamera und lernen mit künstlicher Intelligenz, die Sehmuster der Person im optisch erfassten Blickfeld zu verorten. Die Verwendung dieser Technologie würde völlig neue Möglichkeiten eröffnen, Screeningverfahren permanent und insbesondere in charakteristischen Alltagssituationen anzuwenden. Hierfür wird die Forschung jedoch erweiterte Verfahren zum Datenschutz sowie Methoden zur Analyse und Interpretation von Blickverhalten in dynamischen Umgebungen entwickeln müssen.

Das Interview führten Dr. Wolfgang Kratky und Dr.in Judith Goldgruber.

* Im FFG(Die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft)-Projekt SmartAktiv wird – basierend auf den Vorprojekten multimodAAL und PREDICTOM –ein multimodales Tablettraining durch Integration einer VR-Anwendung weiterentwickelt. Projektkoordinator von SmartAktiv ist die Joanneum Research Forschungsgesellschaft mbH. Partner sind z. B. die Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz und die Medizinische Universität Graz.

Erstveröffentlichung: Kratky W, Goldgruber J (2024). Virtual Reality in Therapie und Diagnostik von Demenz. ProCare, 29(4): 44-47.

PARTNER:IN

SPRECHStunde

Patient:innen-Fragen kompetent beantworten

EXPERTE: Dr. Marcus Täuber

Neurobiologe, psychologischer Berater, Vortragender und Bestsellerautor

„Gute Vorsätze gescheitert – was nun?“

Anna K. (39) ist Mutter von zwei Kindern im Grundschulalter und als Produktmanagerin in einem internationalen Unternehmen tätig. Ihr Job ist fordernd – sie trägt Verantwortung für einen siebenstelligen Umsatz, sitzt in Meetings und jongliert mit E-Mails. Sobald die Arbeit getan ist, wartet die nächste „ Schicht “: bei Hausaufgaben helfen, Abendessen zubereiten, Streit schlichten und Qualitätszeit mit der Familie verbringen. Eine Auszeit hat sie nur kurz am Sofa vor dem Fernseher. Ihr stressiges Leben fordert einen Tribut: Ihr Rücken zwickt, sie wälzt sich im Schlaf und gibt öfters Heißhungerattacken nach. Die Waage zeigt: ein paar Kilos zu viel. An Anläufen, das zu ändern, hat es nicht gefehlt – doch nach wenigen Wochen heißt es wieder: Pralinen und Netflix statt Online-Yogakurs. Schuldund Schamgefühle inklusive. Anna K. wird in der Sprechstunde vorstellig und möchte wissen, was sie tun kann.

Dr. TÄUBER: Zunächst einmal gilt es, die Botschaft zu vermitteln: Sie sind nicht allein! Viele Patient:innen leiden unter Stress, bewegen sich zu wenig, ernähren sich ungesund. Sie nehmen sich Veränderungen vor – und dann verlaufen diese Pläne im Sand. Nur etwa 10-15 % der Menschen schaffen es langfristig, an ihren Vorsätzen festzuhalten. Ein voller Terminkalender macht die Herausforderung nicht leichter. Warum ist Veränderung so schwer? u Unbewusste Kräfte: Ungesunde Gewohnheiten sind Routinen, die sich in den Tiefen des Gehirns, den Basalganglien, eingeschliffen haben. Sie werden durch Auslöser wie Stress reflexartig aktiviert – unser bewusster Wille spielt dabei nur eine Nebenrolle.

v Mythos: Der populäre Glaube, dass neue Gewohnheiten in drei Wochen etabliert seien, ist falsch. 21 Tage reichen zur Veränderung nicht aus. Laut einer Studie von Philippa Lally et al. dauert es im Durchschnitt 66 Tage, bis eine einfache Verhaltensweise, wie regelmäßig ein Glas Wasser zu trinken, automatisiert wird – ein gesünderer Lebensstil kann einige Monate erfordern, um in Fleisch und Blut überzugehen.

w Fehlender guter Grund und ungenauer Plan: „ Abnehmen“ oder „gesünder leben“ sind unspezifische Wünsche. Rückschläge gehören dazu. Meistens werden diese aber verdrängt statt eingeplant. Daraus resultierende Schuldgefühle erhöhen das Risiko, erneut zu scheitern.

Wie können die Ziele diesmal erreicht werden?

u Finden Sie einen guten Grund für Ihr Vorhaben? Ein guter Grund erhöht die Erfolgsquote um das bis zu Zehnfache. Er sollte ein starkes Bild im Kopf erzeugen und sich als gutes Gefühl im Körper äußern.

v Machen Sie kleine Schritte – nicht große Sprünge: Setzen Sie sich realistische, erreichbare Ziele. Beispiel: Statt „Ich will abnehmen“ definieren Sie eine kleine, konkrete Veränderung wie „Ich trinke ab sofort Wasser statt Softdrinks“ oder „Ich esse täglich eine Portion Gemüse“

w Der Weg ist das Ziel: Fokussieren Sie sich nicht nur auf das Endziel, sondern gestalten Sie auch den Veränderungsprozess positiv. Wer Yoga machen möchte, könnte für sich ein Wohlfühleck gestalten und sagen: „Ich genieße es, mich zu dehnen “ So wird Dopamin mit der Tätigkeit selbst verknüpft.

x Nutzen Sie WOOP: Diese geht auf Gabriele Oettingen und Peter Gollwitzer zurück. Dabei definieren Sie Ihren Wunsch (Wish), malen sich das Ergebnis aus (Outcome), berücksichtigen Widerstände und Herausforderungen (Obstacles) und entwerfen einen „Wenn-dann“-Plan, wie Sie darauf reagieren (Plan). Dieses Vorgehen sollten Sie mindestens zweimal am Tag im Kopf durchspielen. y Setzen Sie auf echte Entspannung: TV, Internet, soziale Medien – all das überreizt das Gehirn weiterhin, sodass die Psyche nicht zur Ruhe kommt. Naturerlebnisse, positive Gedanken und meditative Zustände fördern die Regeneration unseres Gehirns.

Brain Changer App für Menschen mit vollem Terminkalender Psychohygiene ist das Fundament unseres Wohlbefindens. Sie sollte daher so selbstverständlich sein wie Körperhygiene. Die von mir erfundene Brain Changer App (brainchanger.tv) macht mentales Zähneputzen so einfach wie richtiges Zähneputzen. Sie setzt auf ausgewählte Bilder, Affirmationen und Töne, um echte Entspannung und positive Emotionen zu fördern. So regenerieren Sie nicht nur schnell von ungesundem Stress, sondern Sie werden langfristig auch resilienter und mental stärker. Denn: Während die Naturimpressionen einen schnellen Stressabbau ermöglichen, bewirken die Affirmationen langfristig eine neue innere Haltung, die von mehr Gelassenheit und innerer Power geprägt ist. Begleitende binaurale Beats sorgen für einen Noradrenalinkick im Gehirn, der die neuronale Plastizität fördert. Die Anwendung nimmt nur fünf Minuten täglich in Anspruch und kann flexibel in den Alltag integriert werden. <

Ordi-Geflüster Ordi-Geflüster

Ordinationsassistenz gesucht?

So finden Sie die perfekte Verstärkung!

Die Suche nach einer passenden Ordinationsassistent:in ist eine echte Herausforderung. Wer unvorbereitet in den Recruiting-Prozess startet, verliert wertvolle Zeit – und vielleicht auch die besten Bewerber:innen. Diese Tipps können Sie bei der Personalsuche unterstützen:

Je detaillierter die Stellenanzeige, desto schneller finden Sie die richtige Person. Wer offen formuliert, bekommt oft viele unpassende Bewerbungen. Auch die Benefits sollten klar sein – ein Obstkorb lockt heute niemanden mehr an. Mehr als fünf Wochen Urlaub, ein geregelter Dienstplan oder Zuschüsse für den Arbeitsweg? Fortbildungen und TeamEvents? Machen Sie Ihre Vorteile sichtbar und bleiben Sie ehrlich.

Bilder sagen mehr als Worte. Ein freundliches Teamfoto oder Eindrücke aus dem Ordinationsalltag machen Ihre Anzeige lebendiger. Social Media kann helfen, authentische Einblicke zu geben. Planen Sie auch einen Schnuppertag ein – natürlich mit Ihrem Team abgestimmt. So kann die Bewerber:in das Umfeld kennenlernen, und Sie erleben sie im echten Arbeitsalltag. Recruiting darf keine Nebenaufgabe sein. Blocken Sie vorab bewusst fixe Zeiten im Kalender für Bewerbungsgespräche, Rückmeldungen und Schnuppertage. Gute Kräfte sind schnell weg – wer vorbereitet ist, kann sofort reagieren. Auch langfristig zahlt sich vorausschauende Planung aus. Karenz oder Pensionen sind oft absehbar. Starten Sie die Suche rund fünf Monate vorher – abhängig von Pra-

EXPERTIN:

Kathrin Zhuber, MBA Gründerin von DOC-N-ROLL Healthcare Management (spezialisiertes Dienstleistungsservice für niedergelassene Ärzt:innen bzw. Therapeut:innen), doc-n-roll.at

xisgröße und Arbeitsumfang kann auch ein früherer Start sinnvoll sein. Ein guter Start ist oft entscheidend. Wertschätzung beginnt am ersten Tag: Eine herzliche Begrüßung im Team sorgt für ein gutes Ankommen – alle sollen wissen, dass eine neue Kolleg:in da ist. Auch regelmäßige Gespräche in den ersten Wochen geben Sicherheit. Eine Onboarding-Checkliste hilft, den Einstieg strukturiert zu gestalten. Wer diese Punkte beachtet, hat gute Chancen, motivierte Mitarbeiter:innen zu finden – und langfristig zu halten.

© Miriam Mehlman

y-doc ist die Nr. 1 im Wartezimmer TV. Das professionelle, nach Ihren Wünschen gestaltete Ordinationsprogramm überzeugt Ihre Patientinnen und Patienten.

y-doc TV sorgt für eine entspannte Atmosphäre im Wartezimmer, verkürzt die gefühlte Wartezeit und fördert damit ein angenehmes und effizientes Patientengespräch.

TERMINE Aktuelle Kongresse und mehr

28.-29.03.2025

Alpen Adria Demenz Kongress

Ort: Congress Center Villach

03.-05.04.2025

Gynäkologie Update Refresher

Ort: Webinar (FOMF)

10.-11.05.2025

27. Substitutions-Forum der Plattform für Drogen-Therapie

Ort: Schlosshotel Mondsee

30.03.-01.04.2025

EHRA Congress 2025 –European Heart Rhythm Association

Ort: Messe Wien

02.-03.05.2025

Ultrasound meets MRI 2025

Ort: Medizinhistorisches Museum Wien – Josephinum

04.-07.06.2025

Jahrestagung ÖKG –„Neues Wissen“

Ort: Salzburg Congress

03.-05.04.2025

21st EADO Congress/ 11th World Congress of Melanoma

Ort: Megaron Athens International Conference Centre

04.-06.05.2025

Dreiländertagung „Schlaf als Kinderrecht“

Ort: Europahaus Wien & Online

Weitere Infos und Veranstaltungen finden Sie in unserem Kongresskalender unter:

gesund.at/ kongresskalender

Weniger suchen, mehr wissen.

Ihr Begleiter im medizinischen Berufsalltag.

Ihr Arbeitsalltag ist stressig genug –verlieren Sie nicht auch noch Zeit mit der Suche nach medizinischen Informationen oder Terminen. Mit Gesund.at haben wir ein Portal geschaffen, das Ihnen diese Arbeit abnimmt. Selbstverständlich haben wir auch an Weiterbildung gedacht, so können Sie ab sofort DFP-Punkte auch unterwegs sammeln! Klingt gut, oder?

Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.