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Unterstützung für PVE-Gründer:innen
Erfahrungsbericht: Aus Klein mach Groß
Einbindung der Pflege und anderer Gesundheitsberufe


Unterstützung für PVE-Gründer:innen
Erfahrungsbericht: Aus Klein mach Groß
Einbindung der Pflege und anderer Gesundheitsberufe
Werte Leser:innen,
wir hoffen, Sie sind – trotz der innenpolitisch und global schwierigen Situation – gut und motiviert in das neue Jahr 2025 gestartet!
Bei vielen Menschen „kommen zu Jahresbeginn die klassischen Neujahrsvorsätze mit hohen Erwartungen und einem Hauch von Druck daher“ - wie Mag.a Sandra Ribits-Perner von MindShift (gedaechtnis.at) auf LinkedIn schreibt. Ihre Tipps sind nicht neu, aber es kann hilfreich sein, sie anfangs Übermotivierten in Erinnerung zu rufen. Der Schlüssel zur Veränderung liegt in kleinen Schritten. Die individuellen Ziele und Wünsche dürfen durchaus ambitioniert sein. Aber die Erwartungen sollten realistisch bleiben. Ein Beispiel der Expertin: Statt in einem Monat zehn Kilo abzunehmen und von null auf hundert jeden Tag zu meditieren, sollte auf erreichbare, klar definierte Ziele gesetzt werden, wie zweimal pro Woche einen kurzen Spaziergang machen und jeden Morgen ein Glas Wasser trinken. Auch diese kleinen Erfolge können gefeiert werden. Denn sie sind der Grundstein für eine nachhaltige Transformation. Veränderung brauche Zeit, Geduld und vor allem Gewohnheiten, so die Gedächtnistrainerin. Die positive Nachricht: Veränderung kenne keinen Kalender und keine Altersgrenzen. Wenn‘s im Jänner nicht geklappt hat, könne man seine Reise genauso Mitte Februar beginnen oder fortsetzen, oder im Juni, oder erst in seinen 50ern, 60ern, 70ern, ... Durch die Neuroplastizität des Gehirns sei es jederzeit möglich, neue Wege zu gehen und neue Gewohnheiten zu erlernen. Ohne Druck. Im eigenen Tempo.
Was war, was ist, was kommt?
Wenn Lebensgewohnheiten aufgrund von einer Krankheit verändert werden müssen, verhält es sich freilich oft anders. Der Druck ist größer, die Vorgaben sind strikter. Leitlinien können bei der Beratung und Unterstützung von Betroffenen eine Unterstützung sein. In unserer aktuellen Ausgabe der Hausärzt:in liefern sowohl der DFP-Fortbildungsartikel zum Thema Herzinsuffizienz ab Seite 17 als auch ein umfassender Adipositas-Artikel ab Seite 22 wertvolle, praxisbezogene Updates zu Diagnose und Therapie sowie zu Lifestyle-Fragen.
Interessant ist darüber hinaus, wie sich der Blick auf bestimmte Krankheiten per se und auf die Patient:innen in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat. Das zeigt sich besonders deutlich im ersten Artikel unserer Jubiläumsserie anlässlich 35 Jahre Fachmagazin Hausärzt:in: „ Psychiatrie 1990 und heute“ – zu lesen ab Seite 6. Herzlichen Dank an die Fachgesellschaft für den gelungenen Gastbeitrag!
In den letzten Jahrzehnten hat sich – last but not least – auch der Ordinationsalltag vieler Kolleg:innen deutlich verändert. Die Zusammenarbeit unterschiedlicher Berufsgruppen in der Primärversorgung steht im Fokus unserer ersten Coverstory im neuen Jahr ab Seite 12.
Eine spannende Lektüre wünscht,
Ihre
Mag.a Karin Martin Redaktionsleiterin RegionalMedien Gesundheit, karin.martin@regionalmedien.at
05 COVID-19: Strategie für Risikopatient:innen Rückläufige
Impfbereitschaft und medikamentöse Therapie
06 Von der Verwahrung zur evidenzbasierten Therapie
Jubiläumsserie, Teil 1: Psychiatrie einst und jetzt – ein Überblick für Allgenmeinmediziner:innen
09 Stolpersteine für Frauen Belastungen in Österreich und Europa –eine Geschlechterfrage?
10 Krankheit hält sich nicht an Lehrbücher Eine Auseinandersetzung mit dem Burnout-Syndrom
17 Praxiswissen: Die 2024-ESC-Guidelines für Vorhofflimmern Updates in puncto Diagnostik und Therapie
22 Neue Wege in der Adipositas-Therapie Aktualisierte Leitlinie empfiehlt digitale Tools, moderne Medikamente und weniger Stigmatisierung
25 „Mehr Optionen für eine individuelle Behandlung“ Was die neuen Medikamente gegen Übergewicht und Diabetes im Ordinationsalltag bringen
26 Impfstrategien in der Schwangerschaft Verantwortung, Aufklärung und Praxis der Hausärzt:innen
28 Monitoring erforderlich Gastrointestinale Nebenwirkungen der Immuntherapie im Blick
12 TEAMWORK großgeschrieben
Wie die Plattform Primärversorgung PVE-Gründer:innen unterstützt
14 „Aus Klein mach Groß“ Wie im Tullnerfeld aus drei Einzelordinationen ein Primärversorgungszentrum wurde
16 „Wir würden uns mehr Einbindung wünschen“ Welchen Beitrag die Gesundheitsberufe im Rahmen der Primärversorgung leisten können
30 Verändertes Allergenbild Klimawandel beeinflusst Raten allergischer Sensibilisierung
32 Kehlkopf, Kehldeckel, oder etwas ganz anderes? Wie sich Pseudokrupp von Epiglottitis und Co. unterscheiden lässt
34 Die Top-Bronchitis-/ Sinusitis-Produkte nach Menge und Wert Marktanalyse von Beatrix Linke, Country Lead IQVIA Austria
35 Erkältung oder Grippe? Ähnliche Symptome –unterschiedliche Erreger
Veränderte Umweltbedingungen fördern allergische Sensibilisierung gegen Pollen und Schimmelpilze.
36 Urogenitale Karzinome: Highlights aus internationalen Kongressen 2024 Praxisrelevante Fortschritte bieten zahlreiche neue Therapieoptionen
38 SPRECHStunde „Physiotherapie bei primären Kopfschmerzen – hilft das?“
41 Termine Aktuelle Kongresse und mehr
34 Impressum extra
Die rückläufigen Impfungen gegen Influenza und COVID-19 in Deutschland¹ und Österreich2 bergen ein gewisses Risiko für die öffentliche Gesundheit. Laut einer repräsentativen deutschen Umfrage der ZEIT in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut Infas3, ist die Impfbereitschaft gegen Grippe in Deutschland gesunken. 57 % der Befragten verzichten demnach auf einen Impfschutz gegen Influenza und COVID-19. Auffallend stark ist der Rückgang bei jüngeren Altersgruppen: So wollen 78 % der 18- bis 24-Jährigen vollständig auf Impfungen verzichten. Aber auch innerhalb der Risikogruppen (z. B. ältere Menschen, Schwangere oder Personen mit chronischen Erkrankungen) herrscht eine gewisse Impfmüdigkeit. Gut ein Drittel will sich überhaupt nicht impfen lassen, ein weiteres Viertel nur gegen Influenza. In Österreich zeichnet sich ebenfalls eine schwächelnde Impfbereitschaft ab. Die COVID-19-Impfungen, die während der Pandemie eine hohe Akzeptanz genossen haben, sind stark zurückgegangen.2
Vor diesem Hintergrund wird die Bedeutung der frühzeitigen medikamentösen Therapie bei Risikopatient:innen immer deutlicher. Prim. Priv.-Doz. Dr. Arschang Valipour, Vorstand der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie an der Klinik Floridsdorf, unterstrich beim Symposium „ Nicht warten, Behandlung starten – Aktuelles zur COVID-19-Therapie“ am 06.11.2024 in Wien die Wirksamkeit antiviraler Therapien. Das oral verfügbare Produkt Nirmatrelvir/Ritonavir habe sich als effektives Mittel zur Reduktion von Hospitalisierung und Mortalität erwiesen – besonders bei Hochrisikopatient:innen biete die Therapie eine wichtige Ergänzung zur Prävention. In Österreich wies eine aktuelle Studie nach, dass bei mehr als 20.000 antiviral behandelten Patient:innen eine Reduktion von Hospitalisierungen und Todesfällen um etwa 50 % erzielt werden konnte.4
Justyna Frömel, Bakk. MA
Quellen:
1 gelbe-liste.de/ immunologie/grippe-covid-19impfbereitschaft-sinkt
2 Impfstatistiken und Analysen für Österreich. Stand: 15.01.2025. impfdaten.at
3 infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft, veröffentlicht in: ZEIT Nr. 52/2024.
4 Jorda A et al., Clin Microbiol Infect. 2024;4: S1198-743X(24)00508-1.
Jubiläumsserie, Teil 1: Psychiatrie einst und jetzt –ein Überblick für Allgemeinmediziner:innen
GASTAUTOREN-TEAM:
Prim. Assoc.-Prof. PD
Dr. Martin Aigner Leitung Klinische Abteilung für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin, Universitätsklinikum Tulln, Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften, Präsident der ÖGPP
Dr. Fabian Friedrich Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, MedUni Wien, Vorstandsmitglied der ÖGPP
Die Geschichte der modernen deutschsprachigen Psychiatrie beginnt im engeren Sinne mit der Begriffsbildung Psychiatrie (Christian Reil: 1759-1813) am Ende des 18. bzw. am Anfang des 19. Jahrhunderts (Aufklärung). Seit 1900 erfolgten tiefgreifende Fortschritte in Diagnostik, Therapie und Ethik. Früher wurden psychische Erkrankungen häufig als moralisches Versagen angesehen. Behandlungsmethoden wie Anketten und Isolation dominierten. Heute sind wissenschaftlich fundierte, evidenzbasierte Ansätze mit Fokus auf Patient:innenzentrierung, interdisziplinärer Zusammenarbeit und menschenwürdiger Behandlung State of the Art.
„Früher waren Diagnosen wie ,Dementia praecox‘ nur zum Teil auf systematische Beobachtungen gestützt ...“
Die Psychiatrie hat einen fundamentalen Wandel durchlaufen. Was damals oft einer Verwahrung (Custodiale Psychiatrie) gleichkam, ist heute einer wissenschaftlich-evidenzbasierten und respektvollen Herangehensweise an psychische und somatische Gesundheit gewichen. Die moderne Psychiatrie berücksichtigt die individuellen Bedürfnisse und die Würde der Patient:innen und stützt sich auf ethische Grundsätze, Forschung und interdisziplinäre Zusammenarbeit. Dieser Paradigmenwechsel spiegelt nicht nur den medizinischen Fortschritt wider, sondern auch einen grundlegenden Wandel in der gesellschaftlichen Wahrnehmung und dem Verständnis von psychischer Gesundheit.
Die Neurologie konzentriert sich primär auf organische Erkrankungen des Nervensystems, etwa Schlaganfälle (Frühintervention beim Insult: Lyse, Thrombektomie), Epilepsie oder Multiple Sklerose. Hier stehen körperliche Untersuchungsmethoden (z. B. cMRT, EEG) und medikamentöse Therapien im Vordergrund. Die Psychiatrie hingegen befasst sich vor allem mit psychischen Erkrankungen, deren Ursachen oft multikausal und -faktoriell sind. Die fachliche Trennung von Psychiatrie und Neurologie vor 25 Jahren hat die
Psychiatrie in Österreich gestärkt, indem sie ihr ermöglichte, sich auf spezifische Herausforderungen und Methoden zu fokussieren. Durch die Integration von Psychotherapie und Psychosomatik hat die Fachgesellschaft (ÖGPP) die Bedeutung eines ganzheitlichen Ansatzes für die Behandlung psychischer Erkrankungen betont, was zu einer effektiveren und individuelleren Patient:innenversorgung geführt hat. Heute ermöglicht die eigenständige Position der Psychiatrie, psychische Gesundheit umfassender zu verstehen und zu behandeln – aus medizinischer, psychosozialer und psychotherapeutischer Sicht.
In der Vergangenheit waren Diagnosen wie „ Dementia praecox“ (heute Schizophrenie) nur zum Teil auf systematische Beobachtungen gestützt. Heute ermöglichen internationale Standards wie DSM-5 und ICD-10 bzw. ICD-11 eine differenzierte Diagnostik, die biologische, psychologische und soziologische Aspekte integriert. Aufgrund der modernen Diagnostik in der Medizin konnten beispielsweise auch für viele manifeste psychische Symptomkonstellationen organische Ursachen (z. B. NMDA-Enzephalitis) gefunden werden, was in diesem Bereich ebenfalls völlig neue Behandlungsansätze hervorgebracht hat. >
Früher kamen teilweise drastische Methoden wie Anketten, Zwangsmaßnahmen und Verwahrung in Heilanstalten zum Einsatz. In der Gegenwart wird beispielsweise unter Narkose die Elektrokonvulsionstherapie spezifisch angewendet und Psychopharmaka (z. B. Antidepressiva, Antipsychotika, Stimmungsstabilisierer, Stimulantien) ermöglichen eine differenzierte Behandlung in Verbindung mit einer Psychotherapie wie der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT), tiefenpsychologischen oder achtsamkeitsbasierten Ansätzen, psychoedukativen Programmen und anderen Psychotherapieschulen. Zudem gibt es soziotherapeutische Angebote, die bei komplex psychisch erkrankten Menschen eine Rehabilitation zur Reintegration in die Gesellschaft erzielen können. Neue Methoden wie Hirnstimulationsverfahren (TMS, tDCS), digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA), personalisierte Therapien (Pharmakogenetik, Whole Genome Sequencing) gewinnen zunehmend an Bedeutung.
Die Allgemeinmedizin ist äußerst relevant in der Früherkennung und Prävention. Sie hat eine Schlüsselrolle in der Detektion psychischer Erkrankungen und Überweisung an Spezialeinrichtungen. Sie ist Teil der multidisziplinären Therapie und essenziell für die Begleitung medikamentöser Behandlungen und Überwachung von Nebenwirkungen (z. B. medikationsinduzierte Adipositas, Gesundenuntersuchung bei laufender Medikation, Depotmedikation bei chronischen Verläufen etc.).
Die Patient:innenaufklärung über psychische Gesundheit – einen Teil der allgemeinen Gesundheit – wird als Element einer ganzheitlichen Behandlung gesehen und führt in der Folge zum Abbau der weitverbreiteten Stigmatisierung.
Die Rechte der Patient:innen werden durch die Betonung des Selbstbestimmungsrechts und der Menschenwürde
gestärkt. Zwangsmaßnahmen sind streng geregelt und nur in Notfällen wie bei akuter Selbst- oder Fremdgefährdung erlaubt. Eine gemeindenahe Versorgung von psychisch kranken Menschen kann dank einer Behandlung erfolgen, bei der Psychopharmakotherapie und psychosoziale Unterstützung aufeinander abgestimmt sind.
Prävention und Resilienzförderung
Kampagnen und Programme zu psychischer Gesundheit fördern ein besseres Verständnis. Resilienztraining und Primärprävention am Arbeitsplatz sowie in Schulen gewinnen an Bedeutung. Früherkennung mit Screening-Programmen bzw. durch spezialisierte Einrichtungen für gefährdete Gruppen (z. B. Jugendliche) können zur effektiven Sekundärund Tertiärprävention beitragen.
Zukunftsaussichten
Transitionspsychiatrie und Alterspsychiatrie können lebensabschnittspezifische Therapieangebote erstellen. Nachfolgende Versorgungsmodelle sollen die „ Drehtürpsychiatrie“ zurückdrängen und bessere Therapieergebnisse erzielen, die interdisziplinäre Vernetzung ist das Gebot der Stunde. Mit neuen Technologien wie Digitalen Gesundheitsanwendungen, virtueller Realität (VR) und künstlicher Intelligenz (KI) lässt sich die Schwelle zur Therapie senken und die Verfügbarkeit erweitern. Durch Big-Data-Analysen stehen nun auch z. B. für die Diagnostik völlig neue Möglichkeiten zur Verfügung, da riesige Datenmengen systematisch und effektiver analysiert werden können. Für die Analyse von Versorgungsstrukturen wird diese neue Technologie immer bedeutender. Medikamente wie Ketamin und eventuell auch Psychedelika bieten für therapieresistente Depressionen neue Ansätze. Interessante neue Forschungskonzepte wie jenes zum Mikrobiom als dem potentiell letzten entdeckten „Organ“ des Menschen haben die alleinige Sicht auf das Gehirn (Kopfhirn) abgelöst – man befasst sich nun mit einer „Gut-Brain-Achse“
„... Heute ermöglichen internationale Standards wie DSM-5 und ICD-10 bzw. ICD-11 eine differenzierte Diagnostik, die biologische, psychologische und soziologische Aspekte integriert.“
(„ Kopfhirn-Bauchhirn-Achse“). Über 90 % des Serotonins im Körper und 50 % des Dopamins werden im Darm produziert. Die Blut-Hirn-Schranke ermöglicht im Gehirn eine vom restlichen Körper weitgehend unabhängige Modulation, was wir auf klinischer Ebene z. B. bei Störungen der Blut-Hirn-Schranke sehen. Mit Präzisionsmedizin wie Pharmakogenetik soll die personalisierte Behandlung revolutioniert werden. Die Innovationen zeigen, wie dynamisch sich die Psychiatrie heute weiterentwickelt, insbesondere durch den Einsatz moderner Technologien und personalisierter Therapien. Von neuen Medikamenten über digitale Gesundheitslösungen bis hin zu Präventionsprogrammen tragen diese Fortschritte dazu bei, die Behandlungsmöglichkeiten für Menschen mit psychischen Erkrankungen sowie ihre Lebensqualität erheblich zu verbessern.
Literatur bei den Verfassern.
Auch die Österreichische Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (ÖGPP) feiert 2025 einen runden Geburtstag: Im Jahr 2000 kam es zur Teilung der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie und Psychiatrie in zwei selbständige Fachgesellschaften, nämlich die ÖGPP und die ÖGN.
Der Jubiläumskongress „25. Jahrestagung der ÖGPP“ findet von 2. bis 5. April 2025 im Wiener Hotel DoubleTree by Hilton Vienna Schönbrunn statt.
Nähere Infos: oegpp.at/kongress/die-oegpp-jahrestagung
Belastungen in Österreich und Europa –eine Geschlechterfrage?
GASTAUTOREN-TEAM:
a.o. Univ.-Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger Präsidentin des Berufsverbands Österreichischer PsychologInnen (BÖP)
Mag.a Sophia Kral Klinische und Gesundheitspsychologin, FEM Frauengesundheitszentrum Semmelweisklinik
Laut WHO bezeichnet psychische Gesundheit einen Zustand des Wohlbefindens, der einem Menschen erlaubt, seine Fähigkeiten und Potentiale zu nutzen, um normale Lebensbelastungen zu bewältigen und etwas zur Gemeinschaft beizutragen. Erleben und Verhalten sind hierbei grundlegend für menschliches Agieren bzw. menschliche Interaktionen. Sie stellen das Ergebnis eines komplexen Zusammenwirkens sozialer Dimensionen dar, wobei diese sozialen Determinanten der Gesundheit je nach Bildung, Arbeit, Wohnumfeld, Umwelt, kulturellem Background und weiteren Lebensbedingungen unterschiedlich ausgeprägt sind. Jene Faktoren gestalten sich für Männer anders als für Frauen, insbesondere was die Belastungen für die psychische Gesundheit betrifft.
Ein Vergleich der häufigsten psychischen Probleme ergibt ein deutliches Gefälle zwischen den Geschlechtern (siehe Tabelle).
Die Verschreibung von Psychopharmaka weist eindeutig einen genderspezifischen Trend auf: Frauen nehmen rund 40 % mehr Antidepressiva ein als Männer. Die regelmäßig durchgeführte WHOHBSC(Health Behaviour in School-aged Children)-Studie verdeutlicht Unterschiede bereits bei 13- bis 16-jährigen Jugendlichen in Österreich, wonach Mädchen
• zweimal häufiger Angststörungen haben,
• viermal häufiger Traumata erleben und Stresserfahrungen machen,
• sechsmal häufiger unter Essstörungen leiden und
• häufiger selbstverletzendes Verhalten zeigen als Burschen.
Wir können dies auf vier Dimensionen eingrenzen:
u Einengende Rollen und Körperbilder der Frauen weltweit und in allen Epochen und Kulturen.
v Abwertung von Frauen sowie Gewalt gegen sie in allen Formen: Gewalt macht krank – unter ihrem Einfluss treten doppelt so häufig Depression und Suchterkrankungen auf (WHO). w Wissenschaftlich nachgewiesene „costs of caring “ : Private und professionelle Pflegeleistungen – zu 80 % von Frauen erbracht – sind psychisch belastend.
x Gender-Pay-Gap: Dieser ist in Österreich sehr markant – Männer verdienen um ein Drittel mehr als Frauen. Führungspositionen sind mehrheitlich mit Männern besetzt.
Das hat dramatische Folgen im Alter. Wegen des niedrigeren Einkommens durch Teilzeitarbeit bzw. aufgrund fehlender Berufstätigkeit ist die durchschnittliche Alterspension von Frauen erschreckend geringer als jene von Männern.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Depression ist weiblich, Altersarmut ist weiblich, Pflegeleistungen sind weiblich. Rollenbilder und Verhaltensnormen erschweren ein besseres Selbstwertgefühl
und eine ausgeprägtere Selbstbestimmung von weiblichen Personen – und zwar bereits im Mädchenalter. Verhaltensnormen sind männlich definiert; Erwartungen in Hinblick auf das Aussehen und den Körper von Mädchen und Frauen orientieren sich an Schönheits-, Schlankheits- und Jugendidealen – millionenfach gepusht in den Social-MediaKommunikationskanälen.
„Keine Gesundheit ohne psychische Gesundheit!“ – so eine Devise der WHO. Die Lebensbereiche, in denen Frauen immer noch Benachteiligung erleben, wirken sich negativ auf mentale Gesundheit und Wohlbefinden aus. Gemäß der WHO-Strategie „ Health in All Policies“ müssen Gesundheitsförderung und Prävention diesen Umstand mehr im Visier haben. Und es gilt, auf Anzeichen von Depressionen, Essstörungen, postpartalen Depressionen, Gewalterfahrungen, Angstzuständen etc. zu achten. Ansprechen auf Augenhöhe hilft, stärkt und eröffnet Auswege.
BÖP-Präsidentin Prof.in Wimmer-Puchinger war Vortragende zum Thema am Tag der Psychologie, 21. September 2024.
GASTAUTOR::
Prim. Dr. Bruno
Pramsohler
Wissenschaftlicher
Leiter der Schlafmedizin, BLEIB BERG
F.X. Mayr Retreat
Jüngsten Umfragen zufolge fühlt sich ein Großteil des Spitalspersonals überfordert.
Mehr als die Hälfte denkt an Kündigung oder – noch schlimmer – hat innerlich bereits gekündigt. Das Burnout ist „in aller Munde“, aber weder in der ICD-10 noch im DSM IV TR lässt sich dieser Symptomenkomplex allein kodieren, sondern nur als Zusatzdiagnose.
Gibt es das Burnout-Syndrom, definiert als chronifizierter Stress am Arbeitsplatz, der nicht (mehr) bewältigt werden kann, also überhaupt? Und was tun angesichts des fehlenden diagnostischen Instrumentariums und der geringen Zahl epidemiologischer Untersuchungen und kontrollierter Therapiestudien?
Um ein Bonmot des ehemaligen Leiters der psychiatrischen Klinik in Graz, Prof. Dr. H. G. Zapotoczky, anzuführen: Erkrankungen hätten mehrere unangenehme Eigenschaften, insbesondere jedoch zwei: Sie hielten sich nicht an Sonn- und Feiertagsruhe und – noch unangenehmer – nicht an die Lehrbücher.
Die ersten Beschreibungen des Burnout-Syndroms erfolgten in den 1960erJahren – damals dokumentierte Herbert Freudenberger erstmals Überforderungssymptome bei in Psychiatrien und Drogenberatung Tätigen und bei Gefängnispersonal. Christina Maslach schließlich listete den Symptomenkomplex von emotionaler Erschöpfung, Widerwillen, Zynismus und beruflichen Krisen auf.
Der Burnout-Komplex entsteht aus individuellen Anlagefaktoren, kombiniert mit beruflichen Rahmenbedingungen. Betroffen sind hauptsächlich Personen, die psychisch davon leben, bei anderen
bestimmte Resonanzen hervorzurufen. Prädisponierend sind Berufe mit intensiven sozialen Interaktionen, also sogenannte High-Touch-Berufe, im Gegensatz zu High-Tech-Tätigkeiten, die in einem eher „d inglichen Berufsumfeld“ stattfinden. Einen weiteren Risikofaktor stellen Tätigkeiten im mittleren Management dar, also an der Schnittstelle zwischen Arbeiter:innen und Management, wo die Aufstiegschancen gering sind, die emotionale Belastung aber hoch.
Auch bestimmte Persönlichkeitsprofile scheinen mehr für das BurnoutSyndrom zu prädisponieren als andere: u Der sogenannte „gesunde, ambitionierte Typ“, gekennzeichnet durch hohe Arbeitsplatz- und Lebenszufriedenheit, hohe Stressresistenz und geringe Resignationsneigung, hat ein geringes Burnout-Risiko.
v Der sogenannte „ Schonungstyp“ hat geringen beruflichen Ehrgeiz, seine Lebensziele befinden sich außerhalb der Arbeitswelt. Dieses Persönlichkeitsprofil schützt ebenfalls vor Burnout.
w Der „überhöht engagierte Typ“ neigt dazu, sich zu verausgaben, und ist kaum oder nicht in der Lage, sich von der Arbeit zu distanzieren. Menschen dieses Typs benötigen auch viel Anerkennung. Sie sind gefährdet, ins Burnout zu rutschen.
x Das hohe Burnout-Risiko gilt ebenfalls für den „resignierten Typ“, der durch eine geringe Arbeitsmotivation und Schwierigkeiten beim Abschalten charakterisiert ist.
Das Syndrom lässt sich als Kontinuum beschreiben, das von leichter Überforderung bis hin zu schweren krankheitsbedingten Symptomen reicht. Der „sta-
dienhafte“ Prozess ist zu Beginn durch erhöhten maladaptiven Perfektionismus und verstärkten Arbeitseinsatz gekennzeichnet, anschließend werden eigene Bedürfnisse vernachlässigt, es folgen eine Änderung der Wertewelt und eine Problemverleugnung, schließlich kommt es zu vermehrtem sozialem Rückzug sowie einer Verhaltensänderung. Ab der nächsten Ebene, der sogenannten „ Depersonalisation“, hat die Symptomatik dann echten Krankheitswert. Darunter versteht man im Rahmen des BurnoutProzesses eine bedrohliche Entfremdung von der Arbeitswelt, es gibt keine Empathie mehr für Mitmenschen, Hilfesuchende werden „depersonalisiert“ und als „ Sachen oder Fälle“ gesehen (es handelt sich dann nicht mehr um die Patient:in mit massiven Unterbauchschmerzen, sondern um den „ Blinddarm auf Zimmer 9 “). Bei vielen Betroffenen besteht ein „ Zwang zur Arbeit“ Die Arbeitszeit wird verlängert, es wird schneller gearbeitet und schlussendlich geht die Kontrolle über das Arbeitsausmaß verloren. Betroffene arbeiten weiter,
obwohl sie die schädigende Wirkung ihres Verhaltens erkennen (ähnlich einem Suchtmechanismus).
Wichtige Überschneidungssyndrome betreffend andere psychiatrische Erkrankungen sind depressive Störungen, Angststörungen, das Chronic-FatigueSyndrom (insbesondere beim LongCovid-Syndrom) und somatoforme Störungen. Bezüglich körperlicher Differentialdiagnosen sollte zudem an nicht erholsamen Schlaf gedacht werden (beispielsweise verursacht durch ein Schlafapnoe-Syndrom), aber auch an eine Schilddrüsenunterfunktion, einen Diabetes mellitus oder eine Anämie.
Die Therapie des Burnout-Syndroms muss daher auf verschiedenen Ebenen ansetzen. Einerseits, sofern möglich, im beruflichen Umfeld, andererseits auf der Ebene persönlicher Stressverarbeitung. Zusätzlich sollten Betroffene lernen, als Ausgleich zum Berufsalltag eine
sogenannte regenerative Gegenwelt mit gezielten Auszeiten von hinlänglicher Dauer zu etablieren. Bewährt haben sich verhaltenstherapeutische Konzepte, am F.X. Mayr Retreat in Bleiberg wird zum Beispiel in zehn Modulen Mentalund Erholungstraining durchgeführt und Stressbewältigung erlernt. Wie der therapeutische Prozess gelingen kann? Ziel ist es, nicht das Leben zu optimieren, sondern optimal zu handeln. Der Satz „G eht nicht gibt‘s nicht “ sollte ersetzt werden durch das Motto „ E s geht nicht alles, und schon gar nicht zugleich“ Im therapeutischen Prozess ist es meist sinnvoll, Betroffene für einige Zeit arbeitsfrei zu stellen. Medikamentöse und psychotherapeutische Interventionen sollten in Kombination mit Genusstraining angeboten werden und der Arbeitseinstieg fraktioniert erfolgen. Hinter all dem stehen am Ende der Therapie die großen Fragen: „Was will mir meine Erkrankung sagen und welche persönlichen Schlüsse ziehe ich daraus für mein zukünftiges Leben?“ >
Gesundheit geht gemeinsam: Unter diesem Motto verbindet die Plattform Primärversorgung (PV) bereits seit zwei Jahren die Primärversorgungscommunity-Mitglieder in Österreich. Die PV-Community ist in dieser Zeit stark gewachsen – mittlerweile gibt es mehr als 2.000 aktive Mitglieder der Plattform Primärversorgung. Als Begegnungsraum hilft die Plattform dabei, die PV-Community mit Vernetzungs- und Austauschmöglichkeiten und wichtigen Informationen zu versorgen. Sie ist zugleich eine interaktive Wissenscommunity und eine digitale Plattform mit umfangreichen Services für alle, denen eine gestärkte Primärversorgung ein Anliegen ist. Unser gemeinsames Ziel: die Primärversorgung und damit die Gesundheitsversorgung in Österreich langfristig verbessern. Die Mitgliedschaft bei der Plattform Primärversorgung ist kostenlos. Mitglieder können an unseren Webinaren teilnehmen, Jobs und Kooperationsmöglichkeiten auf unserem Bunten Brett posten oder sich im Rahmen von Ideenwerkstätten und Umfragen einbringen. Im Mitgliederbereich gibt es außerdem praxisrelevante Fachinformationen und Tools, eine umfangreiche Mediathek sowie ein Online-Tool zu den regionalen Versorgungsprofilen mit unterschiedlichen Versorgungsdaten auf Bezirksebene. Gründer:innen von Primärversorgungseinheiten (PVE) profitieren vom PVE-
GASTAUTOR:INNENTEAM:
Dr. David Wachabauer, BSc, BSc, MSc Leiter
Abteilung Primärversorgung und Versorgungskoordination
Dr.in Sarah Burgmann, BSc, MA Stellv. Leiterin
Abteilung Primärversorgung und Versorgungskoordination
Mag.a Bettina Enzenhofer, MA Redakteurin Plattform Primärversorgung
Accelerator, der alle relevanten Gründungsinformationen bündelt: PVE-Gründer:innen können sich unter anderem bei Infoveranstaltungen über Steuern, Recht oder Leadership informieren, ein PVE-Mentoring in Anspruch nehmen oder im PVE-Gründungshandbuch alles Wissenswerte von der Gründungsidee bis zur Inbetriebnahme nachlesen.
Unabhängig von der jeweiligen Organisationsform ist die Primärversorgung zentral für die Gesundheit der Bevölkerung in Österreich – sie ist die niederschwellige erste Anlaufstelle im öffentlichen Gesundheitssystem. Mitarbeiter:innen in hausärztlichen oder kinderärztlichen Einzel- oder Gruppenpraxen, in PVE oder Kinder-PVE stellen eine integrierte Gesundheitsversorgung von der Geburt bis ins hohe Alter sicher – denn in der Primärversorgung ist nicht nur die Behandlung von akuten und chronischen Erkrankungen relevant, sondern auch Maßnahmen in den Bereichen Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention.
Primärversorgungseinheiten erweitern die Primärversorgung um eine multiprofessionelle Organisationsform, in der Allgemeinmediziner:innen und Fachärzt:innen für Kinder- und Jugendheilkunde mit weiteren Gesundheitsund Sozialberufen zusammenarbeiten. Sie haben Kassenverträge mit allen ge-
setzlichen Krankenversicherungen. 2023 hat die Plattform Primärversorgung eine Medienkampagne gestartet, um das Thema Primärversorgung und die PVE-Gründungsmöglichkeiten stärker in die Öffentlichkeit zu bringen. Im Mittelpunkt stehen PVE-Gründer:innen, die von ihren Gründen zu gründen erzählen: Der Tür-an-Tür-Austausch mit Kolleg:innen aus unterschiedlichen Berufsgruppen, die PVE-Investitionsförderungen, die höhere Flexibilität und eine leichtere Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben sind nur einige der vielen Vorteile, die PVE-Gründer:innen begeistern.
Primärversorgungseinheiten gibt es seit bald zehn Jahren in Österreich – und damit schon viel länger als die Plattform Primärversorgung. Die erste PVE Österreichs wurde 2015 in Wien gegründet, mittlerweile (Stand: Jänner 2025) gibt es bundesweit 83 PVE, 11 davon sind Kinder-PVE. Wesentliche Faktoren für den stetigen Zuwachs waren 2017 die Veröffentlichung des Primärversorgungsgesetzes (PrimVG) und dessen Novellierung 2023 – zum Beispiel ist es seit 2023 gesetzlich möglich, Primärversorgungseinheiten für die teambasierte Primärversorgung von Kindern und Jugendlichen zu gründen. Einen bedeutsamen Zuwachs von PVE gibt es außerdem seit dem Aufbau- und Resilienzplan (RRF) der Europäischen Union. Dank dieses Pakets fließen auch Gelder direkt in die Attraktivierung und Förderung der Primärversorgung – mit dem Ziel, die Primärversorgung in Österreich nachhaltig zu stärken und resilienter zu gestalten. Die Standorte von bestehenden PVE, Gesundheitseinrichtungen mit Social Prescribing, Frühe-HilfenNetzwerke, Community Nurses und Maßnahmen der Mitglieder der Österreichischen Plattform Gesundheitskompetenz (ÖPGK) sowie alle Praxen mit ÖGAM-Siegel sind seit Kurzem unter maps.goeg.at auf der neuen Projektlandkarte der Gesundheit Österreich GmbH eingetragen.
„Eine gute Primärversorgung ist der Schlüssel zu einer gesünderen Bevölkerung.“
Die Plattform Primärversorgung richtet sich aber nicht allein an PVEGründer:innen – sie ist vielmehr ein Begegnungsraum für alle Organisationsformen und Mitarbeiter:innen in der Primärversorgung. Multiprofessionalität zeichnet die Community der Plattform Primärversorgung aus: Zu den Plattformmitgliedern zählen derzeit Personen aus 14 Gesundheits- und Sozialberufen, aus unterschiedlichen Berufs- und Interessenvertretungen, aus der Lehre und Forschung sowie aus der öffentlichen Verwaltung. Voneinander lernen, sich gegenseitig unterstützen, Erfahrungen und Wissen austauschen –all das klappt am besten gemeinsam.
Erst kürzlich haben wir gemeinsam mit der PV-Community und Bürger:innen in mehreren Workshops diskutiert, wie die Patient:innenwege in Zukunft verbessert werden könnten. Die Ergebnisse dieser Workshops sind die Grundlage für die weiteren Arbeiten im Rahmen der Gesundheitsreform zum Thema „ Digital vor ambulant vor stationär“ Eine gute Primärversorgung ist der Schlüssel zu einer gesünderen Bevölkerung und zu einem effektiven Gesundheitssystem – die Stärkung der Primärversorgung in Österreich ist nicht zuletzt ein wesentliches gesundheitspolitisches Anliegen. Die Plattform Primärversorgung trägt mit ihren Aktivitäten wesentlich zum Ausbau der Primärversorgung bei. <
INFO
Für Interessierte
Überlegen Sie, eine PVE zu gründen? Noch bis 31. Juli 2025 gibt es Förderungen für die PVE-Neugründung sowie bis 31. Jänner 2026 für bestehende PVE, Vertragsgruppenpraxen und selbständige Ambulatorien. Wollen Sie als Teil der PV-Community bezüglich unserer Aktivitäten auf dem Laufenden bleiben? Folgen Sie uns in den sozialen Netzwerken und werden Sie Mitglied der Plattform Primärversorgung.
Alle Informationen finden Sie auf: primaerversorgung.gv.at
Hausärzt:in dossier
„Aus
Wie im Tullnerfeld aus drei Einzelordinationen ein Primärversorgungszentrum wurde
Dr. Georg Ettl-Dorninger, Arzt für Allgemeinmedizin im Gesundheitszentrum Tullnerfeld
Die Umwandlung von Einzel- oder Gruppenpraxen in ein Primärversorgungszentrum (PVZ) bringt eine Vielzahl von Herausforderungen mit sich. Organisationsstruktur, Kommunikation und Personalführung müssen neu gedacht werden. Ein Erfahrungsbericht.
Im Juli 2023 eröffnete das Gesundheitszentrum Tullnerfeld gegenüber des Bahnhofes Tullnerfeld an der Westbahnstrecke zwischen Wien und St. Pölten. Der Standort liegt am Schnittpunkt der drei Gemeinden Michelhausen, Judenau-Baumgarten und Langenrohr, deren drei Einzelordinationen in Form eines PVZ räumlich und organisatorisch zusammengeführt wurden.
Der Abschluss der Bautätigkeiten im engen Zeitrahmen und die gleichzeitige Weiterführung der Ordinationen bis unmittelbar vor Eröffnung des PVZ schränkten unsere Planungsmöglichkeiten für die Organisation des künftigen Betriebs erheblich ein. Ein neu zusammengesetztes, nicht eingespieltes Team aus 35 Personen –darunter viele Quereinsteiger:innen –hatte am ersten Betriebstag über 600 Telefonate und 400 Konsultationen abzuwickeln. Technische Probleme waren durch den prompten Übergang von der Baustelle in den Vollbetrieb an der Tagesordnung. Unter anhaltend hoher Auslastung kündigten vier Mitarbeiter:innen im Probemonat, was einem wöchentlichen Ausfall von 150 Stunden im Bereich der Pflege und Administration entsprach. Dennoch konnte unter vollem persönlichem Einsatz vieler Beteiligter ein geordneter Betrieb aufrechterhalten und kontinuierlich verbessert werden. Dies erforderte die Konzeptionierung und Implementierung verschiedener Maßnahmen, um die Leistungsfähigkeit der „neugeborenen“ Organisation an die Anforderungen des Betriebsalltages heran- und darüber hinaus zu führen. Nachdem wir die Phase der Gründung und des Betriebsbeginns hinter uns gelassen haben, möchten wir hier unsere Lessons Learned präsentieren.
Zuständigkeiten und Prozesse
Die Einzelordination weist in der Regel eine klare Hierarchie mit der Ärzt:in an der Spitze auf. Sie hat die Geschäftsführung sowie das Management inne und übt einen Großteil der eigentlichen Tätigkeit an der Patient:in aus. Ein kleines eingespieltes Team kann die Vorgaben und Vorstellungen der Ärzt:in direkt umsetzen.
Im großen Team eines PVZ ist es jedoch nicht mehr möglich, den Überblick und damit auch die Kontrolle über alle Aspekte des Tagesgeschäftes zu behalten. Um dennoch hochqualitativ und effizient zu arbeiten, ist ein deutlich höheres Maß an Koordination erforderlich.
Unser anfänglich verfolgter Ansatz einer flachen Hierarchie wurde aufgrund der unklaren Verantwortlichkeiten aufgegeben. Durch die Schaffung weiterer operativer Ebenen unter Geschäftsführung und Management entstand ein kompaktes Organigramm. Klare Zuständigkeiten ermöglichen die Implementierung von einheitlichen Prozessen, die ständiger Anpassung und Weiterentwicklung unterliegen.
Eine weitere Herausforderung stellen – im Vergleich zu den Vorgängerordinationen – die deutlich längeren Kommunikationswege dar. Während Informationen zuvor unkompliziert, z. B. im Rahmen der täglichen Kaffeepause, ausgetauscht wurden, ist dies im PVZ nicht möglich, da die langen Öffnungszeiten stetig wechselnde Besetzungen mit sich bringen. Informationen müssen strukturiert und verteilt werden, um Missverständnisse und Inseldenken zu vermeiden. Dabei helfen die Möglichkeiten der Digitalisierung sowie ein bestimmter Rhythmus von persönlichen Treffen.
Für die Koordination der Tätigkeiten des Tagesgeschäftes haben sich niederschwellige digitale Kommunikationswege als unentbehrlich erwiesen. Workflows – etwa ärztliche Anordnungen an die Pflege im laufenden Betrieb – werden mittels spezialisierter Software organisiert. Prozesse und Informationen sind jederzeit in einem internen kollaborativen OnlineNachschlagewerk abrufbar. Auf persönlicher Ebene hat sich die tägliche Morgenbesprechung etabliert, um die jeweilige Tagesbesetzung auf den aktuellen Stand zu bringen.
Wöchentliche gemeinschaftliche Treffen der Führungs-, Management- und Leitungsebene dienen der Bearbeitung der aktuellen operativen Themen und dem gemeinsamen Ausarbeiten von Maßnahmen. Für die anschließende Kommunikation dieser Maßnahmen haben sich monatliche Meetings des gesamten Teams bewährt. Abseits des schnell getakteten Arbeitsalltages wird hier Raum für Diskussion sowie für Anliegen und Ideen Einzelner geschaffen.
Die im Verhältnis zu den Vorgängerordinationen deutlich größere Belegschaft des PVZ erfordert ein intensives Personalmanagement. Neben komplexen Aufgaben wie der Dienstplanung muss großes Augenmerk auf die zwischenmenschlichen Dynamiken gelegt werden, die in größeren Teams unweigerlich entstehen und erhebliche Reibungsverluste, aber auch Chancen bringen können. Mitarbeiter:innen sollen die Möglichkeit haben, ihre Stärken einzusetzen und gleichzeitig ohne Stigma an ihren Schwächen arbeiten zu können.
Schlüsselkraft
Angesichts der Herausforderungen, die Gründung, Betrieb und Weiterentwicklung eines PVZ darstellen können, muss an dieser Stelle die Wichtigkeit der Position der PVZManager:in herausgestrichen werden. Der große Einsatzbereich macht sie zum Dreh- und Angelpunkt der Organisation. Gutes Management
gewährleistet den reibungslosen Betrieb und implementiert Prozesse in Abstimmung mit der Geschäftsführung. Erst dadurch kann die Führung ihrer eigenen Aufgabe in gebotenem Maß gerecht werden: Leadership – der Steuerung der Weiterentwicklung der Organisation.
Der Weg vorwärts
Trotz oder gerade wegen der anfänglichen Herausforderungen sind das wertschätzende Miteinander und die beflügelnde Synergie, die das Arbeiten im Team an gemeinsamen Zielen mit sich bringt, deutlich zu spüren. Auf organisatorischer, fachlicher und regionaler Ebene inspiriert das Potential eines PVZ laufend zu neuen Projekten und Ideen.
Kurzum raten wir allen Kolleg:innen, die ein ähnliches Unterfangen überlegen, diesen Schritt zu wagen. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.
„Wir würden uns mehr Einbindung wünschen“
Welchen Beitrag die Pflege- und andere gesetzliche Gesundheitsberufe im Rahmen der Primärversorgung leisten können
Mag.a Elisabeth Potzmann, Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands (ÖGKV), im Gespräch.
HAUSÄRZT:IN: Was verstehen Sie unter einer teambasierten Primärversorgung?
Mag.a POTZMANN: Ich nehme an, die Bezeichnung soll das Zusammenspiel aller gesetzlichen Gesundheitsberufe widerspiegeln. Im Sinne des „ Best Point of Care“ müssen Poolkompetenzen entwickelt werden. Nur so können die Menschen wohnortnah von jene:r Expertin versorgt werden, die gerade am besten „ z um Problem passt“ Das wird manchmal ein Arzt sein, in anderen Fällen eine Wundmanagerin oder ein Sozialarbeiter. Gesundheitsprobleme sind vielfältig, weshalb es auch viele unterschiedliche Gesundheits- und Sozialberufe gibt. Lassen wir die Arbeit jene tun, die sie gelernt haben!
Ist eine teambasierte Primärversorgung an Zentren gebunden? Nicht notgedrungen. Es können Netzwerke gebildet werden. Bei einer wohnortnahen Versorgung und bei zugehender Betreuung kann das sogar von Vorteil sein.
Inwieweit funktioniert das „Netzwerken“ da und dort schon recht gut?
Ein Kollege von uns hat eine Ordination in Judenburg und arbeitet dort u. a. eng mit den vier niedergelassenen Allgemeinmedizinerinnen zusammen. So müssen diese nicht für eine Blutabnahme, ein EKG oder einen Kontrollbesuch extra nochmals zu einer Patient:in fahren, wenn er ohnehin auf dem Weg dorthin ist. Wichtig dabei sind gegenseitiges Vertrauen und ein enger Austausch. So können die Bewohner:innen der Stadt rasch und niederschwellig versorgt und die Ressourcen zusätzlich geschont werden. Ein Problem dabei ist, dass die Leistung des Kollegen leider nicht mit den Kassen abgerechnet werden kann. Derzeit gibt es eine Projektfinanzierung, wodurch die Leistung für die Bewohner:innen kostenlos ist. Läuft das Projekt aus, wird auch die Leistung nicht mehr erbringbar sein.
Wo sehen Sie sonst noch Verbesserungsbedarf?
Wie so oft hakt es bei der bundesweiten Ausrollung von Projekten in der Finanzierung. Pflegefachpersonen können nicht über die Sozialversicherung abrechnen, weshalb deren Leistung von den Patient:innen privat bezahlt werden muss. Einerseits können sich viele Kolleg:innen nicht beklagen, weil inzwischen der Leidensdruck so groß ist, dass viele Menschen bereit sind, für gute Leistung privat zu zahlen. Dadurch entfernen wir uns andererseits aber immer mehr von einem solidarischen Gesundheits- und Pflegesystem. Gute Pflegeleistung muss allen Menschen in Österreich zur Verfügung stehen. Nicht nur jenen, die genug Geld haben.
Wird das Potenzial der nichtmedizinischen Gesundheitsberufe ausreichend genützt?
Die Möglichkeiten der gesetzlichen Gesundheitsberufe sind beträchtlich: Physiotherapie, Diätologie, Ergotherapie, Pflege usw. Tatsächlich gibt es viel Potenzial, etwa in der Gesundheitsför-
derung und Prävention, welches nicht genützt wird. Die Gesundheitskompetenz muss nachhaltig gesteigert werden. Das gelingt nicht mit erhobenem Zeigefinger. Österreich muss neue Rollen in der Gesellschaft etablieren, sodass gesund leben selbstverständlich wird. School Health Nurses und Community Health Nurses sollten in Anbetracht der enormen Herausforderung in der künftigen Pflegelandschaft längst selbstverständlich sein.
Was erwarten Sie sich diesbezüglich von der Ärzt:innenschaft, der Politik, den Kassen?
1. Ärzteschaft: Die Zusammenarbeit in der Praxis ist in der Regel sehr gut.
2. Politik: Sie erkennt mitunter nicht die Möglichkeiten, wie professionelle Pflege zur Versorgung der Bevölkerung, gerade in ruralen Gebieten, beitragen kann. Wir würden uns mehr Achtsamkeit und Einbindung wünschen.
3. Kassen: Pflegefachpersonen müssen endlich als GesundheitsdiensteAnbieter:innen ins ASVG aufgenommen werden. Dieser Appell richtet sich auch an die Politik und die Ärztekammer.
Wie sollte eine Primärversorgungseinrichtung der Zukunft aussehen, damit die Patient:innen optimal im niedergelassenen Bereich versorgt werden?
Im Interesse der österreichischen Bevölkerung müssen ALLE Gesundheitsberufe auf Augenhöhe zusammenarbeiten und jene mit einem eigenständigen Tätigkeitsbereich ihre Leistungen mit der Sozialversicherung abrechnen können. Andernfalls hilft auch die beschlossene Gesellschafterrolle in den PVE nicht – wenn ich als Pflegende zwar das Risiko tragen, aber keine potenziell gewinnbringende Leistung erbringen darf.
Das Interview führte Mag.a Karin Martin.
GASTAUTOR:
Prim. PD Dr. Martin
Martinek, PhD, MBA
Abteilung für Kardiologie, Angiologie und Interne
Intensivmedizin, Ordensklinikum Linz
Elisabethinen
Ende August 2024 wurden beim Kongress der European Society of Cardiology (ESC) die neuen Guidelines für Vorhofflimmern (VHF) präsentiert. Im folgenden Artikel sollen die wichtigsten Neuerungen für den niedergelassenen Bereich erläutert werden.
Vorhofflimmern ist schon jetzt eine der häufigsten kardialen Diagnosen mit vielfältigen Auswirkungen auf unser Gesundheitssystem, und die Prävalenz wird sich in den nächsten Dekaden aufgrund
DFP-Punktesammler
der Demographie verdoppeln. Die gesundheitlichen Konsequenzen für die betroffenen Patient:innen reichen von akuten Symptomen bis hin zu Langzeitfolgen wie Herzinsuffizienz, Schlaganfall und periphere Thromboembolie, Demenz, Depression, Einschränkung der Lebensqualität, gehäufter Hospitalisation und vorzeitigem Tod. Somit gilt für uns Ärzt:innen: früh reagieren, Co-Morbiditäten und Risikofaktoren adäquat behandeln und Langzeitfolgen verhindern.
Zu Beginn sei folgende GuidelineÄnderung betreffend die Diagnose von VHF hervorzuheben: Es ist nunmehr eine EKG-Aufzeichnung (12-Kanal-, Mehrkanal- oder Einkanal-) ausreichend, um die Diagnose zu stellen. Die geforderten 30 Sekunden Aufzeichnungsdauer bei Einkanal-EKGs sind nicht mehr nötig, sodass die Diagnose sicherlich immer mehr durch Wearables der Patient:innen gestellt werden wird.
Der Behandlungspfad von Patient:innen mit VHF wurde insofern verändert, als wir nun vom „ A F-CARE pathway“ sprechen, wobei der erste Buchstabe (C) für Co-Morbiditäten und Risikofaktorenmanagement steht. Hier werden explizit das Management von arterieller Hypertonie, Diabetes mellitus, Herzinsuffizienz, Übergewicht, Alkoholkonsum, Schlafapnoe, weiters die Implementierung von sportlicher Aktivität und Lebensstilmodifikation genannt. Somit spielt der niedergelassene Bereich bei dieser Säule der Therapie eine wichtige Rolle für die Erreichung der Blutdruckziele, einer effizienten Einstellung des HbA1c, einer probaten Herzinsuffizienztherapie und der Aufklärung über Lebensstilmodifikation inklusive einer Reduktion des Alkoholkonsums auf max. drei Einheiten pro Woche, einer Gewichtsabnahme von mindestens 10 % und der Initiierung eines Bewegungsprogramms.
mechanischer Herzklappe oder relevanter Mitralstenose.
Neu ist in den Guidelines die Empfehlung, Patient:innen mit hypertropher Kardiomyopathie und kardialer Amyloidose unabhängig vom CHA2DS2-VAScore zu antikoagulieren. Es wird auch darauf hingewiesen, dass die Art des VHF (paroxysmal, persistierend, lange andauernd persistierend oder permanent) die OAK nicht beeinflussen sollte, ebenso sollten Blutungsscores (z. B. HASBLED) nicht zu einem Verzicht auf eine OAK führen. Der Einsatz von Plättchenhemmertherapien zur Schlaganfallprophylaxe bei VHF ist weiterhin inadäquat.
Nach einer erfolgreichen Katheterablation (PVI) kann bei Patient:innen mit einem CHA2DS2-VA-Score von 0 die OAK nach acht Wochen beendet werden. Bei einem Score von 1 kann ein Absetzen bei Rhythmusstabilität, die auch mehrfach objektiviert werden sollte, nach einem Jahr überlegt werden.
Mit dem dritten Buchstaben (R) ist das Ziel der Reduktion der Symptome durch Herzfrequenz- und Rhythmuskontrolle gemeint. Hier wurden klinische Pfade für vier verschiedene Gruppen von Patient:innen vorgegeben (Erstdiagnose, paroxysmales VHF, persistierendes VHF und permanentes VHF). Die Therapiemöglichkeiten reichen von der Frequenzkontrolle über Kardioversion, antiarrhythmische Therapie, Katheterablation, Hybridablation, chirurgische Ablation bis hin zur „ Ablate & Pace“-Therapie mit Schrittmacherimplantation und AV-KnotenAblation.
Der zweite Buchstabe (A) betrifft die Antikoagulation („ Avoid stroke and thromboembolism“), wobei hier das Geschlecht aus dem CHA2DS2-VAScScore gestrichen wurde und nun vom CHA2DS2-VA-Score gesprochen wird. Dies vereinfacht die Indikationsstellung für die orale Antikoagulation (OAK), welche nun bei einem Score von 1 mit einer Klasse-IIa- und ab einem Score von 2 mit einer KlasseI-Indikation empfohlen wird. Zu bevorzugen sind weiterhin direkte orale Antikoagulanzien (DOAK), außer bei
Der letzte Buchstabe (E) bezieht sich auf die Evaluierung der Patient:innen und die regelmäßige Neubeurteilung der Situation. Hier sollten bei der ersten Vorstellung EKG, Labor, Echokardiographie und eventuelle weitere Bildgebung oder Monitoring – je nach Bedarf – erfolgen. Es sollten die Symptome evaluiert, die Risikofaktoren und CoMorbiditäten erhoben, das Schlaganfallund Thromboembolierisiko nach dem CHA2DS2-VA-Score berechnet und modifizierbare Blutungsrisikofaktoren verändert werden.
Patient:innen mit erstmaligem VHF Natürlich müssen alle hämodynamisch instabilen Patient:innen einer elektrischen Kardioversion (ECV) unterzogen werden. Initial wird bei jenen mit erstmaligem VHF eine Frequenzkontrolle durch Betablocker, Digitalispräparate oder Kalziumantagonisten (nur bei LVEF über 40 %), ev. in Kombination, empfohlen. Weiterhin symptomatische Patient:innen sollten eine ECV erhalten, bei den asymptomatischen kann man bis zu 48 Stunden warten, ob es zu einer Spontankonversion kommt. Sollte eine ECV notwendig sein, wurde in den Leitlinien das Zeitfenster, in dem ohne OAK kardiovertiert werden darf, auf 24 Stunden verkürzt (bisher 48 Stunden). Danach ist eine transösophageale Echokardiographie zum Ausschluss von Thromben erforderlich.
Patient:innen mit paroxysmalem VHF Obwohl in der EAST-AFNET-4-Studie eine klare Überlegenheit der Rhythmuskontrolle gegenüber einer Frequenzkontrolle gezeigt wurde, wird –im Gegensatz zu den amerikanischen VHF-Guidelines aus dem Jahr 2023 – wiederum zuerst die moderate Frequenzkontrolle durch Betablocker, Digitalispräparate oder Kalziumantagonisten (nur bei LVEF über 40 %), ev. in Kombination, erwähnt. Dann sollte aber gemeinsam mit der Patient:in die weitere Therapie festgelegt werden. Hier kann nun entweder eine antiarrhythmische Therapie (AAD) oder primär eine Pulmonalvenenisolation (PVI; Klasse I) durchgeführt werden. Weiterhin ist bei eingeschränkter linksventrikulärer Pumpfunktion (LVEF) unter 40 % nur Amiodaron möglich, bei moderat reduzierter LVEF Amiodaron oder Dronedaron oder bei normaler LVEF auch KlasseIc-AAD. Sotalol wird weiterhin nur bedingt mit einer Klasse-IIb-Indikation empfohlen. Im Falle einer unwirksamen AAD sollte jedenfalls zur PVI gegriffen werden.
Die deutlich progressiveren und der derzeitigen klinischen Praxis besser entsprechenden amerikanischen Guidelines sprechen sich bei jüngeren Pa-
tient:innen mit wenigen Co-Morbiditäten klar für eine PVI als frühe Erstlinientherapie (Klasse 1 A) aus, da hier die höchste Erfolgswahrscheinlichkeit der Katheterablation besteht und diese der AAD in randomisierten klinischen Studien deutlich überlegen ist.
Patient:innen mit persistierendem VHF Obwohl es gerade hier notwendig wäre,die Krankheitsprogression frühzeitig durch eine Rhythmisierung zu verhindern, wird – ebenso im Gegensatz zu den amerikanischen VHF-Guidelines aus dem Jahr 2023 – wiederum zuerst die moderate Frequenzkontrolle durch Betablocker, Digitalispräparat oder Kalziumantagonisten (nur bei LVEF über 40 %), ev. in Kombination, empfohlen. Dann sollte wiederum gemeinsam mit der Patient:in die weitere Therapie festgelegt werden. Hier kann nun eine ECV als Teil einer Rhythmuskontrolle erfolgen oder auch, um den klinischen Benefit des Sinusrhythmus (Belastbarkeit, Symptome) zu evaluieren. Als weiterführende Therapie kann wiederum entweder eine AAD (gleich wie bei paroxysmalem VHF) oder eine Katheterablation (Klasse IIb) erwogen werden. Erst im Falle einer unwirksamen AAD sollte jedenfalls zur PVI (Klasse I) gegriffen werden. Selbstverständlich ist hier zu erwähnen, dass eine Rhythmisierung (ev. primär ECV und AAD mit Amiodaron und
danach Katheterablation) auf jeden Fall bei Patient:innen mit eingeschränkter LVEF zu erfolgen hat, um die Möglichkeit einer arrhythmogenen (Tachy-) Myopathie als Ursache der Herzinsuffizienz auszuschließen bzw. dieselbe zu behandeln.
Die aktuellen amerikanischen Guidelines sprechen sich bei jüngeren Patient:innen mit wenigen Co-Morbiditäten auch bei persistierendem VHF von bis zu einem Jahr für eine PVI als frühe Erstlinientherapie aus (Klasse 2a B). Ein Appell an alle Ärzt:innen, die VHF-Patient:innen betreuen: Bitte verlieren Sie nicht wertvolle Zeit mit Frequenzkontrolle, (mehrfacher) ECV oder (mehrfacher) AAD, sondern denken Sie frühzeitig an die Möglichkeit einer PVI.
Patient:innen mit permanentem VHF
Hier hat man sich – gemeinsam mit der Patient:in – entschieden, keinen (weiteren) Rhythmisierungsversuch zu unternehmen, sodass nur die Frequenzkontrolle (wie oben) übrigbleibt oder als „bail-out“ bei weiterhin symptomatischen Patient:innen auch eine Schrittmachertherapie mit AV-Knotenablation durchgeführt werden kann.
Die neuen ESC-Guidelines für Vorhofflimmern sind deutlich konservati-
Für die Diagnosestellung von Vorhofflimmern ist eine EKG-Aufzeichnung (auch Einkanal-Aufzeichnung möglich) ausreichend.
„A F-CAR E “ : neuer patient:innenzentrierter klinischer Pfad mit Aufwertung des Risikofaktorenmanagements.
Der CHA 2 DS 2 -VA-Score vereinfacht die Indikationsstellung zur oralen Antikoagulation (OAK).
Bei hypertropher Kardiomyopathie und kardialer Amyloidose erfolgt die OAK unabhängig vom CHA 2 DS 2 -VA-Score.
Das Zeitfenster für eine Kardioversion ohne vorhergehende Antikoagulation wurde auf 24 Stunden verkürzt.
Die Katheterablation bei paroxysmalem Vorhofflimmern ist nun Erstlinientherapie
ver ausgefallen als die amerikanischen Guidelines aus dem Jahr 2023. Sinnvollerweise wird der Behandlung von Co-Morbiditäten und Risikofaktoren mehr Raum gegeben, da diese die VHFProblematik sowohl auslösen als auch aufrechterhalten können. Auch wenn die Antikoagulation nun an zweiter Stelle des AF-CARE-Pfades steht, ist diese die zentrale Säule der Therapie, welche schwere Komplikationen verhindern kann. Es wurden klinische Pfade für mehrere Patient:innengruppen definiert, welche man aber als schwammig formuliert beschreiben könnte. Denn den betreuenden Ärzt:innen zeigen sie zwar alle Behandlungsmöglichkeiten auf, ohne jedoch eine sinnvolle Priorisierung vorzunehmen. Daher abschließend nochmals der Appell, früh im Krankheitsverlauf von VHF zu reagieren, um den Patient:innen das bestmögliche Outcome über lange Zeit zu ermöglichen.
Quellen:
Van Gelder IC et al., ESC Scientific Document Group, 2024 ESC Guidelines for the management of atrial fibrillation developed in collaboration with the European Association for Cardio-Thoracic Surgery (EACTS). Eur Heart J. 2024 Sep 29;45(36):3314-3414. Joglar JA et al., 2023 ACC/AHA/ACCP/HRS Guideline for the Diagnosis and Management of Atrial Fibrillation: A Report of the American College of Cardiology/ American Heart Association Joint Committee on Clinical Practice Guidelines. Circulation. 2024 Jan 2;149(1):e1-e156.
Kirchhof P et al., EAST-AFNET 4 Trial Investigators, Early Rhythm-Control Therapy in Patients with Atrial Fibrillation. N Engl J Med. 2020 Oct 1;383(14):1305-1316.
Interessenkonflikte des Verfassers: Vorträge: Abbott, Biosense Webster, Medtronic, Boston Scientific. Proctoring: Abbott, Medtronic. DFP-Pflichtinformation
Fortbildungsanbieter: Österreichische Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin
Lecture Board:
Dr.in Johanna Holzhaider 2. Vizepräsidentin der OBGAM; Gruppenpraxis Sandl, Oberösterreich
OA Priv.-Doz. DDr. Johannes Siebermair, MHBA Innere Medizin 3 – Kardiologie, Krankenhaus Göttlicher Heiland, Wien
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Entsprechend den Richtlinien der ÖÄK finden Sie im Anschluss an den Fortbildungsartikel Multiple-Choice Fragen. Eine Frage gilt dann als richtig beantwortet, wenn Sie von den vorgegebenen Antworten alle richtigen angekreuzt haben. Für eine positive Bewertung ist erforderlich, dass Sie 2 der 3 Fragen richtig beantworten. In diesem Fall wird 1 DFP-Fachpunkt angerechnet.
Online lesen und beantworten: Dieser Fortbildungsartikel inkl. Test steht online auf Gesund.at und meindfp.at noch 2 Jahre zur Verfügung. Wenn Sie dieses elektronische Angebot nutzen, erhalten Sie auch die Teilnahmebestätigung elektronisch.
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Einsendeschluss: 31. Juli 2025.
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Die Anzahl der richtigen Antworten ist nach jeder Frage in Klammern angegeben.
Eine orale Antikoagulation bei VHF ist bei folgender Patient:in ohne weitere CHA 2 DS 2 -VA-Risikofaktoren unbedingt erforderlich: (1 richtige Antwort)
Mann, 58 Jahre, persistierendes Vorhofflimmern.
Frau, 55 Jahre, paroxysmales Vorhofflimmern.
Frau, 70 Jahre, Katheterablation ohne Hinweis auf ein Rezidiv nach einem Jahr.
Mann, 45 Jahre, hypertrophe Kardiomyopathie.
Im Behandlungspfad der ESC für Patient:innen mit VHF ist folgender Punkt NICHT enthalten: (1 richtige Antwort)
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3
Evaluierung der Patient:innen und regelmäßige Neubeurteilung.
Reduktion der Symptome durch Herzfrequenz- und Rhythmuskontrolle.
Behandlung der Co-Morbiditäten und Risikofaktorenmanagement. Implantation eines Looprecorders zur Diagnosestellung.
Die ESC-Guidelines für VHF 2024 empfehlen für die langfristige Therapie bei Patient:innen mit paroxysmalem Vorhofflimmern und normaler Pumpfunktion: (1 richtige Antwort)
Eine Behandlung mit Amiodaron als Dauertherapie.
Eine Plättchenhemmertherapie bei einem CHA 2 DS2-VA-Score von 0.
Eine Katheterablation nach gemeinsamer Entscheidung für den Rhythmuserhalt.
Eine „Pace & Ablate“-Therapie mit biventrikulärem Schrittmacher. 1 2
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Aktualisierte Leitlinie empfiehlt digitale Tools, moderne
Medikamente und weniger
Stigmatisierung
Zehn Jahre nach der letzten Fassung wurde im Herbst 2024 die Leitlinie zur Therapie und Prävention von Adipositas aktualisiert.* Diese Überarbeitung trägt gegenwärtigen wissenschaftlichen Erkenntnissen und gesellschaftlichen Veränderungen Rechnung und integriert wichtige neue Aspekte wie digitale Gesundheitsanwendungen, die Bekämpfung von Stigmatisierung und die Verfügbarkeit moderner Medikamente. Adipositas betrifft heute rund ein Viertel der Erwachsenen in Deutschland, Tendenz steigend – mit der Leitlinie soll die Therapie dieser weit verbreiteten Krankheit wirksamer und individueller gestaltet werden.
Die Leitlinie hält am Body-Mass-Index (BMI) als Basis für die Klassifikation von Übergewicht und Adipositas fest. Personen mit einem BMI von 25 kg/m² gelten als übergewichtig, jene mit einem BMI von 30 kg/m² und mehr als adipös. Ab dieser Schwelle erfordere die Adipositas, wie die Leitlinie unterstreicht, häufig eine umfassendere medizinische und psychologische Unterstützung. Der multidisziplinäre Ansatz steht dabei im Mittelpunkt: Therapieangebote, welche Ernährung, Bewegung und psychologische Beratung beinhalten, gelten als grundlegender Bestandteil der Behandlung.
Im Vergleich zur Vorgängerversion ist der Abschnitt zur Ernährungstherapie erheblich detaillierter. Ziel ist die Verringerung der Energiezufuhr um täglich 500 bis 600 Kalorien unter dem Bedarf. Dies ermöglicht eine moderate und nachhaltige Gewichtsabnahme von etwa 0,5 Kilogramm pro Woche. Es gibt jedoch nicht die „eine“ optimale
Diätform.Vielmehr wird den Betroffenen nahegelegt, auf eine Methode zurückzugreifen, die ihrer Lebensweise und ihren Essgewohnheiten am ehesten entspricht. Unter den anerkannten Diätformen werden fettreduzierte, kohlenhydratreduzierte und mediterrane Ernährungsweisen empfohlen, außerdem die Ernährung nach den zehn Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sowie vegetarische und vegane Ernährungsformen. Auch intermittierendes Fasten wird als wirksam erachtet; hierzu zählen die Varianten 5:2-Fasten, Alternate-Day-Fasten und Time-restricted Eating, bei dem das Essen auf einen Zeitraum von beispielsweise acht Stunden pro Tag begrenzt wird. Für Menschen mit einem BMI von über 30 kg/ m² empfiehlt die Leitlinie zur Intensivierung der Therapie eine sehr niedrige Kalorienzufuhr, die jedoch engmaschig ärztlich überwacht werden muss. Bei dieser sogenannten „very low calorie diet“ wird die tägliche Energiezufuhr auf 800 bis 1.200 Kalorien beschränkt, was eine Gewichtsreduktion von bis zu 2,5 Kilogramm pro Woche erzielen kann. Diese Therapie ist allerdings auf maximal zwölf Wochen begrenzt und darf nicht ohne medizinische Kontrolle erfolgen, weil dabei das Komplikationsrisiko steigt. Die Anpassung der Medikation und eine ständige Beobachtung von Kontraindikationen sind notwendig. Patient:innen mit Grunderkrankungen
© stock.adobe.com/cobaltstock
wie Herzinsuffizienz (Stadien III und IV), instabiler Angina pectoris oder schweren Atemwegserkrankungen wird von dieser Methode ausdrücklich abgeraten.
Erstmals nimmt die Leitlinie auch digitale Gesundheitsanwendungen in die Therapie von Adipositas auf. Digitale Tools wie Apps und Wearables können die Betroffenen in ihrem Alltag begleiten und eine kontinuierliche Selbstüberwachung ermöglichen. Die Leitlinie unterscheidet dabei klar zwischen den durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte regulierten digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) und kommerziellen Lifestyle-Apps, die zumeist ohne wissenschaftliche Kontrolle angeboten werden. Während di-
gitale Programme die Gewichtsreduktion unterstützen können, betonen die Leitlinienautor:innen, dass sie die persönliche Betreuung nicht ersetzen könnten. Für Menschen, die die persönliche Beratung nicht in Anspruch nehmen können oder wollen, stellen telefonische oder internetbasierte Interventionen jedoch eine wirksame Alternative dar, wie aus der Leitlinie hervorgeht.
Ein zentraler Aspekt der neuen Fassung ist die Thematisierung von Diskriminierung bzw. Stigmatisierung, mit der adipöse Menschen konfrontiert sind. Die Leitlinie zeigt auf, dass Vorurteile und negative Einstellungen gegenüber adipösen Menschen sowohl im gesellschaftlichen Umfeld als auch innerhalb des Gesundheitssystems tief verankert sind. Diese Stigmatisierung kann dazu führen, dass Betroffene notwendige Arztbesuche und Vorsorgeuntersuchungen meiden, was zu einer Verschlechterung ihrer gesundheitlichen Situation
beiträgt. Daher fordern die Autor:innen umfassende Änderungen in der medizinischen Ausbildung, um Fachpersonal für diese Problematik zu sensibilisieren.
Im Bereich der Pharmakotherapie verzeichnet die Leitlinie bedeutende Fortschritte durch die Einführung moderner Medikamente wie der GLP-1-RezeptorAgonisten Semaglutid und Liraglutid. Diese Medikamente, die ein Sättigungsgefühl erzeugen und den Blutzucker regulieren, sind ab einem BMI von 27 kg/m² (bei weiteren Risikofaktoren) oder ab einem BMI von 30 kg/m² ohne zusätzliche Risiken einsetzbar. Die Wirkung von GLP-1-Agonisten könnte durch die erst kürzlich zugelassene Substanz Tirzepatid weiter gesteigert werden, die auch an Rezeptoren des glukoseabhängigen insulinotropen Polypeptids (GIP) bindet und so eine noch stärkere Gewichtsreduktion verspricht. Orlistat kann hingegen ab einem BMI von 28 kg/ m² verschrieben werden. Die Leitlinie
weist jedoch darauf hin, dass eine medikamentöse Therapie stets mit einer Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie kombiniert werden sollte. Zwar ist die Therapie zeitlich nicht begrenzt, aber regelmäßige Erfolgskontrollen sind unabdingbar, um die Nachhaltigkeit der Behandlung zu sichern, wie bei jeder chronischen Krankheit. Last, but not least zeigt die Leitlinie auch klare Grenzen auf: Nahrungsergänzungsmittel und homöopathische Präparate ohne wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweis sollten keine Rolle mehr in der Adipositas-Behandlung spielen, erinnern die Autor:innen.
Engin Günder/Red
Quelle:
PresseBox/ApoRisk GmbH (adaptiert).
* Hier geht’s zur aktualisierten S3-Leitlinie der Deutschen AdipositasGesellschaft:
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„Mehr Optionen für eine individuelle Behandlung“
Erfahrungsbericht:
Was die neuen Medikamente gegen Übergewicht und Diabetes im Ordinationsalltag bringen
Dr.in Bianca-Karla Itariu, PhD
FÄ f. Innere Medizin, Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen, Wien
Dr.in ITARIU: Wir Expert:innen in der Praxis freuen uns über die Neuzulassung von Tirzepatid auch deshalb, weil dadurch eine größere Auswahl von Medikamenten für die individuelle Behandlung unserer Patient:innen mit Adipositas und/oder Diabetes vorhanden und die Verfügbarkeit dieser Medikamente somit besser ist. Ein Problem in der Praxis liegt darin, dass etliche der mittlerweile zur Verfügung stehenden Medikamente für Patient:innen mit Typ-2-Diabetes und/ oder Adipositas nicht oder nur bei ganz bestimmten Indikationen von den Kassen erstattet werden. Die monatlichen Kosten können schnell mehrere hundert Euro ausmachen. Das ist ein bitteres Thema, da muss wirklich die Politik dafür sorgen, dass diese große soziale Ungerechtigkeit abgebaut wird.
Zusatzbenefits
Komorbiditäten sind bei Patient:innen mit Adipositas und/ oder Typ-2-Diabetes häufig. Eine medikamentöse Therapie kann viele Zusatzbenefits mit sich bringen, etwa dass sich eine Schlafapnoe verbessert – oder der Hypertonus, eine Hypertriglyceridämie, weitere kardiovaskuläre Endpunkte (Schlaganfall, Herzinfarkt, frühzeitiger Tod), die Cravings im Bingeeating-Bereich ... Wir haben gute Studiendaten dazu und erwarten weitere in den nächsten Jahren. Die Kalorienzufuhr der Proband:innen unter Medikation ist deutlich geringer, teilweise essen sie um 900 Kilokalorien weniger. All das ist in der Beratung betroffener Patient:innen wichtig zu wissen.
Langzeitbetreuung
Egal ob Typ-2-Diabetes oder Adipositas: Die Medikamente sind ein Game-Changer, die es vielen Menschen erst ermöglichen kalorienreduziert und ausgewogen zu essen und durch Gewichtsreduktion auch wieder mehr in Bewegung zu kommen. Die mögliche Nebenwirkungen der Medikation werden im Gespräch mit den Patient:innen thematisiert: von gastrointestinalen Beschwerden bis hin zu Reaktionen an der Einstichstelle der Spritzen. Unsere Aufgabe als niedergelassene Ärzt:innen ist es, das Nebenwirkungsmanagement und die Langzeitbetreuung der Patient:innen zu übernehmen, wie wir das bei jeder anderen chronischen Erkrankung auch tun.
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Die Immuntherapie ist in der Onkologie seit einigen Jahren integraler Bestandteil diverser Therapieschemata, sowohl in der kurativen als auch in der palliativen Situation. Somit steigt die Wahrscheinlichkeit, als Primärversorger:in mit immuntherapieassoziierten Nebenwirkungen konfrontiert zu sein. Die derzeit in Österreich zugelassenen Substanzen zählen zu den sogenannten Immuncheckpoint-Inhibitoren (siehe Tabelle). Ein gesundes Immunsystem ist durch stimulierende und inhibierende Signalwege normalerweise in der Lage, körpereigene Zellen von körperfremden zu unterscheiden. Um eine Überreaktion und somit Autoimmunerkrankungen zu verhindern, sind an der Oberfläche von T-Lymphozyten Rezeptoren ausgebildet, die als antiinflammatorische Immuncheckpoints bezeichnet werden. Wie man heute weiß, können manche Tumoren der Zerstörung durch das Immunsystem entgehen, indem sie diese Immuncheckpoints aktivieren. Die Immuncheckpoint-Inhibitoren lösen die Immunbremse durch Bindung an diverse Checkpoints (PD-1, CTLA-4) oder an deren Liganden (PD-L1).
Da eine solche Reaktivierung von TLymphozyten natürlich nicht ausschließlich lokal im Tumor erfolgt, sondern an allen lymphatischen Organen, kann es in unterschiedlichem Ausmaß zu den sogenannten „i mmuntherapieassoziierten Nebenwirkungen“ kommen. Besonders
In Österreich zugelassene
Immuncheckpoint-Inhibitoren
Substanz Target
Nivolumab PD-1
Pembrolizumab
Cemiplimab
Dostarlimab
Tremelimumab CTLA-4
Ipilimumab
Durvalumab PD-L1
Avelumab
Atezolizumab
häufig betroffen sind Organsysteme mit einem starken lymphatischen Gewebe: die Haut, die Lunge und der Gastrointestinaltrakt.
Als Reaktion auf diese neuere Therapieform haben die onkologischen Gesellschaften Leitlinien für die Erkennung und das Management der Immuntherapie-Nebenwirkungen erstellt, wobei im Besonderen die Guidelines der European Society for Medical Oncology (ESMO) und des National Comprehensive Cancer Network (NCCN) zu empfehlen sind. Verglichen mit konventionellen Chemotherapeutika ermöglichen Immuncheckpoint-Inhibitoren den onkologisch Tätigen einerseits Erfolge wie zum Teil dramatisch bessere Remissions- und Überlebensraten bei zahlreichen Tumorentitäten. Andererseits sind einige neue Herausforderungen und Probleme zu erwähnen:
• Überlappende Toxizitäten: Kombinationstherapien mit Tyrosinkinasehemmern oder Chemotherapien.
• Die Nebenwirkungen treten nach Tagen bis Monaten unvorhersehbar auf, auch nach Therapieende.
• Derartige Nebenwirkungen sind selten und potenziell lebensbedrohlich, v. a. bei kombinierter Immuntherapie mit PD-L1-/CTLA-4-Antikörpern.
• Das Management der Nebenwirkungen übersteigt das herkömmliche Fachwissen der Behandler:innen und
GI-Komplikationen durch Immuntherapien
• Hepatitis
• Cholangitis
• Pancreatitis
• Enterocolitis inkl. Mikroskopischer Colitis
• Entzündungen im oberen GI-Trakt (Stomatitis, Ösophagitis, Gastroduodenitis)
• inflammatorische enterische Neuropathie, enterische Ganglionitis (sekundäre Form einer chronisch intestinalen Pseudoobstruktion)
erfordert zum Teil ein multidisziplinäres Team aus Gastroenterologie, Rheumatologie, Kardiologie, Neurologie und Dermatologie.
GASTAUTORIN: OÄ Dr.in Ute EnöklTomantschger Abteilung für Innere Medizin, Team Onkologie, Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit an der Glan
Wie bei jeder Errungenschaft in der Medizin ist auch bei der Immuntherapie eine gewisse Lernkurve notwendig. Tatsächlich sind die Risiken der Immuntherapie nicht zu unterschätzen. 0,5-1 % aller immuntherapieassoziierten Nebenwirkungen können für die Patient:in tödlich enden.
Die gastrointestinalen Nebenwirkungen gehören zu den häufigsten Komplikationen, insbesondere bei Kombinationstherapien mit PD-(L)-1- und CTLA-4-Inhibitoren. Wenngleich der gesamte Gastrointestinaltrakt betroffen sein kann (siehe Infobox), ist das wichtigste Risikoorgan neben der Leber das linksseitige Kolon.
Das Procedere orientiert sich am Schweregrad der Nebenwirkung. Während bei Grad-1-Nebenwirkungen ein Pausieren der Immuntherapie ausreichen kann, erfordert Grad 2 eine orale und Grad 3 sogar eine parenterale Kortisontherapie. Mittlerweile ist erwiesen, dass bei höhergradigen immuntherapieassoziierten Nebenwirkungen sehr zügig eine Behandlung mit selektiven Immunsuppressiva erfolgen soll. Als besonders effektiv haben sich hier Tocilizumab bei der Hepatitis und Infliximab oder Vedolizumab bei der Colitis herausgestellt. Auf besondere Risikomerkmale („Red Flags“) sollte man achten. Beispielhaft wird nachfolgend die Behandlung der Hepatitis und der Colitis unter Immuntherapie angeführt.
Hier geht es zur aktuellen
ESMO-Guideline:
Behandlung der immuntherapie-assoziierten Hepatitis:
� Immuntherapie pausieren
� Therapie ist abhängig vom Schweregrad:
� 0,5-2 mg/kg Prednisolon
� Mycophenolatmofetil 2 x täglich: 500-1.000 mg p. o.
� Tocilizumab einmalig: 8 mg/kg i. v.
� Rückbildung unter Therapie in 4-6 Wochen,
� ansonsten alternative Diagnosen erwägen
Red Flags:
• kortisonrefraktäre Hepatitis
• Koagulopathie
• Enzephalopathie
Behandlung der immuntherapieassoziierten Colitis:
� Immuntherapie pausieren
� ab Grad 2 endoskopische Evaluierung + CT des Abdomens, meist Sigmoidoskopie ausreichend (in 98 % linksseitige Colitis)
� Therapie ist abhängig vom Schweregrad:
� symptomatische Therapie: Loperamid, diätetisch
� 0,5-2 mg/kg Prednisolon
� Infliximab 5 mg/kg i. v. oder Vedolizumab 300 mg i. v.
Red Flags:
� Calprotectin > 450
� schwerwiegende Entzündungszeichen in der Endoskopie:
� tiefe (> 2 mm) oder breite (> 1 cm) Ulzerationen
� diffuses oder fleckiges Erythem
� Ausbreitung verläuft proximal des linksseitigen Kolons
Als Caveat gilt es zu erwähnen, dass die Diagnose „I mmuntherapieassoziierte Nebenwirkung“ natürlich einer umfassenden Ausschlussdiagnostik bedarf, da neben toxischen Nebenwirkungen durch Chemotherapeutika und andere Medikamente sowie natürlich auch Infektionen ein ähnliches Bild zeigen können. Bei höheren Schweregraden ist eine invasive Diagnostik mittels Leberbiopsie bzw. Koloskopie samt Stufenbiopsie unumgänglich.
Zusammengefasst stellt die Immuntherapie eine für den Großteil der Patient:innen sehr gut verträgliche Therapieoption dar, allerdings ist das Monitoring auf Nebenwirkungen obligat. Auch hierfür bietet die ESMO-Leitlinie sehr gute Empfehlungen.
Quellen:
Haanen J et al., Management of toxicities from immunotherapy: ESMO Clinical Practice Guideline for diagnosis, treatment and follow-up. Ann Oncol. 2022; 33(12):1217-1238.
Haanen J, Management of side effects of immune oncology treatments. ESMO Asia Congress 2019, Singapore. Obeid M, IrAEs and management of toxicities. ESMO Preceptorship on ImmunoOncology 2023, Zürich.
NACHBERICHT
Die Gastautorin war Vortragende zum Thema bei den St. Veiter Gastroenterologen-Gesprächen, 28.-29. Juni 2024.
Verantwortung, Aufklärung und Praxis der Hausärzt:innen
Allen Eltern liegt die Gesundheit ihrer Kinder am Herzen. Um sie zu erhalten, braucht es Präventionsmaßnahmen, die z. B. auf das Pflegen eines gesunden Lebensstils oder die medizinische Versorgung abzielen. „ D ie vermutlich effizienteste Maßnahme, die wir zur Verfügung haben, ist der Impfschutz“, erklärte Dr. Hans Jürgen Dornbusch, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde in Graz.* Und dieser beginne idealerweise schon im Mutterleib.
EXPERTE:
Priv.-Doz. Dr. Hans Jürgen Dornbusch FA für KinderJugendheilkunde in Graz
Impfungen in der Schwangerschaft sollen die Mutter, aber auch das Kind, vor (schwerer) Erkrankung bewahren. Der „Nestschutz“ entsteht über die Immunisierung der Mutter: Nach dem ersten Schwangerschafts-Drittel erfolgt ein zunehmender diaplazentarer Übertritt impfinduzierter IgG-Antikörper zum Fetus, sodass es sich empfiehlt – gemäß der jeweiligen Impfstoffzulassung – zwischen der 28. und 36. SSW zu impfen, spätestens aber zwei Wochen vor der Geburt. Wie erwähnt geht es aber auch um die Sicherheit der Mutter. Vor allem Atemwegsinfektionen bergen für schwangere Frauen ein hohes Risiko eines schweren Verlaufs: Das Immunsystem erfährt durch eine physiologische T-Zell-Defizienz eine notwendige Beeinträchtigung, muss es doch einen aus immunologischer Sicht „halben Fremdling“ tolerieren. Außer-
dem schränkt der zunehmende Zwerchfellhochstand den für die Lungen zur Verfügung stehenden Raum ein. Damit ist die Wahrscheinlichkeit, aufgrund einer respiratorischen Infektion beatmungspflichtig zu werden, signifikant erhöht.
Influenza
Da eine Influenza-Infektion während der Schwangerschaft oft zu schweren Verläufen führt, ist es zum Schutz der Mutter und des Neugeborenen angezeigt, vor und während der Influenzasaison zu impfen. Sinnvoll wäre eine Immunisierung laut Impfplan ab dem ersten Trimenon, zumindest sollte sie aber im zweiten oder dritten erfolgen. Immerhin sterben in Österreich jährlich vier bis neun Kinder an Influenza, wobei auch in großen Populationen wie den USA die Hälfte davon zuvor vollkommen gesund, aber leider nicht geimpft ist (cdc.gov/fluview).
Pertussis und Tetanus
Die Impfung mit einem Kombinationsimpfstoff mit Diphtherie- und TetanusKomponente sollte laut Impfplan idealerweise in der 27. bis 36. SSW erfolgen, dabei hat der Zeitpunkt der vorangegangenen Verabreichung keinen Einfluss. Einer von 1.000 Säuglingen stirbt an einer Keuchhusten-Infektion. Dabei ist die Dehydratation besonders problematisch: Die häufig auftretende Hyperleukozytose erhöht die Viskosität des Blutes. So kommt es zu einer Stase in den Kapillaren, die eine tödliche Hypoxämie verursachen kann.
„Während der Schwangerschaft besteht ein erhöhtes Risiko, durch COVID-19 intensivpflichtig zu werden und eine
NACHBERICHT
Intubation zu benötigen, sowie an eine ECMO angeschlossen zu werden. Zusätzlich besteht ein erhöhtes Risiko einer Frühgeburt. Die COVID-19-Impfung sollte darum im Herbst mit einem mRNA-Impfstoff vorgenommen werden“ – so die Empfehlung im österreichischen Impfplan. Das Risiko einer Hospitalisierung bzw. eines gefährlichen Verlaufs könne durch eine maternale Impfung stark gesenkt werden, außerdem gebe es keine Evidenz für eine schlechtere Verträglichkeit oder eine erhöhte Komplikationsrate in der Gestation.
Das Virus kann insbesondere bei jungen Säuglingen eine Bronchiolitis verursachen, die durch die Verlegung der unteren Atemwege zu einer starken Einschränkung der Respirationskapazität führt, was eine Behandlung auf einer Intensivstation unumgänglich machen kann. Neues im Impfplan gibt es auch zum Thema RSV: „Schwangere können auf Wunsch entsprechend der Zulassung einmalig mit Abrysvo geimpft werden, wenn der Geburtstermin zwischen September und März liegt. Die Impfung sollte vier bis acht Wochen vor dem Geburtstermin erfolgen, wenn dieser zwischen Oktober und März liegt. Der Abstand zur Impfung gegen Pertussis sollte zwei Wochen betragen.“
Das Bewusstsein der Sicherheit und Wirksamkeit maternaler Impfungen müsse gefördert werden, empfahl Dr. Dornbusch und ergänzte: „ E s muss kommuniziert werden, dass eine Verabreichung von Totimpfstoffen in der Schwangerschaft kein Problem ist, es kann nichts passieren.“
Mag.a Sandra Burin, BA
Literatur:
Moro PL, Maternal RSV vaccine safety surveillance, Advisory Committee on Immunization Practices (ACIP), June 28, 2024. Dieussaert I et al., N Engl J Med 2024;390:1009-1021. Son M et al., JAMA Netw Open. 2024;7(7):e2419268. sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Impfen/ Impfplan-Österreich.html
* Der Experte war Vortragender beim 54. Kongress für Allgemeinmedizin am 29.11.2024 in Graz.
Klimawandel beeinflusst Raten allergischer Sensibilisierung
Eine kürzlich vorgestellte Studie1 des American College of Allergy, Asthma & Immunology (ACAAI)2 verdeutlicht einen Zusammenhang zwischen veränderten Umweltbedingungen und steigenden Sensibilisierungsraten in Bezug auf Pollen und Schimmelpilze. Die Ergebnisse der Studie zeigen exemplarisch für Chicago, dass die Sensibilisierung gegen Outdoor-Allergene (Aeroallergene im Freien) wie Baum-, Gras- und Unkrautpollen sowie Schimmel seit der COVID-19-Pandemie signifikant zugenommen hat. Die retrospektive Untersuchung analysierte die Daten von 1.052 Patient:innen mit allergischer Rhinitis, die in einem Allergiezentrum in Chicago behandelt wurden. Erfasst wurden Daten aus Bluttests sowie patient:innenspezifische Merkmale wie Alter, Geschlecht und andere allergische Erkrankungen. Dabei wurde zwischen der Prä-COVIDPeriode (2014-2019) und der Post-COVID-Periode (20222024) unterschieden. Die Ergebnisse belegen einen signifikanten Anstieg der Sensibilisierung gegen:
• Baumpollen von 49,3 % auf 69,8 %,
• Gräserpollen von 57,7 % auf 100 %,
• Unkrautpollen von 54,1 % auf 76,1 %,
• Schimmelpilze von 46,5 % auf 76,7 %.
Im Gegensatz dazu unterschieden sich die Sensibilisierungsraten betreffend Indoor-Allergene wie Hunde- und Katzenhaare etc., die vorwiegend in Innenräumen vorkommen, nicht signifikant in den beiden untersuchten Zeiträumen.
Ziel der Studienautor:innen war es, die Auswirkungen des Klimawandels auf luftgetragene Substanzen, die allergische Reaktionen auslösen können, besser zu verstehen. „ Zu den luftgetragenen Allergenen gehören alle Stoffe, die eine allergische Reaktion hervorrufen können, wie Pollen, Schimmelpilze oder Hausstaubmilben“, erläutert die Allergologin Kylie Jungles, MD, Hauptautorin der Studie und ACAAI-Mitglied. „Wir wollten herausfinden, ob der Klimawandel einen Zusammenhang mit diesen Stoffen in Bezug auf die Erhöhung der Sensibilisierungsrate aufweist.“
Die Autor:innen führen den Anstieg auf veränderte klimatische Bedingungen zurück, beispielsweise steigende Temperaturen, erhöhte Niederschläge und veränderte Wasserstände in der Region. Weitere Forschung ist ihnen zufolge erforderlich, um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Sensibilisierung durch Aeroallergene genauer zu erfassen.
Die globale Erwärmung und die Luftverschmutzung wirkten sich in den vergangenen Jahren bzw. Jahrzehnten deutlich auf Pollensaison und Pflanzen aus. Die Daten des Österreichischen Pollen-informationsdienstes3 lassen zwei Trends erkennen: Erstens beginnt die Pollensaison immer früher, zweitens nimmt die Pollenmenge zu. Erklären lässt sich das mit den steigenden Temperaturen und der zunehmenden Luftverschmutzung. Wichtig ist zu beobachten, wie sich die Temperaturen auf die Pollensaison auswirken und welche zusätzlichen Stressfaktoren die Allergiesymptome verstärken können. Ebenfalls bedeutsame Themen im Zusammenhang mit der Klimaerwärmung sind Veränderungen in der heimischen Flora, etwa das Wachstum und die Verbreitung von Neophyten wie Ragweed, einem hochallergenen Kraut, und die damit verbundene steigende Belastung für Allergiker:innen. Folgende Tipps können Betroffenen helfen, die Allergiebeschwerden zu lindern: das Beachten von Pollenvorhersagen, die Verwendung von Pollenschutzgittern und Luftreinigern zu Hause, das Tragen von FFP2-Masken, sowie der Einsatz von Meersalzsprays und Augenlösungen.
JuF
Quellen:
1 Jungles K et al., Annals of Allergy, Asthma & Immunology, Volume 133, Issue 6, S94 - S95.
2 ACAAI-PA, acaai.org
3 polleninformation.at
Kinderärzt:innen erkennen sie meist auf Anhieb: Die stenosierende Laryngotracheitis (bzw. den Pseudokrupp) mit ihrem charakteristischen bellenden Husten. Etwa fünf bis zehn Prozent aller Kinder erleben die Krankheit zumindest einmal in ihrem Leben.1 Die heftigen Hustenanfälle, die mit hörbarem Atemringen einhergehen, sind für Eltern und Kinder beängstigend. Manchmal treten auch Anzeichen von Sauerstoffmangel auf, die einen Krankenhausaufenthalt notwendig machen. Grundsätzlich sind Komplikationen bei Pseudokrupp aber sehr selten. Behandelt wird normalerweise ambulant, kortisonhaltige Medikamente reichen in der Regel aus, um die Schleimhäute der Atemwege zum Abschwellen zu bringen und eine ausreichende Sauerstoffzufuhr zu sichern. Nach wenigen Tagen sollte die Infektion spontan abklingen.
Andere, zwar wesentlich seltenere, dafür aber umso gefährlichere Krankheiten wie die Epiglottitis oder die bakterielle Tracheitis sind dem Pseudokrupp klinisch aber nicht unähnlich. Sie erfordern ein schnelles Eingreifen und werden anders behandelt als die stenosierende Laryngitis. Die sichere Differenzierung zwischen diesen Krankheiten ist daher von großer Bedeutung.2
Anders als der Pseudokrupp beruht die Kehldeckelentzündung im Normalfall auf einer bakteriellen Infektion. Der
Haupterreger war ursprünglich Haemophilus influenzae Typ B. Im Zuge der flächendeckenden Impfung konnten die Infektionszahlen und damit die Epiglottitisprävalenz zwar deutlich gesenkt werden, ausgelöst durch Streptococcus pneumoniae und Staphylococcus aureus tritt die Krankheit aber auch heute noch auf. Gerade bei Kindern kann sie innerhalb weniger Stunden zu einer lebensbedrohlichen Asphyxie führen, weshalb die sofortige Sicherung der Atemwege essenziell ist. Oft ist eine Intubation notwendig, darüber hinaus ist eine Antibiotikagabe indiziert.
Zur sicheren Diagnose einer Kehldeckelentzündung sind Röntgenaufnahmen eher ungeeignet. Stattdessen ist für gewöhnlich eine direkte Visualisierung mittels Laryngoskopie erforderlich. Diese muss aber bereits von Fachpersonal in einem Operationssaal durchgeführt werden, da es sonst schnell zu einer vollständigen Obstruktion der Atemwege kommen kann. Eine mögliche Epiglottitis muss also bereits anhand klinischer Zeichen erkannt werden.
Der beim Pseudokrupp charakteristische inspiratorische Stridor tritt auch bei der Epiglottitis auf. Odynophagie und Dysphagie sind aber eher typisch für Letztere. Eine oropharyngeale
Entzündung ist bei der Kehldeckelentzündung häufig nicht sichtbar. Wenn Patient:innen trotz klinisch unauffälligem Erscheinungsbild über starke Halsschmerzen klagen, sollte daher eine Epiglottitis in Betracht gezogen werden. Auch die Clearancefunktion wird hier beeinträchtigt, weshalb Betroffene oft Vergiftungsanzeichen aufweisen.3
Sie wird ebenfalls meist von Streptokokken oder Staphylococcus aureus verursacht. Unbehandelt kann sie unter anderem zu Hypotonie, Herzstillstand oder Sepsis führen, und Kinder jeden Alters betreffen. Klinisch ähnelt die bakterielle Tracheitis der Epiglottitis, im Röntgen hingegen dem Pseudokrupp –auch hier kommt es zu einer subglottischen Verengung. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal: Beim Pseudokrupp ist die Verengung regelmäßig, es ergibt sich das typische „K irchturmzeichen“, bei der bakteriellen Tracheitis ist sie unregelmäßig.
Die Diagnose erfolgt klinisch und wird durch eine Laryngoskopie bestätigt. Ein Symptom, dass diese Krankheit von den bereits erwähnten unterscheidet, ist die
DIFFERENZIALDIAGNOSE PSEUDOKRUPP ODER EPIGLOTTITIS
Merkmal Epiglottitis
Krupp*
Beginn Akut und fulminant bei Kindern Mehr schrittweise
Alter Üblicherweise 2-8 Jahre (insbesondere wenn nicht gegen Haemophilus influenzae Typ B geimpft) und Erwachsene
Bellender Husten Ungewöhnlich
Epiglottis Ödematös und kirschrot
Röntgenbefunde der Halsweichteile
Vergrößerte Epiglottis (Daumen-Zeichen) und Ausdehnung des Hypopharynx
* Auch als virale laryngotracheale Bronchitis bezeichnet.
Üblicherweise 6-36 Monate
Charakteristik
Kann gerötet sein
Subglottische Einengung (Kirchturm-Zeichen) und eine normal große Epiglottis
Bildung von eitrigem Sekret in der Luftröhre. Die Behandlung entspricht jener der Epiglottitis.4
Sie bilden sich in den Lymphknoten an der Rückseite des Rachens. Betroffen sind vor allem Kleinkinder, da sich jene Lymphknoten ab dem vierten Lebensjahr beginnen zurückzubilden. Auch hier kann es zu Asphyxie und Sepsis kommen, insbesondere wenn sich das Abszess in die Atemwege entleert. Typisch sind Lymphadenopathie und Nackensteife. Die hintere Rachenwand kann sich außerdem nach vorne wölben. Das Röntgenbild unterscheidet sich deutlich von jenem bei Pseudokrupp: Beim Abszess sind die prävertebralen Weichteile vergrößert, manchmal sind Lufteinschlüsse sichtbar. Die Wirbelsäule kann ebenfalls betroffen sein, etwa durch eine Umkehrung der normalen zervikalen Lordose oder Erosionen an den angrenzenden Wirbelkörpern.5
Die Epiglottitis und der von dem Diphtherieerreger ausgelöste echte Krupp konnten durch Impfungen inzwischen stark eingedämmt werden. Gegen den Pseudokrupp gibt es naturgemäß keine Impfung, weil dieser meist als Begleiterscheinung einer durch Erkältungsviren ausgelösten Atemwegsinfektion auftritt. Luftschadstoffe, trockene, heiße Luft und Passivrauch erhöhen aber das Risiko für Pseudokrupp und wirken symptomverstärkend. Gerade bei kranken Kindern sollte daher das Rauchen in der Wohnung unterlassen werden. Erwiesen ist eine Wirkung zwar nicht, doch Luftbefeuchter helfen erfahrungsgemäß, den Hustenreiz zu mildern. Und das altbekannte Hausmittel, das Kind kalter Luft auszusetzen, wurde inzwischen auch wissenschaftlich bestätigt6 – die Kälte führt zum Abschwellen der Schleimhäute, so bekommt das Kind wieder besser Luft. Sobald der Anfall vorbei ist, sollte man ihm deshalb etwas Kühles zu trinken geben. Tees oder andere heiße Getränke sind in diesem Fall nicht empfehlenswert.
Felicia Steininger
Quellen:
1 gesundheit.gv.at/krankheiten/kinderkrankheiten/infektion/pseudokrupp.html
2 Bhatia R, MSD Manual „Krupp”, überarbeitet 2024.
3 Cheng A, MSD Manual „Epiglottitis”, überarbeitet 2024.
4 Bhatia R, MSD Manual „Bakterielle Tracheitis“, überarbeitet 2024.
5 Cheng A, MSD Manual „Retropharyngealabszess”, überarbeitet 2024.
6 Siebert J et al., Pediatrics 2023; 152(3): e2023061365.
• Die Kategorie der Bronchitis-/ Sinusitis-Produkte erzielt in den öffentlichen Apotheken und Hausapotheken im MAT November 2024 mit ~8,5 Mio Packungen ~45,3 Mio. Euro Umsatz FAP.
• Der entsprechende Markt sinkt aktuell im Vergleich zum Vorjahr um -5,4 % nach Menge und steigt um 0,3 % nach Wert.
• 10,8 % der verkauften Packungen beinhalten die Substanz Acetylcysteine/Ascorbin Acid, 10,3 % Ambroxol und 9,1 % den Wirkstoff Acetylcysteine.
Handelsname
• 84,2 % der abgegebenen Packungen sind nicht rezeptpflichtig.
• Nicht erstattungsfähig sind 79,3 % der verkaufen Produkte.
• Die Top-10-Produkte nach Menge machen 67,3 % des Gesamtabsatzes aus. Bronchostop® (Kwizda) liegt nach Einheiten an erster Stelle, gefolgt von Sinupret® (Bionorica) und Paracodin® (Teofarma).
• Die Top-10-Produkte nach Wert umfassen 70,3 % des Gesamtumsatzes. Nach Umsatz führt Sinupret® vor Bronchostop und Prospan® (Engelhard.
Marktanalyse von Beatrix Linke, Country Lead IQVIA
Austria
* Quelle: IQVIATM DPMÖ sell-out Österreich, Verkäufe der öffentlichen österreichischen Apotheken sowie Großhandelslieferungen an ärztliche Hausapotheken, ATC-Klassen: R04 Percut. Mittel und Inhal., R05C Expectorant.o. Antiinfekt., R05D Antitussiva, R05F Sonst. Hust.+Erkält.Pr.ausschließlich registrierte Arzneimittel aus dem Warenverzeichnis I, Absatz/ Menge in Einheiten, Umsatz/Werte in Euro, bewertet zum Fabrikabgabepreis (FAP), Wachstum vs. Vorjahr, MAT November 2024 (Dezember 2023 bis November 2024 kumuliert).
Wichtig
(7) 5,3
Kwizda
(1) Bionorica
(7) Teofarma
(6) Infectopharm Arzneimittel
(3) Engelhard
(15) Ratiopharm
(4) Opella Healthcare
3,6 % (8) 1,2 % (18) Hexal-Pharma
Selbstverständlich erarbeiten wir alle Inhalte unserer Ratgeber sorgfältig. Dennoch können wir nicht garantieren, dass alles vollständig und aktuell ist bzw. sich seit dem Druck keine Gesetzesänderung ergeben hat.
3,4 % (9) 4,9 % (5) Bionorica
3,1 % (10) 1,9 % (14) Montavit
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Artikelnummer 456
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In der kalten Jahreszeit kommen immer wieder Klient:innen mit Erkältungssymptomen in die Apotheke und es gilt zu eruieren, ob sie von einem grippalen Infekt oder einer Influenza betroffen sind.
Sowohl bei Erkältungen als auch bei der Grippe erfolgt die Ansteckung bekanntlich über Viren, die über die Atemwege in den menschlichen Körper gelangen.
„Aber Symptome und Krankheitsverlauf unterscheiden sich“, erklärt Dr.in Solveig Haw, Gesundheitsexpertin und Ärztin der DKV Deutsche Krankenversicherung.
„Während die sogenannte Influenza einen bestimmten Erreger hat, kann eine Erkältung durch verschiedene Viren, häufig Rhino- oder RS-Viren, ausgelöst werden.“
Erkältung: Schleichend und mild
Eine Erkältung beginnt meist schleichend mit einem Kratzen im Hals, ei-
ner verstopften Nase und Husten mit Schleimbildung. Betroffene klagen häufig über Erschöpfung und Unwohlsein. Im weiteren Verlauf der Erkrankung können sich die Symptome zwar verstärken, sie fallen aber milder aus als bei der Grippe. Fieber tritt nur selten auf und die Beschwerden klingen meist nach fünf bis sieben Tagen ab. Zur Linderung können beispielsweise pflanzliche Arzneien, die antiviral, antibakteriell und schleimlösend wirken, beitragen. Hausmittel wie warmer Thymian- oder Salbei-Tee, Inhalationen oder heiße Bäder können ebenfalls den Heilungsprozess unterstützen.
Die Grippe hingegen äußert sich abrupt und mit deutlich stärkeren Symptomen. Typisch sind hohes Fieber über 39 Grad, starke Glieder- und Muskelschmerzen,
extreme Müdigkeit, trockener Husten sowie Schüttelfrost. In manchen Fällen treten auch Übelkeit und Durchfall auf. „Rund ein Drittel der Betroffenen erlebt einen schweren Verlauf “ , erläutert Dr.in Haw. Die Symptome dauern etwa eine Woche an, die Erschöpfung kann bis zu zwei Wochen anhalten. Fiebersenkende Mittel, Bettruhe und viel Flüssigkeit stehen bei der Behandlung im Vordergrund.
Ein Arztbesuch ist den Klient:innen nahezulegen, wenn sich die Symptome nach einer Woche nicht gebessert haben oder schwerwiegender werden, etwa durch Lungenbeteiligung. Zudem sollten Schwangere oder chronisch Erkrankte frühzeitig an ihre Hausärzt:in verwiesen werden.
PA/Red
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Urogenitale Karzinome: Praxisnahe Studien im Fokus
Am 6. Dezember 2024 trafen sich Expert:innen bei Connected in GU Cancer in Wien*, um die neuesten Entwicklungen in der Diagnostik, Therapie und Nachsorge von Blasen-, Nieren-, Prostata- sowie Hoden- und Peniskarzinomen vorzustellen. Im Fokus standen praxisrelevante Erkenntnisse aus Studien, die 2024 auf internationalen Kongressen präsentiert worden waren.
OÄ Dr.in Dora Niedersüß-Beke, Klinik Ottakring, hielt einen Vortrag über Highlights rund um das Blasenkarzinom:
• Perioperatives Setting: Die randomisierte Phase-III-Studie NIAGARA zeigte, dass die Kombination des PD-L1Inhibitors Durvalumab mit einer neoadjuvanten Chemotherapie (NAC) eine signifikante Verbesserung des ereignisfreien Überlebens (EFS) und des Gesamtüberlebens (OS) bei muskelinvasivem Blasenkrebs (MIBC) – im Vergleich zur alleinigen NAC – bietet. Diese Ergebnisse unterstreichen laut OÄ Niedersüß-Beke die Bedeutung der frühen Integration von Immuntherapien bei der Behandlung von MIBC und unterstützen den Einsatz von Durvalumab als Teil eines perioperativen Behandlungsansatzes.
• Adjuvante Therapie: Mit der Phase-III-Studie AMBASSADOR wurde der Einsatz von adjuvantem Pembrolizumab bei Patient:innen mit muskelinvasivem Urothelkarzinom (MIUC) untersucht sowie die Wirksamkeit von Pembrolizumab im Vergleich zur Beobachtung nach einer radikalen Zystektomie bewertet. Es zeigte sich ein signifikant verbessertes krankheitsfreies Überleben (DFS) von 29 Monaten gegenüber 14 Monaten, besonders bei Patient:innen mit hohem Rezidivrisiko. „ Das OS erreichte in der Zwischenanalyse keinen statistisch signifikanten Vorteil und müsste noch abschließend bewertet werden“, ergänzte die Expertin.
• Innovative Ansätze: Bei der multizentrischen, nichtrandomisierten, interventionellen TOMBOLA-Studie wurden Patient:innen nach einer NAC gefolgt von einer Zystektomie sowie einer NAC im postoperativen Zeitraum mit seriellen, tumorinformierten ctDNA-Tests überwacht. Bei einer positiven ctDNA wurde mit einer adjuvanten Immun-Checkpoint-Inhibitor-Therapie mit Atezolizumab gestartet. Das Ergebnis: Sowohl im DSF als auch OS konnte ein Benefit erzielt werden. Mit dieser Methode ließen sich Patient:innen identifizieren, die von einer frühen Immuntherapie profitieren könnten.
„ Die Zukunft könnte so aussehen, dass beim muskelinvasiven Urothelkarzinom nach einer neoadjuvanten Chemotherapie und Zystektomie anhand dieser ctDNA-Positivität oder Negativität entschieden wird, ob die Patient:innen einer adjuvanten Therapie zugeführt werden oder nicht“, resümierte OÄ Niedersüß-Beke. „ Das ist aber alles noch nicht standardisiert; es laufen noch zahlreiche Studien.“
Ao. Univ.-Prof. in Dr. in Manuela Schmidinger, AKH Wien, berichtete über die neuesten Erkenntnisse bei lokalisierten und metastasierten Nierenzellkarzinomen (mRCC):
• Adjuvante Therapie: Die Daten aus der KEYNOTE-564-Studie zeigen, dass Pembrolizumab im adjuvanten Setting zu einer signifikanten Verlängerung des DFS und nun auch des OS führe. Pembrolizumab habe sich inzwischen als Standard in der adjuvanten Therapie nach Operation eines Nierenzellkarzinoms mit hohem Risiko für Rückfall etabliert. Der Biomarker KIM-1 (Kidney Injury Molecule 1) könnte zukünftig im Falle eines erhöhten Spiegels im Blut nach der Operation zur Patient:innenselektion beitragen, um die adjuvante Therapie individuell anzupassen.
• Kombinationstherapien: Studien wie CheckMate 214 und KEYNOTE-426 unterstreichen laut der Expertin die Effektivität von Immun-CheckpointInhibitoren (ICI) in Kombination mit Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI).
„ Die beeindruckende mediane Ansprechdauer von 82 Monaten bei Nivolumab plus Ipilimumab markiert einen Durchbruch in der Therapie von Intermediate- und HighRisk-Patient:innen“, erklärte Prof.in Schmidinger. Darüber hinaus zeigen auch Patient:innen mit günstiger Prognose nach einer Therapie mit der Kombination von Nivolumab und Ipilimumab zum ersten Mal einen Überlebensvorteil, sodass inzwischen auch bei dieser Patient:innenpopulation im
v.l.n.r.: Assoz. Prof.in Dr.in R. Pichler, PhD, FEBU; Ao. Univ.-Prof.in Dr.in M. Schmidinger; Univ.-Prof. Dr. T. Bauernhofer; OÄ Dr.in D. Niedersüß-Beke.
Einzelfall diese Erstlinientherapie in Erwägung gezogen werden kann.
• Innovative Ansätze: Die TACITOStudie zeigte, dass Fäkal-MikrobiomTransplantationen in Kombination mit Axitinib und Pembrolizumab das progressionsfreie Überleben signifikant verlängern. Die Komplettremissionsrate bei metastasiertem RCC konnte bei den transplantierten Patient:innen auf 52 % gesteigert werden.
Univ.-Prof. Dr. Thomas Bauernhofer, Med Uni Graz, stellte in Vertretung von Ao. Univ.-Prof. Dr. Gero Kramer, AKH Wien, innovative Ansätze zur Behandlung des Prostatakarzinoms vor:
• EMBARK-Studie: Diese dreiarmige Phase-III-Studie untersuchte den Einsatz von Enzalutamid als Monotherapie im Vergleich zur Kombination von Leuprorelin plus Enzalutamid versus Leuprorelin alleine bei Prostatakarzinompatienten mit einem hohen Risiko für ein biochemisches Rezidiv (BCR) im hormonsensitiven Stadium. Die Ergebnisse zeigten, dass die Kombination aus Androgendeprivationstherapie (ADT) und Enzalutamid das metastasenfreie Überleben (MFS) um 58 % bzw. 47 % signifikant verlängern konnte. Zum ersten Mal wurde die Therapie in allen drei Armen für 37 Wochen unterbrochen, wenn die Patienten einen PSA-Wert von < 0,2 ng/mL erreichten. Diese Unterbrechung war bei 86 % der Erkrankten im Enzalutamid-Monotherapiearm im Vergleich zu 67 % im LeuprorelinMonotherapiearm möglich. Außerdem zeigte der
Enzalutamid-Monotherapiearm einen höheren Prozentsatz von Patienten, die ihre sexuelle Aktivität beibehalten konnten. „Die EMBARK-Daten zeigen, dass wir Patienten mit einem biochemischen Rezidiv eine Therapiepause ermöglichen können, ohne die Effektivität der Behandlung signifikant zu beeinträchtigen“, betonte Prof. Bauernhofer, „ Patienten, die einen PSA-Level von unter 0,2 erreichen, haben eine bessere Prognose.“
• Radioligandentherapie (Lu-PSMA): Diese Therapieoption mit Lutetium177-PSMA biete vielversprechende Ergebnisse bei Patienten mit kastrationsresistentem Prostatakarzinom (mCRPC). Studien belegten eine Verlängerung des OS um bis zu vier Monate. Prof. Bauernhofer hob hervor, dass diese Therapie nicht nur das Überleben verlängere, sondern auch die Lebensqualität der Betroffenen durch gute Verträglichkeit erhöhe.
• Personalisierte Medizin: Fortschritte im molekularen Imaging am Beispiel der PSMA-PET/CT mit der Möglichkeit der nicht invasiven Bestimmung der PSMA-Expression von Tumormanifestationen, ermöglichen zunehmend individualisierte Therapieansätze. Darüber hinaus gewinnen Biomarker wie BRCA-Mutationen immer mehr an Bedeutung, insbesondere bei der Anwendung von PARP-Inhibitoren wie Olaparib, Niraparib und Talazoparib. Prof. Bauernhofer betonte, dass die Kombination Talazoparib mit Enzalutamid eine signifikante Verbesserung des radiologisch progressionsfreien Überlebens bietet: „Die Kombination von PARP-Inhibitoren mit antihormonellen Therapien eröffnet völlig neue Möglichkeiten für BRCApositive und negative Patienten, wenn sie in der ersten Linie im metastasierten kastrations-resistenten Setting nach Versagen einer ADT angewendet werden.“
NACHBERICHT
* Connected in GU Cancer – Highlights für die österreichische Praxis, 06.12.2024, Wien.
Justyna Frömel, Bakk. MA Literatur bei den Expert:innen.
„Physiotherapie
EXPERTE: Bernhard Taxer, MSc, PhD Physiotherapeut (OMT, EDPP) in Graz, Lehrender an der FH Joanneum Graz
hilft das?“
Corinna K. (32) hat regelmäßig mit primären Kopfschmerzen zu kämpfen. Sie hat gehört, dass Physiotherapie helfen kann, und möchte von ihrer Hausärztin wissen, ob das stimmt, wie so eine Therapie aussieht, wie lange sie in etwa dauert und ob sie in der Folge weniger Schmerzmittel wird einnehmen müssen.
TAXER, PhD: Die Internationale Kopfschmerzgesellschaft (IHS) unterteilt anhand ihrer ausgearbeiteten Kriterien
das häufig vorkommende Leitsymptom Kopfschmerz in drei große Kategorien: in primäre und in sekundäre Kopfschmerzen sowie in schmerzhafte kraniale Neuropathien und andere Gesichts- und Kopfschmerzen. Wenn noch keine neurologische Abklärung vorgenommen wurde, sollte diese bei erstmaligem Auftreten der Kopfschmerzsymptomatik erfolgen – und zwar unabhängig vom Alter der Patient:innen sowie inklusive einer umfassenden Untersuchung bzw. einer klinischen Erfassung
von möglichen Red und Orange Flags, d. h. eventuellen gefährlichen und/oder psychiatrischen Hintergrunderkrankungen (siehe dazu auch SNNOOP-10). Nach Ausschluss der möglichen kausalen Aspekte (malignes Geschehen, Traumata, neurologisch-degenerative Erkrankungen), die einen sekundären Kopfschmerz bedingen können, geht die Diagnostik möglicherweise in Richtung Migräne mit oder ohne Aura bzw. expliziter in ihre Unterformen. Spannungskopfschmerzen werden häufig vom Um-
feld der Patient:innen, aber auch von den Betroffenen selbst landläufig als Migräne bezeichnet. Sie sind in ihrer Klinik – vor allem in Bezug auf das Schmerzverhalten – jedoch klar von der Migräne abzugrenzen. Je nach Intensität und Häufigkeit der Migräneattacken wählen die behandelnden Ärzt:innen aus einer breiten pharmakologischen Palette (NSAR, Triptane, Gepante, CGRP-Antagonisten, Antikonvulsiva) zur Akutbehandlung und zur Prophylaxe. Auch die Behandlung mit Botulinumtoxin stellt bei Migräne eine Option dar und zeigt unter anderem bei der hochfrequenten Form positive Effekte. Zudem ist es inzwischen unumgänglich, Patient:innen auf vorteilhafte Lifestyle-Modifikationen hinzuweisen, die von regelmäßiger Bewegung über Ernährungsaspekte bis hin zum Schlaf- und Entspannungsmanagement reichen.
Patient:innen wie Corinna K. stehen pharmakologischen Interventionen jedoch häufig kritisch gegenüber und probieren daher auch unkonventionelle Strategien aus (darunter teils unseriöse Angebote, die leider immer wieder über soziale Medien kolportiert werden), um ihre Schmerzen und damit einhergehende Einschränkungen in Beruf und Alltag zu verringern. Evidenzbasierte physiotherapeutische Strategien können hingegen neben einer pharmakologischen Therapie dazu beitragen, primäre Kopfschmerzen zu mildern. Diese Maßnahmen sind keine kausale Therapie, sondern eine zusätzliche Möglichkeit, unter anderem sensibilisierte Regionen wie Kopf, Kiefer und Nacken so zu beeinflussen, dass die Gesamtbelastung reduziert werden kann.
Physiotherapie, Training und Entspannungsverfahren
In der Physiotherapie untersuchen speziell ausgebildete Therapeut:innen ebenfalls die Patient:innen, die in der Regel durch Hausärzt:innen, aber auch durch Fachärzt:innen für Neurologie überwiesen werden: sowohl auf subjektiver Ebene (Anamnese inklusive Red-Flag-Abklärung) als auch auf objektiver (neurologische, körperlichfunktionelle Untersuchung). Im Fall eines primären Kopfschmerzes wie der Migräne scheint eine Untergruppe von
Patient:innen ein gehäuftes Vorkommen neuromuskuloskelettaler Auffälligkeiten zu zeigen, die vor allem die Kiefer-, Nacken- und Schultergürtelregion betreffen. Neben einer Überempfindlichkeit weisen diese Personen auch Defizite in der Koordination und Kraft der Nackenmuskulatur sowie teilweise mit dem Kopfschmerz korrelierende Bewegungseinschränkungen der oberen Halswirbelsäule auf. Auf solche Zeichen kann mittels spezieller Untersuchungstechniken und nach Ausschluss möglicher spezifisch gefährlicher Pathologien gescreent werden, um in der Folge die Bereiche durch Training oder manualtherapeutische Interventionen zu beeinflussen. Neben den erwähnten neuromuskuloskelettalen Beeinträchtigungen, die eher als Folge der Migräne zu betrachten sind und weniger als Ursache, spielen in der Physiotherapie Lifestyle-Faktoren und edukative Maßnahmen eine Rolle, die von der Spezialist:in adressiert und in die Therapie integriert werden sollten. Zu den edukativen Maßnahmen zählen u. a. die Aufklärung über das zyklische Verhalten der Migräne, die Schmerzverarbeitung und damit verbundene Verhaltensstrategien bei einer Attacke, aber auch in den interiktalen Phasen. Eine der wesentlichen Trainingskomponenten ist regelmäßiges moderates Ausdauertraining, darüber hinaus ergaben Untersuchungen zum High-Intensity-Intervalltraining positive Effekte. Dieses ist allerdings erfahrungsgemäß nicht für alle Betroffenen geeignet, wobei es manchen Personen mehr Spaß bereitet als zyklische Dauermethoden wie Laufen oder Ergometertraining. Krafttraining bezieht sich lokal auf die Kraftausdauerfähigkeit der Hals- und Nackenmuskulatur und insgesamt auf ein Training der Armund Schultergürtelmuskulatur. Es ist wesentlich, nach dem Pacing-Prinzip eine stufenweise gesteigerte Aktivität zu planen, da viele Patient:innen negative Erfahrungen mit Training und Belastungssteigerungen gemacht haben. Möglicherweise auch deshalb, weil zu schnell zu intensiv trainiert wurde. Es kann sein, dass es bereits während der beginnenden Migräneattacke zu den entsprechenden Trainingsreizen kam
und diese daher mit Migräneanfällen assoziiert wurden.
Psychosoziale Assoziationen wie Depressionen oder Angststörungen können in der Physiotherapie dank des zeitlichen Rahmens erkannt und ebenfalls im Zuge edukativer Maßnahmen angegangen werden. In jedem Fall muss jedoch psychologisch-psychotherapeutisches Fachpersonal bei bestehenden Orange Flags hinzugezogen werden, um weitere Interventionen auf dieser Ebene vorzunehmen. Entspannungsverfahren wie die bekannte JacobsonMethode, autogenes Training oder kognitive Therapien können unterstützend wirken. Es ist jedoch wichtig, Patient:innenpräferenzen zu berücksichtigen, weil solche Maßnahmen für viele eher belastend sein können und damit oft nicht den gewünschten Effekt erzielen.
Fazit
Physiotherapeutische Maßnahmen bieten eine ergänzende Möglichkeit im Management von Patient:innen mit primären Kopfschmerzen wie Migräne. Corinna K. kann mit ihren Kopfschmerzen an speziell ausgebildete Physiotherapeut:innen überwiesen werden, die sowohl den – bislang bekannten und erforschten – Pathomechanismus der Migräne verstehen als auch evidenzbasierte physiotherapeutische Strategien anwenden. Ein neuromuskuloskelettales Screening kann spezifische Problembereiche identifizieren, die sich anschließend sowohl durch passive Hands-on-Techniken als auch durch aktive Trainingsmaßnahmen behandeln lassen.
Edukative Maßnahmen und die Aufklärung über Lifestyle-Faktoren können bereits in der allgemeinmedizinischen Praxis erfolgen und im Zuge der Physiotherapie weiter vertieft werden. So wird Corinna K. zwar bewusst sein, dass die Migräne per se bestehen bleibt – sie sollte aber darauf hingewiesen werden, dass ihre Attacken in puncto Intensität und Häufigkeit durch physiotherapeutische Interventionen und eine medikamentöse Therapie positiv beeinflussbar sind.
Literatur beim Experten.
07.-08.02.2025
Gynäkologie Studien- und Kongressupdate Livestream
Ort: Webinar
20.-22.03.2025
Deutsch-Österreichischer AIDS-Kongress 2025
Ort: Wiener Hofburg
04.-05.04.2025
Pharmacy Meets Cardiometabolic Medicine
Ort: Salzburg, Paracelsus Medizinische Universität
12.-15.02.2025
43. Wiener intensivmedizinische Tage
Ort: Wien, AKH Hörsaalzentrum
21.-22.03.2025
Hausarzt Update Refresher
Ort: Wien, Medizinische Universität, Van Swieten Saal & Online
04.-05.04.2025
1. DACH Kongress für Seltene Erkrankungen
Ort: Congress Innsbruck
Das Leben ist ein ständiges Lernen.
27.02-01.03.2025
Dermatologie und Allergologie Refresher Livestream
Ort: Webinar
02.-05.04.2025
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