eco.nova SPEZIAL Lifestyle & Mobilität 2022

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Humor ist, wenn man trotzdem lacht Zu kaum einer Zeit hatte das Zitat von Otto Julius Bierbaum wohl mehr Gültigkeit. Verloren ist, wer den Humor verlor. Wolfgang Viertl-Strasser begegnet dem Begriff auf seine ganz eigene Art. Er ist Chemiker, war Senior Lecturer an der Uni Innsbruck, ist Schauspieler, Regisseur und bei den Roten Nasen Clowndoctors, Improvisationstalent und derzeit in Ausbildung zum Patentanwalt. INTERVIEW: MARINA BERNARDI

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ufmerksam geworden sind wir auf Wolfgang Viertl-Strasser unter anderem durch sein Stück „Erika und die zweite Welle“, das sich in einer Mischung aus Theater, Liveexperimenten und Tanz mit der Biografie der Innsbrucker Chemieprofessorin Erika Cremer beschäftigt und in dem er unter anderem Regie führte. Wolfgang Viertl-Strasser ist einer, der scheinbar Unvereinbares in sich vereint, der in der Chemie pragmatisch-rational ebenso verankert ist wie künstlerisch-empathisch im Schauspiel und der Clownerie. Wir trafen im Gespräch auf einen klugen Mann mit wirklich feinem Humor.

Schaut man sich Ihre Biografie an, trifft man darin die unterschiedlichsten Persönlichkeiten. Wie kam es zu dieser nüchtern-kreativen Kombination? WOLFGANG VIERTL-STRASSER: Ich teile mein Leben grob in die zwei Bereiche des Technisch-Naturwissenschaftlichen und des Kreativ-Künstlerischen. Die technische Schiene ergab sich dabei völlig unspektakulär. Ich bin ins Gymnasium gegangen und anschließend an die HTL Fulpmes – eigentlich intendiert, weil ich die Tischlerei meines Vaters übernehmen hätte sollen, der Modellbauer für Industriebetriebe war. Da der Beruf als Selbständiger keine Zukunft hatte, habe ich den Betrieb nicht übernommen und bin in eine andere Richtung abgebogen. Auch der künstlerische Zugang entstammt der Unterstufenzeit und begann im Schultheater. Das Theater ist bald zu einem großen Lebensinhalt geworden und macht mittlerweile einen ECO.NOVA:

ebenso großen Teil meiner Persönlichkeit aus. Im Laufe der Zeit hat sich dieser Teil immer weiterentwickelt und ist dem Schultheater entwachsen. Ich kam zu anderen Theatergruppen, wurde Mitglied verschiedener Ensembles, vorrangig in Hall, wo ich gewohnt habe, sowie in Innsbruck. Aus dem heraus hat sich ein semiprofessioneller Zugang zum Thema entwickelt. Ich bin bei den Rote Nasen Clowndoctors gelandet, hab selbstständig Projekte umgesetzt und mich vom Theater ausgehend in alle möglichen literarischen und dramaturgischen Richtungen entfaltet. Es gibt Menschen, die begegnen dem Leben eher mit dem Kopf, andere mit dem Bauch. Bei Ihnen scheint es gefühlt beides zu sein. Wo sind Sie eher zuhause? Ich bin eher Kopfmensch, versuche aber, in den Bauch hinunterzugelangen.

Also eher Ratio als Emotio? Mhm … bei meiner Tätigkeit als Kunstschaffender, sprich als Darsteller oder Regisseur, steht eigentlich eher der emotionale, künstlerische und

kreative Bereich im Vordergrund, tatsächlich ist es aber notwendig, auch an kreative Dinge mit einem gewissen Maß an Rationalität heranzugehen. Auf der anderen Seite ist auch in der Wissenschaft eine gewisse Form von Humor wichtig. Wenn man jahrelang an einem Projekt arbeitet und es nicht so recht funktionieren mag, dann ist ein künstlerischer Ansatz nicht der verkehrteste. Auch bei Präsentationen: Wenn man auf einem Kongress ist oder Vorträge hält, ist es absolut notwendig, dass man in der Lage ist, frei zu sprechen, auch vor einem größeren Publikum. So gesehen bedingen sich beide Bereiche zwar nicht unbedingt, aber sie ergänzen sich. In „Erika und die zweite Welle“, das letztes Jahr im Oktober Premiere feierte, haben Sie alle diese Elemente miteinander verbunden. Worum geht’s in dem Stück? Das Stück habe ich letztes Jahr gemeinsam mit Eva Maria Kirschner und Martina Strasser auf die Bühne gebracht. Wir haben dafür eine Förderung vom Land Tirol bekommen

„Es lohnt sich, auch an kreative Dinge mit einem gewissen Maß an Rationalität heranzugehen. Auf der anderen Seite ist auch in der Wissenschaft eine gewisse Form von Humor wichtig.“ WOLFGANG VIERTL-STRASSER


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