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EIN STÜCK VOM GLÜCK

Die besten Dinge passieren meist unverhofft. So erging es auch Mirjam Samweber mit ihrem glüxwerk. Ein Glück für sie, aber auch für uns, die wir ihre Taschen richtig gut finden.

TEXT: MARINA BERNARDI

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reativ sei sie schon immer gewesen, erzählt Mirjam Samweber. Dass es letztlich jedoch Taschen werden würden, war nicht immer so klar. Nach der Matura hat Samweber eine Zeitlang Architektur studiert, dann im Bäderdesign gearbeitet und ist im Zuge einer Faschingsdienstagsparty in der Finanzwelt gelandet, in der sie zwölf Jahre geblieben ist. Als Babyglück und Finanzkrise zusammenfielen, war es eine Art Zeichen. „Meine Filiale wurde geschlossen und ich hab mich gefragt, was ich jetzt machen soll“, blickt sie zurück. Genäht habe sie quasi schon von Kindesbeinen an, an der Nähmaschine der Mutter, an der sie unter anderem Kleider für ihre Barbie geschneidert hat. Später kreierte sie auch Taschen für Familie und Freunde, also meinte ihr Mann, sie solle sich eine gscheite Nähmaschine kaufen und das Hobby zum Beruf machen.

WENN NICHT JETZT, WANN DANN „Ich habe über die Ermutigungen meines Mannes nachgedacht, überlegt … und es gemacht“, sagt Mirjam Samweber, die sich ihr Wissen in penibler autodidaktischer Manier angeeignet hat. Leder wurde eingekauft – „mein Lieblingsmaterial“ –, genäht, getestet, verworfen, weiterversucht. Nach einem halben Jahr des Probierens meldete sie das Gewerbe an und bewarb sich bei den ersten Märkten. Bis heute hat die Taschenmacherin den Schritt nie bereut: „Ich bin nach wie vor total happy mit der Entscheidung. Eigentlich bin ich sehr sicherheitsliebend und habe in meiner Zeit bei der Bank viele fi-

Ein Faible für Taschen hatte Mirjam Samweber schon immer. Mit der Manufaktur glüxwerk machte sie ihr Hobby zum Beruf.

„Ich arbeite total gerne zuhause. Sobald morgens alle außer Haus sind, sitze ich an meiner Nähmaschine.“

MIRJAM SAMWEBER

nanzielle Desaster gesehen. Aktiv hätte ich meinen Job vermutlich nicht gekündigt. Jetzt bin ich überglücklich, dass es so gekommen ist. Lange war mir nicht bewusst, wie gedanklich eingesperrt ich in meinem Beruf eigentlich war.“

Glück war es, das Mirjam Samweber von Beginn an begleitete. Es scheint wie eine Belohnung für ihren Mut: „Von Anfang an durfte ich mit tollen Unternehmen zusammenarbeiten und alles ist fast wie von allein gelaufen.“ Daher auch der Name ihres Unternehmens. glüxwerk, das für ein Handwerk steht, das (sie) glücklich macht. Das x gibt dem ganzen noch ein kleines Augenzwinkern und einen coolen Drive. Ganz so, wie ihre Taschen sind.

INDIVIDUELLE DESIGNSTÜCKE Auch wenn Leder in all seinem Facettenreichtum Samwebers Lieblingsmaterial ist, so darf weit mehr unter die Nadeln ihrer Nähmaschine. Gleich zu glüxwerk-Beginn-Zeiten entdeckte die Designerin einen alten Bauzaun samt Planen in der Nähe der Wagner’schen und marschierte schnurstracks in die Buchhandlung, um eine Kooperation anzubieten. Schade wär’s schließlich um die Planen, wenn man sie nicht mehr braucht. Tatsächlich lag noch eine gänzlich neue, aber verdruckte Plane im Keller, die man ihr gerne überließ. Und schon wurde aus einem nicht mehr gebrauchten Geschäftsbanner, der bis dato keinen Nutzen hatte, aber Platz brauchte, eine praktische, robuste Tasche.

„Die Arbeit mit den verschiedensten Werkstoffen braucht viel Übung, Recherche und Ausprobieren. Ich habe mir alles selbst beigebracht.“

MIRJAM SAMWEBER

© ANDREAS FRIEDLE

An Ideen mangelt es Mirjam Samweber generell nicht: „Ich gehe mit offenen Augen durch die Welt, schaue in sozialen Netzwerken oder blättere durch Modemagazine. Ich sauge alles in mich auf und entwickle daraus meine eigenen Ideen. Ich bin ein Nachdenker und hab das Ergebnis meist schon vor Augen. Dann überlege ich mir, wie die Umsetzung funktionieren könnte.“ Bis ein neues Design fertig ist, braucht es seine Zeit. glüxwerk ist nach wie vor eine One-Woman-Show. Wo andere Unternehmen Design- und Entwicklungsabteilungen haben, hat glüxwerk Mirjam Samweber. Ist eine neue Tasche genäht, wird sie dem Umfeld zum Testen gegeben. Mama, Schwester und Freundinnen sind ehrliche Feedbackgeberinnen. „Bis ich ein gutes Gefühl dabei habe, ein neues Modell in den Verkauf zu geben, dauert es schon ein paar Monate“, rechnet Samweber. Und weil aus jeder Lederhaut nur ein Exemplar eines Modells hergestellt wird, ist jede Tasche ein Unikat. „Funktional, schlicht und mit Raffinesse“, beschreibt Frau glüxwerk gutes Design, das sie selbstredend auch so bei ihren Taschen umsetzt. Das Sortiment ist vielfältig. Groß, klein, Shopper, Bum Bags, Rucksäcke, Handyumhängetaschen, Circle Bags, farbenfroh, zurückhaltend, glänzend, matt, in verschiedenen Materialien, Schnitten, Oberflächen und mit feinen Details. Puristisch, aber immer wohldurchdacht. Gern gekauftes Stück ist aktuell die Sisu-Bag, eine Mischung aus Totebag und Backpack – also eine Tragtasche, die durch eine gewiefte Platzierung des Riemens zum Rucksack wird. Bei den kleineren Modellen sind die Bauchtaschen, lässig über die Brust getragen, extrem beliebt. Die haben den wundervollen Namen „Wundervoll“ bekommen, weil es tatsächlich ein Wunder ist, wie viel man in die kleinen Dinger hineinbekommt, bis sie voll sind. Bei Mirjam Samweber sind nicht nur die Designs durchdacht, sondern auch die Namen dazu. Mittlerweile haben sich zudem die Circle Bags, kleine runde Taschen, zu echten Allroundern entwickelt. „Als ich das erste Mal mit dem Modell auf einem Designmarkt war, wurden sie gar nicht gut angenommen. Ich hatte eine ganz Wand mit den Circle Bags dekoriert und die Leute haben sie zwar angeschaut, aber verkauft hab ich fast keine davon. Beim nächsten Mal sind sie plötzlich weggegangen wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Manchmal dauert es ein bisschen, bis neue Modelle von den Kunden angenommen werden“, sagt die Designerin mit einem Lächeln.

Man kann bei ihr übrigens auch sein ganz persönliches glüxwerk-Glückstück auf Basis vorhandener Modelle bestellen. „Wenn Kundinnen zum Beispiel eine individuelle Arbeitstasche möchten, dann erarbeiten wir Design und Funktion gemeinsam. Der Kunde erzählt mir seine Vorstellungen und ich lasse dann meine Ideen und Erfahrungen einfließen.“ Zu kaufen sind die Taschen allesamt als Einzelstücke zum Beispiel bei Petra König in Schwaz oder im Warehouse und Tiroler Edles in Innsbruck. www.glüxwerk.at PR

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