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DAS AUSSEN IM INNEN
URLAUBSARCHITEKTUR
Die hier vorgestellten Häuser stammen vom Portal
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www.urlaubsarchitektur.de
von Jan Hamer. Der reist nämlich gerne und mag anspruchsvolle Architektur. Wo er war und wo es schön war, wollten auch Freunde, Bekannte, Freunde von Bekannten und Bekannte von Freunden wissen. Also entschloss er sich der Einfachheit halber, seine gesammelten Werke ins Internet zu stellen. Und weil der Herr Architekt kein Mann der halben Dinge ist, professionalisierte er die Seite, die seither den unprätentiösen Namen urlaubsarchitektur.de trägt. Seit letztem Jahr gibt’s außerdem ein Onlinemagazin, dessen regelmäßige Beiträge sich mit Themen rund um Architektur und Reise auseinandersetzen – bisweilen auch sehr kontrovers.

© GÜNTER STANDL

In vielen Bereichen unseres Lebens geht’s wieder zurück zur Natur. Beim Essen sowieso, in der Kosmetik, beim Wohnen und seit einiger Zeit auch im Urlaub. Nicht so sehr jedoch in dem Sinne, dass man in Bewegungsabsicht in ihr unterwegs ist, sondern dass Hotels das Draußen ins Innen holen. Landscape Hotels nennen sich die Häuser, die quasi mit der umliegenden Landschaft verschmelzen. Wir haben uns umgesehen und geschaut, wo die Natur wohnt.


WOHLFÜHL-VIELFALT
Eingebettet in Wiesen und Felder verwandelte sich das Hofgut Hafnerleiten von Anja und Erwin Rückerl im niederbayrischen Bad Birnbach über die Jahre hinweg in einen unvergleichlichen Rückzugsort. Ursprünglich als Kochschule entwickelt (die gibt’s auch heute noch!), kamen sukzessive verschiedene Ferienhäuschen dazu – derzeit sind es insgesamt 15 individuelle Themen-Unterkünfte vom Baumhaus über das Wasserhaus inmitten des Sees bis hin zum strahlenarmen Hanghaus. So verschieden alle Häuser sind, gemein ist ihnen ihr unvergleichliches Spiel mit der umgebenden Natur. Morgens genießt man sein entspanntes Bademantelfrühstück, das allabendliche Menü nimmt man im Haupthaus, Garten oder eigenen Häuschen ein. Und weil die Kulinarik hier immer noch fest verankert ist, legt die Küche größten Wert auf Frische, Saisonalität und Kreativität. Im Hofladen gibt’s Feines für daheim. Relaxt wird in einem der fünf Entspannungswürfel. Buchung der Häuser ab 3 Nächten ab ca. 1.200 Euro für zwei Personen. www.hofgut.info
RAUE SCHÖNHEIT
Beton ist ein Werkstoff, bei dem man richtig viel Fingerspitzengefühl braucht, um ihn nicht unterkühlt und unnahbar daherkommen zu lassen. In der Regel stellt man ihm deshalb ein natürliches Material zur Seite. Holz zum Beispiel. So haben es auch das Künstlerpaar Sofia Mavroudis und Antonis Choudalakis mit ihrem Cabanon Concrete Retreat auf Kreta gemacht. Inspiriert wurden sie dafür von der berühmten Holzhütte Le Corbusiers, auch wenn sie diese gänzlich anders interpretiert haben. Übernommen haben sie das Konzept des minimalen Wohnmoduls, wobei die Funktionen Wohnen, Schlafen und Kochen vereint sind. Nach vorne hin ist der Blick in die Ferne geöffnet und lädt zum süßen Nichtstun ein – getreu dem Motto: „Time you enjoy wasting is not wasted time.“ Die Mahlzeiten kann man sich ins Haus liefern lassen, wer selber kochen möchte, darf sich am Gemüsegarten bedienen. Bei Ankunft steht Wein bereit. Im Winter übernachtet man um 95 Euro, ansonsten zahlt man zwischen 120 und 180 Euro. www.cabanonconcreteretreat.com


AUF STEIN GEBAUT



Die italienischen Marken werden als Urlaubsdomizil oft unterschätzt oder ob ihrer unmittelbaren Nähe zur Toskana übersehen, viele kennen auch nur deren Haupt- und Hafenstadt Ancona. Dabei lohnt die Region tatsächlich einen genaueren Blick. Auch hier ist die Landschaft geprägt von regionstypischen traditionell-eleganten Steinhäusern wie der Villa Maria. Das Bauernhaus aus dem Jahr 1892 wurde komplett renoviert und bettet sich harmonisch in die Hügellandschaft mit ihren Oliven- und Obstbäumen ein. Im Haus dominieren Materialien wie Terracotta, Holz, Stein und Marmor, neben antiken Möbelstücken ist auch viel Platz für moderne Elemente. Die Wohnräume mit ihren hohen Decken sind offen, nur die vier Schlafzimmer und dazugehörigen Bäder sind abgetrennt, entspannt wird auf einer der zwei Terrassen oder am Pool. Das rund 10.000 Quadratmeter große private Grundstück garantiert absolute Ruhe. Basispreis pro Woche ab 3.500 Euro, in der Hauptsaison 5.500 Euro (jeweils zuzüglich 250 Euro NK). www.casalevillamaria.com



WEITBLICK
Le Casuzze ist ein Projekt des bolognesischen Architekten Gianluca Rossi und wurde 2017 fertiggestellt. Sanft gelegen auf einer Hügelkette hinter der sizilianischen Stadt Noto eröffnet sich hier ein fantastischer Weitblick. Erbaut wurde das Ferienhaus aus den Steinen des Vorgängergebäudes. Rossi schafft dabei den Spagat aus Luxus und Schlichtheit, aus Moderne und Geschichte, ohne zu sehr nostalgisch zu werden. Der zugehörige Pool ist der Gebbia, einem antiken Wasserreservoir, nachempfunden. Das Haus hat rund 150 Quadratmeter Wohnfläche und beherbergt drei Schlafzimmer, vier Bäder, einen Wohnraum und eine Küche. Zum Strand sind’s rund zwölf Kilometer. Auf dem weitläufigen Grundstück steht mit dem La Balza noch ein zweites loft-ähnliches Ferienhäuschen für zwei Personen, ebenfalls mit Pool.
Ab rund 2.200 Euro pro Woche, in der Hauptsaison naturgemäß mehr. Maximale Personenzahl: 7. Buchungen unter www.airbnb.de (Achtung auf die Servicepauschale!)
AMATA TOSCANA
Wir lieben die Toskana mit all ihren Facetten und reichen Genüssen. In Radda, im Herzen des Chiantitals, auf einem Hügel liegt die Casa Morelli, ein toskanisches Landhaus, das sich derart natürlich in die Umgebung einbettet, als wäre es schon immer da gestanden. Von außen rustikal-traditionell offenbart sich im Interieur ein modernes Designspektrum, dessen moderne Eleganz das Außen ob der verwendeten Materialien meisterhaft weiterführt und den Stil nicht – wie oft gesehen – gewollt bricht. Ein Lob an die gestalterische Raffinesse, die die toskanische Lebensart mit zeitlosem Purismus verbindet. Das Herzstück ist der loftartige Wohn- und Essbereich mit offener Küche, dessen Fensterfront sich komplett öffnen lässt. Dunkler Cotto ist verbindendes Element zwischen den Räumen, ein ausgeklügeltes Licht- und Soundsystem tut sein Übriges. Im Haus finden sechs Gäste Platz, ganz dem Trend zur Workation folgend gibt’s auch ein Arbeitszimmer. Zum Abkühlen hüpft man in den Pool. Die Wochenpreise beginnen bei 2.500 Euro. www.theplacetobe.world





BLACK BEAUTY
Das Black h in Dunvegan an der zerklüfteten Westküste der schottischen Isle of Skye ist ein echt besonders Fleckchen Erde. Betrachtet man es aus der Nähe, wirkt der schwarze Kubus so gar nicht „natürlich“, aus der Ferne jedoch zeigt sich, wie durchdacht sich seine Architektur in die Landschaft einfügt. Zur Wetterseite verschlossen, öffnet sich das Haus auf zwei Seiten mit raumhohen Panoramascheiben zur Landschaft. Die dunklen Lärchenlatten von außen finden sich auch im Innenraum wieder, dessen Kombination mit hellem Eichenholz und reduzierter Designsprache dem Schwarz seine Strenge nimmt. Hier ist alles auf maximale Entspannung ausgerichtet, die Natur beginnt direkt vor der Tür. Minimalism at its best für zwei Personen. So mancher kommt auch allein. Wochenende, 3 Nächte: ca. 1.500 Euro, 4 Nächte unter der Woche: ca. 1.700 Euro, 7 Nächte: ca. 2.500 Euro.
www.harlosh.co
TRAUMHAUS BAUMHAUS
Im Bergaliv in der nordschwedischen Provinz Hälsingland wohnt man zwischen den Baumwipfeln und wird damit eins mit der Natur. In den zwei unkonventionellen Stelzenhäusern trifft skandinavische Designphilosophie auf japanischen Minimalismus. Die Einrichtung ist aufs Nötigste reduziert und dennoch behaglich, nichts lenkt ab vom Wesentlichen. Holz ist der dominante Werkstoff, geschlafen wird auf Futons, die tagsüber aufgerollt an der Wand befestigt werden (und die trotzdem bequem sind!). Der Morgen beginnt mit einem stärkenden Frühstück mit Brot vom lokalen Bäcker. Das Baumhaus ist ein Ort, das einen zurückwirft auf sich selbst, weshalb es auch gerne von Einzelpersonen gemietet wird, die sich hier auf die Suche nach ihrer inneren Mitte machen. Und sie in der Regel auch finden. Wer mag, hängt im Anschluss einen Spa-Tag im Orbaden Resort an. Ab 220 Euro pro Person (bei Belegung mit zwei Personen) inklusive Frühstück und Spa-Tag.
www.bergaliv.se



ZUKUNFT FÖRDERN
Der Verein „Schritt für Schritt“ hat sich zum Ziel gesetzt, entwicklungsverzögerte und behinderte Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg zu größtmöglicher Selbstständigkeit zu unterstützen.
Seit über zehn Jahren hilft der Verein „Schritt für Schritt“ beeinträchtigten Kindern und Jugendlichen bei der bestmöglichen Bewältigung ihres Alltags und bietet dafür ein in Tirol einzigartiges, ganzheitliches Förderprogramm. Dabei wird jedes Kind motorisch und geistig individuell in Einzeltherapien und Kleingruppen unterstützt.
Die Kinder und Jugendlichen sind dafür mehrmals pro Woche nachmittags zur Therapie am weitläufigen Lilienhof in Schwoich, was unter anderem für einen wiederkehrenden Tagesablauf sorgt. Gestartet wird mit dem möglichst selbstständigen Umziehen, anschließend wird gemeinsam zu Mittag gegessen. Hierbei wird je nach Möglichkeit bei den Vorbereitungen geholfen und mitgekocht. Quasi wie „nebenher“ werden damit schon verschiedenste Fähigkeiten geschult: die Feinmotorik durchs Schneiden, Kneten oder Umrühren, das Tischdecken als geistige Herausforderung, das Essen unterstützt die Hand-Mund-Motorik. Diese Alltagssituationen kommen in klassischen Therapieeinheiten von Logopädie, Ergotherapie oder Physiotherapie kaum bis gar nicht vor, sind aber für das tägliche Leben relevant und können das Zusammenleben der ganzen Familie positiv beeinflussen.
In den anschließenden individuell abgestimmten Therapien werden motorische Grundfähigkeiten wie Gehen, Stehen oder freies Sitzen, Koordination und Feinmotorik, Lebenspraktisches wie Essen oder Ankleiden, kognitive Entwicklungen sowie die Kommunikation spielerisch weiterentwickelt. Der Förderbedarf richtet sich nach den persönlichen Beeinträchtigungen und Bedürfnissen jedes Einzelnen, die Ausgestaltung der Therapie nach der jeweiligen Tagesverfassung des Kindes. Ziel ist es, die Lebensqualität der Kinder und Jugendlichen und folglich der gesamten Familie maßgeblich zu steigern, gleichzeitig werden die pflegenden Eltern zumindest für die Dauer des Aufenthaltes der Kinder bei „Schritt für Schritt“ entlastet. „Wichtig ist, dass die Kinder motiviert dabei sind, Freude an dem Angebot haben SCHRITT FÜR SCHRITT




Verein zur Förderung behinderter Kinder info@schrittfuerschritt.at www.schrittfuerschritt.at
Spendenmöglichkeit: Sparkasse Kitzbühel, AT71 2050 5006 0000 3511
und gerne kommen. Nur so können auf Dauer Fortschritte erreicht werden. Kinder mit Behinderungen benötigen meist lebenslange Therapien. Sie sollten daher keine Angst oder Antipathie dazu haben“, so Vereinsobfrau Susanne Schöllenberger-Baumgartner.
Gegründet wurde der Verein von engagierten Eltern, die eine solche Art der ganzheitlichen Förderung in anderen Bundesländern erlebt haben. In Oberösterreich, Niederösterreich, der Steiermark und Salzburg gibt es solche Therapieeinrichtungen seit über 30 Jahren. Dort werden die Fördereinheiten im Gegensatz zu Tirol vom jeweiligen Land und der Gebietskrankenkasse getragen. Die Therapien im Verein „Schritt für Schritt“ werden zu rund 80 Prozent durch Spenden und Elternbeiträge finanziert, der Rest kann mit dem Land Tirol (Einzeltherapien, Reha-Bescheid) abgerechnet werden.
Im Jahr 2020 wurde der gemeinnützige Verein für sein Engagement mit dem Bank Austria Sozialpreis Tirol ausgezeichnet – im Konkreten für seine Sommer-Intensiv-Wochen, im Zuge derer ein abwechslungsreiches Programm während der Sommerferien angeboten wurde. Insgesamt wurden dabei 35 teils schwerstbehinderte Kinder für jeweils drei Wochen betreut, was vor allem den Eltern wertvolle Zeit zum Durchatmen gegeben hat.