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KULTUR UND FREIZEIT

SINNVOLLE FREIZEITGESTALTUNG

Biscotti, pomodori e peperoni Sandro Lancini, passionierter Gärtner, hat sich in Arzo TI sein eigenes kleines Paradies eingerichtet.

Von Gabi Bucher

Sandro Lancini lebt in Arzo, im Bezirk Mendrisio, in einem Haus am Hang mit unglaublichem Ausblick. Bis Mailand sehe man an schönen Tagen, behauptet er. Er lebt dort seit 30 Jahren, allein, mit Hund Aldo, einer englischen Bulldogge. Nicht all­täglich, der Name, denn Aldo ist eine Hundedame. Sandro lacht und erzählt, halb Französisch, halb Italienisch und mit ein paar Brocken Deutsch, wie es dazu gekommen ist. Der Name sei schon gewählt gewesen und zusammen mit seinem eigenen bereits auf dem Briefkasten vermerkt, be­vor er den Hund beim Züchter ausgesucht habe. Der für ihn vorgesehene Rüde hatte nicht die richtige Farbe, also entschied er sich für das Weibchen. «Schlussendlich ist es dem Hund egal, wie ich ihn rufe, so­lan­ge er sein Leckerli kriegt», erklärt er lachend. Verheerende Hilfsaktion Das ist Sandro, er erzählt gerne Geschichten, lacht viel und lebt gut hier in seinem Reich, trotz den Einschränkungen durch seinen Unfall. Wobei es eigentlich nicht sein Unfall gewesen sei, meint er. «Ich war auf der Autobahn unterwegs. Es hatte ei­ nen Unfall gegeben und ich stieg aus meinem Wagen, um zu helfen. Dabei wurde ich von einem herannahenden Auto mit 120 km/h erfasst und 25 Meter durch die Luft geschleudert.» Er sei mehr tot als lebendig liegen geblieben. Nach fast zwei Jahren Krankenhaus und dreissig Operationen lebt er heute, 13 Jahre später, mit ei­ nem über dem Knie amputierten Bein und 22

mit einer eingeschränkten Beweglichkeit des rech­ten Arms. Aber was ihn vor allem plagt und einschränkt, sind die Phantomschmerzen. Immer wieder suchen sie ihn heim. «Die Beinprothese machte das Gan­ ze noch schlimmer, darum habe ich sie vor zwei Jahren weggelegt.» Jetzt benutzt er den Rollstuhl und ab und zu Krücken. Treppenelemente als Gartenweg Eine grosse Ablenkung in seinem Alltag ist Aldo. «Einerseits ist sie Gesellschaft, an­ dererseits muss ich mich um sie kümmern, muss raus, bei jedem Wetter.» Aber sein wirklich grosses Hobby ist sein Garten.

«Es gab schon immer einen Garten hier, auch vor meinem Unfall, aber er war viel grösser», erzählt er. Als er nach seinem Krankenhausaufenthalt zurückgekommen sei, habe er lange überlegt, wie er den Garten umgestalten und für sich zugänglich machen könnte. «Eines Tages sah ich in Coldrerio bei einer Betonfirma diese viereckigen Behälter und die Treppenelemen­te.» Das brachte ihn auf die Idee der Gartenbeete. Liefern würden sie schon, habe der Verkäufer gesagt, aber verlegen müsse er das Ganze selber. «Glücklicherweise ha­be ich viele Freunde aus meiner Zeit als Zugführer bei der SBB», erklärt Sandro.

Ernten, Setzlinge ziehen oder backen, Sandro weiss sich zu beschäftigen Paracontact I Sommer 2021


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