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FÜR SIE DA

FÜR SIE DA

Tessiner Sonne und Italianità

Seit zwölf Jahren betreut und berät Gian Paolo Donghi die italienisch sprechenden Querschnittgelähmten.

Von Gabi Bucher

Ein Aussendienstmitarbeiter ist oft nicht so stark in ein Team eingebunden, umso mehr, wenn sein Arbeitsgebiet 200km von jenem seiner Arbeitskollegen entfernt liegt. Die Frage, ob er sich nicht manchmal etwas als Aussenseiter vorkomme, verneint Gian Paolo. «Ich fühle mich gut aufgehoben und begleitet. Bei Fragen finde ich immer jemanden in Nottwil, der mir weiterhilft.» Und es sei auch manchmal ganz schön, unabhängig arbeiten zu können, fügt er lachend an. So ist Gian Paolo, ausgeglichen und zuvorkommend. Jede und jeden beschenkt er mit einem aufgestellten «Ciao, tutto bene?», begleitet von einer Handbewegung, Italianità eben.

Befriedigende Aufgabe

Gian Paolo arbeitet seit zwölf Jahren bei der SPV. Nach seinem Unfall wurde er während der Erstrehabilitation von Gianpietro Bergomi begleitet. Dieser fragte ihn im Jahr 2008, ob er interessiert wäre, seinen Posten als Aussendienstmitarbeiter im Tessin zu übernehmen. Gian Paolo sagte zu. «Ich mag den Kontakt mit Menschen», erklärt er. «Natürlich gibt es auch schwierige Momente in dieser Arbeit, aber es ist eine grosse Befriedigung zu sehen, wie ein Querschnittgelähmter nach der Rehabilitation sein Leben wieder in die Hand nimmt.»

Post von zu Hause

Gian Paolo besucht und berät seine Tessiner Klienten in ihrem Zuhause, allenfalls auch an ihrem Arbeitsplatz. Jeden Monat kommt er für zwei Tage nach Nottwil. Da tauscht er sich aus, bespricht sich mit seiner Vorgesetzten Daniela Vozza, aber vor allem besucht er die italienisch sprechenden Patienten im Schweizer ParaplegikerZentrum. «Heute sind es acht», erklärt er. Bei jenen, die schon länger stationär sind, schaut er kurz rein um zu sehen, wie es ihnen geht, bringt Grüsse von zu Hause, auch mal die Post, Arbeitsunterlagen, Bücher. Bei Frischverletzten stellt er sich und die Dienstleistungen der SPV vor. Hier gelte es vor allem, möglichst rasch abzuklären, wie sich die Wohnsituation zu Hause gestalte. Mit einem Architekten und allenfalls Familienangehörigen bespricht er vor Ort, was angepasst werden soll. «Da ist rasches Handeln gefragt. Die Finanzierung muss geklärt sein und der Umbau beendet, bevor der Patient nach Hause kommt.» Dann stehe oft noch ein Besuch an, um zu sehen, wie der Patient zu Hause zurechtkomme. «Danach ist es an ihm, mich zu kontaktieren, wenn er etwas braucht.» Sein Telefon sei immer auf Empfang, aber glücklicherweise hielten sich die meisten an seine Bürozeiten, meint er augenzwinkernd.

Neben der Beratung der Mitglieder liegt Gian Paolo vor allem auch die Sensibilisierung der Bevölkerung am Herzen. Er besucht Schulklassen, erklärt in groben Zügen, was Querschnittlähmung bedeutet und lässt die Jugendlichen Rollstühle und Handbikes ausprobieren. «Das ist die beste Art, sie auf unsere Hindernisse im Alltag aufmerksam zu machen», meint er. Daneben arbeitet er eng zusammen mit den beiden Tessiner Rollstuhlclubs.

Aber jetzt warten die Patienten. Zeit, ihnen etwas Tessiner Sonne und etwas Italianità in den Klinikalltag zu bringen.