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SANFTE BEWEGUNG
SANFTE BEWEGUNG
Yoga für alle
Antje Kuwert lehrt Menschen im Rollstuhl, wie sie mit Kundalini-Yoga ihr Bewusstsein für Körper und Geist entwickeln und stärken können.
Von Antonia Tanner
«Jeder Mensch, der atmen kann, kann auch Yoga machen», sagt Antje Kuwert, Yogalehrerin und -ausbilderin, Sporttherapeutin, Gestalttherapeutin und Buchautorin. Man müsse weder unversehrt oder gar akrobatisch begabt sein, um im Yoga Ziele zu erreichen. Antje Kuwert weiss wovon sie spricht. Bereits seit 15 Jahren unterrichtet und lehrt sie Kundalini-Yoga für Menschen mit und ohne Behinderung.
Pionierarbeit geleistet
Sie war die Erste, die damals mit gemischten Klassen (Rollstuhlfahrer und Fussgänger) begann. Yoga für Menschen mit Behinderung gab es so noch nirgends im Angebot. Dementsprechend stiess Antje Kuwert auf grosse Skepsis. Ihrer Motivation, ein Yoga für alle zu schaffen, tat dies jedoch keinen Abbruch. Heute kann sie auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückblicken und weiss um die positiven Auswirkungen, die Yoga auf die Gesundheit von Querschnittgelähmten haben kann.
Lebensenergie und Bewusstsein
Kundalini-Yoga weckt die Lebenskraft und gilt als Yoga des Bewusstseins. Dieser Yogastil eignet sich besonders gut für Menschen im Rollstuhl. Viele der Körperübungen finden im Sitzen statt und können leicht abgewandelt werden. Kundalini ist verwandt mit anderen Yogaformen wie Hatha-Yoga. Die Übungen gestalten sich jdedoch dynamischer, da sich Kundalini stark auf das Spüren der Lebensenergie ausrichtet. Nach jeder Übungsreihe folgt eine Entspannung und Meditation als energetisch notwendiger Ausgleich für den Geist.
Atmen, bewegen, dehnen
Auch der Atem hat einen zentralen Stellenwert und wird praktisch während allen Übungen bewusst geführt. So kann eine Verbesserung der Atemtechnik und des Atemvolumens erreicht werden. Die Atmung wirkt sich auch positiv auf die Organe aus, wie auch die Aussage der 47-jährigen Diane, eine Teilnehmerin mit Spina bifida, zeigt: «Durch das viele Sitzen ist mein Oberkörper oft verspannt und mein Bauch gestaucht. Durch eine bestimmte Atemtechnik, den Feueratem, kann ich meine inneren Organe, wie zum Beispiel das Bauchfell, massieren und meine Darmtätigkeit sanft anregen. Das ist ein toller Effekt.»
Die positiven Auswirkungen von Kundalini spürt auch die 32-jährige Sandra. Sie hat Dysmelie und nimmt regelmässig an Antje Kuwerts Onlinekursen teil: «Viele Übungen funktionieren genauso im Sitzen und falls nicht, passt Antje die Übungen an. Gleich nach der ersten Stunde habe ich gemerkt, wie Yoga meinen Körper beruhigt und ausgleicht. Als Rollstuhlfahrerin sitze ich viel. Die Bewegungen und das Dehnen helfen mir, mich freier, ausgeglichener und beweglicher zu fühlen.»
Buch als Anleitung
2015 gab Antje Kuwert ihr Buch «Kundalini-Yoga für RollstuhlfahrerInnen» heraus. Darin zeigt sie leichte bis herausfordernde Übungen auf, die für Anfänger und Fortgeschrittene gleichermassen geeignet sind. Alle Übungen sind gut bebildert und genau erläutert. Die Autorin nennt jeweils Varianten zur Übung im Rollstuhl oder am Boden; fast alle können im Rollstuhl ausgeführt werden und/oder sind für querschnittgelähmte Menschen mit verschiedenen Läsionshöhen geeignet.
WISSENSWERT
Der für Juli im SPZ geplante Kurs mit Antje Kuwert musste leider abgesagt werden. Ein Ersatzdatum steht vorerst nicht fest. Informationen erhalten Sie bei christa.schwager@paraplegie.ch, Tel. 041 939 52 92.
Onlinekurse
Es finden jedoch regelmässig gemischte Kurse via Zoom statt: www.kundaliniyoga-ak.de info@kundaliniyoga-ak.de
Buch
«Kundalini für RollstuhlfahrerInnen» ist in der Schweiz bei Orell Füssli erhältlich: www.orellfuessli.ch. Vier Exemplare gibt es zur Ausleihe in der Bibliothek des SPZ.