Hausarzt medizinisch
„Spannende Entwicklungen im Bereich der Proktologie“
Erkrankungen des Enddarms und des Analkanals zählen nach wie vor zu den Tabu themen. Fast immer sind sie für Betroffene mit Scham, Schmerz und Ekel verbunden.
Assoc.-Prof. PD. Dr. Stefan Riss, FRCS, Oberarzt an der Universitätsklinik für Chirurgie, Wien, gibt im Gespräch mit dem HAUSARZT ein Update.* HAUSARZT: Wie häufig kommen Hämorrhoidalleiden in der Bevölke rung vor? Assoc.-Prof. PD. Dr. Stefan Riss, FRCS: Hämorrhoiden haben alle Menschen. Vergrößern sie sich und verursachen sie Beschwerden, dann spricht man von einer Hämorrhoidalerkrankung. Hämorrhoiden werden – nach der Klassifikation von Goligher – in die Grade 1-4 unterteilt, wobei Grad 4 die größte Ausdehnung darstellt. Wie oft nun Hämorrhoidalleiden in der Bevölkerung vorkommen, ist gar nicht so einfach zu beantworten,
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Juni 2021
weil die Datenlage leider nicht klar ist. In einer epidemiologischen Studie konnte jedoch gezeigt werden, dass 39 % der untersuchten Personen vergrößerte Hämorrhoiden aufwiesen. Davon hatte rund die Hälfte der Personen keine Beschwerden wie Blutungen, Schmerz und Jucken oder auch Stuhlschmieren. Zu beachten ist zusätzlich, dass diese Symptome ebenso durch andere Erkrankungen hervorgerufen werden können.
Experte zum Thema: Assoc.-Prof. PD. Dr. Stefan Riss, FRCS Oberarzt an der Universitätsklinik für Chirurgie, Wien
Was sind die Ursachen und Risiko faktoren? Auch in Bezug auf die Einflussfaktoren für die Entstehung von Hämorrhoiden gibt es leider wenig Evidenz. Mögliche Risikofaktoren sind eine genetische Disposition, Stuhlentleerungsstörungen, Diarrhoe oder diverse Lebensstilfaktoren. Welche Behandlungsoptionen gibt es? Am einfachsten lassen sich Hämorrhoidalerkrankungen durch eine Stuhlregulation mit Ballaststoffen und eine topische Therapie mit Salben oder Suppositorien behandeln. Systemische Therapien, zum Beispiel mit Flavonoiden,
„Die beste Therapie ist jene, die dabei hilft, die Beschwerden der betroffenen Person zu lindern oder zu beseitigen. Das kann eine konservative Therapie oder eine chirurgische sein.“
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Foto: © PHOTOPAM / Pamela Draxler
+++ Hämorrhoidalleiden: Klassifizierung und Behandlung +++ Analfissuren: konservative und operative Therapien +++ Stuhlinkontinenz: neue Behandlungsansätze +++