Hausarzt medizinisch
Die Klimakrise als Gesundheitskrise Wie sich Allergiker vor extremen Wettersituationen schützen können
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ma ist ein ernstzunehmender Notfall, der viele Menschen lokal bzw. regional betrifft. Obwohl das Gewitterasthma nicht durch den Klimawandel bedingt ist, wird es in der Häufigkeit durch den Klimawandel bedingt zunehmen“, führt der Leiter des Österreichischen Pollenwarndienstes aus.
Die Menge der Pollen steigt
Die Auswirkungen des Wetters Der Klimawandel, die Umweltverschmutzung und die Entstehung von Allergien gehen Hand in Hand. Die zunehmende Luftverschmutzung trägt zur Verschlimmerung oder Entwicklung von Allergien und Asthma bei. Durch Temperatur-, Feuchtigkeits-, Wind- und Niederschlagsschwankungen ist die Umwandlung von Luftschadstoffen gestört. Belastungen durch Feinstaub und Ozon verschlechtern bestehendes Asthma und Rhinitis. „Ozon verstärkt die Belastung auf zwei Wegen: Es führt zu Entzündungsprozessen in den oberen
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Juni 2021
und unteren Atemwegen und kann sogar die Lungenfunktion einschränken. Außerdem ruft Ozon Zellstress hervor und kann dadurch die Allergene im Pollenkorn verändern bzw. verstärken. Einzelne Ozonmoleküle können sogar auf der Oberfläche von Pollenkörnern in die Atemwege gelangen“, schildert Berger. Die Wetterveränderungen stehen aber auch im direkten Zusammenhang mit Exazerbationen. Die Kühlung oder die Reizung der Atemwege, ausgelöst durch niedrige Temperaturen, hohe Luftfeuchtigkeit oder einen plötzlichen Temperaturabfall, führen vermehrt zu Krankenhauseinweisungen von Asthmatikern. Ein besonderes Phänomen stellt das Gewitterasthma dar. Das Unwetter kann unter bestimmten Voraussetzungen schwere Asthmaanfälle auslösen. „Derzeit wird vermutet, dass durch die Blitztätigkeit mehr Ozon produziert und zusätzlich Allergen frei wird, das als Kleinstpartikel tief in die Lunge eindringen kann. GewitterasthExperte zum Thema: Uwe E. Berger, MBA Leiter des Österreichischen Pollenwarndienstes, Leiter der Forschungsgruppe Aerobiologie und Polleninformation, Mitarbeiter des Ratgebers „Pollen und Allergie“
Luft im Wald ist eine Wohltat Berger ist selbst Allergiker und weiß daher aus eigener Erfahrung: „Gute Information ist der beste Rat.“ Für Ausflüge und Urlaube empfiehlt er, die Zeit der höchsten Belastungen zu meiden. Eine gute Einschätzung darüber würden die Europakarten des Pollenwarndienstes erlauben. Pauschale Empfehlungen seien jedoch schwierig. Die Luft im Wald sei, vor allem während der Gräserpollenblüte, eine Wohltat für viele Allergiker: „Unter dem Blätterdach ist man nicht nur vor Pollen, sondern auch vor Feinstaub geschützt. Es herrscht dort ein gesundes Klima für die Atemwege. Natürlich gibt es Ausnahmen: Erle und Hasel befinden sich beispielsweise am Waldrand – hier ist die Blütezeit zu beachten“, macht der Experte aufmerksam. Generelle Empfehlungen gebe es außerdem für Aufenthalte in den
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„Der Klimawandel bzw. die globale Erwärmung spielt eine große Rolle in der Zukunft der Allergien. Vieles ist noch nicht absehbar, aber manches zeichnet sich bereits ab“, weiß Uwe E. Berger, MBA, Leiter des Österreichischen Pollenwarndienstes der MedUni Wien und Mitarbeiter des Ratgebers „Pollen und Allergie“ (siehe Buchtipp). Genaue Vorhersagen seien aber nicht möglich: „Es zeichnet sich ab, dass die Pollensaison allgemein in Mitteleuropa länger werden könnte – ebenso wie das wahrscheinliche Auftreten von neuen Allergenen und die Zunahme von Beschwerden durch extreme Wetterereignisse“, berichtet Berger.
Die Pollenallergien werden vielfältiger und betreffen uns mittlerweile fast das ganze Jahr über. Aspekte wie die Urbanisierung und die Luftverschmutzung wirken sich unterschiedlich auf die pflanzliche Artenvielfalt, auf die Dauer der Blühphasen, die Pollenmenge in der Luft, aber auch auf die Allergenität der Pollen aus. Die Auswirkungen sind jedoch von Pflanze zu Pflanze verschieden. Ein Vergleich bisheriger Studien konnte bereits aufzeigen, dass die Tendenz in die gleiche Richtung geht: Die Menge der Pollen ist in den letzten Jahren gestiegen und auch in den nächsten Jahrzehnten wird in Mittel- und Nordeuropa mit einer Zunahme von allergenen Pollen gerechnet.1