Hausarzt medizinisch
Ab in den Urlaub auch mit Diabetes Eine Anpassung der Medikation kann erforderlich sein
Foto: © shutterstock.com/ Photology1971, Breaking The Walls
Jedes Blutzuckermessgerät misst außerdem nur in einem bestimmten Temperaturbereich zuverlässig. Wo dieser Bereich liegt, darüber informieren die Herstellerangaben. Auch das gehört vorab unbedingt ermittelt, um sich während der Urlaubsreise auf die gemessenen Werte verlassen zu können.
Flugreisen und Zeitver schiebung
Sommerzeit ist Reisezeit. Jedoch ist für Menschen mit Diabetes eine genauere und längerfristige Urlaubsplanung unbedingt notwendig. Denn eine Zeitverschiebung, ungewohntes Essen, ein anderer Tagesrhythmus oder ein anderes Klima im Urlaubsland sind Faktoren, die zu Schwankungen des Blutzuckers führen können. So sollte mit Betroffenen vor Reiseantritt ein Termin in der Ordination zwecks der Urlaubsvorbereitung vereinbart werden.
Die richtige Lagerung Am sichersten ist es, die doppelte Menge des Urlaubsbedarfs an DiabetesMedikamenten mitzunehmen, damit sich unvorhersehbare Verluste leicht auffangen lassen. Durch die Temperaturempfindlichkeit des Insulins und der Blutzuckerteststreifen muss hier auf die richtige Lagertemperatur geachtet werden – idealerweise liegt sie zwischen zwei und acht Grad Celsius. Eine direkte Sonneneinstrahlung ist unbedingt zu vermeiden. In jedem Fall empfiehlt sich
26
Juni 2021
die Anschaffung einer speziellen Kühltasche für Medikamente. Alternativen bieten Styroporboxen, gekühlte Thermoskannen oder kühle Handtücher, in die das Insulin eingewickelt werden kann. Herkömmliche Kühlboxen sind insofern nicht optimal, als hier die Gefahr besteht, dass das Insulin zu nahe am Kühlakku gelagert und eingefroren wird – die Wirksamkeit geht dadurch verloren. Bei Flugreisen sollten die Medikamente immer im Handgepäck transportiert werden. Die Temperaturen im Frachtraum sind sehr niedrig, sodass die empfohlene Lagertemperatur sehr leicht unterschritten werden kann und die Medikamente dann gefrieren. Zudem besteht die Gefahr, dass das Gepäck verspätet oder gar nicht am Zielflughafen ankommt. Bei Urlaubsreisen mit dem Auto ist zu bedenken, dass es im ganzen Auto und speziell im Kofferraum sehr heiß werden kann. Daher sollten beim Verlassen des Autos unbedingt alle Medikamente samt der Kühltasche mitgenommen werden.
Speziell bei Flugreisen ist eine ärztliche Bestätigung für den Zoll bezüglich der notwendigen Geräte, Utensilien und Medikamente von Vorteil. Eine Vorlage in deutscher und englischer Sprache kann auf der Website der Österreichischen Diabetes Gesellschaft heruntergeladen werden. In puncto Zeitverschiebung kann die Einstellung der Pumpe oder die Injektion des Basalinsulins bei kürzeren Flugreisen mit einer Zeitverschiebung von null bis drei Stunden normalerweise belassen werden. Aufregung oder wenig Bewegung während der Reise führt häufig zu höheren Blutzuckerwerten – hier kann eine temporäre Basalrate oder eine Erhöhung des Basalinsulins um wenige Einheiten Abhilfe schaffen. Längere Flugreisen über mehrere Zeitzonen erfordern hingegen eine Insulinanpassung. Hier ist darauf zu achten, ob die Uhr zurückgestellt oder nach vorne gestellt wird. Bei Flügen gen Westen wird der Tag länger, bei Reisen nach Osten kürzer.
Therapieanpassung rund um den Flug Bei der intensivierten Insulintherapie (ICT) und Flügen in den Westen wird am Tag des Abflugs das Basalinsulin wie gewohnt gespritzt. Die zusätzlichen Stunden werden mit kurz wirksamem Insulin (Bolusinsulin) überbrückt. Erst nach der Ankunft ist das Basalinsulin – angepasst an die Uhrzeit vor Ort – zu spritzen. Geht der Flug nach Osten – oder auch beim Rückflug – wird im Flugzeug Bolusinsulin nach Bedarf
>