Hausarzt medizinisch
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#METO Machtmissbrauch hinterlässt Spuren Erst jüngst wurden Vorwürfe wegen angeblicher sexueller Belästigung gegen einen österreichischen Verleger laut. Der HAUSARZT sprach mit Experten über die Rele vanz des Themas dreieinhalb Jahre nachdem #MeToo Geschichte machte. Eigentlich wollte sich Natalie K. von ihrer Hausärztin nur ein Medikament gegen Schlafstörungen verschreiben lassen. Die 32-Jährige hatte nicht vor, die sexuellen Übergriffe in ihrer Arbeit im Gespräch mit ihrer Allgemeinmedizinerin zu thematisieren. Als diese jedoch „nachzubohren“ begann, sich erkundigte, seit wann sie die Probleme habe, was sie als Ursache vermute, ob private oder berufliche Gründe dahinterstecken könnten, sprudelte es aus der jungen Frau heraus: dass sie im Büro immer öfter mit abfälligen Witzen und zweideutigen, sexualisierten Äußerungen konfrontiert sei. Dass ein Vorgesetzter sie schon mehrmals, z. B. beim Kaffee-
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Juni 2021
automaten, wie zufällig berührt habe. Und Ähnliches mehr. All das belastet die Patientin sehr. Sie ist in der Situation zu perplex, um adäquat darauf zu reagieren. Hinzu kommt, dass sie ihren Job nicht verlieren will. Nun sollte man meinen, dass dreieinhalb Jahre, nachdem #MeToo Geschichte machte, sexuelle Belästigungen am Arbeitsplatz im Abnehmen begriffen seien. Damals, im Oktober 2017, begann der Skandal bekanntlich damit, dass Alyssa Milano, Freundin eines Opfers des US-amerikanischen Filmproduzenten Harvey Weinstein, dazu aufrief, mit der Phrase „Me too“ auf sexuelle Belästigungen, Nötigungen oder Vergewalti-
gungen aufmerksam zu machen, die unter dem „Deckmantel“ der Prominenz und in wirtschaftlicher Abhängigkeit stattfanden. MeToo verbreitete sich daraufhin viral. Am 15. Oktober wurde der Hashtag mehr als 200.000 Mal auf Twitter verwendet. Auf Facebook erschienen in den ersten 24 Stunden über zwölf Millionen Postings dazu.
Kein Kavaliersdelikt mehr? Das virale Geschehen trug zweifelsohne dazu bei, das Problem der sexuellen, psychischen und körperlichen Gewalt verstärkt an die Öffentlichkeit zu bringen und vom Stigma zu befreien. Die