Hausarzt 02/2021

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Hausarzt medizinisch

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Foto: © shutterstock.com/ tadamichi

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Deutschland durchgeführten Studie von Angst, psychischer Belastung und da­ von, dass sie mehrere Stunden pro Tag über das Coronavirus nachdachten.* Bei der Differenzierung zwischen situ­ ationsabhängiger Besorgtheit und einer klinisch relevanten psychischen Störung kann die Beachtung der folgenden zwei Aspekte sehr hilfreich sein: Leidens­ druck und Funktionseinschränkung. Diesbezüglich empfiehlt die Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapeuti­ sche Medizin: „Man sollte den Patienten fragen, wie häufig er an das angstbesetz­ te Thema denkt. Berichtet er, dass er kaum an etwas anderes denken kann, sich nicht mehr gut konzentrieren kann und sich insgesamt irritiert, belastet oder angespannt fühlt, bzw. weniger Energie und/oder Freude empfindet, dann ist das ein signifikanter Hinweis, dass der Patient einen deutlichen Leidensdruck verspürt.“ Bei der schon angesproche­ nen Funktionseinschränkung sollte vor allem ermittelt werden, ob der Betrof­ fene noch in der Lage ist, seiner Arbeit nachzugehen, die familiären Pflichten zu erfüllen und/oder soziale Aktivitäten auszuüben.

Auf körperliche Beschwerden achten

Angstsymptome richtig einordnen Diagnostik und Therapie von subsyndromalen bis schweren Angststörungen unter Beachtung der Komorbiditäten +++ Leidensdruck und Funktionseinschränkung als erste Anhalts­ punkte +++ Phytopharmaka und Psychotherapie für leichte Angst­ störungen gut geeignet +++ Bei schwereren Symptomen sind Antidepressiva Therapie der ersten Wahl, auch in Kombination mit anderen Wirkstoffen einsetzbar +++ Im Rahmen einer Pandemie gibt es vie­ le Gründe, ängstlich zu sein: Nicht nur gesundheitliche Folgen einer Infektion, sondern auch Zukunftsängste, z. B. öko­ nomischer Natur, können unangeneh­ me Gefühle hervorrufen. „Die Covid19-Pandemie stellt einen Trigger sowohl für die Erstmanifestation als auch für die

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Verschlechterung von psychiatrischen Erkrankungen dar“, unterstreicht DDr.in Lucie Bartova, Klinische Abteilung für Allgemeine Psychiatrie, Universitätskli­ nik für Psychiatrie und Psychotherapie, MedUni Wien. So berichteten zu Be­ ginn der Coronakrise rund 50 Prozent der mehr als 6.500 Teilnehmer einer in

„Hausärzte spielen bei der Erkennung psychischer Störungen generell eine be­ deutende Rolle. Sie sind oftmals die ers­ ten Kontaktpersonen der Betroffenen, welche die Möglichkeit haben, zwischen einer normalen Besorgtheit und einer Angststörung zu unterscheiden“, betont DDr.in Bartova. Sie weist darauf hin, dass dabei ein besonderes Augenmerk auf körperliche Beschwerden zu legen sei: „Berichten Patienten über mehre­ re Besuche hinweg von somatischen Beschwerden, für die sich kein ‚organi­ sches‘ Korrelat finden lässt, könnte sich eine psychische Erkrankung dahinter verstecken“, erläutert die Fachärztin. Beispiele für psychosomatische Be­ schwerden umfassen u. a. unspezifische Schmerzen, Verspannungen und/oder verschiedene vegetative Symptome wie vermehrtes Schwitzen, Zittern, Schwin­ del, Herzklopfen, Atemnot, Übelkeit, Diarrhoe und andere Beschwerden im Bereich des Magen-Darm-Traktes.


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