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Einmal Osteoporose, immer Osteoporose

Bekannte und neue Einflussfaktoren sowie Management der Erkrankung

Bei Osteoporose handelt es sich um eine chronische Erkrankung, die lange unbemerkt bleiben kann und durch den Verlust an Knochenmasse, architektur und festigkeit sowie ein dauerhaft erhöhtes Frakturrisiko charakterisiert ist.¹ Neben dem Ernährungsverhalten beeinflussen auch medikamentöse Langzeittherapien, im Besonderen mit Glukokortikoiden, den Knochenstoffwechsel negativ. Regelmäßige Bewegung hingegen verzögert die physiologische Abnahme der Knochenmineraldichte im Alter und senkt das Sturz und somit das Frakturrisiko.

Erhöhtes Risiko bei Vegetariern und Veganern

Eine gesundheitsfördernde und ausgewogene Ernährung wirkt sich positiv auf den Knochenstoffwechsel aus und trägt so zur Prävention der Osteoporose bei. Als weitere prophylaktische Maßnahme zur Erhaltung der Knochenmineraldichte ist die ausreichende Versorgung mit Kalzium und Vitamin D zu nennen. Eine hinlängliche Eiweißaufnahme stellt überdies einen wichtigen Präventionsfaktor dar, um die Funktion des Bewegungsapparates zu erhalten und Komplikationen nach osteoporotischen Frakturen zu reduzieren.² Laut einer aktuellen prospektiven Beobachtungsstudie (EPIC) der Oxford University weisen Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, ein erhöhtes Knochenbruchrisiko auf. Jenes ließe sich teilweise auf das geringe Körpergewicht und die reduzierte Aufnahme von Proteinen und bei Veganern auch von Kalzium zurückführen. Der Körper greift bei Kalziummangel auf Vorräte im Knochen zurück, was langfristig die Entwicklung einer Osteoporose fördern kann. Bei Veganern könnten noch andere Faktoren, etwa eine eiweißarme Kost, die sich ungünstig auf die Muskulatur auswirkt, eine Rolle spielen. An der Studie nahmen 54.898 Erwachsene teil, insgesamt kam es zu 3.941 Frakturen. Die Auswertung ergab, dass Vegetarier um 11 % und Veganer um 50 % mehr Knochenbrüche erlitten.³

Inhalative Steroide erhöhen Osteoporoserisiko

Eine aktuelle FallKontrollStudie4 zeigte auf: Neben der Einnahme von oralen Steroiden erhöht auch die Behandlung mit inhalativen Steroiden signifikant das Risiko einer Osteoporose und einer Fragilitätsfraktur. Die Osteoporose gilt als bekannte Nebenwirkung einer Glukokortikoidtherapie. Einerseits begünstigen Steroide die Knochenresorption und hemmen gleichzeitig die Neubildung, andererseits bewirken sie eine verminderte Kalziumresorption im Darm sowie eine vermehrte Ausscheidung über die Nieren. Das alles sorgt dafür, dass der wichtigste Baustoff für die Knochenmineralisation knapp wird. Inhalative Steroide zur Langzeitbehandlung von Asthma bronchiale und anderen obstruktiven Lungenerkrankungen galten lange als unbedenklich, außerdem zeigten erste Untersuchungen keinen Einfluss auf die Knochendichte. Mittlerweile wird diese Einschätzung jedoch nicht mehr von allen Experten geteilt.4

Risikoberechnung in der Praxis

Die Diagnostik zielt darauf ab, all jene Frauen und Männer zu erfassen, bei denen ein hohes Frakturrisiko vorliegt und demzufolge therapeutische Maßnahmen indiziert sind. Zu den Risikofaktoren

Das Wichtigste in Kürze

Osteoporose ist eine chronische Erkrankung, die ein dauerhaft erhöhtes Frakturrisiko birgt. Aktuelle Studie: Das Risiko für Vegetarier und Veganer ein Fraktur zu erleiden, ist mit 11 % und 50 % deutlich erhöht.3 Aktuelle Studie: Neben der Einnahme von oralen Steroiden erhöht auch die Behandlung mit inhalativen Steroiden das Risiko einer Osteoporose und einer Fragilitätsfraktur signifikant.4 Eine orale KalziumVitaminDTherapie, Bisphosponate und körperliches Training sind die Basis der Osteoporosebehandlung. Alternativpräparat sind u. .a. Denosumab, Raloxifen oder Teriparatid (bei Frauen) und Teriparatid oder Denosumab (bei Männern).

zählen beispielsweise ein Alter über 70 Jahre, eine familiäre Häufung oder Langzeittherapien mit Glukokortikoiden. Darüber hinaus legen eine gravierende Körpergrößenabnahme (um 4 cm), eine zunehmende Kyphosierung oder plötzlich aufgetretene lokalisier und provozierbare Rückenschmerzen den Verdacht auf eine Osteoporose nahe. Aus technischer Sicht deuten eine Knochendichteminderung von unter 2,5 Standardabweichungen (TWert) sowie eine Vertikalisierung der Wirbelsäule und vorliegende Wirbelkörperbrüche in der RöntgenBWS/LWSAufnahme in zwei Ebenen auf ein erhöhtes Risiko hin.5 Mittels der DXAMethode erfolgt die Messung der Knochenmineraldichte. Die ausschließliche Verwendung der Knochenmineraldichte für die Beurteilung des Frakturrisikos besitzt zwar eine hohe Spezifität, jedoch eine niedrige Sensitivität. Zudem hängt das individuelle Frakturrisiko von vielen weiteren Variablen bzw. Risikofaktoren ab. Die Leitlinien empfehlen für die Risikoabschätzung den Risikorechner FRAX und das „DVORisikomodell 2014“ . Mit FRAX lässt sich das länderspezifische ZehnJahresFrakturrisiko für MOF (Major Osteoporotic Fractures) berechnen (www.shef.ac.uk/FRAX/). In das „DVOFrakturvorhersagemodell 2014“ werden Alter, Geschlecht, Knochendichtemessung sowie zahlreiche klinische Risikofaktoren einbezogen. Die Vorhersage von vertebralen Frakturen und jene von proximalen Femurfrakturen sind die primären Zielparameter.²

Therapeutische Optionen

Die primäre medikamentöse Therapie der Osteoporose sollte ein Bisphosphonat (oral bzw. i. v.) sowie eine orale KalziumVitaminDBasistherapie umfassen. Zeigen sich nach ein bis zweijähriger konsequenter Anwendung eines Bisphosphonats eine Unverträglichkeit, eine KreatininClearance von < 40 ml/Min. oder eine unzureichende Wirksamkeit, empfiehlt sich ergänzend zur KalziumVitaminDBasistherapie ein Alternativpräparat wie Denosumab, Raloxifen oder Teriparatid (bei Frauen) und Teriparatid oder Denosumab (bei Männern). Treten mindestens zwei osteoporoseassoziierte Knochenbrüche auf, kann ein Substanzwechsel sinnvoll sein.

Während Bisphosphonate auch noch Jahre nach dem Absetzen eine antiresorptive Wirkung auf den Knochenstoffwechsel aufweisen, lässt die Wirkung von Teriparatid, Denosumab, Romosozumab und Raloxifen auf die Knochendichte bereits innerhalb weniger Monate nach. In der Regel sollte die Dauer der antiosteoporotischen Therapie drei bis fünf Jahre betragen. Derzeit ist nicht erwiesen, ob eine länger andauernde Therapie einen zusätzlichen frakturpräventiven Nutzen hat. Hier gilt es, eher auf mögliche Behandlungsrisiken bzw. Nebenwirkungen der Therapie zu achten. Daher sollte nach einem Behandlungszeitraum von drei bis fünf Jahren eine Behandlungspause erfolgen, sofern keine gravierenden Risiken bestehen. Bei einer Progredienz der Osteoporose sollte eine Wiederaufnahme der Therapie evaluiert werden.5 Krafttraining mit Gewichten, Balancetraining und Aktivitäten mit Eigengewichtsbelastung sind wesentliche Bestandteile der Osteoporoseprävention und therapie. Dabei stimulieren insbesondere Aktivitäten mit hoher Eigengewichtsbelastung, beispielsweise Laufen oder Springen, sowie Krafttraining die Zunahme der Knochenmineraldichte. Aktivitäten mit geringerem Aufprall wie Gehen haben dagegen nur minimale Effekte auf die Knochenmineraldichte. Im fortgeschrittenen Alter verzögert körperliche Aktivität selbst bei adäquater Kalzium und VitaminDVersorgung die physiologische Abnahme der Knochenmineraldichte. Umgekehrt können Muskelmasse und Kraft auch bei gebrechlichen Personen bis ins hohe Alter aufgebaut werden. Durch regelmäßiges Training lässt sich das Sturzrisiko um bis zu 25 % senken. Zudem verringert eine kräftige Rückenmuskulatur das Risiko, Wirbelkörperfrakturen zu erleiden.²

Fazit

Bei entsprechenden Risikofaktoren sollte eine sorgfältige Osteoporosediagnostik erfolgen. Für die Risikoberechnung stehen im Rahmen der Diagnostik unterschiedliche Modelle zur Verfügung. Beläuft sich das ZehnJahresRisiko, Wirbelkörperfrakturen zu erleiden, auf mehr als 30 %, wird eine medikamentöse Therapie empfohlen. Die Basistherapie besteht aus Vitamin D und Kalzium. Die empfohlene Kalzium menge beträgt für Erwachsene 8001.500 mg täglich, die VitaminDSupplementation umfasst 1.0003.000 EH pro Tag.5 Im Rahmen der primären medikamentösen Therapie sollte zusätzlich ein Bisphosphonat eingenommen werden. Liegen Kontraindikationen, Unverträglichkeiten oder spezielle Behandlungssituationen vor, können andere Antiosteoporotika die Basistherapie ergänzen.4

Mag.a Nicole Resl

Literatur: 1 Österreichische Gesellschaft für Knochen und Mineralstoffwechsel (OEGKM): Osteoporose. www.oegkm. at/knochen/osteoporose/ (abgerufen am 21.01.21). 2 Initiative Arznei und Vernunft: Osteoporose. www. arzneiundvernunft.at/uploads/171012_Leitlinie_Osteoporose_Onlineversion_580_DE.pdf (abgerufen am 19.01.21). 3 Tong TYN et al., BMC Medicine 2020; 18:353. 4 Chalitsios CV et al., Thorax 2021; 76:2128. 5 Dworschak P, Aktuelles zur Diagnostik & Therapie der Osteoporose/Gelbe Liste. www.gelbeliste.de/nachrichten/ osteoporosediagnostiktherapie (abgerufen am 19.01.21).

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