Hausarzt 02/2021

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Hausarzt pharmazeutisch

Antibiotika bei akuter Gastroenteritis Erreger und Ausmaß der Erkrankung als Entscheidungsfaktoren ist, kann sie für ältere Menschen mit Vorerkrankungen sowie für Kinder eine Gefahr darstellen. Da Viren unempfind­ lich gegenüber Antibiotika sind, zählt eine Verhinderung der Exsikkose zu den besten Therapien. Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution sind vor allem bei vorbelastenden Patienten und Kindern nötig.¹ Wird die Diarrhö durch eine Infektions­ quelle verursacht und von Enuresis, Er­ brechen und abdominellen Schmerzen begleitet, handelt es sich um eine infek­ tiöse Diarrhö. Der mitverantwortliche Mikroorganismus wird jedoch selten kli­ nisch bestätigt. Im Allgemeinen bessert sich eine akute Gastroenteritis spontan und erfordert keine (antibiotische) The­ rapie. Der unangebrachte Gebrauch von Antibiotika kann zudem eine antibioti­ kaassoziierte Diarrhö (AAD) oder an­ dere Komplikationen sowie Resistenzen nach sich ziehen.²

Foto: © shutterstock.com/ Festa

Inkubationszeit von Reise­ diarrhö

Die akute Gastroenteritis ist eine weit verbreitete Infektionserkrankung bei Erwachsenen. In vielen Fällen geht sie mit akuter Diarrhö einher. Die Mehr­ heit der Fälle wird durch Viren verur­ sacht, eine antibiotische Therapie ist daher nicht angezeigt. Selbst bei bak­ terieller Ursache belegen Studien nur eine geringe Verkürzung der Krank­ heitsdauer, weshalb die Anwendung von Antibiotika gegen unerwünschte Arzneimittelwirkungen abgewogen werden muss.

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Februar 2021

Häufigste Erreger Durch Rotaviren hervorgerufene Durchfallerkrankungen zählen weltweit zu den häufigsten Durchfallerkrankun­ gen bei Säuglingen und Kleinkindern. Ein weiterer stark verbreiteter Auslöser von Durchfallerkrankungen sind Noro­ viren. Die Symptomatik umfasst eine schwere Gastroenteritis mit Erbrechen, Diarrhö, Kopf- und Muskelschmerzen. Während die Virusinfektion bei gesun­ den Menschen nicht lebensbedrohlich

Eine Reisediarrhö stellt eine erhebliche Belastung sowohl für Erkrankte als auch mitreisende Personen dar. Sie tritt bei 30 bis 70 % der Reisenden auf und wird hauptsächlich durch E. coli, Campylo­ bacter jejuni, Shigellen und Salmonellen verursacht.¹ Südostasien, Zentralasien, Indien, Afrika, Mexiko und Lateiname­ rika gehören zu den Hochrisikogebieten in Hinblick auf Reisediarrhö. Bei Fieber und systemischen Symptomen sollte zuerst an Salmonellen, Campylobacter, Yersinia oder Shigellen gedacht werden. Yersinia zeigt dabei ähnliche Symptome wie eine akute Appendizitis. Während Rota- und Noroviren häufig wässrige Diarrhö verursachen, sind Shigellen, C. jejuni, Salmonellen, Shiga-Toxin produ­ zierende Escherichia coli (STEC) und enteroinvasive E. coli (EIEC) oftmals für blutige Diarrhö verantwortlich. Bei Lebensmittelvergiftungen kann der ur­ sächliche Keim anhand der Inkubati­ onszeit geschätzt werden. Kurze Inku­ bationszeiten von ein bis sechs Stunden


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