Hausarzt 02/2021

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Hausarzt medizinisch

Einmal Osteoporose, immer Osteoporose

Foto: © shutterstock.com/ adike

Bekannte und neue Einflussfaktoren sowie Management der Erkrankung

Bei Osteoporose handelt es sich um eine chronische Erkrankung, die lange unbe­ merkt bleiben kann und durch den Ver­ lust an Knochenmasse, -architektur und -festigkeit sowie ein dauerhaft erhöhtes Frakturrisiko charakterisiert ist.¹ Neben dem Ernährungsverhalten beeinflussen auch medikamentöse Langzeittherapi­ en, im Besonderen mit Glukokortikoi­ den, den Knochenstoffwechsel negativ. Regelmäßige Bewegung hingegen ver­ zögert die physiologische Abnahme der Knochenmineraldichte im Alter und senkt das Sturz- und somit das Frakturrisiko.

Erhöhtes Risiko bei Vegetariern und Veganern Eine gesundheitsfördernde und ausge­ wogene Ernährung wirkt sich positiv auf den Knochenstoffwechsel aus und trägt so zur Prävention der Osteoporose bei. Als weitere prophylaktische Maßnah­ me zur Erhaltung der Knochenmineral­ dichte ist die ausreichende Versorgung mit Kalzium und Vitamin D zu nennen. Eine hinlängliche Eiweißaufnahme stellt überdies einen wichtigen Präven­ tionsfaktor dar, um die Funktion des

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Februar 2021

Bewegungsapparates zu erhalten und Komplikationen nach osteoporotischen Frakturen zu reduzieren.² Laut einer aktuellen prospektiven Be­ obachtungsstudie (EPIC) der Oxford University weisen Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, ein erhöhtes Knochenbruchrisiko auf. Je­ nes ließe sich teilweise auf das geringe Körpergewicht und die reduzierte Auf­ nahme von Proteinen und bei Veganern auch von Kalzium zurückführen. Der Körper greift bei Kalziummangel auf Vorräte im Knochen zurück, was lang­ fristig die Entwicklung einer Osteopo­ rose fördern kann. Bei Veganern könn­ ten noch andere Faktoren, etwa eine eiweißarme Kost, die sich ungünstig auf die Muskulatur auswirkt, eine Rolle spielen. An der Studie nahmen 54.898 Erwachsene teil, insgesamt kam es zu 3.941 Frakturen. Die Auswertung ergab, dass Vegetarier um 11 % und Veganer um 50 % mehr Knochenbrüche erlitten.³

Inhalative Steroide erhöhen Osteoporoserisiko Eine aktuelle Fall-Kontroll-Studie4 zeig­ te auf: Neben der Einnahme von oralen

Steroiden erhöht auch die Behandlung mit inhalativen Steroiden signifikant das Risiko einer Osteoporose und einer Fra­ gilitätsfraktur. Die Osteoporose gilt als bekannte Nebenwirkung einer Gluko­ kortikoidtherapie. Einerseits begünsti­ gen Steroide die Knochenresorption und hemmen gleichzeitig die Neubildung, andererseits bewirken sie eine vermin­ derte Kalziumresorption im Darm sowie eine vermehrte Ausscheidung über die Nieren. Das alles sorgt dafür, dass der wichtigste Baustoff für die Knochenmi­ neralisation knapp wird. Inhalative Ste­ roide zur Langzeitbehandlung von Asth­ ma bronchiale und anderen obstruktiven Lungenerkrankungen galten lange als unbedenklich, außerdem zeigten erste Untersuchungen keinen Einfluss auf die Knochendichte. Mittlerweile wird diese Einschätzung jedoch nicht mehr von al­ len Experten geteilt.4

Risikoberechnung in der Praxis Die Diagnostik zielt darauf ab, all jene Frauen und Männer zu erfassen, bei de­ nen ein hohes Frakturrisiko vorliegt und demzufolge therapeutische Maßnahmen indiziert sind. Zu den Risikofaktoren


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