Hausarzt medizinisch
Vorhofflimmern in der Praxis Einschätzung des Blutungs- und thromboembolischen und Risikos
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ren mit einem besonders hohen Risiko einhergehen.¹ Der Score ist einfach in der Anwendung, gut validiert und der derzeitige Standard bei der Eruierung des Schlaganfallrisikos. Darüber hin aus können Biomarker wie Troponin-T oder NT-pro BNP in die Einschätzung einbezogen werden.³ Auch die echo kardiographisch gemessene Größe des linken Vorhofs könnte künftig dabei helfen, das Risiko zu berechnen. Zudem haben Patienten mit nichtparoxysmalem Vorhofflimmern ein höheres Thrombo embolierisiko.4
Einschätzung des Blutungsrisikos Vorhofflimmern ist eine der häufigsten Rhythmusstörungen weltweit und damit eine wesentliche kardiale Erkrankung des 21. Jahrhunderts. Patienten haben aufgrund des erhöhten Schlaganfall risikos auch eine signifikant erhöhte Mortalität. Das wichtigste Ziel der Be handlung von Vorhofflimmern beim gefährdeten Patienten stellt die Schlag anfallprophylaxe mit Antikoagulantien dar. Die Kontrolle der Herzfrequenz dient darüber hinaus der Verhinderung einer tachykardiebedingten Herzinsuf fizienz. Alle weiteren therapeutischen Maßnahmen können lediglich die Le bensqualität, jedoch nicht die Prognose verbessern. Als wesentlicher Faktor für das therapeutische Prozedere fungiert die richtige Einschätzung des thrombo embolischen Risikos.
Thromboembolisches Risiko Bei Patienten mit Vorhofflimmern ist das Schlaganfallrisiko im Vergleich zu jenem der Normalbevölkerung um das Fünffache erhöht. Das Risiko ist aller Foto: © Lukas Fiedler, privat
Experte zum Thema: OA Dr. Lukas Fiedler Facharzt für Innere Medizin, Abteilung für Innere Medizin, Kardio logie und Nephrologie, Landesklinikum Wiener Neustadt
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Februar 2021
dings nicht homogen verteilt, sondern hängt von gewissen Risikofaktoren ab.¹ Durch die Stase des Blutes im linken Vorhofohr, durch eine Endothelschä digung und eine Hyperkoagulierbar keit bilden sich Thromben, die im Falle einer Embolisation zu Schlaganfällen führen können.² In den letzten Jahren konnten verschiedene Risikofaktoren und Biomarker identifiziert werden, die mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko in Verbindung stehen. Die wichtigsten Risikofaktoren werden im sogenannten CHA2DS2-VASc-Score zusammenge fasst (Tabelle 1). Dazu zählen die Herz insuffizienz (congestive heart failure), die Hypertonie, ein Alter über 75 Jahre, Diabetes mellitus, Schlaganfall und vas kuläre Erkrankungen wie signifikante koronare Herzkrankheit oder auch pe riphere arterielle Verschlusskrankheit, außerdem das weibliche Geschlecht (Sex). Zur Ermittlung des Scores wird für alle Faktoren je ein Punkt vergeben. Für ein Alter von über 75 Jahren und ei nen stattgehabten Schlaganfall werden zwei Punkte berechnet, da jene Fakto
„Patienten mit Vorhof flimmern haben zumeist ein erhöhtes Schlaganfallrisiko. Daher ist eine orale Anti koagulation essentiell.“
Wenn dem CHA2DS2-VASc-Score zu folge eine orale Antikoagulation indi ziert ist, sollte auch das Blutungsrisiko des Patienten evaluiert werden. Dies er möglicht der sogenannte HAS-BLEDScore (Tabelle 2). Er ist sehr gut validiert und war in Studien komplexeren Scores nicht unterlegen.5 Der besagte Score beinhaltet die Risikofaktoren unkont rollierte Hypertonie, abnormale Nierenund/oder Leberfunktion, stattgehabter Schlaganfall, Blutungsgeschehen in der Anamnese, labile INR-Werte, Alter (Elderly = Alter von > 65 Jahren oder extreme Gebrechlichkeit) und Medika menten- oder exzessiver Alkoholkon sum (Drugs). Zur Ermittlung des Scores wird für jeden vorhandenen Faktor ein Punkt vergeben. Ein HAS-BLED-Score von ≥ 3 bedeutet ein signifikant erhöh tes Blutungsrisiko. Patienten mit einem HAS-BLED-Score von ≥ 3 sollte eine Antikoagulation nicht vorenthalten werden, auf modifizierbare Faktoren ist genauer zu achten. Darüber hinaus soll te eine regelmäßige bzw. engmaschige Nachkontrolle der Patienten angestrebt werden.
Indikation einer oralen Antikoagulation Männer mit einem CHA2DS2-VAScScore von 0 und Frauen mit einem Score von 1 haben ein niedriges Schlaganfall-
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