Hausarzt 02/2021

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Hausarzt medizinisch

Asthma oder COPD? Zwei eigenständige Krankheitsbilder, welche unterschiedliche Therapien erfordern

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geschritten, treten Kurzatmigkeit und Atemnot selbst in Ruhe auf. Jedoch wer­ den solche Symptome vor allem in frü­ hen Erkrankungsstadien oft als Mangel an körperlicher Fitness oder als Folge von Übergewicht bzw. Adipositas miss­ interpretiert. Charakteristisch für eine COPD sind außerdem Exazerbationen, die mehr oder weniger häufig auftreten und eine große prognostische Bedeu­ tung haben.

Asthma diagnostizieren1

COPD und Asthma bronchiale sind die beiden häufigsten chronischen Atem­ wegserkrankungen. Kommen Patienten mit Husten oder Dyspnoe in die Praxis, so müssen eine Infektion mit SARSCoV-2 und andere Infektionen ausge­ schlossen werden. Dann gilt es – bei der Erstvorstellung – zu unterscheiden, ob Asthma oder eine COPD vorliegt. Nicht selten kann schon bei der ersten Konsultation eine Exazerbation der COPD bestehen, welche primär zu be­ handeln ist. Anhand der Sputumfarbe lässt sich mittels der Stockley-Farbskala (siehe Abb. 1) abschätzen, ob es sich um eine bakterielle Infektion handelt. Ab Farbstufe 3 ist eine bakterielle Be­ siedelung der Atemwege wahrschein­ lich und eine Antibiotika-Therapie zu erwägen. Bei beiden Erkrankungen führt eine genetische Veranlagung zu einer höhe­ ren Wahrscheinlichkeit ihres Auftretens. Umweltfaktoren spielen ebenfalls eine große Rolle bei ihrer Entstehung – so ist beispielsweise das Rauchen die Haupt­ ursache der COPD. Persistieren auch nach dem Abklingen der Exazerbation die Symptome oder Restbeschwerden und deuten auf eine obstruktive Atemwegserkrankung hin, sollte zwischen Asthma und COPD dif­ ferenziert werden. Das kann allerdings selbst für den Lungenfacharzt eine Her­ ausforderung darstellen.1

COPD erkennen1 COPD ist durch anhaltende Beschwer­ den charakterisiert. Diese resultieren aus entzündeten und dauerhaft vereng­ ten Atemwegen. Bei der Differenzial­ diagnose helfen zunächst Patienten­ charakteristika und die Anamnese. Ein höheres Lebensalter und eine positive Raucheranamnese sprechen primär für eine COPD. Zumeist entwickelt sich jene Erkrankung erst in der vierten oder fünften Lebensdekade. Die Patienten waren oftmals jahrelang Raucher und/ oder beruflich einer hohen Schadstoff­ belastung ausgesetzt. Zu den Symptomen, welche typisch für COPD sind, zählen Dyspnoe und ein ausgeprägter Husten, der insbesondere morgens auftritt und häufig von einem zähen Auswurf begleitet wird. Die be­ stehende Obstruktion der Bronchien ist in aller Regel auch unter Therapie kaum reversibel. In der Mehrzahl der Fälle weist COPD eine schleichende Progre­ dienz auf, wobei Schübe vorkommen, die von Exazerbationen getrieben wer­ den. Das macht sich durch zunehmende Dyspnoe bemerkbar, welche zunächst nur bei körperlicher Belastung, etwa Sport, auftritt. In späteren Krankheits­ stadien geben die Patienten Dyspnoe auch bei alltäglichen Tätigkeiten an, zum Beispiel beim Treppensteigen. Ist die Lungenerkrankung bereits weit fort­

Die Diagnose des Asthma erfordert ebenso den Nachweis einer bronchi­ alen Obstruktion, allerdings ist eine teilweise oder komplette Reversibilität der Erkrankung möglich. Asthma kann mit oder ohne allergische Komponente auftreten und zum Teil eine ausgepräg­ te Eosinophilie aufweisen. Charakte­ ristischerweise beginnt Asthma nicht selten im Kindesalter. Ausgeprägter Husten ist das Leitsymptom. Anders als bei COPD ist dieser Husten jedoch trocken und durch körperliche Anstren­ gung oder Kaltluft induzierbar. Ein wei­ teres Zeichen eines Asthma stellt das Giemen dar. Dabei handelt es sich um Geräusche beim Atmen als Folge der Bronchokonstriktion, die auch bei der Auskultation durch forcierte Exspirati­ onsmanöver ausgelöst werden. Auf die X Abb. 1: Die Farbskala zur Beurteilung des Sputums nach Stockley Ab Stufe 3 ist eine bakterielle Infektion wahr­ scheinlich Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4 Stufe 5

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