Hausarzt medizinisch
Welcher Impfstoff ist für wen geeignet? Ältere Personen und Menschen mit Grunderkrankungen suchen Rat
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Impfen bei stabilen Immun erkrankungen möglich
Patienten mit Immunerkrankungen bzw. geschwächtem Immunsystem dürfen unter gewissen Voraussetzungen ebenfalls geimpft werden.
Die Österreicher können sich aufgrund des aktuellen Mangels an Impfstoffen zwar nicht aussuchen, welchen der bei den mRNA-Impfstoffe sie erhalten, doch fragen sich viele Menschen – vor allem ältere und jene mit Grunderkran kungen –, ob der eine besser ist als der andere bzw. ob sich der bald zugelasse ne Vektorimpfstoff für sie eignet. Diese und andere Fragen beantwortet Univ.Prof.in Dr.in Heidemarie Holzmann, Leiterin der Abteilung für angewandte medizinische Virologie an der MedUni Wien.
mRNA-Impfstoffe nahezu gleich wirksam
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In den Zulassungsstudien über die bei den mRNA-Impfstoffe wurden sehr viele Menschen Personen geimpft, u. a. solche mit Vorerkrankungen. „Die Impfstoffe waren in etwa gleich
Expertin zum Thema: Univ.-Prof.in Dr.in Heidemarie Holzmann Leiterin der Abteilung für angewandte medizinische Virologie, MedUni Wien
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Februar 2021
wirksam, in beiden Studien betrug die Wirksamkeit weit über 90 Prozent“, be richtet Prof.in Holzmann und räumt mit gängigen Mythen auf: Die mRNA wer de nicht in die menschliche DNA einge baut, die Impfungen hätten keinen Ein fluss auf die Fertilität und sie könnten keine Krebserkrankung verursachen. Der Vektorimpfstoff enthalte als Trans portvehikel ein nicht vermehrungsfä higes DNA-Virus, das nicht in die hu mane DNA eingebaut werde. „Dieser Vektorimpfstoff wird derzeit Personen unter 65 Jahren empfohlen“, so Prof.in Holzmann. Für Menschen mit soge nannten Zivilisationserkrankungen wie Diabetes oder Herzleiden gilt: Es spricht nichts gegen die zugelassenen Impf stoffe, wohingegen, eine COVID19-Erkrankung bei Menschen mit Grundkrankheiten massive gesund heitliche Beeinträchtigungen zur Folge haben kann.
„Bei Personen mit Immunerkrankungen bzw. geschwächtem Immunsystem kann zur Kontrolle der Antikörpertiter ermittelt werden.“
Personen mit Immunerkrankungen bzw. geschwächtem Immunsystem dürfen un ter gewissen Voraussetzungen ebenfalls geimpft werden. „In die Zulassungsstudi en waren Menschen mit stabilen Autoim mun- und Krebserkrankungen sowie HIV-Patienten einbezogen. Es wurden keine Auffälligkeiten beobachtet. Wenn die Erkrankung stabil ist, die Patienten in der Vergangenheit auch Totimpfstof fe wie die FSME-Impfung gut vertragen haben und man als Arzt keine anderen Einwände hat, spricht nichts gegen eine mRNA-Impfung. Zur Kontrolle kann der Antikörpertiter ermittelt werden“, macht Prof.in Holzmann aufmerksam. Wenn das Immunsystem allerdings äu ßerst geschwächt ist oder eine schwere lymphatische Erkrankung vorliegt, ist von dieser Impfung abzusehen. „Es geht nicht darum, dass die Impfung diesen Pa tienten schaden würde, sondern darum, dass sie keinen Nutzen von ihr hätten“, präzisiert Prof.in Holzmann.
Sehr alte Menschen impfen? Heiß diskutiert wird derzeit, ob Impfun gen zum Tod von hochbetagten Men schen geführt haben. „Geimpft wurden sehr alte Menschen, die zudem Grund erkrankungen und zum Teil nur noch eine geringe Lebenserwartung hatten. So beträgt die Wahrscheinlichkeit von To desfällen in Österreich innerhalb einer Woche in Abhängigkeit allein vom Alter (ohne Berücksichtigung von Grunder krankungen) bei den > 80-Jährigen etwa 1:500. Ein zeitlicher Zusammenhang des Ablebens mit der Impfung bedeutet also nicht per se, dass selbige dafür verant wortlich ist. Dennoch muss jedem To desfall nachgegangen werden“, erläutert Prof.in Holzmann. Im Gegenteil: Ältere Personen vertrügen Impfungen sehr gut, denn je älter sie seien, desto schwächer sei ihr Immunsystem und desto weniger Impfreaktionen wie Fieber kämen bei ihnen vor, so Prof.in Holzmann.